Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Entführt und verführt: Teil 1 der Broken-Trilogie
Entführt und verführt: Teil 1 der Broken-Trilogie
Entführt und verführt: Teil 1 der Broken-Trilogie
eBook405 Seiten5 Stunden

Entführt und verführt: Teil 1 der Broken-Trilogie

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Du kannst dich immer fallen lassen, Savannah, denn ich werde dich auffangen." (Cole Logan)

Savannah Miller, die 27-jährige Tochter des Mayors von New York, wird von der großen Kidnapper-Gruppe Los Sirvientes Del Diablo entführt. Sieben Monate wird sie in Tijuana, Mexiko, in Gefangenschaft gehalten, wobei sie jegliches Zeitgefühl verliert. Als sie sich schon beinahe selbst aufgegeben hat, naht ihre Rettung. Die Shadow Group, eine Spezialeinheit der US-Army, befreit Savannah und stellt sie unter ihren Schutz. In einem abgelegenen Haus wird sie vorerst in Sicherheit gebracht. Doch die Außenwelt und auch ihre Familie dürfen nicht erfahren, dass sie dort ist – denn das könnte sie in Gefahr bringen. Cole Logan, das obere Mitglied der Shadow Group, ist persönlich für Savannah verantwortlich und schafft es schnell, ihr Vertrauen zu gewinnen Als Anführer der Shadow Group und Workaholic hatte Cole bisher keinen Sinn für romantische Gefühle. Aber bei Savannah scheint alles anders zu sein. Und auch Savannah spürt mehr als pures Vertrauen – seine erotische Anziehungskraft lässt sie in seinen Händen zerfallen und sich ganz der Lust der Verführung hingeben. Doch wird Cole Savannah und sich selbst in Gefahr bringen, wenn er seinen kühlen, klaren Kopf verliert?
SpracheDeutsch
HerausgeberLago
Erscheinungsdatum7. Okt. 2016
ISBN9783957620736
Entführt und verführt: Teil 1 der Broken-Trilogie

Mehr von J.L. Drake lesen

Ähnlich wie Entführt und verführt

Titel in dieser Serie (3)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Entführt und verführt

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Entführt und verführt - J.L. Drake

    Prolog

    Betrug

    Täuschung

    Unwahrheit

    Verfälschung

    Erfindung

    Mythos

    Fabel

    Flunkerei

    … wie man es auch dreht und wendet, es meint immer dasselbe: Lügen.

    Kapitel 1

    Savannah

    Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin – vier Monate, vielleicht auch fünf. Die Zeit vergeht sehr seltsam, wenn man kein rechtes Mittel hat, sie zu messen. Anfangs maß ich die Zeit anhand der Mahlzeiten, die ich erhielt, aber die kamen nach einer Weile seltener und weniger zuverlässig. Sicher weiß ich nur, dass ich eine volle Jahreszeit hier bin, denn die Männer gingen dazu über, statt langärmeliger Hemden T-Shirts zu tragen.

    Mein Gefängnis ist ein kleiner Raum mit einem rostigen Bett, das jedes Mal quietscht, wenn ich mich bewege. Ein winziger Holztisch mit einem Hocker steht in der einen Ecke, und eine Toilette und ein Waschbecken verbergen sich hinter einem zerschlissenen Vorhang in der anderen. Keine Fenster, kein Fernseher, nichts zu lesen außer ein zerfleddertes Exemplar von Wiseguy von Nicholas Pileggi – Der Mob von innen. Ein Mafioso packt aus. Früher habe ich nicht gern Krimis gelesen, aber inzwischen kenne ich jedes einzelne Wort in- und auswendig.

    Ich höre das vertraute Geräusch des Schlüssels, der das Schloss öffnet, und spüre das flaue Gefühl im Magen. Ich zerre an meinem verfilzten Pullover und schlinge ihn etwas enger um meinen Bauch – als ob das etwas dabei nutzen könnte, mich vor ihnen zu schützen.

    Ich höre seine Boots über den Hartholzboden scharren, und der Schweiß bricht mir im Nacken aus. Scheiße, er ist es. Beim Anblick seiner Wurstfinger, die ein Tablett mit Essen für mich festhalten, bekomme ich eine Gänsehaut. Sein behaarter Bauch schiebt sich unter dem T-Shirt hervor und wölbt sich über seine Jeans. Sobald sein Blick auf mich fällt, grinst er mich schräg an.

    »Hola chica, wie geht’s dir heute?« Seine Stimme ist rau und sein Akzent schwer, aber ich verstehe jedes Wort. Seine Körpersprache allein reicht dazu aus. »Ich hab dich was gefragt«, brüllt er mich an.

    »Gut«, erwidere ich durch den Kloß in meiner Kehle.

    Er steht da und hält das Tablett über mir. Schließlich hebe ich die Augen und sehe ihn an. Sein höhnisches Grinsen zeigt mir, wie sehr er es genießt, diese Macht über mich zu haben. Ich habe genügend Begegnungen mit diesem Mann gehabt, um zu wissen, dass er nicht gehen wird, ohne zuvor etwas als Gegenleistung bekommen zu haben. Zum Glück war es bisher noch nie etwas Sexuelles – eher so gewisse Verwirrspiele. Was nicht heißt, dass er nie entsprechende Andeutungen gemacht hätte. Ich spüre das Zittern meines Körpers, und zittrige Finger zerren am Saum meines Baumwollnachthemds, das auf halbem Oberschenkel endet. Ich brauche ihn ja nicht auf irgendwelche Gedanken bringen. Sein Blick fällt hinab auf meine Beine, und er leckt sich die Lippen.

    »Bettle!«, befiehlt er gedehnt.

    Mein Mund wird trocken. Er liebt diesen Teil. Für ihn bin ich ein Tier. Er nennt mich »perra«, das ist Spanisch und heißt »Hündin«. Ich spüre die Wut in mir aufsteigen und versuche zugleich, mich zurückzuhalten, aber ich kann nicht anders. Inzwischen macht es mir nichts mehr aus.

    Ich schenke ihm mein lieblichstes Lächeln, das ich aufbringen kann. »Verpiss dich!« Ich habe seit meiner Ankunft hier nie mehr als absolut nötig mit ihm gesprochen. Dieser Hinweis muss genügen, um zu verstehen, dass ihn meine Wortwahl jetzt umhaut. Normalerweise tue ich, was er von mir verlangt, während ich mir insgeheim die vielen Möglichkeiten vorstelle, diesen Mann umzubringen. Ich versuche, mich zu benehmen, denn ich möchte meine ersten paar Tage hier nicht noch einmal erleben. Der unglaubliche Schmerz, nachdem sie mich blutig geprügelt hatten, als ich nicht getan hatte, was verlangt worden war, hat mich rasch klug gemacht.

    Mein gegenwärtiger Adrenalinschub ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn ich sehe, wie sich seine Augen zu Schlitzen verengen und er sein Kinn anspannt. Plötzlich schleudert er das Tablett quer durch den Raum, sodass das Geschirr an der Wand zerbricht.

    »Kein Essen für dich, lengua de mierda!«, zischt er und kommt einen Schritt auf mich zu. Ich lege die Hände über die Ohren und ziehe die Knie an meine Brust. Dieser Mann ist kräftig genug, dass er mich mit einer Hand hochnehmen und durch den Raum schleudern könnte, sodass es mir ebenso ergeht wie dem Tablett. Er packt eine Handvoll meines Haars und zerrt mich durch den Raum, wobei meine Knie immer wieder auf den Fußboden schlagen, wie bei einer Stoffpuppe. Den Schmerz spüre ich kaum – vielmehr denke ich daran, dass dieser zwei Meter große, mehr als hundertfünfzig Kilo schwere Mann stinkwütend ist. Warum musste ich auch so clever sein? Das Einzige, was für mich spricht, ist die Tatsache, dass sie mich bisher noch nicht getötet haben. Es ist kein Geheimnis, dass mein Vater viel Geld hat, und alle kennen seinen Namen – er bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Bürgermeister von New York City.

    Er lässt mich fallen. Mit der Stirn knalle ich auf den Boden, und mir klingeln die Ohren. Mit aller Kraft versuche ich, mich hochzustemmen, aber sein Stiefel drückt fest auf meinen Rücken und zwingt mich nach unten. Ich wimmere, und mein Blick konzentriert sich auf etwas knapp außer Reichweite. Ich höre, wie er sich den Hosengürtel herauszieht, und mein Herz schlägt rascher – nein, nein, nein! Das kann nicht sein. Wenn ich nur einen halben Meter nach rechts käme … unter Aufbietung all dessen, was ich an Kräften habe, werfe ich mich nach vorn.

    »Wohin willst du denn?« Seine Stimme ist ruhig – oh, so ruhig. Meine Finger schlingen sich um eine Glasscherbe, und ich stecke meine Hand unter meine Brust, um sie zu verstecken. »Komm.« Er beugt sich herab, packt mich an den Füßen, wirft mich herum und zerrt mich zurück zum Bett. Ich kreische protestierend. Ich trete um mich und drehe und winde mich, aber sein Griff ist allzu fest. »Streitlustiges kleines Ding, nicht wahr?« Er kichert, beugt sich über mich und will mich packen, und da ergreife ich die Gelegenheit. Ich schieße hoch und treibe ihm das scharfe Stück Glas in den Hals. Vor Schock bekommt er große Augen, und er fällt mit einem lauten Plumps zur Seite. Fluchend versucht er, das Ding aus seinem Hals zu ziehen. Ich komme mühsam auf die Beine und renne zur offenen Tür.

    Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung ich muss, aber es ist mir auch gleichgültig – zum ersten Mal seit Ewigkeiten habe ich dieses Zimmer verlassen. Ich renne, so schnell meine Füße mich tragen. Ich bin unterzuckert und mir ist schwindelig, aber ich renne weiter – das ist meine Chance. Körperliche Aktivität war so lange nicht Teil meiner Welt, dass es meinem Gehirn schwerfällt abzuwarten, während meine Beine verzweifelt ihr Bestes geben. Der Flur ist lang und von zahlreichen Türen gesäumt. Die Tapete ist an einige Stellen heruntergerissen, und die Beleuchtung ist schwach. Es sieht wie ein verlassenes Hotel aus, aber wo sind die Fenster? Immer wieder renne ich um Ecken, mit den Händen halte ich mich an den Wänden aufrecht, wenn meine Knie schwach werden. Ich habe kein Gefühl für die Richtung, jeder Flur sieht aus wie der letzte. Ich höre Stimmen lauter werden, und mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich ziehe und drücke am nächsten Türknauf, aber er gibt nicht nach. Heiße Tränen rinnen mir die Wangen herab, ich gerate in Panik und Schluchzer überwältigen mich. Ich dränge sie mühsam zurück, aber ich merke, dass ich mich selbst aufgebe – ich habe eine Chance zur Flucht, und ich bekomme nicht mal eine gottverdammte Tür auf! Ein schweres Klicken, gefolgt von einem Summen, lässt mich erstarren. Dann flackern die Lampen und erlöschen.

    Ich lege eine Hand über den Mund, um meinen Aufschrei zu ersticken. Meine Hände zittern ebenso heftig, wie meine Zähne klappern. Ich drücke mich mit dem Rücken an die Tür, da ich etwas benötige, das mich aufrecht hält. Ein helles Flackern links von mir zieht meinen Blick auf sich, aber es erlischt rasch, und ihm folgt ein schwacher orangefarbener Schimmer. Jemand steht etwa drei Meter von mir entfernt und raucht eine fette Zigarre. Ich schließe die Augen und spreche ein stilles Gebet. Als ich sie wieder öffne, sehe ich mich einem niederträchtigen Augenpaar – nur Zentimeter von mir entfernt – gegenüber. Ich bin außerstande, mich zu rühren. Ich kenne diesen Mann. Ich habe ihn ein paarmal zuvor gesehen, und ich glaube, er ist hier der Boss. Er qualmt weiter, sodass sich meine Nase mit dem ekelerregenden Geruch seiner Montecristo füllt. Ich würde diesen Geruch überall wiedererkennen. Mein Vater hat oft Partys gegeben, und es war anscheinend die beliebteste Zigarre bei seinen Gästen.

    Meine Knie geben nach, während ich ihn weiterhin schweigend anstarre. Ich höre, wie sich seine Schulter in seinem Jackett bewegt, als er die Hand hebt und mich fest am Kinn packt. Mit beiläufiger Leichtigkeit lässt er sein Feuerzeug aufschnappen. Er hält es hoch und inspiziert die schwellende Beule über meinem Auge. Die Flamme erlischt, und ich spüre seine Hand, die sich in einem schraubstockartigen Griff um meinen Nacken legt. Er schiebt mich vor sich her. Offensichtlich kennt er das Gebäude gut, denn es ist nach wie vor finster um uns, und er lenkt mich, ohne zu zögern. Außer meinem hämmernden Herzen und meinen kurzen, abgerissenen Atemzügen höre ich nichts.

    Schließlich bleiben wir an einer Tür stehen. Er drückt sie auf und stößt mich hindurch. Ich stolpere voran und falle auf die Knie. Plötzlich geht das Licht an, und ich sehe mich dem fetten Mann gegenüber, um dessen Hals jetzt ein weißer Verband liegt. Er hält seinen Gürtel in der Hand und lässt ihn um des Effekts willen klatschen.

    Das Letzte, was ich noch wahrnehme, ist, dass ich auf ein Sofa gestoßen werde, und dann das erste Klatschen des Gürtels auf meinem Hinterteil. Das ist ein Schmerz, den ich nie vergessen werde. Er gräbt sich mir dauerhaft ins Gedächtnis ein. Zum Glück gleite ich an einen gesegneten Ort, einen, den ich mit offenen Armen willkommen heiße.

    Ich erwache mit rasenden Schmerzen, und die leiseste Bewegung lässt mich aufschluchzen, was jedoch noch mehr schmerzt. Mein Gehirn ist umnebelt. Ich kann kaum einen Gedanken formen – sogar das Atmen fällt mir schwer. Ich benötige etliche Momente, bis ich begreife, dass ich wieder in meinem Gefängnis bin und mit dem Gesicht nach unten auf dem quietschenden Bett liege. Ich reiße mich nicht mehr zusammen und gestatte den Tränen zu fließen. Ich brauche etwas, woran ich denken kann, etwas, worauf ich mich konzentrieren kann. Ich erinnere mich an den Tag meiner Ankunft hier. Mein Gott – das scheint schon so lange her zu sein.

    »Hallo, mein Süßer«, sage ich schnurrend zu meinem geliebten Kaffeebecher mit der Aufschrift »Bitte erst mit mir sprechen, wenn dieser Becher leer ist«. Ich stelle ihn in die Maschine und drücke den Knopf. Meine Freundin Lynn macht sich darüber lustig, dass ich erst richtig in die Gänge komme, wenn ich mindestens einen großen Becher Kaffee intus habe. Sie hat mir diesen Becher zu meinem sechsundzwanzigsten Geburtstag zusammen mit einem Flugticket zu den Fidschi-Inseln geschenkt, und zwar für uns beide, damit wir meiner verrückten Welt entfliehen konnten. Mann, was war das für ein Urlaub! Ich höre, wie sich die Wohnungstür öffnet.

    »Du kannst dich auf was gefasst machen, Savi!«, ruft Lynn, als sie meine Küche betritt. Sie hält eine Zeitschrift in der Hand und zeigt mir die Titelseite. Gleich nachdem ich die Schlagzeile gelesen habe, weiß ich, dass ich in der Scheiße stecke.

    »Oh nein!« Ich reiße sie ihr aus den Fingern.

    »Oh doch.« Sie seufzt, geht an mir vorbei und öffnet ein Schränkchen. »Also hat er dich noch nicht angerufen, wenn ich es richtig verstehe?«

    Ich schüttele den Kopf, während ich entsetzt das Foto studiere. US WEEKLY zeigt ein Foto von mir von letzter Nacht in einer Bar, wie ich mich über einen Tisch beuge und dabei meinen Hintern entblöße. Die Schlagzeile lautet: »Tochter des Bürgermeisters enthüllt alles!«

    »Ich habe nach meinem Portemonnaie gegriffen!«, rufe ich. »Es ist nicht mal mein Hintern – das ist Photoshop …«

    »Das weiß ich, aber wird dir dein allerliebster Papi das glauben?« Sie schlürft ihren Kaffee und beäugt mich dabei voller Sorge. »Vielleicht solltest du ihm zuvorkommen und ihn anrufen. Das macht einen besseren Eindruck.«

    Lynn und ich sind schon seit Ewigkeiten Freundinnen. Wir sind uns an dem Tag auf der Mittelschule begegnet, als wir beide nachsitzen mussten, weil wir vorlaut gewesen waren, und haben uns sofort angefreundet. Sie hat all den Ruhm und die Neugier der Öffentlichkeit zusammen mit mir erlebt. Sie ist mein Fels in der Brandung, wie ich der ihre bin, und wir sehen in der anderen die Schwester, die wir nie hatten. Vielleicht hat sie recht. Ich schiebe die Zeitschrift beiseite, greife nach meiner Handtasche und hole mein Handy heraus. Dreimal Läuten später höre ich seine Stimme.

    »Dad – wie geht’s dir heute Morgen?« Am anderen Ende der Leitung nur Schweigen. »Bist du da?«

    »Was ist der Grund, weshalb ich meine Tochter auf der Titelseite eines weiteren Trash-Magazins anstarre?«

    Scheiße! Scheiße! Scheiße!

    »Dad, sieh mal, du weißt, dass ich nicht viel ausgegangen bin. Ich bin nach den Ereignissen vom letzten Jahr so vorsichtig gewesen. Aber hier trügt der Schein …«

    »Mach dir nicht die Mühe, Savannah. Hast du eine Ahnung, welchen Schaden du da angerichtet hast? Ich habe drei Leute darauf angesetzt, die ihre Zeit mit solchem Mist vergeuden!«

    »Dad, bitte, lass es mich erklären …«

    »Nein, Savi, das besprechen wir morgen Abend beim Essen.« Damit ist die Leitung tot.

    Ich werfe das Handy auf den Küchentresen und reibe mir mit beiden Händen das Gesicht. Lynn legt mir sanft die Hand auf den Rücken und lässt mir ein paar Augenblicke, die Sache zu verarbeiten. Ich seufze und fahre mir mit den Händen durchs Haar. Lynn tritt vor mich und bringt mich dazu, sie anzusehen.

    »Komm schon, Savi, hauen wir ab.«

    Nach einer heißen Dusche bin ich wieder etwas besser beieinander. Ich hole mein Lieblingskleid in Marineblau heraus, dazu schwarze Stiefel und einen schwarzen Kurzmantel.

    »Okay, okay, hör auf, an dir herumzuzupfen«, stöhnt Lynn von der Tür her. »Du siehst gut aus.«

    »Wenn ich am Ende so aussehe, als ob ich einen Kater hätte, und die Medien mich dabei erwischen, würden sie diese Geschichte bestimmt amüsant finden. Das weißt du doch.« Sie ergreift meine Schultern und betrachtet mich im Spiegel.

    »Wen interessiert’s, was irgendwer denkt, Savi? Alle, die dein wahres Ich kennen, wissen, dass du ein Herz aus Gold hast … und eine scharfe Zunge, um Leuten die Meinung zu sagen.« Sie grinst. »Wie soll man dich da nicht lieben?«

    »Ich bin schon große Klasse«, scherze ich, und wir gehen Arm in Arm zur Tür hinaus. Draußen im Flur müssen wir zwei Malern ausweichen, und als ich den Rufknopf am Aufzug drücke, werfe ich einen Blick auf einen der Männer. Er trägt eine massive Gürtelschnalle mit der Aufschrift ›Texas‹, darüber ein Longhornkopf.

    »Er ist weit weg von zu Hause«, brummele ich. Lynn schüttelt den Kopf über mich.

    »Oh, bitte.« Sie lacht angesichts meiner Blickrichtung. »Die gibt’s überall zu Dutzenden.« Sie schiebt uns in den Aufzug. Ich seufze, da ich der Außenwelt nicht entgegentreten möchte.

    »Bereit?«, fragt sie und setzt ihre Sonnenbrille auf.

    »Schätze schon.«

    »Hör auf, dir Sorgen zu machen, Savannah«, sagt Lynn, während sie zugleich in ihr Bagel beißt. »Dein Dad wird drüber wegkommen. Du kennst ihn doch.«

    »Ja, allerdings. Ich möchte ihn bloß nicht enttäuschen, insbesondere mit so etwas. Ich bin so vorsichtig gewesen.« Ich denke an das letzte Mal, als ich es auf die Titelseite einer Zeitschrift geschafft habe. Ich war über einen Betrunkenen gestolpert und aufs Gesicht gefallen. Das war ein gefundenes Fressen für die Regenbogenpresse, und der Krach mit meinem Vater war noch größer gewesen. In den Augen der Öffentlichkeit geht alles bloß ums Image, und das hängt mir, ehrlich gesagt, so ziemlich zum Hals heraus. Bei der Vorstellung, dass das noch weitere vier Jahre so gehen soll, möchte ich am liebsten schreiend davonlaufen.

    »Irgendwelche Pläne für heute Abend?«, fragt Lynn und wirft die Serviette auf ihren Teller.

    »Ja, da läuft so ein Arbeitsessen, an dem ich teilnehmen muss. Wir versuchen, uns einen weiteren Kunden zu angeln.«

    Sie verzieht das Gesicht. »Klingt nach … Spaß.« Lynn hat das Glück, als freiberufliche Künstlerin in ihrem eigenen Atelier zu arbeiten, während ich für eine Werbeagentur tätig bin. Obwohl ich mir jahrelang in der Uni den Hintern wund gearbeitet habe, habe ich nach wie vor das Gefühl, dass sie mich wegen der Verbindungen zum Bürgermeister ausnutzen, um neue Kunden zu bekommen.

    Nach dem Tod meiner Mutter vor sechs Jahren, nach einem langen Kampf gegen den Krebs, bin ich geistig und körperlich ausgelaugt gewesen. Als mein Vater immer mehr in die Politik gedrängt ist, habe ich ihren Mädchennamen angenommen. Die Leute sollten nicht gleich von vornherein wissen, wer ich bin. Anfangs hat mein Vater das nicht verstanden, aber jetzt ist es ihm wohl sehr recht. Ich brauchte einfach bloß Zeit und Privatsphäre, um mit meinem Leben weiterzumachen und meinen Kummer zu überwinden.

    Später an diesem Abend ertappe ich mich dabei, die Gedanken schweifen zu lassen, statt meine Aufmerksamkeit auf das Gespräch am Tisch zu richten. Da sitze ich also hier bei einem weiteren noblen Abendessen mit Chefs, die noch langweiliger als langweilig sind und über Dinge sprechen, die mich nicht im Entferntesten interessieren. Sie beziehen mich kaum einmal ins Gespräch ein und fragen nie nach meiner Meinung. Ich sitze bloß da und gebe mir Mühe, nicht zu zeigen, was ich denke. Wie zum Beispiel, dass Mr Roths Krawatte immer wieder in seine Suppe taucht und dass seine Frau so tut, als würde sie es nicht bemerken. Sie versucht, ein schadenfrohes Grinsen zu verbergen – wenn ich es also recht verstehe, kommen sie daheim nicht sonderlich gut miteinander aus. Das ist zumindest ein bisschen amüsant. Ich sehe zum Fenster hinaus und hinüber zum Central Park. Oh, was gäbe ich nicht alles dafür, jetzt über die verschneiten Wege zu laufen!

    »Wo Sie auch sein mögen, darf ich mit dazukommen?«, fragt Joe Might und beugt sich so nahe heran, dass nur ich ihn hören kann.

    »Tut mir leid.«

    Er lächelt. »Sie sehen so aus, als wären Sie irgendwo ganz woanders.«

    Oh. Ich bin echt verlegen, weil ich von unserem hoffentlich zukünftigen Kunden beim Tagträumen ertappt werde. Das sieht nicht gut für mich aus.

    »Tut mir wirklich leid.« Ich ziehe die Nase kraus. Es ist mir unendlich peinlich. Toll gemacht, Savi!

    »Nicht nötig.« Er zieht seine Hand unter dem Tisch hervor und zeigt mir das Handy, mit dem er Online-Poker gespielt hat. Ich gebe mir Mühe, mein Lachen zu verbergen. Er grinst und zuckt die Achseln. »Wir alle wissen, dass die Sache schon längst durch ist, oder?«

    »Vermutlich, nicht?«, sage ich mit einem Seufzen. »Ich wünschte bloß, ich könnte etwas Härteres bekommen.« Ich zeige auf mein Glas Pinot Grigio. Ich trinke eigentlich nicht, aber dieses Abendessen ist wirklich unangenehm. Er blinzelt mir zu, bevor er sich räuspert.

    »Entschuldigen Sie mich, meine Herrschaften – aber ich muss mich ein wenig mit Miss Miller unterhalten.« Bevor ich weiß, was los ist, zieht er mich aus dem Stuhl hoch und führt mich quer durch das Restaurant und zur Eingangstür hinaus. Er reicht dem Hausdiener sein Ticket, und Augenblicke später sitze ich in den rehbraunen Plüschsitzen seiner roten Corvette. »Also«, sagt er mit einem Grinsen, »sorgen wir mal dafür, dass Sie etwas Härteres bekommen – zu trinken, will ich sagen.« Ich kann bloß nicken wie ein Schwachkopf.

    Nach ein paar Drinks in einem Scottish Pub beschließe ich, lieber heimzugehen, bevor ich noch mehr Probleme mit der Presse bekomme. Es gibt bloß den Barkeeper und einen einsamen Mann in der Ecke, aber es wäre, weiß Gott, ihr großer Tag, wenn sie mich nach den Ereignissen der vergangenen Tage in einem weiteren Pub vorfinden.

    »Dann darf ich Sie wenigstens zu Ihrem Wagen zurückfahren«, sagt Joe, der dabei ist, seine Jacke überzustreifen. Er ist ein gut aussehender Mann – sein braunes, mit Gel gestyltes Haar und die hellen Augen sind eine hübsche Kombination. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig.

    »Das ist nicht nötig. Ich kann ein Taxi nehmen.«

    »Unsinn. Ich habe Sie entführt, da ist es nur rechtens, dass ich Sie auch wieder zurückbringe.« Er winkt zur Tür. »Steht Ihr Auto bei der Arbeit?«

    Ich schüttele den Kopf, während ich mir die Handtasche über die Schulter hänge. »Heute früh hat mich eine Freundin abgesetzt.«

    »Dann nach Hause?«

    Ich nicke, und wir gehen hinaus. Die Fahrt ist nett. Er erzählt mir viel über seine Firma und stellt ein paar Fragen zu meiner Position.

    »Also faxen Sie mir diese Arbeitsproben zu, sobald Sie können?«, fragt er, als ich mich zum offenen Fenster hinabbeuge, um mich zu verabschieden.

    »Ja, das werde ich. Gute Nacht, Joe, und Danke für den lustigen Abend – und fürs Mitnehmen!« Ich gehe zu meinem Apartmenthaus hinüber und beschließe dabei, meinen Laptop mit den entsprechenden Dateien lieber jetzt aus dem Auto zu holen statt morgen.

    Während ich zum Parkplatz laufe, lasse ich meine Gedanken schweifen. Ich bin müde und mache mir Sorgen darum, wie mein Tag angefangen hat. Die Vorstellung, Dad erneut enttäuscht zu haben, lastet schwer auf mir. Anscheinend passiert das jetzt jede Woche. Entweder sind es die Medien oder etwas, das ich in seiner Gegenwart äußere oder tue. Mein Gott, wie ich meine Mutter vermisse! Sie war so lieb und verständnisvoll. Ihr wäre es gleichgültig gewesen, wenn ich das Falsche zum Dinner getragen oder etwas Unpassendes während eines Geschäftsessens gesagt hätte. Ich bin schließlich auch bloß ein Mensch. Ich habe nie Teil des öffentlichen Lebens sein wollen – nicht ein einziges Mal!

    Ich trete hinaus auf einen stillen Parkplatz. Zum Glück steht mein Wagen nicht weit weg, da mir allmählich die Füße in den hohen Stiefeln schmerzen. Ich öffne den Kofferraum, greife nach meiner Laptoptasche und spüre auf einmal jemanden hinter mir. Ich will mich umdrehen, aber mir wird ein dunkles Stück Stoff übers Gesicht geschlagen. Eine Hand legt sich über meinen Mund, sodass ich nicht schreien kann. Meine Füße heben sich vom Boden, jemand wirft mich über seine Schulter, und etwas Kaltes und Hartes schlägt gegen meine Schienbeine. Mein ganzer Körper besteht nur noch aus Angst. Die Luft wird mir gewaltsam aus den Lungen getrieben, als mein Angreifer mich grob in ein Fahrzeug wirft. Ich spüre die Bewegung, als wir davonjagen. Ich kann nicht fassen, dass das geschieht! Ich bin völlig neben mir.

    Jemand fesselt mir in rasender Eile Hand- und Fußgelenke. Ich kann um mich herum bloß Schatten ausmachen und höre männliche Ächzlaute und schweres Atmen. Die Furcht hat mich völlig ergriffen, und ich habe anscheinend die Fähigkeit zum Sprechen verloren. Jemand packt meine Schultern und hält mich fest, während ein anderer sich über mich beugt. Mit aller Macht ziehe ich die Beine an mich und knalle sie einem von ihnen in den Schritt. Sein Gekreisch ist ohrenbetäubend, er fällt zurück, und dann spüre ich den Stich einer Nadel, und alles verschwimmt mir vor den Augen.

    Das ist alles, woran ich mich von meinem letzten Tag erinnere, an dem ich mit meinem Vater, mit meiner besten Freundin, meinen Kollegen gesprochen und das Tageslicht gesehen habe.

    Kapitel 2

    Ich versuche, mich vom Bett zu wälzen, da ich einen staubtrockenen Mund habe und dringendst Wasser benötige. Meine Knie knicken unter mir weg, als ich den langen Weg zum Waschbecken antrete. Normalerweise erscheint mir mein Gefängnis so klein, aber im Augenblick habe ich das Gefühl, einhundert Meter von der Wand entfernt zu sein. Ich muss ganz schön Prügel bekommen haben. Mein ganzer Körper tut weh.

    Schließlich erreiche ich das Spülbecken und packe den rostigen Zinnbehälter. Wasser hat nie so gut geschmeckt. Ich befeuchte mir die Lippen und lasse es meine Kehle hinabrinnen, bevor ich zu einem Ball der Schmerzen zusammensinke. Ich beginne zu schluchzen, weil ich weiß, dass ich hier nie mehr rauskommen werde. Ich kann mir nur vorstellen, wie schlimm mein Rücken aussieht. Er ist feucht und brennt fürchterlich, mein Kopf pocht und meine Handgelenke sind empfindlich. Er muss mich festgebunden haben, während er … mir rutscht das Herz in die Hose. Langsam schiebe ich die Hand zum Saum meines Nachthemds hinab und ziehe ihn hoch. Ich stoße einen kleinen zischenden Seufzer der Erleichterung aus, als ich sehe, dass ich nach wie vor dieselbe Unterhose trage wie gestern. Mein Äußeres mag beschädigt sein, aber alles Übrige ist noch intakt und unbefleckt, zumindest für den Augenblick. Emotional bin ich jedoch erschöpft. Wie aus Furcht, geschlagen zu werden, bedecke ich hier auf dem Fußboden mein Gesicht, um nachzudenken. Ich bin viel zu lange behandelt worden wie etwas, das weniger wert ist als Vieh. Meine Kidnapper werden ihrer krankhaften Machtspielchen mit mir anscheinend niemals müde. Hin und wieder darf ich baden, und währenddessen machen sie jede Menge Fotos und Videos. Ich habe eine Zahnbürste, die eklig geworden ist, und ein Stück Seife, von dem kaum noch etwas übrig ist. Mein Essen, wenn sie mir etwas zugestehen wollen, besteht aus einer Art Suppe und hartem Brot. Das Wasser ist stets warm, und Schmutzflöckchen schwimmen darin herum.

    Gelegentlich bringen sie einen Arzt mit, der mich untersuchen soll. Zweimal haben sie mir eine Flüssigkeit gespritzt. Ich machte mir eher Sorgen darum, ob die Nadel sauber war, als um das, was sie mir gegeben haben. Einmal habe ich versucht, den Arzt um Hilfe zu bitten, aber er tat so, als würde er mich nicht verstehen. Ich weiß, dass er mich verstanden hat, weil er bei der Erwähnung meines Zuhauses zusammengezuckt ist und mir nicht in die Augen sehen wollte. Alles, was ich bekam, war ein Stoß in die Rippen von einem der Männer und Ermahnungen auf Spanisch wegen meines Versuchs zu sprechen.

    Meine einzige Wahl wird ein Hungerstreik sein. Ich kann nicht mehr, und so wird zumindest mein Tod meiner Kontrolle unterliegen.

    Draußen vor meiner Tür höre ich Schritte. Beim Klirren des Schlosses beginnt mein Körper automatisch zu zittern. Und tatsächlich kehrt der fette Bursche mit meinem Essenstablett zurück. Er setzt es lautstark auf dem Tisch ab und funkelt mich dann an. »Macht’s aua?«, fragt er mit einem Lachen. Ich will ihn anspringen und ihm ein weiteres Stück vom Glas in den Hals stoßen. Beim nächsten Mal werde ich daran denken, es wieder rauszuziehen und immer wieder zuzustechen, bis dieses fette Schwein tot ist.

    »Nein. Und dir?«, zische ich zurück. Echt, was habe ich denn zu verlieren? Ihm fällt die Kinnlade herab, und seine Hand zuckt zu seinem Hals hoch, aber er hält sich zurück. Stattdessen nimmt er mein Wasserglas, gießt den Inhalt auf den Boden und macht dasselbe mit meiner Suppe, dann wirft er das Brot hinterher und beobachtet mich dabei mit einem unverschämten Grinsen. Vor wenigen Tagen wäre mir das Herz gebrochen, aber heute spielt es meinem Entschluss in die Hände und ich lächele ihn einfach bloß an. Arschloch.

    Wenige Stunden später höre ich den vertrauten Schlüssel im Schloss. Die Beleuchtung ist so schwach, dass ich kaum etwas erkenne. Jemand bringt ein neues Tablett mit Essen – ich höre das Scharren auf dem Boden, als er es abstellt. Er kommt auf mein Bett zu. Ich rieche den vertrauten Geruch von Montecristo und weiß, dass es der Mann mit der Zigarre ist.

    »Du musst etwas essen«, sagt er grob. Ich rühre mich nicht. Ich liege bloß da und fühle mich völlig zerschlagen. Er wirft mir ein Stück Brot zu. Es prallt von meiner Schulter ab. »Iss, perra.« Er geht und schlägt dabei die Tür hinter sich zu.

    Nach einer Weile rücke ich schließlich zu dem Tablett hinüber und übergebe mich fast beim Anblick der immer gleichen Mahlzeit, mit der sie mich seit scheinbar ewigen Zeiten mittags und abends füttern – eine dünne Suppe mit Fleischstückchen. Wie ich diese Typen kenne, ist es wahrscheinlich Ratte oder Opossum. Das bestärkt meinen Entschluss, nichts zu essen. Ich trinke einen Schluck Wasser und spüre, wie mir irgendwelcher Dreck die Kehle hinabrinnt. Ich huste, schlucke die aufsteigende Galle hinab und stolpere zum Bett zurück.

    Fünf weitere Mahlzeiten werden mir gebracht, fünf Mahlzeiten, die unberührt bleiben. Obwohl mein Körper mich anbettelt zu essen, bleibt meine Willenskraft ungebrochen. Unnötig zu sagen, dass ich mich beschissen fühle.

    Meine Mutter besucht mich oft und flüstert mir ermutigende Worte zu. Ich weiß, dass mein Körper auf diese Weise lediglich versucht, mit dem Verhungern zurechtzukommen, aber auf irgendeiner Ebene freue ich mich darüber, sie wiederzusehen. Sie ist genau so, wie ich sie in Erinnerung habe – groß, dunkelhaarig, perfekte Zähne und dunkle Augen. Ihre Berührung ist so real, dass ich die Wärme ihrer Hand auf meinem Gesicht spüre.

    »Ich liebe dich, Savi. Das weißt du, nicht wahr?«, sagt sie. »Ich bin hier für dich.« Sie berührt meine Brust direkt über dem Herzen. »Mein kleiner Engel.«

    Ich ziehe die Knie an meine Brust und schluchze, als die Erinnerung verblasst.

    Ich wünsche, ich wäre im Augenblick zu einer derartigen Liebe imstande. Liebe und Vertrauen waren die Dinge, die ich nie verlieren wollte, das hatte ich mir versprochen. Doch ich habe beides viele Male ausprobiert, nur um immer wieder betrogen zu werden. Es ist immer eine Falle.

    Ich liege im Bett und starre an die Decke, beobachte, wie sie in meinem verschwommenen Blick sichtbar wird und wieder entschwindet. Da glaube ich, ein Knallen zu hören, gefolgt von lauten Rufen. Wenn ich etwas klarer bei Sinnen wäre, würde ich vielleicht verstehen, was da vor sich geht, aber in meinem gegenwärtigen Zustand ist es mir eigentlich völlig gleichgültig.

    Eine Reihe von Ereignissen geschieht scheinbar gleichzeitig. Es gibt einen weiteren Knall, meine Tür

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1