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LARP: Silberhochzeit: Aufsatzsammlung zum MittelPunkt 2017
LARP: Silberhochzeit: Aufsatzsammlung zum MittelPunkt 2017
LARP: Silberhochzeit: Aufsatzsammlung zum MittelPunkt 2017
eBook138 Seiten1 Stunde

LARP: Silberhochzeit: Aufsatzsammlung zum MittelPunkt 2017

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Über dieses E-Book

Seit mehr als 25 Jahren wird Live-Rollenspiel in Deutschland betrieben, aber für viele markiert der Draccon 1992 den Beginn der offiziellen Larp-Zeitrechnung – damit können wir spätestens jetzt das 25. Jubiläum feiern!

Larp entwickelt sich weiter, Neues wird aufgenommen, Bewährtes wird ausgebaut, und es lässt auch außerhalb der eigentlichen Veranstaltungen die Menschen nicht los. In sechs ausgewählten Beiträgen stellt die diesjährige Aufsatzsammlung Gedanken über den gegenwärtigen Stand des Live-Rollenspiels vor, zeigt neue Denkweisen und Ideen, wie sich Larp in den nächsten 25 Jahren noch weiter entwickeln könnte.

Zusammengestellt und aufbereitet anlässlich der Live-Rollenspiel-Konferenz MittelPunkt 2017.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum24. Nov. 2017
ISBN9783938922811
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    Buchvorschau

    LARP - Matthias Keidel

    Keidel

    MUSIK IM LARP

    AUS DER WERKSTATT EINES BARDEN

    Musiker auf Cons spalten die Gemüter wie kaum eine andere Gruppe. Warum fallen sie so schnell in Ungnade, wenn sie gegen ungeschriebene Gesetze verstoßen? Es gibt schließlich auch andere Figuren, die ihre Rolle nicht so ausfüllen, wie sie sollten. Musik ist raumgreifend und wirkungsvoll, das ist ihr Segen und zugleich ihr Fluch, vergleichbar mit einem köstlichen Duft oder aber einem üblen Gestank, der durch das Lager weht. Augen kann man schließen, bei Sprache kann man auch mal „weghören", aber Musik ist per se aufdringlich.

    Deshalb wird in Larp-Foren auch gern und viel über schlechte Instrumentalisten und Barden geschimpft. Manche gehen so weit, Instrumente und Gesang ganz von Cons verbannen zu wollen, weil es angeblich den Spielablauf stört. Dabei möchte man wohl ein Worst-Case-Szenario verhindern, das darin bestehen könnte, dass eine Gruppe von Gitarristen das zentrale Lagerfeuer okkupiert und eine schlecht kopierte lose Blattsammlung austeilt mit „Country Roads, „Let it be und vielleicht noch „Lemon Tree. Man fände dafür ja auch Mitsänger. Wenn dann allerdings in-time ein Ruf ertönt „Angriff am Tor, wir brauchen Heiler!, dann schütteln sich die Gemeinten erst einmal: „Ach, meinen die mich, ich bin ja Heilerin, also was, wo, wie?" Sprich, die Spielatmosphäre ist weg, man befindet sich im Geiste in irgendeinem netten Pfadfinderlager und denkt an frühe Jugendfahrten. Insofern ist die Kritik an dieser Form des Einsatzes von Musik gut zu verstehen, es könnte das Spiel zerstören.

    Welche Musik passt in den Larp Kontext und welche nicht? Es scheint weder der schrammelnde Hobby-Gitarrist mit dem Poprepertoire zu sein, noch die professionelle Gothic oder Heavy Metal Band, deren CDs auf Mittelaltermärkten verkauft werden, denn Boxentürme und Veranstaltungstechnik lassen sich schwerlich ins Larp-Ambiente integrieren.

    Wer die Rolle eines Barden ernst nimmt, sollte sein Publikum nicht out-time führen, wenn Musik ins Spiel eintritt. Diese Herausforderung ist sehr viel größer als gedacht. Um optimal auf Spielsituationen mit dem passenden Lied reagieren zu können, müsste man den Spielverlauf ja vorausahnen können. Das ist oft nur begrenzt möglich. Hinzu kommt, dass Songs nur dann optimal funktionieren, wenn man sie auswendig spielen kann. Wer im privaten Leben nicht Vollzeit musikalisch arbeitet und andere Jobs zu bewältigen hat, wird sich auch damit nicht leichttun, zumindest wenn man den eigenen Anspruch hat, eine größere Anzahl von Stücken anbieten zu können, bis hin zum abendfüllenden Programm.

    Wer aber Noten oder Texte für seine Lieder braucht, ist nachts auch auf Beleuchtung angewiesen. Eine batteriebetriebene Notenständerleuchte mit Weißlicht dürfte dabei ausstattungstechnisch sicherlich für alle ein No Go sein. Funzelige Kerzen, die auf dem Boden stehen, sind aber auch keine wirkliche Hilfe, ebenso wenig wie das Lagerfeuer hinter den Noten.

    E-GITARRE ODER DREHLEIER?

    Doch zunächst stellt sich erst einmal die Frage, welche Instrumente man im Fantasy-Larp überhaupt einsetzen kann. Der Spielraum erscheint auf den ersten Blick gewaltig, denn mit der professionellen Alte-Musik-Szene, die sich ihre Blas- und Saiteninstrumente nach historischen Vorlagen bauen lässt mit historischen Stimmungen und mit möglichst genau recherchierter und erlernter historischer Aufführungspraxis arbeitet, hat der Einsatz von Musik im Live-Rollenspiel so gut wie nichts zu tun. Im Larp kreist auch die Musik um ein spielerisches Pseudo-Mittelalter. Das zeigen eindrücklich die kommerziellen Formationen, Bands, die neben einem Gothic-, Folk-, oder Heavy Metal-Publikum auch die Larper-Szene mit bedienen und ihre Videos gern mit mittelalterlich anmutenden Kulissen und Handlungssequenzen schmücken, die man sich als Teil einer Con vorstellen könnte. Das Larp-Ambiente hat für Videoproduktionen den gewaltigen Vorteil, dass stimmige Kulissen und funktionierende Klischees vorhanden sind, die sofort ein Publikum generieren. Das ist sehr viel einfacher, als sich ein ganz neues Setting im Gothic-Look auszudenken und es dann stimmig zur Musik zu inszenieren. Auftritte dieser Bands erlebt man neben ihren klassischen Tourneen auch auf Mittelaltermärkten oder Großveranstaltungen wie der Role Play Convention in Köln, selten bis niemals jedoch auf Larps. Das liegt zum einen an der fehlenden Möglichkeit, eine Bezahlung für die Musiker zu organisieren, und zum anderen an zahlreichen Kompatibilitätsproblemen mit dem fortlaufenden Spiel. Ein ganzes Konzert nimmt einen großen zeitlichen Raum ein und könnte höchstens auf einem Adelsfest stattfinden, und dann nähme sich diese ganze moderne Verstärkertechnik mit Boxentürmen und Kabelsalat doch sehr seltsam aus zwischen den pseudo-historischen Gewandungen. Irgendwo gibt es eine Schmerzgrenze, wie weit die Musik den Mittelalterbegriff des Fantasy-Larps dehnen kann, doch wo liegt sie genau?

    Die Musikformationen, die sich selbst über mehrere Tage auf den Cons ins Spiel einbringen, sind in der Regel flexibel und reichen von der Einzelperson bis zu kleinen, lockeren Verbünden von mehreren Menschen, die singen und Instrumente bedienen. Ist ein Song gut gemacht, erlaubt er auch das spontane Einsteigen von Trommeln, Saiteninstrumenten und Bläsern. Und vor allem kommen alle Instrumente ohne elektrische Verstärkung aus.

    In der Frage, welche Instrumente eigentlich erlaubt sind, wird es ein weites Spektrum von Meinungen geben, gerade weil es dafür nirgends eine Instanz gibt, die das entscheiden könnte. Man stelle sich in den Con-Richtlinien den Satz vor: „Pauken und Trompeten verboten!"

    Das naheliegendste Instrument scheint die Stahl- oder Nylonsaitengitarre zu sein, weil Bardengesang Akkorde braucht und die mittelalterliche Troubadourtradition letztlich in das heutige Singer-Songwriter-Idiom in Folk- und Popmusik mündet. Doch wenn man kein sehr guter Gitarrist mit eigenem Personalstil ist, klingen die klassischen Gitarrenakkorde leider schon nach Sekunden wieder nach „Country Roads", so sehr man das auch vermeiden möchte. Es gibt zwar so genannte Gitarrenlauten, die sehr mittelalterlich aussehen und ein wenig auch so klingen, aber auch sie lösen das Problem nur zur Hälfte.

    Besser, man nimmt ein ganz anderes Saiteninstrument, das einen unverbrauchten Klang hat und eine andere Grundstimmung verwendet.

    Ich habe mich bei meiner eigenen Bardenrolle für die Irish Bouzouki entschieden, ein Stahlsaiteninstrument mit acht Saiten, jeweils zwei mit identischer Stimmung, was einen schönen Schwebungseffekt ergibt. Man kennt das von der zwölfsaitigen Gitarre, digital würde man es „Choruseffekt nennen. Die Grundstimmung enthält die Töne G – D – A – D. In der Konsequenz ergeben sich sehr einfache Griffe, die häufig einen „Bourduneffekt erzielen, das heißt offene Quinten ohne die Terz, die den Moll- oder Dur-Klang entscheidet.

    Abb. 1: Irish Bouzouki und Doumbek. Foto: Matthias Keidel

    Mit diesem Prinzip arbeiten viele Instrumente, wie zum Beispiel die Drehleier oder der Dudelsack. Kaum hört man eine offene Quinte, ist man gedanklich sofort im Mittelalter. Um das an einem Geruch festzumachen, kann man es eigentlich nur mit über offenem Feuer geröstetem Spanferkel vergleichen. Beides zusammen – fertig ist der Mittelaltermarkt!

    Das Instrument mit dem schlanken Hals und dem tropfenförmigen flachen Korpus hat längst seinen Siegeszug durch unzählige Bands und Larp-Formationen angetreten. Einmal wegen des Klangs und dann wegen seiner leichten Spielbarkeit. Die besten Sounds bekommt man, wenn immer auch leere, also nicht mit dem Finger gedrückte Saiten mitschwingen dürfen, dann atmet der Klang und hört sich voll, frech und frisch an. Der Nachteil der Stimmung ist, dass sie sich nur für wenige Tonarten eignet, nämlich G Dur und Moll, D Dur und Moll und vielleicht noch H Moll. Doch diese Einschränkung teilt sich das Instrument mit den meisten anderen Klangerzeugern, die im Larp Verwendung finden. Auch ein Dudelsack und fast alle Flöten und Doppelrohrblattinstrumente wie Pommern und Schalmeien haben das gleiche Problem, dass sie sich virtuos nur in ganz wenigen Tonarten spielen lassen. Die Bläser können das durch die Anschaffung verschieden gestimmter Instrumente umgehen. Für die Irish Bouzouki gäbe es ein Kapodaster, eine Art Klammer, die alle Saiten höher stimmt, was den Klang in meinen Augen aber deutlich verschlechtert. Es spricht auch nichts dagegen, sich auf ein paar Tonarten zu beschränken, dadurch wird höchstens die Gesangslage der Melodie etwas unbequemer.

    Abb. 2: Irish Bouzouki, Detail. Foto: Matthias Keidel

    Alle, die das Instrument nicht kennen, fragen mich beim Larp, ob es mittelalterlich ist, dabei wurde es erst in den 1970er Jahren erfunden. Aber im Larp kommt es ja ausschließlich auf

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