eitdem es die Schrift gibt, sieht unsere Lesenormalität so aus: Gedanken bilden sich im Kopf, man schreibt sie in Buchstaben von links nach rechts nieder. Und genauso folgen wir auch dem linear entstandenen Text, der sich dann erst im Bewusstsein zu einer Architektur oder einem Bild entwickelt. Der sensationelle Band „handverlesen – Gebärdensprachenposie in Lautsprache“ erschafft eine völlige Novität. Denn nun verläuft der Weg zum Verfassen eines literarischen Werks umgekehrt. Am Anfang steht die Körper innen – und erst danach wird sie zum lautsprachlich niedergeschriebenen Text. Bislang von der großen Öffentlichkeit kaum beachtet, zeigt uns diese kleine Gruppe ihre großartige Lyrik, die dem selbstbewussten Vorwort von Franziska Winkler zufolge eine „eigenständige Literaturgattung“ begründe. Noch bevor sich Verse überhaupt von der Fläche des Papiers lösen könnten, erlangen sie eine Dreidimensionalität, vital und verzaubernd.
UND AUS WORT WARD KÖRPER
Nov 27, 2023
3 Minuten
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