Druckstellen: Die Zerstörung einer Dresdner Künstler-Biographie durch die Stasi
()
Über dieses E-Book
Ähnlich wie Druckstellen
Titel in dieser Serie (2)
Druckstellen: Die Zerstörung einer Dresdner Künstler-Biographie durch die Stasi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas lässt einen nicht mehr los: Opfer politischer Gewalt erinnern sich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Via Knast in den Westen: Das Kaßberg-Gefängnis und seine Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurt Sontheimers Republik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBautzen im Dazwischen: Vom Ende der DDR zum Aufbruch in eine neue Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeipzig 1968: Unser Protest gegen die Kirchensprengung und seine Folgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn eigenem Auftrag: Bekenntnisse und Einsichten. Tagebuch 1989 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVertrauen und Gewalt: Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber die Jugend und andere Krankheiten: Essays, Interviews und Reden 1985–2018 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie fabelhaften Bekenntnisse des Genossen Alfred Kurella: Eine biografische Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlorene Zeiten?: DDR-Lebensgeschichten im Rückblick - eine Interviewsammlung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie die Erlebnispädagogik laufen lernte: Outward Bound in der Bonner Republik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHans Joachim Schädlich: Leben zwischen Wirklichkeit und Fiktion Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas lässt einen nicht mehr los: Opfer politischer Gewalt erinnern sich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBühne der Dissidenz und Dramaturgie der Repression: Ein Kulturkonflikt in der späten DDR Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDemokratie jetzt: Der schwierige Weg zur deutschen Einheit. Ein Zeitzeuge berichtet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFragmente aus der Endzeit: Negatives Geschichtsdenken bei Günther Anders Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEingesperrt!?: Reiselust und Reisefrust in der DDR, Reiseerzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDERMALEINST, ANDERSWO UND ÜBERHAUPT: Kein Twitter, kein Facebook • Von Menschen, Büchern und Bildern • Band 4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Bild der DDR in Literatur, Film und Internet: 25 Jahre Erinnerung und Deutung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchatten der Zeit: oder Geschichten von kleinen Leuten im Vogtland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGEWALT: tschekistisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine Schatten, meine Bilder: Eine Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Pflicht und Freiheit: Lebenswege in der DDR Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwarzenberg-Legende: Geschichte und Mythos im Niemandsland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenClaus Schenk Graf von Stauffenberg: Wagnis - Tat - Erinnerung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Hakenkreuz und Sichel: Das bewegte Leben Ernst Lohmeyers (1890–1946). Sein Leben, sein Verschwinden und seine Hinrichtung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBIERKÄMPFE, BAROCKENGEL UND ANDERE BAVARESKEN: Kein Twitter, kein Facebook • Von Menschen, Büchern und Bildern • Band 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBruchlinien Band 2: Vorlesungen zur österreichischen Literatur 1990 bis 2008 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMachen – Erhalten – Verwalten: Aspekte einer performativen Literaturgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Malstrom: Bericht eines Wende-Verlierers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Europäische Geschichte für Sie
Mein Kampf Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Rudolf Augstein über Bismarck: Mit einer Einführung von Hauke Janssen. Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie DDR - Leben im sozialistischen Deutschland: Ein SPIEGEL E-Book Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Geschichte: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hexenhammer: Alle 4 Bände Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kessel von Halbe 1945: Das letzte Drama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichte der DDR: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Erste Weltkrieg: Von Sarajevo bis Versailles: die Zeitenwende 1914-1918 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mysterium der Frau Holle: das Märchen, die heiligen Orte, der Mythos, die Botschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOtto von Bismarck: Der Reichsgründer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1914 - 2014 - Die unheimliche Aktualität des Ersten Weltkriegs: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKulturgeschichte der Neuzeit: Alle 5 Bände: Die Krisis der Europäischen Seele von der Schwarzen Pest bis zum Ersten Weltkrieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Berliner Mauer: Geschichte eines monströsen Bauwerks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stunde der Patinnen: Frauen an der Spitze der Mafia-Clans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbekanntes Wien: Verborgene Schönheit - Schimmernde Pracht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKriegsausbruch 1914: Der Weg in die Katastrophe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNovember 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTitanic - Der Untergang einer Welt: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kultur der Renaissance in Italien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarze Wurzeln: Afro-deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950 Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Deutsche Kultur- und Sittengeschichte (Alle 3 Bände): Vorzeit und Mittelalter + Das Zeitalter der Reformation + Die neue Zeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie geheim gehaltene Geschichte Deutschlands - Sammelband Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Unterirdisches Österreich: Vergessene Stollen - Geheime Projekte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHans-Dietrich Genscher - Diplomat der Einheit: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Deutschen und ihre Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen99 Fragen zu den Habsburgern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwaben: Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Kontintents Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeheimnisvoller Da Vinci Code in Wien: Verborgene Zeichen & Versteckte Botschaften Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Verwandte Kategorien
Rezensionen für Druckstellen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Druckstellen - Jürgen Gottschalk
Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Band 5
Jürgen Gottschalk
Druckstellen
Die Zerstörung einer Dresdner Künstler-Biographie durch die Stasi
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
3. Auflage 2019
© 2006 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlaggestaltung: Friedrich Lux, Halle (Saale)
Satz und Layout: lautwieleise.de
Umschlagbild: Gottschalk privat
Fotos, soweit nicht anders angegeben: Gottschalk privat
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
ISBN 978-3-374-05500-5
www.eva-leipzig.de
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort – »Druckstellen 2.0«? (Nancy Aris)
I. Jürgen Gottschalk: Gegen das Vergessen
Vorgeschichte
Kindheit im Nachkriegs-Dresden
Jugend zwischen Bereitschaftspolizei und Wismut
Aufbruch in die alternative Kunstszene
Mail-Art
Postkunst als ein Fenster zur Welt
Aktionen im Visier der Stasi
Die Welt der Mailart
Die Serigrafie-Werkstatt – ein Freiraum unter Druck
Repressionen
Erste Erfahrungen mit der Stasi
Die Inoffiziellen Mitarbeiter
»Nestbau« – Leben nach Maßnahmeplan
Ein Antrag mit Folgen
Untersuchungshaft
Die Verhaftung beim Rat des Stadtbezirkes
Vernehmungen »zur Klärung eines Sachverhaltes«
Tage und Nächte in der Stasi-U-Haft
Prozess
Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Strafvollzug
Sechs Wochen bis nach Brandenburg
Als Zuchthäusler – mit Kriminellen auf engstem Raum
Ein überraschender Transport nach Dresden
Abschiebehaft in Karl-Marx-Stadt
Westwärts
Im Bus nach Gießen
Die Gegenwart der Vergangenheit
Nachspiel
Rückkehr nach Dresden
II. Rückblick
Nancy Aris: Das ist alles sehr präsent…
Ein Gespräch mit Jürgen Gottschalk
»Meine Akte und ich«
Clemens Bechtel im Gespräch mit Carolin Führer
Jürgen Gottschalk: Ein Blick zurück:
Was bleibt nach diesem halben Leben?
III. Dokument:
MfS-Diplomarbeit über den Operativvorgang »Feind« gegen Jürgen Gottschalk vom März 1988
Über den Autor
Vorwort – »Druckstellen 2.0«?
Wozu ein neuer Gottschalk nach fast fünfzehn Jahren? - mag der Leser fragen. Auch wir als Herausgeber haben uns diese Frage gestellt. Und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es durchaus sinnvoll ist und lohnt, das Buch nach so vielen Jahren noch einmal neu herauszubringen. Denn wir haben uns verändert, die Zeit hat sich verändert, der Autor ist heute ein anderer und die Leser sind neue.
Doch zunächst möchte ich einen Blick zurück wagen. Das Buch von Jürgen Gottschalk war eines meiner ersten Bücher, das ich beim Landesbeauftragten begleiten durfte. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich meinen Rotstift zückte, um Begriffe wie »Sprecher«, »Klopfen« oder »auf Transport« zu unterkringeln. Die typischen Knastbegriffe waren mir fremd und ich mahnte, diese Dinge für den Leser verständlich zu erklären. Heute stolpere ich nicht mehr über solche Begriffe und ich frage mich manchmal, ob das gut ist oder eher bedenklich. Als ich vor knapp fünfzehn Jahren im Atelier von Jürgen Gottschalk saß und mich durch den Wust von Stasi-Akten arbeitete, war ich erschüttert von den Zeugnissen einer lückenlosen Überwachung durch die Stasi. Hunderte Seiten, die bezeugten, wie die Staatssicherheit Hand in Hand mit anderen staatlichen Einrichtungen den aufmüpfigen Künstler nicht nur auf Schritt und Tritt verfolgte, sondern aktiv an seinem Leben teilnahm. Jürgen Gottschalk meinte einmal zu mir »Ich wurde gelebt.« Dieser kurze Satz wirkt zunächst lakonisch, aber sieht man die Akten, dann wird auf bedrückende Weise klar, wie Recht Jürgen Gottschalk hatte und wie sehr sich der Sicherheitsapparat in einzelne Leben einnistete und deren weiteren Verlauf bestimmte. Und noch etwas fiel mir an mir selbst bei der Lektüre der Stasibeobachtungen auf: der freundlich witzige Jürgen Gottschalk wurde mir mit der Zeit unbewusst immer unsympathischer. Wie konnte das gehen? Wo war die Empathie für die Opfer? Ich las in den Akten von Tierquälereien während seiner Lehrzeit und von anderen Dingen, die einem sein Gegenüber nicht unbedingt sympathischer machen. Ob die Dinge stimmten, wusste ich nicht. Ich erkundigte mich danach, alles schien ausgeräumt. Dann aber stellte ich fest, dass die von der Stasi gelegte Giftspur zwar rational entfernt war, emotional aber nie ganz beseitigt werden konnte. Etwas Unbehagen blieb immer. Dieses Erlebnis hat meinen Blick auf die Akten und den Menschen dahinter geprägt. Es hat mir gezeigt, wie wirkungsmächtig das Agieren der Stasi war, wie sehr sie die Wahrnehmung der Menschen auch Jahrzehnte später prägte und es hat mich gelehrt, genau hinzuschauen und die Akten nie allein, sondern immer mit der Perspektive des Betroffenen, zu betrachten.
Bei der Erstausgabe des Buches waren Auszüge aus der Stasi-Diplomarbeit zu Jürgen Gottschalk seinem Text vorangestellt. Manche Leser kritisierten die Reihenfolge, weil sie daran eine Rangfolge festmachten: Zuerst die Täter, dann die Opfer, lautete ihr Vorwurf. Ich hatte damals ein ganz anderes Problem, konnte mich aber mit meinen Bedenken nicht durchsetzen. Mir erschien die Auswahl einiger Passagen als zu eng, weil ich fand, dass nur die Diplomarbeit als Ganzes das Ausmaß und die Perfidie der Verfolgung zeigte. Zudem befürchtete ich, dass man uns vorwerfen könnte, die Passagen inhaltlich manipuliert zu haben. Ein Abdruck der vollständigen Arbeit als Originaldokument hätte eine Beweisfunktion gehabt, die jeden Zweifel ausgeräumt hätte. Dass meine damalige Befürchtung nicht ganz unbegründet war, zeigten Anwürfe, denen Jürgen Gottschalk Jahre später ausgesetzt war und immer noch ist. Mitunter erlebt er nach Führungen in der Gedenkstätte Bautzner Straße, dass Besucher sich bei der Gedenkstättenleitung mit anonymen Briefen beschweren und den Wahrheitsgehalt seiner Ausführungen anzweifeln. Einer dieser Briefe ist in diesem Buch abgedruckt. Bei den Schreibern handelt es sich ganz offensichtlich um ehemalige Stasi-Leute. Man könnte diese Briefe ignorieren. Man kann ihnen aber auch etwas entgegensetzen. Wir haben uns für Variante 2 entschieden und ich bin sehr froh darüber, dass in der Neuausgabe des Buches die Diplomarbeit vollständig und als Faksimile abgedruckt ist. Damit kann keiner mehr behaupten, dass Jürgen Gottschalk Lügen oder krankhafte Fantasien verbreiten würde.
Ein weiteres Versäumnis der Erstausgabe war für mich, dass kaum Beispiele der Mailart vorgestellt wurden. Im Text hatte Jürgen Gottschalk zwar viel dazu geschrieben, aber visuell blieb dem Leser der provokative Witz dieser Postkartenaktionen verborgen, so er nicht gezielt im Internet danach recherchierte. In dieser Auflage wollten wir deshalb gerade auch Bilder sprechen lassen und haben auf insgesamt 14 Seiten Mailartpostkarten zu verschiedenen Themen zusammengestellt. Dabei war uns wichtig, die gesamte Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zumindest anzudeuten, gerade auch, weil im Wirken von Gottschalk, in seiner Arbeit als Künstler und Kunstverbreiter auch eine ganz spezielle Dresdner Komponente mitschwingt. Lutz Rathenow wies auf ein besonderes Dresdener Spannungsverhältnis hin: einerseits die besondere Wirkung in einem kunstinteressierten Umfeld, andererseits der mangelnde Schutz, weil – anders als in Ost-Berlin – hier West-Diplomaten oder akkreditierte Journalisten als Kontaktmöglichkeit nicht permanent anwesend waren. So bot Dresden zwar einen größeren und kunstaffineren Wirkungsraum, doch war die Repression hier rücksichtsloser. Vielleicht auch, weil die Stasi-Mitarbeiter mehr Zeit im provinziellen Elbflorenz hatten.
Die Zeit heute ist eine andere. Das sagt sich so leicht, aber stimmt das? Als wir das Buch vor knapp fünfzehn Jahren herausbrachten, halfen wir damit einem Verfolgten, mit seinem Einzelschicksal in die Öffentlichkeit zu treten. Es war das uns zur Verfügung stehende Medium, um Gehör zu finden und für das Thema zu sensibilisieren. Damals gab es am Ort der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaft noch keine Gedenkstätte. Zeitzeugengespräche fanden von uns vermittelt in Schulen statt. Seitdem ist viel passiert und Jürgen Gottschalk ist Teil dieses Prozesses. Mit der Eröffnung der erweiterten Gedenkstätte Bautzner Straße im Jahr 2014 erfuhr gerade auch die Arbeit mit Zeitzeugen viel Aufwind und Zuspruch. Tausende Besucher kommen seitdem jährlich in die Gedenkstätte, um sich den authentischen Ort anzuschauen und mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen. Einer von ihnen ist Jürgen Gottschalk. Doch was passiert mit einem Zeitzeugen, der jahrelang über seine Geschichte spricht? Verändert sich der Blick auf die eigene Erfahrung, weil die Zeit sich ändert? Hilft das sich ständig wiederholende Gespräch, um mit der Vergangenheit besser klarzukommen? Ich bin in einem Interview mit Jürgen Gottschalk diesen Fragen nachgegangen. Auch dieses sehr persönliche Interview ist im Buch nachzulesen.
Und was passiert, wenn ein Zeitzeuge plötzlich Teil eines Theaterprojektes über die Stasi wird? Welchen Blick haben Theater-Leute auf dieses Thema? Dies alles sind Fragen, die in »Druckstellen 2.0« verhandelt werden. Uns hat nicht nur die Stasi-Geschichte von Jürgen Gottschalk interessiert, sondern wir wollten mehr über die Gegenwart und das Dazwischen erfahren. Insofern ist das vorliegende Buch ein anderes, ein wirklich neues Buch. Es erzählt von der Verfolgung eines nonkonformen Künstlers in der DDR aus Sicht der Stasi und aus der Perspektive eines Betroffenen und es zeigt, welche Strategien es gibt, mit dieser belastenden Vergangenheit umzugehen.
Ich persönlich begleite Jürgen Gottschalk bei Zeitzeugengesprächen in Schulen und erlebe immer wieder, wie nah die für viele ferne Vergangenheit ist, wenn man anfängt, darüber zu sprechen. In diesem Sinne wünsche ich dem Buch einen breiten