Mein Hund, mein Buddha: 100 Lektionen fürs Leben und fürs Training
Von Kimberly Artley
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Stoff zum Nachdenken, Freuen, Mutmachen und Starten von Veränderungen!
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Buchvorschau
Mein Hund, mein Buddha - Kimberly Artley
1. Wir bekommen, was wir ausstrahlen
Hunde lehren uns, dass die Welt auf eine viel bessere Art und Weise auf uns reagiert, wenn wir unsererseits von einem gut verwurzelten Standpunkt mit ihr agieren.
Eine der größten Herausforderungen für uns Menschen ist es, den Umgang mit unseren eigenen Emotionen zu lernen. Wir entwickeln Bewältigungsstrategien. Vermeidungsstrategien, Ausweichmanöver. Manchmal entwickeln wir dabei neurotische, obsessive und zwanghafte Verhaltensmuster: Ein Übermaß an Fernsehen, Computerspielen, Internet und sozialen Medien, Alkohol, Rauchen, Medikamenten, Putzen, Essen, Einkaufen, Sex und so weiter.
Hunde spiegeln unseren inneren Zustand wider. Sie kennen und erkennen uns auf einer Ebene, auf der die meisten von uns sich noch nicht einmal selbst kennen und erkennen.
Wir sind ihre Führer und Lehrer, wir zeigen ihnen den Weg und verknüpfen für sie die losen Fäden. Sie orientieren sich an uns, wenn sie wissen möchten, wie sie die Dinge um sich herum einordnen und was sie dazu empfinden sollen. Wie sie sich in den Situationen verhalten sollen, in denen sie sich wiederfinden. Wir sind diejenigen, die ihnen Hinweise, Führung und Richtlinien geben, und deshalb ist es außerordentlich wichtig, dass wir darauf achten, wo diese Führung herkommt.
Hunde werden auf einer sehr instinktiven Ebene keiner negativen, unsicheren, ungeduldigen, frustrierten, schwachen, passiven, kleinlauten, nervösen, ängstlichen, gestressten, ärgerlichen oder furchtgeprägten Energie vertrauen, sie respektieren oder ihr folgen. Wenn sie spüren, dass ihr Mensch nicht bei sich ist, dann ergreifen sie die Initiative, um zu führen und zu beschützen und die freie Rolle des Leitenden zu übernehmen. Schließlich braucht jedes Schiff einen Kapitän.
Es ist wichtig, dass wir unseren Hund niemals aus einem solchen ungeerdeten, negativen Gefühlszustand heraus ansprechen. Viel bessere Zuhörer haben wir, wenn wir von einer ruhigen, selbstsicheren, geerdeten und stabilen Position ausgehen und handeln. Wenn wir lernen, wie wir effektiv mit unseren eigenen Emotionen zurechtkommen und umgehen können, werden wir nicht nur im Umgang mit unseren Hunden den so wichtigen „Vertrauens- und Respektfaktor" schaffen und steigern, sondern auch gegenüber geliebten Menschen und allen, mit denen wir interagieren und Nähe teilen. Wir sind menschlich. Wir werden aus der Bahn geworfen werden, vor Mauern rennen, erleben, dass der Motor nur noch stotternd läuft oder auch Fausthiebe des Schicksals mitten ins Gesicht bekommen. Nicht darauf, was passiert, kommt es an, sondern darauf, für welchen Umgang damit wir uns entscheiden. Der Kern und Wert der Sache liegt darin, wie wir wieder aufstehen, uns den Staub abklopfen und zurück aufs Spielfeld gehen. Und darin, welchen Dingen wir Einfluss auf uns zugestehen – und welchen nicht. Unsere Gefühle sind eine sehr starke, einflussreiche und machtvolle Form der Energie. Was wir in unserem Inneren erschaffen, wird nach außen gelassen und ausgedrückt, es findet seinen Weg in die Welt und beeinflusst alle darin. Was wir in die Welt schicken, kommt geradewegs zu uns zurück und formt unsere Wirklichkeit so, wie wir sie kennen. Wir bringen den anderen bei, wie sie uns behandeln sollen.
Das Auge des Sturms
Oft spreche ich mit Kunden über das Prinzip „Das Auge des Sturms. Darüber, wie man diesen Zustand und diese Art von Energie erreicht und kanalisiert. Das „Auge
im inneren Zentrum eines Hurricans oder Zyklons ist ein Ort, an dem alles friedlich, ruhig und still ist, während außen Chaos, Unsicherheit und sehr mächtiger Druck in Wirbeln herumtoben. Hunde suchen bei uns nach Hinweisen, Führung, Richtlinien und was sie von den verschiedenen Szenarien halten sollen, in die sie hineingeraten. Wenn wir selbst zum Auge des Sturms werden, sind wir in der Lage, von diesem sehr kraftvollen Ort aus die Führung zu übernehmen – und die Hunde werden sich instinktiv sicherer fühlen und uns lieber folgen.
2. Wir bringen anderen bei, wie sie uns behandeln sollen
Wir bringen anderen bei, wie sie uns behandeln sollen. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Hunde und entsteht daraus, was wir zulassen und was nicht. Für was wir fest einstehen und wo wir zu verhandeln bereit sind. Was wir zulassen, wird sich immer weiter fortsetzen.
Welchen Umgang mit uns wir anderen erlauben, steht in direktem Zusammenhang zu unserer Wertschätzung für uns selbst und unserem Selbstbild. Damit, für wie „gut genug" wir uns halten. Unserem Maß an Selbstbewusstsein. Eigenakzeptanz. Selbstliebe. Selbstrespekt.
Indem wir lernen, wie wir Regeln, Grenzen und Parameter für unsere Hunde aufstellen, lernen wir auch, wie wir das in unserem eigenen Leben tun, denn es bestimmt die Tonart für jede Beziehung (egal mit welcher Spezies) und für jeden Haushalt. Ohne das werden die Linien immer unscharf sein, Erwartungen werden nicht erfüllt, Enttäuschung und Verbitterung stellen sich ein und es werden ständig Knöpfe gedrückt und getestet und ständig Schubladen aufgezogen.
Gesunde Grenzen zu schaffen und auf sie zu bestehen ist weder „gemein noch „schlecht
oder „grausam", sondern notwendig und wird gestärkt aus unserem Respekt uns, unseren Hunden und anderen gegenüber.
Dem, was wir nicht ansprechen und dem wir nicht entgegentreten, geben wir die Erlaubnis, weiterhin stattzufinden. Das, dem wir nicht widersprechen, erhält automatisch unsere Zustimmung. Wenn wir klar darin sind, womit wir uns wohlfühlen und womit nicht, was angemessen ist und was nicht, helfen wir allen, von der gleichen Grundlage auszugehen. Respekt erzeugt Respekt. Wenn wir uns selbst respektieren, lassen wir auch nichts anderes von anderen zu.
3. Selbst-Bewusstsein ist der Schlüssel zur Veränderung
Menschen sind emotionale Lebewesen.
Schon in früher Kindheit entwickeln wir Annahmen und Glaubenssätze, was uns selbst und die Welt um uns herum betrifft. Sie werden zu der Linse, durch die wir unsere Existenz zu filtern beginnen und zu dem, was unser Verhalten und unsere Reaktionen antreibt.
Hunde helfen uns dabei, uns unserer selbst bewusster zu werden. Sie fordern uns auf eine Art und Weise heraus, wie nur wenige es können. Sie spiegeln und reflektieren genau die Energie zurück, die wir in den Raum hinaussenden. Sie ermutigen uns dazu, herauszufinden, was wir verloren haben, damit wir uns wieder neu einwählen können, die Verbindung wieder aufnehmen können und unsere wahre Natur wiederentdecken können.
In dem Moment, in dem uns klar wird, wie unsere Energie alle um uns herum beeinflusst, findet eine wunderbare Veränderung statt. Wir beginnen Verantwortung dafür zu übernehmen und Rechenschaft dafür abzulegen, was wir in unserem Inneren hervorbringen und dann nach außen senden. Unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen, die Worte, die wir sprechen – sie alle tragen Hinweise darauf in sich, was unsere bestimmenden Glaubenssätze und -systeme sind.
Mantra des Tages
Ich werfe alles ab, von dem ich dachte, dass es mich ausmachte – ich lasse es gehen, damit ich ohne Last zu dem werden kann, der ich schon bin.
Was wir im Inneren fühlen, lässt eine Schwingung und einen Strom entstehen, die von uns in die Welt um uns herum hinausfließen. Nervosität. Angst. Furcht. Frustration. Stress. Ungeduld. Ärger. Unsicherheit. Spannung. In der Tierwelt ist eine solche Energie unausgeglichen und instabil. Man kann ihr nicht trauen, sie nicht respektieren und ihr nicht folgen. Genau umgekehrt ist es mit Ruhe. Geduld. Vertrauen. Erdung (sprich: unaufgeregt sein). Diese Arten von Energie haben eine ganz andere, viel stabilere Schwingung, zu der Tiere sich von Natur aus hingezogen fühlen.
Wenn wir uns bemühen, weniger zu re-agieren und stattdessen mehr zu a-gieren, weniger emotional und stärker geerdet zu sein, weniger ergebnisals prozessorientiert zu sein, dann sind wir in der Lage, diesen friedlichen und ruhigen Raum zu betreten, der in jedem von uns existiert. Das ist unsere wahre Natur.
Selbst-Bewusstsein entsteht nicht über Nacht, genauso wenig wie die Schaffung von Vertrauen und Respekt. Wie alles von Bedeutung verlangt auch das tägliche (und sogar minütliche) Übung.
Hunde sagen uns liebevoll: Nimm jeden Tag, wie er kommt. Atme ruhig und tief. Es ist wichtig, dass wir uns Zeit dafür nehmen, uns selbst auf einer intimeren Ebene kennenzulernen, unsere Glaubenssätze und das zu verstehen, was uns zum Handeln antreibt und unsere Reaktionen und unser Verhalten bestimmt. Je besser wir es schaffen, uns in einen gesunden, geerdeten Zustand zu versetzen, desto besser werden unsere Beziehungen werden: mit anderen, unseren Hunden und zu uns selbst.
4. Warum ein Mulligan so wichtig ist
Ein „Mulligan" bezeichnet im Golfsport einen Fehlschlag, den man wiederholen darf, ohne Strafpunkte zu kassieren.
Meiner Ansicht nach gibt es keine „Fehler und kein „Versagen
. Das sind nur getarnte Geschenke. Es sind Momente, aus denen man lernen kann. Gelegenheiten, zu wachsen und nochmal neu zu beginnen.
Natürlich hängt dies sehr vom persönlichen Blickwinkel der jeweiligen Person ab und durch welche Linse er oder sie schaut. Wir können entweder Rückschläge als genau solche betrachten oder eine andere Perspektive wählen: die Lektion anzunehmen und unsere Vorgehensweise zu verändern. Hunde leben immer im Moment und sind immer für einen Mulligan bereit. Für sie ist er sogar etwas, das ihnen hilft, Vertrauen aufzubauen. Übung, Wiederholung und das Ganze einhundert Mal. Etwas immer wieder tun, immer besser darin werden und es irgendwann jedes Mal hinbekommen.
In einer Kultur, die schnelle Lösungen fördert und feiert, hat sich unsere Geduld in dem Maße verringert, wie unsere Erwartungen ins Unermessliche gestiegen sind: Schneller, größer, besser – und das alles mit möglichst wenig bis gar keiner Anstrengung verbunden.
Hunde helfen uns, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben und fordern uns auf eine Art und Weise, wie nur sie es können. Sie bringen uns dazu, diese vergessene Kunst der Geduld und Anstrengung wieder zu pflegen, wenn wir uns darum bemühen, eine gemeinsame Sprache und Verständigung mit ihnen zu finden. Sie lehren uns, den Weg zu schätzen – den Prozess, zum Ziel zu kommen.
Wenn Sie mit Ihrem Hund arbeiten und seine Leistung nicht ganz Ihren Erwartungen entspricht, atmen Sie tief durch, strecken Sie Ihren Geduldsmuskel und überlegen, wie Sie ihm helfen können, Sie besser zu verstehen, indem Sie Ihre Vorgehensweise anpassen und optimieren und sowohl Ihrem Hund als auch sich selbst das Geschenk des allmächtigen Mulligan gönnen. Denn: Ist das Leben nicht letztendlich eine Serie von Mulligans?
Manchmal müssen wir uns mit „gut genug und „besser
zufriedengeben, anstatt „perfekt" zu verlangen, aber dabei immer Luft nach oben für weiteres Wachstum lassen. Nichts im Leben ist garantiert, besonders kein Verhalten (egal, wie toll eine Trainings-methode ist), da es unter ständigem Einfluss wechselnder Faktoren steht. Wir alle sind vollkommen unvollkommen – auch unsere Hunde. Und das ist immer gut genug.
5. Wir bekommen, was wir fördern
Wir schaffen stets mehr von dem, das wir fördern, in das wir unsere Energie fließen lassen und auf das wir uns konzentrieren.
Das gilt auch für jeden Gemütszustand, dem wir Zuneigung entgegenbringen, den wir willkommen heißen, bestärken und nähren.
Es entspricht unserer menschlichen Natur, dass wir jemanden trösten möchten, der sich traurig, ärgerlich, verloren oder beängstigt fühlt. Wir umarmen, halten Händchen, klopfen auf den Rücken und sagen, dass alles gut werden wird. Wir trösten mit Berührungen und lieben Worten, vermitteln Wärme und Hoffnung. Aber … Hunde sind keine Menschen. Caniden sind keine Primaten. Es gibt Unterschiede in unserer Psychologie, darin, wie wir handeln oder wie wir Informationen aufnehmen und verarbeiten. Wenn wir gegen die Natur steuern, indem wir unsere Hunde wie Menschen behandeln, schaffen wir Ungleichgewicht, Unsicherheit, Verwirrung und Instabilität.
Was sollten wir also tun, wenn unsere Hunde Angst, Unsicherheit oder Nervosität empfinden?
•Treten Sie für Ihren Hund ein, aber verhätscheln Sie ihn nicht. Bieten Sie ihm einen sicheren Raum, um die Fähigkeit der Selbstberuhigung zu lernen. So schaffen Sie es, dass sein Gefühlszustand nicht von unserer Anwesenheit abhängig ist.
•Lenken Sie seine Aufmerksamkeit auf seine Lieblingsbeschäftigung oder arbeiten Sie an einfachen Tricks. Wenn Sie das jedes Mal konsequent tun, sobald ein Gewitter heraufzieht, kann es sein, dass er nahende Gewitter schon bald mit „Zeit für Spaß!" verknüpft und sich darauf freut.
•Stellen Sie strukturiert und in niedrigerer Intensität die Situationen nach, die bei Ihrem Hund Angst oder Unsicherheit auslösen und arbeiten Sie sich langsam und geduldig hindurch. Wenn Fahrradfahrer zum Beispiel ein Auslöser sind, dann rekrutieren Sie einen solchen und arbeiten zusammen mit Ihrem Hund in einer kontrollierbaren und sicheren Umgebung daran. Ziel ist, dass der Hund eine neue, positivere Verknüpfung mit dem erlernt, was ihn bisher verärgert, aufgeregt oder verängstigt hat. Der einzige Weg, Furcht zu überwinden, ist, sich in sie hinein und durch sie hindurch zu bewegen.
Wie bei der Fütterung auch gibt es in Verhaltensfragen nicht die eine richtige Lösung für alle. Verhalten besteht aus Schichten und ist kontextabhängig, und es gibt (zum Glück) mehrere Wege, die wir gehen können, um Hunden bei der Bewältigung ihrer Ängste oder Unsicherheiten zu helfen.
Denken Sie dabei aber immer daran: Um Ihren Hund trainieren zu können, müssen Sie ihn kennen. Sie müssen wissen, was ihn freut, motiviert, antreibt oder erregt. Dieses Wissen können Sie nur gewinnen, wenn Sie bewusste Zeit mit Ihrem Hund verbringen. Was jeder Hund übrigens von seinem Besitzer verdient hat!
6. Warum das Vorwärts so wichtig ist
Hunde leben im Moment. Sie sind in jedem Szenario voll und ganz präsent. Menschen dagegen leben oft in der Vergangenheit oder Zukunft. Für uns bedeutet es eine bewusste Anstrengung, ganz im gegenwärtigen Moment präsent zu sein.
Vorwärts ist eine Entscheidung, die wir treffen und erfordert Übung.
Hier eine typische Szene: Eine Frau und ihr Hund gehen spazieren. In der Vergangenheit hat dieser Hund jedes Mal, wenn ein anderer Hund entgegenkam, an der Leine gezerrt, gebellt und eine ziemliche Show abgezogen. Die Frau spannt sich nun jedes Mal an, wenn sie einen anderen Hund kommen sieht, umklammert Kung-Fu-artig die Leine, ihr Herzschlag beschleunigt sich und sie macht sich auf das Unausweichliche gefasst. Sie hält nach Ausweichmöglichkeiten Ausschau: zum Beispiel nach Autos, hinter denen sie sich verstecken könnte. Keins da. Also tritt sie zur Seite und bringt Fido ins „Sitz". Der andere Hund kommt näher, und Fido verliert die Fassung. Genau, wie sie erwartet hat.
Ich verstehe das gut und ich habe das Gleiche erlebt. Die Situation ist weder für Mensch noch für Hund ein Spaß. Aber lassen Sie uns einen anderen Weg probieren:
Eine Frau hat einen auf andere Hunde reaktiven Hund. Die beiden befinden sich auf einem Spaziergang. In der Vergangenheit hat dieser Hund jedes Mal, wenn ein anderer