Ihr großer Schwarm: Dr. Daniel 113 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Als Katja Linke die Fotos anschaute, die sie beim letzten Schulfest gemacht hatte, hätte sie vor Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht, beherrschte sich aber, weil der Mann vom Fotogeschäft sie sonst zweifellos für verrückt erklärt hätte.
Mit bebenden Händen kramte Katja ihre Geldbörse hervor, bezahlte und eilte dann aus dem Laden. Kaum draußen, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf und jauchzte ungeniert auf.
»Geschafft! Geschafft!« jubelte sie, holte noch einmal die Fotos hervor und suchte das eine, das sie schon so lange ersehnt hatte. Es würde ihr einen Grund geben, mit Manuel zu sprechen.
Manuel. Allein der Gedanke an ihn zauberte ein zärtliches Lächeln auf Katjas hübsches Mädchengesicht. Ihre Blicke versanken förmlich in dem Foto, das sie in der Hand hielt. Manuel Siebert. Neunzehn Jahre alt, Sänger und Gitarrist der Schulband, groß, schlank, dunkelhaarig, mit kobaltblauen Augen – kurz gesagt: Der Mann, von dem Katja träumte… und mit ihr die Hälfte des ganzen Gymnasiums – die weibliche Hälfte natürlich.
Wenn Manuel auf der Bildfläche erschien, zerschmolzen reihenweise Mädchenherzen, und obgleich sich Katja jeden Tag mindestens zehnmal sagte, daß sie nicht die geringste Chance hatte, von ihm überhaupt bemerkt zu werden, konnte sie einfach nicht aufhören, für ihn zu schwärmen.
Und nun hielt sie sein Foto in der Hand. Ein Bild, das ihn in voller Action zeigte – ein Knie gebeugt, das andere berührte fast den Boden, die Gitarre so erhoben, daß sie eine Parallele zu seinem Körper bot, das Gesicht – wunderschön in seiner Konzentriertheit – der Kamera zugewandt, obwohl er sicher nicht bewußt
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Ihr großer Schwarm - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 113 –
Ihr großer Schwarm
Marie Francoise
Als Katja Linke die Fotos anschaute, die sie beim letzten Schulfest gemacht hatte, hätte sie vor Freude am liebsten einen Luftsprung gemacht, beherrschte sich aber, weil der Mann vom Fotogeschäft sie sonst zweifellos für verrückt erklärt hätte.
Mit bebenden Händen kramte Katja ihre Geldbörse hervor, bezahlte und eilte dann aus dem Laden. Kaum draußen, ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf und jauchzte ungeniert auf.
»Geschafft! Geschafft!« jubelte sie, holte noch einmal die Fotos hervor und suchte das eine, das sie schon so lange ersehnt hatte. Es würde ihr einen Grund geben, mit Manuel zu sprechen.
Manuel. Allein der Gedanke an ihn zauberte ein zärtliches Lächeln auf Katjas hübsches Mädchengesicht. Ihre Blicke versanken förmlich in dem Foto, das sie in der Hand hielt. Manuel Siebert. Neunzehn Jahre alt, Sänger und Gitarrist der Schulband, groß, schlank, dunkelhaarig, mit kobaltblauen Augen – kurz gesagt: Der Mann, von dem Katja träumte… und mit ihr die Hälfte des ganzen Gymnasiums – die weibliche Hälfte natürlich.
Wenn Manuel auf der Bildfläche erschien, zerschmolzen reihenweise Mädchenherzen, und obgleich sich Katja jeden Tag mindestens zehnmal sagte, daß sie nicht die geringste Chance hatte, von ihm überhaupt bemerkt zu werden, konnte sie einfach nicht aufhören, für ihn zu schwärmen.
Und nun hielt sie sein Foto in der Hand. Ein Bild, das ihn in voller Action zeigte – ein Knie gebeugt, das andere berührte fast den Boden, die Gitarre so erhoben, daß sie eine Parallele zu seinem Körper bot, das Gesicht – wunderschön in seiner Konzentriertheit – der Kamera zugewandt, obwohl er sicher nicht bewußt aufgenommen hatte, daß er fotografiert worden war. Es war das Bild eines Profi-Fotografen, und Katja fragte sich ernsthaft, wie es ihr geglückt war, nicht nur Manuel, sondern auch noch so viel Ausstrahlung mit ihrer primitiven Kamera einzufangen.
So vorsichtig, als wäre es ein wertvoller Schatz, steckte Katja die Fotos in ihre Tasche, dann ging sie beschwingt nach Hause. Morgen früh würde sie Manuel das Foto zeigen. Sie war sicher, daß er einen Abzug davon haben wollte und vielleicht… vielleicht würde er sie dann endlich zur Kenntnis nehmen.
Katja seufzte leise. Sie sah einfach viel zu jung aus für ihr Alter. Jeder, der sie sah, hätte sie auf maximal vierzehn, aber nicht auf sechzehn geschätzt. Eigentlich klar, daß Manuel sie überhaupt nicht beachtete. Er war neunzehn. In seinen Augen war sie vermutlich nicht mehr als ein Kind.
Gedankenverloren überquerte Katja die Straße und gewahrte das herannahende Auto erst, als die Reifen unter der Vollbremsung des Fahrers quietschend blockierten. Im nächsten Moment fühlte sie einen Schlag an ihrem linken Bein und stürzte auf die Straße.
»Um Himmels willen, Mädel, du kannst doch nicht einfach auf die Straße laufen!« stieß der Fahrer, der jetzt aus seinem Auto sprang, erschrocken hervor, dann kniete er neben Katja nieder. »Hast du dich verletzt?«
Mühsam rappelte sie sich auf und schüttelte den Kopf. »Nein, es… es ist nichts. Ich…« Sie knickte mit einem Schmerzenslaut ein.
»Natürlich hat sie sich verletzt.«
Katja blickte auf und direkt in das Gesicht von Karina Parker. Aber auch die junge Frau erkannte sie nun und griff stützend an ihren Arm.
»Komm, Katja, wir bringen dich zu meinem Bruder«, meinte sie, aber das junge Mädchen schüttelte erneut den Kopf.
»Nicht nötig, Karina, es ist wirklich nichts passiert«, beteuerte sie.
»Ich denke nicht, daß wir das hier auf der Straße mit dir ausdiskutieren«, mischte sich nun Karinas Mann Jeff ein, der am Steuer gesessen hatte. »Stefans Praxis ist nur ein paar hundert Meter von hier entfernt, und wir bestehen darauf, daß du dich dort untersuchen läßt.«
Ohne Katjas Erwiderung abzuwarten, hob er sie hoch und setzte sie kurzerhand ins Auto.
»Wenn mein Vater etwas davon erfährt, wird er stocksauer sein«, befürchtete Katja niedergeschlagen. »Bitte…« Sie erkannte an Jeffs Gesicht, daß er nicht nachgeben würde und wandte sich daher Karina zu. »Du kennst Papa. Ich habe nicht aufgepaßt, und wenn er das spitzkriegt…«
»Wird er nicht«, beruhigte Karina sie. »Jeff und ich werden ihm sicher nichts erzählen, und mein Bruder unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Im übrigen ist jetzt früher Nachmittag. Bis dein Vater heimkommt, bist du längst zu Hause und nichts wird an deinen kleinen Unfall erinnern.«
Vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um einen kleinen Unfall, dachte Jeff, sprach es aber nicht aus, um Karinas Bemühungen, mit denen sie Katja zu beruhigen versuchte, nicht zunichte zu machen. Er verstand die Angst des Mädchens nicht so ganz, wußte aber aus Erfahrung, daß selbst harmloseste Unfälle zu schwerwiegenden Verletzungen führen konnten.
*
In der gynäkologisch-allgemeinmedizinischen Gemeinschaftspraxis von Dr. Robert Daniel und seinem Sohn Stefan war es ausnahmsweise einmal ungewöhnlich ruhig. Für Dr. Daniel ergab sich dadurch die Möglichkeit, all das aufzuarbeiten, was während der vergangenen Wochen wegen permanenten Zeitmangels liegengeblieben war.
Gerade stand er im Vorzimmer und ging mit seiner jungen Empfangsdame Gabi Meindl die Karteikarten des vergangenen Quartals durch, als es klingelte. Gabi drückte unverzüglich auf den Summer, der draußen die schwere, eichene Eingangstür öffnete. Gleich darauf traten Jeff und Karina ein, zwischen sich die humpelnde Katja.
Erschrocken ging Dr. Daniel ihnen entgegen. Er hatte Katja einst auf die Welt geholt und seit ihrer ersten Regelblutung vor wenigen Jahren gehörte sie auch zu seinem Patientenkreis.
»Katja, um Himmels willen, was ist denn passiert?« wollte er wissen.
»Sie ist uns ins Auto gelaufen«, antwortete Karina für sie.
Schluchzend legte Katja die Hände vors Gesicht. »Papa darf nichts erfahren.«
»Keine Angst, mein Kind«, beruhigte nun auch Dr. Daniel das völlig aufgelöste junge Mädchen. »Über alles, was hier in der Praxis verarztet werden kann, müssen wir kein Wort verlieren.« Er lächelte Katja an und versuchte einen kleinen Scherz. »Ich als Gynäkologe werde da allerdings nicht weiterhelfen können.«
Katja schniefte nur. Sie brachte nicht einmal ein ansatzweises Lächeln zustande.
»Soweit ich weiß, sitzt Stefan im Moment auch nur über seiner Post«, fuhr Dr. Daniel fort. »Geht einfach hinein.«
Während Karina das junge Mädchen zum Sprechzimmer ihres Bruders begleitete, folgte Jeff seinem Schwiegervater in dessen Teil der Praxis.
»Sag mal, Robert, woher kommt diese schreckliche Angst vor ihrem Vater?« wollte er dabei wissen.
Seufzend winkte Dr. Daniel ab. »Hubert Linke herrscht über seine Familie wie ein Diktator. Ich habe selbst einmal mitbekommen, wie er einen von Katjas Brüdern wegen einer Nichtigkeit gnadenlos geohrfeigt hat.« Er schwieg kurz. »Ich kenne dich als vorsichtigen Fahrer, Jeff, also nehme ich an, daß Katja den Unfall selbst verschuldet hat.«
Sein Schwiegersohn nickte. »Sie ist einfach über die Straße gelaufen. Ich habe zwar sofort gebremst, aber ein bißchen muß ich sie wohl erwischt haben.«
»Das wäre für ihren Vater Grund genug, sie