Auf und davon: Wie der Jagdtrieb des Hundes kontrollierbar wird
Von Martina Nau
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Über dieses E-Book
Ein jagdtriebiger Hund ist ein Problem, sowohl für sich selbst als auch für seinen zweibeinigen Besitzer. Der Hund darf nie frei laufen. Zu groß ist die Gefahr, dass er Wild, andere Hunde oder Menschen schädigt. Ein lebenslanger Leinenzwang immer und überall ist jedoch kein artgerechtes Leben für einen Hund.
Viele Faktoren spielen zusammen, wenn Hundebesitzer feststellen, dass sie einen jagdtriebiegen Hund haben. Selbstverständlich spielt die Rasse eine große Rolle, bei Mischlingen die Vorfahren. Natürlich kann man hier bereits eine gewisse Vorentscheidung über die zu erwartenden Jagdprobleme treffen.
Während des Heranwachsens des Hundes werden entscheidende Weichen gestellt. Gerade im Welpen- und Junghundhalter hat der Besitzer einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Jagdpassion seines Zöglings.
Aber selbst wenn man dann feststellt, dass der eigene Hund ein handfestes Jagdproblem hat, dann sollte man nicht zögern das Problem zu lösen. Mit einem konsequenten und systematischen Training sind die Aussichten auf einen zufrieden stellenden Erfolg oftmals gar nicht so gering. Hierzu benötigt man erstens Grundwissen über verschiedene Themenbereiche wie zum Beispiel Jagdtrieb, Lernverhalten und Rangordnung und zweites ein klares Konzept für das praktische Training. Beides will das Buch vermitteln.
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Buchvorschau
Auf und davon - Martina Nau
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Auf und davon
Auf und davon
Egal, was Sie gegen den Jagdtrieb Ihres Hundes bisher unternommen haben, ich möchte Ihnen hiermit Mut machen, mit diesem Buch noch einmal von vorn anzufangen und das Problem mit einem Gesamtkonzept in den Griff zu bekommen.
Wer jemals das Jagdverhalten seines Hundes kontrollieren möchte, muss sich auf seinen Hund als Jäger einlassen. Wenn Ihr Hund wirklich einen ausgeprägten Jagdtrieb hat, dann können Sie diesen nicht wegtrainieren. Sie können ihn nur kontrollierbar machen. Dazu müssen Sie lernen zu denken, wie Ihr Hund denkt.
Vielleicht ist der Jagdtrieb Ihres Hundes jedoch gar nicht so groß? Vielleicht ist sein Jagdproblem gar kein „richtiges" Jagdproblem? In den folgenden Kapiteln geht es auch darum: das eine vom anderen zu unterscheiden.
Sehen Sie den Jagdtrieb Ihres Hundes nicht mehr ausschließlich als ärgerliches Problemverhalten, sondern nutzen Sie die Chance, Ihren Hund durch das gemeinsame Training besser kennenzulernen und zu verstehen. Lassen Sie sich ein auf das spannende Abenteuer, in die Welt Ihres Hundes einzutauchen, die Ihnen vielleicht bisher in diesem Bereich verschlossen blieb. Sie werden sehen, es kann sogar Spaß machen, Ihrem Hund schrittweise klarzumachen, dass Sie nicht nur sein Dosenöffner, sondern sein Teampartner sind.
Nur eine Bemerkung noch: Will man erfolgreich gegen das Jagdverhalten trainieren, sollte man seine Einstellung dringend überdenken, wenn diese bisher einen eher antiautoritären Einschlag hatte. Hiermit ist nicht gemeint, dass Sie hart sein sollen, aber hartnäckig im Sinne von absolut konsequent. Lassen Sie Ihren Hund merken, dass Sie ab sofort darauf bestehen, Ihre Wünsche durchzusetzen. Immer und überall. Nehmen Sie die Grundhaltung an, Ihrem Hund so wenig Kommandos wie möglich zu geben, aber wenn, dann müssen Sie bis zu deren Auflösung (die Sie selbst geben!) darauf bestehen. Sie werden sehr schnell bemerken, dass Ihr Hund beginnt, Sie mit anderen Augen zu sehen.
Die drei Säulen des Antijagdtrainings
Unter all den Verhaltensweisen, die wir bei unseren Hunden in den Griff bekommen möchten, ist das Jagdverhalten die komplexeste. Für viele Hundebesitzer stellt das Jagdverhalten ihres Hundes ein immenses Problem dar, vor allem wenn der entspannte Spaziergang zum stressigen Ausflug mit dem Vierbeiner wird. Es gibt so viele Ursachen für dieses Problem, so viele Gründe, warum ein Training eventuell keinen Erfolg zeigt, dass wir nur mit einem gut durchdachten Konzept unser Ziel erreichen können. Darum ist es mir wichtig festzustellen, dass allein Gehorsamkeitstraining nicht reicht, um den Jagdtrieb eines Hundes kontrollieren zu können. Gehorsamkeit ist ein wichtiger Teilaspekt eines Antijagdtrainings, jedoch nicht der einzige Weg. Ein gutes Antijagdtraining sollte aufgebaut sein wie ein solides Gebäude, das von drei Säulen getragen wird.
Bindung Vertrauen
Die erste Säule setzt sich aus Bindung und Vertrauen zusammen. Ohne sie brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Ohne sie würde das Training hart und lang andauernd. Und es bliebe erfolglos. Denn niemand folgt länger als unbedingt nötig einem Anführer, zu dem er keine Bindung und kein Vertrauen hat. Welpen und junge Hunde bauen schnell eine gute Bindung auf. Ältere Hunde dagegen benötigen viel länger hierfür. Häufig zeigen sie anfangs ein vorsichtiges Misstrauen. Ihnen müssen wir helfen, vertrauensvoll mit uns zusammenzuarbeiten.
Gehorsamkeit Standruhe
Die zweite Säule, Gehorsamkeit und Standruhe, ist diejenige, die wir meistens vor Augen haben, wenn wir über Antijagdtraining sprechen. Gehorsamkeit heißt jedoch nicht nur Gehorsamkeit im Training, sondern vor allem im Alltag. Und Standruhe bedeutet, dass vor allem ein jagdtriebiger Hund grundsätzlich nicht unkontrolliert jagen oder hetzen sollte, auch keine Bälle oder die eigenen fortrennenden Kinder. Natürlich darf er diesen Trieb ausleben, aber erst, nachdem Sie es ihm erlaubt haben.
Beschäftigung Triebauslastung
Erst mit Beschäftigung und Triebauslastung, unserer dritten Säule, erreichen wir einen Erfolg, der dem Hund gegenüber fair ist. Natürlich können wir Triebe nicht dauerhaft unterbinden. Stattdessen müssen wir sie kanalisieren und dem Hund die Möglichkeit geben, sie auszuleben. Also sollten wir ihm Ersatzbeschäftigungen bieten, die ihn trieblich auslasten und gleichzeitig sein Bedürfnis nach geistiger Forderung befriedigen. Das bedeutet, dass wir Hunden mit einer Jagdpassion auch mindestens eine Beschäftigung anbieten, die der des Jagens sehr nahe kommt.
Jagen: Was ist das eigentlich?
Jagen: Was ist das eigentlich?
Jagdverhalten ist ein absolut normales Verhalten für Hunde. Wir sagen gern: Jagdproblem. Es ist ein Problem für uns, jedoch nicht für unsere Hunde.
Nicht alle Hunde jagen. Es gibt Rassen, aus denen man den Jagdtrieb mehr oder weniger herausgezüchtet hat. Zudem findet man auch in der restlichen Hundewelt immer wieder Individuen, die kaum oder keine jagdlichen Ambitionen zeigen. Aber das ist nicht die Regel. Die meisten Hunde haben einen durchschnittlichen Jagdtrieb, einige auch einen ausgeprägten.
Bevor wir mit den ersten Schritten eines Antijagdtrainings beginnen, sollten wir uns bewusst machen, was Jagen für unsere Hunde eigentlich heißt und, vor allem, wie genial sie für diese Tätigkeit ausgestattet sind. Erst wenn wir dies verstehen, werden wir in der Lage sein, sinnvolles von sinnlosem Training zu unterscheiden. Genau das möchte ich Ihnen mit den nächsten Kapiteln ermöglichen. Damit Sie von Anfang an sich und Ihrem Hund helfen können, den richtigen Weg zu gehen, sollten Sie unbedingt einige Dinge wissen.
Der Jagdtrieb
Wissenschaftlich ausgedrückt ist der Jagdtrieb der angeborene, ursprünglich aus dem Ernährungstrieb hervorgegangene Drang, geruchlich oder optisch wahrgenommenes Wild aufzusuchen und zu verfolgen.
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