Parker treibt die Ratten raus: Butler Parker 194 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker war erleichtert, als er dem japanischen Geländewagen entstieg, den seine Herrin, Lady Agatha Simpson, gesteuert hatte. Autofahrer hatten erbost hinter ihnen gebrüllt, und an der Southwark-Bridge hatte ein total entnervter Radfahrer sich nur mit einem verzweifelten Sprung in die Themse retten können. Seine derben Flüche klangen Josuah Parker immer noch in den Ohren. »Diese Leute«, klagte Lady Agatha, während Parker ihr aus dem Wagen half, »benehmen sich wie üble Rowdys. Aber das erlebe ich ja nicht zum ersten Mal. Was sagen Sie dazu, Mister Parker?« »In der Tat, Mylady«, erwiderte der Butler diplomatisch. »Es ist wahrhaftig nicht das erste Mal.« Die passionierte Detektivin setzte ihre beachtliche Leibesfülle in Bewegung und ging zielstrebig auf eine Passage zu. Parker folgte gemessen seiner Herrin, die den heutigen Tag mit einem Einkaufsbummel zu verbringen gedachte. Einige Leute drehten sich neugierig nach ihm um. Parker war ein mehr als mittelgroßer, alterslos wirkender Mann: das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers mit schwarzem Zweireiher, Eckkragen und schwarzem Binder. Unverwechselbare Zeichen an ihm waren die schwarze Melone, der Covercoat und der Regenschirm, der allerdings von ganz besonderer Art war. Dazu war der Butler die Würde in Person. Agatha Simpson hingegen strahlte unbändige Energie aus. Sie war seit Jahren verwitwet und eine immens reiche Frau, die sich dafür entschieden hatte, als Amateur-Detektivin zu arbeiten. Sie hielt sich in ihrem Beruf für unübertrefflich und einmalig und verbuchte auch viele Erfolge, weil Josuah Parker geschickt im Hintergrund agierte und die jeweiligen Fälle diskret zu lösen pflegte. In der Passage blieb Lady Agatha abrupt stehen und sah sich erstaunt nach allen Seiten um.
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Parker treibt die Ratten raus - Günter Dönges
Butler Parker
– 194 –
Parker treibt die Ratten raus
Günter Dönges
Josuah Parker war erleichtert, als er dem japanischen Geländewagen entstieg, den seine Herrin, Lady Agatha Simpson, gesteuert hatte.
Autofahrer hatten erbost hinter ihnen gebrüllt, und an der Southwark-Bridge hatte ein total entnervter Radfahrer sich nur mit einem verzweifelten Sprung in die Themse retten können. Seine derben Flüche klangen Josuah Parker immer noch in den Ohren.
»Diese Leute«, klagte Lady Agatha, während Parker ihr aus dem Wagen half, »benehmen sich wie üble Rowdys. Aber das erlebe ich ja nicht zum ersten Mal. Was sagen Sie dazu, Mister Parker?«
»In der Tat, Mylady«, erwiderte der Butler diplomatisch. »Es ist wahrhaftig nicht das erste Mal.«
Die passionierte Detektivin setzte ihre beachtliche Leibesfülle in Bewegung und ging zielstrebig auf eine Passage zu.
Parker folgte gemessen seiner Herrin, die den heutigen Tag mit einem Einkaufsbummel zu verbringen gedachte.
Einige Leute drehten sich neugierig nach ihm um. Parker war ein mehr als mittelgroßer, alterslos wirkender Mann: das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers mit schwarzem Zweireiher, Eckkragen und schwarzem Binder. Unverwechselbare Zeichen an ihm waren die schwarze Melone, der Covercoat und der Regenschirm, der allerdings von ganz besonderer Art war. Dazu war der Butler die Würde in Person.
Agatha Simpson hingegen strahlte unbändige Energie aus. Sie war seit Jahren verwitwet und eine immens reiche Frau, die sich dafür entschieden hatte, als Amateur-Detektivin zu arbeiten. Sie hielt sich in ihrem Beruf für unübertrefflich und einmalig und verbuchte auch viele Erfolge, weil Josuah Parker geschickt im Hintergrund agierte und die jeweiligen Fälle diskret zu lösen pflegte.
In der Passage blieb Lady Agatha abrupt stehen und sah sich erstaunt nach allen Seiten um.
»Was höre ich da, Mister Parker?« fragte sie stirnrunzelnd.
»Mylady dürften Ohrenzeugin einer erregt geführten Diskussion sein«, antwortete der Butler gemessen.
»Genau das wollte ich sagen«, behauptete die ältere Dame. »Kann es sein, daß diese Diskussion in der Wäscherei da drüben stattfindet?«
»Mylady verfügen über ein unübertreffliches Gehör.«
Agatha Simpson wandte sich um und blickte auf ein Schild in der Passage.
»Tom Peacock – Reinigung und Wäscherei«, stand da in schmalen Lettern.
Die Tür bestand aus Milchglas. Weder die neugierige Agatha Simpson noch Butler Parker konnten hindurchsehen.
Dafür aber waren die Geräusche aus dem Innern eindeutig zu identifizieren.
In der Wäscherei brüllten ein paar Kerle durcheinander. Die angeregte Diskussion setzte sich offenbar auf höherer Ebene fort – mit Faustschlägen und Ohrfeigen.
Für die kampflustige ältere Dame bedeutete das die ernstgemeinte Aufforderung zum Eintreten. Sie schlitterte sozusagen wieder mal in einen Fall hinein.
Entschlossen öffnete sie die Tür und trat ein – und fand sich übergangslos in einer anderen Welt wieder.
Dichter Nebel hing in dem Raum wie in einem Inhalatorium. Die Luft war schwer und feucht.
»Wo bleiben Sie denn, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson ungehalten. »Man sieht hier ja kaum die Hand vor Augen.«
»Stets an Ihrer Seite, Mylady«, versicherte der Butler, der eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Die vier Kerle ignorierten ihre Besucher. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, daß sie alles um sich her vergessen hatten.
Sie waren in dem zähen Nebel nur als vage Schatten zu erkennen. Aber diese Schatten hieben brüllend um sich, verteilten Ohrfeigen, schlugen mit den Fäusten und begleiteten alles mit saftigen Flüchen.
Aus einer Waschmaschine strömte Dampf. Aus einem Rohr tropfte Wasser auf den Boden. Ein Karton mit Seifenpulver flog quer durch den Raum und zerplatzte dicht neben der Tür.
»Habe ich das etwa als Angriff aufzufassen, Mister Parker?« verlangte Lady Agatha empört zu wissen. »Diese tobsüchtigen Lümmel ahnen wohl nicht, wen sie vor sich haben.«
»Meine Wenigkeit möchte behaupten, es schiene sich eher um ein Versehen gehandelt zu haben. Gezielte Angriffe dürften bei diesem Smog keinen großen Erfolg versprechen.«
In dem großen Raum roch es nach Seifenpulver, Chemikalien aller Art, ätzenden Dämpfen, kochendem Wasser und Knochenöl, dessen talgartige Konsistenz sich in diversen Flaschen auf den Regalen befand. Das entsetzlich stinkende Zeug wurde als Schmiermittel, zur Seifen- und Schuhcremeherstellung benutzt.
Parker wußte immer noch nicht, was hier los war. Er sah nur undeutlich vier Kerle, die sich wie wild prügelten. Aber der Grund dafür blieb vorerst unerfindlich.
Einer der Kerle sauste jetzt gerade mit einem Affenzahn quer durch die Wäscherei. Ein kräftiger Fußtritt hatte ihm den erforderlichen Schub verliehen, und das Waschpulver tat ein übriges, um ihn schneller flitzen zu lassen.
Er knallte mit dem Schädel an eine Wäschetrommel und heulte auf. Völlig verschmiert versuchte er auf die Beine zu kommen, doch der Untergrund war zu glatt, und so landete er zum zweiten Mal knallhart an der Wäschetrommel.
Josuah Parker hielt es für angemessen, den Schauplatz der Schlägerei diskret zu verlassen, doch seine kriegerische Herrin war damit keineswegs einverstanden. Sie hielt das Schauspiel für ergötzlich.
»Sehen Sie nur, wie die sich balgen, Mister Parker«, rief sie erfreut.
Der Butler hüstelte dezent und bot seiner Herrin den Arm.
»Wenn Mylady gestatten, wird meine Wenigkeit Mylady vom Schauplatz des Geschehens begleiten«, bot er an, aber damit stieß er auf taube Ohren. Agatha Simpson dachte nicht im Traum daran, den Schauplatz des Geschehens zu verlassen.
Sie suchte nach einer Möglichkeit, hilfreich in den Kampf einzugreifen, konnte sich aber noch nicht für eine Seite entscheiden, weil alles im wahrsten Sinn des Wortes noch undurchsichtig war.
Der Rattengesichtige ließ immer noch den Revolverlauf kreisen.
Agatha Simpson hatte inzwischen ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung versetzt und bewies jetzt ihre Gefährlichkeit.
Sie holte einmal kurz aus und setzte den Pompadour zielsicher auf den Schädel des Mannes.
Die Wirkung war erstaunlich. Der Rattengesichtige zuckte zusammen, stöhnte dann, verdrehte die Augen und sackte schwerfällig in die Knie. Der leise Nachhall eines hohlen, dumpfen Geräuschs war noch zu hören, außerdem das Poltern, mit dem der Revolver auf den Boden fiel.
Der Glücksbringer im Handbeutel hatte voll sein Ziel erreicht. Bei diesem sogenannten Glücksbringer handelte es sich um ein einfaches Pferdehufeisen, das einst ein Brauereigaul getragen hatte. Dementsprechend Stark war auch die Wirkung. Der Glücksbringer war nur oberflächlich in dünnen Schaumstoff verpackt. Agatha Simpson handhabte den perlenbestickten Pompadour mit außerordentlicher Kraft und Geschicklichkeit, und da sie dem Hobby des Golfs und des Sportbogenschießens huldigte, war ihre Muskulatur auch entsprechend gut ausgebildet.
Einen Augenblick war die Schlägerei unterbrochen. Der zweite Kerl zog ebenfalls einen Revolver und kam näher. Er kniff die Augen zusammen, um in dem Dunst besser sehen zu können. Noch während er näherkam, bediente sich Parker aus dem reichhaltigen Angebot in den Regalen.
Er nahm eine Flasche Knochenöl und warf sie auf den Boden. Das schmierige Zeug lief aus und vermischte sich mit dem feuchten Seifenpulver zu einem aalglatten Bodenbelag. Parker warf noch eine zweite Flasche zu Boden und schickte einen Karton himmelblauen Waschpulvers hinterher, der detonationsartig barst.
Agatha Simpson stand mit höchst zufriedenem Gesichtsausdruck nahe der Tür und sah erstaunt auf den Effekt, den ihr Butler mit den Wurfgeschossen ausgelöst hatte.
Der Mann mit dem