Abgeleint: Entspannt ohne Leine unterwegs
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Über dieses E-Book
Dieses Buch hilft mit praxiserprobten Trainingsanleitungen, die Aufmerksamkeit des Hundes auf den Menschen zu lenken und den Abruf zu sichern. Es erklärt, welche Voraussetzungen für das Training und den Freilauf erfüllt sein sollten, damit der Hund es nicht nötig hat, seinen Spaß in unerlaubten Ausflügen zu suchen
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Buchvorschau
Abgeleint - Ines Scheuer-Dinger
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EINLEITUNG
Gemeinsam entspannt unterwegs, ein Traum für alle Hundehalter. (Foto: Kilian Reil)
Wer träumt nicht davon, gemeinsam mit seinem vierbeinigen Freund durch die Natur zu streifen, die Seele dabei baumeln zu lassen und die Landschaft zu genießen? Wir wünschen uns, dass unser Hund dabei nahe bei uns läuft und sich höchstens für die gleichen Dinge wie wir interessiert. Würden wir unsere Hunde fragen, wie so ein perfekter Spaziergang aussehen sollte, würden diese wohl eher im Schlamm wälzen, Jogger aus dem Gassigebiet vertreiben, Hundefreunde treffen, das Gebüsch nach Fressbarem absuchen und Hasen jagen auf ihre Wunschliste schreiben. Gerade weil die Wünsche von Mensch und Hund häufig sehr konträr gehen und sich nicht von heute auf morgen unter einen Hut bringen lassen, sollte man den Weg zum entspannten Freilauf als Projekt sehen.
Dieses Trainingsprojekt besteht aus vielen einzelnen Bestandteilen, die ineinandergreifen und so zu einem erfolgreichen Projektabschluss führen. Grob gegliedert kann man dieses Vorhaben in 3 Bereiche aufteilen, die zu erarbeiten sind.
Der Weg zum entspannten, glücklichen Hund: Ein entspannter Hund zeigt weniger reaktives Verhalten, ist ansprechbarer und kann besser lernen. Gerade Ansprechbarkeit ist im Freilauf ein wichtiges Kriterium.
Die Arbeit an Auslösereizen für unerwünschtes Verhalten: Hier soll der Hund lernen, statt des alten unerwünschten Verhaltens, wie Fahrradfahrern hinterherrennen, Wild hetzen oder zu anderen Hunden laufen, eine neue Strategie zu nutzen.
Aufbau eines sicheren Rückrufs.
Arbeitet man in dieser Reihenfolge an den angegebenen Punkten, sollte das Projekt sicherer und entspannter Freilauf in sichtbarer Reichweite sein.
Um entspannt abgeleint unterwegs sein zu können, ist es außerdem unabdingbar, folgende 3 Bedürfnisbereiche vernünftig unter einen Hut zu bekommen:
Bedürfnisse des Hundebesitzers: Jeder Hundebesitzer hat seine eigenen Vorstellungen eines entspannten Spaziergangs. Manche haben kein Problem, wenn ihr Vierbeiner sich mehr als 50 Meter von ihnen entfernt, andere Hundehalter bekommen schon einen hohen Puls, wenn der Hund mehr als 10 Meter weg ist.
Bedürfnisse der Umwelt: Dabei sollten wir die Gesetze und Verordnungen, die in dem jeweiligen Gassigebiet herrschen, beachten. Auch die Bedürfnisse der Wildtiere sollten nicht außer Acht gelassen werden.
Bedürfnisse des Hundes: Jeder Hund hat neben den Grundbedürfnissen individuelle Bedürfnisse, die erfüllt werden sollten.
Nur wenn im Training alle 3 Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden, ist ein entspannter Spaziergang ohne Leine möglich. Tierschutzkonformes Training, also ein Training, das den Hund weder verschüchtert noch ängstigt, sondern fair, freundlich und planvoll ist, sollte auf dem Weg zum sicheren Freilauf selbstverständlich sein. Egal, was wir dem Hund beibringen wollen oder was der Hund tun soll, wir können es ihm mit einem strukturierten Aufbau und passenden Belohnungen beibringen.
Wenn ein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, müssen wir ihn weder bedrohen noch strafen, es zeigt uns eher, dass wir Menschen als Trainer den Aufbau des Trainings überdenken müssen. Die Arbeit über positive Verstärkung gibt uns so viele Möglichkeiten. Hat man ein fundiertes Wissen über Lernverhalten, muss man sich nicht an veraltete Rudelführertheorien halten, um einen ansprechbaren und abrufbaren Hund zu bekommen.
Auch ich habe mit meinen Hunden das Projekt Freilauf bestreiten müssen, denn auch bei Hundetrainerhunden läuft nicht immer alles nach Plan. Dass so ein Trainingsziel Schweiß und Spucke bedeutet, wird einem erst klar, wenn man es wirklich angeht, und trotzdem ist der Lohn, entspannt mit leinenlosem Hund unterwegs zu sein, unbezahlbar. Vor allem Dr. Ute Blaschke-Berthold, von der ich so viel lernen durfte, verdanke ich einen Großteil meines persönlichen Freilauf-Projekts. Sehr dankbar bin ich auch über den Austausch mit meinen Kolleginnen des CumCane-Netzwerks, besonders mit Esther Follmann, Mirjam Aulbach, Heike Benzing und Anja Fiedler.
(Foto: Kilian Reil)
ALLES EINE FRAGE DER BEZIEHUNG?
(Foto: Kilian Reil)
Hase hoch … Hund weg … Wer kennt das nicht? Doch nicht nur Hasen, sondern auch Artgenossen, Mäuselöcher, Schnüffelstellen, das Schulbrötchen im Gebüsch oder sonst etwas Spannendes lassen den Hund gern mal die Ohren auf Durchzug stellen.
Wenn man als Hundebesitzer seinem Hund den Rückruf nicht mühsam beigebracht hat, ist ein „Hiiiier! nichts anderes als ein Fremdwort für den Vierbeiner. Denn leider haben die meisten Hunde kein eingebautes Rückrufprogramm. Aber sie beobachten uns gut, bilden schnell Zusammenhänge. Im besten beziehungsweise im schlechtesten Fall lernt ein Hund, dass „Hier
bedeutet: In der Umgebung ist irgendwo etwas Verbotenes. Denn meistens ruft Frauchen oder Herrchen genau dieses Wort, wenn etwas Spannendes in der Umwelt passiert. Und wenn man als Hund das Spannende auch entdeckt hat und gleich darauf interessiert dorthin marschiert, wird Herrchen oder Frauchen böse … Alles in allem nicht die perfekten Bedingungen für einen entspannten Freilauf.
Es herrscht eine Vielzahl an Missverständnissen zwischen Mensch und Hund. Ein Hund kann sich nur wie ein Hund verhalten und in einigen Situationen wird das von uns falsch verstanden. Man ruft den Hund zunächst freundlich. Ist der Hund aber abgelenkt und hört nicht, versuchen wir es mit einem harscheren Ton oder werden ungeduldig. Warum nimmt der Hund also nicht die Beine in die Hand und kommt angestürmt? Weil Hunde große Meister darin sind, Konflikte zu vermeiden.
Das ist eine sinnvolle Eigenschaft, die dem Hund und auch harmoniebedürftigen Hundebesitzern auf Hundewiesen und im Alltag zugutekommt, weil der Hund höflich gegenüber Artgenossen ist und nicht dauernd Raufereien anzettelt.
Und genau deshalb kommt der Hund nicht zu uns gerannt − weil wir verärgert und schlecht gelaunt sind. So assoziieren wir einen Konflikt, den der Hund vermeiden will.
Auf der Hundewiese würde der Hund schließlich auch nicht auf schlecht gelaunte Artgenossen zurasen, sondern sich schön langsam, möglichst in einem Bogen – denn das gilt als besonders höflich – annähern.
Der Kragen platzt uns dann aber endgültig, wenn der Hund erst nach dem zweiten Rufen auf uns zubummelt. Und was macht er auf dem Weg zu uns? Er verlangsamt sein Tempo, schnüffelt ganz interessiert am Wegesrand, hebt sein Bein und pinkelt. Das Beinheben wird übrigens in diesem Fall oft missverständlich als Dominanz ausgelegt, in Wirklichkeit ist es häufig ein kleines Stresspipi, das der Hund durch das Absinken von ADH – ein Hormon, das den Wasserhaushalt reguliert − nicht mehr zurückhalten kann. Der Hund zeigt dieses Verhalten nicht mit Absicht. Es sind unbewusste physiologische Vorgänge, die in seinem Körper passieren.
Der Hund verhält sich also aus Hundesicht ganz richtig, befindet sich in dem Fall aber in einem Motivationskonflikt: Soll er sich der Bezugsperson annähern, falls er den Rückruf bereits kennt, oder sich doch lieber der stressigen Situation entziehen oder zumindest möglichst höflich sein?
Achten Sie darauf, Ihren Hund beim Rückruf nicht zu bedrohen. (Foto: Kilian Reil)
Genauso bringen wir den Hund in einen Konflikt, wenn wir ihn mit einem akustischen Signal (also „Hier oder der Pfeife) herrufen, unser ganzer Körper dem Hund aber sagt: „Bleib weg
, indem wir frontal vor ihm stehen und ihn dabei anstarren. Hunde reagieren sehr deutlich auf unsere Körpersprache und empfinden ungeschicktes Hinüberbeugen oft als Bedrohung.
Indem Sie sich seitlich stellen, ein paar Schritte rückwärts gehen oder sich hinhocken, vermeiden Sie, den Hund durch Ihre Körpersprache in einen Konflikt zu bringen und erleichtern ihm das Zurückkommen.
Haben Sie einen freiheitsliebenden Hund, der sich zudem noch gern schnell