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Raffael - Band 1
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eBook296 Seiten2 Stunden

Raffael - Band 1

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Über dieses E-Book

Raphael (1483-1520), der italienische Maler und Architekt der Hochrenaissance, war ein Genie und seiner Zeit weit voraus. Wir wissen weniger von ihm als von Donatello, Michelangelo oder Leonardo da Vinci.Was wir ihm gegenüber fühlen, beruht nicht auf einer ausreichenden Kenntnis seiner Person, mit den Einzelheiten seines täglichen Lebens oder den Wechselfällen seiner Laufbahn, sondern auf der Überzeugung, dass, wer solche Meisterwerke schaffen konnte, ein aussergewöhnlicher Mensch gewesen sein muss.Er war ein Künstler, der seinen Schöpfungen nicht nur den eigenen Geist einhauchte, sondern einen universellen Geist, von dem sich jeder Beschauer im tiefsten Inneren ergriffen fühlt und bewegt.Er erlangte vor allem als Maler für seine harmonischen und ausgewogenen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder Berühmtheit. Die Werke dieses großen Meisters der Renaissance umfassen verschiedene theologische undphilosophische Themen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf berühmte Illustrationen der Madonna.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Apr. 2018
ISBN9781785257155
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    Buchvorschau

    Raffael - Band 1 - Eugène Müntz

    Anmerkungen

    Raffael in Urbino, Perugia, Siena

    Die Stadt Urbino und die Dynastie der Montefeltro

    Das kleine Herzogtum Urbino, das in dem kleinen Zeitraum von nur ein paar Jahren nicht nur Schauplatz der Geburt des größten Architekten, sondern auch der des größten Malers der Moderne – Bramante und Raffael – wurde, liegt im Zentralappenin, dort, wo sich Umbrien und die Toskana treffen. Nur wenige italienische Provinzen weisen eine abwechslungsreichere Landschaft auf: Fruchtbare, sanfte Hügel gehen plötzlich in steiles Gebirge über, und während der Horizont zur einen Seite von fantastischen Gipfeln umschlossen ist, kann das Auge zur anderen Seite das weite Panaroma der Adria durchdringen.

    In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde Urbino von der kühnen und aufgeklärten Dynastie der Montefeltro regiert. Herzog Federico, der 1482, ein Jahr vor der Geburt Raffaels, starb, faszinierte ganz Italien mit seinen Großtaten und seiner Herrlichkeit. Er war ein Kommandant von höchstem Rang, der würdige Schüler Piccininos und der fast ausnahmslos erfolgreiche Gegenspieler Sigismondo Malatestas, eines gottlosen Menschenfeindes. Die Montefeltros schämten sich nicht, Söldnerführer, Condottieri, zu sein, und der Titel Gonfaloniere der Kirche, der in späteren Jahren dem Sohn des Herzogs von Papst Julius II. verliehen wurde, war ein schmeichelhafter. Niemand hätte seinen Verpflichtungen mit mehr ritterlicher Treue und Würde ausführen können als Federico, dessen Hof von jungen italienischen Adligen frequentiert wurde, die den Wunsch hegten, mit allem, was die Berufung eines Soldaten betrifft, vertraut gemacht zu werden, und sich den Pflichten der Staatskunst anzupassen.

    Federico von Urbinos Hauptanspruch war jedoch nach Ansicht seiner Zeitgenossen und der Nachwelt der Schutz der Kunst und der Literatur. Sein Zeitalter war das der Renaissance, und die Ernsthaftigkeit seines Eifers und die großen Opfer, die er bereit war, für sie zu geben, haben Federico da Montefeltro einen Platz neben den beiden ihrer edelsten Vorstreiter – Papst Nikolaus V. und König Alfons I. von Neapel – eingebracht. Alexis-François Rio stellt den Fürsten von Urbino in seiner Arbeit über christliche Kunst sogar über die Medici, da es schwerfällt zu glauben, dass die Förderung neuer Ideen durch diese Geldgeber, die ihrem Land so bereitwillig das Joch der Despotie auferlegten, frei von egoistischer Berechnung gewesen sein soll, während der Herzog von Urbino keine Hilfsmittel nötig hatte, um sich die Zuneigung seiner Untertanen zu sichern, deren Ruf „Gott schütze unseren gütigen Herzog" aus tiefstem Herzen kam.

    Federicos Sohn, Guidobaldo, der 1472 geboren wurde, setzte die Traditionen seines Vaters fort. Der von dem Gelehrten Martinengo Aufgezogene entfaltete schon früh eine Vorliebe für die Lehre; Kunst und Literatur fanden in ihm einen innigen Gönner. Sein Mut und sein gesunder Menschenverstand machten ihn bei seinen Untertanen beliebt, während seine Frau, Elisabetta Gonzaga, Tochter des Markgrafen von Mantua, half, durch ihre Schönheit und ihre Anmut seinen Rückhalt bei ihnen zu festigen. Die Einwohner Urbinos bezeugten ihre ausgeprägte Treue ihm gegenüber, als sie 1503 einen Aufstand gegen die Tyrannei des Cesare Borgia anführten und Guidobaldos Rückkehr ermöglichten.

    Piero della Francesca, Porträt des Herzogs Federico da Montefeltro (rechte Tafel eines Diptychons), um 1465. Öl auf Leinwand, 47 x 33 cm. Galleria degli Uffizi, Florenz.

    Die Familie Santi

    Die beharrlichen Untersuchungen eines Gelehrten von Urbino, Padre Luigi Pungileoni, vermitteln uns eine sehr ausführliche Kenntnis der Familiengeschichte Raffaels. Seine Familie gehörte einem großen, nur einige Meilen von der Hauptstadt entfernt liegenden Dorf namens Colbordolo an, und man weiß von einer Person namens Santi, die dort im 14. Jahrhundert gelebt haben soll. Einer seiner Nachfahren, der Urgroßvater Raffaels, Pietro oder Peruzzolo, lebte ein Jahrhundert später als Händler in Colbordolo, und nach der Brandschatzung seines Hauses und seiner Ländereien, die von Sigismondo Malatesta im Jahre 1446 angeordnet worden war, beschloss er 1450, aus Angst vor einem weiteren Angriff, nach Urbino zu ziehen. Dort starb er sieben Jahre später, woraufhin sein Sohn seine Geschäfte fortführte und einen Gemischtwarenladen eröffnete. Die Geschäfte schienen gut zu laufen, da er 1463 genug Geld gespart hatte, um sich für 200 Dukaten ein Haus, beziehungsweise zwei nahe beieinanderliegende Häuser, zu kaufen, in einer dieser steilen Straßen, von denen es so viele in Urbino gibt, der Contrada del Monte.[1] Diese bescheidene Unterkunft sollte Berühmtheit erlangen, da Raffael dort zur Welt kam.

    In einem an den Herzog Guidobaldo adressierten Brief geht Giovanni Santi, Sohn des genannten Santi und Vater Raffaels, genauer auf die Schwierigkeiten seines jungen Lebens ein, angefangen bei der Zerstörung seines Zuhauses durch Sigismondo Malatesta und fortfahrend mit der harten Arbeit, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Letztendlich wählte er den nobelsten aller Berufe, den eines Künstlers und er gerät ins Schwärmen, wenn er von der wunderbaren und sehr bedeutenden Kunst der Malerei spricht (la mirabile, la clarissima arte de pictura). Ungeachtet der daraus entstehenden Ängste um die Versorgung seiner Familie, bereute er niemals seine Entscheidung, obgleich er sie oft als Bürde empfand, die, in seinen eigenen Worten, Atlas selbst erschreckt hätte. Zu welcher Zeit genau Giovanni Santi seine Arbeit begann, ist nicht bekannt, aber man weiß, dass er im Jahr 1469 sein eigenes Atelier in Urbino besaß und dass er im selben Jahr mit der Pflicht betraut wurde, Piero della Francesca, einen der berühmtesten Vertreter der Florentinischen Schule, zu empfangen, der von der Bruderschaft Corpus Domini den Auftrag erhalten hatte, ein Altarbild anzufertigen. Da sie dachten, er würde sich im Haus eines Künstlerkollegen wohler fühlen als in einem Gasthaus, baten sie Santi, ihn zu beherbergen, und obwohl dieser sich, aufgrund der Tatsache, dass ein Fremder ihm bevorzugt und auserwählt worden war, in der Stadt zu malen, in seinem Stolz gekränkt gefühlt haben muss, empfing er den Florentiner bereitwillig und lobte anschließend sein Talent in seiner Chronik Urbinos in Versform. Giovanni Santi war aller Wahrscheinlichkeit seinen Jugendjahren bereits entwachsen, als er Maria Ciarla, die Tochter eines vermögenden Kaufmanns aus Urbino, heiratete. Aus dieser Ehe ging am 6. April 1483 ein Junge hervor, der dazu bestimmt war, dem Namen der Familie Santi Glanz zu verleihen.

    Das erste Bild, das Giovanni Santi nach der Geburt seines Sohnes malte, war ein Altarblid für die Kirche von Gradara, und in dieser Arbeit, die am 10. April 1484 fertiggestellt wurde, als Raffael gerade ein Jahr alt war, sieht man das sehr schöne Gesicht Jesu, der auf dem Schoß seiner Mutter sitzend dargestellt ist. Sein Gesicht, Figur und Haltung erinnern stark an die Putten, die in so vielen Kompositionen Raffaels vorzufinden und der perfekte Ausdruck von Kindheit sind. Ein anderes Gemälde, ein Fresko, das noch immer im Hause der Santis aufbewahrt wird, zeigt eine junge an einem Tisch sitzende Frau, ein schlafendes Kind auf ihrem Schoß, dessen Kopf von ihrem linken Arm gestützt wird. Trotz großer Beschädigungen zeigt es noch immer die Spuren seiner primitiven Schönheit, und die markanten Eigenheiten der Gesichtszüge zusammen mit der Abwesenheit eines Heiligenscheins lassen den Schluss zu, dass es sich hierbei nicht um eine Darstellung der Jungfrau und ihres Kindes handelt, sondern um die Frau und den Sohn des Künstlers.[2] 1485 verlor Giovanni Santi in dem kurzen Zeitraum von nur wenigen Wochen seinen Vater und einen seiner Söhne, vermutlich älter als Raffael. Die Archive Urbinos geben Aufschluss über die finanzielle Lage der Familie zu dieser Zeit. Der Vater Giovannis hinterließ seinen beiden Töchtern je hundert Dukaten, seinem Sohn Bartolommeo, der Priester war, siebzig Dukaten und den Rest seines Besitzes, einschließlich seines Hauses, Giovanni selbst. Seine Witwe, Elisabetta lebte von nun an bei ihrem Sohn Giovanni, der außerdem seine Schwester Santa aufnahm, nachdem ihr Ehemann verstorben war, der von Beruf Schneider war. Santa verfügte selbst über eine geringe Summe und da Giovanni einen gewissen Betrag verdiente, war ihre Situation relativ gut. Doch das Schicksal schlug erneut zu, als seine Mutter am 3. Oktober 1491 starb, gefolgt vom Tod seiner geliebten Ehefrau nur vier Tage später und dem Tod seiner kleinen Tochter am 25. desselben Monats. Raffael war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal acht Jahre alt.

    Giovanni Santi, Die Jungfrau und das Kind, um 1488. Tempera und Öl auf Holz, 68 x 49,8 cm. National Gallery, London.

    Giovanni Santi, Sacra Conversazione mit der Auferstehung Christi, 1481. Fresko, 420 x 295 cm. Kapelle Tiranni, Kirche San Domenico, Cagli.

    Giovanni Santi, Hieronymus (Detail), 15. Jahrhundert. Tempera auf Holztafel, 189 x 168 cm. Pinacoteca Vaticana, Musei Vaticani, Vatikanstadt.

    Giovanni Santi, Christus im Grabe mit zwei Engeln, um 1490. Öl auf Leinwand, von Tafel übertragen, 67 x 55 cm. Szépmu’’vészeti Múzeum, Budapest.

    Giovanni fand es unerträglich, allein zu leben und heiratete ein paar Monate später, am 25. Mai 1492, seine zweite Frau, Bernardina Parte, Tochter eines Goldschmieds aus Urbino, die eine Mitgift von über 200 Florins in die Ehe brachte. Aus den sich später ergebenden Streitigkeiten zwischen Bernardina und der Familie ihres Mannes lässt sich schließen, dass sie von nicht so edler Herkunft war wie Maria, und für Raffael war sie kaum eine Mutter. Die Verbindung war indes nicht von langer Dauer, da Giovanni zwei Jahre nach seiner zweiten Hochzeit, am 1. August 1494 starb. In seinem Testament, das zwei Tage vor seinem Tod aufgesetzt wurde, bestimmte er seinen Bruder Bartolommeo zum Vormund Raffaels und des Kindes, das seine Frau von ihm erwartete, er erteilte ihr lebenslanges Wohnrecht in seinem Haus, sofern sie Witwe bleiben würde. Sein Gesamtbesitz belief sich auf über 860 Florins.

    Einige von dem Marchese Campori von Modena entdeckte Dokumente, die belegen, dass Raffaels Vater in Kontakt mit der fürstlichen Familie stand[3], und dass Herzogin Elisabetta ihn beauftragt hatte, ein Porträt von ihr und einem Mitglied des Gonzaga-Hofes, vermutlich Bischof Luigi von Mantua, zu malen, werfen neues Licht auf seine letzten Lebensjahre. Sein Tod hinderte ihn jedoch daran, die beiden Gemälde fertigzustellen, und der Brief (19. August 1494), in dem die Herzogin ihrer Schwägerin, der Marchesa di Mantova, die traurige Nachricht mitteilte, belegt, dass er kein Unbekannter für diese war, da sie schreibt: „Giovanni de‘ Santi, Maler, verstarb vor drei Wochen, er starb im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte und in Frieden mit seinen Mitmenschen. Möge Gott Gnade mit seiner Seele haben!" Ein sieben Wochen später aufgesetzter Brief (13. Oktober 1494) liefert weitere Details. In dem von der Herzogin verfassten, an ihren Bruder, den Marchese di Mantova, gerichteten Brief heißt es:

    Als Antwort auf das Schreiben Eurer Exzellenz schreibe ich Euch, um Euch darüber zu informieren, dass Giovanni Santi, als er sich in eurer Anwesenheit befand, zu krank war, um das Porträt zu beenden, und selbiger Grund hinderte ihn auch daran, die Arbeit an dem meinigen fortzusetzen. Falls Eure Exzellenz mir eine Bildtafel ähnlich der anderen zuschicken könnte, würde ich einen erfahrenen Künstler, den ich bereits erwarte, beauftragen, ein Porträt von mir darauf anzufertigen, das ich Euch, so bald es fertig ist, zukommen lassen würde.

    Als die Schwägerin von Herzogin Elisabetta, Jeanne di Montefeltro, zehn Jahre später in einem Empfehlungsschreiben, das sie Raffael, gerichtet an den Gonfalonier Piero Soderini von Florenz, übergab, von ihrer Hochachtung für seinen Vater sprach, handelte es sich um keine bloße Formalität, sondern um einen Ausdruck ihrer tatsächlichen Gefühle. Das, wie im Anschluss gezeigt werden soll, erklärt zu einem Großteil, was bisher unklar in Raffaels Geschichte war.

    Die Gemeinde Urbino und die umliegenden Städte besitzen ebenso wie einige öffentliche Galerien, etwa im Lateran in Rom, die Pinacoteca di Brera in Mailand, die National Gallery in London und die Gemäldegalerie in Berlin, noch immer Bilder von Giovanni Santi. Die meisten darunter sind Verkündigungen, Madonnen, Heilige Familien oder Konterfeis von Aposteln oder Heiligen. Es gibt auch ein paar Porträts, aber die Originale sind in der Regel unbekannt. Santis Kunst bewegte sich in eher engen Bahnen, aber der Geist seines Werks und die von ihm dargestellten Qualitäten verdienen Respekt. Er zeigte auch, dass er mit den Methoden Paolo Uccellos, der 1468 in Urbino malte,

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