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KELLERKIND
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eBook254 Seiten3 Stunden

KELLERKIND

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Über dieses E-Book

Ich erzähle in diesem Buch über mein Leben, welches von frühester Kindheit an von Gewalt und sexuellen Missbrauch der Eltern und gut zahlenden Klientel (wahrscheinlich kinderpornografischer Ring der Stasi) geprägt war. Viele Jahre meiner Kindheit lebte ich im Keller, bis ich mit 12 Jahren in ein Kinderheim kam, welches mir wenigstens ein halbwegs besseres Leben ermöglichte.
Durch den Missbrauch spaltete sich meine Seele. Ich bin bis heute nicht wirklich in der Lage, mein Leben zu leben ohne Schmerz, Depressionen und Leid.
Ich möchte mein Schweigen brechen!!
MEINE STIMME SOLL GEHÖRT WERDEN!!!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Juli 2021
ISBN9783754145852
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    Buchvorschau

    KELLERKIND - Lysan Vil

    Vorwort

    MEINE STIMME SOLL GEHÖRT WERDEN!

    Ich schreibe in diesem Buch über mein Leben… oh, nicht schon wieder eine Biografie…. Nein, es geht hier um mein Leben als dauerhaft Geschädigte durch emotionalen, sexuellen und gewaltgeprägten Missbrauch in meiner Kindheit und halben Jugend, dadurch wurde ich um meine Kindheit betrogen. Diese kann mir niemand wieder geben. Es geht in diesem Buch nicht nur um meine schreckliche Kindheit, sondern darum, wie krank mich die Pädophilie und Folter gemacht haben. Bis heute zieht sich der rote Faden durch. Mit meinem Leben möchte ich zeigen, welche Folgen Pädophilie haben kann, es nicht harmlos, nicht nur ein Vergehen, sondern ein Verbrechen ist.

    Was und wie habe ich das alles erlebt und überlebt? Konnte ich bis dato ein normales und erfülltes Leben führen? Was hat es mit mir gemacht? Wie geht es mir heute?

    Ich habe auf Grund des Missbrauchs die Diagnose „DIS" (Dissoziative Identitätsstörung, früher besser bekannt als Multiple Persönlichkeitsstörung) bekommen. Sie wird mich auch weiterhin den Rest meines Lebens begleiten und beeinträchtigen.

    Ich hatte aufgrund des Traumas meine Seele gespalten. Das heißt so viel, dass sich mein Ich in mehrere Teile zerbrochen hat. Dies war zum Überleben notwendig. Ich habe mich zum Beispiel dann „ausgeklinkt, wenn es zu schmerzhaft war oder gar Lebensgefahr bestanden hatte. Dies geschah nicht bewusst, durch die kindliche Fantasie ist dies wohl möglich gewesen, ein Schutzmechanismus zum Überleben. Ich weiß nicht, ob das fachkundig richtig ist, aber so konnte ich es für mich erklären, nur so ergibt es für mich einen Sinn. Ich verstehe bis heute nicht sehr viel davon, zum Beispiel auch nicht, warum und wie andere Namen von „Anteilen entstanden sind, warum einige Anteile hervorragend zeichnen können, andere gar nicht, wie verschiedene Handschriften entstanden, verschiedene Alter von Baby bis 81 Jahre vorhanden sind. Ich wollte/konnte die Krankheit nie annehmen. Sie war und ist für mich nicht wirklich existent. Zudem ist die Diagnose „DIS" sehr umstritten, selbst viele Psychiater und Therapeuten erkennen diese Krankheit nicht an. Oft werden die Diagnosen Ptbs, Schizophrenie, Psychose oder Borderline vergeben. Mir ist egal, wie es heißt, es kann auch Fußpilz genannt werden. Fakt ist, dass durch das Erlebte mein Leben völlig zerstört wurde, es immer chaotisch war und noch immer ist, ich mir jahrelang aber nicht erklären konnte, warum alles so schieflief, was mit mir nicht stimmt.

    Selbst heute ist das Chaos noch mein schlimmster Feind/ bester Freund.

    Meine eigenen Erinnerungen sind sehr lückenhaft. Vieles weiß ich nur von Flashbacks und/oder aus Tagebüchern. Meine Einträge in den Tagebüchern waren erst sehr chaotisch, es waren fragmentierte Erinnerungen. Nach und nach wurden sie ergänzt und präzisiert, so dass dann doch dieses Buch nach einer Dauer von rund 11 Jahren entstehen konnte.

    Vor Jahren in der ersten Therapie sollte ich anfangen Tagebücher zu schreiben. Trotzig und widerwillig ließ ich mich darauf ein, glaubte nicht, dass es viel bringen würde. Erst schrieb nur „ich", später stand immer mehr darin, ohne dass ich mich erinnern konnte dies geschrieben zu haben. Die Handschriften waren nicht die meinen, Zeichnungen von kritzlig bis fast sogar kunstvoll füllten die Seiten, ebenfalls ohne Erinnerung diese gezeichnet zu haben. Geschrieben wurde sogar in Altdeutsch und Spiegelschrift, es war gruslig für mich.

    Die Tagebücher sollte ich schreiben, weil so gut wie keine Erinnerungen an meine Kindheit vorhanden waren, auch die Jugendzeit und sogar das frühe Erwachsenenalter waren fast wie ausgelöscht. Meist konnte ich mich nur bruchstückhaft an Kleinigkeiten erinnern.

    Doch nach und nach kamen immer mehr Erinnerungen zurück, sie überfielen mich, holten mich ein. Ich erinnerte mich nicht nur an Vergangenes, sondern erlebte alles wieder. Ich spürte den Schmerz, den Ekel, die Angst von damals, ich war jedes Mal in dem Alter, als ich dies alles erleben musste. Das nennt man Flashbacks.

    Allerdings habe ich noch lange nicht alle Erinnerungen wieder, mir fehlen noch so viele Zeiten. Aber man muss sich ja nicht immer an alles erinnern (wollen), wer weiß was sonst noch ans Tageslicht kommen würde.

    Es wird der Verdacht in dem Buch aufkommen, dass es sich bei den Tätern nicht nur um normale Freunde meines Vaters handelte, sondern dass sogar die Wahrscheinlichkeit bestehen könnte, dass viele dieser „Onkels Mitglieder des Staatssicherheitsdienstes (kurz Stasi) waren. Mit Sicherheit weiß ich, dass mein Cousin und mein Vater der Stasi angehörten. Das konnte ich aus meiner Jugendamt Akte entnehmen, die ich vor ein paar Jahren gelesen hatte. Erinnern kann ich mich, dass oft zu solchen Treffen die Mantel- oder Hemdkragen kurz hochgeschlagen wurden, worunter Abzeichen steckten. Dies waren wohl quasi die „Erkennungszeichen.

    Eine meiner Therapeutinnen ging so weit zu behaupten, dass ich damals in einem pädophilen Ring steckte, der innerhalb der Stasi geführt wurde und wohl sogar heute (mit anderer „Besetzung") noch bestehen würde. Für mich klingt es etwas verschwörungstheoretisch, aber es passieren heute noch ein paar merkwürdige Sachen, denen ich aber noch nicht vorgreifen möchte.

    In dem Buch kommen viele Trigger vor.

    Einiges ist selbstironisch geschrieben, manchmal mit etwas schwarzem Humor, Galgenhumor gespickt. Naja, auch der Sarkasmus ist mir nicht fremd. Dies sind unter anderem verschiedene Arten das für mich Erlebte zu verarbeiten, sogenannte Schutzmechanismen.

    Es wird eventuell chronologisch nicht alles ganz richtig sein. Ich habe nicht „allein an diesem Buch geschrieben, verschiedene „Anteile wollten sich auch mitteilen. Eine Erklärung dazu gibt es etwas später. Daher kann manchmal ein kleines Durcheinander sein. Dieses Buch wird mein verkorkstes Leben zeigen, welches mich zeitweise sogar in ein Wohnheim für psychisch kranke Menschen brachte. Dies war aber zum Glück nicht meine Endstation, ich kämpfte und kämpfe immer weiter. Die Täter sollen nicht gewinnen! Sie werden nicht gewinnen!!!

    * Alle Namen und Orte wurden aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen geändert.*

    Meine Familie oder wie man das nennen mag

    Ich wurde als Frühchen und Zwilling im November 1967 in Dattren geboren. Mein Brüderchen heißt Frank. Wir beide mussten zwei Monate nach der Geburt noch im Krankenhaus bleiben, erst dann durften wir nach Hause, waren kräftig und groß genug.

    Meine Mutter, Alkoholikerin und Straßenbahnfahrerin (passt doch gut), war darüber nicht sehr traurig das sie uns nicht gleich mit nach Hause nehmen durfte. Schließlich musste sie sich von dem Schock erholen….

    Die Ärzte sagten ihr damals eine Monstergeburt voraus. Sie sollte ein Kind mit vielen Gliedmaßen bekommen. Damals gab es noch keinen so ausgefeilten Ultraschall und man erkannte bei den Untersuchungen nicht, dass sie Zwillinge bekommen sollte. Da ich hinter meinem Bruder lag (dafür bekam ich später auch Schuldzuweisungen), mein Körper somit nicht zu sehen war, sah man nur einen Körper mit vier Armen und vier Beinen. So kam man zu dem Schluss, dass sie ein behindertes Kind bekommen würde. Ihre Erleichterung war natürlich groß, dass sie einen kerngesunden Jungen zur Welt gebracht hatte, trotz ihres Trinkens während der Schwangerschaft. Nur was sollte sie mit dem anderen Kind, einem Mädchen? Das wollte sie nicht, das bekam ich später noch genug zu spüren.

    Ob sich mein Vater freute, keine Ahnung. Er war wohl zu dem Zeitpunkt eh nie oft zu Hause.

    Von früh an zeigte es sich das ich nicht willkommen war. Ich war ein Fresser zu viel, denn es gab noch 2 Schwestern, Sabine und Ulrike, sowie einen Bruder Rene. An Rene kann ich mich nicht erinnern, mit Sabine habe ich heute noch sporadischen Kontakt. Mit Ulrike brach der Kontakt vor ein paar Jahren ab.

    Mein Vater war nicht der Erzeuger der anderen drei Kinder, dies ließ er sie auch spüren. Frank wurde umhegt, geherzt, ich hingegen nur versorgt, wie mir meine 8 Jahre ältere Schwester Sabine später erzählte. Ich wurde auf sie abgeschoben, sie wurde meine Ersatzmutter.

    Sie wurde aber auch zum Babysitter von Frank, war einfacher für die werte Frau Mama. Sabine durfte nie ohne uns das Haus verlassen, schließlich musste sie auf uns aufpassen, damit meine Mutter in Ruhe saufen konnte oder weil sie einfach keine Lust auf uns hatte. Sabine hatte dadurch ihre ganzen Freunde verloren, aber das interessierte die Erwachsenen nicht. Mein Vater bastelte lieber nach der Arbeit an seinem Mofa, wenn er denn mal zu Hause war...

    Kurz nachdem ich laufen konnte, lernte ich in der Ecke zu knien und bekam meine ersten Schläge. Bei Unfug, den kleine Kinder nun mal anstellen, wurde ich auf diese Art bestraft. Und damit es nicht zu langweilig wurde, durfte ich auch gleich die Strafe für meinen Bruder mit einstecken, wenn dieser Blödsinn anstellte. Eigentlich bekam ich immer alle Strafen. Meine Mutter war sehr einfallsreich darin. Zum Glück kann ich mich nicht an alles mehr erinnern. Aber das was ich weiß reicht für ein paar weitere Leben.

    Alle meine Geschwister leiden heute noch unter der schlimmen Vergangenheit, von dem Leben mit einer alkoholkranken Mutter. Was sie noch erlebt haben weiß ich nicht. Nur von Sabine erfuhr ich, dass mein Vater auch sie sexuell missbrauchte. Sie vertraute sich mir Jahre später an, ohne aber in Details zu gehen. Sie war viele Jahre in Therapie. Aber sie leidet noch heute darunter, auch unter der Tatsache, dass unsere großartige Mutter einfach wegschaute. Sabine suchte Hilfe bei ihr, aber das war vergebene Liebesmüh.

    Rene und Ulrike sind beide dem Alkohol verfallen, Frank ist Hypochonder und dem Alkohol auch nicht abgeneigt, Sabine ist an Borderline erkrankt. Diese Diagnose bekam ich anfangs auch, wurde später aber abgeändert. Da ich mit keinem außer Sabine mehr Kontakt habe, kann ich nicht sagen, was sie erleben mussten. Sabine „durfte" jedenfalls vor mir spüren, wozu mein Vater fähig war.

    Als ich zwei Jahre alt war, trennten sich meine Eltern. Frank und ich wurden meinem Vater zugesprochen und das Unheil konnte seinen Lauf nehmen.

    Was zu dem Zeitpunkt mit meinem Bruder war, da fehlen mir jegliche Erinnerungen. Meine Schwester erzählte mir mal zu einem späteren Zeitpunkt, dass meine Mutter sehr unter unserer Trennung beziehungsweise unter der Trennung von meinem Bruder litt. Vor allem Frank wollte sie behalten. Aber wir sollten nicht getrennt werden, zudem war meine Mutter auch stark alkoholkrank. Sie war, wie man es heute nennt, eine Quartalssäuferin. Sie konnte Wochen lang ohne einen Tropfen sein, aber dann kam der totale Zusammenbruch. Sie besoff sich manches Mal dermaßen, dass sie nicht mehr wusste, wer sie war. Teilweise kotete sie sich sogar bei solchen Exzessen ein. Es wäre unverantwortlich gewesen uns bei ihr zu lassen. Doch leider war mein Vater keinen Deut besser. Er war Tabletten und Alkoholabhängig. Das er uns bekam hatte sicherlich mit seiner Parteizugehörigkeit zu tun. Er war ein williges Parteimitglied und wie ich später erfuhr, auch ein Staatssicherheitsspitzel. Normalerweise hätten wir unter den Umständen schon längst in ein Kinderheim gehört. Aber was ist schon normal...

    Warum er drauf bestand uns zu bekommen, ich weiß es nicht, wahrscheinlich nur, um es unserer Mutter heimzuzahlen. Gemocht hat er zumindest mich nie. Ob er Frank leiden konnte, kann ich nicht sagen, dafür habe ich zu wenig davon mitbekommen.

    Gemeinheiten meiner Mutter

    Wir zogen nicht weit weg von meiner Mutter, quasi um die Ecke. Es war eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern. Ein Zimmer teilte ich mir mit Fred.

    Ich habe die Wohnung sehr dunkel in Erinnerung. Nicht nur dunkel von der Erinnerung, sondern dass die Wohnung wenig Licht hereinließ.

    Aber fast jede Nacht musste ich bei meinem Vater schlafen, er fühlte sich so einsam. Ob da schon mehr passierte weiß ich nicht. Nur das ich es nicht mochte, ich Angst hatte, daran kann ich mich erinnern.

    Mein Vater wollte nicht, dass wir Kontakt zu unserer Mutter hatten, sie sei eine Alkoholikerin und schlechte Mutter. Da hatte er zwar Recht, doch ich suchte immer den Kontakt, schließlich war sie meine Mutter. Zudem roch auch er immer nach Alkohol, war fast immer betrunken. Er war nicht besser.

    Aus unerfindlichen Gründen liebte ich meine Mutter, dabei war sie nur gemein zu mir. Wenn ich ohne Frank kam, ließ sie sich gern kleine und auch größere Gemeinheiten einfallen.

    Ich erinnere mich an einen echt schwarzen Tag.

    Manchmal ging ich heimlich zu meiner Mutter. Aber ohne meinen Bruder? Sie meinte, sie wolle mir das Rollschuh fahren beibringen. Da war ich ca. 5 Jahre alt. Klingt ja ganz nett, dass sie mir das Rollschuhfahren beibringen wollte, doch es sollte anders kommen. Im Haus, wo meine Mutter wohnte, lebten schon größere Kinder, sie fuhren an dem Tag Fahrrad im Hinterhof, der riesig groß war. Meine Mutter sagte mir, dass ich das Rollschuh fahren am ehesten lerne, wenn ich mich hinten an ein Fahrrad hänge. Ein Stück weiter vorn legte sie Glassplitter auf den Weg, das konnte ich aber nicht so genau sehen. Tatsächlich hängte ich mich an das Fahrrad dran, man vertraut ja seiner Mutter und glaubt nicht, dass sie einem was Böses will. Liebevoll wurde ich von meiner Mutter am Gepäckträger festgebunden, damit ich ja nicht aus Versehen loslasse und ab ging die Post. Bei den Glassplittern stockten meine Rollschuhe und ich fiel auf die Knie. Da durch das Festbinden ein Loslassen des Fahrrades nicht möglich war, wurde ich fein durch das Glas geschleift. Ich schrie vor Schmerzen, doch meine Mutter lachte. Der Junge, der mich mitschleifte, war starr vor Schreck, denn er konnte nicht schnell genug bremsen. Damit hatte er sicher nicht gerechnet.

    Anschließend entfernte sie mir ach so vorsichtig die Splitter, die in meinen Knien steckten. Dafür musste ich mich auf den großen, runden Wohnzimmertisch stellen. Fürs Weinen bekam ich extra eins hinten drauf. Weinen war verboten! Für die paar Splitter sollte ich mich gefälligst nicht so anstellen. Doch es ging nicht nur allein um die körperlichen Schmerzen. Ich konnte nicht fassen, was meine eigene Mutter mir angetan hatte, hatte ihr doch vertraut. Und anstatt mich zu trösten war sie nur am Schimpfen mit mir. Es bereitete ihr sichtlich Freude, wie ich litt. Danach steckte sie mich in die Badewanne mit richtig heißem Wasser. Aus Versehen? Wohl eher nicht. Die Wunden brannten höllisch.

    Später brachte sie mich zu meinem Vater zurück, die Strafe folgte umgehend.

    Wir hatten damals eine Toplader Waschmaschine, also wo von oben die Wäsche hineingetan wurde. Da musste ich hineinklettern. Ich schrie und weinte vor Angst. Er schloss tatsächlich über mir den Deckel und ließ Wasser einlaufen. Ich dachte, ich muss sterben. Die Maschine stellte er sicher nie wirklich an (glaub ich), aber das reichte mir schon.  Diese Sache ist mir bis heute ins Gehirn gebrannt, denn bei jedem Vergehen musste ich nun die Prozedur über mich ergehen lassen. Dabei war ich noch so klein.

    Ich ging trotzdem immer wieder zu meiner Mutter. Doch sie hatte nie Zeit für mich. So musste wieder Sabine auf mich aufpassen. Dies geschah immer, wenn meine Mutter zu betrunken war, um mich nach Hause zu bringen, sie nichts mehr peilte.

    Ganz, ganz selten war meine Mutter auch mal richtig nett zu mir. Ich weiß nun nicht, ob sie da besoffen war und ihren Sentimentalen hatte, oder ob sie mich im Inneren ihres Herzens, in einem kleinen Winkel davon, doch ein wenig liebhatte. Da musste auch nicht Sabine auf mich aufpassen. Sie hatte zwar nie etwas mit mir unternommen, aber sie hatte mich geduldet.

    Meine neue Stiefmutter

    Meine nächtlichen Ausflüge in meines Vaters Bett endeten, als er eine neue Frau kennen lernte. Ich war da so ca. 4 Jahre alt.  Sie machte einen netten Eindruck. Auch brachte sie zwei Söhne mit in die Beziehung. Ich nenne sie Max und Andreas. Max war so alt wie wir, Andreas war ca. 8 Jahre älter.

    Was mit den Beiden war, daran kann ich mich nicht erinnern, sie fehlen mir komplett in meiner Erinnerung. Auch heute weiß ich nichts von ihnen, wir haben keinen Kontakt. Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich immer den Kontakt zu allen Brüdern suchte, ich mit ihnen spielen wollte, sie aber nichts mit mir zu tun haben wollten. Sie wollten nur unter sich sein.

    Es dauerte nicht lange und wir zogen um in eine größere Wohnung. Sie lag genau neben einer Eisenbahnstrecke. Anfangs konnte man wegen des Lärms nicht schlafen, später gewöhnte man sich tatsächlich an das Fahren der Züge, an das Quietschen.

    Meine neue Stiefmutter war so hin und weg von mir, sie wünschte sich schon immer eine Tochter. Leider sollte ich später noch erfahren wieso. Ich unterstelle ihr das, es kann auch sein, dass ihr später erst bewusst wurde, was man so mit einem kleinen Mädchen alles anstellen kann. Aber erst mal versuchte sie mich zu verwöhnen, zog mir die tollsten Röcke und Kleider an, nähte sogar für mich selbst. Nach außen hin sollte ich wohl perfekt aussehen. Und irgendwie war ich auch eine Puppe für sie, sie zog mich gefühlte tausendmal am Tag um, genauso oft zauberte sie mir neue Frisuren. Aber wehe ich machte mich schmutzig, dann wurde sie verdammt böse. Da ich sie ganz doll liebhatte, versuchte ich wirklich mich nicht schmutzig zu machen, aber als kleines Kind kann das nicht gelingen. So verärgerte ich sie immer öfter.

    Es war eine sehr schöne Wohnung, alles sehr groß, hohe Wände. Ich musste mir mit Frank ein Zimmer teilen. Er war davon gar nicht begeistert, er wollte lieber mit Max zusammen in ein Zimmer. So wurde es dann auch gemacht, Max und Frank zogen zusammen und ich hatte mein erstes eigenes Zimmer. Vorteil? Wohl eher nicht.

    Also wir zogen um und die Hölle begann so langsam.

    Ich bekam zu meinem 4. oder 5. Geburtstag ein Puppenhaus geschenkt (leider kann ich die Jahre nicht immer exakt benennen). Das neue Zuhause meiner Puppen war richtig mit kleinen Möbeln ausgestattet. Es gab sogar eine winzige Stehlampe. An diese kann ich mich besonders gut erinnern. Meine Stiefmutter meinte einmal, die Lampe müsse leuchten, wie eine richtige Lampe. Dazu sollte ich den Spielzeugstecker in die richtige Steckdose stecken. Und weil der Stecker so klein war, sollte ich zusätzlich meine Finger mit in die Steckdose stecken. Das funktionierte so nicht, also meinte sie, wenn ich den Finger in die Steckdose stecke und dann den Stecker von der Lampe berühre, würde die Lampe auf alle Fälle leuchten. Ich vertraute ihr, also tat ich es. Ich wusste es auch nicht besser mit meinen nun 4 oder 5 Jahren. Das Einzige was wohl leuchtete war ich. Dies war glaub ich meine erste Lektion.... Traue niemandem. Egal wie nett die Person scheint, egal wie sehr ich sie mochte.  Es war so schmerzhaft, nie vergesse ich das höhnische Lachen meiner Stiefmutter. Das

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