Unter die Haut
Von Frank Malkusch
()
Über dieses E-Book
"Unter die Haut" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die einen schonungslosen Blick auf gesellschaftliche und familiäre Missstände wirft und dies in drastischen Bildern aufzeigt.
Frank Malkusch
Dr. Frank Malkusch ist am 21.07.1954 in Helmstedt geboren. Er ist Tierarzt, Yogalehrer, Vater zweier Söhne und lebt in München. Neben mehrerer tiermedizinischer Fachbücher hat er sieben Romane, Erzählungen und Gedichtsbände veröffentlicht.
Mehr von Frank Malkusch lesen
111 Malkus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Unter die Haut
Titel in dieser Serie (2)
Unter die Haut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber die Haut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Ein verhängnisvoller Wunsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBergtöchter: Ein Südtiroler Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1.1: Die Dunkle Trilogie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWegverlust: Die Reise ins Ungewisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeister der Vergangenheit: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHältst du mich, wenn ich loslassen will? (WENN - Reihe 2) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen0711ove Stories - Jasmin & Leo: Episode 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWhalea Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTickTackTakTik: Ein Prekariatsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnterhaltung ist anders: Short Stories und Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenManchmal ist das Leben dünn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufgeputscht und abgefahren: Zwei Mädchen auf der Suche nach dem ultimativen Kick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGEFÄHRLICH VERLIEBT IN PARAGUAY Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBegraben unter Gänseblümchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSoul Screamers 4: Schütze meine Seele Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Jenseits der Vulkane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFolterknecht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Speckkartoffeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAtemlose Stille: OWL Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungeninnocent: Unergründliche Begierde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie die Maden, nur nicht im Speck Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille: Gedichte und Fotos Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPlay with me 12: All in Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMütterlein, tanz den Tod mit mir: Ein Baden-Württemberg-Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMord war mein Geschäft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch töte wen ich will Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCountdown to Noah (Band 2): Unter Bestien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Blick, den wir riskieren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiese bescheuerte Fremdheit in meiner Seele: Autobiografischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRoten Burg (Teil 1): Eine Mordserie erschüttert Rothenburg ob der Tauber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Fiktion für Sie
Tun und Lassen: Essays, Gedanken und Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon den Märchen: Eine lebenslange Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Bildnis des Dorian Grey: Band 13 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo die Liebe ist, da ist auch Gott: Erzählungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Dirty Talk: Total schmutzige Sexgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBe Dirty! - erotische Sexgeschichten: Erotikroman für Erwachsene ab 18 Jahren | unzensiert | deutsch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Freischwimmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 120 Tage von Sodom - Justine - Juliette - Die Philosophie im Boudoir (4 Meisterwerke der Erotik und BDSM) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeiße Sexgeschichten: Ich liebe Sex: Sex und Erotik ab 18 Jahre Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Weiße Nächte: Aus den Memoiren eines Träumers (Ein empfindsamer Roman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dämonen: Die Besessenen: Dostojewskis letzte anti-nihilistische Arbeit (Ein Klassiker der russischen Literatur) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5I Love Dick Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Amokläufer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBabalon: Erzählungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Tagebuch des Verführers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlice im Wunderland: Der beliebte Kinderklassiker: Alices Abenteuer im Wunderland (Voll Illustriert) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Jane Eyre (Deutsche Ausgabe): Eine Autobiographie oder Die Waise von Lowood Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Karl Kraus lernt Dummdeutsch: Oder Neue Worte für eine neue Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWovon wir träumten Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Willkommen in meiner Buchhandlung Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Ein Lied über der Stadt (eBook) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas gute Buch zu jeder Stunde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Reich Gottes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Verlorene Paradies (Illustriert) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duft von Schokolade (eBook) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Infantin trägt den Scheitel links: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEhrlich & Söhne (eBook) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Prozess (Weltklassiker) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Schloss Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Unter die Haut
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Unter die Haut - Frank Malkusch
Inhaltsverzeichnis
Buchstabensuppe
Montag
Dienstag
Mittwoch
Der Feind
Doch dann verstehe ich
Grenzenlos
Tauben füttern verboten
Die Lektorin
Konsumzwang
Punkte
Die Jagd
Die Bestrafung
Der Plan
Geglückter Tag
Ernüchterung
Fleischproduktion
Buchstabensuppe
Montag
Seit vier Tagen hockte das Schweigen dumpf wie eine fette Kröte in unserer verqualmten Wohnküche. Die Luft war zum Schneiden dick. Nicht nur wegen der eisigen Stimmung, sondern auch wegen des Suppenhuhns, das im brodelnden Kochwasser über Stunden vor sich hin köchelte und sich allmählich in eine gallertige Masse verwandelte. Auf Tage hin würde uns nun die reichlich mit Gemüse und Nudeln versetzte Suppe als Mittagessen dienen.
Mir war schlecht. Aber das interessierte niemanden. Die Mutter sparte mit Salz an der Suppe, weil ihre Liebe wieder einmal durch das Geschrei des Vaters und die in tausend Splitter zerschlagene Tischplatte zersprungen war. Sie weinte beim Umrühren in die Suppe hinein. Ich schrieb fahrig an meinen Hausarbeiten, ohne das Geschriebene zu verstehen.
Dieses frostige Schweigen, das den ständigen Streitereien folgte – ich hielt es nicht mehr aus und sagte verzweifelt:
„Ich wünsche mir Buchstabennudeln in der Suppe. Dann redet wenigstens die Suppe mit mir."
Mutter strich mir über das Haar und nickte verloren. Die Suppe war längst fertig. Doch sie rührte weiter und schien in den Topf hineinzusprechen, als redete sie mit dem Huhn, das sich dort mehr und mehr in seine Bestandteile auflöste:
„Sag endlich was, du alter Sturkopf!"
Über das Loch in der Tischplatte war ein Brett gelegt, auf den sie nun den dampfenden Topf stellte. Mit der Kelle füllte ich die Suppenteller randvoll. Auf der Glatze meines Vaters mit der behaarten Warze mitten auf dem Stiernacken spiegelte sich das Licht der tief hängenden Lampe. Er beugte sich so dicht über den Suppenteller, dass dabei seine rote Knollennase fast in die Suppe eintauchte.
Seine einzige Antwort auf die gepresst hervor gebrachte Aufforderung meiner Mutter, doch endlich zu reden, war nur ein immer wiederkehrendes, rhythmisch schlürfendes Geräusch, wenn er den gefüllten Suppenlöffel in den Mund schob, sowie ein knirschendes Schaben, wenn er mit dem Löffel über den Tellergrund fuhr.
An seiner angespannten Halsmuskulatur war zu erkennen, dass die Zeichen immer noch auf Sturm standen. Ein weiteres Wort nur und unter seinem erneut explodierenden Jähzorn würde wieder irgendetwas zu Bruch gehen. Vielleicht wäre es diesmal der volle Suppentopf, den er vom Tisch fegte? Vater redete nicht. Heute nicht und Morgen nicht und vielleicht niemals wieder. Weil das Bier nicht kalt genug gewesen war!
Ich war verzweifelt und mir war schlecht. Das Kratzen dreier Löffel auf den Tellergrund war das einzige Geräusch in der Küche. Ich ordnete die Buchstabennudeln am Rand meines Tellers zu einem Satz und schob ihn dem Vater zu, ehe er aufstehen und ins Wohnzimmer verschwinden konnte, um dort den restlichen Nachmittag vor dem laufenden Fernseher vor sich hin zu brüten:
„Rede doch, Papa. Das Bier ist jetzt kalt."
Er beugte sich über meinen Teller, pickte die Nudeln mit zwei Fingern vom Rand herunter und schluckte die Buchstaben mit einem lauten Schmatzen. Dann stand er auf und verließ die Küche.
Dienstag
Ich stürmte nach der Schule sofort nach Hause und stellte das Bier kalt. Mutter stand wie ein Häuflein Elend am Herd und wärmte die Suppe vom Vortag auf.
Er saß wieder steif vornüber gebeugt wie eine Skulptur, die auf dem Stuhl ausgegossen war. Ich füllte seinen Teller mit Suppe. Wie am Vortag begann er wortlos zu löffeln und zu schlürfen. Seine rot angelaufene Nase und das zornig funkelnde Augenpaar sah ich nur, wenn er die Bierflasche ansetzte und trank. Dieses Mal flammten auch die fleischigen Ohrläppchen gefährlich rot. Ich hielt es nicht länger aus:
„Vater, rede endlich! Das Bier ist doch jetzt wirklich kalt genug, oder etwa nicht?"
Als Antwort erhielt ich immerhin ein Grunzen. Vielleicht hatte er sich aber auch nur verschluckt, denn er hustete in den Teller hinein, so dass es Sturmwogen über den Suppensee peitschte. Dann sah er die von mir neben seinem Teller aus Buchstabennudeln zusammengesetzten Sätze:
„Mutter heult. Mir ist schlecht. So rede doch!"
Er schüttelte nur kurz den Kopf, pickte wieder die einzelnen Buchstaben auf und schluckte sie hinunter. Das Bier schmeckte ihm, denn sein Kehlkopf hüpfte bei jedem Schluck vergnügt auf und ab. Wütend dachte ich:
‚Wenigstens etwas, das hier seinen Spaß hat.‘
Das letzte Kratzen über restliche Suppenreste am Tellerboden verklang und wieder blieben nur zwei Augenpaare zurück, die nicht aufhören wollten, dem Flug einer Fliege um die Küchenlampe zu folgen, während er sich auf dem Sofa im Wohnzimmer ausstreckte und seine schwere Arbeit im Holz begann.
Mittwoch
Die Schulmappe flog in die Ecke.
„Die Suppe, Mutter."
„Heute schon wieder? Und was ist, wenn er Krach schlägt?
Dreimal hintereinander Suppe, das ging noch nie gut."
„Vielleicht redet er dann wieder. Besser Schreien, als diese eisige Stille."
Das Schaben der Löffel. Der Stiernacken, auf dem heute kleine Schweißperlen standen. Die Nasenhaare, die sich kräuselnd ins Freie vorschoben. Er vernachlässigte sich! Es ging ihm also auch nahe.
Wieder kein Wort. Mir war schlecht, aber dieses Mal vor Aufregung. Er hatte die Suppe fast ausgelöffelt. Nur noch ein paar hartnäckige Mohrrübenscheiben auf dem Tellergrund, die wie festgeklebt schienen. Da der Löffel seine Aufgabe nicht erfüllte,