Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 10 – Adelsroman
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Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Berthold von Svedlund ging mit großen, eiligen Schritten durch die weiten Räume seines Schlosses, hier und da vor einem der kostbaren Gemälde einen Augenblick verweilend. Alexis, sein fünfjähriger Sohn, lief trippelnd hinter ihm her, so schnell ihn seine kleinen Beinchen tragen konnten. »Papi, Papi!« rief er aufgeregt, »warum rennst du denn so?« Graf Berthold blieb stehen und schaute auf seinen dunkelhaarigen Sprößling hinab. »Weshalb bist du nicht bei Dorle geblieben?« fragte er und strich seinem Sohn mit einer flüchtigen Geste über den Kopf. »Du störst mich jetzt nur!« Alexis blickte mit großen dunklen Augen seinen Vater an. »Warum störe ich dich?« Berthold von Svedlund wurde ungeduldig, doch er bemühte sich, es das Kind nicht merken zu lassen. »Weil ich noch allerhand für unsere Reise bedenken muß!« »Bleiben wir lange fort?« Bertholds Blick streifte die Bilder, die an den Wänden des Festsaales hingen, und seine Gedanken waren wieder weit weg. Alexis zupfte ihn am Ärmel. »Papi!« erinnerte er ihn mit leisem Stimmchen. Graf Berthold lächelte, und für einen kurzen Augenblick lösten sich seine gespannten Züge und bekamen einen weichen, beinahe zärtlichen Ausdruck. »Wir werden so lange fortbleiben, wie es uns gefällt«, antwortete er.
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Fürstenkinder
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Buchvorschau
Eine Mutti für Alexis - Lieselotte Immenhof
Fürstenkinder
– 10 –
Eine Mutti für Alexis
Der Kleine sehnt sich so nach Liebe und Geborgenheit
Lieselotte Immenhof
Berthold von Svedlund ging mit großen, eiligen Schritten durch die weiten Räume seines Schlosses, hier und da vor einem der kostbaren Gemälde einen Augenblick verweilend.
Alexis, sein fünfjähriger Sohn, lief trippelnd hinter ihm her, so schnell ihn seine kleinen Beinchen tragen konnten.
»Papi, Papi!« rief er aufgeregt, »warum rennst du denn so?«
Graf Berthold blieb stehen und schaute auf seinen dunkelhaarigen Sprößling hinab. »Weshalb bist du nicht bei Dorle geblieben?« fragte er und strich seinem Sohn mit einer flüchtigen Geste über den Kopf. »Du störst mich jetzt nur!«
Alexis blickte mit großen dunklen Augen seinen Vater an. »Warum störe ich dich?«
Berthold von Svedlund wurde ungeduldig, doch er bemühte sich, es das Kind nicht merken zu lassen. »Weil ich noch allerhand für unsere Reise bedenken muß!«
»Bleiben wir lange fort?«
Bertholds Blick streifte die Bilder, die an den Wänden des Festsaales hingen, und seine Gedanken waren wieder weit weg.
Alexis zupfte ihn am Ärmel. »Papi!« erinnerte er ihn mit leisem Stimmchen.
Graf Berthold lächelte, und für einen kurzen Augenblick lösten sich seine gespannten Züge und bekamen einen weichen, beinahe zärtlichen Ausdruck. »Wir werden so lange fortbleiben, wie es uns gefällt«, antwortete er.
Alexis dachte nach und kaute an einem Fingerchen. »Uns gefällt’s bestimmt nicht«, meinte er schließlich mit einem tiefen Seufzer.
Berthold lachte gedämpft. »Warum denn nicht, mein Sohn?«
In den Augen des kleinen Jungen schimmerte es feucht. »Ich will nicht verreisen«, sagte er kläglich. »Ich will hierbleiben und mit den Kindern aus dem Dorf spielen!«
Berthold von Svedlund machte eine unsichere Handbewegung. Seine gelöste Miene wurde wieder finster und verschlossen. »Ich will nicht, daß du mit den Kindern aus dem Dorf spielst«, sagte er hart und dachte, daß die anderen seinem kleinen Alexis bald die Wahrheit sagen würden, die er ganz ängstlich vor ihm geheimhielt.
Alexis wandte sich ab und stampfte trotzig mit dem Fuß. »Immer soll ich allein spielen!« rief er vorwurfsvoll. »Das ist langweilig!«
»Du hast aber doch Dorle!« beruhigte Berthold seinen Sohn und streichelte ungeschickt das kleine Köpfchen.
»Dorle ist viel zu alt!« meinte Alexis abfällig.
Berthold von Svedlund schwieg. Daran hatte er noch nie gedacht.
Dorle, die alte Haushälterin, war über sechzig und manchmal schon recht abgearbeitet und müde. Sie umsorgte den kleinen Alexis mit aller Liebe, deren sie fähig war, aber manchmal wurde es ihr einfach zu viel.
Alexis hatte mit dem wachen Instinkt des Kindes eine ganz einfache Deutung gefunden: Dorle ist viel zu alt!
Der Kleine riß seinen Vater aus seinen grübelnden Gedanken. »Du spielst ja auch nie mit mir!« behauptete er vorwurfsvoll. »Und du hast so viel Zeit!«
»Ich habe keine Zeit!« wehrt Berthold verwirrt ab.
»Doch!« meinte Alexis ernsthaft. »Manchmal stehst du stundenlang vor den Bildern!« Er wies mit einer abfälligen Bewegung auf die Gemäldegalerie.
»Ja, meine Bilder!« murmelte der Graf und wandte sich den Gemälden zu.
In diesem Augenblick verließen ihn alle trüben Gedanken, eine Art stille Freude zog in ihn ein, die zwar von leichter Melancholie getrübt war, ihn aber dennoch seine Umwelt vergessen ließ.
An dem Stilleben des flämischen Meisters aus dem siebzehnten Jahrhundert blieb sein Blick hängen. Durch Zufall war er vor einem Jahr auf das Bild aufmerksam geworden, und am Ende erstand er es für einen ungeheuren Preis.
Er kaufte einen kostbaren antiken Rahmen, und dann bekam das Gemälde des alten flämischen Meisters einen Ehrenplatz im Festsaal des Schlosses.
Berthold von Svedlund ging weiter an der Bilderreihe entlang. Jedes Bild hatte seine Geschichte. Und diese Geschichten waren mit dem Leben des Grafen von Svedlund eng verbunden. Denn die Bilder waren zu seinem Lebensinhalt geworden, seitdem sein privates Glück zerbrochen war, und sie beschäftigten ihn ebensosehr
wie die Sorge um seinen kleinen Sohn.
Die Schritte des Grafen hallten in dem hohen Raum wider, in dem nur wenige kostbare Möbelstücke standen. Die riesigen Kristallüster klirrten leise.
Er betrat das nebenan gelegene Kaminzimmer mit den riesigen Spiegeln in Goldrahmen und blieb vor einem Ölgemälde stehen, das die ganze Breitwand des Raumes einnahm.
Alexis lief an seinem Vater vorbei und stellte sich breitbeinig vor ein kleineres Bild, das eine rothaarige Frau mit graugrünen Augen zeigte, die mit einem geheimnisvollen Lächeln in die Ferne blickte.
»Besuchen wir auch die Mami, wenn wir morgen fortfahren?« fragte er und betrachtete immer noch versunken das Bild.
Graf Berthold fuhr herum. Seine Augenbrauen waren finster zusammengeschoben. Mit einem brennenden Blick sah er seinen Sohn an. »Nein!« entgegnete er mit rauher Stimme und war mit wenigen raschen Schritten bei Alexis. Er faßte ihn mit einer unsanften Bewegung bei den Schultern und riß ihn von dem Bild zurück.
»Warum nicht?« maulte Alexis. »Ich will meine Mami sehen!«
»Du kennst deine Mami ja gar nicht!« antwortete Graf Berthold mit ungewohnter Strenge.
»Doch!« sagte Alexis, und seine Augen strahlten. Mit dem Daumen zeigte er auf das Bild. »Dort hängt sie doch! Ich seh’ sie mir oft an! Wie du, wenn du die anderen Bilder anguckst!«
Berthold von Svedlund stand wie erstarrt. Das hatte er nicht gewußt! Nur ganz selten hatte Alexis nach seiner Mutter gefragt und sich mit einer knappen Antwort zufriedengegeben. Einige Male hatte er mit schwachem Interesse das Gemälde betrachtet, das eines der wertlosesten in Graf Svedlunds Sammlung war, und Berthold war insgeheim froh gewesen, daß der Junge seine Mutter nicht zu vermissen schien.
Um so bestürzter war er deshalb, als er jetzt Alexis’ Worte hörte. »Deine Mami ist weit fort«, sagte Berthold und schloß sekundenlang die Augen. Aber das Bild der Frau mit dem kupferroten Haar ließ sich nicht verdrängen.
»Wo denn?« wollte Alexis wissen.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte er knapp. »Sie lebt in einem fremden Land, wo es sehr schön ist und immer die Sonne scheint. Hier wäre sie krank geworden.« Sein Blick ging hinaus auf den Schloßpark, wo sich die Bäume ächzend unter den ersten Frühjahrsstürmen bogen und ihre kahlen Äste in den grauen Himmel streckten.
»Warum können wir nicht auch dort leben?« fragte Alexis und blickte seinen Vater gespannt an. »Dann hätten wir auch eine Mami wie andere Kinder.«
Berthold von Svedlund biß die Zähne fest zusammen. Ich darf mich vor dem Kind nicht verraten, dachte er.
»Wir gehören hierher, Alexis«, erwiderte er ernst und versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Hier ist unsere Heimat, und das Schloß ist der Besitz, der seit Hunderten von Jahren den Svedlunds gehört.«
Alexis sah ihn verständnislos an, und Berthold kam in diesem Moment nicht auf den Gedanken, daß sein fünfjähriger Sohn seine Worte noch nicht begreifen konnte.
»Mami ist schön, nicht?« sprach Alexis weiter und drängte sich wieder vor das Bild.
»Hör auf!« brachte Berthold von Svedlund unbeherrscht heraus.
Der Junge zuckte erschrocken zurück. »Werd’ ich sie denn nie – nie sehen?« wisperte er mit tränenerstickter Stimme.
»Nein!« stieß der Graf rauh hervor. Dann trat er in einer plötzlichen Eingebung beiseite und zog heftig an der Klingelschnur.
Er stand mit funkelnden Augen in der Mitte des Zimmers, die große, breitschultrige Gestalt ein wenig gebeugt, als Dorle das Kaminzimmer betrat.
»Sie haben geläutet, Herr Graf«, sagte sie mit ihrer leisen, etwas schleppenden Stimme.
»Nimm Alexis mit zu dir«, befahl Graf Berthold. »Er stört mich bei meinen Reisevorbereitungen.« Er holte tief Luft und zeigte dann auf das Gemälde, das an der Seitenwand hing. »Das Bild soll abgenommen werden«, setzte er mit heiserer Stimme hinzu.
»Das Bild von...«, sie stockte, »das Bild soll – abgenommen werden?« stotterte sie hilflos und legte einen Arm um Alexis, der sich verstört an sie schmiegte und seinen Vater mit einem furchtsamen Blick betrachtete.
»Ja«, antwortete der Schloßherr, »und zwar sofort!«
»Ich sage Artur Bescheid«, erwiderte die alte Haushälterin verwirrt.
»Er soll alle andere Arbeit liegenlassen und gleich hierherkommen!«
*
Berthold von Svedlund blätterte in den Kunstkatalogen, die sich auf seinem Schreibtisch türmten, und gelegentlich machte er sich Notizen. Er hatte die Reiseroute genau festgelegt und sich vorgemerkt, welche Ausstellungen er