Flucht aus dem Bodmin-Moor: Moonlight Romance 20 – Romantic Thriller
Von Scarlet Wilson
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Über dieses E-Book
Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch...
Sollte sie einen Hilfsbedürftigen im Regen stehen lassen und bei der Sichtbehinderung einfach weiterfahren? Der Mann ging um das Fahrzeug herum auf die andere Wagenseite und riss die Tür auf. Mit großer Behändigkeit sprang er auf den Beifahrersitz. Harriets Herz begann wie wild zu klopfen, als sie den Atem des Fremden dicht neben sich spürte. »Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte der Mann, der das Licht in seiner Schwenklaterne gelöscht und sie zwischen die Füße gestellt hatte. Seinen Hut hatte er abgenommen, der Regen tropfte ihm aus dem schwarzen Haar. Er sah nicht gerade vertrauenerweckend aus, fand sie. Seine Gesichtszüge waren grob, die Nase breit und die Haut leicht pockennarbig. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, diesem Menschen schon einmal begegnet zu sein. Harriet, worauf hast du dich da eingelassen, dachte sie bei sich und schalt sich insgeheim wegen ihrer Gutheit. Wenn dieser Mann nun ... »Ich denke, es wird schon ein wenig heller«, sagte der Mann freundlich und zeigte nach draußen. Sie schaute in das Wetter, konnte aber noch keine Besserung entdecken. Da spürte sie plötzlich ein Stück kaltes Metall im Nacken. Sie wusste sofort, dass dies ein Revolver war. »Machen Sie keine Mätzchen, dann wird Ihnen nichts geschehen«, drohte ihr der Fremde. »Warum?«
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Buchvorschau
Flucht aus dem Bodmin-Moor - Scarlet Wilson
Moonlight Romance
– 20 –
Flucht aus dem Bodmin-Moor
Aber Harriet wird von gespenstischen Bestien gehetzt
Scarlet Wilson
Sollte sie einen Hilfsbedürftigen im Regen stehen lassen und bei der Sichtbehinderung einfach weiterfahren? Der Mann ging um das Fahrzeug herum auf die andere Wagenseite und riss die Tür auf. Mit großer Behändigkeit sprang er auf den Beifahrersitz. Harriets Herz begann wie wild zu klopfen, als sie den Atem des Fremden dicht neben sich spürte. »Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte der Mann, der das Licht in seiner Schwenklaterne gelöscht und sie zwischen die Füße gestellt hatte. Seinen Hut hatte er abgenommen, der Regen tropfte ihm aus dem schwarzen Haar. Er sah nicht gerade vertrauenerweckend aus, fand sie. Seine Gesichtszüge waren grob, die Nase breit und die Haut leicht pockennarbig. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, diesem Menschen schon einmal begegnet zu sein. Harriet, worauf hast du dich da eingelassen, dachte sie bei sich und schalt sich insgeheim wegen ihrer Gutheit. Wenn dieser Mann nun ... »Ich denke, es wird schon ein wenig heller«, sagte der Mann freundlich und zeigte nach draußen. Sie schaute in das Wetter, konnte aber noch keine Besserung entdecken. Da spürte sie plötzlich ein Stück kaltes Metall im Nacken. Sie wusste sofort, dass dies ein Revolver war. »Machen Sie keine Mätzchen, dann wird Ihnen nichts geschehen«, drohte ihr der Fremde. »Warum?«, fragte Harriet entsetzt und wagte kaum zu atmen. »Weil es jemandem nicht gefällt, dass Sie leben«, erwiderte die fremde Stimme. Dann traf sie ein Schlag auf den Hinterkopf, der sie sofort völlig außer Gefecht setzte.
Während die bunten Luftballons noch im Nachtwind zwischen den Apfelbäumen schaukelten und sich die letzten Geburtstagsgäste lautstark von Harriet verabschiedeten, begann ihre Großmutter eilig die Tische im Garten abzuräumen. Ängstlich schaute sie dabei immer wieder hoch zum Himmel, als müsste jeden Augenblick mit einem Gewitter gerechnet werden. Dabei funkelten unzählige Sterne am nachtblauen Firmament und ein blutroter Vollmond hing wie ein riesiger Feuerball über dem Blütenmeer der Obstwiese. Ihre Sorge musste also wohl einen anderen Grund haben. Jetzt sagte sie leise mit einem flehenden Blick nach oben: »Du kannst es nicht zulassen, Melanie, dass sie uns das Kind wegnehmen! Ich werde Harriet auf keinen Fall noch heute den Brief mit der Abmachung übergeben, auf die wir uns vor achtzehn Jahren auf Druck deiner englischen Schwiegereltern eingelassen haben. Der heutige Tag soll für sie auf jeden Fall glücklich und unbeschwert enden und nicht mit einem Schock. Morgen ist auch noch ein Tag.«
Ein befreites Lächeln huschte bei diesem Entschluss über ihr Gesicht. Doch dann musste sie an ihren Mann denken, der im Wohnzimmer auf sie wartete. Joachim Bergmann war die Korrektheit in Person, hoffentlich machte er ihr nicht einen Strich durch die Rechnung. Ihre Sorgen waren auf einmal zurück. Sie seufzte.
»Harriet, kann ich dir helfen, die Geschenke ins Haus zu tragen?«, fragte der junge Mann, der mit seinem Rücken am Rande des Terrassengitters gelehnt hatte und nun langsam auf Harriet zukam. Im Hintergrund schlug die letzte Autotür zu und das fröhliches Gelächter ein paar junger Mädchen übertönte fast das Geräusch des gestarteten Motors.
»Gern Robert«, erwiderte das Geburtstagskind überrascht und strich sich eine rote Haarlocke aus die Stirn. Sie wunderte sich darüber, dass er nicht zusammen mit den anderen Gästen gegangen, sondern noch geblieben war. Doch das wollte sie ihm natürlich nicht verraten, denn es schmeichelte ihr. Robert war fünf Jahre älter als sie, ein Nachbarssohn, der bereits seit drei Jahren Jura in Hannover studierte. Wegen der räumlichen Entfernung und der seltenen Besuche bei seinen Eltern, hatten sie sich in den letzten Jahren fast aus den Augen verloren. Umso mehr hatte sie sein Erscheinen auf ihrer Fete überrascht. Sie sah ihm gerade zu, wie er ein paar Diskscheiben in die dazugehörenden Cover steckte und diese dann sorgfältig stapelte.
»Interessante Auswahl«, sagte er anerkennend.
Harriet nickte, ohne daran zu denken, dass er das vielleicht nicht sehen konnte. Sie fühlte sich ein wenig verunsichert in seiner Nähe, denn er wirkte erwachsener, als sie ihn in Erinnerung hatte. Zwar war Robert genau so lässig in Jeans und T-Shirt gekleidet, wie die meisten ihrer Klassenkameraden aus der Abiturklasse, und doch wirkte er darin um ein paar Nuancen eleganter.
Als sie noch jünger waren, hatte sie immer zu ihm aufgesehen wie zu einem älteren Bruder, den sie leider nicht hatte. Doch das war schon ein paar Jahre her.
»Wir haben uns vorhin bei der lauten Musik kaum unterhalten können«, sagte sie bedauernd und begann den Berg bunter Schleifen und Geschenkpapierreste zu entwirren.
»Stimmt. Das müssen wir unbedingt nachholen«, erwiderte Robert. Und als Harriet nicht sofort antwortete, fragte er: »Oder bist du schon sehr müde und möchtest jetzt lieber zu Bett gehen?«
»Ach wo!«, wehrte sie ab und drehte ihm den Rücken zu, damit er die feine Röte in ihrem Gesicht nicht sehen sollte.
»Du warst heute Abend die umschwärmteste Frau des Festes und bei jedem Tanz bereits vergeben, wenn ich dich holen wollte. Ich habe es immer wieder versucht, aber deine Schulkollegen sind mir leider zuvorgekommen.« Robert lachte.
»Kunststück, ich war schließlich auch die Gastgeberin«, erwiderte Harriet lachend.
Jetzt standen sie sich direkt gegenüber und sie spürte plötzlich, wie ihr Herz schneller schlug. Das war ihr bei Markus noch nie passiert. Markus der Klassenkamerad, mit dem sie ab und zu im Nachbarort eine Disco besuchte und den sie schon ein paar Mal, allerdings ohne dabei Schmetterlinge im Bauch zu spüren, geküsst hatte. Markus hatte sein erstes Auto im vergangenen Jahr von seinem Vater zur Volljährigkeit geschenkt bekommen. Die ganze Clique war damals sehr beeindruckt gewesen, auch sie. Im Moment herrschte allerdings Eiszeit zwischen ihnen. Er war aber auch so ein verdammter Machotyp, dessen neugierigen Hände sie immer wieder in die Schranken weisen musste, wenn sie auf der Heimfahrt von einem Kino- oder Diskobesuch neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Das hatte ihn aber nicht daran gehindert, zu ihrer Fete zu erscheinen und als Geburtstagspräsent ein sündhaft teures Parfum mitzubringen. Aber auch dadurch würde er ihr Herz nicht gewinnen können. Sie lächelte in Gedanken, als sie dabei an einen anderen Mann dachte.
Robert, der große Bruder von nebenan, stand jetzt direkt neben ihr und hielt eine der silbernen CD-Scheiben in der Hand. »›Pur‹ hat sich zurückgemeldet und nichts von seiner Anziehungskraft verloren«, sagte er nachdenklich an Harriet gewandt.
»Ja, die Gruppe macht noch immer echt gute Musik«, erwiderte das Geburtstagskind und roch den feinen Duft seines herben Aftershaves. Es gefiel ihr.
»Harriet, darf ich um diesen Tanz bitten?«, fragte Robert plötzlich, schob die CD in die Anlage und dann legte er seinen Arm wie selbstverständlich um ihre Schultern, ohne auf ihre Antwort zu warten. Er war ein guter Tänzer, fast einen Kopf größer als sie und Harriet erinnerte sich daran, dass er schon als Junge fantastisch Gitarre und Klavier spielen konnte.
Sein jüngerer Bruder Klaus hatte ihn zur Party mitgebracht, doch der war bereits mit den anderen gegangen. Sie waren erst gegen zwanzig Uhr zu ihrer Fete erschienen, als die meisten Geburtstagsgäste schon ganz schön in Fahrt waren. Ob Robert sich wohl gelangweilt hatte, weil er die meisten Anwesenden nicht kannte?
»Entschuldigung, jetzt habe ich nicht aufgepasst«, entschuldigte er sich gerade bei ihr, obwohl sie es gewesen war, die ihn aus dem Takt gebracht hatte.
»Nein, ich hatte Schuld«, erwiderte sie wahrheitsgemäß und dann mussten sie beide wie auf ein Kommando lachen. Da war sie wieder die alte Vertrautheit von früher. Harriet lächelte, als sie es spürte. Robert war fast einen Kopf größer als sie. Seine schwarzen Haare trug er im Gegensatz zu früher jetzt sehr kurz geschnitten. Und sein Körper wirkte durchtrainierter als damals, als er noch aushilfsweise in der Pizzeria seiner Eltern arbeitete und die Bestellungen mit einem kleinen beschrifteten Lieferwagen auslieferte.
»Weißt du denn schon, was und wo du demnächst studieren wirst?«, fragte er, nachdem die Melodie verklungen war und sie zum Geschenktisch zurückgekehrt waren.
»Nein, noch habe ich das Abitur ja nicht in der Tasche und noch Zeit zu überlegen«, winkte Harriet ab. Dann öffnete sie das Päckchen, das ihre englische Großmutter ihr geschickt hatte, und das noch immer verschnürt auf ihren Geburtstagstisch lag. Zuoberst, unter einem Hauch von hellem Seidenpapier, lag ein flauschig weicher, schwarzer Kaschmirpulli. Sie nahm ihn in die Hand und zog ihn über ihr T-Shirt, denn der kühle Nachtwind ließ sie nun doch leicht frösteln.
»Da hat Lady Rose aber ganz meinen Geschmack getroffen, und er passt sogar«, sagte Harriet anerkennend und Robert nickte zustimmend. Dann entdeckte sie das Buch, das unter einer weiteren Lage Seidenpapier lag und nahm es heraus.
»Tod im Bodmin Moor«, las sie laut den Titel vor, der in dicken, roten Großbuchstaben auf dem Cover prangte. Eine leichte Gänsehaut lief ihr in diesem Moment über den Rücken.