Sommergras 139: Vierteljahreszeitschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft e. V.
Von Books on Demand
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Über dieses E-Book
Die Sommergras-Ausgabe 139 (Dezemberausgabe 2022) enthält die Ihnen vertrauten Rubriken. Einen besonderen Dank richtet die Redaktion an Conrad Miesen, der in seiner Porträtreihe an Persönlichkeiten aus der Gründerzeit der Deutschen Haiku-Gesellschaft erinnert, in dieser Ausgabe an Mario Fitterer. Bei aller vielfältigen Gegenwartschau ist auch der Blick zurück bisweilen lehrreich und inspirierend. Doch auch für ein Ereignis in der Zukunft ist bereits
gesorgt: Die DHG ruft zu ihrem zweiten Tanka-Wettbewerb zum Thema "Mobilität"auf.
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Buchvorschau
Sommergras 139 - Books on Demand
Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.
Die Deutsche Haiku-Gesellschaft e. V.¹ unterstützt die Förderung und Verbreitung deutschsprachiger Lyrik in traditionellen japanischen Gattungen (Haiku, Tanka, Haibun, Haiga und Kettendichtungen) sowie die Vermittlung japanischer Kultur. Sie organisiert den Kontakt der deutschsprachigen Haiku-Dichter untereinander und pflegt Beziehungen zu entsprechenden Gesellschaften in anderen Ländern. Der Vorstand unterstützt mehrere Arbeits- und Freundeskreise in Deutschland sowie Österreich, die wiederum Mitglieder verschiedener Regionen betreuen und weiterbilden.
¹ Mitglied der Federation of International Poetry Associations (assoziiertes Mitglied der UNESCO), der Haiku International Association, Tokio, Ehrenmitglied der Haiku Society of America, New York.
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
mit dem sich zu Ende neigenden Jahr erreicht Sie auch die letzte SOMMERGRAS-Ausgabe des Jahres 2022 mit den Ihnen vertrauten Rubriken. Wie immer lebt unsere Zeitschrift von der Kreativität unserer Autoren und Autorinnen und von der Neugier unserer Leserschaft auf die neuen Beiträge. Einen besonderen Dank richtet die Redaktion an Conrad Miesen, der in seiner Porträtreihe an Persönlichkeiten aus der Gründerzeit der Deutschen Haiku-Gesellschaft erinnert, in dieser Ausgabe an Mario Fitterer. Bei aller vielfältigen Gegenwartschau ist auch der Blick zurück bisweilen lehrreich und inspirierend. Doch auch für ein Ereignis in der Zukunft ist bereits gesorgt: Die DHG ruft zu ihrem zweiten Tanka-Wettbewerb mit dem Thema „Mobilität" auf.
Die SOMMERGRAS-Redaktion wünscht Ihnen ein ruhig ausklingendes Jahr und dass Sie mit Zuversicht in das neue schauen mögen.
Ihre Eleonore Nickolay
Du, Reiher dort auf dem Pfahl,
wie endet
dein Jahr
Kobayashi Issa
Inhalt
Editorial
Aufruf zum Tanka-Wettbewerb
KreAktiv
Aufruf
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth: Das Haiku als Einzeiler – Teil 1
Eleonore Nickolay: Französische Ecke
Foto-Tanka: Claudia Brefeld und Paul Bernhard
Conrad Miesen: Porträt und Würdigung von Mario Fitterer
Rüdiger Jung und Conrad Miesen: FLUGVERSUCHE, Rengay i. m. Mario Fitterer
Moritz Wulf Lange: Hintergründe des Haiku
HaiQ
Kompakt Wabi-sabi
Haiga: Claudia Brefeld und Bernadette Duncan
Auswahlen
Haiku-Auswahl
Tanka-Auswahl
Sonderbeitrag von Ramona Linke
Mitgliederseite
Haiga: Gabriele Hartmann
Haibun
Haiga: Christof Blumentrath
Tan-Renga
Bücher
Rüdiger Jung: Fund im Tagebuch von Ingo Cesaro
Haiga: Claudia Brefeld und Bernadette Duncan
Brigitte ten Brink: In den zweigen von Petra Sela
Gabriele Hartmann: Casablanca Café – Gedichte und Haiku von Ralph Günther Mohnnau
Berichte
Volker Friebel: Preis der Netzpräsenz Haiku heute
Werkstattgespräch: Marie-Luise Schulze Frenking beantwortet Fragen von Mirjam Heintzeler
Beate Wirth-Ortmann: Haiku-Workshop in Wiesbaden-Bierstadt am 16. Oktober 2022
Mitteilungen
Aufruf zum zweiten DHG-Tanka-Wettbewerb – Thema „Mobilität"
Bitte senden Sie uns bis zum 28. Februar 2023 maximal zwei Tanka! Eine Formvorgabe (also 5-7-5-7-7 oder Ähnliches) gibt es nicht.
Frank Sauer koordiniert den Wettbewerb und nimmt Ihre Tanka entgegen: frank.sauer@dhg-vorstand.de – Stichwort „Tanka-Wettbewerb 2023".
Es wird eine Wertung durch eine Jury (Tony Böhle und Martin Thomas) geben und parallel dazu eine Wertung durch die Teilnehmer (Kukai per Mail). Die genauen Modalitäten werden allen Teilnehmern dann bei Wertungsbeginn mitgeteilt.
Für die Erstplatzierten ist ein Buchpreis vorgesehen.
Ihr DHG-Vorstand
KreAktiv
Etwas zum Klingen bringen, eine Saite anschlagen, vielleicht so noch nie gehört: Darum baten wir, als wir zum Dichten eines Haiku zum Thema „Zwischentöne" einluden. Manch Klangvolles erreichte uns, Harmonisches, auch Dissonantes, insgesamt 21 Haiku. Eine Auswahl, die Redaktion und Jury besonders gelungen erschien, zeigen wir hier. Alle eingereichten Texte werden vollständig auf der Website der Deutschen Haiku-Gesellschaft unter www.haiku.de/sommergras-139 veröffentlicht.
Einen eindeutigen Favoriten gab es dieses Mal nicht. In der anonymisierten Auswahl bekamen gleich vier Haiku mit jeweils 11 Punkten die höchste Wertung. Wir gratulieren! Die Haiku lauten
Vier weitere Haiku wurden als gut gelungen gewertet, die wir hier gerne vorstellen.
Aufruf
Einladung: ein Unterstollen für ein Tan Renga
Wenn dieses Heft in den ersten Dezembertagen erscheint, geht das Jahr schon langsam zur Neige. Manches lassen wir dabei hinter uns, ziehen erste Bilanzen, blicken schon auf Neues im Jahr, das kommt. Wir laden Sie ein: Dichten Sie einen zweizeiligen Unterstollen, sodass ein Gedicht im Stile des Tang-Renga entsteht. Den Oberstollen, passend zur Jahreszeit, geschrieben von Horst-Oliver Buchholz, geben wir hier vor:
im Neuschnee
zwei Spuren parallel
dann auseinander
Wir freuen uns auf Ihre kreativen Weiterdichtungen!
Schicken Sie diese bitte an:
redaktion@sommergras.de
Stichwort: Haiku KreAktiv
Einsendeschluss: 15. Januar 2023
Haiku-Kaleidoskop
Klaus-Dieter Wirth
Das Haiku als Einzeiler – Teil 1
Das Haiku als Einzeiler ist von Anfang an und insbesondere in neuerer Zeit im englischsprachigen Raum Gegenstand der Diskussion geblieben. Zunächst stellte sich die vorgefundene Situation überwiegend anders dar. Einmal schreibt man im Japanischen generell in senkrechter Zeilenanordnung von rechts nach links. Entsprechend stehen also auch die Schriftzeichen eines Haiku – allerdings nicht generell – in einer Reihe untereinander¹, gelegentlich indes ebenfalls in Dreiteilung vertikal nebeneinander². Ähnlich befremdlich war es festzustellen, dass sich die Wörter nicht aus Silben, sondern vielmehr aus Moren zusammensetzten.³
Damit sahen sich die ersten damaligen Übersetzer vor der doppelten Aufgabe, sowohl dem außergewöhnlichen Charakter der Quellsprachenvorlagen, als auch den Erfordernissen der jeweiligen westlichen Zielsprache gerecht zu werden, um ihren Lesern das allzu Fremdartige so vertraut wie möglich zu machen. Deshalb war es sicherlich kein Zufall, dass Basil Hall Chamberlain, ein zu seiner Zeit führender britischer Japanologe, Bashōs berühmtes „Sommergras"-Haiku 1880 in zwei Zeilen wiedergab, höchstwahrscheinlich in Anlehnung an das bereits bekannte Epigramm:
Und auch der französische Arzt, Gelehrte und Dichter Paul-Louis Couchoud, der mit seinen Freunden, dem Bildhauer Albert Poncin und dem Maler André Faure, 1905 auf einer Bootsfahrt die nachweislich ersten eigenständigen westlichen Haiku verfasste⁴ – diese sogar schon als Dreizeiler! –, betitelte noch 1906 seine Übersetzungen japanischer Haijin, insbesondere Texte von Yosa Buson, mit „Les Épigrammes lyriques du Japon ". Doch schon bald wurde man