Der expressive Extremist
Von Marius Rehwalt
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Über dieses E-Book
Von einem Mann, der selbst darunter leidet, welchen Schaden seine Aggressionen anrichten und einer Frau, die mit zweiunddreißig Jahren immer noch in ihrer Kindheit feststeckt.
Über die Banalität des Essens und wie schwer es sein kann, sich unter psychischen Belastungen einen Tee zu kochen.
Eine Geschichte von der Freundschaft und darüber, wie sehr die Seele sie braucht.
Depressionen bringen Verzweiflung, aber auch Hoffnungsschimmer mit sich. Die Liebe zur Melancholie, das Bedürfnis nach Annahme und ein Ringen um sehr viel Ruhe.
Kann man sich selbst Mut machen? Gibt es Worte, um die Härte und Schwere einer kaputten Psyche zu beschreiben? Wen lässt man an seinem Leben teilhaben und wen nicht?
Und findet man ein Licht durch die Suche, das Selbst oder die Kunst?
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Buchvorschau
Der expressive Extremist - Marius Rehwalt
Der expressive Extremist
Titel
Impressum
Einleitung I
Annabels Zeit
Bernd und Beatrice
Das Schandmaul, der Ausländer und die Glatze
Mike
Mann der Ewigkeit
Einleitung II
Eine Warnung
Fledermaus I
Die Brücke
Delirium der Beziehung
Essen
Gebet des Weltfremden
Dieser ewige Hang
Fluss
Die neue Depression
Undine und der Ton, der die Seele spaltete
Von Freunden
Oma
Die Schwere der Traurigkeit
Gedankenviren
Danksagung
Über den Autor
Titel
Der expressive Extremist
Kurzgeschichten
Marius Rehwalt
Impressum
Originalausgabe
1. Auflage 2019
© 2019 by Marius Rehwalt
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Herausgeber
David Walther
Dornblüthstraße 21
01277 Dresden
0173 3714104
Umschlaggestaltung und Motiv: Marius Rehwalt
Für Fragen, Anregungen, Buchungen und Presse:
David Walther
0173 3714104
Instagram: mariusrehwalt
Mail: marius_rehwalt@web.de
mariusrehwalt.com
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Einleitung I
Wer bist du?
Wer bin ich?
Und was kann ich wissen?
Wir alle sind Nichts.
In Würde und Qual.
Mit Selbsthass und Liebe.
Jeder ist sein Geheimnis.
Annabels Zeit
Annabel steht im Bad vor ihrem Spiegel und betrachtet sich. Ihr Blick wandert durch sie hindurch, ihr Körper ist für sie nicht existent – das war er noch nie. Doch sie weiß nichts davon.
Auf dem Papier werden ihr zweiunddreißig vergangene Jahre zugeschrieben. Doch Annabel kann sie nicht spüren. Die Klangfarbe ihrer inneren Stimmung ertönt als zartes Mol und das Empfinden über sich selbst spricht von nur mickrigen sieben Jahren.
Tick. Tack. Schlug die innere Uhr. Tick. Tack.
Aus.
Vor vielen Jahren hörte diese immanente Uhr auf zu schlagen. Kein Geräusch mehr der Zeiger, die wie bei allen anderen unermüdlich voranschreiten. Die Zeit blieb stehen und klammerte sich fest in ihrem Geist. Hielt Annabel gebunden mit zeitlosen Krallen, behielt sie im Moment des kleinen Kindes.
Ihre müden dunkelblauen Augen durchdringen sie tief, beschauen ihr Innerstes, die Gedanken, die durch ihren Geist kommen und fliehen.
Ein Lächeln huscht ihr über die Lippen, von dem ihre Augen nichts mitbekommen.
Einmal sagte jemand zu Annabel, sie müsse sich jeden Morgen selbst im Spiegel anlächeln. Damit würde sie sich mehr Selbstbewusstsein erheischen, freudiger durch das Leben ziehen. Positiver.
Aber Annabel ist in sich gekehrt, mit einem vielschichtigeren Problem. Dieses Lächeln hat sie sich als tägliche Routine gut angeeignet. Ihm sitzt aber keine Ehrlichkeit inne. Wenn die Mundwinkel sich erheben, strömt eine Scheinheiligkeit durch den Raum, gewandt an all jene, die sich so sehr wünschen, sie würde lächeln und fröhlich sein.
Aber Annabel weiß nichts davon.
Seit Beginn ihres Lebens spielt sie eine merkwürdig verkrampfte Zufriedenheit aus, eine Liebe der Infantilen. Das liebe, glückliche und immer strahlende Kind, welches allen so viel Freude in die Augen zauberte.
Aber Annabel wusste nichts davon. Sie wusste viel zu wenig von der Welt. Noch weniger von sich selbst.
Dieses Selbst hatte sich tief in ihr vergraben. Anders wäre sie heute nicht mehr unter uns. Die Mauern zu ihrem Sein sind aus schwerem Stein, davor ein Stacheldrahtzaun, Wachleute positioniert im Abstand weniger Schritte.
Hin und wieder ertönt aus diesen Katakomben ein wimmernder, leiser Schrei. Zu zart, um ins Bewusstsein zu gelangen.
›Willkommen. Willkommen in der Fremdbestimmung. Willkommen in der Selbstentfremdung.‹
Hört die Zeit auf sich zu bewegen, dann hören auch alle nachfolgenden Gefühle auf. Emotionen sind gebunden an die Zeit, sie sind niemals von Dauer. Selbst eine Grundstimmung bleibt nicht auf ewig gleich. Der Ton deines Selbst ist hörbar anders als kleines Kind, zu deiner Einschulung, nach dem Abitur, dem ersten Brotjob, dem ersten Kind, deiner ersten Scheidung ... Doch der Ton macht dich aus und reflektiert deine Identität in deiner Umwelt. Jahre bleibt er konstant, um dann in eine etwas andere Klangfarbe zu wechseln.
Doch wie soll dies geschehen, wenn die Zeit zum Erliegen kam und die Emotionen sich nicht entwickeln durften?
In Annabel ist Stille eingekehrt. Sie hängt fest im Alter von sieben Jahren, begegnet mit zweiunddreißig Jahren allem und jedem wie ein kleines, verängstigtes Kind, das heute das erste Mal zur Schule muss.
Die Lehrerin blickte finster drein, die Mitschüler kannten sich schon alle aus dem Kindergarten.
›Ich bin allein. Ich werde für immer allein sein. Ein unbekannter Druck von unzähligen Erwartungen lastet auf meinem Rücken, in meinem Schulranzen. Werde ich ihn jemals los? Die Lehrerin kommt zu mir, öffnet meinen Rucksack und ich stürze zu Boden. Alle um mich herum lachen mich aus. Was legt ihr mir für Steine in mein Leben?‹
Ein fremder Mann baute sich langsam, wie aus einem dichten Nebel, vor Annabel auf. Dann sprach er zu ihr mit finsterer Miene: »Sei lieb! Sei fröhlich! Halte dich an Regeln und Normen! Da! Hörst du das? Hörst du es, kleine Annabel? Dies ist deine Persönlichkeit! Mach sie klein, mach sie halbtot. Baue ihr ein Verlies und füttere sie nur mit