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Ein Leben in Flammen: Rise of the Phoenix
Ein Leben in Flammen: Rise of the Phoenix
Ein Leben in Flammen: Rise of the Phoenix
eBook336 Seiten4 Stunden

Ein Leben in Flammen: Rise of the Phoenix

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Über dieses E-Book

Eine uralte Fehde. Eine unsterbliche Liebe. Ein Mädchen in ewigen Flammen aus Asche geboren. Die Luft um mich herum erhitzt sich rasant, und dann gehe ich über die letzte Grenze hinweg. Die Erde erbebt vor Ehrfurcht und ich weiß, dass man es in ganz Craydos spüren kann. Ich bin bereit, meinem neuen Ich entgegen zu tretenIn einer Welt voller Magie und übernatürlicher Wesen achtet niemand auf ein menschliches Mädchen fernab von allen Städten in einem Dorf am Rande der Berge. Doch das ändert sich schlagartig, als Dämonen Hayleys Heimat heimsuchen und sie gezwungen wird, sich auf eine gefährliche Reise zu begeben. Sie findet heraus, dass sie die Letzte einer längst vergessenen Rasse ist, und ihr Schicksal scheint besiegelt. Als ein mächtiger Phönix macht sich Hayley gemeinsam mit dem geheimnisvollen Adrian auf die Suche nach Gerechtigkeit und Frieden.
SpracheDeutsch
HerausgeberFNTSY Verlag
Erscheinungsdatum15. März 2019
ISBN9783965084261
Ein Leben in Flammen: Rise of the Phoenix

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    Buchvorschau

    Ein Leben in Flammen - Sophia May

    ;)

    DER KONTINENT CRAYDOS

    Ardoyne: Hauptstadt der Menschen

    Türme von Yelenah: Hauptstadt der Elfen

    Erenwin: Hauptstadt der Dämonen

    Ruinen von Draynor: Hauptstadt der Phönixe

    Hafen von Osan: Hauptstadt der Orakel

    Burg von Tarian: Hauptstadt der Drachenwandler

    Höhlen von Gorrow: Hauptstadt der Vampire

    Wald von Kathalina: Hexenwald

    Revyn: Hauptstadt der Gestaltwandler

    Relleka: Hauptstadt der Werwölfe

    Tyras: Hauptstadt der Feen

    Phanema: Hauptstadt der Magier

    PROLOG

    Leise schleiche ich durch das verlassene Haus. Es ist mucksmäuschenstill, zu still für meinen Geschmack. Ich muss hier schleunigst raus. Ich bin nur so kurz davor, mein Ziel zu erreichen, aber mein Instinkt rät mir, wieder zu verschwinden und zwar möglichst schnell. Und ich vertraue Niemandem mehr als meinem Instinkt, denn er hat mich noch nie im Stich gelassen und meistens weiß er auch, was zu tun ist.

        Vorsichtig setzte ich meinen Fuß auf die nächste Stufe, die prompt knarrt. Sofort bleibe ich regungslos stehen.

        Wenn sie mich entdecken, bevor ich sie sehe, dann ist alles letztendlich doch verloren. Dann gibt es meine Rasse nur noch in Mythen, in Mythen an die heute schon keiner mehr glaubt. Ich werde meine Ahnen nicht im Stich lassen. Ich muss unsere Rasse am Leben erhalten, komme was wolle.

    Zu meinem Glück knarren die anderen Stufen nicht mehr, beziehungsweise nur sehr leise, dass man es nicht hören kann, aber jetzt quält mich das Gefühl, beobachtet zu werden.

        Ich muss schleunigst aus diesem gottverdammten Haus. Meine Mission werde ich dann wohl an einem anderen Tag ausführen, auch wenn es dann schon gar nicht mehr hier ist. Ich werde es suchen, solange bis ich es entweder finde, oder es mich endgültig vernichtet.

        Endlich erreiche ich die verlassene Straße. Nur der Mond, der fast voll ist, zeigt mir den Weg. Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter, und ich bin froh, dass ich den Brief doch noch schnell geschrieben habe. Man kann ja nie wissen, was passiert, also gehe ich lieber auf Nummer sicher.

    Ich hoffe, dass Adrian auch meine Anweisungen ausführt, sollte es zum Schlimmsten kommen. Ich vertraue Adrian wie niemand Anderem und er wird mich auch dieses Mal nicht enttäuschen, genauso wenig wie in den letzten 511 Jahren.

    Ein Schatten huscht vor mir an der Mauer entlang. Entweder bekomme ich gleich riesige Probleme, oder ich werde langsam verrückt vor lauter Paranoia.

        Das Traurige daran ist, dass ich hoffe, dass es letzteres ist, denn sonst kann ich wieder von vorne anfangen, oder auch gar nicht mehr. So sehr mir meine Eltern auch geholfen haben, manchmal hasse ich sie für das, was sie mir angetan haben, dass sich in meinem Leben immer wieder alles wiederholt, dass ich mich nicht erinnere. Aber andererseits würde ich ohne dieses Opfer wahrscheinlich schon lange nicht mehr leben.

        Wieder sehe ich aus den Augenwinkeln heraus einen Schatten.

        Mist, ich bin eindeutig nicht verrückt. Aber das, was da auf mich lauert, ist noch tausendmal schlimmer, als in einer Irrenanstalt zu landen.

        Ich wünsche mir gerade wirklich, dass ich verrückt bin, aber mein Schicksal sieht das scheinbar nicht vor, zumindest jetzt noch nicht. Leider.

        Vielleicht kann ich ja doch noch entkommen, wenn ich nur schnell genug bin, aber dann muss ich wirklich schnell sein. Ich glaube zwar nicht, dass ich es schaffen kann, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

        Allerdings gibt es auch einen guten Punkt an der ganzen Sache, denn wenn ich zu langsam bin, dann kann ich wenigstens das nächste Mal wieder richtig mit Adrian zusammen sein. Derzeit tollt nämlich ein kleines Baby in unserem Haus umher.

    Trotzdem sollte ich lieber schleunigst von hier verschwinden. So gerne ich wieder richtig mit Adrian zusammen wäre, hängt doch auch unser Leben von dem kleinen Ding ab, das vermutlich immer noch irgendwo in diesem verlassenen Haus liegt.

    Und ich habe wirklich nicht das Bedürfnis, wieder einmal von vorne zu beginnen. Aber im Augenblick sieht es so aus, als würde genau das eintreten. Leider kann ich es jetzt auch nicht mehr ändern, dafür ist es schon längst zu spät.

    Schnell sehe ich über meine Schulter hinweg nach hinten und schrecke sofort wieder zurück. Nicht weit von mir entfernt stehen zwei dunkle Gestalten wie Schatten vor einer Mauer.

        Sie haben mich also tatsächlich erwischt, ich war nicht schnell genug. Aber das ändert jetzt auch nichts mehr, das Einzige was jetzt noch zählt ist die Flucht.

        So schnell ich kann sprinte ich los, in der Hoffnung, doch noch irgendwie entkommen zu können. Wenn ich aus diesem Dorf komme, dann kann ich mich vielleicht in dem angrenzenden Wald verstecken, um dann später, wenn sich die Lage wieder einigermaßen beruhigt hat, in die Berge zu fliehen.

        Auf jeden Fall darf ich aber nicht zu Adrian nach Hause, auch wenn ich ihn jetzt schon unglaublich vermisse. Sie dürfen ihn nicht erwischen, er muss überleben. Mich können sie gerne bekommen, aber nicht meinen Adrian. Ich würde ihn mit meinem Leben beschützen, ich würde  alles für ihn aufgeben, solange er überlebt.

        Derzeit ist er noch in Sicherheit zu Hause, und das soll, wenn möglich, auch so bleiben, denn noch kann er sich nicht richtig wehren.

        Langsam aber sicher holen meine beiden Verfolger auf und ich lege noch einen Zahn zu, auch wenn es jetzt schon anstrengend genug ist.

        Ich biege um die nächste Ecke, was sich allerdings als riesiger Fehler entpuppt, denn dort steht noch eine in schwarz gekleidete Person.

        Dann sind die Beiden hinter mir also nicht alleine hier, das könnte meine Flucht erheblich erschweren.

        Noch einmal biege ich ab, um nicht direkt in die Arme meiner Verfolger zu laufen, aber zu meinem Entsetzen endet die Straße an einer Wand. Ein wirklich schlechter Fluchtweg. Allerdings gibt es keinen anderen Ausweg, da sie mich bereits umzingelt haben, also mache ich das Einzige, was mir übrig bleibt, ich laufe einfach weiter, immer auf die Wand zu.

    Am Ende der Straße stehen ein paar alte Kisten. Vielleicht ist es ja doch keine Sackgasse und ich habe noch eine Fluchtmöglichkeit. Da mir nichts Anderes übrig bleibt, klettere ich geschickt auf die Kisten und dann weiter an ein paar Balkonen entlang an der Hausmauer nach oben, bis ich endlich ein offenes Fenster erreiche. Ich ziehe mich mit letzter Kraft hinein, und dann höre ich auch schon, wie unten am Eingang des Hauses die Tür aufgebrochen wird und jemand erschrocken aufschreit.

        Sie werden den Bewohnern zum Glück nichts antun, sie sind nur hinter mir her, so wie sonst auch immer.

        Recht schnell finde ich die Treppe und da ich eindeutig nicht nach unten laufen kann, nehme ich den einzigen anderen Weg, der sich mir anbietet, den nach oben. Drei Stufen auf einmal nehmend springe ich die Treppe hinauf, komme aber nur noch zwei Etagen weiter nach oben, als ich auch schon das Dachgeschoss erreiche.

        Na dann eben aufs Dach, wenn es nicht anders geht, wäre ja nicht das erste Mal. Glücklicherweise haben die meisten Häuser hier flache Dächer, was mir das Rennen erheblich erleichtert.

        Ich haste eilig weiter, mit dem Blick fest auf den Wald gerichtet, der hinter dem Dorf liegt. Er ist nicht mehr allzu weit weg, es sollte auf jeden Fall machbar sein. Der Wald ist meine einzige Chance zu entkommen, eine sehr kleine, aber immerhin eine Chance.

        Ich springe geschickt auf das nächste Dach, dann wird hinter mir die Luke zum Dach erneut aufgerissen. Ich bin einfach viel zu langsam, so werde ich es nicht bis zum Wald schaffen.

        Mittlerweile rinnt mir der Schweiß am Körper hinab und mein Atem geht keuchend. Zu allem Überfluss kündigt sich jetzt auch noch ein Seitenstechen an. Ich bin erledigt.

        Um ehrlich zu sein, ich habe in letzter Zeit wieder viel zu wenig trainiert. Seit Adrian gestorben ist habe ich das sehr vernachlässigt, da sich immer Adrian um mein Training gekümmert hat, und ich habe einfach getan was er mir aufgetragen hat. Ich bin schon immer diejenige, die eher vom fauleren Schlag kommt.

        Wenn ich lebend aus dieser Situation komme, schwöre ich mir, dass ich wieder ohne Ausnahme täglich üben werde.

        Nicht weit von mir entfernt geht eine weitere Luke auf. Mist! Die haben scheinbar eine ganze Armee in dieser Stadt platziert und der schnellst mögliche Fluchtweg wurde mir jetzt unnötigerweise auch noch abgeschnitten.

    Ich gehe ein bisschen mit meiner Geschwindigkeit zurück. Wenn sie so weitermachen, dann werde ich eindeutig noch länger laufen, als ich ursprünglich angenommen habe. Ich muss mir meine Kraft besser einteilen, schließlich habe ich sie ja jetzt schon fast komplett aufgebraucht.

    Entschlossen ändere ich erneut meine Richtung, wodurch der Weg zu meiner Rettung erstaunlich gewachsen ist.

    Noch einmal schaue ich kurz über meine Schulter hinweg nach meinen Verfolgern. Sie liegen zwar ein Stückchen weiter zurück als beim letzten Mal, aber der Abstand ist noch lange nicht groß genug.

        Soweit ich es auf die Schnelle einschätzen kann, liegen noch circa 25 Hausdächer vor mir. Zu viele. Es wird auf jeden Fall ziemlich knapp werden. Und auch wenn ich den Wald noch rechtzeitig erreiche, so muss ich doch noch ein geeignetes Versteck finden, bevor sie mich endgültig erwischen.

    Aber noch kann ich hoffen, es ist noch nichts entschieden. Sie haben mich noch nicht geschnappt, ich bin immer noch auf der Flucht.

        Erneut konzentriere ich mich auf den Weg vor mir. Nicht weit von mir entfernt ist eine große Lücke zwischen zwei Dächern, dort wo vermutlich die Hauptstraße verläuft. Der Abstand ist aber eindeutig zu groß zum Springen, das ist nicht gut für mich. Gar nicht gut. Ich muss also noch rechtzeitig ausweichen und das bedeutet ein noch längerer Fluchtweg, noch länger als ohnehin schon. Tja, ich kann es leider nicht ändern und jetzt muss ich damit leben. Es gibt keinen anderen Weg, ich muss mich meinem Schicksal stellen.

        Bei dem nächsten Übergang von einem Dach auf das Nächste wechsle ich schnell meine Richtung, dann renne und springe ich weiter über das Dorf hinweg.

        Kurzzeitig gerate ich in Versuchung, wieder auf die Straße hinab zu springen, aber der Blick, den ich bei meinem nächsten Sprung nach unten werfe, lehrt mich eines Besseren. Auch hier sind überall schwarze Gestalten.

        Also doch auf diesem Weg weiter.  Soll mir auch recht sein. Ich habe nämlich keine anderen Pläne geschmiedet, um genau zu sein, habe ich eigentlich gar keine Pläne geschmiedet. Wieder einmal Adrians Schuld.

    Ohne Adrian bin ich teilweise ganz schön aufgeschmissen, ich sollte es eigentlich besser wissen, schließlich habe ich ja genug Erfahrung.

    Ohne große Zwischenfälle erreiche ich das vorletzte Haus bis zu meiner Rettung, aber ich habe meine Rechnung ohne meine Verfolger gemacht. Ein riesiger Fehler. Gerade als ich zum Sprung ansetzen will, steigen drei schwarz gewandete Gestalten auf das Dach vor mir. So knapp. So knapp war ich davor endlich zu entkommen.

    Ein letztes Mal wechsle ich meine Richtung. Weit komme ich aber nicht, dann bin ich auch schon umzingelt und es gibt keinen Ausweg mehr. Ich stehe zwar alleine auf einem Hausdach, aber auf jedem angrenzenden Haus stehen meine Gegner.

        Es sind einfach viel zu viele, ich kann es nicht mit allen von ihnen aufnehmen, egal wie sehr ich mich auch anstrenge.

    Vor mir treten die Gestalten auseinander und ein großer, ebenfalls in schwarz gekleideter Mann kommt auf mich zu. Ich schätze, dass er der Anführer dieses Trupps ist, also der Älteste in dieser Gruppe.

    Obwohl es ziemlich dunkel ist, kann ich das triumphierende Grinsen in seinem Gesicht sehen. Ich schaudere. Wenn es ginge, dann würde ich lieber nicht mit ihm Bekanntschaft machen, aber was habe ich denn für eine Wahl?

        Ich hasse ihn dafür, dass er diesen Ausdruck in seinem Gesicht hat, denn es sagt mir endgültig, dass ich jetzt keine Chance mehr habe.

        „Endlich haben wir dich, du dumme Göre!" Die Stimme ist dunkel, und hat auch eine Spur von etwas Grausamen. Sie gehört mit großer Wahrscheinlichkeit dem Mann, der gerade so selbstsicher auf mich zugeht.

        Er steckt seine Hand in eine Tasche seines Umhangs, die ich bisher noch nicht entdeckt habe und dann zieht er es heraus. Das Ding, das ich jetzt schon seit 1767 Jahren suche. Mir stockt der Atem. Es ist so weit, ich habe keine Wahl mehr. Es gibt doch keine andere Lösung mehr.

        „Ihr werdet mich niemals bekommen.", schreie ich ihnen entgegen.

        Ich liebe dich Adrian.

    Die Luft um mich herum erhitzt sich rasant, und dann gehe ich über die letzte Grenze hinweg. Die Erde erbebt vor Ehrfurcht und ich weiß, dass man es in ganz Craydos spüren kann. Ich bin bereit, meinem neuen Ich entgegen zu treten.

        Feuer erfasst meine Federn, aber sie verbrennen nicht sofort, sondern das Feuer umspielt sie sanft. Auf meinen Befehl hin brennt mein ganzer Körper lichterloh. Es fühlt sich einfach nur phantastisch an. Keine Schmerzen, wie es eigentlich sein sollte, erfassen mich.

        Und schließlich erreicht das Feuer mein Herz. Die ganze Stadt ist jetzt durch mein Feuer hell erleuchtet, und es stürmen schon Menschen und auch ein paar andere Wesen auf die Straße, um zu sehen, was hier passiert. Nur entfernt nehme ich die Schreie wahr.

        Für mich existiert nur noch das Feuer und mein brennender Körper, alles Andere ist nicht mehr von Bedeutung.

        Ich werde dich wieder finden Adrian.

        Mit einer letzten Welle an Feuer lösche ich dieses Leben selbst aus. Auf ein Neues.

    Verbrennen musst du dich wollen in deiner

    eignen Flamme: wie wolltest du neu werden, wenn du nicht erst Asche geworden bist!

    (Friedrich Nietzsche)

    Kapitel 1

    Ich haste die Straße entlang und mal wieder folgt mir diese komische, aber irgendwie auch gruselige Gestalt. Ich glaube, dass mir diese Person, ich tippe auf männlich, jetzt schon seit mindestens einem Monat folgt. Aber zum Glück ist er mir bisher nur gefolgt, sonst hat er sich ruhig verhalten. Er ist mir auch nie zu nahe gekommen obwohl er keinen Hehl daraus macht, dass er mir nachspioniert.

    Ich öffne die Tür zu unserem Haus, in dem ich mit meiner Mutter lebe. Über meinen Vater hat sie noch nie gesprochen, trotzdem liebe ich sie über alles.

        Ich schaue, dass ich schleunigst nach drinnen komme, so wie ich es bis jetzt immer gemacht habe, wenn mein Verfolger  aufgetaucht ist. Dieser Typ ist mir unheimlich und ich habe keine Ahnung, was er eigentlich von mir will.

        Von innen lehne ich mich erleichtert gegen die Tür und atme erst einmal laut durch.

        „Hayley, bist du das? „Ja Mom, ich bin wieder Zuhause., schreie ich genauso laut zurück. Meine Mutter ist ein bisschen schwerhörig und wenn man will, dass sie dich hört, muss man sich  halb heiser schreien.

        Die Tür wird mir hinter dem Rücken weggerissen, und ich stolpere hinaus. „Mann, pass doch auf!", schimpfe ich während ich in die Arme von jemandem falle. Erst jetzt sehe ich denjenigen an, der die Tür gerade aufgerissen hat.

        Er, es ist eindeutig ein Mann, ist es. Mein stiller Schatten. Seine Kapuze hat er sich tief ins Gesicht gezogen und der lange Umhang verdeckt den Rest seines Körpers, so dass man eigentlich nicht viel erkennen kann. Ich gebe einen erschrockenen Ausruf von mir, dann setze ich mich in Bewegung.

        Ich renne so schnell wie ich nur kann, aber der Mann holt mich schon nach wenigen Metern ein. Er drückt mir geschickt seine Hand auf den Mund, damit ich nicht schreien kann, aber genau das wäre jetzt meine nächste Option gewesen.

        Er schiebt mich nicht gerade sanft vor sich her und will allem Anschein nach in die nächste Gasse abbiegen. Ich muss hier schleunigst weg. Ich möchte gar nicht erst wissen, was er mit mir vor hat, denn es kann nichts Gutes sein. Meine Mutter hat mich oft genug vor solchen Situationen gewarnt, und sie hat bei den Erzählungen rein gar nichts verschönert.

        Ein Schauer läuft mir über den Rücken, dann verziehe ich angewidert mein Gesicht, bevor ich meine Zähne in seine Hand grabe.

        Fluchend lässt er sofort von mir ab, und ich nutze meine Chance. Geschieht dir recht du Mädchenschänder.

    Erneut renn ich los und lasse den fluchenden Mann hinter mir. „Verdammt, Hayley, was soll das?" Verdutzt bleibe ich stehen. Woher kennt er meinen Namen? Aber dann fällt mir ein, dass er mich schon lange verfolgt. Bestimmt hat er irgendwann einmal meinen Namen aufgeschnappt, es ist nichts Besonderes.

        Weiter rennen, Hayley, einfach weiter rennen, bis du auf eine belebte Straße kommst, rede ich mir selbst zu.

    „Ich befehle dir, sofort stehen zu bleiben, Hayley Pheen!"  Mein Körper bleibt sofort auf den Befehl hin stehen, während mein Verstand noch weiter hetzt. Ich heiße nicht Hayley Pheen. Wieso bleibe ich dann stehen?

        Aber instinktiv habe ich auf den Namen gehört und ich kann nicht sagen aus welchem Grund. Warum auch immer, aber ich habe das Gefühl, den Namen zu kennen und mein Körper kennt ihn auch.

        Sobald ich mich von dem größten Schreck erholt habe, möchte ich weiter, aber der Mann hat mir meinen Weg versperrt. Ohne nachzudenken gehe ich in Angriffsstellung. Wieso mache ich das? Ich weiß ja nicht einmal wie man kämpft. Naja, ein Versuch ist es auf jeden Fall wert, flüchten kann ich ja eh nicht mehr.

        Ich greife sofort an, aber jeder Schlag oder Tritt geht daneben, da mein Gegner immer wieder geschickt ausweicht, bevor ich ihn auch nur fertig ausgeführt habe.

        Meinem Gefühl nach bin ich gar nicht so schlecht, aber mein Verfolger weicht immer mit Leichtigkeit aus, als ob er schon im Voraus wüsste, was ich als Nächstes mache.

        „Hör auf, Hayley, es nützt sowieso nichts. Ich will dir nichts antun, ich will dich nur warnen. Wenn du nicht mit mir kommen willst, okay, aber dann hör mir wenigstens zu." Ich will dir aber nicht zuhören.

        Aber da er meine Hände festhält und ich mich nicht aus der Umklammerung befreien kann, bleibt mir nichts Anderes übrig, egal wie sehr ich mich zu wehren versuche.

        Also fährt er fort: „Du musst dich verstecken. Es werden jeden Moment unzählige Gestalten in schwarzen Umhängen auftauchen. Sie dürfen dich auf keinen Fall finden. Versprich mir, dass sie dich nicht erwischen!" Er spricht so eindringlich und auch mit Verzweiflung, dass ich ohne nachzudenken nicke. Komischerweise glaube ich ihm und so folge ich seiner Anweisung, als er mich wie versprochen wieder gehen lässt.

        Ich verstecke mich in einem alten Haus, von dem aus ich den Marktplatz sehen kann und dabei  rede ich mir ein, dass ich das nur mache, um zu sehen, ob er gelogen hat, nicht weil er es mir befohlen hat.

    Genau wie er es vorausgesehen hat, betreten lauter Männer in schwarz das Dorf und treiben alle Bewohner auf dem Marktplatz zusammen.

        Plötzlich sieht einer der Männer zu mir auf. Sofort bleibe ich regungslos hinter dem verstaubten Fenster stehen. Schon wieder hört mein Körper nicht auf meinen Kopf. Was ist denn nur mit mir los?

    Zu meiner großen Erleichterung sieht er dann aber wieder weg, als wäre ihm nichts Auffälliges aufgefallen.

    Hat… hat er etwa schwarze Augen? Ich könnte schwören, dass seine Augen komplett schwarz sind, aber das kann doch nicht sein. Was sollten so viele Dämonen hier suchen?

        Die meisten Dämonen leben in ihrer Stadt Erenwin, oder in der unmittelbaren Umgebung, und Erenwin liegt ganz oben im Nordosten von Craydos. Unser Dorf hingegen liegt im Südwesten am Fuße des Pentra Agril Gebirge. Wir liegen im Einflussbereich der Elfen und Erenwin ist einige Wochen weit entfernt. Also was machen die hier alle?

        Einer der Dämonen, wenn ich mich nicht täusche und es wirklich welche sind, zerrt meine Mutter in die Mitte und schubst dabei eine andere Frau wieder zurück in die Reihe verängstigter Menschen.

        „Wenn du mich anlügst, nehmen wir dich mit!", droht einer der Dämonen meiner Mutter. Verängstigt nickt meine Mutter ergeben.

        Am liebsten würde ich nach unten eilen, um ihr zu helfen, aber alleine komme ich nie gegen alle an. Wo ist denn der Typ von vorhin? Der könnte mir gewiss helfen, vermutlich ist er sogar ein Krieger, so wie er sich mir gegenüber verhalten hat. Aber natürlich ist er jetzt nicht mehr da. Seine eigene Haut ist ihm scheinbar wichtiger als die der Anderen.

        Ich habe gar keine Zeit, mich nach ihm umzusehen, da das Verhör jetzt erst richtig anfängt. „Hast du eine 17- jährige Tochter?, donnert die Stimme über den Platz. Wieder nickt meine Mutter nur. „Ist sie auch wirklich deine Tochter?

        Was sind das denn für Fragen, wundere ich mich noch, als die Antwort mich wie ein Schlag trifft.

        „Nein., antwortet meine Mutter mit zitternder Stimme. Soll das etwa heißen, dass ich adoptiert bin? „Hast du damals ein kleines Baby in einem Aschering gefunden und es aus einem dir unerfindlichen Grund Hayley genannt?, geht es weiter.

        Angestrengt höre ich zu, vielleicht erfahre ich jetzt ja etwas über meine echten Eltern. Zitternd nickt meine Mutter erneut. Sie hat mich gefunden! In einem Ring aus Asche!

    „Wo ist sie?, fragte der Mann im schwarzen Umhang. Suchend blickt sich meine Mutter mit einem ängstlichen Ausdruck im Gesicht um. „Ich weiß… ich weiß es nicht. Bitte lassen sie mich gehen. Ich habe nichts Falsches getan und meine Tochter auch nicht. „Du hast sie verloren." Verärgert dreht er sich um und schimpft in die Richtung eines anderen Dämonen, woraufhin dieser dann mit einem angespannten Ausdruck im Gesicht vor tritt.

        Bevor ich es überhaupt richtig registriere, hat er ein langes Messer in der Hand und zieht es blitzschnell und sauber über den Hals meiner Mutter.

        Voller Schock und Panik schreie ich laut auf. Tränen laufen mir über die Wangen, auch wenn sie scheinbar gar nicht richtig mit mir verwandt war, so ist sie doch irgendwie meine Mutter. Sie ist die Frau, die mich großgezogen hat und die sich immer um mich gekümmert hat. Und jetzt ist sie tot. Das kann einfach nicht sein, das ist nicht wahr.

        Außerdem ist es allen Anschein nach meine Schuld, und ich kann nicht einmal sagen wieso.

        Ich kann meine Augen einfach nicht von dem toten Körper der Frau, die ich so sehr geliebt habe, abwenden, so gerne ich es auch tun würde.

        Nur nebenbei bemerke ich, wie die Dämonen sämtlichen Mädchen in meinem Alter das Oberteil weg zerren, um sich deren Rücken anzusehen. Sie untersuchen bei jeder Einzelnen die Stelle, an der sich auf meinem Rücken ein Tattoo befindet, das die Form von Feuer hat, und das sich über meinen ganzen Rücken zieht, eine Feuerranke. Das Tattoo, von dem ich nicht weiß, woher es kommt, und seit wann ich es habe.

    Das ist der endgültige Beweis, sie suchen mich und niemand Anderen. Sie haben meine Mutter nur wegen mir getötet, es ist alles meine Schuld.

        Am liebsten würde ich jetzt gleich auf der Stelle auch sterben, aber es hat einfach keinen Sinn. In eine innere Starre versunken lasse ich mich mit dem Rücken an der Wand hinunter gleiten, um die Leiche nicht noch länger sehen zu müssen. Der Anblick meiner toten Mutter ruft Übelkeit in mir hoch.

        Ich weiß nicht, wie lange ich dort so sitze und weine, aber auf einmal wird es merklich still. Hoffentlich sind die Dämonen wieder verschwunden,

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