Die Sonne: Die fröhliche Wissenschaft. Band 1
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Buchvorschau
Die Sonne - Wolfgang Schrader
Vorbemerkung:
Das Wissen über die Sonne verstehen und erleben. Was soll das heißen?
Bekanntlich haben wir verschiedene Möglichkeiten, uns Phänomenen zu nähern.
Wir haben unsere landläufigen neun Sinne: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken, Gleichgewichtssinn, Schmerzempfindung, Temperaturempfindung und Empfindung des Körperinneren.
Wir haben unsere Intuition, die sich aus den Emotionen Liebe und Mitgefühl speist.
Wir haben unsere Intelligenz, die auf unsere Erfahrungen zurückgreift und daraus Schlüsse zieht.
Verstehen heißt, sich mit all unseren Möglichkeiten an die Stelle dessen zu versetzen, das wir verstehen wollen – mit unseren Emotionen, unserer Intuition und mit unserer Intelligenz. Erleben heißt, sich das auf diese Weise Verstandene zu eigen zu machen.
Auf dem Wege dorthin werde ich eine Auswahl von Daten, Mythen und Thesen über die Sonne im Folgenden mit dir teilen.
Daten:
Hier sollten nur unbestreitbare Dinge erscheinen. In Daten gegossene Fakten. Doch es ist erstaunlich, wie wenig Unbestreitbares wir über die Sonne wissen. Selbst das, was wir für unbestreitbar halten, erweist sich bei genauem Hinsehen als zweideutig.
Die Sonne geht am Morgen auf und am Abend wieder unter. Es wäre albern, das zu bestreiten.
Aber die Sonne macht nichts dergleichen. Von der Erde aus betrachtet, steht sie als Zentralstern unseres Sonnensystems an ihrem Platz im Universum wie festgenagelt. Das mit dem Auf- und Untergehen ist eine Sinnestäuschung. Es ist die Erde, die sich bewegt. Die dreht sich sowohl um sich selbst als auch um die Sonne. Dadurch ist die Sonne mal zu sehen und mal nicht. Wenn sie zu sehen ist, nennen wir das Tag, wenn sie nicht zu sehen ist, Nacht. Für die auf dem Äquator ansässigen Lebewesen sind Tag und Nacht genau gleich lang. Jahrein, jahraus.
Sowie man auch nur etwas vom Äquator abweicht, verschiebt sich das. Nach Süden werden im Sommerhalbjahr die Tage länger und die Nächte kürzer. Nach Norden ist es umgekehrt. Im Winter kehren sich die Verhältnisse um. Am extremsten sind die Verschiebungen an den Polen, wo ein halbes Jahr gar keine Sonne zu sehen ist. Dafür scheint sie dort das andere halbe Jahr ununterbrochen.
Aber auch unsere Sonne bleibt nur in Bezug auf die Erde auf der Stelle. In Bezug auf ihre Galaxie bewegt sie sich um deren Mittelpunkt. Mitsamt der Erde und aller übrigen Planeten.
Wenigstens die Entfernung zwischen Sonne und Erde sollte unbestreitbar sein. Aber auch da bewegen wir uns auf unsicherem Gelände.
Die Erde bewegt sich nicht in einem perfekten Kreis, sondern in einer Ellipse um die Sonne.
Dementsprechend schwankt unsere Entfernung von der Sonne. Zwischen 147,1 und 152,1 Millionen Kilometer. Pi mal Daumen. Eine Schwankung von 5 Millionen Kilometern oder dem 124.772-fachen des Erdumfangs. Nichts war es mit einer unbestreitbaren Entfernung.
Die Wissenschaft hat sich mehrere Wölfe gerechnet und auf eine mittlere Entfernung von 149.597.870.700 Metern festgelegt. Dieses Maß wird als Astronomische Einheit AE bezeichnet und dient als Ausgangspunkt für weitere Messungen im Universum. Auch dieses Maß ist nicht unbestreitbar. Man hat sich lediglich darauf geeinigt.
Weil die Erde sich aber 15 cm pro Jahr von der Sonne entfernt, flösst diese AE als Grundlage aller künftigen Messungen nicht gerade Vertrauen ein.
Daten entziehen sich unserem Zugriff. Über nichts streiten unsere Wissenschaftler so hingebungsvoll wie über Daten. Sie verbinden sich nicht mit unseren
Emotionen. Sie kitzeln lediglich unser Interesse. Das aber ist sehr schnell gelangweilt. Daten sind deshalb nur in erträglichen Portionen zumutbar. Darauf
werde ich Rücksicht nehmen. Ohnehin spielen Daten für das Verstehen der Sonne nur eine untergeordnete Rolle.
Mythen:
Sonnenauf- und untergang gehören zum Bewegendsten, was wir Menschen erleben können. Welcher Mensch, der seine Sinne beisammenhat, straft diese Lügen und hält ihnen die vorstehend behandelten Daten vor?
Natürlich geht die Sonne morgens auf. Begleitet von einem Farborchester aus Gold- und Rottönen macht sie uns sprachlos und lässt uns das Herz bis zum Halse schlagen. Wir haben keinen Sinn, der uns erfahren lässt, dass die Erde sich um die Sonne dreht. Auch keinen, mit dem wir nachvollziehen können, dass unser Planet sich um sich selber dreht.
Daten können zur Folge haben, dass wir irre