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Der Diener zweier Herren
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eBook149 Seiten1 Stunde

Der Diener zweier Herren

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Über dieses E-Book

„Es gibt wohl kaum ein anderes Theaterstück, das wie dieses Spektakulum um den Diener zweier Herren nun schon über zwei Jahrhunderte lang in stets neuen Textbearbeitungen und Inszenierungsvarianten mit soviel dilettantischem Ballast schier bis zur Unkenntlichkeit erdrückt wird“ schreibt Heinz Riedt in seinem Nachwort zu Goldonis Klassiker, mit dem der Dichter einerseits der zu Ende gehenden Commedia dell’ Arte ein Denkmal setzte – verkörpert in ihrer Maskenfigur des Arlecchino –, andererseits aber bereits einen Hinweis auf die Erneuerung des gesamten italienischen Theaters gibt, die Goldonis Lebenswerk sein wird.
SpracheDeutsch
Herausgeberred.sign Medien
Erscheinungsdatum25. Aug. 2013
ISBN9783944561172
Der Diener zweier Herren
Autor

Carlo Goldoni

Carlo Goldoni was born in Venice in 1707. While studying Law in Pavia he was expelled from his College for having written a satirical tract about the people of Pavia. He continued his legal studies in Modena and finally graduated in Law in Padova. After practising this profession for a short while, he abandoned it in favour of the theatre. An extremely prolific theatrical career followed spanning over sixty years. Goldoni was a prolific playwright, widely regarded as the Italian Molière. He died in Paris in 1793.

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    Buchvorschau

    Der Diener zweier Herren - Carlo Goldoni

    Personen

    Pantalone de’ Bisognosi

    Clarice, dessen Tochter

    Der Dottore Lombardi

    Silvio, dessen Sohn

    Beatrice, eine Turinerin; in Männerkleidung unter dem Namen Federigo Rasponi

    Florindo Aretusi, ein Turiner; ihr Liebhaber

    Brighella, Wirt

    Smeraldina, Clarices Kammermädchen

    Truffaldino, Beatrices, dann Florindos Diener

    Ein Kellner

    Ein Diener Pantalones

    Zwei Träger

    Stumme Bediente des Gasthauses

    Ort der Handlung: Venedig

    ERSTER AKT, ERSTE SZENE

    Ein Zimmer in Pantalones Haus.

    PANTALONE, der DOTTORE, CLARICE, SILVIO, BRIGHELLA, SMERALDINA und ein DIENER Pantalones.

    SILVIO zu Clarice, ihr die Hand reichend: Hier ist meine Rechte, und damit schenke ich Euch mein ganzes Herz.

    PANTALONE zu Clarice: Los, geniert Euch nicht. Gebt ihm Eure Hand. Damit seid Ihr verlobt, und bald werdet Ihr auch verheiratet sein.

    CLARICE: Ja, lieber Silvio, hier habt Ihr meine Rechte. Ich will Eure Frau sein.

    SILVIO: Und ich will Euer Mann sein. Reichen sich die Hand.

    DOTTORE: Ausgezeichnet, das haben wir also auch geschafft. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

    SMERALDINA für sich: Feine Sache! Ich hätte selbst die allergrößte Lust dazu.

    PANTALONE zu Brighella und zum Diener: Ihr beide seid Zeugen dieser Verlobung, die zwischen meiner Tochter Clarice und Sior[1] Silvio stattgefunden hat, dem wohl-löblichen Sohne unseres Sior Dottore Lombardi.

    BRIGHELLA zu Pantalone: Jawohl, Sior Gevatter, und ich bedank mich auch für die Ehre, die Sie mir zu erweisen geruhten.

    PANTALONE: Na ja, ich bin doch Gevatter bei Eurer Hochzeit gewesen, und nun seid Ihr Zeuge bei der Hochzeit meiner Tochter. Ich hab keine Gevattern und Verwandten einladen wollen, und der Sior Dottore ist der gleichen Ansicht wie ich: wir mögen die Dinge viel lieber ohne Geschrei und ohne Aufwand. Wir werden zusammen essen und uns miteinander freuen, und keiner soll uns dabei stören. Zu Clarice und Silvio: Was meint ihr, Kinder, ist’s recht so?

    SILVIO: Ich will nichts anderes als mit meiner lieben Braut Zusammensein.

    SMERALDINA für sich: Natürlich, das ist die beste Kost!

    DOTTORE: Mein Sohn will nicht hoch hinaus. Er ist ein Junge, der sein Herz auf dem rechten Fleck hat. Er liebt Eure Tochter und denkt an nichts anderes mehr.

    PANTALONE zu Silvio hin: Es muss schon gesagt werden, dass diese Heirat vom Himmel bestimmt war. Wäre nämlich mein Geschäftsfreund in Turin, der Sior Federigo Rasponi, dem ich doch meine Tochter versprochen hatte, nicht gestorben, dann hätte sie mein lieber Herr Schwiegersohn nicht bekommen.

    SILVIO: Ich kann gewiss sagen, dass ich vom Glück begünstigt bin. Nur weiß ich nicht, ob die Signora Clarice derselben Meinung ist.

    CLARICE: Lieber Silvio, da tut Ihr mir Unrecht. Ihr wisst doch, dass ich Euch liebe. Um meinem Vater zu gehorchen, hätte ich auch jenen Turiner geheiratet, aber mein Herz ist immer für Euch gewesen.

    DOTTORE zu Pantalone: Es hat schon seine Richtigkeit: wenn der Himmel etwas bestimmt hat, dann lässt er’s auf ungeahnten Wegen zustande kommen. Woran ist eigentlich Federigo Rasponi gestorben?

    PANTALONE: Der arme Kerl! Nachts hat man ihn umgebracht, wegen seiner Schwester . . . Was weiß ich! Man hat ihm eine Wunde geschlagen, und er ist auf dem Platz geblieben.

    BRIGHELLA zu Pantalone: Ist diese Tat in Turin geschehen?

    PANTALONE: Ja, in Turin.

    BRIGHELLA: Ach, der arme Signore! Das tut mir furchtbar leid.

    PANTALONE Zu Brighella: Habt Ihr vielleicht den Sior Federigo Rasponi gekannt?

    BRIGHELLA: Natürlich hab ich ihn gekannt. Ich bin drei Jahre in Turin gewesen und habe auch seine Schwester gekannt. Ein gescheites und mutiges Mädchen; sie hat Männerkleider angezogen und ist zu Pferd geritten, und er hat seine Schwester über alles geliebt. Ach, wer hätte das jemals gesagt!

    PANTALONE: Ja, ja! Ein Unglück ist schnell geschehen! Aber sprechen wir nicht von traurigen Dingen. Wisst Ihr, was ich Euch jetzt sagen will, mein lieber Herr Brighella? Ihr zeigt Euch doch gern als Meister der Küche; nun möcht ich, dass Ihr uns ein paar Gerichte nach Euerm Geschmack zusammenstellt.

    BRIGHELLA: Da bin ich Ihnen gern zu Diensten. Und es sind keine leeren Worte, wenn ich behaupte, dass in meiner Wirtschaft noch jeder zufrieden gewesen ist. Es heißt allgemein, dass man nirgends so gut ißt wie bei mir. Sie sollen schon etwas Schmackhaftes bekommen.

    PANTALONE: Sehr gut. Aber auch eine Brühe, wisst Ihr, damit man das Brot eintunken kann. Es wird geklopft. Oho, man klopft. Schau mal nach, wer da ist, Smeraldina.

    SMERALDINA: Gleich. Geht und kommt wieder.

    CLARICE: Herr Vater, Ihr erlaubt doch.

    PANTALONE: Einen Augenblick, wir gehen gleich alle. Hören wir erst, wer da ist.

    SMERALDINA zurückkommend: Signore, draußen steht der Diener eines Fremden; er will Ihnen was ausrichten. Mir hat er nichts sagen wollen. Er will den Hausherrn persönlich sprechen.

    PANTALONE: Sag ihm, dass er hereinkommen soll. Dann hören wir schon, was er will.

    SMERALDINA: Ich lass ihn herein. Ab.

    CLARICE: Aber ich will doch lieber gehen, Herr Vater.

    PANTALONE: Wohin?

    CLARICE: Ich weiß nicht. In mein Zimmer.

    PANTALONE: Nein, Signora, nein. Ihr bleibt hier. Leise zum Dottore: Mir ist’s gar nicht recht, dass wir diese Brautleute jetzt schon allein lassen.

    DOTTORE leise zu Pantalone: Das ist weise und vernünftig.

    ERSTER AKT, ZWEITE SZENE

    TRUFFALDINO, SMERALDINA und DIE VORIGEN.

    TRUFFALDINO: Allen anwesenden Herrschaften meine ergebenste Reverenz! Ach, was für eine schöne Gesellschaft! Und was für eine schöne Unterhaltung!

    PANTALONE zu Truffaldino: Wer seid Ihr, mein Freund? Und was wünscht Ihr?

    TRUFFALDINO zu Pantalone, auf Clarice deutend: Wer ist denn diese reizende Signora?

    PANTALONE: Meine Tochter.

    TRUFFALDINO: Das freut mich.

    SMERALDINA zu Truffaldino: Und Braut ist sie auch.

    TRUFFALDINO zu Smeraldina: Das ist aber nett. Und wer sind Sie?

    SMERALDINA: Ich bin ihr Kammermädchen, Signore.

    TRUFFALDINO: Gratuliere.

    PANTALONE: Na, Sior, hört schon auf mit den Förmlichkeiten. Was wollt Ihr von mir? Wer seid Ihr? Wer hat Euch hergeschickt?

    TRUFFALDINO: Gemach, gemach; und nicht so aufgeregt. Drei Fragen auf einmal sind zuviel für einen armen Menschen.

    PANTALONE leise zum Dottore: Ich glaub, der Kerl ist ein Trottel.

    DOTTORE leise zu Pantalone: Ich halt ihn eher für einen Spaßvogel.

    TRUFFALDINO zu Smeraldina: Sind Euer Wohlgeboren die Braut?

    SMERALDINA seufzend: Oh, nein, Signore!

    PANTALONE: Wollt Ihr mir jetzt sagen, wer Ihr seid, oder wollt Ihr Euch wieder fortscheren?

    TRUFFALDINO zu Pantalone: Wenn Sie von mir nur zu erfahren wünschen, wer ich bin, dann ist das mit ein paar Worten abgetan. Ich bin der Diener meines Herrn. Sich an Smeraldina wendend: Also, um auf das Thema zurückzukommen …

    PANTALONE: Wer ist denn überhaupt Euer Herr?

    TRUFFALDINO zu Pantalone: Ein Fremder, der Sie besuchen will. Zu Smeraldina, wie oben: Über den Brautstand sprechen wir noch.

    PANTALONE: Wer ist dieser Fremde? Wie heißt er?

    TRUFFALDINO zu Pantalone: Ach, das ist eine lange Leier. Mein Herr ist der Sior Federigo Rasponi auc Turin, der Ihnen seine Hochachtung entbieten lässt und eigens hierhergekommen ist und unten steht und Ihnen das ausrichten lässt und darauf wartet, dass ich ihm Antwort bring. Sind Sie jetzt zufrieden? Wollen Sie noch was wissen? Alle bekunden ihr Erstaunen. Zu Smeraldina, wie oben: Kommen wir auf uns zurück.

    PANTALONE: So kommt doch her und sprecht mit mir! Was zum Teufel habt Ihr da gesagt?

    TRUFFALDINO: Und wenn Sie noch wissen wollen, wer ich bin: ich bin der Truffaldino Batocchio aus dem bergamaskischen Land.

    PANTALONE: Wer Ihr seid, interessiert mich nicht. Ihr sollt mir jetzt noch mal sagen, wer Euer Herr ist. Ich fürchte, ich hab nicht recht verstanden.

    TRUFFALDINO: Armer alter Mann! Wahrscheinlich ist er schwerhörig. Mein Herr ist der Sior Federigo Rasponi aus Turin.

    PANTALONE: Macht, dass Ihr weiterkommt, Ihr seid ja verrückt! Sior Federigo Rasponi aus Turin ist tot.

    TRUFFALDINO: Tot?

    PANTALONE: Natürlich ist er tot. Schade um ihn.

    TRUFFALDINO für sich: Teufel! Ob mein Herr tot ist? Ich hab ihn doch lebendig unten stehenlassen! Zu Pantalone: Sagen Sie das im Ernst, dass er tot ist?

    PANTALONE: Ich behaupte felsenfest, dass er tot ist.

    DOTTORE: Jawohl, es ist die Wahrheit. Er ist gestorben; daran ist nicht zu rütteln.

    TRUFFALDINO für sich: Ach, mein armer Herr! Bestimmt ist ihm was passiert. Zu Pantalone: Sie erlauben. Will sich verabschieden.

    PANTALONE: Sonst wollt Ihr nichts von mir?

    TRUFFALDINO: Wenn er tot ist, brauch ich sonst nichts mehr. Für sich: Ich will doch mal sehen, ob das stimmt. Geht und kommt dann wieder.

    PANTALONE: Für was sollen wir ihn jetzt halten? Für einen Schlaukopf oder für einen Narren?

    DOTTORE: Ich weiß nicht recht. Anscheinend hat er von beiden etwas.

    BRIGHELLA: Ich halt ihn eher für ein bisschen naiv. Er ist Bergamaske, und ich kann mir nicht denken, dass er ein Gauner ist.

    SMERALDINA: Witz hat er auch. Für sich: Er gefällt mir ganz gut, der kleine Schwarzkopf.

    PANTALONE: Aber was soll nun diese Geschichte mit dem Sior Federigo?

    CLARICE: Wäre er wirklich hier, dann wäre das eine allzu bittere Nachricht für mich.

    PANTALONE zu Clarice: So eine Ungereimtheit! Ihr habt doch ebenfalls die Briefe gelesen!

    SILVIO: Und wenn er auch lebt und hier ist, dann ist er doch zu spät gekommen!

    TRUFFALDINO zurückkommend: Ich muss mich recht sehr über die Herrschaften wundern. So behandelt man nicht arme Menschen. So hintergeht man nicht Fremde. Ehrenmänner benehmen sich nicht so. Und ich will Genugtuung dafür haben.

    PANTALONE für sich: Natürlich ist der verrückt! Zu Truffaldino: Was denn? Was hat man Euch denn angetan?

    TRUFFALDINO: Mir vorzumachen, dass der Sior Federigo Rasponi tot ist!

    PANTALONE: Na und?

    TRUFFALDINO: Na und: er

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