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Es klappert die Mühle...: Lebensrückblicke
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eBook257 Seiten1 Stunde

Es klappert die Mühle...: Lebensrückblicke

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Über dieses E-Book

Geschichte besteht aus Lebensgeschichten. Persönliche Rückblicke, die für die Nachkommen und nicht die Öffentlichkeit bestimmt waren, eröffnen Perspektiven in private Bereiche, die die Vergangenheit und die Gegenwart stärker verbinden als die großen gesellschaftlichen Strömungen. In diesem Buch blickt der gutsituierte Pfungstädter Müller Ludwig Engel auf seine Lebensjahrzehnte zwischen 1876 und 1925 zurück, während seine Enkeltochter Barbara Schoßwald, geb. Henschel ihre Kindheit von 1924 an bis zum Kriegsende 1945 Revue passieren lässt. Ergänzend erzählt ihr Vater Ottokar die Geschichte seines eigenen Vaters Armin aus Ludwigs Generation. Barbaras Mann Helmut fasst im Kontext des sog. Dritten Reiches die Lebensgeschichte seines Vaters Franz zusammen und eröffnet in Briefen und Tagebucheinträgen parallele Erlebnisse zu Barbara während Nazizeit und Krieg. Volker Schoßwald dokumentierte mit etlichen Bildern und nur wenigen Zwischenbemerkungen diese Niederschriften für Nachkommen und Nachwelt.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum7. Aug. 2018
ISBN9783740701673
Es klappert die Mühle...: Lebensrückblicke
Autor

Volker Schoßwald

Volker Schoßwald stammt aus Schweinfurt, machte Abitur und Zivilldienst in Uffenheim, studierte in Erlangen und Tübingen und wirkte als Pfarrer und Religionslehrer in Würzburg, Nürnberg und Schwabach. Musikalisch ist er mit seiner Band "EzzedlaAbba" ("Jetzt aber" auf fränkisch) und als Kabarettist "Popenspötter" unterwegs. Hörbeispiele für alle Lieder finden sich auf http://soundcloud.com/volky-polky.

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    Buchvorschau

    Es klappert die Mühle... - Volker Schoßwald

    Käthe

    1 Ludwig Engel: „Lebenslauf" 1925

    Ludwig Engel 1856-1930

    Da ich jetzt in den langen Winternächten nichts Besonderes zum Lesen finde will ich versuchen Euch meine Lieben meinen Lebenslauf soweit ich ihn noch im Gedächtnis habe aufzuschreiben.

    1.1 Familie

    Die Eltern waren Peter Engel II, Beigeordneter der Gemeinde Pfungstadt, Mühlenbesitzer und Landwirth u Henriette geb. Götz von der Bruchmühle bei Nieder-Ramstadt.

    Ich, am 22. Aug 1856 geboren war das fünfte Kind.

    Zwei ältere Geschwister und das jüngste ein Schwesterchen sind früh verstorben. So dass ich mich ihrer nicht erinnere. Die überlebenden waren Marie u Helene sechs und fünf Jahre älter als ich und die Freude und der Stolz meiner Jugend bis ins spätere Alter. Marie heirathete kurz vor Kriegs-Ausbruch 1870 Wilh Grunig damals auf der Schliefmühle im Mühlthal nach Nieder Rammstadt gehörig. Sie bekamen nach Ableben des Vaters ms Schwagers die Köpemmühle. Sie lebten glücklich und zufrieden trotzdem ihnen viel Herzelaid beschieden bis meine Schwester Marie 1916 an einem Schlaganfall verschied ohne vorher länger krank gewesen zu sein.

    Helene¹ welche mir besonders ans Herz gewachsen, da sie als blühendes Mädchen durch ein Nervenfieber lang und schwer erkrankte, war nachdem sie wieder vollständig genesen mit Wilhelm Mayer aus Spechbrücken der General Agent einer Lebensversicherung in München verheirathet. Das rauhe ungesunde Münchener Klima konnte sie aber nicht vertragen. Ihr zartes Wesen war dafür nicht geschaffen und da ihr Mann wenig Verständnis dafür hatte seinen Wohnsitz trotz ihrer Krankheit nicht ändern wollte, ihr auch nicht die nötigste Sorgfalt widmen konnte, beschlossen die Eltern mit seiner Einwilligung, dass sie nach Hause zurückkehren sollte. Da verlebte sie dann unter Mutters liebevoller Pflege während ihrer langen Krankheit mit uns vereint ihre glücklichsten Tage bis sie im Jahre 1888 ihrem tückischen Leiden erlag.

    Kindersoldatenbild

    Als kleiner Bub mit (österreichischen) einquartierten Soldaten, die im Stübchen lagen. Einem eigens für solche Zwecke hergerichteten Raum im Hof neben der Waschküche.

    1.2 Schule

    Meine Jugend verlief in der schönsten Weise und nie und nimmer werde ich sie vergessen. Aufgezogen von den liebenden Eltern nur zum Guten. Kein Mittel war zu groß um es mir angedeihen zu lassen, wofür ich heute noch mit unausschlöschlichem Dank quittire. Nachdem ich bis zum 1ten² Jahre die hiesige Volksschule besuchte, kam ich in das Schmuck-sche Institut nach Eberstadt. War es auch keine kleine Aufgabe für mich bei Wind und Wetter Sommer wie Winter den beinahe stundlichen Weg zur Schule zu machen, so legte es aber wohl den Keim zur Pflichterfüllung und späteren Liebe zu Wanderungen in die liebe Natur. Die Schule war ein Handelsinstitut und unter meinen Lehrern waren auch recht tüchtige Leute. Ganz hervorragend Hr Schmuck selbst, der franz. Lehrer Dutoit. Deutsch und Geschichte u Geographie Schlimm, der Rechenlehrer war. Die Schule war zuerst im alten Pfarrhause bei der Kirche, später in einem Saale im Schwan u dann in einem neugebauten Hause an der Darmstädter Straße.

    Bis zu meiner Konfirmation blieb ich in Eberstadt, dann kam ich in die Realschule IV Klasse nach Darmstadt. Da kam während des großen Krieges³ es mir sehr zu statten, dass ich den früheren weiten Schulweg gewohnt war. Denn als der Zugverkehr eingestellt wurde, mussten wir zu Fuß nach Darmstadt und zurück und das auch während des sehr strengen Winters. Wir waren aber nicht so zart gebacken. Trotz Schnee und Eis wurde jeden Tag der Weg gemacht zu unserer und der Lehrer Freude. Es ging den Winter durch ganz gut, aber im Frühjahr bei dem vielen Regen musste ich mich doch sehr erkältet haben und beschlossen deshalb die Eltern mich in Darmstadt in eine Pension zu schicken.

    Zeugnis Classe II Eberstadt 1.7.1866

    Ich kam zu Fräulein Landmann gegenüber der kath. Kirche. Dort verlebte ich mit verschiedenen Pensionsbrüdern Ludwig Breitwieser aus Obernenstadt, Mathäus Schönberger aus Groß-Bieberan Lahsmannshausen und Moller die schönsten Monate. Es war während des Krieges bei jeder gewonnenen Schlacht schulfrei und da wetteiferten wir uns behilflich zu machen. Ich bekam einen Posten als Zeitungsträger in die Lazarette. Ein rothes Kreuz in weißem Felde in der Brust legitimierte mich und so hatte ich überall wo verwundete Krieger lagen freien Ein u Ausgang. Viele schmerzliche Eindrücke sind da für immer für mich geblieben. Hunderte von Verwundeten, Freund und Feind lagen da reihenweise theils in Baracken, theils in Schulen und das größte Lazarett war wohl im Orangeriegarten in Rehaungen, dorthin musste ich auch am meisten gehen. Als dann der Frieden kam und die Züge wieder regelmäßig fuhren, ging ich mit der Bahn, hatte aber meinen Tisch noch bei Fräulein Landmann bis zum Jahr 1873, woselbst ich die Berechtigung des Einjährigen erhielt. Unter 57 Mitschülern war ich der 16te. Meine regelmäßigen Zensuren waren IIIer,, nur einmal bekam ich in der II Klasse einen II, während in der III Klaße auch III-IV mal vorkam. Mein liebster Lehrer war wohl uns. Klassenlehrer in RKl II Dr. Schiffer. Nicht etwa, weil ich besonders gut bei ihm war - er gab Französisch, Geschichte und Geographie, sondern weil er ein so strammes Regiment durch sein schneidiges Auftreten führte. Der Physick und Arithmetik Lehrer Dr. Külp hatte mich in sein Herz geschlossen, weil ich mich bei seinen Versuchen immer behilflich zeigte. Dr. Diehl gab uns Geometrie, da blieb wenig haften. Aber Herr Lorey der Direktor und unser Klassenführer in I war ein äußerst tüchtiger Mann, der uns mit seinem Jungens lernt gehorchen so recht ins Innere redete. Seine begeisterten Ansprachen pflanzten den Keim für die richtige Vaterlandsliebe. Er wollte tüchtige deutsche Männer heranbilden und die es ihm gedankt haben sinds auch geworden. Mit dem Berechtigungsschein in der Tasche feierten wir ein großes Abschiedsfest und ein Abschied war es auch fürs ganze Jugendleben.

    1.3 Lehrjahre

    Die Schuljahre waren jetzt vorbei und hinein ins volle Menschenleben sollte es jetzt gehen. Mein Vater hatte mir schon eine Lehrlingsstelle in dem Getreidegeschäft Hr u Hr Sußmann u Bodenheimer in Mannheim besorgt und so ging es jetzt direkt ins Kaufmannsleben. In diesen zwei Jahren habe ich eigentlich nicht das gelernt, was man mir versprochen hatte. Im Geschäft wurde ich nachdem ich ein halbes Jahr die gewöhnlichsten Lehrlingsarbeiten verrichtet in die Expedition gesteckt worden, in der ich blieb bis ich 1875 austratt. Ich hatte da die Kontrolle über die Lagerhäuser auf der Rheinau und in Ludwigshafen musste ich das Sackbuch führen, aber an andere Bücher bin nicht gekommen. Da damals auch keine Gelegenheit gegeben in Handelsfortbildungsschulen den Unterricht in der Buchführung gründlich zu erlernen, so musste ich mich damit abfinden.

    Der Vortheil, den mein Posten hatte, bestand in der Beurteilung der Qualitäten. Da in den 70er Jahren sehr viel Russischer, Australischer, Rumin, Rerwinter Spring Kunses, Theodosin und wie sie alle heißen eingeführt wurde, so konnte ich mich auf diesem Warengebiet gut zu recht finden, was mir später beim Einkauf gut zu statten kam. Ein sehr gutes Zeugniß und eine goldene Uhr hatte mir Anerkennung meiner treu geleisteten Dienste wurde mir beim Abschied überreicht.

    1.3.1 In der Kirchenmühle - die Arbeitsvorgänge!

    Nun gings ins väterliche Geschäft. Unter der Leitung unseres alten Müllers Johann Trentmann aus Jugenheim musste ich alle Verrichtungen eines Mühljungen leistend nebenbei die Feldarbeiten mit helfen schaffen. Da ich die Müllerei als meine Hauptbeschäftigung auffaßte, das Geschäft immer in besonderer Blüte stand und die Wasserverhältnisse äußerst günstig waren, so machte es mir große Freude. Wir hatten immer viele auswärtige bes. Rüttelbomer, Dornheimer, Wolfskehlen u Groß-Rohrheimer Mehlkunden. Sie brachten immer größere Parthien zum Mahlen und Schroten stellten sie ab und holten sie nach Verlauf einer Woche wieder ab. Wir hatten damals 1 Weißgang und einen Roggengang und einen Schälgang für Spelz zu schälen u Frucht zu putzen. Die Steine waren Odenwälder und Krawinkler und mussten jede Woche scharf gemacht werden. Jeder Gang hatte sein eignes Wasserrad und arbeitete in einen Beutelkasten. Die Beutel waren durch ein Rüttelwerk in Bewegung gesetzt und sehr empfindlich. Der untere Theil war von Seide der obere von einer externen Beutelwolle hergestellt. Des Öfteren mussten sie gestopft werden, was die Müller selbst machten mussten. Viel Spelz wurde immer zum Weizen gemahlen und das war ein anstrengendes Geschäft, weil die Kerne mit der Hand gesiebt werden mussten. Ebenso ging es beim Griesputzen. Der Gries lief über einen Sortierer und dadurch in drei Größen zertheilt. Jede einzelne Sorte musste mit einem Drahtsieb, nachdem er vorher durch einen Stoßwind von der Flugkleie gereinigt war, gesiebt werden und das auch während der Nacht, da, wenn der Semmelgang ging das Mahlgut gereinigt sein musste. Es war ein mühsam Geschäft aber man fand seine Befriedigung; denn je besser die Griese gereinigt waren, desto feiner wurde das Weißmehl. Auch ein Auszugsmehl - Blummehl genannt - wurde hergestellt, aber nur ein kleiner Prozentsatz. Das andere Mehl wurde als Schwing - Gries und Kernmehl in 175Pfd Säcken in den Handel gebracht. Unsere Kundschaft war außer in Pfungstadt in Gernsheim Groß-Rohrheim, Rickenbach Hechn und Eschenbrücken. Es wurde aber nicht sehr viel für den Handel gemahlen, sondern mehr Kundenmüllerei betrieben. Die Frucht kaufte Vater hier im Odenwald u die Spelz in Darmstadt.

    1.4 Wehrdienst 1875

    Auf Anrathen früherer Schulfreunde des August Oppermann in Langen und des Moritz Halm in Helfsloch entschloß ich mich m Einjährigen Dienst beim II Dragoner Regiment in Darmstadt abzumachen und trat dortselbst

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