Die Schwarze Liste: Nazi-Paragraf* 63 StGB - weggesperrt und weggespritzt
Von Bianka Perez
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Über dieses E-Book
Es gibt viele Opfer wie ihn. Aber nicht jeder hat eine Schwester wie Bianka Perez. Unaufhaltsam kämpft sie für die Freilassung ihres Bruders. Ihre Gegner erscheinen übermächtig: Gutachter, Gerichte, Psychiater, Kliniken.
Doch Bianka Perez kann das Unrecht dokumentieren, das an ihrem Bruder verübt wird. Sie nennt alle Namen: in der Schwarzen Liste.
Man hat Michael Perez alles genommen, was ein menschenwürdiges Leben ausmacht. Nicht jedoch seine Hoffnung auf Gerechtigkeit und Freiheit.
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Buchvorschau
Die Schwarze Liste - Bianka Perez
Entscheidung
Kennenlernen
Seit ich begonnen habe, für und mit meinem Bruder Michael zu kämpfen, bin ich ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um mehr öffentliches Interesse für seinen Fall zu schaffen. Dieser ist eng verknüpft mit dem Maßregelvollzug, dem Paragrafen 63 des Strafgesetzbuches (StGB), der die Unterbringung von psychisch kranken Straftätern regelt. Ich will hier auf Justiz- und Behördenwillkür aufmerksam machen und auf Menschen, die ähnliche Schicksale erlitten haben wie Michael oder sie noch erleiden.
Ich versuche vor allem, über sämtliche sozialen Netzwerke den Missbrauch und die Straftaten aufzuzeigen, die im Namen des Gesetzes an Menschen wie meinem Bruder begangen werden. Über ein solches Netzwerk kam ich auch in Kontakt mit dem Autor Christian Discher.
Ich stieß zunächst auf einen Artikel, der ein komplettes Kapitel aus seinem Buch „Die Stimmen der Übriggebliebenen" umfasst. Bereits dieser Artikel hat mich dazu getrieben, das Buch unbedingt lesen zu wollen, denn was dort geschrieben steht, ähnelt sehr den Erzählungen meines Bruders.
Gleichzeitig habe ich über dieses Netzwerk Kontakt zu Christian Discher selbst aufgenommen und mich kurz mit ihm ausgetauscht. Ich konnte es kaum erwarten, sein Buch endlich zu lesen, und als es dann so weit war, habe ich es nicht mehr aus der Hand gelegt, bis ich damit fertig war. Ich habe sein Buch an einem Tag verschlungen, denn ich musste unbedingt wissen, wie es für ihn ausgegangen ist.
Sein Buch hat mich sehr begeistert und mir gezeigt, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, auf solche Skandale aufmerksam zu machen. Etliche Verlage und Zeitungen hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits angeschrieben und darum gebeten, Michael und mich zu unterstützen oder für neue Informationen aus dem Bereich der Psychiatrie ein öffentliches Interesse herzustellen. Alle möglichen Beweise hatte ich mitgeschickt, doch leider kam entweder keine Reaktion oder man bat mich um Verständnis, dass man mir nicht weiterhelfen könne.
Doch damit wollte ich mich nicht abfinden. Deshalb machte ich mich schlau, welcher Verlag den Mut hat, Berichte über solche Lebenswege und Skandale zu verlegen, denn am Ende von Christian Dischers Buch kann man Beispiele für weitere Geschichten solcher Art finden.
Natürlich recherchierte ich zunächst im Internet über den underDog Verlag und fand durchweg positive Meinungen und Kommentare. Danach suchte ich den Verlag auf Facebook und notierte mir sicherheitshalber die E-Mail-Adresse. Aber selbst dann fehlte mir der Mut, eine E-Mail zu schreiben. Denn wie schreibt man so eine E-Mail? Was genau wollte ich erreichen, und wie kann man in einem so kurzen Text einen Überblick über acht Jahre psychiatrische Folter vermitteln? Ich habe lange hin und her überlegt, was genau und wie ich es am besten formulieren könnte. Allerdings gibt es keinen perfekten Ausdruck oder einen perfekten Text, der Michaels Lebensweg schildern könnte, denn dieser wurde und wird fremdbestimmt. Also habe ich aufmeinen Bauch gehört und einfach das geschrieben, was mir auf dem Herzen lag und wichtig war. Immer mit dem Gedanken: Du hast doch nichts zu verlieren. Mehr als ein Danke, kein Interesse oder gar nichts kann doch nicht kommen. Aber wenn du es gar nicht erst versuchst, hast du schon verloren!
Bereits wenige Tage, nachdem ich ihm die Nachricht geschickt hatte, nahm der Verlagsgründer Olaf Junge, zunächst ebenfalls per E-Mail, mit mir Kontakt auf. Ich hatte erst Angst die Nachricht zu öffnen, denn ich hatte schon so viele negative Rückmeldungen bekommen, dass ich fast damit rechnete, wieder eine Absage zu erhalten. Sehr zu meiner Überraschung erklärt er sich jedoch bereit, mir ein paar Ideen vorzuschlagen, und bot mir ein Telefonat an.
Wir haben sehr lange telefoniert und jeder konnte sich einen Eindruck von dem anderen machen. Natürlich wollte Olaf Junge zuerst einmal ein paar nähere Informationen zu Michael, und ich musste ihm von meiner Seite her versichern, dass alles der Wahrheit entspricht. Ich war froh, dass er mir überhaupt die Möglichkeit gab, ihm Beweise zu schicken. Meistens war es ja so gewesen, dass ich angeboten hatte, alles zu belegen, aber keiner fragte nach und die Sache wurde einfach abgetan. Ich erzählte Olaf Junge im ersten Gespräch grob, worum es bei Michael geht und wie es dazu kam, dass er in der Psychiatrie landete, und vor allem, wie er dort behandelt wird. Dies weckte sein Interesse und er hat mir schließlich seine Hilfe und Unterstützung angeboten. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der bereit war, sich näher mit Michaels Schicksal und dieser menschenverachtenden Unterbringung zu beschäftigen. Nur wenige Menschen trauen sich an das Thema heran, weil fast alle glauben, wenn Michael in der Psychiatrie ist, wird das schon seinen richtigen Grund haben. Alles wird schon nicht so schlimm sein, wie es die kleine Schwester darstellt, denn die ist logischerweise befangen. Das bin ich tatsächlich, er ist ja mein Bruder. Aber ich würde mich niemals mit dem allen an die Öffentlichkeit wagen, wenn ich nicht alles schwarz auf weiß hätte. Erst durch die ganzen Dokumente, die ich gesammelt habe, konnte ich so richtig begreifen, was dort vor sich geht, und bei jeder weiteren Dreistigkeit bin ich von Neuem geschockt, wie so etwas überhaupt sein kann.
Von Olaf Junge erfuhr ich dann auch, was ihn dazu bewogen hat, einen solchen Verlag zu gründen, nämlich nicht zuletzt sein eigenes Schicksal. Auch ihm wurde in der Vergangenheit übel mitgespielt, und sein Buch „Kein Heimvorteil" beschreibt dies. Er wurde von einer Psychologin im Alter von zehn Jahren in Pflege genommen. Diese Psychologin hatte vorher ganz klar bescheinigt, dass er nicht in eine Pflegefamilie könne, weil er nicht in der Lage sei, sich dort anzupassen. Seiner Patentante, die ihn liebend gerne weiter betreut hätte, wurde dies verwehrt wegen eines angeblichen Missbrauchsverdachts. Olaf Junge sagt, dass er sich noch heute sehr gut mit seiner Patentante versteht und auch damals zu ihr wollte. Nun könnte man meinen, dass er es doch gut gehabt hat, immerhin war es doch eine Psychologin, die ihn aufnahm. Wer wäre dafür besser geeignet, mit einem laut ihrem Gutachten unvermittelbaren und schwierigen Jungen umzugehen? Das sollte jemandem wie ihr liegen und ihr Schützling müsste theoretisch eine gute Zeit bei ihr gehabt haben. So wäre es auch sicher gewesen, wenn diese Frau nicht so makabere Beweggründe für die Aufnahme Olafs gehabt hätte. Ihr Mann, ein Äthiopier, und sie hatten bereits ein leibliches Kind, eine Tochter. In Äthiopien sind Frauen jedoch nicht viel wert, und ihr Ehemann bestand auf einem Sohn, damit seine Ehre nicht verletzt wäre. Man kann sich nur annähernd vorstellen, welch ein Verhalten diese Psychologin Olaf gegenüber an den Tag legte, sah sie doch in ihm immer und immer wieder ihr Versagen, keinen Jungen zur Welt gebracht zu haben. Ständig verkörperte Olaf ihren Schmerz, dem Ehemann nicht zu genügen. So gut es dem Jungen mit seinem Stiefvater in Äthiopien ging, umso schlechter ging es ihm hier in Deutschland. Die seelische und physische Folter, die er hier erleiden musste, entspringt ebenso einer Art Behördenwillkür.
Vielleicht macht es gerade sein schlimmes Schicksal so einfach, sich mit Olaf Junge zu unterhalten. Man hat einfach nie das Gefühl, von ihm nicht ernst genommen zu werden oder als Lügner dazustehen. Olaf Junge war von Beginn an sehr interessiert und stellte viele Fragen, er ließ mich vor allem ausreden und meinen Frust loswerden, ich habe mich sofort gut aufgehoben gefühlt. Wir telefonierten danach öfter und es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass wir ein ähnliches Ziel verfolgen. Daher planten wir dieses Buchprojekt. Ich bin dankbar für all seine Unterstützung, denn ich hätte niemals gedacht, irgendwann selbst ein Buch zu schreiben, aus welchem Grund auch immer. Er half mir viel bei der Struktur und wir entwickelten eine Art Konzept und einen Ablauf. Alleine wäre mir das niemals möglich gewesen, denn für mich als Schwester von Michael ist es oft unheimlich schwer, objektiv zu bleiben. Wie sie mit ihm umgehen, schmerzt mich so sehr, es tut so unglaublich weh und man fühlt sich so hilflos, denn fast niemanden scheint dies zu kümmern.
Olaf und ich sind uns aber vor allem in einem einig: Wir wollen nicht nur auf Michaels persönliches Schicksal aufmerksam machen, sondern die Menschen endlich aufrütteln und zum Umdenken bewegen. Mit diesem Fall, der sich genau jetzt, im 21. Jahrhundert, in Deutschland und mitten unter uns abspielt. Es gibt in der Psychiatrie so viele Opfer wie Michael! So viele Menschen, die keine Familie haben oder deren Familie sich nicht traut, etwas dagegen zu unternehmen. So wie es auch uns lange Jahre erging. Wir wollen die Zusammenhänge aufzeigen und anderen Menschen Mut machen, für ihre Angehörigen zu kämpfen. Auch wenn es schlimm genug ist, dass man überhaupt für Dinge kämpfen muss, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Aber das sind sie leider nicht. Man muss dafür kämpfen, dass die Menschenrechte in der Psychiatrie gewahrt oder überhaupt beachtet werden.
Das allein ist schon ein Skandal - ohne Wenn und Aber.
Aber wenn man einfach nur stillschweigend zuschaut, wie einer seiner Lieben systematisch zerstört wird, wird man genau dies sicherlich eines Tages bereuen, jedenfalls würde es mir so gehen.
Niemand gibt mir die Garantie oder Sicherheit, dass all meine Mühe und Arbeit und der ganze Frust, den dies mit sich bringt, irgendwann durch Michaels Freiheit belohnt werden. Doch es lohnt sich schon allein dafür, Michael ein besseres Gefühl zu geben, ihm ein klein wenig Hoffnung zu schenken und vor allem die Gewissheit, nicht allein zu sein. Er weiß, dass wir als Familie geschlossen hinter ihm stehen und mit ihm für sein Recht und seine Freiheit kämpfen; ebenso wie mittlerweile einige andere. Mein Motto war und ist: Wer nicht wenigstens versucht zu kämpfen, zu hinterfragen und anzuzweifeln, der hat bereits von Anfang an verspielt.
Kindheit und Jugend eines ganz normalen Jungen
Damit ihr euch ein Bild machen könnt, wer dieser Michael Perez überhaupt ist, muss ich ein wenig in die Vergangenheit zurückgehen. Denn erst wenn ihr wisst, was ihn ausmacht und welche Werte ihn prägen, könnt ihr sein Handeln verstehen.
Wenn ich eine charakteristische Beschreibung meines Bruders abgeben müsste, würde die lauten:
Michael ist ein unheimlicher Dickkopf und eine Kämpfernatur. Seine großen und ehrlichen Augen geben den direkten Blick in sein Inneres frei. Man sieht, hört und spürt, dass er durch und durch ein ehrlicher Mensch ist. Ebenso zeichnen ihn sein Stolz und sein Temperament aus. Er kann, ähnlich wie auch ich, keine Diskussionen führen, ohne diese zu sehr an sich ranzulassen. Michael war immer für sein breites Lachen bekannt, egal was passierte, nichts konnte ihm seine Leichtigkeit nehmen. Er ist ein typischer großer Bruder und erfüllt in dieser Hinsicht wirklich jedes Klischee, ob positiv oder eher negativ für die kleine Schwester. Für keine Arbeit ist er sich zu schade und er ist stolz auf sich und seine Familie.
Durch seine leicht kindliche Naivität und seine Gutgläubigkeit wurde er oft ausgenutzt. Ich habe ihn gehasst, verflucht und verpetzt, aber ich habe ihn auch immer geliebt, und das nicht nur, weil er mein Bruder ist. Er ist von Herzen ein guter Mensch, auf dessen Wort man sich absolut verlassen kann.
Er liebt Tiere und die Natur, schätzt jedes Lebewesen und hasst Unrecht und Gewalt. Michael ist kein Planer, kein Strukturierer, er ist ein Macher.
Genau bei dieser Aussage denke ich gern mit einem Lächeln zurück an den Umzug aus meiner ersten Wohnung.
Geplant war, an einem Samstag alles in die neue Wohnung zu fahren. Michael war zu dieser Zeit im Freigänger-Status und an den Wochenenden zu Hause. Er, mein ältester Bruder, meine Schwester und noch ein paar Helfer waren pünktlich am vereinbarten Tag vor Ort. Nur ich hatte es nicht geschafft, alles zu packen oder überhaupt richtig damit anzufangen. Als Michael ankam, fragte er direkt, wo die Kisten seien, die runtergetragen werden könnten. Ich gestand meine, sagen wir mal, Faulheit und wollte den Umzug verschieben, doch da hatte ich meine Rechnung ohne Michael gemacht. Er bestand darauf, genau an dem Tag umzuziehen, und fragte, was er runterbringen sollte, wohlbemerkt aus dem dritten Stock. Mir hat das alles nicht gepasst und deshalb entgegnete ich ihm mit purem Sarkasmus: „Dann nimm doch einfach das Sofa und trag es runter, wenn du unbedingt was schleppen willst!" Siegessicher und abwartend sah ich ihn an, denn das Sofa war 1,50 Meter tief und ungefähr 2,50 Meter lang. Meinen Blick erwiderte er unbeeindruckt, ging ins Wohnzimmer, hob das Sofa hoch und trug es ganz alleine bis nach unten. Zack, das hatte gesessen, und der Umzug ging los und wurde auch an diesem Tag fertig.
Unsere Eltern haben uns von Geburt an ein liebevolles und intaktes Zuhause gegeben. Meine Mutter wuchs in Bockenau auf, einem kleinen Dorf in der Pfalz, wo auch wir groß wurden. Weder Michael noch uns drei anderen Geschwistern hat es je an etwas gefehlt. Meine Mutter war Hausfrau, solange wir klein waren, danach fing sie vorerst wieder an, ein paar Stunden täglich zu arbeiten. Mein Vater ist gebürtiger Spanier und hat bis heute seine Staatsbürgerschaft nicht geändert. Er kam im Alter von 18 Jahren nach Deutschland und lernte auch bald unsere Mutter kennen. Seit seinem 20. Lebensjahr arbeitet er in Bockenau in der Schmiede.
Bereits kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten, wurde meine Mutter schwanger und brachte unseren ältesten Bruder Timo auf die Welt. Dieser ist mittlerweile 42 Jahre alt und hat selbst eine Familie mit zwei Söhnen.
Die frühe Schwangerschaft meiner Mutter und die Tatsache, dass sie nicht verheiratet war und mein Vater Spanier ist, sorgten in dem kleinen Ort für viel Unruhe. Damals war solch ein Verhalten nicht üblich und noch weniger erwünscht. Das war auch einer der Gründe, warum die beiden sich bis zum nächsten Kind knapp zehn Jahre lang Zeit ließen. Danach kam Michael auf die Welt, über ihn berichte ich anschließend im Detail. Ein Jahr nach Michaels Geburt wurde unsere Schwester Nadine geboren, die als erstes Mädchen in der Familie ganz andere Aufmerksamkeit bekam, jedoch nicht mehr oder weniger als ihre beiden Brüder. Nadines Leben verlief bis jetzt sehr geregelt, sie war schon immer das anständigste und liebste Kind von uns vier, hatte wenig Ansprüche und auch nicht den Drang zu rebellieren. Seit sie ihre Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen hat, arbeitet sie leidenschaftlich gern in ihrem Beruf, im Kindergarten in Bockenau. Nachdem Nadine und Michael aus dem Gröbsten raus waren, wurde es meinen Eltern offenbar zu langweilig, denn im Abstand von sechs Jahren kam dann noch ich auf die Welt, als Nesthäkchen. Ich bekam tatsächlich die meiste Aufmerksamkeit, auch von der restlichen Verwandtschaft, seien es Tanten, Onkel, Cousins oder Cousinen. Das wiederum machte vor allem Michael sehr zu schaffen. Nach meinem Schulabschluss habe ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht und eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin.
Michael wuchs genau so wie wir drei anderen in einem stabilen sozialen Umfeld auf. Er war schon von seiner Geburt an unserem Vater am ähnlichsten. Bereits als Baby hatte er seine schwarzen Locken und den südländischen Hauch.
Je älter Michael wurde, desto klarer zeigte sich noch ein anderer Hinweis auf unsere spanischen Wurzeln, nämlich sein Temperament. Aus Erzählungen meiner Eltern weiß ich, dass Michael ein unheimlich aufgewecktes und sehr aktives Kind war; kein Abenteuer war ihm zu groß und kein Weg zu weit.
Michael hatte nicht nur die Aufgabe, der große Bruder und Beschützer zu sein, sondern musste sich auch den Status des Jüngeren mit seinen Schwestern teilen. Er ging problemlos in den Kindergarten und auch in der Grundschule zeigten sich am Anfang keine Probleme. Es fiel ihm nur immer schwerer mitzukommen, besonders im Fach Deutsch, und es dauerte eine Zeit lang, bis man bei ihm eine Legasthenie feststellte. Was heutzutage keinerlei Problem mehr darstellt und auch keinen Rückschluss auf fehlende Intelligenz zulässt, schien damals laut meinen Eltern ein Tabu zu sein. So kam es, dass Michael auf eine Förderschule versetzt wurde und dort auch bis zur neunten Klasse blieb.
Michael wurde in dieser Zeit weder