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Emotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie
Emotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie
Emotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie
eBook219 Seiten2 Stunden

Emotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie

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Über dieses E-Book

Das englische COAPE-Institus legt bereits seit vielen Jahren den Fokus seines Interesses auf die Emotionen von Tieren. Neuere Erkenntnisse der Hirnforschung bestätigen immer mehr, wie stark Emotionen unser Verhalten, und das von Tieren mit ähnlichen Hirnstrukturen steuern. Das EMRA™-System, die Herangehensweise von COAPE an Verhaltensprobleme, stellt daher Emotionen im Zentrum. Statt pauschaler Diagnosen, die meist zu pauschalen Therapiewegen führen, sucht EMRA™ eine individuelle Einschätzung des Problems auf drei Ebenen, die eine individuell passende Therapie ermöglicht.
Dieses Buch hilft Emotionen des Hundes und ihre Bedeutung für das Auftreten von Verhaltensproblemen zu verstehen. Hauptinhalt ist die Anwendung des EMRA™-Systems in der Praxis, welche im Rahmen von sechs ausführlichen Fallbeispielen zu verschiedenen Problemverhalten (Individuelle Einschätzung – Therapie – Ergebnis) dargestellt wird.
SpracheDeutsch
HerausgeberCadmos Verlag
Erscheinungsdatum25. Okt. 2016
ISBN9783840461576
Emotionen einschätzen, Hunde verstehen: Das EMRA-System als individuelle Herangehensweise an Verhaltensprobleme und deren Therapie

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    Buchvorschau

    Emotionen einschätzen, Hunde verstehen - Robert Falconer-Taylor

    Quellen

    Einleitung  

    Pseudodiagnostische Begriffe wie „Dominanzaggression" verleiten zu standardisiertem Vorgehen ohne Rücksicht auf die individuelle Situation des Tieres.

    In den vergangenen Jahren wurde am britischen COAPE-Institut (Centre of Applied Pet Ethology, zu Deutsch Zentrum für angewandte Heimtier-Verhaltenskunde) hinsichtlich der Einschätzung und Therapie von Verhaltensproblemen bei Haustieren ein grundlegend anderer, zunächst umstrittener, jedoch sehr sinnvoller Ansatz entwickelt. Dazu gehörte auch ein grundsätzliches Überdenken der weltweit verbreiteten, pseudodiagnostischen „guten alten Begriffe wie „Dominanzaggression und „Trennungsangst". Diese Konzepte sind im Lauf der Jahre sehr populär geworden, sind sie doch häufig so leicht zu erfassen. Allerdings ist Verhalten, wie zweifellos jedermann bestätigen wird, ob normal oder anormal, problematisch oder akzeptabel, selten eine einfache Sache!

    Die altmodischen Begrifflichkeiten für Verhaltensprobleme und die damit einhergehenden Versuche, die Probleme auf Grundlage dieser Bezeichnungen einzuordnen, führten bei Verhaltensexperten und Tierärzten zu standardisierten Ansätzen in der Verhaltenstherapie. Die Folge war, dass Tierärzte im Bemühen, Probleme innerhalb des eingeschränkten Zeitrahmens einer normalen Sprechstunde zu behandeln, zunehmend automatisch Medikamente verschrieben. Die strikte und unbedachte Anwendung dieser Ansätze bestand hauptsächlich darin, die für die Diagnose eines Verhaltensproblems „ausreichenden und notwendigen" Symptome zu sammeln. So kam es dazu, dass Verhaltensprobleme bei Hunden und Katzen mehr und mehr als Folge irgendeiner klinischen Anomalie betrachtet wurden, das heißt, man ging davon aus, dass Haustiere mit Verhaltensproblemen krankhaft anormal sind. Die Mehrheit der Haustiere mit Verhaltensproblemen ist jedoch klinisch gesund. Verhaltensprobleme sind keine Krankheiten, auch wenn sie Anzeichen und Symptome klinischer Erkrankungen hervorrufen können. Darüber hinaus beinhalteten diese standardisierten Ansätze häufig, dass zur Behandlung die lebenslange Verschreibung von Medikamenten nötig war, um die Emotionen der Tiere zu unterdrücken und ihr Verhalten dauerhaft unter Kontrolle zu halten. Nur so bestand für die Besitzer überhaupt die Hoffnung, glücklich und sicher mit ihren Haustieren zusammenzuleben.

    Das Ergebnis all dieser Entwicklungen war, dass zahlreiche erfahrene sowie unerfahrene Verhaltensexperten in letzter Zeit danach strebten, alle Verhaltensprobleme mit klinischen Erkrankungen erklären zu können, wobei den Wurzeln der Haustierverhaltensforschung keine Beachtung mehr geschenkt wurde. Es scheint in Vergessenheit geraten zu sein, dass Hunde und Katzen in aller Regel außerordentlich anpassungsfähig sind und sich gut an ein Zusammenleben mit Menschen angepasst haben. Es scheint, als habe man, auf der Suche nach irgendeiner zugrunde liegenden Störung, die es ermöglichen sollte, Verhaltensprobleme zu erklären und einzuordnen, die wesentlichen Eigenschaften der großen Mehrheit der Fälle allzu häufig außer Acht gelassen. Diese große Mehrheit der Verhaltensprobleme tritt nicht aufgrund einer klinisch diagnostizierbaren Anomalie auf, sondern weil die betroffenen Tiere einfach Schwierigkeiten haben, mit irgendeinem Aspekt ihres alltäglichen Lebens zurechtzukommen – mit uns Menschen oder mit Artgenossen – und ihre Art des Umgangs mit dieser Situation von dem abweicht, was ihre Besitzer unter akzeptablem Verhalten verstehen. In der sehr geringen Zahl der Fälle, in denen Haustiere mit Verhaltensproblemen klinisch krank sind, zeigen sie eher keine kontextspezifischen Probleme, sondern in der Regel andere physische oder allgemeine neurologische Symptome/Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb halten sich namhafte Verhaltensexperten an den Grundsatz, Tiere mit Verhaltensproblemen nur dann zu behandeln, wenn sie von Tierärzten überwiesen wurden, die qualifiziert und offiziell dazu berechtigt sind, in diesem Zusammenhang ernst zu nehmende Diagnosen zu stellen und den Gesundheitszustand eines Tieres zu beurteilen.

    Ein Hund, der seine Unzufriedenheit mit dem Alleinbleiben laut kundtut, leidet deshalb nicht automatisch unter „Trennungsangst".

    Wir Dozenten und Therapeuten am COAPE-Institut widerstehen seit Langem der Versuchung, bei den von uns behandelten Tieren zuerst nach praktisch verpackten „Diagnosen" für Verhaltensprobleme zu suchen. Einerseits legen wir größten Wert auf Wissen über die neuesten Erkenntnisse bezüglich physiologischer und neurologischer Vorgänge im Gehirn, die erklären können, wie und warum Tiere das tun, was sie tun. Wir berücksichtigen auch die aktuellen Forschungspublikationen zu genetischen und auf Erfahrung basierenden Faktoren, die Verhalten beeinflussen. Andererseits behalten wir bei all dem immer im Hinterkopf, dass der weitaus größte Teil der Haustiere mit Verhaltensproblemen klinisch absolut gesund ist!

    Der Anteil der klinisch kranken Tiere macht es in keiner Weise erforderlich, dass sich Verhaltenstherapeuten die medizinische Kompetenz aneignen, diese Tiere zu erkennen, denn das ist die Aufgabe des überweisenden Tierarztes. Aufgrund ihrer eigenen Sachkenntnis und mit der Unterstützung von Tierärzten, die über viel Erfahrung mit tatsächlich durch klinische Erkrankungen verursachten Verhaltensproblemen verfügen, werden viele Verhaltenstherapeuten ziemlich gut darin zu erkennen, welche Anzeichen eher auf ein erkrankungsbedingtes Verhaltensproblem hindeuten als auf ein schlicht und einfach erlerntes Problemverhalten. Diese Tiere brauchen die geduldige Hilfe von Experten, damit sie lernen können, sich anders zu verhalten; und in der Regel bedarf es dazu auch sehr spezifischer Bedingungen (zum Beispiel Walker et al., 1997). Weder eine falsche, mit Fachwörtern gespickte, pseudowissenschaftliche Diagnose noch automatisch verordnete Medikamente oder ein Standardratschlag zur „Behandlung" des Verhaltensproblems werden dazu beitragen, dass es solchen Tieren besser geht.

    Aber wenn man nun, wovon das COAPE-Institut überzeugt ist, den alten und viel zu einfachen Ansätzen in der Verhaltenstherapie widerstehen soll, und wenn man auch nicht daran glauben möchte, dass Haustiere mit Verhaltensproblemen klinisch krank sind – was soll man dann glauben? Eigentlich ist es ganz einfach: Am COAPE-Institut haben wir einen einfühlsameren und individuelleren Lösungsansatz für Verhaltensprobleme entwickelt, den wir anwenden, lehren und nun auch umfassend empfehlen. Er basiert auf dem EMRA™-System (Emotional, Mood State and Reinforcement Assessment). Die drei Grundpfeiler dieses Systems sind:

     1. Emotionseinschätzung: Wie ist der Gefühlszustand des Tieres zu dem Zeitpunkt, wenn das Problem auftritt?

     2. Lebensgefühleinschätzung: Wie ist die generelle Grundstimmung des Tieres, und wie verhält es sich im Alltag?

     3. Verstärkereinschätzung: Welche äußeren und inneren Faktoren sind es genau, die das problematische Verhalten aufrechterhalten, oft trotz verschiedenster Versuche, es abzustellen?

    Im Mittelpunkt dieses neuen Ansatzes stehen das gesteigerte Bewusstsein für die Individualität und die emotionale Verfassung des Tieres sowie die Schulung des Therapeuten dahingehend, diesen Gefühlszustand auch richtig einschätzen zu können. Da es keine exakten wissenschaftlichen Verfahren zur Messung von Emotionen gibt, erscheint dieses Konzept einigen als gefährlich, zweifelhaft und vermenschlichend. Aber vor dem Hintergrund, dass alle Säugetiere stark und entscheidend von Gefühlen geprägt sind, ist es eine logische Entwicklung. Denn tatsächlich ist diese Herangehensweise die „Kunst, die einen guten, empathischen Verhaltenstherapeuten ausmacht und ihn von demjenigen unterscheidet, der seinen Kunden Vorträge darüber hält, was ihr Tier „hat, dabei einfache Dinge mit komplizierten Begriffen umschreibt und standardisierte Behandlungsansätze bietet.

    Futter verteidigen ist für den Besitzer ein unerwünschtes Verhalten. Aber hat der Hund deshalb eine „Störung"?

    Diese „Kunst hat nun eine ernst zu nehmende wissenschaftliche Grundlage. Seit einigen Jahren hat die physische und physiologische Beziehung zwischen den Strukturen des Gehirns, die unsere Momente der Angst, des Ärgers, der Freude und der Begeisterung bestimmen, einen wichtigen Stellenwert in der neurobiologischen Forschung im Bereich der Humanpsychiatrie. In den Augen vieler bestimmt beispielsweise „emotionale Intelligenz, uralt, impulsiv und sehr einflussreich, unsere Erfolgsaussichten als Art, ganz im Gegensatz zu unserer neueren, leichter messbaren kognitiven Intelligenz, die sich dadurch auszeichnet, dass wir Dinge bewusst in Betracht ziehen und überdenken können und in der Lage sind, instinktive emotionale Reaktionen zu unterdrücken. (Goleman, 1996). Andere sind der Meinung, dass diese beiden Arten von Intelligenz untrennbar miteinander verknüpft sind und es maßgeblich auf unsere Fähigkeit ankommt, unsere Emotionen zwar zu erkennen, sie aber mittels kognitiver Analyse zu regulieren. Anscheinend jedoch ermöglicht die Struktur des menschlichen Gehirns zu bestimmten Zeiten auf ganz natürliche Weise, dass kognitive Prozesse und kontrollierte Reaktionen von emotional gesteuerten Instinktreaktionen überlagert werden. Sind Entscheidungen und Handeln gefragt, „ist das Gefühl ebenso wichtig wie das rationale Denken – und manchmal sogar noch wichtiger. Intelligenz kriegt keinen Fuß auf den Boden, solange die Emotionen herrschen." So formulierte es ein renommierter Neurobiologe (Le Doux, 1998).

    Was sind

    Emotionen ?

    Vielleicht ist das ständige Belecken die einzige Möglichkeit des Hundes, sein Wohlbefinden aufrechtzuerhalten, da diese Tätigkeit mit positiven Emotionen verknüpft ist.

    Manchmal geraten ihre Hunde in Schwierigkeiten und reagieren dann selbst aggressiv, weil sie für andere Hunde einfach zu überschwänglich sind.

    Emotionen lassen sich als Handlungsimpulse beschreiben und als von verstärkenden Reizen für ganz bestimmte Zwecke hervorgerufene Geisteszustände. Darunter solche, die das Tier veranlassen, sich selbst zu verteidigen, nach Futter oder anderen lebensnotwendigen Dingen zu suchen, in Gruppen Kooperationen mit anderen einzugehen und aufrechtzuerhalten (bei obligatorisch sozialen Tieren wie Hunden), anderen gegenüber Emotionen auszudrücken, auf Neuerungen zu reagieren sowie sich Signale und Geschehnisse zu merken, die im Zusammenhang mit sozialen oder auf das Umfeld bezogenen Ereignissen stehen, und zu lernen, in Zukunft auf diese Signale zu reagieren, besonders wenn sie mit Gefahr verknüpft sind. Tatsächlich können die verschiedenen Emotionen danach klassifiziert werden, ob der Verstärker positiv oder negativ ist. So entstehen Skalen, die Verstärkungskontingenzen, bezogen auf den Grad der Emotionalität, darstellen, beispielsweise Freude, die sich zur Begeisterung und Ekstase steigert, Frustration, aus der Zorn und Wut werden, Besorgnis, die sich zu Angst und Entsetzen auswächst, und so weiter (siehe Abbildung 1, nach Rolls, 1999).

    Abbildung 1:

     1. Welche Emotion(en) genau

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