Sommergras 136: Vierteljahreszeitschrift der DHG
Von Books on Demand
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Auch in dieser Ausgabe hat sich die Redaktion wieder um größte Vielfalt bemüht. Dem Aufruf, ein Haiku zum Thema "Licht in dunklen Tagen" zu schreiben, folgten 29 Autoren und Autorinnen. Im Kaleidoskop veröffentlichen wir ein interessantes Gespräch über das Haiku zwischen Volker Friebel und Saskia Ishikawa-Franke
Claudia Brefeld stellt die neue Rubrik "Kompakt" vor, in der Begriffe rund um das Haiku erklärt werden sollen.
Wie gewohnt finden sich im neuen Heft die Haiku- und Tanka-Auswahl, Haibun, Rengay und Kettendichtungen der Mitglieder.
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Buchvorschau
Sommergras 136 - Books on Demand
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.
Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.1 unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
¹Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
neues Jahr, gute Vorsätze, neue Ideen … So wünschen wir uns den Start mit Ihnen 2022!
Wie rege Sie sich mit Einsendungen zu einzelnen Aufrufen beteiligen, zeigt sich wieder sehr eindrucksvoll an unserer Rubrik „KreAktiv. Von den 29 Einsendungen präsentieren wir in dieser Ausgabe nur eine Auswahl. Sie zeigt die vielfältigen Assoziationen, die Sie mit dem vorgegebenen Motto „Licht in dunklen Tagen
verbinden.
Auch zu den übrigen Rubriken haben uns wieder zahlreiche Einsendungen erreicht. Wir möchten alle Neulinge und sich bisher zurückhaltende Mitglieder einladen, uns Ihre Beiträge zu senden! Seien Sie mutig, nur wer wagt, gewinnt. Je vielfältiger Ihre Einsendungen, desto vielfältiger die abgedruckten Beiträge!
Was wir uns über Einsendungen zu vorgegebenen Themen hinaus wünschen, ist eine aktivere Beteiligung in Form von Ideen und kontroversen Diskussionen. Ihre Meinungen und Vorschläge sind gefragt, nur Sie können das Haiku und insbesondere unsere innovative Rubrik HaiQ mit Leben füllen und weiterentwickeln. Auf Dauer kann diese Rubrik nicht ausschließlich auf Redaktionsvorschlägen fußen, wie wir in dieser Ausgabe veranschaulichen. Um es mit den Worten von Mark Twain zu sagen: „Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun."
Dazu wollen wir von der Redaktion ebenfalls beitragen, und zwar in Form der neuen Rubrik „Kompakt, die Grundbegriffe rund um das Haiku aufgreift und kurz erläutert. Wir geben mit dem Begriff „Zappai
den Startschuss. Senden Sie uns gerne Ihnen unbekannte oder inhaltlich nicht klare Begriffe, die wir ab der nächsten Ausgabe dann aufgreifen wollen! Auch diese Rubrik lebt von Ihrer Mitarbeit!
In diesem Sinne
Ihr Thomas Opfermann
Inhalt
Editorial
KreAktiv
Aufruf
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth: Haiku oder Aphorismus?
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Tony Böhle: Body Positivity und Tanka: 5-7-5-7-7 zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Haiga: Claudia Brefeld und Bernadette Duncan
Moritz Wulf Lange: Die Anfänge des deutschsprachigen Haiku Teil 5 – der Beginn der deutschsprachigen Haiku-Tradition nach Kriegsende
Haiga: Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Conrad Miesen: Zum 15. Todestag von Leonie Patt. Porträt und Würdigung 2. Teil
Volker Friebel und Saskia Ishikawa-Franke: Von Freiburg nach Otsu Ausschnitte aus einem Gespräch über das Haiku
Haiga: Paul Bernhard und Claudia Brefeld
Thomas Opfermann: Zum 100. Geburtstag von Lia Frank
Neue DHG-Mitglieder
Haiga: Gabriele Hartmann
HaiQ
Kompakt
Claudia Brefeld: Das Zappai
Auswahlen
Haiku- und Tanka-Auswahl
Haiga: Claudia Brefeld und Bernadette Duncan
Mitgliederseite
Haibun
Tanbun
Tan-Renga
Rengay
Kettengedichte
Haiga: Christof Blumentrath
Rezensionen/Besprechungen
Traude Veran: Haiku von Petra Klingl
Deborah Karl-Brandt: The Endangered C – Playing with Language, Typography and Space von Jim Kacian
Volker Friebel: Die frühen deutschen Haiku von Franz Blei und Yvan Goll von Moritz Wulf Lange
Moritz Wulf Lange: Die Schriftstellerin Imma Bodmershof von Cécile Cordon
Petra Klingl: 17 Ansichten des Berges Fuji – Bilder und Tanka von Sabine Sommerkamp
Peter Rudolf: der anfang von etwas von Gregor Graf:
Thomas Opfermann: Im Wandel des WIRs. Almanach 2021 von Artur Böpple
Mitteilungen
Impressum
KreAktiv
Im vergangenen SOMMERGRAS hatten wir Sie eingeladen, ein Haiku zum Thema „Licht in dunklen Tagen" zu dichten. Und so flatterte manch Erhellendes in unsere Redaktionsstube, auch Mysteriöses, Verse zu Menschlichem und Allzumenschlichem. Insgesamt waren es 29 Haiku. Gerne haben wir uns erleuchten lassen, gelesen und gewichtet. Schließlich kamen gleich zwei Haiku mit gleicher Punktzahl auf den ersten Platz. Wir gratulieren!
Klirrende Kälte
Am Ende der Straße
lässt du das Licht an
Tim Reichert
Dämmerung –
ein Lampion tritt
aus dem Nebel
Angelica Seithe
Und hier eine Auswahl der Haiku, die die Juroren mehrheitlich überzeugt haben. Alle weiteren Haiku, die uns erreicht haben, werden ebenfalls veröffentlicht. Wie immer auf „Hallo Haiku", dem Online-Portal der Deutschen Haiku-Gesellschaft: www.haiku.de/sommergras-136
Winterpark
wie der Vollmond
ans Morgendämmern übergibt
Martin Berner
Immergrün –
eine Amsel lauscht
dem Schnee
Claus Hansson
Passio-Flora
an der Hauswand klammert
Wintersonne
Ute Kassebaum
Abendstunden
auf dem Friedhof
leuchtet Erinnerung
Willemina Preiß
Sternennacht
meine Augen erklimmen
die Himmelsleiter
Friedrich Winzer
Aufruf
Ein Unterstollen für den Meister
Frühling bricht auf! Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen, die Herzen weiten sich. Schärfen Sie Feder und Sinne und treten Sie in einen Dialog mit einem der großen Meister: mit Issa. Wir laden Sie ein, zu dessen Haiku zum Frühling einen zweizeiligen Unterstollen zu schreiben, sodass eine kleine Dialog-Dichtung im Sinne eines Tan-Renga daraus entsteht. Wir sind sehr gespannt! Und freuen uns auf Ihre Einsendungen. Das Haiku von Issa lautet (Übersetzung: Gerolf Coudenhove):
Ohne viel Getu’
ist der Frühling einfach da –
Helles Himmelsgelb!
Einsendungen an
redaktion@deutschehaikugesellschaft
Stichwort: Haiku KreAktiv
Einsendeschluss: 15. April 2022
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth
Haiku oder Aphorismus?
Ausgehend von der Duden-Definition „ein prägnant-geistreicher, in sich geschlossener Sinnspruch in Prosa, der eine Erkenntnis, Erfahrung, Lebensweisheit vermittelt und nach Auswertung weiterer renommierter Quellen, wie das wissenschaftliche „Lexikon der Literatur
von Gero von Wilpert¹ oder die Internet-Enzyklopädie „Wikipedia², stimmt man grundsätzlich darin überein, dass es sich hier um einen kurzen, aussagekräftigen Spruch, also nicht um Lyrik handelt, dennoch in der Tendenz nicht fiktional. Im Unterschied zu allgemeinen Sprichwörtern lässt sich der Aphorismus außerdem klar einem Autor zuordnen. Damit formuliert er als selbstständiger, einzelner Gedanke zugleich eine besondere Einsicht bis hin zu einem persönlichen Urteil. Markus Mirwald (*1982) präzisiert: „Aphorismen zu schreiben, ist der Versuch, eine An- oder Einsicht in wenige Worte zu fassen – und glaubhaft zu machen, dass es dem nichts hinzuzufügen gibt.
³ Dazu zwei Beispiele: „Freundschaft ist die Ehe der Seelen von Voltaire (1694–1778) und „Man nennt manches Bosheit, was mit einem hässlichen Gesicht getan wird
von Georg Christoph Lichtenberg (1742–1899). Letzteres lässt weiterhin einen gewissen Zug zur Polemik erkennen. Im Allgemeinen pflegt ein Aphorismus als sogenannter philosophischer Gedankensplitter noch zum Hinterfragen,