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Zappelhunde: Vom Leben mit überaktiven Hunden
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Zappelhunde: Vom Leben mit überaktiven Hunden
eBook276 Seiten2 Stunden

Zappelhunde: Vom Leben mit überaktiven Hunden

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Über dieses E-Book

Ihr Hund ist nicht einfach nur lebhaft, sondern geht bei jedem kleinsten Anlass förmlich an die Decke und ist völlig aus dem Häuschen? Er steigert sich in seine Emotionen hinein und wird geradezu hysterisch? Es gibt Tage, an denen er Sie an Ihre körperliche und nervliche Belastungsgrenze bringt? Sie zweifeln an Ihren eigenen Erziehungsfähigkeiten?
Dann haben Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit einen überaktiven Hund – und Sie sind damit nicht allein. Hilfe naht!
Dieses Buch vereint persönliche Erfahrungen mit zahlreichen Informationen über die möglichen Ursachen überaktiven Verhaltens und gibt Tipps, wie man mit einem "Zappelhund" umzugehen lernt.
Inga Jung, selbst Besitzerin eines "Zappelhundes" und erfahrene Hunde-Verhaltensberaterin, richtet sich mit ihrem Buch an alle, die überaktive Hunde besser verstehen, ihnen zu mehr Ruhe und Selbstkontrolle und auch sich selbst zu mehr Seelenfrieden verhelfen möchten.
SpracheDeutsch
HerausgeberKynos Verlag
Erscheinungsdatum7. Feb. 2022
ISBN9783954642786
Zappelhunde: Vom Leben mit überaktiven Hunden

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    Buchvorschau

    Zappelhunde - Inga Jung

    Einleitung

    Ich habe einen Hund, der anders ist als die meisten Hunde. Er ist extrem reizempfindlich und geht beim kleinsten Anlass im wahrsten Sinne des Wortes an die Decke. Immer wenn etwas Spannendes passiert, das jeden anderen Hund vielleicht dazu veranlassen würde, erwartungsvoll zu gucken – mein Hund regt sich maßlos auf. Er steigert sich unwahrscheinlich in seine Emotionen hinein und wird dabei regelrecht hysterisch. Er springt mir aus dem Stand bis auf meine Schulterhöhe, kneift mit den Zähnen in meine Jacke und gibt dabei ein markerschütterndes Kreisch-Kläffen von sich. In solchen Situationen ist er nicht ansprechbar, denn er kann sich selbst nicht mehr kontrollieren.

    In diesem Buch möchte ich erzählen, wie ich mit meinem Hund zusammenlebe, wie viel ich im täglichen Training mit ihm bereits erreicht habe und wie wir das geschafft haben. Wie ich aber auch gelernt habe, sein Anderssein in manchen Bereichen zu akzeptieren und einfach das Beste daraus zu machen, denn nicht alles kann man durch Training verändern.

    Es soll aber nicht nur um meinen Hund gehen, sondern allgemein um Hunde, die unruhiger sind als die meisten Hunde. Die stärker auf Reize reagieren als es normalerweise zu erwarten wäre. Die nicht abschalten können, nicht zur Ruhe kommen, sich schlecht konzentrieren können, ständig unter Strom zu stehen scheinen, sich selbst nicht unter Kontrolle haben.

    Dabei ist jeder betroffene Hund anders, jeder hat seine individuellen Stärken und Schwächen, denn die Hunde unterscheiden sich nicht nur in ihrem Charakter, sondern auch in ihrer Vorgeschichte. Es sind nicht nur die ererbten Eigenschaften, die das Wesen eines Hundes ausmachen, sondern auch die Eigenschaften, das Verhalten und die Stressempfindlichkeit seiner Mutter, die Umstände, in denen die Mutter während der Tragzeit und der ersten Lebenswochen der Welpen lebte, und weiterhin auch die Erfahrungen, die der Hund selbst vor allem in den ersten Monaten seines Lebens machte. Hier werden schon die Weichen für das gesamte Leben des Hundes gestellt. Es ist ein feines Zusammenspiel vieler Faktoren, das letzten Endes darüber entscheidet, wie der erwachsene Hund sich verhalten wird. Hinzu kommen noch körperliche Umstände, die ebenfalls das Verhalten eines Hundes beeinflussen.

    Ich möchte in diesem Buch von meinen eigenen Erfahrungen erzählen, und zwar sowohl von meinem eigenen Hund als auch von Hunden, die ich in den letzten Jahren im Rahmen meiner Tätigkeit als Hundeverhaltensberaterin kennenlernen durfte. Diese Beispiele decken bei Weitem nicht die gesamte Palette überaktiven Verhaltens ab, denn jeder Hund hat seine eigenen Verhaltensmuster und Eigenarten, die durch seine Persönlichkeit geprägt sind.

    Ich werde dennoch ausführlich auf diese Einzelbeispiele eingehen, denn ich hoffe, dass ich durch meine Erzählungen all denjenigen, die sich nicht vorstellen können, wie anstrengend das Leben mit einem überaktiven Hund ist, einen kleinen Einblick verschaffen und meinen Lesern vermitteln kann, dass mit so einem Hund viele Dinge, die man mit normal reagierenden Hunden problemlos tun kann, schlicht und einfach nicht möglich sind – oder nur nach einem langwierigen und viel Geduld erfordernden Lernprozess ermöglicht werden können.

    Dieses Buch soll zu mehr Verständnis und Akzeptanz unter den Hundebesitzern beitragen, denn meiner Erfahrung nach sind die Hundehalter, die einen überaktiven Hund haben und ihn trotz seines Verhaltens nicht nach ein paar Monaten wieder loszuwerden versuchten oftmals Menschen, die sich sehr um eine artgerechte und gute Hundeerziehung bemühen. Viele dieser Hundebesitzer bilden sich aktiv weiter, um mehr über das Verhalten ihres Hundes zu erfahren und ihm mit einem fundierten Training dabei zu helfen, den Alltag zu meistern.

    Leider stoßen sie häufig bei anderen Hundehaltern auf Unverständnis, und das ist auch leicht zu erklären, denn wer selbst nie einen solchen Hund hatte, der kann sich gar nicht vorstellen, mit was für Hindernissen man schon bei ganz alltäglichen Dingen zu kämpfen hat.

    Ich selbst konnte es früher auch nicht glauben. Ich dachte immer, ich käme mit jedem Hund gut klar, ich könnte jeden Hund mit etwas Einfühlungsvermögen problemlos alltagstauglich machen. Und dann kam Luzi …

    Luzis Vorgeschichte

    Meine Hündin Luzi stammt aus einem Wurf Australian Shepherds, der im Sommer 2008 bei Freunden von uns auf einem Bauernhof aufgezogen wurde. Zuerst lief alles nach Plan, aber dann fanden von den acht Welpen nur vier zur rechten Zeit neue Besitzer, und die restlichen vier verblieben auf dem Hof, weil sich einfach keine Interessenten für sie fanden. Die Monate vergingen, und aus den Welpen wurden Junghunde, die die meiste Zeit auf dem großen Grundstück herumtobten.

    Da bei dieser Hunderasse ein gewisses Misstrauen gegenüber Fremden und eine große Sensibilität, gepaart mit der Neigung zu Schutz- und Territorialverhalten sowie einem blitzschnellen Reaktionsvermögen, rassetypisch sind, sind eine umfassende Sozialisation und Umweltgewöhnung in den ersten maximal 16 Lebenswochen noch wichtiger als bei manch anderer Hunderasse. Dadurch, dass diese Hunde schon von ihrer genetischen Veranlagung her nicht ganz einfach sind, ist es umso bedeutender, dass sie alles, was ihnen im späteren Leben begegnen könnte – Menschen, Tiere, Orte, Gegenstände, Geräusche – in der wichtigen Sozialisationsphase als positiv und harmlos kennenlernen.

    Nun war es leider so, dass die Züchter berufstätig waren und nicht genug Zeit hatten, sich um die optimale Sozialisation und Umweltgewöhnung jedes einzelnen der Welpen zu kümmern und zudem noch ihren beiden erwachsenen Hunden und einem weiteren eigenen Welpen, die ebenfalls im Haushalt lebten, gerecht zu werden. Es war nicht geplant gewesen, dass vier Welpen keine Besitzer finden und so lange auf dem Hof verbleiben.

    Sie fuhren einmal in der Woche zur Welpengruppe und machten einige Stadtausflüge sowie Spaziergänge in den Feldern mit den Kleinen, und sie luden viele Besucher ein, und diese Bemühungen hätten vielleicht bei einigen anderen Hunden auch ausgereicht, aber leider nicht bei Luzi.

    Luzi zog im Alter von knapp fünf Monaten bei uns ein.

    Ich habe damals nicht im Traum daran gedacht, einen der Welpen zu übernehmen. Die Verpaarung war nicht nach meinem Geschmack, und ich hatte damals auch keine Zeit für einen Welpen, insofern kamen diese für mich gar nicht in Frage. Aber der Bauch entscheidet oftmals anders als der Verstand.

    Bei unseren Besuchen war Luzi, die damals noch anders hieß, immer die Zutraulichste. Sie kletterte den Gästen auf den Schoß und ließ sich streicheln, und sie hing mit wahrer Hingabe an unserer damals vierjährigen Hündin Peppi. Sie war regelrecht begeistert von ihr, was bei uns letztendlich, als Luzi schon vier Monate alt war und immer noch keinen Interessenten gefunden hatte, den Anstoß gab und uns dazu brachte zu überlegen, ob wir die Kleine nicht doch zu uns nehmen sollten – wenn sie doch sonst keiner wollte.

    Anfang Dezember kam dann der Anruf, dass wir uns nun entscheiden müssten, ob wir Luzi haben wollten, weil sich erstmalig ein Interessent für sie gemeldet hätte. Auf einmal war der Bauch mächtiger als die Vernunft, und wir sagten ja.

    Dass es nicht ganz einfach werden würde, das wusste ich schon. Ich kannte die Umstände, unter denen die kleine Hündin aufgewachsen war. Ich kannte ihre Mutter und ihre Halbgeschwister, die auch keine unkomplizierten Hunde waren. Ich wusste, dass nicht alles optimal gelaufen war und dass ich eine Menge Arbeit vor mir hatte. Der Name, den ich der Kleinen gab, kommt schließlich nicht von ungefähr: Luzi ist die Kurzform von Luzifer. Auch wenn das damals eher scherzhaft gemeint war, ahnte ich schon irgendwie, dass ich mir einen kleinen Teufel nach Hause hole. Dass es so schlimm werden würde, hätte ich aber nicht gedacht.

    Luzi war anfangs sehr unsicher und schreckhaft.

    Sie fragen sich vielleicht, warum ich so weit aushole und die ganze lange Geschichte erzähle. Die Antwort ist einfach: Weil die gesamte Vorgeschichte nötig ist, um das Verhalten des Hundes zu verstehen. Ich bin froh, dass ich die ganze Geschichte kenne, denn das hat mich davor bewahrt, im Umgang mit dem Hund Fehler zu machen, die vermutlich nur schwer wieder hätten korrigiert werden können.

    Wir hatten Luzi im Alter von knapp fünf Monaten von ihrem beschaulichen Bauernhof zu uns nach Kiel geholt. Unser Umzug in einen kleinen Vorort war bereits in Arbeit, aber ein paar Wochen mussten wir es noch in der Stadt aushalten.

    In den ersten Tagen bei uns zeigte sich Luzi sehr ängstlich und stark beeindruckt von der neuen Umgebung. In das Treppenhaus unseres Mietshauses traute sie sich nicht hinein, für sie war das alles fremd und furchterregend. Die vielen fremden Gerüche, Menschen und Hunde jagten ihr große Angst ein.

    Mit einer so starken Furcht hatte ich nicht gerechnet, denn Luzis Züchter hatten mir erzählt, dass sie mit den Welpen ein paarmal in der Stadt gewesen waren. Nur hatte das wohl entweder nicht ausgereicht, oder Luzi hatte die Ausflüge nicht als etwas Positives erlebt, denn sie war mit der neuen Umgebung heillos überfordert.

    Bei uns in der Wohnung klebte sie an mir. Sie verfolgte mich überall hin, sie hatte keinen Moment Ruhe. Sobald ich den Raum verließ, hörte ich ihr schnelles, nervöses Getapse hinter mir auf dem Laminat. Wenn ich die Tür hinter mir schloss und sie mir nicht folgen konnte, suchte sie sofort Peppis Nähe und kuschelte sich an sie – ob die nun wollte oder nicht. Außerdem war sie fast permanent am Winseln, es war wie eine von Unsicherheit und Nervosität geprägte dauernde Geräuschkulisse, die mich durch die Wohnung verfolgte.

    Luzis Unruhe nervte nicht nur uns Menschen, auch Peppi war sichtlich gestresst von diesem nervösen kleinen Tier, das nun mit in unserem Haushalt lebte. Es war angesichts dieser dauerhaften Unruhe nicht daran zu denken, die Hunde während der Arbeitszeit allein zu Hause zu lassen, doch genau das musste ich schon in der ersten Woche langsam üben, denn ich hatte nur eine Woche Urlaub bekommen.

    Ich hoffte, dass Luzi sich beruhigen würde, wenn sie sich erst bei uns eingelebt hätte. Es wurde nach ein paar Tagen auch ein wenig besser, zumindest jammerte sie nicht mehr ständig vor sich hin, sondern nur noch alle paar Minuten, die Abstände wurden größer.

    Im Gegenzug verschlimmerte sich aber Luzis Verhalten draußen. Sie hatte nach einigen Tagen ihren anfänglichen Schockzustand überwunden und begann nun, sich gegen die vielen Bedrohungen, die ihr draußen begegneten, zu wehren. Wenn fremde Menschen sie direkt ansahen oder womöglich gar ansprachen, was häufig vorkam, weil Luzi mit fast fünf Monaten noch sehr niedlich aussah, ging sie auf diese los wie eine kleine Furie. Ich traute meinen Augen kaum, denn so hatte ich mir sie, die in ihrem Zuhause immer so zutraulich und kuschelig gewesen war, im Traum nicht vorstellen können.

    Und es wurde schlimmer: Nachdem Luzi die ersten ein, zwei Erfolgserlebnisse hatte, weil Leute, die von ihr so angegangen wurden, sich schnell wieder entfernten – das war es ja, was sie mit diesem Verhalten erreichen wollte, es war somit absolut erfolgreich und selbstbelohnend –, fing sie an, alle Fremden anzubellen, die sich auch nur im Mindesten für sie zu interessieren schienen. Und das mit der ihr eigenen Vehemenz und Schnelligkeit, die sie bis heute bei allem, was sie tut, an den Tag legt.

    Am Anfang wusste ich gar nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte, ich musste mich selbst erst von diesem Schreck erholen. Mir war aber bewusst, dass ich schnell etwas tun musste, damit mein Hund sich dieses Verhalten nicht angewöhnt.

    Hinzu kam nun noch, dass uns auf unseren ersten Spaziergängen einige freilaufende große Hunde entgegenkamen, deren Besitzer sie mehrmals erfolglos riefen und dann versuchten, sich mit

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