Diritas
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Über dieses E-Book
Die junge attraktive Katie ist Krankenschwester im Cesar Springs County Hospital. Als sie eines Abends vollkommen erledigt von der Arbeit kommt, passiert ihr etwas, das sie sicherlich so schnell nicht wieder vergessen wird. Der Fahrstuhl des Hauses, in dem sich ihr Apartment befindet, bleibt zwischen dem Vierten und Fünften Stockwerk stecken. Über die Notrufanlage ruft sie Hilfe beim Hausmeister. Dieser hat allerdings ganz eigene Pläne mit der jungen Frau!
Die Schwelle
Die 18-jährige Lucy leidet zusammen mit ihrem älteren Bruder unter der Tyrannei ihres Stiefvaters Paul. Als dieser stirbt, keimt neue Hoffnung in der jungen Frau auf. Sie glaubt, das nun endlich wieder ein normales Leben mit ihrer Mutter möglich ist. Da ahnt sie allerdings noch nicht, das mit Pauls Tod die Probleme noch viel größer werden. Denn seine Tyrannei beginnt jetzt erst richtig.
Social
Die 19-jährige Laura wächst in einem behüteten Umfeld auf. Nach dem Umzug aus der Kleinstadt Madison nach Los Angeles beginnt sie allerdings damit, sich immer mehr zurückzuziehen. Sie flüchtet sich in die virtuelle Welt und pflegt im Laufe der Zeit nur noch Kontakte über diverse Social Networks. In einem dieser Netzwerke lernt sie den User "Silverman" kennen, der durchaus ihr Interesse weckt. Laura findet immer mehr Gefallen daran, mit dem großen "Unbekannten" ihre persönlichen Grenzen auszutesten und gerät dabei in tödliche Gefahr.
Sixty
Irina wacht unter Schmerzen im Frachtraum eines Schiffes auf. Sie merkt schnell, dass sie brutalen Menschenhändlern zum Opfer gefallen ist. Trotz ihrer schlechten körperlichen Verfassung muss sie es schaffen, innerhalb einer Stunde das Schiff zu verlassen. Hat der Frachter nämlich erst einmal abgelegt, gibt es kein Entkommen mehr.
Vier gnadenlose Kurzgeschichten über verhängnisvolle Begegnungen, die das Leben für immer verändern. Enthalten sind alle Shorties von Lautwort inklusive der unveröffentlichten Geschichte "Sixty", erstmals als E-Book in einer Sammlung!
Andreas Breimeyer
Andreas Breimeyer ist 1975 in Essen geboren. Der Neuautor bezeichnet sich selbst als Entertainment-Schriftsteller, was er auch in seinen Geschichten zum Ausdruck bringen will. So besteht beispielsweise seine Kurzgeschichte "Social" zu 75% aus reinen Chatprotokollen. Ein weiteres Experiment ist die Kurzgeschichte "Sixty", die komplett in Echtzeit geschrieben ist. Beide Kurzgeschichten sind Bestandteil der Anthologie "Diritas", in der alle vier Geschichten des Autors enthalten sind. Andreas Breimeyer will sich nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen, schreibt aber bevorzugt in den Bereichen Thriller, Horror und Mystery.
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Buchvorschau
Diritas - Andreas Breimeyer
Inhaltsverzeichnis
Diritas - Vorwort
Elevator
Die Schwelle
Social
Sixty
Impressum
Diritas - Vorwort
Als ich vor fast genau einem Jahrzehnt mit dem Schreiben begonnen habe, war ich naiv und unerfahren. Schreiben war für mich eine Leidenschaft und ein Hobby, das fast nur im stillen Kämmerlein stattfand. Wie bei jedem normalen Schreiberling, der die Ergüsse des eigenen Geistes zu Papier bringt, war auch bei mir die Angst des Scheiterns ein ständiger Begleiter.
Lange hab ich gebraucht, um die Funktionalität des Schreibens richtig zu verstehen. Nach dem ersten Rückschlag folgten kreative Pausen, die sich teilweise über Jahre hinzogen. In dieser Zeit wächst die eigene Unsicherheit immer weiter und brodelt in einem, bis man dann schlussendlich zu sich selbst findet und seinen Weg macht. Umso mehr erfüllt es einen dann mit Stolz, wenn man seine ersten Gedankensammlungen veröffentlicht. Letzten Endes habe ich dies so gar geschafft, ohne meine eigenen Ansprüche aus den Augen zu verlieren.
Es war mir immer wichtig, zu experimentieren, Dinge auszuprobieren. Ich wollte Geschichten schreiben, die in dieser Form niemand schreibt.
Elevator
ist der Anfang gewesen und in seiner Art noch genretypisch verfasst. Die Schwelle
war eine Inspiration aus meinem Freundeskreis, wo ähnliche Ereignisse in abgewandelter Form stattgefunden haben sollen. Das fand ich spannend und schrieb darüber.
Social
war dagegen das erste richtige Experiment. Eine Geschichte, die zum Großteil aus Chatprotokollen besteht, fand ich aufregend, weil es viel Fantasie erfordert und der Leser einiges an Kreativitität einbringen muss. So stelle ich mir experimentelles Schreiben vor.
Sixty
ist diesbezüglich mindestens genauso aufregend, da es stilistisch eine neue Richtung einschlägt. Eine Geschichte in Echtzeit war nicht nur spannend in der Erstellung, sondern, so zumindest die Resonanz, auch aufregend zu lesen.
Das ich überhaupt heute in der Situation bin, diese Sammlung zu veröffentlichen, habe ich all denen zu verdanken, die in den letzten jahren nicht locker gelassen und immer an mich geglaubt haben. Diesen Menschen gilt mein besonderer Dank. Nur wegen euch existiert dieses Vorwort.
Danke!
Elevator
„Nicht einschlafen, Katie! Schlaf nicht ein, bevor du zuhause in deinem Bett liegst! Einschlafen ist jetzt eine ganz dumme Idee! Die Karre fährt sich eh schon schlecht genug, ohne das sie von einer übermüdeten Krankenschwester an einem Baumstamm geparkt wird! …….Na bitte, geht doch!"
Katie schmunzelte, als sie merkte, dass ihre Durchhalteparolen, die sie sonst nur während der Nachtschicht einsetzte, auch auf der Heimfahrt funktionierten. Sie bog mit dem Wagen in ihre Straße ein und wie bei jeder Heimkehr blickte sie nach oben auf das große Apartmenthaus, das von den Nachbarn und Einheimischen nur „Der Bunker" genannt wurde.
„Bunker? Scheißhaus triffts wohl eher!, dachte sich Katie, verdrehte kurz die Augen und führte ihren alten Ford mit ein paar gekonnten Schlenzern durch den Kreisverkehr direkt vor die Einfahrt zur Tiefgarage. Im Radio verabschiedete sich Don Rosenberg hastig von den Hörern seiner Spätnachrichten und nur Sekunden später trällerte auch schon das Intro der „Cesar Springs Nightline
durch die Lautsprecher des Kleinwagens.
Katie kannte die Sendung mittlerweile so gut wie auswendig; hatte sie doch in den letzten drei Wochen insgesamt neun Nachtschichten gemacht. Da kam ihr die Spätschicht heute richtig gelegen, auch wenn sie merkte, dass ihr Akku sich mittlerweile nicht mehr so richtig füllen wollte.
Die Schicht selber war heute angenehm ereignislos geblieben. Ein älterer Herr, der Katie mit seinem Erbrochenen zum Kleiderwechsel zwang, die üblichen kleinen Nuancen des neuen Krankenpflegers auf ihrer Station und gefühlte zwanzig Mal Kissen aufschütteln in Zimmer 109; also alles im erträglichen Rahmen. Und trotzdem fühlte sie sich platt, ausgelaugt und leer. Die ewigen Wechselschichten hatten viel Kraft gekostet und es wurde immer schwerer, die Füllstandsanzeige ihres Körpers wieder auf ein normales Maß zu bringen.
Das elektronische Absperrgitter der Tiefgarage quälte sich über zwei hydraulische Ketten wieder zurück Richtung Bodenverschluss, nachdem sie mit ihrem Wagen die Einfahrt passiert hatte. Katie umkurvte zwei breite Betonpfeiler, die von oben bis unten mit konfuser Sprayerkunst bedeckt waren und kam auf den Zentimeter genau in Parknische 17 zum Stehen. Sie drehte den Schlüssel in die Off-Position und das helle Licht des Radiodisplays verlor an Helligkeit, bis es schließlich komplett erlosch.
Katie stieg aus dem Auto und blickte sich noch einmal in der Tiefgarage um, bevor sie die Autotür abschloss und zum Fahrstuhl lief. Sie mochte die Tiefgarage nicht. Das hatte sie noch nie getan und wäre die Gegend nur etwas sicherer, hätte sie sogar einen Parkplatz vor dem Haus vorgezogen. Leider war die Wohnungslage in Cesar Springs nicht so rosig, als das man sich seine Heimat einfach hätte aussuchen können.
Katie kramte in ihrer Handtasche nach der Dose Pfefferspray, die allerdings in ihrem Spind im Krankenhaus ihr sinnloses Dasein fristete. Normalerweise vergaß sie das Spray nie irgendwo und ärgerte sich deshalb umso mehr darüber, dass es heute mal passiert war. „Na gut, dann muss es eben auch mal ohne gehen! Bist ja kein kleines Mädchen mehr!", dachte sich Katie, nickte zustimmend und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
Immer wieder beobachtete sie im Vorbeigehen die Zwischenräume der parkenden Autos, um bei einem Übergriff auch schnell genug reagieren zu können. Bisher war zwar noch nie etwas passiert, aber Katie ging trotzdem immer auf Nummer Sicher.
Als sie an der rostigen Tür des Fahrstuhls ankam, schnaufte sie erstmal tief durch und setzte eines ihrer Gewinnerlächeln auf. „Wieder mal ein Tag, wo mich kein Perversling erwischt hat!", dachte sie sich und grinste übers ganze Gesicht. Die Signallampe des Druckknopfes neben der Fahrstuhltür blinkte hektisch, als sie darauf drückte.
Auf der vergilbten Digitalanzeige leuchtete in kleinen roten Linien die Zahl „12 auf, verwandelte sich dann in eine „11
, aus der sich dann eine „10 formte. Bei „-1
angekommen öffnete sich die Tür des Aufzugs, begleitet von einem kurzen, schrillen Klingelgeräusch.
Katie betrat den Fahrstuhl, drückte den Knopf auf der langen Metallarmatur, der die Zahl „9" trug und machte einen Schritt hin zur Rückwand der Kabine. Sie beobachtete ganz genau den Parkbereich in der Tiefgarage, während die Türhälften sich quietschend aufeinander zubewegten.
Kurz bevor die Hälften der Tür sich trafen, sah sie durch den Spalt eine Person, die hinter einer der Betonsäulen hervorschaute. Katie zuckte zusammen und presste ihren Oberkörper mit einer ruckartigen Bewegung an die Rückwand der Fahrstuhlkabine. Sie schaute nach oben auf die Digitalanzeige über der Tür, als der Aufzug seinen Weg nach oben antrat. Die „-1 war in kürzester Zeit einer „0
gewichen und Katie atmete tief durch.
„Ok Baby, egal wer da unten in der Garage war, so schnell kommt er nicht durchs Treppenhaus nach oben, um vor dir an der Wohnungstür zu sein. Es gibt auch nur den einen Fahrstuhl im Haus. Also sei jetzt kein kleines Mädchen! Alles ist im Lack!", sagte Katie leise zu sich selbst, schloss kurz die Augen und atmete nochmal tief ein.
Als die „4 auf dem Display über der Tür gerade die wundersame Verwandlung zur „5
vollziehen wollte, geriet der Fahrstuhl leicht ins Ruckeln. Katie stützte ihre Hände auf den zermackten Holzgriff, der die Rückwand der Kabine waagerecht in zwei Hälften teilte. Einen kurzen Moment später hörte sie ein lautes Knacken und dann blieb der Fahrstuhl stehen.
Katie setzte den linken Fuß vor den Rechten, um nicht umzufallen, als der Aufzug mit einem kurzen energischen Ruck zum Stehen kam. Das Display flackerte hektisch zwischen einer „4 und einer „5
hin und her, während über der Armatur das Wort „Störung" in einem kleinen Plastikfenster aufleuchtete.
„Scheiße, das darf doch jetzt nicht wahr sein!", fluchte Katie lautstark und drückte zitternd auf den Knöpfen der Armatur herum.
„Ich kann vieles gebrauchen aber das hier gehört eindeutig nicht dazu!", sagte sie, während ihre Finger auf der Armatur Klavier spielten. Verzweifelt versuchte sie, den Aufzug mit Fluchereien und hektischem Fingerspiel zur Weiterfahrt zu bewegen. Nach mehren Minuten erfolglosen Drückens bemerkte sie, wie ihre Atmung langsam mühsamer wurde.
„Baby, du wirst doch jetzt hier keine Panikattacke bekommen oder sogar in Ohnmacht fallen? Du hast keine Angst in engen Räumen! Das weißt du doch, oder? Du wirst jetzt einfach den Hörer der Notrufanlage abnehmen, den verfluchten Hausmeister anrufen und schwups bist du wieder hier raus! Is doch ganz einfach!"
Katie hob den Hörer neben der Störungslampe ab und drückte hastig auf die Ruftaste darunter. Der Signalton setzte ein und Katie presste den Hörer gegen ihr Ohr. Nach zwei Tönen war erst ein lautes Knacken und danach eine tiefe Stimme zu hören. Katie blickte nach oben zur immer noch flackernden Anzeige auf dem Display.
„Hallo, hier ist Raymond!", sagte die tiefe Stimme und Katie spitzte die Lippen, um zu einem verzweifelten Hilferuf auszuholen.
„Mr. Burkes? Hi, hier ist Katie Fields aus Apartment 1507! Ich hab ein kleines Problem hier mit dem Aufzug, genauer gesagt steck ich zwischen dem vierten und fünften Stock fest. So sieht’s zumindest aus. Es geht mittlerweile schon seit fünf Minuten nicht mehr weiter und das macht mir ein bisschen Sorge! Hätten sie wohl die Güte, mich hier aus diesem Ding zu befreien?"
„Oh, Miss Fields! Schönen Guten Abend! So spät noch unterwegs?"
„Soll das ein Scherz sein? Ich war arbeiten, bin total übermüdet und will hier raus! Haben sie gehört, was ich ihnen grad gesagt habe?"
Katie fühlte eine leichte Wut in ihrer Stimme und versuchte schnell, diese etwas zu bremsen. Schließlich wollte sie ja etwas von diesem Raymond, der schon seit fast zwanzig Jahren als Hausmeister im „Bunker" arbeitete.
„Natürlich hab ich ihnen zugehört, Miss Fields! Schöne Frauen sollte ein Mann nie ignorieren!", sagte er mit einem Lachen in der Stimme. Katie verdrehte etwas ungläubig die Augen, fasste sich mit der freien Hand an ihre Stirn und strich ihre langen blonden Haare wieder zurück in eine akurate Position.
„Hören sie bitte, Mister Burkes! Ich stecke im Aufzug fest und möchte gerne wieder hier raus. Ob es wohl möglich wäre, das sie ihrer Pflicht als Hausmeister nachkommen und mich befreien? Den Smalltalk können wir danach gerne immer noch halten, nur jetzt möchte ich nur eins; Hier raus!"
„Oh selbstverständlich, Miss Fields! Wie dumm von mir! Ich hatte vergessen, dass es in einem Fahrstuhl zwischen zwei Etagen sicher nicht wirklich angenehm ist. Entschuldigung dafür, Miss Fields! Oder darf ich sie >Katie< nennen, so wie die Leute auf ihrer Etage es auch machen?"
Katie schloss genervt die Augen und ließ den Kopf etwas nach unten sacken.
„Von mir aus nennen sie mich >Katie
„Ich könnte sie natürlich auch >Prinzessin< nennen, so wie ihr Freund es immer gemacht hat, wenn ihr allein wart! Wie wäre denn das?"
Katie hielt den Hörer vom Kopf weg und schaute ihn fragend an. Sie dachte, sie hätte sich verhört und fragte nochmal nach.
„Was haben sie gerade gesagt, Mister Burkes?"
„Oh, bitte nennen sie mich Raymond! Wir kennen uns ja schließlich schon recht gut und da ist es doch normal, den anderen beim Vornamen zu nennen!" sagte Raymond in einem Ton, der Katie erneut auf den Hörer starren ließ.
„Okay, Raymond! Würden sie mich jetzt bitte hier rausholen! Ich habe Angst in engen Räumen und sie können sich sicherlich vorstellen, das es deshalb hier keine besonders prickelnde Situation für mich ist!"
„Das könnte ich natürlich machen!", sagte Raymond mit einem süffisanten Lächeln.
„Oder wir unterhalten uns einfach noch ein bisschen weiter. Es ist doch gerade ein so schönes Gespräch! Wann haben wir denn schon mal die Gelegenheit, uns so nett zu unterhalten?"
Katie schaute ungläubig in alle Richtungen, bevor sie den Hörer in beide Hände nahm und ihn möglichst nah an ihren Mund presste.
„Jetzt hören sie mir mal gut zu, Raymond! Ich stecke in diesem scheiß Fahrstuhl fest und das nach einer Spätschicht im Krankenhaus, total übermüdet und entkräftet. Ich habe Platzangst und Kopfschmerzen. Sie werden jetzt den Generalschlüssel oder sonst was holen, womit sie den Fahrstuhl wieder zum Laufen bringen können. Und dann werden sie ihre verfluchte Pflicht als Hausmeister tun und mich befreien! Ich dreh sonst hier drin noch durch!"
Normalerweise war Katie mit ihren 160 Zentimetern eine ruhige und zurückhaltende Frau Anfang Zwanzig. Aber in Extremsituationen, von denen es bei ihr genug gab, konnte sie recht aufbrausend sein. Immer wenn sie sich dabei ertappte, war ihr das aber ziemlich unangenehm, so dass sie sich selbst bei Freunden immer als eine „Chronische Entschuldigerin" bezeichnete.
In der jetzigen Situation allerdings war es Katie vollkommen egal, ob Raymond sich gekränkt oder verletzt fühlte. Sie verspürte Panik und Raymond sollte sie ebenfalls spüren, um den Ernst dieser Situation zu verstehen.
Als sie erneut den Hörer ans Ohr hielt, fiel ihr plötzlich ihr Handy ein. Sie konnte