Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Sternenvermächtnis 2: Die Suche
Sternenvermächtnis 2: Die Suche
Sternenvermächtnis 2: Die Suche
eBook463 Seiten6 Stunden

Sternenvermächtnis 2: Die Suche

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Erde ist zerstört, die überlebenden Menschen entführt und Florian verzweifelt. In den Ruinen seines Hauses schwört er Rache an den Hütern des Lichtes zu nehmen. Den einzigen Hinweis darauf, wie man sie in den Untergang stürzen kann, bietet eine alte Legende. Die sagenumwobene Maschine, die den versklavten Völkern der Galaxie die Freiheit wiedergeben kann, ist angeblich der Schlüssel zu ihrem Untergang.
Mit nichts weiter als einem schrottreifen Frachtschiff und seiner Freundin Kara, macht Florian sich auf die Suche nach der Maschine, um die Hüter endgültig aufzuhalten.
Ein neues Abenteuer beginnt und erneut erwarten ihn viele Gefahren auf fremden Planeten, die noch kein Mensch je zuvor gesehen hat.
Der zweite Teil der Sternenvermächtnis Reihe.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum24. Jan. 2017
ISBN9783734523656
Sternenvermächtnis 2: Die Suche

Ähnlich wie Sternenvermächtnis 2

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Sternenvermächtnis 2

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Sternenvermächtnis 2 - Marc Baumgartner

    Kapitel 1

    Aus der Asche

    „All die Toten. All die Zerstörung. Jemand muss es beenden."

    Florian stand knöcheltief in der Asche, die das wenige, das von seinem alten Haus geblieben war, bedeckte. Die grauen, fast schwarzen Wolken hingen tief am Himmel. Nur ein schwaches Licht fiel auf den Boden. Kalter Wind zog auf und pfiff zwischen den wenigen noch stehenden Wänden von seinem Haus hindurch. Es musste die Druckwelle einer gewaltigen Explosion gewesen sein, die es fast gänzlich hinfort gerissen hatte.

    Er zog das alte Familienfoto aus seiner Tasche und betrachtete es. Mit seinen angesengten Rändern und der verschmierten Asche konnte er darauf kaum noch etwas erkennen. Doch die fröhlichen Gesichter seiner Familie sah er noch deutlich. Er erinnerte sich noch gut an jenen Tag, an dem sie es aufgenommen hatten.

    Der einzige Urlaub, in dem ich nicht mit Elia gestritten habe.

    Jedes Jahr hatten sie Urlaub in Brasilien gemacht, in einem kleinen Dorf direkt an der Küste. Es hatte den längsten Sandstrand und den blauesten Himmel, den Florian jemals gesehen hatte. An jenem Tag hatte er so viel Spaß gehabt. Seine Eltern und Elia waren mit ihm an den Strand gegangen. Er erinnerte sich noch genau an den weichen Sand zwischen seinen Zehen und an das warme Wasser, das seine Füße umspielt hatte. Die heiße Sommersonne hatte auf sie alle geschienen. Das Foto hielt diesen Moment fest, für immer. Arm in Arm hatten sie gestanden und dabei alle breit gelacht. Sein Vater hatte damals diese Badehose mit dem Blumenmuster getragen, von der Florians Mutter immer sagte, dass sie dämlich sei.

    Alle tot.

    Eine dünne Ascheschicht sammelte sich allmählich auf Florians Kleidung und der kalte Wind zerrte an ihm. Langsam stapfte er durch Asche und Schutt in die Überreste seines alten Zimmers. Nur die Umrisse konnte er noch sehen. Geröll lag dort, wo früher sein Bett gestanden hatte. Er fing an mit bloßen Händen in der Asche zu wühlen. Kara folgte ihm nach und schien mit ihm zu reden. Florian verstand kein Wort von dem was sie sagte. An einer halb eingestürzten Wand hingen noch die verbrannten Überreste seiner Poster. Von Filmen die er einmal gut gefunden hatte. Darunter lagen ein paar verkohlte Holzsplitter und Metallteile, die einmal sein Computertisch gewesen waren.

    Viel fand er in den Ruinen seines Zimmers nicht, nur ein paar alte Erinnerungsstücke und verbrannte Überreste seiner ehemaligen Besitztümer. Kaum etwas, das es wert gewesen wäre mitgenommen zu werden. Er spürte, wie sich seine Eingeweide zu einem Klumpen zusammenzogen. Dort in seinem Herzen, wo sich früher seine Familie und sein Zuhause befunden hatten, klaffte jetzt ein großes Loch. Am liebsten hätte er sich klein zusammengerollt und geweint, doch er konnte es nicht. Nicht hier und nicht jetzt.

    Dafür werden die Hüter bezahlen.

    Er wandte sich zum Gehen, da bemerkte er ein Glitzern im Schutt. Etwas reflektierte das wenige Licht der Sonne, das durch die Wolken drang. Florian bückte sich und griff danach. Seine Finger schlossen sich um einen kleinen Gegenstand, sein ehemaliges Handy. Ohne sich noch ein weiteres Mal umzusehen, ließ er es in seiner Tasche verschwinden. Gegenüber von seinem Zimmer sah er zwischen ein paar verkohlten Holzbrettern den Hinterkopf eines menschlichen Totenschädels.

    Elias Zimmer.

    Schnell wandte er seinen Blick ab und ging durch das, was von dem Flur übrig geblieben war, in den ehemaligen Vorgarten. In den Überresten des Blumenbeetes seiner Mutter erkannte er noch ein paar verkohlte Sonnenblumen. Die Blätter waren schwarz und hingen schlaff zu Boden. Ein besonders starker Windstoß kam auf und ließ sie zu Staub zerfallen.

    Ihre Lieblingsblumen.

    Von dem Wohnzimmer stand nichts mehr. Ein Teil des Daches lag dort, wo sich früher ihre Fernsehecke befunden hatte. In der Tür hielt er noch einmal kurz an. Mit den Fingern strich er über die zersplitterten Überreste des Türrahmens.

    Genau hier hat mich der Greifer geholt.

    Florian blickte nach draußen in den Vorgarten. Vom Gartenzaun fehlte jede Spur. Neben der Garage stand das Wrack des Autos, das einmal seinem Vater gehört hatte. Er ging darauf zu und betrachtete es einer Eingebung folgend eingehender. Neben dem Fahrzeug lag die Pistole seines Vaters auf dem Boden. Florians Mutter hatte sie gehasst und ihn auch gezwungen sie wegzugeben. Dennoch hatte sein Vater sie heimlich behalten. Viele Patronenhülsen lagen unter der dünnen Ascheschicht verstreut. Behutsam hob er die Pistole auf und ließ sie in seine Tasche gleiten. Sie war schon ein älteres Modell, fast eine Rarität, und sein Vater hatte sie stets gut in Schuss gehalten.

    „Florian warte", sagte Kara, als er langsam den Kopf schüttelte und wieder zurück zur Straße ging. Sein Vater hätte sein einziges Mittel sich zu verteidigen niemals zurück gelassen. Etwas Schreckliches musste ihm zugestoßen sein, so viel war klar.

    Sie schlang ihre Arme eng um ihren Körper, um sich vor der Kälte zu schützen. „Nichts was ich sagen oder tun kann, wird deinen Verlust jemals wieder wettmachen. Aber du sollst wissen, egal was du jetzt vorhast, ich werde dir helfen. Es tut mir leid um deine Heimat."

    Der Wind fuhr in ihre Mäntel. Lange starrte Florian sie an, bevor er leise erwiderte: „Lass uns von hier verschwinden. Hier gibt es nur noch Tote."

    „Du bist nicht alleine, ich werde alles tun um dir zu helfen."

    Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, stapfte Florian durch die Asche davon, die sich wie Schnee über die Ruinen gelegt hatte. Schweigend und leicht zitternd ging Kara hinter ihm her. Mit jedem Schritt wirbelten sie kleine Aschewolken auf. Er hustete ein paar Mal und seine Augen tränten. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, die Temperatur lag tiefer, als für diese Jahreszeit üblich. Dabei musste es sich wohl um einen nuklearen Winter handeln.

    Langsam schritt er zwischen den Ruinen der einst so hohen Bürotürme hindurch, vorbei an den Nachbarshäusern und Autowracks. Die kleine Hütte des Nachbarhundes stand noch an Ort und Stelle - wenngleich etwas angesengt. Daneben befand sich das Nachbarhaus. Eine Druckwelle schien es komplett zerfetzt zu haben und der meiste Schutt lag auf der Straße. Neben der Hundehütte entdeckte er einige verkohlte Knochen.

    Wie ich diesen Köter gehasst habe.

    Den Großteil seiner Kindheit hatte er zwischen diesen Häusern verbracht, er kannte jede Straße und Seitengasse in- und auswendig. Er konnte es noch ganz deutlich vor sich sehen, wie er früher mit seinen Freunden durch die Straßen gezogen war. Angesichts der bitteren Realität schienen die Bilder in seinem Kopf unbedeutend und wirkten fast wie ein Traum, der zu schön war um wahr zu sein.

    Irgendwann muss man aus jedem Traum aufwachen.

    Dicke schwarze Wolken bedeckten nach wie vor den Himmel und ließen nur sehr wenig Tageslicht auf die Straßen scheinen. Und auch das wenige Licht schwand rasch. Die Ruinen, die wie gebrochene Finger anklagend zu Himmel aufzeigten, verschmolzen langsam mehr und mehr mit der Dunkelheit. Viele der Hochhäuser lagen eingestürzt auf dem Boden, eines lehnte schief an dem Nächsten. In keinem der Häuser befand sich auch nur noch ein intaktes Fenster. An manchen Wänden bemerkte Florian Einschusslöcher. Ein paar davon wirkten auf ihn so, als würden sie nicht von Menschenwaffen stammen.

    Zwischen ein paar von Geröll blockierten Seitengassen sah er verbrannte Müllcontainer. Er blickte auf das angesengte Straßenschild, das schief an einer halb eingestürzten Hauswand hing.

    Genau hier habe ich mich vor dem Greifer versteckt.

    Das schwindende Licht kümmerte ihn nicht. Er musste nicht viel sehen, um sich in den Straßen seiner Heimatstadt zurechtzufinden. An einer Hauswand sah er das zerstörte Wrack eines gelben Autos. Es war offenbar mit hoher Geschwindigkeit gegen die Wand gekracht. Die Zerstörung durch die Bomben hatte dann den Rest erledigt. Eine Hasenpfote hing von dem Rückspiegel, die Vorderseite wies mehrere Einschusslöcher auf und auf dem Kofferraum befanden sich tiefe Kratzspuren.

    Der Wagen meiner Mutter.

    Rasch ging er weiter, er wollte nicht sehen ob sich die Leichen seiner Familie darin befanden oder nicht. Diese seltsame Leere breitete sich immer weiter in ihm aus und schien jedes seiner Gefühle zu verschlingen, solange bis er sich schließlich komplett hohl fühlte. Erst das Skelett in Elias Zimmer, dann die Pistole seines Vaters und jetzt auch noch der zerstörte Wagen seiner Mutter. Florian hatte jegliche Hoffnung verloren, dass sie noch lebten.

    „Jemand muss es beenden, flüsterte er leise, immer und immer wieder. „Jemand muss es beenden.

    Mit der hereinbrechenden Dunkelheit begann Asche in dicken Flocken vom Himmel zu regnen. Irgendwo weit weg stieg dicker schwarzer Rauch zum Himmel empor. Flashbacks an Derila schossen Florian durch den Kopf. Dieser Planet war ebenfalls durch die Hüter zerstört worden und vermutlich brannten dort immer noch ganze Kontinente.

    Doch diese Zerstörung machte irgendwie einen anderen Eindruck. Nicht so, als stammte sie von den Hütern. Florian kannte sie nur zu gut aus seinen Lieblingsfilmen. Nur Atombomben richteten eine solche Verwüstung an. Vermutlich nur ein weiterer kranker Plan der Hüter, um dafür zu sorgen, dass der Planet dauerhaft unbewohnbar wurde.

    Als sie den Stadtrand erreichten, hielt Florian an und drehte sich ein letztes Mal um. Kara stellte sich ohne ein Wort zu sagen an seine Seite. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie es ausgesehen hatte, bevor die Hüter gekommen waren. Selbst in seinen Gedanken fiel es ihm schwer, neben dem Tod und der Zerstörung noch etwas anderes zu sehen.

    Kara ergriff seine Hand und drückte sie fest. Schweigend standen sie nebeneinander und betrachteten, wie sich langsam immer mehr Asche auf die Überreste der einst so pulsierenden Metropole legte. Der Schleier des Todes hing über den Ruinen der Stadt, nichts schien mehr am Leben zu sein.

    „Dafür werden sie bezahlen, sagte Florian leise aber bestimmt. „Dafür werden sie alle bezahlen und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Ich schwöre, dass die Hüter büßen werden.

    Florian wandte sich von den Ruinen ab und sah stattdessen Kara an, wie sie dastand und seine Hand hielt. Das Mädchen mit dem beschädigten Immunsystem, die ihn gerettet hatte. Asche verschmierte das Visier ihres blauen Helmes, unter dem er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie hatte sich auch auf die Kleidungsschichten gelegt, die sie über ihrem blauen, hautengen Anzug trug und den sie nie ablegen konnte. Als Florian sie betrachtete, wurde ihm klar, er konnte ihr Gesicht vielleicht nicht sehen, aber ohne sie hätte er es niemals so weit geschafft. Er verdankte ihr sein Leben und er wusste nicht, was er ohne sie hätte tun sollen. Ihr konnte er vertrauen und sie würde ihm helfen.

    Zusammen wandten sie sich zum Gehen, da fiel Florian plötzlich ein rötlicher Schein, zwischen den Ruinen auf. Ein schwach rotes Flackern, wie das eines Lagerfeuers. Es spiegelte sich in den Fensterscherben eines der Bürotürme wieder.

    Kara folgte seinem Blick „Überlebende?, fragte sie hoffnungsvoll. „Gehen wir lieber kein Risiko ein, erwiderte Florian, der nur zu gut wusste, wozu die Hüter in der Lage waren. Hier konnte überall eine Falle sein. Die Hüter befanden sich womöglich immer noch auf dem Planeten und warteten auf ihn. Bestimmt hatten sie die Landung der Aurica bemerkt.

    Den roten Schein immer im Blick behaltend gingen sie zurück zu ihrem Raumschiff. Nichts, außer der Asche, die unablässig vom Himmel fiel, rührte sich in der Dunkelheit. Am Schlimmsten fand er die Stille, die wie ein Schleier über allem lag. Alles schien wie ausgestorben. Man hatte die Erde und ihre Bewohner getötet und nur einen verbrannten, radioaktiv verstrahlten Klumpen zurück gelassen.

    Inzwischen war die Aurica ebenfalls von einer dünnen Schicht aus Asche überzogen, die Frachttore standen nach wie vor offen. Alles lag noch genauso da, wie sie es vor drei Tagen zurückgelassen hatten. Florian kam es so vor, als wären seitdem Jahre vergangen. Der Verlust brannte ein Loch in sein Inneres.

    Ohne ein Wort zu sagen, kletterte er die Leiter nach oben, die von dem Frachtraum in die nächsten Decks führte. Bei der Aurica handelte es sich um ein älteres Schiff und auch nicht unbedingt das sauberste. Dennoch war es zurzeit ihr einziges Fortbewegungsmittel und sie hatte ihnen bisher gute Dienste geleistet. Zügig schritt er durch die metallenen Gänge, an der Krankenstation und dem Computerkern vorbei, bis sie in der Waffenkammer ankamen.

    In der Waffenkammer griff er sich die beiden verchromten Anti-Ritter-Pistolen und schnallte sie sich um die Hüfte. Er hob fragend eine Augenbraue, als Kara sich das lange Scharfschützengewehr aus dem Regal an der Wand nahm. Es war zirka eineinhalb Meter lang und ebenso schwarz, wie die meisten Hüterwaffen. Über dem Lauf saß ein großes Zielfernrohr. Das Gewehr wirkte schwer, massiv und unhandlich. Kara konnte offenbar dennoch gut damit umgehen.

    „Was?", fragte Kara gedrückt.

    „Du wirkst nicht unbedingt wie eine Scharfschützin."

    „Achtfache Jugendscharfschützenmeisterin in Musea. Es hat meinen Vater jedes Mal wahnsinnig gemacht, wenn ich ein Gewehr in die Hand genommen habe."

    Florian erwiderte nichts und ließ seinen braunen Mantel über die Pistolen gleiten. Kara schnallte sich das Gewehr auf den Rücken und gemeinsam kletterten sie die Leiter in den Frachtraum hinab. Bewaffnet und bereit verließen sie die Aurica wieder. Dabei warf Florian noch einen Blick auf den achträdrigen Panzer, der neben ein paar Frachtcontainern stand. Diesmal ließen sie die Frachtluke nicht offen stehen, sondern verschlossen sie sorgfältig.

    „Von einem längeren Aufenthalt wird abgeraten, es befinden sich schwache Konzentrationen von radioaktiven Isotopen in der näheren Umgebung. Sie könnten irreparable Gewebeschäden hervorrufen", ertönte V.I.R.A.s Stimme in dem Stöpsel, den Florian in einem Ohr trug.

    Mit einem dumpfen Schlag fiel die Luke ins Schloss und wirbelte dabei eine große Aschewolke auf. Laut hallte der Knall in der Leere wider. Florian sah sich um, konnte aber, außer dem roten Schein zwischen den Ruinen kaum etwas erkennen.

    „Siehst du etwas?", fragte er an Kara gewandt, die im Dunklen wesentlich besser sehen konnte, als ein Mensch.

    „Nein, es scheint alles tot zu sein, erwiderte Kara. Sie hielt kurz inne. „Tut mir leid, ich wollte nicht …, korrigierte sie sich hastig. „Das war unsensibel von mir, entschuldige."

    Florian gab ihr insgeheim recht, aber dort wo eigentlich Trauer in ihm sein sollte, befand sich nur diese allesverschlingende Leere. „Lass uns einfach nachsehen, was da vorne ist."

    Sie hinterließen tiefe Abdrücke in der Asche, als sie sich vom Schiff entfernten. Nichts, abgesehen vom Wind, der Aschewolken aufwirbelte, bewegte sich. Dennoch zog Florian eine seiner Pistolen aus dem Holster, kurz bevor sie den Stadtrand erreichten. Kara nahm ihr Gewehr vom Rücken und machte sich schießbereit.

    Sie durchquerten mehrere Straßen und stiegen vorsichtig über Schutthaufen und Autowracks hinweg. Er kannte die Straßen nur zu gut und erkannte die meisten der eingestürzten Gebäude wieder. Florian ignorierte die geschwärzten Knochen, die zwischen dem Schutt hervorragten. An manchen Wänden sah er tiefe Einschusslöcher. Er achtete darauf, möglichst keine Geräusche zu machen und fluchte jedes Mal leise, wenn er aufgrund des Staubes husten musste.

    Je weiter sie sich in die Stadt bewegten, desto mehr Einschusslöcher fielen Florian an den Wänden auf. Ein erbitterter Bodenkampf schien hier stattgefunden zu haben. Sie sahen immer mehr Knochen aus der Asche hervorragen. An manchen hingen noch Kleiderfetzen. Einige sahen so aus wie Uniformen von Soldaten.

    Wenige Meter von der rötlichen Lichtquelle entfernt, hielt Florian an und lauschte. Neben dem Rauschen des Windes meinte er das leise knistern von Feuer zu hören. Der Lichtschein wirkte aus dieser Perspektive so schwach, dass er ihn kaum erkennen konnte.

    „Siehst du schon etwas?", fragte Florian an Kara gewandt. Sie schüttelte nur den Kopf.

    Leise und vorsichtig setzte er seinen Weg fort. Was sich als nicht ganz einfach herausstellte, da er im Dunklen nur schwer erkennen konnte, was sich unter der Asche verbarg. Zum Schutz vor Wind und Kälte setzte er die Kapuze seines Mantels auf. Die Wolken brachen ein Stück weit auf und der Mond warf sein schwaches Licht auf die verwüstete Stadt. Im Mondlicht wirkte alles noch trostloser. Es sah aus, wie in einem alten Schwarzweißfilm.

    Sollten sie wirklich auf Überlebende stoßen, hielt er es für besser sie nicht wissen zu lassen, dass es sich bei Kara um eine Außerirdische handelte. Die Menschen wären vermutlich im Moment nicht besonders gut auf Aliens zu sprechen. Karas Mantel verbarg ihre zwei großen Zehen fast gänzlich und in der Dunkelheit erkannte man ohnehin schwer, dass sie nur drei Finger besaß. Man konnte meinen, sie wäre ein Mensch, der einen Motorradhelm trug. Florian deutete ihr, ebenfalls ihre Kapuze aufzusetzen, nur für den Fall. Sie zog sich ihre Kapuze über den Kopf und jetzt konnte man ihren Helm kaum noch erkennen.

    An einer Häuserecke hielt er an und spähte vorsichtig die dahinterliegende Straße aus. Der rötliche Schein des Feuers kam offenbar aus der zweiten Etage eines Parkhauses, von dem der Großteil noch stand. Florian sah sich genau um, konnte aber weder auf der schuttübersäten Straße, noch in den umliegenden Ruinen oder im Parkhaus selbst etwas erkennen. Autowracks lagen auf der Straße und sie sahen so aus, als wären sie von dem Parkhaus gefallen. Zwischen den Fahrzeugen lagen Knochen verteilt, nicht alle davon wirkten menschlich. Florian meinte sogar unter der Asche etwas zu erkennen, was wie der Arm eines Ritters aussah.

    Kara legte ihr Scharfschützengewehr an und blickte durch das Visier. Langsam suchte sie alle Fenster, Spalten und dunklen Ecken ab, in denen sich jemand verstecken hätte können. Nach einer Weile ließ sie ihr Gewehr wieder sinken und nickte. Offenbar lauerte ihnen niemand auf.

    An den Wänden entlang schlichen sie weiter, das Parkhaus immer im Blick behaltend. Plötzlich stieß Florian mit dem Fuß gegen etwas, was er unter der Asche nicht gesehen hatte. Ein lautes Scheppern ertönte. Wie versteinert blieben sie beide stehen und blickten angespannt zur zweiten Etage des Parkhauses hinauf. Ein Schatten bewegte sich vor dem Schein des Feuers.

    Kara hob ihr Gewehr und richtete es auf das Parkhaus, der Schatten verschwand wieder und in der Dunkelheit rührte sich nichts mehr. Nachdem sich eine Zeit lang nichts mehr bewegt hatte, setzten sie sich erneut leise in Bewegung. Langsam näherten sie sich weiter dem Parkhaus. Immer noch rührte sich nichts, außer der Asche, die unablässig vom Himmel herab regnete.

    Aufmerksam beobachtete Kara alle Stellen, hinter denen sich ein Hinterhalt verbergen konnte. Florian unterdessen richtete seine Aufmerksamkeit lieber auf den Boden vor ihm. In der Asche sah er mehrere tiefe Fußspuren, die von einer Seitengasse her an dem Parkhaus vorbei führten. Die großen und tiefen Abdrücke stammten wohl von sechs verschiedenen Personen, die im Gleichschritt gegangen sein mussten. Florian konnte sich gut denken wer diese Spuren hinterlassen hatte. Die Ritter der Hüter, mechanische Soldaten mit einem organischen Gehirn, das als Prozessor fungierte. Daneben sah er eine weitere Reihe von Spuren, die kleiner waren. Wer auch immer sie hinterlassen hatte, musste lange Krallen an den Füßen haben. Sofort erinnerte Florian sich an den Monsterdodo, dem er mit Kronos auf einem Waldmond begegnet war.

    Gerade als er das Parkhaus betreten wollte, riss Kara ihn plötzlich am Kragen zurück und deutete auf den Boden direkt vor seinen Füßen. Sein Atem stockte, als er bemerkte worauf sie zeigte. Jemand hatte quer durch das Eingangstor der Parkgarage einen dünnen Draht gespannt, an dessen Ende eine Handgranate hing, die hinter ein paar Steinen verborgen lag.

    Sprengfalle. Also ist doch noch jemand am Leben.

    Ein Funke der Hoffnung keimte in ihm auf, seine Familie konnte doch noch am Leben sein, dennoch mahnte er sich zur Vorsicht. Florian nickte Kara kurz dankend zu, ohne sie wäre er direkt hineingelaufen. Vorsichtig machte er einen Schritt über den Draht hinweg und trat ins Innere. In der untersten Etage herrschte eine solche Dunkelheit, dass er die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Er spürte wie Kara ihn an der Hand nahm und durch die Finsternis führte. Augenblicklich fühlte er sich in einen seiner Albträume zurück versetzt, in denen er immer von Monstern gejagt wurde. Rasch verdrängte er die Erinnerung und konzentrierte sich lieber darauf, in der Dunkelheit nicht zu stolpern. Er spürte wie der Boden leicht anstieg und Kara ihn über eine Rampe nach oben führte, wobei sie anscheinend immer wieder Gegenständen auswich.

    In den ersten Stock drang schon etwas Mondlicht und Florian konnte wieder genug erkennen, um sich selbst zurechtzufinden. Er ließ Karas Hand los, wollte schon weitergehen, da hielt sie ihn plötzlich abermals zurück und deutete auf mehrere Stellen am Boden.

    Florian sah genau hin und konnte vor sich einen weiteren Draht und mehrere schwarze Kreise auf dem Boden ausmachen. Behutsam stieg er über den Draht hinweg und wich langsam den schwarzen Kreisen aus. Zuerst dachte er es wären Minen, aber bei genauerer Betrachtung fiel ihm auf, dass es sich dabei um Bärenfallen handelte.

    Da will jemand wirklich keinen unangekündigten Besuch haben.

    Diese Etage des Parkhauses machte einen größtenteils intakten Eindruck. Einige wenige Autowracks waren von Trümmern zerquetscht worden und in der Decke klaffte ein großes Loch. Durch dieses erblickte Florian den Feuerschein und meinte leise Stimmen zu vernehmen. Asche wurde von dem kalten Wind in das Innere des Parkhauses gewirbelt.

    Geschickt wich Kara den Bärenfallen aus und hielt sich immer dicht hinter Florian. In diesem Teil des Parkhauses herrschte eine seltsame Leere. So gut wie keine Autowracks standen auf den Parkplätzen. Neben einer Falle, an deren Zähnen getrocknetes Blut klebte, sah Florian einen großen schwarzen Fleck auf dem Boden. Je weiter sie sich der Rampe, die in die zweite Etage führte, näherten, desto heller wurde der Schein des Feuers. Er hielt seine Pistole schussbereit und machte sich innerlich auf das Schlimmste gefasst.

    Als sie das Ende der Rampe erreichten, duckten sie sich hinter einem Schutthaufen und lugten vorsichtig darüber hinweg. Kara legte ihr Gewehr an und blickte durch das Zielfernrohr. Florian sah ein Lagerfeuer in der Mitte der Etage. Davor saßen zwei kleine, zusammengekauerte Gestalten mit dem Rücken zu ihnen. Sie hatten sich auf einem alten Motorrad niedergelassen und wärmten sich am Feuer. Mehrere Autowracks standen um sie herum und boten Schutz vor dem kalten Wind. Ein paar Skelette, an denen noch Uniformfetzen hingen, lagen unweit des Lagerfeuers.

    Vorsichtig stand Florian auf und ließ seine Pistole etwas sinken. Die beiden schienen unbewaffnet zu sein. Nach kurzem Überlegen setzte er sich in Bewegung und deutete Kara ihm zu folgen. Die beiden Gestalten unterhielten sich leise, vor ihnen knisterte das Feuer und übertönte Florians Schritte.

    Nachdem sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, sagte Florian laut und deutlich: „Hallo. Wir wollen euch nichts tun."

    Kapitel 2

    Heimat

    Die Gestalten hielten inne, beide trugen dicke Jacken mit Kapuzen. Eine der beiden sah viel kleiner aus als die andere und drückte sich fest an die Größere. Florian hielt seine Pistole gesenkt, aber dennoch schussbereit.

    „Versteht ihr mich?, fragte Florian. „Wir tun euch nichts.

    Kara folgte dicht hinter ihm und zielte dabei auf die größere Gestalt, die wahrscheinlich eher eine Bedrohung darstellen würde.

    „Kommen sie uns jetzt auch noch holen?", hörte Florian die angsterfüllte Stimme eines kleinen Mädchens fragen.

    „Nein, sie tun uns nichts. Es sind gute Leute, das habe ich im Gefühl", erwiderte die Stimme eines alten Mannes.

    Die größere Gestalt schlug ihre Kapuze zurück und drehte sich zu Florian und Kara um. Florian erkannte, dass es sich dabei um einen alten Mann handelte, der kaum noch Haare auf dem Kopf hatte. Freundlich lächelte er ihnen mit dreckverschmiertem Gesicht zu. „Bitte, setzt euch an unser Feuer. Wir teilen es gerne mit euch, können euch aber sonst kaum etwas anbieten, fürchte ich", sagte er mit heiserer Stimme und hüstelte.

    Florian steckte sich seine Pistole in den Holster und Kara schnallte sich ihr Gewehr auf den Rücken. Die beiden wirkten sehr abgemagert, ihre Kleidung war stark verschmutzt und kaputt. Die Kleine saß dick eingepackt neben dem alten Mann. Sie trug unter ihrer Jacke noch mehrere andere Kleidungsschichten. „Ich bin Florian, das ist Kara. Wir sind nicht hier um euch zu holen oder euch etwas zu tun."

    „Sehr erfreut, bitte nehmt Platz. Bitte verzeiht meiner Freundin, sie ist etwas schüchtern. Ich muss mich bei euch entschuldigen, wir sind schlechte Gastgeber und können euch leider nichts zu essen anbieten. Bitte setzt euch", erwiderte der alte Mann und deutete dabei mit einer einladenden Handbewegung auf die Feuerstelle.

    Florian nahm zusammen mit Kara gegenüber des Alten, auf ein paar Autoreifen, Platz. Jetzt erkannte er, dass es sich bei der zweiten Gestalt um ein kleines Mädchen handelte, die ihn und Kara mit großen Augen anblickte. Sie war kaum älter als 10 Jahre, in den Händen hielt sie einen großen Teddybären, dem ein Auge fehlte. Unter dem ganzen Schmutz konnte man sie kaum noch als Mädchen erkennen. Kurze, braune Haare ragten unter der Kapuze ihrer Jacke hervor. Unsicher lächelte sie ihnen zu.

    Kara rückte sofort etwas näher an das Feuer. Ihre zwei großen Zehen und dreifingrigen Hände verbarg sie geschickt unter der Kleidung, die sie über ihrem Anzug trug. „Könnt ihr uns sagen was passiert ist?", fragte Kara an die beiden gewandt.

    „Was sagt sie?", fragte das kleine Mädchen mit großen Augen.

    „Sie haben keine Übersetzungsmatrix, sie verstehen dich nicht", flüsterte Florian Kara zu.

    Der alte Mann beruhigte die Kleine. „Es ist alles in Ordnung, es wird dir nichts passieren. Sie spricht nur eine andere Sprache als wir. Darum verstehst du sie nicht."

    „Ich will nicht geholt werden. Die anderen sind alle weg. Die Männer aus Metall haben sie geholt", sagte die Kleine mit angsterfüllter Stimme.

    „Entschuldigt bitte, sie hat Angst, sagte der alte Mann. „Sie hat viel durchgemacht.

    „Was macht ihr noch hier?", fragte Florian.

    „Wir warten auf meine Eltern, erwiderte die Kleine. „Mein Papa hat gesagt, dass er morgen wieder kommt. Er und meine Mama wollten nur kurz etwas zu essen holen.

    Der alte Mann blickte Florian aus traurigen Augen an und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Sicher, sie werden bald hier sein", sagte er an die Kleine gewandt. In dem Schein des Feuers wirkten die Augen des Alten so, als würden sie golden schimmern.

    „Um auf die Frage zurückzukommen was passiert ist, begann der Alte „Am Anfang waren es nur die Lichter, die hoch am Himmel, mitten in der Nacht erschienen sind. Sie sahen aus wie Sternschnuppen, aber es waren keine. Nachdem sie wieder verschwanden, ging alles seinen gewohnten Gang. Aber nach einiger Zeit fingen manche Leute an, sich zu verändern. Nicht die normalen Leute, sondern die wichtigen Leute, Politiker, Präsidenten und Leiter von wichtigen Firmen. Zuerst bemerkte man es kaum, doch sie wurden immer wahnsinniger, paranoider und fanatischer. Die Anspannungen zwischen den verschiedenen Nationen nahmen zu und viele Bündnisse zerbrachen. Am dreiundzwanzigsten Oktober kam es schließlich zur Eskalation. Bomben sind gefallen und haben die Erde in Flammen untergehen lassen. Der Krieg dauerte nur ein paar Stunden. Viele starben, doch noch mehr überlebten und fanden sich in einer zerstörten Welt wieder. Als die Asche sich legte und die Leute aus ihren Löchern gekrochen kamen, sind sie gekommen.

    „Die Männer aus Metall und die Monster mit ihren Schiffen aus dem Himmel", fügte die Kleine ängstlich hinzu.

    „Hört sich nach deiner Beschreibung von den Rittern an", stellte Kara leise fest.

    „Die Ritter kamen in großen Schiffen, sie haben die Überlebenden zusammengetrieben und mitgenommen. Sie sind immer noch hier und mit ihnen kommen immer diese Dinger, Monsterwesen. Sie stoßen grausige Schreie aus, haben lange Zähne und Krallen, ihre Augen sind voller Hass. Sie jagen die Verbliebenen. Manchmal nehmen sie einen mit und manchmal töten sie. Ich vermute es hängt von den jeweiligen Befehlen ab, die sie von den Rittern bekommen. Die Menschheit hat den Rittern nur die Arbeit abgenommen und ihre eigene Verteidigung zerstört. Dennoch gab es noch viele Kämpfe, mittlerweile sind die meisten Überlebenden tot oder verschleppt. Alle die noch übrig sind, verstecken sich."

    Das Mädchen wimmerte und drückte sich an die Seite des alten Mannes. „Tut mir leid Kleines. Deine Eltern sind bestimmt in Ordnung. Alles wird wieder gut und bald kommt dir das alles nur noch wie ein böser Traum vor."

    Wut machte sich in Florians Bauch breit, unbändige Wut. Am liebsten hätte er die Hüter sofort von seinem Planeten geworfen und die Verantwortlichen leiden gelassen.

    Der alte Mann schien Florians Wut zu bemerken. „Gewalt wird immer nur noch mehr Gewalt hervorrufen. Es muss einen besseren Weg geben."

    „Den gibt es nicht, entgegnete Florian. „Feuer bekämpft man am besten mit Feuer.

    Der alte Mann seufzte. „Es gibt immer eine Alternative zur Gewalt. Vielleicht gibt es einen besseren Weg und du hast ihn nur noch nicht gefunden."

    „Werden die Fallen die metallenen Männer aufhalten?", fragte die Kleine.

    „Ja, Kleines, es ist alles gut. Bald wird jemand kommen, der besser auf dich aufpassen kann, als ich."

    Beruhigt kuschelte die Kleine sich zusammen mit dem Teddybären an den alten Mann. Florian bemerkte, dass sie Kara mit großen Augen anstarrte. Er rückte näher zu Kara und dem Feuer, an dem sie sich wärmte, sie zitterte bereits leicht. Balateraner vertrugen Kälte nicht so gut, wie Menschen. Zudem war sie drei Tage lang an seiner Seite geblieben, als er in den Überresten seines Hauses gekniet hatte. Dafür war er ihr zutiefst dankbar.

    „Wenn die Hüter noch hier sind, warum haben sie uns nicht abgeschossen?", fragte Kara leise.

    „Wenn sie es gekonnt hätten, dann hätten sie es bestimmt getan, erwiderte Florian genau so leise. „Vermutlich wollten sie nur keine Munition an ein schrottreifes Frachtschiff verschwenden, diese verdammten, arroganten Bastarde.

    „Wir sollten zurück zum Schiff gehen, solange es noch dunkel ist", antwortete sie.

    „Es ist gefährlich in der Dunkelheit. In der Dunkelheit jagen sie am besten. Diese Biester sind schneller, als man denkt und ehe man sich's versieht, haben sie einen erwischt. Die Flammen sollten sie fernhalten", warf der Alte plötzlich ein.

    „Die Monster kommen im Dunkeln, sagte die Kleine angsterfüllt und drückte ihren Teddybären ganz fest. „Die Monster sind böse, sie entführen Menschen, genau wie die Metallenen.

    „Die meisten sind böse, aber nicht alle. Es gibt ein paar, die gut sind", gab der alte Mann beruhigend zurück.

    „Warten wir lieber bis es hell ist", erwiderte Florian und lockerte seine Pistole im Holster. Dieses Gerede über die Monster behagte ihm überhaupt nicht.

    „Wieso kannst du verstehen, was sie sagt? Und wieso nimmt sie den Helm nicht ab?", fragte die Kleine Florian und starrte dabei Kara an.

    „Emily, es ist unhöflich solche Fragen zu stellen, ermahnte sie der alte Mann. „Du solltest jetzt schlafen.

    „Aber die Monster."

    „Die Monster werden heute Nacht nicht kommen, versprochen. Ich passe auf dich auf, dir wird nichts passieren."

    „Emily ist ein schöner Name. Sie ist wirklich süß", flüsterte Kara Florian zu und drückte sich fest an ihn.

    Er nickte nur als Antwort, legte einen Arm um sie und starrte in die Flammen. Kalt pfiff der Wind durch das Parkhaus und kurz darauf schliefen Kara und Emily ein. Die Autowracks und das Feuer schützten sie einigermaßen vor der Kälte. Florian blieb alleine mit dem alten Mann wach. Die Wärme, die von Kara ausging, machte sich nicht so deutlich bemerkbar wie sonst.

    „Ich habe sie reden hören, sagte der alte Mann unvermittelt. „Die in den grauen Uniformen, die mit den Metallenen und den Monstern gekommen sind. Ich denke sie befehligen die Metallenen.

    „Was haben sie gesagt?", fragte Florian und starrte weiterhin in die Flammen.

    „Sie suchten nach etwas. Aber nicht hier. An einem Ort, den sie Jotera nennen. Ich weiß nicht, was genau sie suchten, aber anscheinend brauchen sie es und haben es nicht gefunden. Es soll eine Art Schlüssel sein, aber wofür, haben sie nicht erwähnt."

    Emily murmelt etwas im Schlaf, etwas leiser fuhr der alte Mann fort. „Vielleicht lässt sich dort etwas finden, das man gegen sie einsetzten kann. Wer weiß, ich bin nur ein alter Mann und sollte jetzt schlafen. Diese alten Knochen brauchen Ruhe."

    Florian murmelte einen Gutenachtgruß. Im Moment kümmerte es ihn herzlich wenig, ob der alte Mann seinen Schönheitsschlaf bekam oder nicht. Alleine mit seinen Gedanken betrachtete Florian das Spiel der Flammen, wie sie langsam das Feuerholz verschlangen und kleiner wurde.

    Kara zitterte immer stärker, trotz der vielen Kleidungsschichten die sie bereits trug. Ein weiterer Windstoß blies durch das Parkhaus und ließ die Flammen tanzen. Florian zog seinen Mantel aus und legte ihn über ihre Schultern.

    Die Kälte bemerkte er fast nicht, in seinem Kopf drehte sich nur alles darum, was er verloren hatte. Seine Familie, sein Zuhause, seine Freunde, einfach alles. Nur Kara blieb ihm noch und er mochte verdammt sein, wenn er zulassen würde, dass ihr etwas geschah. Er zog das Familienfoto aus seiner Tasche und betrachtete es lange im Schein des Feuers.

    Sie sehen so glücklich aus, so unbekümmert und die Hüter haben sie mir genommen. Verdammt sollen diese Bastarde sein.

    „Dafür müssen sie bezahlen", flüsterte Florian leise.

    Er vermisste seine Familie, seine Freunde, sogar seine alte Schule. In diesem Moment hätte er alles gegeben, nur ein einziges Mal alles zu sehen, wie es gewesen war, bevor die Hüter gekommen waren.

    Kara bewegte sich neben ihm im Schlaf, er steckte das Familienfoto wieder weg und drückte sich fester an sie. Darauf bedacht, Kara nicht zu wecken, zog er die Pistole seines Vaters aus der Manteltasche und betrachtete sie gedankenverloren eine Weile lang. Im Magazin befanden sich keine Kugeln mehr, dennoch behielt er sie und steckte sie wieder weg,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1