Hab Vertrauen, Jannik: Mami Bestseller 87 – Familienroman
Von Myra Myrenburg
()
Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
Als Astrid Lüdecke die Erkenntnis dämmerte, daß sie schwanger war, kreiste sie in einem Hubschrauber über einem Tal im Himalaya, das von oben aus betrachtet nicht größer erschien als eine Gebirgsspalte. Die Gegend war kürzlich von einem Erdbeben erschüttert worden, und wenn nicht alsbald Hilfe kam, würden die Menschen in dieser abgeschiedenen Region den Winter nicht überleben. Der Hubschrauberpilot hieß Gerrit. Ebenso wie Astrid war er ein Spezialist für Rettungseinsätze. Gemeinsam hatten sie schon so manche Aktion der IHO durchgeführt, und auch diesmal würden sie nicht in das Basislager zurückkehren, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben. Schwangerschaft hin oder her, auch der zweite Teil des Unternehmens mußte bewältigt werden, obwohl er bedeutend anstrengender war als der erste, zumindest für Astrid, die nach der Landung einen klapprigen LKW über schwindelnde Gebirgspfade steuern mußte, nachdem die Hilfsgüter aus dem Hubschrauber auf die Tragfläche des Lasters umgeladen worden waren. Gerrit flog inzwischen zum Lager zurück, um die zweite Ladung zu holen, und erst bei Einbruch der Dunkelheit würde die Aktion dieses Tages beendet sein. Das Dorf lag nur dreißig Kilometer vom Landungsplatz entfernt, aber der Weg dorthin war so abenteuerlich, daß Astrid unwillkürlich die Luft anhielt, als sie den Wagen im Schrittempo um die halsbrecherischsten Kurven lenkte, die sie jemals befahren hatte. Und das wollte viel heißen, denn ursprünglich war sie Rallye-Fahrerin gewesen, bis sie durch Zufall zur IHO gestoßen war. Seitdem hatte sich ihre ganze Lebenseinstellung geändert. Wenn sie es schon nicht lassen konnte, gelegentlich bis ans Limit zu gehen, dann sollte wenigstens etwas Sinnvolles dabei herauskommen. Sie hatte es nie bereut. Sie war gut in ihrem Job, und sie wußte es. Im Team wurde sie von jedermann geschätzt, und, was Astrid besonders freute: ihre Mutter war stolz auf sie. Damit hatte sie fast nicht mehr gerechnet, denn Gisela Lüdecke war äußerst anspruchsvoll in jeder nur möglichen Hinsicht, und von ihrer einzigen Tochter erwartete sie besonders viel. An diesem Tag, in einem abgelegenen Tal des Himalaya, als ihr klar wurde, daß sie ein Kind erwartete, empfand Astrid ein rauschhaftes Glücksgefühl und eine tiefe Dankbarkeit. Hatte sie nicht alles erreicht, was eine Frau erreichen konnte? War sie nicht vom Schicksal begünstigt gewesen von Anfang an? Ein nobles Elternhaus und wunderbare Menschen, die sie großgezogen – wahrlich, sie konnte sich nicht beklagen. Und all die guten Gaben, die sie in die Wiege gelegt bekommen hatte: Intelligenz, Mut, Tapferkeit, technisches Verständnis, Geschicklichkeit, Aufgeschlossenheit und dazu, was auch nicht ganz zu verachten war, eine äußere Erscheinung, die selbst in plumpen Steppjacken und Bergstiefeln noch bewundernde Blicke hervorrief.
Mehr von Myra Myrenburg lesen
Ähnlich wie Hab Vertrauen, Jannik
Titel in dieser Serie (94)
Wir haben dich gewollt: Mami Bestseller 6 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will die andere nicht!: Mami Bestseller 1 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin immer für dich da: Mami Bestseller 4 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnders als andere Kinder: Mami Bestseller 14 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus der Fremde kam ein kleiner Junge: Mami Bestseller 8 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnser Glück kann jetzt beginnen: Mami Bestseller 11 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOmi ist einfach super!: Mami Bestseller 7 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch habe ja Kitty: Mami Bestseller 13 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeliebte Stiefmutter: Mami Bestseller 24 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin geheimes Töchterchen: Mami Bestseller 2 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Herz hat eine Heimat: Mami Bestseller 10 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Kobold: Mami Bestseller 23 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDavid im Glück: Mami Bestseller 15 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMacht es doch wie wir: Mami Bestseller 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Mutter ließ sie alles vergessen: Mami Bestseller 61 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErsatzmami Annica: Mami Bestseller 19 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinmal gab ich dich her: Mami Bestseller 22 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNathalies Dornröschenhaus: Mami Bestseller 9 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmmas Strategie: Mami Bestseller 5 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeine wundervollen Kinder!: Mami Bestseller 35 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kinder aus dem Waisenhaus: Mami Bestseller 30 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs wird alles gut!: Mami Bestseller 26 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum lügt ihr alle?: Mami Bestseller 21 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur zusammen sind wir froh: Mami Bestseller 38 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVati lügt nicht!: Mami Bestseller 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeißt du, wo Mami ist?: Mami Bestseller 34 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFee, die kleine Gärtnerin: Mami Bestseller 29 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn Mami und Papi streiten: Mami Bestseller 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas schafft nur Josefine!: Mami Bestseller 27 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück in Kinderaugen: Mami Bestseller 12 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Anima: Lyrik und Prosa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Eile......Mutter: So geht es nicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTradition Mord Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnd wenn nur einer dich erkennt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zauberbund Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHüben und Drüben Band I - III Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAltweibersommer: Ein Bodensee-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch soll mein Kind hergeben?: Mami 2057 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Land der Sehnsucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMenschen unter Zwang Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJung entschlafen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleine Jungen - großes Chaos: Mami Classic 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerflossene Zeiten: Vor vielen Jahren in Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Spur aus Seide: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit dir im Paradies auf Erden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht nur am Leben bleiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnne & Rilla - Zum ersten Mal verliebt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarz und weiß: und andere Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Grosmeuder - eine Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFridolin, der freche Dachs: Eine zwei- und vierbeinige Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAcht Leichen zum Dessert: Acht Tage. Acht Autoren. Acht Ermittler. Acht Leichen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie dachte an das andere Kind: Mami 1992 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPolstead Hall oder Die Frau in Rot: Eine beinahe wahre Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück in kleinen Dosen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwarze Hofmännin: Historischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIN DER NACHT VOR NEUJAHR: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWaldviertelfalle: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJenseits der Mur: Historischer Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVater unser: Die Fälle des Major Joschi Bernauer, Band 4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER ELEKTRISCHE WALD: Tanith-Lee-Werkausgabe, Band 16 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Romanzen für Sie
Wilhelm Meisters Lehrjahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Leiden des jungen Werther Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Reigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWicked Little Price Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise zum Mittelpunkt der Erde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verklemmte Sekretärin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Arbeiter des Meeres Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Herzog und seine geliebte Feindin Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Entzückt von einem Herzog: Sagenhafte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeuer und Eis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenThe Billionaire's Agreement: Ein Weihnachtliche Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Weg zum eigenen Sklaven: Ein Leitfaden für die dominante Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdgeschwängert vom Kredithai: Cuckold Story Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Unbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Witwe und ihr geliebter Schuft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerlefter: Die Geschichte eines Bürgers Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Wie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Erbin und ihr geliebter Verräter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz / Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tanz der Jungfrau: Ein Milliardär - Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Hab Vertrauen, Jannik
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Hab Vertrauen, Jannik - Myra Myrenburg
Mami Bestseller
– 87 –
Hab Vertrauen, Jannik
... denn Liebe ist dir ganz gewiss
Myra Myrenburg
Als Astrid Lüdecke die Erkenntnis dämmerte, daß sie schwanger war, kreiste sie in einem Hubschrauber über einem Tal im Himalaya, das von oben aus betrachtet nicht größer erschien als eine Gebirgsspalte. Die Gegend war kürzlich von einem Erdbeben erschüttert worden, und wenn nicht alsbald Hilfe kam, würden die Menschen in dieser abgeschiedenen Region den Winter nicht überleben.
Der Hubschrauberpilot hieß Gerrit. Ebenso wie Astrid war er ein Spezialist für Rettungseinsätze. Gemeinsam hatten sie schon so manche Aktion der IHO durchgeführt, und auch diesmal würden sie nicht in das Basislager zurückkehren, ohne ihren Auftrag erfüllt zu haben.
Schwangerschaft hin oder her, auch der zweite Teil des Unternehmens mußte bewältigt werden, obwohl er bedeutend anstrengender war als der erste, zumindest für Astrid, die nach der Landung einen klapprigen LKW über schwindelnde Gebirgspfade steuern mußte, nachdem die Hilfsgüter aus dem Hubschrauber auf die Tragfläche des Lasters umgeladen worden waren.
Gerrit flog inzwischen zum Lager zurück, um die zweite Ladung zu holen, und erst bei Einbruch der Dunkelheit würde die Aktion dieses Tages beendet sein. Das Dorf lag nur dreißig Kilometer vom Landungsplatz entfernt, aber der Weg dorthin war so abenteuerlich, daß Astrid unwillkürlich die Luft anhielt, als sie den Wagen im Schrittempo um die halsbrecherischsten Kurven lenkte, die sie jemals befahren hatte. Und das wollte viel heißen, denn ursprünglich war sie Rallye-Fahrerin gewesen, bis sie durch Zufall zur IHO gestoßen war. Seitdem hatte sich ihre ganze Lebenseinstellung geändert. Wenn sie es schon nicht lassen konnte, gelegentlich bis ans Limit zu gehen, dann sollte wenigstens etwas Sinnvolles dabei herauskommen.
Sie hatte es nie bereut.
Sie war gut in ihrem Job, und sie wußte es. Im Team wurde sie von jedermann geschätzt, und, was Astrid besonders freute: ihre Mutter war stolz auf sie. Damit hatte sie fast nicht mehr gerechnet, denn Gisela Lüdecke war äußerst anspruchsvoll in jeder nur möglichen Hinsicht, und von ihrer einzigen Tochter erwartete sie besonders viel.
An diesem Tag, in einem abgelegenen Tal des Himalaya, als ihr klar wurde, daß sie ein Kind erwartete, empfand Astrid ein rauschhaftes Glücksgefühl und eine tiefe Dankbarkeit. Hatte sie nicht alles erreicht, was eine Frau erreichen konnte? War sie nicht vom Schicksal begünstigt gewesen von Anfang an? Ein nobles Elternhaus und wunderbare Menschen, die sie großgezogen – wahrlich, sie konnte sich nicht beklagen. Und all die guten Gaben, die sie in die Wiege gelegt bekommen hatte: Intelligenz, Mut, Tapferkeit, technisches Verständnis, Geschicklichkeit, Aufgeschlossenheit und dazu, was auch nicht ganz zu verachten war, eine äußere Erscheinung, die selbst in plumpen Steppjacken und Bergstiefeln noch bewundernde Blicke hervorrief.
Ja, sie hatte enorm viel Glück gehabt, auch in der Liebe, nämlich mit Florian, dem sie ihren Einstieg in die IHO verdankte. Er war ihr in Kaschmir über den Weg gelaufen, wo sie mit einer Gruppe Extremsportler unterwegs war. Er hatte sie sozusagen abgeworben und in die Organisation eingeführt, die ein Allround-Genie, wie sie eines war, händeringend brauchen konnte.
Florian war der Arzt vor Ort gewesen, ein Mitglied auf Zeit, wie die meisten, die weder dem Technischen Hilfswerk angehörten noch einem internationalen Gesundheitsdienst. Er kam aus Karlsruhe, einer Stadt, von der Astrid gehört hatte, ihre Einwohnerschaft bestünde in der Hauptsache aus wohlhabenden Pensionären.
Florian bestritt dies lebhaft, führte sich selbst als bestes Beispiel an und war nicht davon abzubringen, genau dorthin zurückzukehren, woher er gekommen war. Dennoch: er war die Liebe ihres Lebens. Sein schmaler, dunkler Kopf tauchte in ihren Tagträumen auf, seine braunen Augen blickten voller Wärme zu ihr hinüber, seine Stimme, tief und weich, vibrierend vor Zärtlichkeit, war imstande, die Distanz von Zeit und Raum zu überwinden und sich auch dann in Erinnerung zu bringen, wenn kein Telefon weit und breit existierte.
Sie hatten einen gemeinsamen Stern am Firmament, den sie zu einer bestimmten Stunde anschauten, und wenn sie sich nicht sehr irrte, würden sie bald auch ein gemeinsames Kind haben.
Kein Wunder, daß sie randvoll war von Glücksgefühl, von Dankbarkeit und freudiger Erwartung.
Das Tal, als sie es erreichte, weitete sich vor ihren Augen, wurde licht durch die Sonne, die hoch über einer riesigen Bergwand stand, und empfand sie mit seinem Zauber, von dem bereits in alten Schriften die Rede gewesen war. Hier hatte man Shangrila vermutet, das legendäre Tal des Himmels, das dem Paradies vergleichbar war.
Aber schon bevor das Erdbeben die Region heimsuchte, hatten politische Zwistigkeiten den Ruf des Tales zerstört. Astrid, die ohnehin nie an ein Paradies auf Erden geglaubt hatte, weder in Kaschmir noch anderswo, fühlte sich durch den Blick auf das Tal an diesem Morgen jedoch seltsam berührt.
Vergessen waren die Strapazen der Anreise, als sie den Laster am Rande des Dorfes parkte, wo sich in aller Eile eine große Menschenschar versammelte, um die begehrten Güter in Empfang zu nehmen.
Ihr helles Haar lugte leuchtend unter der Fellmütze hervor. Ihr Gesicht strahlte, als sie sich zu einer Tasse heißen Tee an einem provisorischen Tisch unter freiem Himmel niederließ. Sie zuckte mit keiner Wimper, als sie feststellte, daß der Tee nicht gezuckert, sondern gebuttert war. Denn inzwischen kannte sie sich aus in den Eßgewohnheiten nicht nur im Himalaya, sondern auch anderswo, und sie wußte, daß Gastfreundschaft selbstverständlich war, selbst dort, wo kein Stein mehr auf dem anderen stand.
Dreimal fuhr Astrid an diesem Tag den Laster vom Landeplatz zum Dorf. Dann bestieg sie den Hubschrauber und flog mit Gerrit zurück zum Basislager.
Nachdem sie sich einen kurzen Aufenthalt in der Dusche erkämpft hatte – es gab nur zwei, die funktionierten, für ein Dutzend Personen, hauptsächlich Mannsleute –, versuchte sie mehrmals, in Karlsruhe anzurufen.
Vergeblich.
Die telefonische Verbindung nach Deutschland klappte wieder mal überhaupt nicht.
Dafür war der Himmel klar, und wenn schon die Technik versagte, blieb immer noch die Telepathie. Draußen vor der Unterkunft stand Astrid und blickte zum Himmel hinauf, rief in ihrem Herzen nach Florian und konzentrierte sich auf ihren gemeinsamen Stern, der zu dieser Stunde hoch über den Wipfeln einer Baumgruppe stand.
In Karlsruhe war es jetzt acht Uhr abends. Hoffentlich konnte Florian den Stern sehen! Hoffentlich hatte er eine klare Sicht. Hoffentlich war ihm nichts dazwischengekommen. Sie wollte sich so gern vorstellen, wie sich ihre Blicke trafen, dort oben am Himmelszelt.
Künftig würde sie nicht nur an Florian denken, wenn sie den Stern sah, sondern auch an das Kind, das sie im nächsten Jahr zur Welt bringen würde.
*
Das Leben in Karlsruhe war gar nicht so übel.
Insgeheim hatte Astrid befürchtet, daß sie vor Langeweile vergehen würde,