Das Blut des Vampirs: Moonlight Romance 22 – Romantic Thriller
Von Georgia Wingade
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Im transsilvanischen Dragovac lebte die Familie unter erbärmlichen Bedingungen. Es gab zu wenig Arbeit, und wenn es welche gab, dann war sie miserabel bezahlt. Denn die Fürstenfamilie schöpfte alles an Geld ab, was möglich war, um ihren im Vergleich aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Petras Großmutter sprach immer davon, dass dieser hemmungslose Clan verflucht sei zu einem Leben in Verdammnis. Auf dem Friedhof des Fürstenschlosses gab es eine Grabstätte mit einem Gedenkstein. Die Inschrift lautete: »Wenn dein Blut trocknet, ist dein Bett hier.« Jetzt erinnerte sich die alte Dame. Es hatte in der Pubertät begonnen – jenes undefinierbare Sehnen nach einem unbekannten Sein, einem anderen Denken und auch Fühlen. Dieses Gefühl der Leere, die auszufüllen war, verstärkte sich mit jedem Monat. Er hatte gehofft, er würde dieses undefinierbare Gefühl der Leere, des Unausgefülltseins mit den Jahren verlieren; es würde sich abschwächen und schließlich verschwinden. Alles vergebliche Hoffnung. Er ging zu verschiedenen Ärzten, wurde an Psychologen und Psychotherapeuten überwiesen; doch keiner der Seelenklempner war in der Lage, auch nur zu erkennen, was diesem seltsamen Patienten fehlte. Sie verschrieben ihm Kururlaube, versuchten es mit homöopathischen Mitteln und landeten schließlich alle bei Psychopharmaka, regelrechten Hämmern, die ihn betäubten, seine Sehnsucht aber nicht dämmen konnten. Schließlich musste er vor sich selbst eingestehen: Diese Sehnsucht war trotz aller Versuche, sie unter Kontrolle zu bekommen, immer stärker geworden, hatte sich zu einem Gefühlsturm aufgebaut, hatte schlußendlich eine Ausrichtung bekommen, eine geographische Richtung: nach Osten. Was das zu bedeuten hatte, blieb ihm zunächst rätselhaft. Dort im Osten Europas, genauer gesagt im Südosten, schien die Verheißung zu wohnen, dorthin strebte sein Fühlen. Das Ziel hieß Balkan. Er konnte dem nicht Widerstand leisten, er folgte ihm, als er gerade das einunddreißigste Jahr vollendet hatte. Aus den Vorschlägen, die ihm das Reisebüro präsentierte, suchte er sich absichtlich jene Reise heraus, die ihn am gemächlichsten dorthin führen würde, wo die Erfüllung lockte. Er wollte – ganz instinktiv – wissen, eigentlich besser verstehen, was da »gespielt«
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Buchvorschau
Das Blut des Vampirs - Georgia Wingade
Moonlight Romance
– 22 –
Das Blut des Vampirs
Er folgt dem Fluss der Versuchung
Georgia Wingade
Im transsilvanischen Dragovac lebte die Familie unter erbärmlichen Bedingungen. Es gab zu wenig Arbeit, und wenn es welche gab, dann war sie miserabel bezahlt. Denn die Fürstenfamilie schöpfte alles an Geld ab, was möglich war, um ihren im Vergleich aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Petras Großmutter sprach immer davon, dass dieser hemmungslose Clan verflucht sei zu einem Leben in Verdammnis. Auf dem Friedhof des Fürstenschlosses gab es eine Grabstätte mit einem Gedenkstein. Die Inschrift lautete: »Wenn dein Blut trocknet, ist dein Bett hier.« Jetzt erinnerte sich die alte Dame. Da war auf einmal ihre Jugend zurück – und ihr früheres Leben in …
Es hatte in der Pubertät begonnen – jenes undefinierbare Sehnen nach einem unbekannten Sein, einem anderen Denken und auch Fühlen. Dieses Gefühl der Leere, die auszufüllen war, verstärkte sich mit jedem Monat. Er hatte gehofft, er würde dieses undefinierbare Gefühl der Leere, des Unausgefülltseins mit den Jahren verlieren; es würde sich abschwächen und schließlich verschwinden. Alles vergebliche Hoffnung.
Er ging zu verschiedenen Ärzten, wurde an Psychologen und Psychotherapeuten überwiesen; doch keiner der Seelenklempner war in der Lage, auch nur zu erkennen, was diesem seltsamen Patienten fehlte. Sie verschrieben ihm Kururlaube, versuchten es mit homöopathischen Mitteln und landeten schließlich alle bei Psychopharmaka, regelrechten Hämmern, die ihn betäubten, seine Sehnsucht aber nicht dämmen konnten.
Schließlich musste er vor sich selbst eingestehen: Diese Sehnsucht war trotz aller Versuche, sie unter Kontrolle zu bekommen, immer stärker geworden, hatte sich zu einem Gefühlsturm aufgebaut, hatte schlußendlich eine Ausrichtung bekommen, eine geographische Richtung: nach Osten. Was das zu bedeuten hatte, blieb ihm zunächst rätselhaft. Dort im Osten Europas, genauer gesagt im Südosten, schien die Verheißung zu wohnen, dorthin strebte sein Fühlen.
Das Ziel hieß Balkan. Er konnte dem nicht Widerstand leisten, er folgte ihm, als er gerade das einunddreißigste Jahr vollendet hatte. Aus den Vorschlägen, die ihm das Reisebüro präsentierte, suchte er sich absichtlich jene Reise heraus, die ihn am gemächlichsten dorthin führen würde, wo die Erfüllung lockte. Er wollte – ganz instinktiv – wissen, eigentlich besser verstehen, was da »gespielt« wurde.
Was das kosten sollte, war ihm nicht wichtig. Das spielte einfach keine Rolle, er buchte die Senatorsuite, denn er wollte es bequem, ja luxuriös haben, wie er es auch im täglichen Leben gewohnt war.
Die Reise begann am 14. Juli, einem Sonntag.
Das Ziel: Der Unterlauf der Donau.
*
Die Stadt Passau empfing sie an jenem Sonntag mit strahlend-blauem Himmel. Für einen Julitag war es fast schon zu heiß; das Thermometer am Bahnhof zeigte um die Mittagsstunde bereits 33 Grad. Der Shuttlebus zum Schiff, den sie gebucht hatte, würde sie erst in zweieinhalb Stunden aufnehmen und zur Anlegestelle bringen. Da sie das schwere Gepäck, zwei Koffer, per Zubringer-Service geschickt hatte, war sie unbeschwert. Sie beschloss, das Handgepäck in einem Schließfach zu verstauen und ein wenig durch die Stadt zu bummeln.
Da sie keinen Stadtplan zur Hand hatte, fragte sie kurz entschlossen nahe des Bahnhofs einen Taxifahrer nach dem Weg zum Dom. Sie hatte schon viel gehört über dieses gotische Bauwerk mit seinen drei Zwiebeltürmen, dem spätgotischen Chor und der üppigen barocken Innenausstattung. Über eintausend Skulpturen befanden sich angeblich im Kirchenschiff und den Seitenkapellen. Aber wovon alle in Passau und auch außerhalb schwärmten, war die Orgel. Die größte Domorgel der Welt, die der Organist hier ertönen lassen konnte. Heute am Sonntag bestand vielleicht die Chance, zuzuhören. Und sei es nur von außen.
Unterwegs ließ sie sich von einem kleinen italienischen Café am Ludwigplatz locken, wo man draußen sitzen und einen Cappuccino oder ein kühles Getränk zu sich nehmen konnte. Es herrschte reger Betrieb; sie ergatterte gerade noch einen freien Tisch mit zwei Stühlen. Nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatte, ein Tellergericht Spaghetti und einen leichten Abruzzenwein sowie danach einen doppelten Espresso, sah sie sich auf dem Platz um.
Dass sie diese Flusskreuzfahrt unternehmen konnte, war einem Preisausschreiben zu verdanken, dass sie gewonnen hatte: Angelika Neubert, gerade einmal 23 Jahre alt.
So nebenbei hatte sie die Ausschreibung gelesen, die im Eingangsbereich der Sparkasse auslag, wo sie ihr Gehaltskonto unterhielt. Es ging um Begriffe, die sie als Bankkundin wissen sollte. Sie hatte mehr willkürlich, als mit Bedacht die Fragen beantwortet und natürlich keineswegs damit gerechnet, unter den Gewinnern zu sein. Aber genauso war es gewesen: Den ersten Preis hatte sie gewonnen: Eine Fahrt auf der Donau mit einem Kreuzfahrtschiff bis in das sagenumwobene Donaudelta hinein, all inclusive.
Daraufhin hatte sie ihren Jahresurlaub genommen und sich deswegen unter der Kollegenschaft in dem Import-/Exportbüro, wo sie in Frankfurt arbeitete, durchsetzen müssen. Schwer genug war’s gewesen. Doch nun saß sie da, in der Dreiflüsse-Stadt Passau, und wartete auf das Ablegen des Schiffes. Dass sie eigentlich zum Dom wollte und die weltberühmte Orgel dort auf ihr andächtiges Zuhören wartete, war ihrer Aufmerksamkeit entschwunden. Sie genoss einfach nur, hier sitzen zu können, ohne die Hektik um sich herum, wie es der Berufsalltag eben so mit sich brachte.
»Sie erlauben?« Eine weibliche Stimme unterbrach ihr Sinnen.
Sie schreckte auf, wie aus einem Traum. »Äh, ja, natürlich …«, stammelte sie aufblickend. Vor ihr stand eine ältere Dame, vielleicht Mitte der Fünfziger, eher korpulent als schlank, jedoch von gepflegtem Aussehen, die sich den Stuhl sorgfältig zurechtrückte und sich aufatmend darauf niederließ. Ungeachtet der Hitze trug sie ihr braunes Haar sorgfältig onduliert; einige helle Strähnchen sorgten für Abwechslung.
»Heiß ist es«, war ihre erste Bemerkung, und: »Wo haben Sie diese entzückende Bluse her? Sie ist mir gleich aufgefallen, als ich nach einem freien Sitzplatz gesucht habe.«
»Das freut mich«, sagte Angelika automatisch, denn zur Höflichkeit hatte sie ihre Mutter immer angehalten. »Ja, es ist heiß heute.« Zur Frage nach ihrer Bluse äußerte sie sich nicht, denn sie hatte sie bei einem Resteverkauf erstanden, sehr preiswert, doch das ging niemanden etwas an. Aber schön war sie, ohne Frage, und raffiniert im Schnitt.
»Diese Hitze ist einfach mörderisch. Man wünschte, am Nordpol Urlaub machen zu dürfen«, sagte die Neuangekommene. »Ich bin Eugenie Schmitz-Wellinghausen. Und ich bin nicht von hier, falls Sie das fragen wollen. Ich bin gebürtige Rheinländerin und berufliche Umstände haben mich hierher verschlagen.«
Angelika musste lachen. »Das ist einmal eine originelle Vorstellung«, sagte sie. »Danke, dass Sie mich aufheitern. Ich sitze nämlich hier und brate in der Hitze, während ich darauf warte, dass mein Schiff ablegt.«
»Was für ein Zufall!« rief Frau Schmitz-Wellinghausen und klatschte in die Hände, was den Kellner herbeibemühte, bei dem sie sofort eine Apfelschorle und eine kleine Portion Ravioli bestellte. Dann wandte sie sich wieder an Angelika: »Ich muss auch die Zeit totschlagen, bis ich losziehen kann. Wie heißt denn Ihr Schiff?«
»Es ist die ‚Danubia Queen‘ und sie liegt an der Anlegestelle zwei, etwas außerhalb der Stadt.«
»Das gibt es doch gar nicht!« rief Frau Schmitz-Wellinghausen. »Genau damit werde ich auch unterwegs sein. Dann warten Sie also auch auf den Shuttlebus, der nachher vom Hauptbahnhof zur Donau fährt.«
»Na, so was!« Angelika wunderte sich. Zufälle gab es. Andererseits war es nett und angenehm, mit jemandem die Zeit zu verplaudern, die sie sowieso abwarten musste.
»Sie machen die ganze Fahrt mit?« fragte sie und wagte nicht daran zu denken, wie wohl ihre Frisur diese Hitze überstand. Sie trug ihr naturblondes Haar kurz, doch da es sehr fein war, klebte es bei solchen Temperaturen rasch an der Kopfhaut. Und das sah einfach scheußlich aus.
»Aber natürlich!«, war die Antwort. »Bis ins Donaudelta hinein.« Regine Schmitz-Wellinghausen rührte gedankenverloren in ihren Ravioli, die der Kellner inzwischen vor sie hingestellt hatte. »Sie ebenfalls?«
»Ja, da freue ich mich auch schon drauf«, bestätigte Angelika. »Und diese