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Mein Leben ist Dein Leben
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eBook300 Seiten3 Stunden

Mein Leben ist Dein Leben

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Über dieses E-Book

>>Die einfache, aber dennoch faszinierende Ansicht eines Kindes entpuppt sich für einen erwachsenen Menschen als absurde, nicht einzuhaltende Metapher <<
Einen Satz, den Marc und Jelien am eigenen Leibe erfahren müssen, denn das Schicksal hat es nicht gut mit Ihnen gemeint. Als sie nach einem schweren Unfall ins Koma fällt, beginnt für Marc ein anderes Leben, denn es ist fraglich, ob sie diesen Unfall überleben wird. Nach Wochen der Ungewissheit, Trauer und Sorge, beschließt Marc - aus tiefster Liebe und Hoffnung - den Traumberuf von Jelien zu realisieren: Redakteurin. Der Haken an der Sache: Sie arbeitet für eine Mode- und Fashion-Zeitschrift für Frauen.
Durch seinen vollen Eifer und mit der Unterstützung ihrer Freunde gelingt es ihm, in dieser von Frauen dominierten Branche tatsächlich Fuß zu fassen. Als Marc auch seinem Job wieder nachkommen muss, weiß er nicht, wie er sein Vorhaben meistern soll.
Wird seine harte Arbeit und die körperlichen und seelischen Strapazen belohnt werden?
Gelingt es Marc diesen Traum zu verwirklichen?
Und was wird aus Jelien?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum8. Mai 2017
ISBN9783744877510
Mein Leben ist Dein Leben
Autor

Benjamin Goesch

Benjamin Goesch, 1980 geboren, Autor und Texter. Keinen festgelegten Bereich beim Schreiben, verfasst Liebes-Dramen, Psycho-Thriller, Fantasy und Kurzgeschichten sowie regionale Krimis, spielend in Timmendorfer Strand und der Umgebung. Internet-Seite: www.tigerstories.de

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    Buchvorschau

    Mein Leben ist Dein Leben - Benjamin Goesch

    21

    1

    Niemandem ist es möglich in die Zukunft zu blicken, auch wenn die meisten dies sicher gerne können würden. Dann wäre es jedem klar was einen erwartet, es würde anders und besser mit den Situationen umgegangen, oder sich nur und ganz darauf konzentriert werden.

    Was es jedoch für ein Leben wäre, das kann sich niemand vorstellen. Stetig an später denken und jegliche Konsequenzen wissen, das wäre kein Leben. So wie es ist, ist es völlig korrekt - und macht das Leben auch so interessant. Ungewissheit ... Ja, sie mag eine Plage sein, doch treibt sie uns auch an, treibt uns an eben genau jene Dinge zu tun die wir tun, meistens ohne darüber nachzudenken ... Jeden kleinen Schritt zu planen, ihn ständig in seinen Gedanken zu haben ob er denn richtig sein mag oder auch nicht und was er mit sich bringen könnte - irgendwann wäre das Zerbrechen daran gewiss. Es ist gut wie es ist - wenngleich man es sich nun doch manchmal wünscht es zu können ...

    Ein Blick in die Zukunft - vielen wäre damit unschätzbar geholfen ... Vor allem dann, wenn sie vor einer quälenden Ungewissheit stehen, die einem das Herz im Leib zerreißt ...

    >>Weißt du noch wo wir vor Drei Jahren waren?<<

    Leise und zaghaft sprach er diese Worte, angelehnt an ihr Krankenbett, in der Montur wie sie auf Intensivstationen üblich waren. Sein Gesicht war von Müdigkeit gezeichnet, dicke Ringe zierten seine Augen, die Haut war blass, seine Hände rau vom ständigen desinfizieren ... Es war dieser eine, kurze Satz der erneut Ratlosigkeit mit sich brachte, doch schürte er auch Hoffnung. Was, wenn sie ihn verstand? Was, wenn sie nur kein Zeichen geben konnte es zu signalisieren? ... Heißt es nicht, dass Menschen die im Koma liegen, Worte verarbeiten, dass sie verstehen können und so vielleicht wieder zurück ins Leben finden? Oder ist es nur dummer Aberglaube? Schon oft erhörte man, das Menschen genau durch diese Art wieder zurück in das Bewusstsein gefunden haben - kann es also wirklich bloß erdacht sein?

    >>Ich weiß es noch ganz genau.<<

    Ununterbrochen hielt er ihre Hand, stets vorsichtig um die Kanüle nicht zu berühren und ihr so wehzutun.

    >>Genau wie jeden einzelnen anderen Tag, den ich mit dir verbracht habe.<<

    Wasser sammelte sich in seinen Augen ... Formte sich zu einer Träne - und suchte sich den Weg an seiner Wange hinab ...

    Unzählige Tränen waren bisher über seine Wangen geflossen, so viele wie in seinem ganzen Leben noch nicht. Und er wusste, dass noch viele weitere folgen werden, ganz gleich was ihn noch erwarten wird.

    >>Ich möchte nicht, dass du mich alleine lässt.<<

    Flüsternd lösten sich die Worte von seinen Lippen.

    Er schmeckte das Salz der Tränen auf ihnen, fühlte wie sie getränkt waren und sich unendlich schwer taten eine Bewegung zu beginnen und diese auch zu vollenden.

    >>Du weißt, dass ich kein Egoist bin ... Nur ... Lass es mich dieses eine einzige Mal sein. Was soll ich ohne dich denn machen?<<

    Seine Stimme zitterte, erneut suchten sich Tränen den Weg über sein müdes und sorgenvolles Gesicht. Eine kurze Stille herrschte, bevor er leise folgende Worte sagte:

    >>Ich liebe dich ...<<

    >>Hier bei Kist?<<

    Die ältere, weibliche Stimme, welche durch den Hörer in das Ohr des Anrufers sprach, klang weich und erwartend.

    >>Ich bin es, Marc!<<

    Seine Stimme klang aufgebracht und hektisch, nicht im Ansatz so wohlig und entspannt, wie die der Frau am anderen Ende des Hörers.

    >>Schön dich zu hören. Was gibt es denn mitten am Tag?<<

    Und genau das war es was er mitteilen wollte. Um gar keinen Preis - doch er hatte es den Ärzten nicht ausreden können, dass er sich um diese Angelegenheit kümmern würde. Dringlichst hatte man es ihm ans Herz gelegt, diese Sache jemand anderem zu überlassen, jemandem der Erfahrung in solchen Situationen mitbrachte, doch Marc hatte sich nicht davon abbringen lassen es selbst zu tun.

    >>Es ist ...<<

    Marc´s Stimme stockte.

    >>Was gibt es? Ist alles ... in Ordnung? Warum bist du denn so aufgebracht?<<

    >>Es geht um Jelien ...<<

    >>Hat sie wieder etwas ausgefressen?<<

    Marc konnte das Lächeln am anderen Ende der Leitung erkennen, das seiner zukünftigen Schwiegermutter auf den Lippen lag.

    >>Ich weiß nicht wie ich es sagen soll ...<< Seine Stimme wurde immer nervöser.

    >>Ganz ruhig Marc. Was ist passiert?<<

    Es ging nicht anders, er musste es sagen. Jetzt.

    Noch bevor er den Satz richtig beginnen konnte, kamen ihm die Tränen und ließen seine Worte zittern.

    >>Jelien hatte einen schweren Unfall! Sie ... Sie ist im Krankenhaus.<<

    Er schluchzte, holte tief Luft und fuhr ohne zu warten fort.

    >>Es ist hart, wenn ich dir das jetzt so einfach sage, aber ich wollte es tun. Mir fehlt im Moment jeglicher Sinn und mein Verstand ist sonst wo, darum tut es mir auch so Leid, dass ich nicht ...<<

    Seine Worte überschlugen sich, hasteten über seine Lippen, gleichzeitig gebremst von seinem Zittern.

    >>Was ist mit ihr? Bitte sag´ was passiert ist!<<

    Die sanfte, beruhigte Stimme am anderen Ende war aufgebracht, laut und verzweifelt.

    >>Es tut mir so Leid.<<

    Die Beherrschung war ihm unmöglich, er konnte es nicht verbergen wie er sich fühlte. Nur musste er, hier und jetzt, sagen was geschehen war, ohne Umschweife, denn so wie er sich jetzt gerade verhielt, machte es die ganze Sache noch schlimmer.

    Tief holte er Luft, stoppte seinen Atem kurz und begann, endlich und ohne groß auszuholen, den Satz, der alles verändern würde ...

    >>Sie ist im Krankenhaus! Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Sie liegt im Koma! Wir ... Wir waren in der Fußgängerzone. Ich war beim Bäcker, wollte uns Kaffee besorgen ... Jelien stand an der Baustelle und sie wartete auf mich, ich konnte nichts tun, ich habe nur gesehen wie ...<<

    Ohne Punkt und Komma ratterte er die Worte herunter, ohne daran zu denken, wie es für denjenigen am anderen Ende des Telefons sein würde. Es musste gesagt werden, was hatte er also für eine Wahl?

    >>Was?! Nein!!! Oh Gott!!! Wo ist sie? Wie ... geht es ihr? Oh Herr Gott, Jelien!<<

    Es ging ihm durch Mark und Bein, erschütternd musste er anhören, wie Jelien´s Mutter in heftiges Weinen ausbrach und ihre Hysterie nicht zügeln konnte.

    Weitere Worte wechselten und alle waren ständig begleitet von Schluchzen, Wimmern, Stocken ...

    Marc wusste, dass er auf ganzer Linie versagt hatte, aber das hatte er sich selbst eingebrockt. Jemand anderes hätte diesen Part übernehmen können ... Nein, hätte es tun müssen. Jemand der geschult war es beizubringen, wenn es so etwas zu verkünden gab. Aber nein, er wollte es unbedingt selbst tun - doch erst jetzt merkte er, was für einen Schaden er hätte anrichten können.

    Marc beneidete jene Leute nicht, die dazu geschickt wurden, um genau diese Art von Dingen zu tun, die er soeben vollbracht hatte. Auch wenn er verdutzt darüber war, dass er seine Hemmungen so schnell überwunden hatte, so war er absolut nicht damit zufrieden, wie er es ihr gesagt hatte ... Nun war es zu spät, es war raus, er hatte es gesagt und genau wie jeder andere, der davon erfuhr, war er mit den Nerven völlig am Ende.

    Ohne, dass angeklopft wurde, öffnete sich die Tür zum Zimmer. Zwei Männer in ebensolchen grünem Stoffgewand, wie er es trug, betraten den Raum. Durch den Laut der sich öffnenden Tür zuckte er leicht zusammen und wurde wieder in die Realität geholt ... Bevor er sich umdrehte, wischte er die Tränen aus dem Gesicht.

    >>Guten Morgen. Sind Sie Herr Stroben?<<

    Die kräftige Stimme klang trotz ihrer Härte freundlich und zart, wie man sie so viel zu selten hörte. Die meisten Stimmen waren entweder das eine oder das andere, selten nur beides zugleich.

    >>Ja, der bin ich.<<

    Erschöpft erhob er sich aus dem Stuhl, der am Bett stand.

    >>Darf ich Sie bitten, uns mit in den Nebenraum zu begleiten?<<

    Ohne Anstand und Gedanken, was ihn verwunderte, folgte er den beiden Männern in das Nebenzimmer.

    Eine große Liege, diverse Schränke mit riesigen Türen und Schubladen mit kleinen Aufklebern darauf, eine an der Wand entlang gezogene Schreibtischbank mit Zwei Monitoren samt Tastaturen und Vier Stühle zierten die tristen weißen Wände und den dunkelgrünen Fußboden des Raumes, zwischen Zwei Schränken und einem Spiegel war das Gerät für das Betrachten von Röntgen-Aufnahmen erkennen.

    Die Tür wurde geschlossen.

    >>Ich bin Dr. Walter Lebow, leitender Chirurg dieser Klinik. Ich habe Frau Kist operiert und bin auch für die weitere Behandlung zuständig ... Dies hier ist Dr. Professor Egon Ehrberg aus der Parabellum Klinik in Hamburg. Darf ich Sie über die momentane Situation, die Verfassung und auch den weiteren Verlauf der geplanten Behandlung ihrer Lebensgefährtin aufklären?<<

    Erleichternd reichte er beiden die Hand und schüttelte sie kräftig, so kam es ihm jedenfalls vor. Jeder Knochen seines Körpers schmerzte durch die andauernd gebeugte Haltung am Bett, er versuchte dennoch möglichst aufrecht zu stehen und sich nichts anmerken zu lassen, obwohl er ganz genau wusste, dass er vor niemandem irgendeine Haltung annehmen musste, gerade nicht in solch einer Situation.

    >>... Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu getan ... Und ich werde es auch die nächste Zeit kaum können ... Bitte sagen Sie mir, wie es um sie steht.<<

    Erstaunt über seine eigene Gefasstheit war er im Nu´ wieder ganz da, nichts von der Erschöpfung und Müdigkeit zu spüren, die noch vor ein paar Sekunden seinen gesamten Körper belagert hatte. Jetzt ging es darum zu erfahren, wie es um sie stand ...

    Dr. Lebow ergriff das Wort.

    >>Leider können wir noch keinerlei Versprechungen machen, was den weiteren Verlauf der Behandlung und der bevorstehenden Genesung angeht, doch können wir soviel sagen, dass ihre Lebensgefährtin die Operation gut überstanden hat. Ich wünschte aber ich könnte Ihnen dazu sagen, dass sie außer Lebensgefahr schwebt, doch kann und darf ich Ihnen dieses Versprechen nicht geben.<<

    Er machte ein paar Schritte zum Schreibtisch, tippte etwas auf der Tastatur und klickte sich durch ein paar Fenster ... Dr. Ehrberg übernahm das Wort.

    >>Bitte nehmen Sie Platz. Darf ich Ihnen etwas bringen lassen?<<

    >>Danke nein, ich möchte nichts. Bitte sagen Sie mir, was los ist.<<

    >>Nun, wie Dr. Lebow bereits erwähnt hat, können wir noch keine weiteren Angaben zum weiteren Verlauf sagen ... Wir können Ihnen mitteilen wie wir weiter vorgehen werden und was ihre Lebensgefährtin noch erwartet ...<<

    Als der Satz beendet war, spürte er eine unbeschreibliche innere Aufruhr. Er setzte sich auf den kalten Metallstuhl und stützte seinen Kopf auf den Händen ab.

    Dr. Ehrberg wandte sich von den Monitoren wieder zu ihnen um und setzte sich ebenfalls. Erst jetzt konnte man erkennen, dass auch sein Gesicht von Erschöpfung gezeichnet war, seine ergrauten, welligen Haare waren leicht zerzaust und machten ihn somit noch einige Jahre älter.

    >>Wir haben Frau Kist acht Stunden operiert, Dr. Lebow war der assistierende Arzt an meiner Seite.<<

    Er machte eine Pause und strich sich durchs Haar.

    >>Genaueres können wir erst in einigen Tagen sagen, wir wissen nur soviel, dass Frau Kist die Operation gut überstanden hat und sich den Umständen entsprechend gut verhält.<<

    Der Doktor stand auf und ging zum Röntgenbetrachter, um die angehefteten Aufnahmen zu erläutern.

    Er seufzte bevor er den Satz begann.

    >>Ich möchte Ihnen nichts vormachen, wie es um Frau Kist steht ...<<

    Mit ernstem Blick sah er auf zu Doktor Ehrberg, dann nahm er den weißen Kunststoff-Stift und zeigte auf die Aufnahmen.

    >>Ihre Lebensgefährtin hat eine massive Fraktur der hinteren Schädeldecke, die eine Blutung des Gehirns verursacht hat. Durch die Wucht des Aufpralls des Zementsacks wurde die Brust-Wirbelsäule so sehr zusammen gestaucht, dass das Rückenmark und eine Vielzahl der Nerven schwer verletzt wurden. Wir können zwar mit genauer Gewissheit sagen, dass sie normal wieder laufen kann, nur wir wissen nichts darüber, wie es um ihre anderen körperlichen und psychischen Funktionen steht ... Dies werden wir erst dann erfahren, wenn sie aus dem Koma wieder erwacht.<<

    Doktor Lebow senkte seine Arme und blickte zu seinem Kollegen hinüber. Mit seiner angenehmen Stimme ergriff er das Wort.

    >>Das sind sehr harte und direkte Worte, aber ist es so der beste Weg es Ihnen klipp und klar und ganz unmissverständlich zu erläutern, was Sache ist. Wir wollen keine unnötigen Hoffnungen schüren oder dergleichen, aber wir versprechen Ihnen, dass wir alles mögliche tun und in Erwägung ziehen werden, um Ihrer Verlobten zu helfen.<<

    Marc´s Herz schlug bis zum Hals, schnürte ihm fast die Luft ab ... Er wollte etwas sagen, doch er konnte es nicht, er war wie gelähmt, das Einzige, was er konnte, war seinen Kopf zu heben und mit durchdringendem Blick Doktor Ehrberg und Lebow anzusehen, mehr nicht ... Seine Lippen waren wie Findlinge, unhebbar schwer und starr. Tausend Fragen rasten durch seinen Kopf und prallten ungebremst und mit voller Wucht gegen seine Stirn, die diesen stechenden Kopfschmerz verursachten, den er jetzt fühlte wo er wusste, was mit Jelien passiert war.

    >>Wir können Ihnen nur raten nach Hause zu gehen und versuchen etwas zu schlafen ... Sie tun sich mehr damit einen gefallen als ständig hier zu bleiben. Wenn Sie es wünschen, können wir Ihnen auch ein Taxi rufen lassen.<<

    Noch immer saß er auf dem Stuhl, wie angewurzelt ... Er verspürte allerdings, wie seine Lippen wieder leichter wurden.

    >>Ich würde gern noch etwas hier bleiben. Nur noch eine Weile ...<<

    >>In Ordnung. Sollten Sie irgendetwas brauchen oder Fragen haben ...<<

    >>Danke. Haben Sie vielen Dank.<< Doktor Ehrberg nickte stumm.

    >>Dann gehen Sie jetzt wieder zu ihr, das wird ihr gut tun.<<

    Langsam kehrte die Kraft in seinen Körper zurück, er spürte, dass er langsam wieder Herr der Sinne wurde. Ohne Probleme konnte er aufstehen, einzig seine Gedanken waren ein absolutes, emotionales Chaos, durch das niemand durchzublicken vermochte.

    Sie verließen das Zimmer. Doktor Ehrberg und Doktor Lebow verschwanden im Beratungsraum und seine Beine trugen ihn, ohne zu zögern, zurück zu Jelien.

    Er setzte sich wieder ans Bett, nahm ihre Hand und hielt sie sanft in der Seinen. Er schaute sie an, sah den großen Verband an ihrem Kopf, den Schlauch in ihrem Mund, der sie beatmete, die Kabel zur Überwachung der Puls und Vital-Werte, hörte den gleichmäßigen Ton der Herzfrequenz.

    >>Als wenn du nur schläfst ...<<

    Wieder wurden seine Augen feucht ... Erst jetzt schien er zu realisieren, was ihm die Ärzte eben im Nebenzimmer mitgeteilt hatten.

    >>Warum schläfst du nicht einfach nur ...? Und dann wachst du einfach auf und bist muffelig, wie jedes Mal wenn du wach wirst, schaust mich müde an, blinzelst und schmiegst dich dann ganz dicht an mich.<<

    Er beugte sich weiter nach vorn, streichelte vorsichtig über ihre warmen Wangen.

    >>Warum schläfst du nicht nur?<<

    Ganz vorsichtig küsste er sie. Tränen tropften auf ihre Wange und liefen an ihrem Hals in das Bettlaken. Ein tiefer und verliebter Blick musterte sie, dann stand er schwerfällig auf, ging zur Tür, legte seine Hand auf die Türklinke. Die feuchten Augen wischte er am grünen Kittel trocken, noch einmal drehte er sich zu ihr um und sagte mit leiser Stimme:

    >>Bis später Süße. Ich liebe dich.<<

    Dann verließ er, wie es ihm die Ärzte geraten hatten, die Klinik.

    Nun aber bleiben Glauben,

    Hoffnung, Liebe, diese Drei;

    aber die Liebe ist die Größte

    unter ihnen

    1. Korinther 13.13

    2

    Marc´s schwarzes Coupé suchte sich im dichten Stadtverkehr von Kiel den langsamen Weg nach Hause. Er hatte heute im Sender früher Schluss gemacht, denn heute war der Jahrestag von Jelien und ihm - es war der vierte August.

    Vor genau Drei Jahren hatten sie sich auf einem Konzert von 'The CI´s' in Hamburg kennengelernt, und er hätte damals nie daran gedacht, dass es die Liebe seines Lebens werden könnte. Er musste unweigerlich zu schmunzeln anfangen, als er daran dachte, dass er Robin, ihren Begleiter, für ihren Partner gehalten hatte ... Wer würde dies nicht tun, der Anblick eines Mannes und einer Frau, Hand in Hand umherlaufend ...? Eines Besseren wurde er erst belehrt, als sie ihm im Gedränge und der ohrenbetäubenden Lautstärke des Konzertes ein Bier über sein Hemd schüttete. Noch ganz deutlich hatte er ihr entsetztes Gesicht noch vor Augen. Selbst ein Blinder hätte erkannt, wie peinlich ihr diese Aktion war, wie Verlegenheit und Scham in ihren Augen standen und ein amüsierter, lauthals lachender Begleiter an ihrer Seite stand und sich nicht mehr halten konnte ... Die dann folgende, euphorische Entschuldigung ihrerseits brachte sie näher ins Gespräch, in welchem sich herausstellte, dass ihr, Händchen haltender, Begleiter ihr bester Freund war - und homosexuell. Nach dem Konzert wurden kurzerhand die Telefonnummern ausgetauscht. Es stellte sich heraus, dass sie aus Kiel kam, keinen Freund hatte, aber schon eine kleine Ewigkeit auf der Suche war - und ehe man sich versah, hörte man sich am nächsten Tag am Telefon und traf sich zwei Wochen später im `Polar´ in Kiel, wo sich eine unübersehbare Zuneigung jedem offenbarte, der diese beiden auch nur von weitem sah. Eine weitere Woche später folgte Treffen Nummer Zwei, eher war es beiden nicht möglich gewesen, denn die Arbeit hatte sie jeweils bis in den späten Abend hinein auf Trab gehalten und keine Zeit für ein Wiedersehen gelassen. Bei besagtem Treffen wurden bereits mutigere und offensichtlichere Annäherungsversuche unternommen. Der erste Kuss allerdings kam es erst bei Treffen Nummer Drei, an dem es Beiden definitiv bewusst wurde, dass es gefunkt hatte. Absolut Hollywood-Like fiel der erste Kuss in romantischer und idyllischer Atmosphäre an einem in Sonnenuntergang getauften Strand, hier und da hörte man ein paar Möwen, sonst war nichts weiter als das Rauschen der Wellen zu hören ... Zuvor hatte Marc ihr seine Jacke angeboten, da es ihr fröstelte, nach dem Kuss berichtete sie ihm, dass ihr aus purer Aufregung kalt war und bereits beim zweiten Treffen einen Kuss erhofft hatte. Nach diesem langen Kuss schlenderten die beiden noch weiter am Strand entlang und redeten über alles mögliche, auch darüber, dass sie sich mehr von dieser Sache erhofften - was letzten Endes auch eingetreten war. Es war ungewohnt für sie gewesen, dass auch der Mann so schüchtern, zurückhaltend und aufgeregt war, wie sie. Gerade wenn man älter war dachte man, dass es einem in solchen Situation leichter fiel die Kontrolle zu haben, dass man einfach reifer war, weiß was einen erwarten konnte, dass die jugendliche Neugier still

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