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eBook177 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Bastian Kramer ist gerade einunddreißig geworden – noch nicht einmal in der Mitte des Lebens angekommen, sieht er sich von Problemen umzingelt. Er sehnt sich nach einem Partner fürs Leben und bekommt stattdessen eine Zahnspange verpasst; statt als Lehrer mit Spaß zu unterrichten, nerven ihn die Eltern, die über jede Note ihrer wohlbehüteten Brut eine Diskussion anzetteln. Als es mit der Liebe wieder einmal nicht geklappt hat, setzt Kramer sich an den Küchentisch seiner WG und denkt nach. Wie war das früher mit den Eltern, den Mitschülern, der ersten Liebe? Wie konnte sein Leben derart zum Stillstand kommen? Mit trockenem Humor und erstaunlicher Beobachtungsgabe erzählt Naujoks von den Schwierigkeiten bei der Suche nach dem großen Glück. Und am Ende kommt in Kramers Leben dann doch noch eine frische Brise auf.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Feb. 2013
ISBN9783863001407
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    Das Leben von Bastian Kramer befindet sich nicht wirklich in einer Schieflage, sondern eher in einer Flaute, aber das wohl schon seit rund 30 Jahren. Nach einer Schulzeit am Rande der Klassengemeinschaft und einem Studium, in das er eigentlich nur so hineingeschlittert ist, befindet er sich jetzt – mit 31 – zum ersten Mal in einer Existenzkrise, weil er sich zum ersten Mal in seinem Leben verliebt hat, sich auf Gefühle einließ und den Sprung zu wagen schien, aber dann doch nicht den Haupttreffer landete. Während sich statt Kapiteln die Zahl der Bierchen auf dem Küchentisch mehrt, lässt Kramer sein Leben Revue passieren; das ist zum Teil unglaublich heiter und erkennbar (jedenfalls für ungefähr seine Altersgruppe, zu der anscheinend selbst ich, der ja auch aus der ostfriesischen Provinz stammt, noch zählen kann), aber manchmal auch sehr nervenaufreibend, denn ich verspürte als Leser immer wieder das Bedürfnis, diesem Jammerlappen mal gehörig in den Allerwertesten zu treten. Und war auch immer versucht, diese Episteln eines an allem herumnörgelnden, aber niemals selbst entschlossen etwas angehenden Lebensvermeiders zur Seite zu legen. Aber ich muss zugeben, dass ich froh und glücklich bin, das Buch doch bis zum Ende gelesen zu haben, denn das Buch schließt mit einem tatsächlichen glaubwürdigen positiven Akzent.

Buchvorschau

Rossbreiten - Florian Naujoks

2013

BECK’S #1 (0–0,2 ‰)

Wehmütig betrachtete er seinen Arm. Der blaue Fleck war fast nicht mehr zu sehen. Drei Wochen hatte er immerhin gehalten. Erst hatte er sich dunkelrot bis blau verfärbt, dann dunkelgrün, und am Ende erinnerte seine Farbe an eine vergammelte Birne. Blaue Flecken entstehen, wenn unter der Haut Blutgefäße platzen. Das Blut verteilt sich im Gewebe, gerinnt, und das Hämoglobin wird schließlich zu bunten Gallenfarbstoffen umgewandelt. Im Grunde genommen der gleiche Vorgang wie bei der Entstehung von Knutschflecken, doch geknutscht hatten sie nie. Nicht mal in den Arm genommen hatten sie sich, stattdessen in den Schwitzkasten. Streicheln war erst recht tabu. Zu verdächtig. Zu nah. Um sich gegenseitig ihre Sympathie zu bekunden, drehten sie sich lieber die Arme auf den Rücken oder boxten sich grün und blau.

Kramer stand in der dunklen Küche. Nur aus dem Innern des Kühlschranks fiel ein wenig Licht auf den schwarz-weiß karierten PVC-Boden der Altbauwohnung, der eigentlich mal wieder gewischt werden musste. Sein Blick war auf acht Flaschen Beck’s im obersten Fach gerichtet, Überbleibsel von seinem Geburtstag. Einunddreißig war er geworden. Im kleinen Kreis hatte er das gefeiert. Wenn man von feiern sprechen konnte, denn um halb eins war bereits alles vorbei gewesen. Einunddreißig, und dabei sah er immer noch aus wie Anfang zwanzig.

Seine Versuche, sich einen Dreitagebart wachsen zu lassen, waren kläglich gescheitert. Selbst nach zwei Wochen brachte er nicht mehr zustande als ein paar vereinzelte Härchen an Kinn und Oberlippe; an den Wangen wollte gar kein Bart sprießen. Statt männlich oder lässig sah er mit den paar Stoppeln aus wie der Juniorchef eines Prostituiertenrings.

Der Zahn der Zeit hatte an ihm noch nicht zu nagen begonnen. Er alterte einfach nicht, von ein paar grauen Haaren an der rechten Schläfe einmal abgesehen, mit denen er, kurz nachdem sie sich erdreisteten, die Blicke auf sich zu ziehen, mit der Pinzette kurzen Prozess machte.

Einunddreißig Jahre lagen hinter ihm, einunddreißig Jahre, in denen er noch nie eine Affäre gehabt hatte, geschweige denn eine Beziehung oder so was von der Art. Unterm Strich ein Armutszeugnis, musste er sich eingestehen, zumal auch dieser Versuch ergebnislos verlaufen war.

Kramer griff in den Kühlschrank und nahm ein goldenes Beck’s heraus. Frauenbier, wie richtige Kerle behaupteten. Ihm war das egal. Er gehörte schließlich nicht zu denen, die es fertigbrachten, die Bierflasche mit einem Feuerzeug zu öffnen. Stattdessen griff er zum Designer-Flaschenöffner der Firma WMF, den er während eines seiner rar gewordenen Besuche bei den Eltern abgestaubt hatte. Beim Öffnen gab die Flasche ein leises Zischen von sich. Kramer nahm einen tiefen Schluck.

Wie vielen Menschen man wohl im Laufe seines Lebens begegnete, zu denen man sagen wollte, mit dir will ich für immer zusammenbleiben? Drei, vielleicht vier, oder gar nur einem einzigen? Kramer seufzte. Als Geografielehrer betrachtete er die Dinge meist nüchtern und theatralische Gedankenspiele waren ihm fremd.

Über sieben Milliarden Menschen gab es auf der Welt, wie sollte er sich da für einen entscheiden? Im Zeitalter von Globalisierung und Überbevölkerung war eine solche Hoffnung reine Utopie. Es mochte ja durchaus sein, dass es irgendwo auf der Welt, vielleicht sogar in dieser Stadt, in dieser Straße, womöglich in dem Haus, in dem er lebte, jemanden gab, der dasselbe dachte und fühlte wie er. Kramer musste aufstoßen. Möglich war es vielleicht, doch half es ihm jetzt nicht weiter. Jetzt ging es nur um diesen einen. Er war ihm im Supermarkt begegnet, und ein bisschen Theatralik war doch irgendwie im Spiel gewesen. Am Tiefkühlregal war er ihm entgegengekommen und hatte frech gegrinst. Seine Knie waren weich geworden und er hatte unbeholfen zurückgelächelt. Dann war er in die Süßwarenabteilung geflüchtet und hatte hinter einem PEZ-Ständer Zuflucht gesucht. Bevor er die Kasse schließlich erreichen konnte, hatte Christoph ihn mit seinem Einkaufswagen ausgebremst und angesprochen.

Das war vor einem halben Jahr gewesen. Seitdem war viel passiert. Sie hatten sich zunächst auf einen Kaffee verabredet und schließlich angefreundet. Kramer setzte die Flasche erneut an. Angefreundet, das klang so nach Sommerurlaub an der Nordseeküste, dachte Kramer. Als man mit Eimer und Schäufelchen am Strand umherstreifte, um für die Zeit des Aufenthalts einen Spielgefährten zu finden, mit dem man Burgen bauen und im Wasser toben konnte. Viel weiter war er mit Christoph jedenfalls nicht gekommen, egal, was für prächtige Luftschlösser Kramer in seiner Fantasie errichtete. Denn mit jedem weiteren Treffen wuchs seine Faszination für den Gleichaltrigen und das Verlangen, ihm zu zeigen, was er wirklich für ihn empfand. Doch Christoph machte keine Anstalten, ihm den entscheidenden Schritt entgegenzukommen. Es gab keine Anzeichen, dass er mehr zwischen ihnen sah als nur diese Freundschaft. Und so sagte Kramer lieber nichts. Er tröstete sich mit der Hoffnung, dass spätestens dann, wenn sein Gehirn nicht mehr von all den Neurotrophinen und Oxytocinen überschwemmt und lahmgelegt wurde, wie es laut Wikipedia geschah, der Schmerz allmählich nachlassen würde, der bitter und nach Entbehrung schmeckte.

Kramer warf einen erneuten Blick auf den bräunlichen Fleck auf seinem linken Oberarm und seufzte.

Vorige Woche hatte Christoph im gleichen Supermarkt einen anderen Mann getroffen. Es sei zu früh, von ihm als dem Neuen zu sprechen, erzählte Christoph am Telefon, aber Gefühle wären schon im Spiel. Kramer erinnerte sich, dass ihm das Herz bei diesen Worten bis zum Hals geschlagen hatte. Seine Hände zitterten und ihm war schlecht geworden. Ein Gefühl, als hätte ihm jemand mit der Faust in die Magengrube geschlagen. Unwillkürlich musste er an eine Folge der Simpsons denken, als Bart sich in das neue Nachbarmädchen Laura verliebte, die jedoch zum Leidwesen des gelben Jungen von dem lässigen Schul-Rowdy Jimbo Jones wesentlich mehr angetan war und Bart schließlich höhnisch lachend das blutende Herz aus der Brust riss. Eat my shorts, dachte Kramer.

Da fiel sein Blick auf eine Urkunde an der Wand. Sie hing genau neben der Ernennungsurkunde zum Beamten auf Widerruf im Staatsdienst der Bundesrepublik Deutschland. Vor Kurzem war er zum schönsten Lehrer seiner Schule gekürt worden. Und das, obwohl er seit ein paar Wochen eine Zahnspange trug. Allerdings waren die Stimmzettel bereits vor Monaten verteilt worden, zu einem Zeitpunkt, als Kramer noch ohne diesen glänzenden Maulverhau über den Schulhof schritt.

Die Korrektur seiner Zähne sei unbedingt notwendig, hatte ihm die Zahnärztin versichert, zumindest dann, wenn er auch in ein paar Jahren noch in der Lage sein wollte, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Kramer hatte ganz entspannt im eierschalenfarbenen, wildlederbezogenen Behandlungsstuhl der Zahnarzteinheit gelegen, als er durch seine halb geschlossenen Augen erkannte, wie Frau Doktor Thielmann die akkurat gezupften Augenbrauen hochzog und die Stirn in sorgenvolle Runzeln legte. «Oh … oh … oh … da müssen wir ran», seufzte sie. «Da geht gar kein Weg dran vorbei, Sie werden sehen, Herr Kramer. Ganz viele Erwachsene in Ihrem Alter tragen jetzt eine Multibracket-Apparatur. Kein Grund, sich zu schämen. Reine Gewohnheitssache.»

Kramer erinnerte sich, dass sie bei diesen Worten sanft seine Handflächen getätschelt und ihn dann im Behandlungsstuhl liegen gelassen hatte. Er wusste nicht, ob es die schockierende Nachricht oder das intensive Licht der Kavo-Leuchte war, doch er hatte Tränen in den Augen gehabt und ein paar Tage gebraucht, um den Schock zu überwinden. Schließlich war er zu der Einsicht gelangt, dass es für ihn ohnehin nichts mehr zu verlieren gab und die Korrektur seiner Zähne das kleinste Übel in einem Leben war, das in Schieflage zu geraten drohte. Also rief er am nächsten Morgen in der Praxis an und vereinbarte einen Termin.

Vorsichtig entfernte Kramer die Reißnadel und nahm die Urkunde in die Hände. «Schönschter Lehrer», murmelte er und ein Spuckebläschen landete durch die Spange hindurch auf der marmorierten Urkunde. Eigentlich war er noch gar kein richtiger Lehrer. Er war Referendar und seit knapp anderthalb Jahren als Beamter auf Widerruf angestellt. Ein wenig stolz machte ihn diese Auszeichnung schon. Gut, die Konkurrenz war relativ überschaubar, sie ging aufgrund des Altersunterschieds und der Klamottenauswahl der meisten Kollegen ehrlich gesagt gegen null, aber das wusste ja keiner von den Leuten, denen er die Urkunde bereits prahlend unter die Nase gehalten hatte.

Vielleicht hatte seine Klammer in gewisser Weise sogar die Wahl beeinflusst, denn seit er sie trug, hatte sich der Draht vor allem zu den Schülern und Schülerinnen der unteren Klassenstufen noch einmal verbessert. Er war nun Leidensgenosse, der um die Unvereinbarkeit von Teigwaren und Zahnspange ebenso wusste wie um das Problem einer zu feuchten Aussprache.

In der Schule war er nicht nur der schönste Lehrer, einige Schüler bezeichneten ihn auch als ihren Meister, hielten ihm die Türen auf und fanden ihn irgendwie cool. Dass er damals, als er in ihrem Alter war, zu denen gehörte, die sich auf Klassenausflügen im Bus ganz nach vorne setzten und im Etagenbett der Jugendherbergen unten schliefen, ahnten seine Schüler nicht. Sie wussten nicht, dass er im Alter von neun Jahren damit begonnen hatte, in grünen, von seiner Mutter selbst gestrickten Stulpen und schwarzer Saunahose als einziger Junge unter vierzehn Mädchen zu Michael Jacksons Billy Jean dramatisch mit den Armen fuchtelnd in miefigen Turnhallen Jazzdance zu tanzen. Und es blieb ihnen glücklicherweise auch verborgen, dass er im gleichen Alter El condor pasa auf dem elterlichen Dual-Plattenspieler rauf und runter gespielt hatte und sowohl ein großer Fan von Nicki als auch der Ersten Allgemeinen Verunsicherung gewesen war.

Seine Kindheit und auch seine Jugend waren von großer Furcht geprägt gewesen. Er war ein Schisser und hatte Angst vor fast allem. Vor Graf Zahl aus der Sesamstraße, der höhnisch lachend die Zahlen hinter sich warf, während im Hintergrund die Kulisse bebte und Blitze zuckten. Oder vor den Zwillingen bei Hallo Spencer, die mit den bunten Köpfen wackelten und so laut herumkrakeelten, dass Kramer lieber das Weite suchte. Wenn der böse Zauberer Gargamel wieder einmal den Schlümpfen nachstellte, nahm er schreiend Reißaus.

Es war ihm nicht geheuer gewesen, dass im Kindergarten der evangelisch-lutherischen Gemeinde immer mittwochs behinderte Kinder zu Besuch kamen – eine der vielen integrativen Maßnahmen der Kindergartenleitung, damit die Kleinen möglichst früh lernten, was Rücksichtnahme und Toleranz bedeuteten. Kramer indes wollte das gar nicht lernen und flehte seine Mutter jeden Mittwochmorgen an, sie möge ihn doch bitte zu Hause behalten, er würde auch ganz leise sein und oben für sich alleine spielen. Er könne ihr aber auch zur Hand gehen oder so. Alles würde er tun, wenn sie ihn nur zu Hause bleiben ließe. Seine Mutter jedoch winkte ab, mit der Begründung, dass sie zur Arbeit müsse und es ja wohl nicht so schlimm sein könne. Und so verstummte er, und sie brachte ihn in den Kindergarten, wo sie bereits schreiend auf ihn warteten, befremdliche Kreaturen, mit wirren Haaren und großen Köpfen, von denen einer sogar zwei besaß.

Als er zwölf wurde, waren es vor allem Verlustängste, die ihn verfolgten und ihren Ausdruck in der fixen Idee fanden, dass seine Eltern sich scheiden ließen und ihn ins örtliche Kinderheim abschoben, wo sie ihn nur ab und an am Wochenende mit ihren neuen Partnern besuchen kamen. Auslöser dieser Furcht waren die herzlichen Umarmungen und Küsschen, die seine Mutter auf der Feier ihres fünfundvierzigsten Geburtstags von vielen Männern erhielt, die Kramer nicht kannte. Sie waren ihm eindeutig zu eng, einige Küsse bekam die Mutter sogar auf den Mund, wie Kramer zunächst angewidert, dann mit Herzklopfen durch den Türspalt seines Kinderzimmers beobachtete.

Als sein Vater fünfzig wurde, gratulierte ihm seine Mutter mit dem Satz, dass nun laut Apotheken Umschau die gefährlichste Phase in seinem Leben begänne. Er müsse ganz genau auf die Signale seines Körpers horchen, denn sein Herzinfarktrisiko sei jetzt besonders hoch. Kramer stand ängstlich daneben, stotterte irgendetwas von «Herzlichen Glückwunsch» und ließ die Packung Pfeifentabak, eine Sonderedition, die er von seinem Taschengeld gekauft hatte, zurück in die Hosentasche gleiten.

Das besondere Risiko, dem sein Vater nun ausgesetzt war, wurde Kramer immer dann ins Bewusstsein gerufen, wenn er den Kühlschrank öffnete, um eine Milchschnitte oder einen Fruchtjoghurt zu essen. Denn seine Mutter hatte einen roten Zettel an der Kühlschranktür angebracht, auf der die Nummer des Notarztes stand, die Kramer und sein Bruder sofort anrufen sollten, falls sie ihren Vater japsend auf dem Rücken liegend in Haus oder Garten vorfanden.

Kramer bangte fortan jeden Tag um das Leben seines Vaters. Ließen die Eltern ihn allein zu Hause, erwartete er bei jedem Telefonklingeln die Hiobsbotschaft seiner Mutter, sein Vater sei nach einer Herzattacke auf dem Tennisplatz tot zusammengebrochen und er nun Halbwaise.

Als er mit dreizehn seltsame Knötchen unter den Brustwarzen ertastete, die wehtaten, wenn man darauf herumdrückte, fürchtete er, er habe Brustkrebs, und forderte die Mutter auf, mit ihm sofort zu Doktor Petersen, ihrem Hausarzt, zu fahren. Doch es war keine heimtückische Krankheit, die ihn heimsuchte, sondern die Pubertät, die ihn nicht minder hinterlistig übermannte und sein Leben fortan unerträglich machte.

Schon als Zehnjähriger war er pummelig, weich und klopsig gewesen. Als Elf-, Zwölf-, Dreizehn-, Vierzehnjähriger auch, daran änderte die Pubertät erst einmal nichts. Er war relativ klein für sein Alter und hatte einen kugelförmigen Bauch, vergleichbar dem eines hungernden Kindes aus der Sahelzone. Dieser

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