Traurig
Von René Gaarz
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Buchvorschau
Traurig - René Gaarz
Es war das Jahr 2015, der Herbst stand vor der Tür, und mir ging es von Tag zu Tag schlechter. Mit dem Laub fielen nicht nur die Blätter zu Boden, sondern auch zunehmend meine Stimmung. Mit Sicherheit kam der erneute Aufenthalt in einer Klinik nicht überraschend, es hatte sich sogar mehrere Wochen vorher angekündigt, dennoch traf es mich vollkommen unvorbereitet. Sofern man sich überhaupt darauf vorbereiten kann. Vor allem die Wucht und die Stärke einer Depression hatten mich völlig überrascht. Man kann sagen, dass ich die Krankheit unterschätzt habe. Bis dahin wusste ich nicht, was es bedeutet, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, nicht zu wissen, was mit einem passiert, nun jetzt weiß ich es. Man sagt, dass man ein gewisses Maß an Leid in seinem Leben durchzustehen hat, man sagt, dass sich in jedem von uns, irgendwann die Schattenseite des Lebens zeigen wird, man sagt aber auch, dass in allem ein tieferer Sinn steckt und damit einem höheren Zweck dient. Zumindest hoffe ich das, damit nicht alles vollkommen umsonst war. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine Zeit voller Entbehrungen, ohne am Ende sagen zu können: „Es war besser so, dass es passiert ist." Vielleicht war ich nicht mehr in der Lage, meine bestehende Beziehung so weiter zu führen oder zu halten. Vielleicht war alles nur ein Hilferuf, weil mir alles über den Kopf gewachsen war. Vielleicht .
Aber was auch immer mich innerlich so berührte, wollte sich zeigen, denn die Seele findet immer einen Weg sich mitzuteilen sei es körperlich oder durch die abtrünnigen Schichten unserer Psyche. Es war auf jeden Fall die schwierigste und traurigste Zeit meines Lebens, zumindest bis dahin. Ich war so verzweifelt, dass ich mehr als nur einmal an mein Ableben gedacht habe und vielleicht sogar daran dachte, diesem in irgendeiner Art und Weise nachzuhelfen. Ich will gar nicht aufzählen, wie oft der Tod mich anlächelte und meine Tabletten dabei verführerisch nach mir riefen. Was mich letztendlich immer wieder davon abhielt, weiß ich nicht. War es meine Tochter, die Überzeugung, dass alles irgendwann besser wird oder einfach nur die Angst, beim Erwachen als Versager zu gelten? Nun ich bin froh, dass meine Schranktür und somit auch der Tod vor mir verschlossen blieb. Heute kann ich behaupten, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, einfach eine Weile zu warten, auf den Tag, an dem es einem wieder besser geht. Es hat zwar lange gedauert und es hat mich mehr als nur Geduld gekostet, aber der Tag kam. Und es hat sich gelohnt, auf ihn zu warten.
Leider war mein Zustand der seelischen Erschöpfung einhergehend mit einer anderen eigentlich weniger gefährlichen Psychose namens Liebe.
Es war ein Zufall, dass ich sie traf, sie war einfach da, von heute auf morgen. Sie saß auf einem Stuhl, verunsichert, geschunden und hilflos, so wie wir alle. Es ging alles so schnell, so dass ich mich heute frage, ob ich wirklich verliebt war oder einfach nur Angst, vor dem Allein sein hatte. Wahrscheinlich war es ein Zusammenspiel aus beiden, allerdings war es womöglich die Angst, die dafür sorgte, dass die Gefühle teilweise unerträglich wurden. Denn Liebe verlangt eben Geduld, doch Angst lässt dafür nun einmal keinen Spielraum.
Wir sahen uns jeden Tag, selbst dann, als sie die Station verließ und auf eine neue wechselte. Sie fehlte mir, sobald sie den Raum verließ. Und der Tag begann erst in dem Moment, als wir uns wiedersahen. Wir verstanden uns so gut, dass ich in ihr einen Neuanfang sah, das Leben danach oder einfach nur die Hoffnung. Ich fing an, Gedichte für sie zu schreiben, mein Ziel war es ihr aufzuzeigen dass sie jemand Besonderes ist, jemand Einzigartiges, was sie für mich auch war, ihr damit Kraft zu geben und sie damit aufzubauen. Denn das Selbstwertgefühl ist der Teil unserer Seele, der unter der Last der depressiven Phase am stärksten zu leiden hat.
Sie weckte so viel Kreativität in mir, ähnlich einer Muse, dass ich einer Art Schreibsucht verfiel, mit der Hoffnung vielleicht irgendwann ihr Herz damit zu gewinnen. Doch obwohl ich so viel Herzblut in meine