Alltagsgeschichten: Erzählungen
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Über dieses E-Book
Michael Starcke
Waltraud Sophie Reich
W. Sophie Reich, geb. 1943, Hannover. Die Autorin leitete 20 Jahre ihre Galerie in Bochum, bevor sie mit dem Schreiben begann. Seit 2009 Mitglied der Autorengruppe "Bochumer Literaten". Textbeiträge in Anthologien, 2011 Roman-Biografie "Wie lieblich sind meine Wohnungen", 2015 Kurzgeschichten "Planmäßige Ankunft", BoD-Verlag.
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Buchvorschau
Alltagsgeschichten - Waltraud Sophie Reich
Für Holger und Anneke
Foto: Peter Lück
Bochumer Literaten
Autorengruppe 2018
Inhalt
Interview
Die Patientin
Die Suche
in memoriam
Alltagsgeschichten, Zeitdruck
Nebenwirkungen
Neu in Deutschland, „nid"
Hängenbleiben
Jubiläen an sich
Ein Spaziergang
Vernetzung
Anna
Hartz IV
Die Gedanken sind frei
Kunstmesse
Hauptfriedhof
Frühe Jahre, Gretelriede Nr. 48
Loccum Nr. 28
Der Geschmack von Kindheit
Was Büchern (auch) passieren kann
10 Jahre Bochumer Literaten,
aus „Einblicke in die Werkstatt"
Projekt-Verlag Bochum/Freiburg
(Ausschnitt: Interview Dr. Nils Rimkus mit der Autorin)
Interview
Sophie, wann ging es los, dass Du Dich für das geschriebene Wort interessiert hast? Es muss sich ja irgendwann eine Affinität zum Schreiben begründet und eingestellt haben.
Ich war als Kind sehr viel mir selbst überlassen und habe immer viel gelesen. Der Zugang zu Büchern war da, das wurde auch gefördert. Und ich konnte immer schon – ich war ein bisschen schüchtern – das, was mir wichtig war, besser schreiben als sagen. Bis heute. Das ist mein Ausgangspunkt.
Was waren das für Texte? Schon kleine fiktionale Texte?
Nein, das fing an mit Briefeschreiben an Freunde, an die Kinder in der Ferne, immer nah am tatsächlichen Geschehen. Und natürlich Tagebuch. Schon als Teenager, in Zeiten emotionalen Aufruhrs, schrieb ich mir von der Seele, was mich beschäftigte.
Das Tagebuchschreiben war also eher das, was man heute therapeutisches Schreiben nennt?
Ja, nun ja. So war das bei mir.
Hat sich das bis in die Gegenwart fortgesetzt?
Nein, viele Jahre habe ich gar nicht mehr geschrieben, weil ich so in meinem glücklichen, ausgefüllten Leben war. Erst als ich 2004 meine Galerie zugemacht habe, entstand eine Leere, plötzlich hatte ich viel Zeit, dazu kam eine unglückliche Liebe. Wie es zu der Trennung kam, das musste verarbeitet werden. Anfangs wollte ich nur über dieses Liebesunglück schreiben, aber es entwickelte sich immer mehr zu einem Selbstläufer. Ich dachte, ich muss diese Person, die unglücklich verliebt war und traurig ist, dem Leser oder Zuhörer erst einmal vorstellen. So entstand eine Art Buch, mit Blick weit zurück bis in die Kindheit. Ich nannte diesen autobiografischen Bericht „Wie lieblich sind meine Wohnungen", denn innerhalb Bochums bin ich damals dreimal umgezogen, auch das ergab viel Erzählstoff. Der Auslöser für meine Schreiblust war aber schon jener Ex-Freund, der Gedichte schrieb, die ich sehr mochte. Rückblickend bin ich ihm dankbar für diese Anregung.
Und da hast Du dann nur für Dich geschrieben, oder wolltest Du mit dem Schreiben Geld verdienen? Hattest Du bis dahin schon Lesungen?
Nein, nein, gar nicht! Es ging um die Liebe zur Literatur, die Liebe zum Schreiben. Deshalb habe ich mich ja bei den Bochumer Literaten beworben: Ich wollte gern mit Menschen zu tun haben, die sich auch damit beschäftigen. Es war auch eine Sehnsucht nach Gesellschaft, nach neuen Kontakten. Ich las 2008 einen Artikel in der Zeitung über die BoLits, man könne sich mit Texten bewerben, was ich tat, und so wurde ich aufgenommen.
Was genau bedeutet Dir das Gemeinsame in der Gruppe?
Ich brauche die Anregung von außen. Und mag die Lesungen als Teil einer Gruppe. Allein, wie eine Schauspielerin auf der Bühne im Fokus zu stehen, das wäre nicht mein Ding. Ich will immer mit einer Gruppe mitlaufen, aber so am Rande. Nicht so wichtig sein, mich auch mal ein bisschen verstecken können, dann bin ich schon ganz zufrieden.
Aber die Lesung ist doch ein öffentlicher Moment, Du stehst doch dann auch im Fokus. Hast Du davor keine Angst?
Lampenfieber habe ich immer! Aber mein Lohn ist eben dieser öffentliche Auftritt. Es gefällt mir, wenn Leute im Publikum sind, die sagen, ja, hat uns gut gefallen. Ich habe oft das Gefühl, dass meine Texte in den Augen manch anderer Schreiber zu normal sind. Aber ich merke, wenn wir auftreten, dass ich immer ein sehr gutes Feedback habe bei den Leuten und sie meine