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So wie lila Wolken ...
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eBook1.388 Seiten19 Stunden

So wie lila Wolken ...

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Über dieses E-Book

Es ist der Weihnachtsabend, an dem Christinas Welt zum Einsturz kommt und ihr Leben, wie sie es gekannt hat, in tausend Scherben zerbricht. Verletzt und vollkommen am Ende flüchtet sie daraufhin aus ihrer Heimatstadt London, um zu ihrer besten Freundin Clarissa zu reisen, die mit ihrem Mann seit vier Jahren in Lake Havasu City lebt. Dort angekommen trifft sie jedoch als erstes auf Edward Harper, einen bekannten Frauenhelden und Draufgänger, der ihr zwar den letzten Nerv raubt, dessen Hilfe sie aber dennoch nicht ausschlagen kann. Mit seiner lockeren Art und seinem erfrischenden Humor schafft Eddie es nach und nach, Christinas Vertrauen zu gewinnen und Gefühle in ihr wieder zu beleben, die sie eigentlich nie wieder hatte fühlen wollen. Doch auch Eddie selbst verfällt dem kühlen Charme der Engländerin immer mehr und merkt schon bald, dass sie ihm tiefer unter die Haut geht als ihm lieb ist. Beide müssen sich also schon bald fragen, was sie wirklich voneinander wollen und ob sie der Liebe, die völlig unerwartet kam, eine Chance geben wollen. Einer Liebe, die nicht nur von Christinas Problemen bedroht wird, die sie immer noch belasten und im Hintergrund lauern, sondern auch von einer Frau, die nicht zulassen will, dass eine andere Eddie bekommt und sogar bereit ist, dafür zu töten. Ist Christina also mutig genug, ihre Dämonen zu besiegen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und ihre Zukunft vertrauensvoll ins Eddies Hände zu legen? Und ist Eddie stark genug, Christina vor allen Gefahren zu beschützen und ihr gemeinsames Leben zu retten?
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum15. Nov. 2017
ISBN9783740737955
So wie lila Wolken ...
Autor

A.B. Mars

A.B. Mars wurde 1988 in einem kleinen Ort in Niederbayern geboren, wo sie noch heute mit ihrer Familie lebt. Schon früh in ihrem Leben zeigte sie großes Interesse an Geschichten und Büchern und begann auch schon in sehr jungem Alter eigene Geschichten zu schreiben. 2009 nahm sie ihren ersten eigenen Roman in Angriff, der einige Jahre später unter dem Titel "So wie roter Sand" erschienen ist. Die "Stein des Lebens"-Trilogie ist bereits ihre dritte Buchreihe, die mit diesem Buchtitel ihren fulminanten Abschluss nimmt.

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    Buchvorschau

    So wie lila Wolken ... - A.B. Mars

    hatte.

    Kapitel 1

    Lake Havasu City war eine moderne amerikanische Stadt mit idyllischem Flair, erbaut am Ufer eines tiefblauen, glitzernden Sees, gelegen in einer Wüstengegend und umgeben von Meilen von rotem Sand. Die Palmen, die sich im Wind leicht bogen und den Eindruck von ewigem Sommer vermittelten, waren ein wahrer Blickfang, die Parks, die mit sattem Grün und alten, robusten Eichenbäumen bestachen, luden zum Verweilen ein, und der Lake strahlte eine Ruhe und Gemütlichkeit aus, die tiefen inneren Frieden gab. Die Häuser gebaut aus rotem Backstein oder grauem Sandstein trugen ebenso zur Idylle von Lake Havasu City bei, wie die Menschen, die einem freundlich und hilfsbereit begegneten und immer Zeit für ein kurzes Gespräch auf der Straße hatten, wenn man sich begegnete.

    So hatte ihre Freundin Clarissa einst die Stadt beschrieben, als sie hierhergekommen war, um ein Buch über eine außergewöhnliche Frau zu schreiben, die aus London geflüchtet war, um sich hier ein neues Leben aufzubauen. Und zumindest in den meisten Punkten hatte sie Recht gehabt, musste Christina zugeben, während sie langsam auf die Stadt zufuhr, die nun immer schneller näher kam. Schon als sie mit dem Flugzeug über die Stadt geflogen war und Christina aus dem Fenster gesehen hatte, hatte sie sich einen ersten Eindruck machen können und war fasziniert gewesen von dem Flair, der diesen Ort umgab. Es war eine typische amerikanische Stadt, sehr unkonventionell mit ihren scheinbar bunt zusammengewürfelten Gebäuden, die nicht den Schick hatten, den ihre Heimatstadt London mit seinen alten Gebäuden verströmte. Andrerseits war London grau und durch das schlechte Wetter wirkte es oft trist und verstaubt, was man von diesem Städtchen nicht behaupten konnte. Die Sonne strahlte heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, von einem wolkenlosen, blauen Himmel und die Temperaturen betrugen immer noch gut über zehn Grad plus, wovon sie zu Hause in England im Moment nur träumen konnten. In London hatte es gestern vor ihrem Abflug eher zehn Grad minus gehabt. Dennoch, trotz all dieser positiven Eigenschaften dieses Städtchens, konnte sich Christina im Augenblick noch nicht vorstellen, was an dieser Stadt so schön und faszinierend sein sollte, dass ihre Freundin sich vor über drei Jahren entschieden hatte, für immer hier zu bleiben.

    Ja, es war fast vier Jahre her, dass ihre Freundin hier in diese Stadt gekommen war, um sich den Traum eines eigenen Buches zu erfüllen. Fast vier Jahre war es her, dass sie ihre Freundin zu Hause in London umarmt und am Flughafen verabschiedet hatte, um sie hierher zu schicken, damit sie endlich eine richtige Buchautorin werden konnte. Und keiner von ihnen hatte damit gerechnet, dass ihre Freundin hier ihren Traummann finden, sich unsterblich verlieben und am Ende ganz hierbleiben würde. Doch genau das war eingetreten. Und mittlerweile war Clarissa Emily Miller nicht nur erfolgreiche Buchautorin, die mit ihren beiden Büchern Millionen begeistert und sicher auch Millionen verdient hatte, sondern sie war auch verheiratet, Mutter eines wunderschönen, kleinen Mädchens und sie erwartete ihr zweites Kind, das in den nächsten Tagen das Licht der Welt erblicken sollte.

    Sie war definitiv eine Frau, die vom Leben gesegnet war.

    Christina seufzte tief und besah sich die Gebäude, die nun links und rechts an ihr vorüberzogen.

    Auch wenn ihre Freundin mit der Beschreibung der Stadt den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, so hoffte Christina doch vor allem, dass Clarissas Beschreibung von den Menschen in der Stadt stimmte, und diese freundlich und hilfsbereit seien, da sie keinen Peil hatte, wie sie Clarissa sonst finden konnte. Sie hatte natürlich die Adresse ihrer besten Freundin, wusste von Fotos, wie das Haus aussah, in dem Isa mit ihrem Mann lebte, doch diese Adresse, dieses Haus hier in dieser doch nicht allzu kleinen Stadt zu finden, würde sich sicher als schwierig gestalten, wenn sie nicht etwas Schützenhilfe bekäme. Zu diesem Punkt käme im Moment allerdings erschwerend hinzu, dass es kurz nach zehn Uhr vormittags am ersten Weihnachtsfeiertag war und die meisten Einwohner wohl im Moment gemütlich in ihrem warmen Zuhause saßen und Bescherung mit ihrer Familie feierten, was ihre Chancen auf Hilfe erheblich sinken ließ. Aber hatte sie ihrer Freundin nicht immer gepredigt die Hoffnung nie aufzugeben?

    Schnaubend fuhr sie weiter durch die Stadt und stieg augenblicklich auf die Bremse, als sie den Laden erblickte, von dem Clarissa ihr schon so oft erzählt hatte. Marie´s Dream. Der Mode- und Accessoireladen von Anna Williamson, ehemals Suzanna Elizabeth Avery, wegen der Clarissa damals den Weg hierher angetreten hatte. Anna war die Frau, über die Clarissa ihr erstes Buch geschrieben hatte. Und Anna war mittlerweile eine der besten Freundinnen von Clarissa, was Christina nicht immer leicht fiel zu akzeptieren. Sie hatte sich in den letzten Jahren mehr als einmal ausgeschlossen und aufs Abstellgleis gestellt gefühlt, wenn Isa erzählt hatte, was sie mit Anna und deren Familie alles unternahm. Was im Endeffekt kein Wunder war, da Annas Ehemann seit jeher der beste Freund von Clarissas Ehemann war.

    Christina fuhr an den Straßenrand, um sich den Laden genauer zu besehen und stieg schließlich sogar aus, als sie eine Kreation im Schaufenster erblickte, die ihre Augen zum Glänzen brachte. Das rote, raffiniert geschnittene Kleid im Schaufenster mit der passenden Tasche und der farblich abstechenden Kette bot eine Kombination, der sie, eine Frau, die schöne und elegante Klamotten über alles liebte, kaum widerstehen konnte, und unwillkürlich merkte sie, wie sie eine gewisse Bewunderung für Anna empfand. Diese Frau musste wirklich eine glückliche Frau sein, wenn sie sich tagtäglich mit so vielen schönen Sachen umgeben konnte.

    Gerade als sie noch einmal einen sehnsüchtigen Blick auf das Kleid und die Tasche werfen wollte, ging die Türe des Ladens plötzlich auf und ein Mann trat auf die Straße, sein Handy am Ohr und ein breites Grinsen im Gesicht.

    „Nein, Anna, das war doch überhaupt kein Problem. Ja, ich bringe es einfach später bei euch vorbei. Natürlich, mach dir keinen Kopf. Genieß die Bescherung mit deiner Familie und sag Mike und den Kindern schöne Grüße. Ja, Dana und Joe kannst du auch grüßen. Wieder lachte er und Christina beschloss, lieber den Rückzug anzutreten. „Wir sehen uns später, ok. Ich umarme dich, Chefin. Bye.

    Der Mann, der blondes Haar hatte, das ihm locker in die Stirn fiel und von dunkleren Strähnen durchzogen war, nahm nun einen Schlüssel in die Hand und sperrte die Ladentüre ab. Dann schob er den Schlüssel in die eine Tasche seiner gutsitzenden Jeans und sein Handy in die andere, bevor er sich umdrehte und sie erblickte. Und erst, als seine tiefbraunen Rehaugen auf ihre eigenen Augen trafen, die die Farbe von Lavendel hatten, bemerkte sie, dass sie sich keinen Zentimeter bewegt hatte, seit er aus dem Laden getreten war.

    „Ha….Hallo." Christina fragte sich, warum sie plötzlich so nervös war.

    Warum der Anblick des fremden Mannes sie so nervös machte.

    „Hallo. Kann ich Ihnen helfen?" Der Blonde trat freundlich auf sie zu und schenkte ihr ein Lächeln.

    „Nein. Nein. Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe mir nur gerade dieses Kleid angesehen.

    „Gefällt es Ihnen?", fragte der Mann ganz unverblümt.

    „Ja. Ihr Blick war etwas verwirrt. „Ja, ich finde es sehr schön.

    Seine braunen Augen glitten über sie. „Es würde auch sicher sehr schön an Ihnen aussehen."

    „Ich….das….ja, vielleicht." Christina versuchte, tief Luft zu holen, merkte aber, dass sich etwas in ihrem Inneren dagegen sträubte.

    „Sie sollten am Montag wiederkommen, wenn das Kleid Ihnen so gut gefällt.", meinte er. „Diese Woche haben wir wegen den Feiertagen leider geschlossen. Aber am Montag öffnet Marie´s Dream wieder ganz normal."

    „Ja, vielleicht mache ich das.", antwortete sie.

    „Fein, ich freue mich. Wieder zeigte er dieses Lächeln, das schon beinahe ein wenig unverschämt war. „Wenn ich Ihnen bei weiter nichts helfen kann, mache ich mich mal auf den Weg.

    „Natürlich." Sie sah ihm zu, wie er grüßend den Kopf neigte und sich danach umdrehte, um davon zu schlendern.

    Er war schon ein ganzes Stück entfernt, als ihr plötzlich der Zettel mit der Adresse von Clarissa in ihrer eigenen Gesäßtasche einfiel und sie sich blitzschnell entschied, ihr Glück bei dem Mann zu versuchen. Schließlich war er aus dem Laden von Anna Williamson gekommen und könnte deshalb Clarissa kennen.

    „Moment, bitte! Sie rief ihm nach und lief ihm ein Stück entgegen, als er sofort stehen blieb und sich wieder umwandte. „Vielleicht können Sie mir doch noch helfen.

    „Ja?" Er hakte seine Daumen in die Vordertaschen seiner Jeans und stellte sich abwartend hin.

    Christina ließ einen Blick über seinen schlanken Körper gleiten, der wirklich wahnsinnig gut in Szene gesetzt war in diesen ausgewaschenen Jeans und der Lederjacke, die beinahe die Farbe seiner Augen hatte. „Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich diese Adresse finde?" Sie zog den Zettel aus ihrer Tasche und reichte ihn ihm.

    Der Blonde nahm ihn entgegen und besah sich die Adresse. Schmunzelnd hob er den Kopf. „Natürlich kann ich Ihnen das sagen. Allerdings werden Sie dort heute niemanden antreffen."

    Christina runzelte die Stirn. „Wieso nicht?"

    „Weil Mr. und Mrs. Perry heute anderweitig beschäftigt sind. Ja, sein Grinsen war eindeutig unverschämt. „Haben Sie einen Termin mit Mr. Perry? Sind Sie hier, um sich ein Haus oder eine Wohnung anzusehen?

    „Nein., widersprach sie. „Ich habe keinen Termin mit Mr. Perry. Und ich will auch kein Haus und keine Wohnung ansehen.

    „Ach. Er verlagerte sein Gewicht, was auf sie seltsamerweise eine provozierende Wirkung hatte. „Dann wollen Sie zu Mrs. Perry? Sind Sie ein Fan von ihr?

    „Nein, bin ich nicht." Entschieden schob sie ihr Kinn vor.

    „Dann sind Sie eine Reporterin?"

    „Sehe ich etwa so aus?"

    Der Mann zog die Augenbrauen hoch. „Ich denke, die Reporterinnen von heute werden auch immer heißer."

    Christina kniff die Augen zusammen. „Ich bin eine Freundin von Clarissa Perry. Und um genau zu sein, kenne ich sie mit Sicherheit länger und besser als sie Jungspund."

    „Holla. Seine Mundwinkel zuckten. „Sie sind Engländerin, nicht wahr?

    „Was dagegen?" Sie verschränkte die Arme.

    Er lächelte. „Nur Engländerinnen können so kühl, beinahe schon eisig werden, wenn man sie wütend macht."

    „Dann müssen Sie ja oft von Engländerinnen in die Schranken gewiesen worden sein."

    Sein Grinsen wurde noch breiter. „Edward Timothy Harper. Er streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin ein guter Freund von Clarissa.

    Nun betrachtete ihn Christina genauer. „Edward Timothy Harper? Sie sah wieder in seine braunen Augen, sein Gesicht, das man durchaus als männlich markant bezeichnen konnte, auch wenn es einen wahnsinnigen jugendlichen Charme versprühte, und auf sein Kinn, das mit dem Grübchen in der Mitte einen draufgängerischen Eindruck vermittelte. Seine Nase war zwar lange und gerade, passte aber zu dem Gesamtbild, wenn man seinen ausgeprägten Mund mit der überaus verführerischen Unterlippe betrachtete, die ihm beinahe schon einen schmachtenden Anblick verlieh. Hätte er früher gelebt, so hätte sie sagen können, er hätte ein Gesicht wie ein griechischer Gott. Da er heute lebte, zählte er wohl zu den männlichen Wesen, denen zahllose Frauen zu Füßen sanken, wenn er ihnen nur ein kleines Lächeln und einen kurzen Blick schenkte. Vor allem, da er auch körperlich alles andere als schlecht gebaut war. „Sie sind Eddie?

    Da war es wieder, dieses Grinsen, das jedes Frauenherz höher schlagen ließ.

    „Ja, so nennen mich meine Freunde. Und da Sie davon wissen, muss Ihnen Clarissa von mir erzählt haben."

    „Ja, das hat sie tatsächlich. Christina schüttelte den Kopf. „Aber irgendwie habe ich Sie mir anders vorgestellt.

    „Tatsächlich. Er kam ein Stück näher. „Wie denn?

    „Ich warne Sie. Christie trat einen Schritt zurück. „Wagen Sie es nicht, Ihre Verführungskünste an mir auszuprobieren.

    „Oh, ich hätte nichts dagegen. Bevor sie reagieren konnte, hatte er eine Strähne ihres blonden Haares in die Hand genommen und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Ist diese Farbe echt?

    „Finger weg., verlangte sie und trat noch weiter zurück. „Und ja, das ist sie.

    „Sehen Sie, das wiederum liebe ich an den Engländerinnen.", sagte Eddie.

    „Diese Farbe findest du bei amerikanischen Frauen nur, wenn sie gefärbt sind. Wenn eine Amerikanerin solch helles, blondes Haar hat, ist es meist künstlich."

    „Die Farbe nennt sich Platinblond oder einfach nur Hellblond.", meinte sie.

    „Und für meine Wurzeln kann ich nichts."

    „Ich finde es jedoch schön, dass sie Ihr Haar so natürlich lassen. Er sah sie an. „Und ich finde es sexy, wie Sie es tragen.

    Schön langsam reichte es Christina. „Wollen wir jetzt über meine Haare reden oder sagen Sie mir lieber, wo ich meine Freundin finden kann?"

    Eddie musste wieder schmunzeln. Diese Engländerin gefiel ihm beinahe noch besser, als seine beste Freundin vor so vielen Jahren. „Wenn Sie mich mitnehmen, zeige ich es Ihnen sogar."

    „Wie bitte?"

    Ihre Fassungslosigkeit amüsierte ihn beinahe noch mehr. „Ich wollte sowieso gerade zu Clarissa. Und bevor ich Ihnen umständlich beschreibe, wie Sie sie finden, nehmen Sie mich doch einfach mit und ich zeige es Ihnen persönlich."

    „Sie machen wohl Witze?" Ihre Empörung war echt und einen Moment fragte sich Eddie, warum ihm das so gut gefiel.

    „Sehr oft und sehr gerne. Aber nicht in diesem speziellen Fall."

    „Ich soll Sie also mitnehmen?"

    „Natürlich., meinte er. „Und ich sehe wohl kaum aus wie ein Frauenmörder, den man nicht im Auto mitnehmen soll.

    „Nein, das wohl kaum. Sie warf noch einmal einen Blick auf ihn, fuhr sich dann durchs Haar und seufzte. „Also gut. Dann kommen Sie mit.

    Mit aufreizenden Hüftbewegungen stöckelte sie ihm voran zum Auto, stieg ein und steckte den Schlüssel ins Schloss, ohne ihn groß zu beachten, als er sich auf den Beifahrersitz gleiten ließ.

    „Sie müssen wenden. Die Abzweigung, die wir nehmen müssen, ist ein Stück weiter runter."

    Sie nickte, ließ den Wagen an und wendete geschickt in der Einfahrt neben dem Laden.

    „Sie haben mir übrigens immer noch nicht gesagt, wie Sie heißen." Eddie betrachtete sie von der Seite.

    „Können Sie das nicht erraten?"

    Sein Lächeln war anerkennend. „Sie meinen, weil Clarissa mir bestimmt von ihrer Freundin aus London erzählt hat?" Er lehnte sich bequem zurück.

    „Nun, ich denke, Sie sind Christina. Aber ich wüsste gerne Ihren vollen Namen."

    „Wieso? Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. „Weil Sie mir verraten haben, dass Sie Edward Timothy Harper heißen?

    „Vielleicht. Nach dieser Kreuzung müssen sie rechts.", informierte er sie.

    „Was ist das überhaupt für ein Name? Sie wandte sich ihm leicht zu, als die Ampel auf Rot schaltete. „Edward Timothy Harper. Wollten Ihre Eltern Sie mit diesem Namen strafen?

    „Nein. Obwohl er verstimmt hätte sein müssen, spürte er ein Lachen in sich aufsteigen. „Ich denke, meine Eltern haben mich so genannt, weil auch mein Vater schon Edward heißt. Und Timothy hieß mein Großvater.

    „Also, ich fand diesen Brauch ein Kind nach dem Vater oder dem Großvater zu benennen schon immer scheiße. Sie gab wieder Gas, als die Ampel umschaltete. „Ich meine, Ihre Eltern haben Sie damit doch bestimmt zum Opfer für jegliche Hänseleien in der Schule gemacht.

    „Nicht, dass ich wüsste."

    „Oh bitte. Sie musste lachen. „Sie waren doch bestimmt für alle E.T.

    „E.T.?" Er sah sie überrascht an.

    „Wollen Sie mir wirklich sagen, dass niemand je darauf gekommen ist, dass die Abkürzung für Ihre beiden Vornamen E.T. ist? Sie machte eine erklärende Handbewegung. „Sie sind E.T., der Außerirdische.

    „Das scheint Sie ja köstlich zu amüsieren. Er schüttelte den Kopf. „Im Kreisverkehr müssen Sie die dritte Ausfahrt nehmen.

    „Was ist? Habe ich Sie jetzt etwa beleidigt?", fragte sie, als er nichts weiter sagte.

    „Nein. Er sah aus dem Fenster. „Aber ich muss sagen, ich bin etwas angefressen, dass nicht einmal ich bemerkt habe, dass ich eigentlich ein Alien bin.

    Jetzt musste sie lachen. „Ernsthaft? Darauf ist nie jemand gekommen?"

    Er hob seine Hand. „Ich schwöre es. Er zeigte aus dem Fenster. „Da vorne wieder rechts.

    „Das ist ja echt schräg. Sie folgte seiner Anweisung und sah sich um. „Wo sind wir hier?

    „Verraten Sie mir endlich Ihren Namen, dann verrate ich Ihnen, wo wir sind."

    „Sehr witzig." Sie suchte sich einen Parkplatz und stellte den Wagen ab.

    „Ich höre."

    Sie seufzte. „Ich heiße Christina Cullen."

    „Ernsthaft? Nun war er es, der lachte. „Christina Cullen?

    „Ja, und jetzt bitte keine Blutsauger-Vergleiche."

    „Sie heißen wie diese Vampir-Familie aus der Twilight-Saga? Er schüttelte wieder den Kopf. „Und dann ziehen Sie mich auf, weil ich ein Außerirdischer bin?

    „Meine Eltern heißen so. Sie nahm ihre Tasche vom Rücksitz. „Also, was kann ich dafür?

    Eddie zuckte die Schultern. „Was kann ich für meinen Namen?"

    „Ok, das ist lächerlich. Sie stieg aus. „Wollen Sie mir nicht endlich sagen, wo wir sind?

    „Das werden Sie sicherlich gleich selbst erraten. Er stieg ebenfalls aus und kam auf ihre Seite. „Kommen Sie. Es geht da entlang.

    Ein wenig missmutig folgte sie ihm, da sie sich aber nicht abhängen lassen wollte, glich sie ihren Schritt seinem an.

    „Haben Sie eigentlich auch einen zweiten Vornamen?", fragte Eddie, als sie neben ihm erschien.

    Sie verdrehte die Augen. „Ja, habe ich."

    „Wie lautet der?"

    „Sie nerven, wissen Sie das?"

    „Das haben mir schon mehrere Leute gesagt. Er grinste. „Ich gebe keine Ruhe, bis ich es weiß.

    „Dorothea.", verkündete sie deshalb.

    „Dorothea." Er ließ es sich auf der Zunge zergehen.

    „So hieß meine Großmutter väterlicherseits.", musste sie zugeben.

    „Erwischt. Schon wieder erschien dieses unverschämte Grinsen in seinem Gesicht. „Christina Dorothea. C.D. Auch nicht schlecht.

    „Naja, ich spiele wenigstens schöne Musik im Gegensatz zu Ihnen. Sie blieb stehen, als sie das Gebäude erreichten, vor dem sie geparkt hatten. „Lake Havasu City Hospital. Sie wandte sich ihm zu. „Das ist ein Krankenhaus."

    „Richtig." Er ging einfach weiter.

    „Was zum Teufel tun wir in einem Krankenhaus?" Christina rannte ihm nach.

    „Wir besuchen Clarissa." Er grüßte die Krankenschwester, die an der Anmeldung saß.

    „Wir…" Sie warf kurz einen Blick zur Anmeldung und folgte ihm danach.

    „Clarissa ist im Krankenhaus? Aber….aber warum? Was ist passiert? Hatte sie einen Unfall?"

    „Nein." Er stieg in den Aufzug und drückte den Knopf für den vierten Stock.

    „Was dann? Wieso ist Clarissa hier?"

    Er deutete auf die Legende, die im Aufzug hing und die verschiedenen Stationen in den sechs Stockwerken beschrieb. „Stockwerk vier, Station zwei."

    Christina drehte sich um und las, was dort stand. „Geburtsstation. Ihr Blick kehrte zu ihm zurück. „Das Baby ist schon da? Clarissa hat ihr Baby bekommen?

    Eddie nickte. „Die Wehen haben wohl gestern schon eingesetzt. Das Mädchen kam heute am frühen Morgen zur Welt. Jack hat vor knapp zwei Stunden die frohe Botschaft per E-Mail an alle Verwandten und Freunde verschickt."

    „Und….und….geht…geht es Clarissa gut? Und dem Baby? Geht es dem Baby auch gut?", wollte Christie aufgeregt wissen.

    „Laut Jacks Worten schon. Er sah sie an. „Aber schließlich sind wir nun hier, um uns selbst davon zu überzeugen, nicht wahr?

    „Ja, das….ja. Sie fuhr sich durchs Haar. „Mann, damit hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet.

    Eddie zuckte die Schultern. „Babys kommen immer dann, wenn man am wenigsten mit ihnen rechnet. Er stieg aus dem Aufzug, als dieser anhielt und die Türen sich öffneten. „Ah, Kelly. Edward winkte der Krankenschwester, die gerade mit einem Säugling auf dem Arm über den Flur lief.

    „Eddie, was machst du denn hier?" Sie wandte sich ihm erfreut zu und ihre Augen hatten diesen besonderen Glanz, bei dem Christina die Lippen kräuselte.

    „Ich möchte Clarissa besuchen. Clarissa Perry. Sie hat heute Morgen ein Mädchen bekommen. Weißt du, wo sie liegt?"

    „Clarissa Perry. Die Frau mit dem eindeutig wasserstoffblonden Haar überlegte einen Augenblick. „Ich glaube, sie müsste in Zimmer fünfundzwanzig liegen. Sie warf ihm einen strahlenden Blick zu. „Ja, wenn sie heute Morgen ein Mädchen bekommen hat, dann Zimmer fünfundzwanzig."

    „Danke." Eddie küsste sie kurz auf die Wange und winkte dann Christina mit sich.

    „Eine Ihrer Verehrerinnen?", fragte diese unverblümt.

    „Nein. Nur eine alte Freundin." Er marschierte ohne falsche Scham voran.

    „Und wie viele alte Freundinnen gibt es hier in dieser Stadt?"

    „Wieso? Vor dem Zimmer mit der Nummer fünfundzwanzig blieb er stehen. „Haben Sie vor, auch eine dieser Freundinnen zu werden?

    „Ich? Nein., protestierte sie sofort. „Nein, natürlich nicht. Sie drängte sich an ihm vorbei, klopfte an und trat ohne einen weiteren Blick auf Eddie in das Krankenzimmer.

    Das erste, was ihr auffiel, war, wie glücklich ihre beste Freundin aussah, die in einem großen Krankenbett auf der linken Seite des Zimmers saß und ein kleines Bündel in den Armen hielt. Das zweite war der Ehemann ihrer besten Freundin, der neben Clarissa auf dem Bett saß, den Arm zärtlich um sie gelegt hatte und sie gerade sanft auf die Schläfe küsste, als Christina ins Zimmer trat. Für einen Augenblick blieb Christina wie erstarrt stehen, während sie das Pärchen sehnsüchtig betrachtete, das vollkommen versunken wirkte und nicht einmal bemerkte, dass sie Besuch bekommen hatten. Dann drängte sich jedoch Eddie an ihr vorbei, riss sie so aus ihrer Starre und das Pärchen aus ihrer Versunkenheit, indem er an ihr Bett trat.

    „Hallo, du wunderschöne frischgebackene Mami. Er küsste Clarissa liebevoll auf die Wange und strich ihr übers Haar. „Wie geht es dir und der Kleinen?

    „Hallo, Eddie. Clarissa strahlte ihn glücklich an. „Es geht uns hervorragend.

    „Nun, das sieht man auch. Ohne zu fragen, nahm er Clarissa das Baby aus den Armen und legte es sich selbst in die Armbeuge. „Das ist ja eine richtige kleine Herzensbrecherin.

    „Naja, vor ein paar Stunden war das noch nicht zu vermuten." Jack grinste.

    „Na, sollte sie dir gleichen, wird das auch nicht eintreten." Eddie grinste zurück.

    „Also bitte, wie redet ihr denn über meine Tochter.", meinte Clarissa scheinbar empört.

    „Entschuldige. Eddie küsste sie wieder auf die Wange. „Ich habe dir auch jemanden mitgebracht.

    „Du hast mir jemanden mitgebracht?"

    „Ja." Eddie trat ein Stück zur Seite, sodass die Sicht auf Christina frei wurde.

    „Allerdings scheint dein Besuch eine Art Schockstarre erlitten zu haben."

    Clarissa bekam ganz große Augen, als sie ihre Freundin aus London erblickte. „Christina?"

    „Hey, Isa. Nun eilte Christina ans Bett ihrer Freundin und nahm sie fest in die Arme. „Überraschung.

    „Gott, Christie, ist das schön, dich zu sehen. Clarissa schlang die Arme fest um Christina und diese spürte, wie ihr die Tränen in die Augen zu steigen drohten. „Was machst du denn hier?

    „Ich wollte dich überraschen. Die Lektorin löste sich langsam von der frischgebackenen Mutter. „Ich dachte, ich mache dir dieses Jahr mal ein etwas anderes Weihnachtsgeschenk und greif dir ein wenig unter die Arme, in den letzten Tagen deiner Schwangerschaft. Sie setzte sich aufs Bett und sah auf das Baby, das Eddie trug und wiegte, als hätte er noch nie etwas anderes getan. „Aber wie ich sehe, bin ich ja zu spät gekommen."

    Clarissa lachte. „Ja, die Kleine hatte es etwas eilig. Aber da der Geburtstermin ohnehin in zwei Tagen gewesen wäre, ist sie nicht wirklich allzu früh gekommen."

    „War es denn eine schwere Geburt? Hattest du große Schmerzen?"

    „Oh, die Geburtsschmerzen sind niemals ein Spaziergang. Aber da es nur etwa sechs Stunden dauerte von den ersten Wehen bis zum Zeitpunkt, da die Kleine das Licht der Welt erblickte, war es nicht allzu schwer."

    „Wann haben die Wehen denn eingesetzt?" Christina nahm die Hand ihrer Freundin.

    „Gestern um kurz nach zehn. Wir waren gerade bei Anna und Mike auf der Ranch beim alljährlichen Weihnachtsessen. Wir sind dann ziemlich bald aufgebrochen und ins Krankenhaus gefahren. Die Kleine kam um kurz nach vier Uhr morgens."

    „Dann hast du ja eine anstrengende Nacht hinter dir und bist sicher müde."

    „Oh, es geht. Clarissa lächelte. „Das Glück betäubt die Müdigkeit. Sie sah zu Eddie und ihrer Tochter. „Aber willst du die Kleine nicht mal halten?"

    „Ich?" Christina sah auf das kleine, zerbrechliche Wesen in Eddies Armen.

    „Naja, warum nicht?"

    Eddie schmunzelte und trat zu ihr, um ihr das kleine Mädchen in die Arme zu legen. Dabei berührte er leicht ihre Hände und Christina fühlte ein leichtes Kribbeln, doch schon eine Sekunde später wurde sie von dem leichten Gewicht des Babys abgelenkt, das nun in ihren Armen schlief.

    „Mein Gott, sie ist tatsächlich wunderschön. Sie strich dem Baby über das dunkle Haar, das auf ihrem Köpfchen wuchs. „Sie ist ein richtiges, kleines Wunder.

    Ihre Freundin zeigte ein verträumtes Lächeln. „Willst du wissen, wie sie heißt?"

    „Ja. Wie heißt sie?" Christina konnte sich nicht vom Anblick des zarten Wesens losreißen.

    „Charlotte Christina."

    Die Lektorin riss den Kopf hoch. „Charlotte Christina? Ihr habt sie Christina genannt?"

    Clarissa warf einen kurzen Blick auf ihren Mann, der sie jedoch nur näher an seine Brust zog und ihr ermutigend zunickte. „Ich wollte ihr diesen Namen geben, weil du schon immer ein Vorbild für mich warst. Ich habe dich schon immer bewundert für deine Stärke, deine Selbstsicherheit, deine Standfestigkeit und ich hoffe, dass meine Tochter einmal eine genauso starke, sichere und zielorientierte Frau wird, wie du es bist."

    „Oh Gott, Clarissa. Dieses Mal konnte Christina ihre Tränen kaum zurückhalten. „Das…das….das ist…. Sie schüttelte den Kopf. „Danke. Das ist wirklich lieb."

    „Wie war das mit dem Ein Kind nach jemand anderem benennen ist scheiße?" Eddie musste grinsen.

    „Halten Sie die Klappe.", sagte Christina nur und sah wieder auf das kleine Mädchen hinunter.

    Clarissa warf ihrem Mann einen Blick zu und sah danach zu Eddie und Christina. „Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?"

    „Ähm…" Die Frau aus London wirkte etwas unsicher. „Wir haben uns zufällig getroffen. Ich wusste ja nicht, wie ich zu euch kommen sollte, wo genau euer Haus steht, also wollte ich jemanden fragen. Und als ich den Laden Marie´s Dream entdeckte, hielt ich kurzerhand an, um ihn als Orientierungspunkt zu benutzen."

    „Tja, und da kam ich ins Spiel.", sagte Eddie. „Ich war gerade im Laden, weil Anna etwas vergessen und mich gebeten hatte, es aus dem Laden zu holen.

    Als ich aus dem Laden kam, stand da Christina und schließlich fragte sie mich, ob ich ihr sagen könnte, wo das ist und sie zeigte mir eure Adresse."

    „Und er hat angeboten, mir persönlich zu zeigen, wo ich euch finden könnte, da ihr gerade nicht zu Hause sein würdet.", ergänzte Christie weiter.

    „Schließlich wusste ich ja, dass du Mama geworden bist, weil Jack um kurz nach acht diese rührselige E-Mail geschrieben und an alle verschickt hat."

    Eddie zeigte wieder sein Grinsen.

    „Und du hast ihn einfach im Auto mitgenommen?", fragte Clarissa ein wenig amüsiert.

    „Naja, schließlich sah er ja nicht gerade aus wie ein Frauenmörder. Die Lektorin zuckte die Schultern. „Und er hatte sich mir zuvor vorgestellt, weshalb ich wusste, dass er wirklich ein Freund von dir war. Schließlich hattest du mir schon genug von Eddie erzählt.

    „Verstehe." Clarissa gefiel die Geschichte, vor allem aber die versteckten Reaktionen ihrer Freundin.

    Christina wusste genau, was das Lächeln ihrer Freundin zu bedeuten hatte und versuchte deshalb, abzulenken. „Wo ist eigentlich Savannah? Es ist fast ein Jahr her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe."

    „Sie ist bei meinen Eltern., antwortete Jack. „Sie hat dort durch einen glücklichen Zufall heute übernachtet, sodass wir sie nicht mitten in der Nacht rausreißen mussten. Meine Eltern kommen später mit ihr vorbei.

    „Ach so." Christina erhob sich und gab das Baby schweren Herzens an ihre Freundin zurück. „Naja, ich werde mich dann mal auf die Socken machen.

    Ihr wollt sicher eure Ruhe haben und euer Glück noch ein wenig genießen."

    „Ach." Clarissa winkte ab. „Allzu lange wird die Ruhe wohl nicht andauern.

    Jetzt, wo alle wissen, dass wir wieder Eltern geworden sind, wird es nicht lange dauern, bis alle hier einfallen."

    „Umso besser, wenn ich euch eine kleine Verschnaufpause gönne. Chris fuhr sich durchs Haar. „Außerdem würde ich auch gerne erst mal auspacken und mich ein wenig ausruhen.

    „Natürlich. Isa nickte. „Du bist sicher auch müde von der langen Reise. Wo bist du denn untergekommen?

    „Ähm…. Christie zögerte. „Eigentlich noch nirgendwo. Ich dachte, ich würde schon irgendwo ein Zimmer bekommen.

    Clarissa sah zu Jack. Dieser zuckte die Schultern. „Nun, im Island Inn Motel sind bestimmt ein paar Zimmer frei. Er grinste, als seine Frau ihn in die Rippen stieß. „Aber da wir eine Wohnung im Hotel haben, die zurzeit leer steht, wäre es Unsinn, wenn du dir extra ein Zimmer mietest. Er stand auf und holte einen Schlüssel aus seiner Tasche. „Ich werde dort anrufen und Gladis informieren, dass du gleich kommst und in die Wohnung ziehst."

    „Nein, das….das ist doch nicht nötig. Ich kann mir doch ein Hotelzimmer leisten.", protestierte die Engländerin.

    „Chris, sei nicht albern. Natürlich ziehst du in die Wohnung, solange du hier bist. Sie steht doch sonst ohnehin nur leer rum.", sagte ihre Freundin.

    „Na gut." Die Lektorin seufzte und nahm den Schlüssel von Jack entgegen.

    „Danke."

    Eddie trat vor. „Nimmst du mich wieder mit?"

    Sie runzelte die Stirn. „Wieso?"

    „Weil mein Auto beim Laden steht und ich sonst zu Fuß gehen muss.", erklärte er.

    „Oh, ach so." Dummkopf, schalt sich Christina. „Ja, klar. Ich nehm dich wieder mit."

    „Wie nett von dir. Eddie grinste schon wieder und trat zu Clarissa. „Bye, junge Mami. Ich komme später noch einmal vorbei.

    „Okay."

    „Bye, Jack. Er umarmte auch den frischgebackenen Vater und wandte sich dann Chris zu. „Können wir?

    „Ja. Christina umarmte ihre Freundin ebenfalls noch kurz und winkte Jack zu. „Ich melde mich, sobald ich etwas geschlafen habe.

    „Mach das. Clarissa winkte den beiden zum Abschied und wandte sich schmunzelnd ihrem Mann zu. „Was war das denn eben?

    „Was meinst du?" Jack sah sie an.

    „Irgendetwas ist zwischen den beiden vorgefallen. Irgendetwas war mit den beiden komisch."

    „Liebling, du siehst schon wieder Gespenster. Jack nahm seine Tochter aus den Armen seiner Frau und küsste sie auf das Köpfchen. „Deine Hormone sind wohl noch etwas durcheinander.

    „Wieso? Hast du die Blicke nicht bemerkt, die die beiden sich zugeworfen haben?" Sie verschränkte die Arme.

    „Ich bitte dich. Die beiden haben sich vor einer Stunde erst kennengelernt., meinte er. „Außerdem Eddie macht jeder Frau schöne Augen.

    „Ja, stimmt. Clarissa sah auf die Tür, durch die Eddie und ihre Freundin verschwunden waren. „Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass auch Christina seltsam ist.

    „Ja, vielleicht. Jack küsste seine Frau auf die Lippen. „Aber darüber sollten wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Vielleicht war sie ja auch einfach nur müde und erschöpft von der Reise. Und überrascht, dass sie uns hier im Krankenhaus mit einem neugeborenen Baby antraf. Damit hatte sie schließlich nicht gerechnet.

    „Natürlich." Als ihre Tochter zu quengeln begann, sah sie lächelnd auf sie hinab.

    „Ich glaube, da hat jemand Hunger." Jack gab Charlotte an Clarissa zurück.

    „Dann wollen wir mal die Milchmaschine auspacken." Clarissa legte sich ihre Tochter an die Brust und schon einen Moment später war sie wieder so versunken in ihr neues Mutterglück, dass sie nicht mehr an Eddie und ihre beste Freundin dachte.

    Kapitel 2

    „Bist du jetzt sauer, weil du mich wieder mit in die Stadt nehmen musst und mich so noch länger am Hals hast?", fragte Eddie, als er mit Christina das Krankenhaus verließ, da sie kein Wort mit ihm gesprochen hatte, seit sie Clarissas Zimmer verlassen hatten.

    „Nein. Schließlich habe ich dich auch mit hierher genommen, deshalb ist es meine eigene Schuld.", meinte sie und schritt mit ausladenden Schritten voran.

    „Oh, dann bist du also sauer auf dich selbst." Eddie schmunzelte, als er ihren empörten Gesichtsausdruck sah.

    „Ich bin gar nicht sauer, ok? Sie fixierte ihn. „Und wann sind wir überhaupt beim Du angelangt?

    „Ach, komm schon. Ich bitte dich. Nun war er es, der die Führung übernahm. „Wir sind beide Freunde von Clarissa und werden uns in den nächsten Tagen zwangsläufig öfter über den Weg laufen. Da wäre es doch albern, wenn wir uns siezen.

    „Natürlich. Sie wollte sich nicht von ihm abhängen lassen und holte deshalb mit großen Schritten zu ihm auf. „Du bist bestimmt mit jeder Frau, die du länger als zwei Minuten kennst auf Du und Du.

    „Was wirfst du mir überhaupt die ganze Zeit vor? Warum bist du mir gegenüber so negativ eingestellt? Er blieb stehen. „Habe ich dich schlecht behandelt, seit wir uns kennen?

    „Du bist ein Frauenheld, Eddie., gab ihm Christina zu verstehen. „Du hast versucht, Clarissa zu verführen, obwohl sie damals in festen Händen war. Du wusstest, dass sie eine Beziehung mit Jack hat und hast nicht davor Halt gemacht.

    „Ihr Frauen habt wirklich keine Geheimnisse voreinander, oder? Er konnte nicht verbergen, dass er ein wenig beeindruckt war. „Ich wusste nicht, dass es schon so weit mit den beiden war. Er setzte sich wieder in Bewegung.

    „Ich wusste nicht, dass Jack Clarissa liebt und umgekehrt."

    „Oh, und das rechtfertigt deine Handlung?" Sie schloss abermals zu ihm auf.

    „Es erklärt, warum ich keine allzu großen Skrupel hatte.", klärte er sie auf.

    „Wenn keine Liebe im Spiel gewesen wäre, wäre unser Schäferstündchen nämlich nicht weiter schlimm gewesen."

    „Verdammt, das können sich doch wirklich nur Männer einreden. Über das Autodach hinweg funkelte sie ihn an. „Wieso denkt ihr Männer eigentlich immer, es würde für jede eurer Aktionen eine Entschuldigung geben?

    „Oh, da ist wohl jemand in letzter Zeit stark verletzt worden." Ohne falsche Scheu sah er ihr fest in die Augen, wo die Antwort bereits geschrieben stand.

    Christina schluckte. „Auf jeden Fall habe ich genügend Erfahrung mit der männlichen Spezies, um zu wissen, dass ihr keine Rücksicht auf unsere Gefühle nehmt."

    „Das tut mir leid." Das ehrliche Mitleid in Eddies Augen, ließ Christina beinahe die Fassung verlieren.

    „Was? Dass alle Männer gleich sind? Dass ihr nur belügen und betrügen könnt?"

    „Dass du so sehr enttäuscht und verletzt wurdest.", sagte er mit sanfter Stimme.

    Einen Moment verschlug es Christina die Sprache, doch dann wusste sie, dass sie nicht erlauben konnte, dass dieser Kerl, den sie erst vor kaum einer Stunde kennengelernt hatte, in ihren Wunden bohrte. „Ach, was weißt du denn schon. Tu bloß nicht so, als wüsstest du etwas über mich und mein Leben." Mit einer unbändigen Wut im Bauch schloss sie das Auto auf, stieg ein und ließ den Motor an, noch ehe Eddie die Tür aufgemacht hatte.

    „Christina…." Als er schnell ins Auto sprang, um nicht von ihr zurückgelassen zu werden, wandte er sich ihr zu, doch sie setzte blitzschnell aus der Parklücke.

    „Lass es, ok? Ihre Stimme klang scharf. „Du kennst mich gerade einmal seit knapp einer Stunde. Ich will keine Analyse meiner Person von dir.

    „Okay." Er hob die Hände und realisierte, dass es wohl besser war, zu schweigen, als sie weiter auf die Palme zu bringen.

    Beide sagten kein Wort, bis sie wieder auf die Hauptstraße einbogen und der Laden von Anna Williamson nicht mehr weit entfernt lag.

    „Steht dein Wagen beim Laden?", fragte Christina, nachdem sie sich deutlich hörbar geräuspert hatte.

    „Ja, er steht um die Ecke. Aber du kannst mich gerne direkt vor dem Laden rauslassen.", meinte Eddie.

    „In Ordnung. Sie zögerte nur eine Sekunde. „Kannst du mir vielleicht noch sagen, wie ich zum Island Inn Motel komme?

    Er lächelte. „Das ist nicht schwer zu finden. Vom Laden aus fährst du einfach die Hauptstraße ein Stück weiter, bis du zur Abzweigung der englischen Brücke kommst. Dort fährst du rechts und über die englische Brücke und dann kommt auch schon das Hotel in Sicht. Du kannst es also eigentlich nicht verfehlen."

    „Gut, dann werde ich es schon finden. Sie hielt vor dem Laden an. „Danke, dass du mich zu Clarissa und Jack gebracht hast.

    „Keine Ursache." Sein Gesichtsausdruck war vollkommen neutral, aber dennoch freundlich, was in ihr Schuldgefühle auf den Plan rief.

    „Und danke, dass du auch jetzt noch so hilfsbereit und freundlich bist, obwohl ich so gemein und garstig zu dir war."

    „Oh, bitte, du musst dich doch nicht bei mir entschuldigen., meinte er. „Wir sind zwei Fremde, die sich durch Zufall begegnet sind und sich deshalb auch zu nichts verpflichtet sind.

    „Trotzdem, mein Ton war nicht ok. Sie zuckte die Schultern. „Ich denke, ich bin einfach nur müde und erschöpft und deswegen ein wenig dünnhäutig.

    „Das sind wir alle ab und zu. Er beugte sich zu ihr und zögerte einen Moment. „Ich vermute, wir sehen uns in den nächsten Tagen bestimmt hin und wieder.

    „Ja, wahrscheinlich." Christina sah ihn skeptisch an.

    „Dann kann ich dir ja immer noch einen schönen Aufenthalt und erholsame Tage wünschen."

    „Wahrscheinlich."

    „Dann, bis bald. Er küsste sie kurzerhand auf die Wange und stieg danach aus, ohne ihr die Möglichkeit zu einer Erwiderung zu geben. „Bis die Tage.

    „Ja. Christina langte sich an die Wange, als er die Tür hinter sich zuschlug und sah ihm durch die Windschutzscheibe nach. Als er sich noch einmal umdrehte und ihr frech zuwinkte, schnaubte sie und setzte den Wagen wieder in Bewegung. „Männer!, rief sie, bevor sie mit durchgehenden Reifen an ihm vorbeifuhr und ihn somit noch etwas von ihrer erneuten Verärgerung spüren ließ.

    Als Christina wenig später vor dem Island Inn Motel parkte, stellte sie fest, dass Clarissa ein weiteres Mal mit ihrer Beschreibung Recht gehabt hatte.

    Das Hotel war nichts Besonderes, bot mit seinem roten Backstein und den gelben großen Buchstaben auf dem Dach keinen besonderen Blickfang, aber es passte in die Gegend wie ein Deckel auf seinen Topf. Es lag in der Nähe des Sees, gleich neben einer Allee, die am See entlang führte, und ging man die Straße ein Stück weiter hinunter, kam man an den Strand, der mit den typischen Palmen und dem weißen Sand bestach.

    Die Allee würde sie sich auf jeden Fall später noch vornehmen und sich die dort platzierten Gedenksteine und Bäumchen ansehen, von denen ihr Clarissa schon oft erzählt hatte. Vielleicht würde sie sich auch auf eine der Bänke setzen, sich den Wind durchs Haar fahren lassen und den Blick träumerisch über den See gleiten lassen. Und vielleicht würde sie die Ruhe und den Frieden genießen, den man dort so viel besser als irgendwo anders finden konnte, wenn sie ihrer Freundin abermals glauben wollte. Auf jeden Fall würde sie es versuchen, denn Ruhe und Frieden konnte sie jetzt weiß Gott gebrauchen.

    Sie würde sicher auch einmal zum Strand hinunter gehen, den warmen Sand unter ihren Füßen genießen, das erfrischende Wasser über ihre Zehen gleiten lassen und im Schatten unter den Palmen all ihre Sorgen vergessen.

    Noch so eine Sache, die sie mehr brauchen konnte, als alle im Moment ahnten.

    Aber zuerst einmal wollte sie diese Wohnung von Jack in Augenschein nehmen, in der alles angefangen hatte zwischen ihrer Freundin und ihrem jetzigen Ehemann, sich dort einigermaßen häuslich einrichten, und sich danach aufs Bett werfen und ein paar Stunden schlafen wie eine Tote.

    Ja, das war es, was sie jetzt vor allen Dingen brauchte.

    Ihren Trolly hinter sich herziehend, die Reisetasche geschultert und ihre Handtasche in der freien Hand schwenkend, betrat sie die Lobby des Hotels, schob sich ihre Sonnenbrille ins Haar und sah sich erst einmal um. Wieder nichts Besonderes. Dunkle Fließen ausgelegt mit roten Teppichen, weiße Wände, spärlich geschmückt mit einigen Bildern, und eine Rezeption aus dunklem Holz auf der linken Seite. Die Frau, die hinter der Rezeption saß, war jedoch schon ein wenig auffälliger. Schwarzes Haar türmte sich auf ihrem Kopf, befestigt mit Spangen, die von großen pinken Blumen geschmückt waren. Das Gesicht klassisch, feine Züge, energisches Kinn. Die Figur zierlich und dennoch nicht kurvenlos, perfekt in Szene gesetzt durch ein sonnengelbes Kleid, auf dem die gleichen pinken Blumen prangten wie auf ihrem Kopf. Sie wirkte quirlig, fröhlich und sehr nett und obwohl sie bestimmt schon weit über dreißig war, haftete ihr immer noch diese gewisse Jugendlichkeit an, die Frauen für Männer unwiderstehlich machte.

    Mit einem Lächeln setzte sich Christina wieder in Bewegung und ging auf die Rezeption zu. Noch bevor sie dort angekommen war, wandte die schwarzhaarige Schönheit sich ihr zu und ein Strahlen überzog ihr Gesicht, das weder aufgesetzt noch einstudiert wirkte.

    „Hallo, Sie sind bestimmt Christina Cullen."

    „Ja." Einen Moment war Christina ein wenig verwirrt.

    Die Rezeptionistin bemerkte das und lächelte. „Entschuldigung. Aber Jack hat bereits angerufen und mich informiert, dass Sie kommen werden, um die Wohnung zu beziehen."

    „Verstehe. Die Verlegerin setzte ein Lächeln auf. „Muss ich irgendetwas ausfüllen, bevor ich in die Wohnung gehe?

    „Nein, das ist nicht nötig. Die Frau winkte freundlich ab. „Jack wird das bestimmt mit Ihnen regeln, wenn er wieder an etwas anderes als an Clarissa und seine neugeborene Tochter denken kann.

    „Ähm…ich, ich will aber keine Umstände machen. Also, wenn es ein Problem ist, dass ich in die Wohnung ziehe…"

    „Nein, wo denken Sie hin." Die Frau lachte. „So habe ich das nicht gemeint.

    Wenn Jack und Clarissa sagen, Sie können in die Wohnung ziehen, dann können Sie in die Wohnung ziehen. Schließlich ist die Wohnung Privatbesitz.

    Ich meinte nur, was Miete und so weiter anbelangt, wird Jack das sicher mit Ihnen selbst regeln. Dazu müssen Sie bei mir nichts ausfüllen."

    „Ach so. Christina zog den Schlüssel, den Jack ihr gegeben hatte, aus ihrer Hosentasche. „Dann ist es in Ordnung, wenn ich einfach hochgehe?

    „Klar." Die Schwarzhaarige zeigte an ihr vorbei. „Dort drüben ist der Aufzug.

    Sie fahren einfach in den dritten Stock und laufen den Flur bis ganz zum Ende hinunter. Dort finden Sie die Wohnung."

    „In Ordnung. Danke." Christina schulterte ihre Reisetasche wieder.

    „Und falls Sie noch etwas brauchen, oder irgendeinen Wunsch, irgendeine Frage haben, können Sie jederzeit zu mir durchklingeln oder einfach runterkommen., meinte die Frau freundlich. „Ich bin übrigens Gladis. Gladis McCoy. Jacks Cousine. Der große, auffällige Ring an ihrer rechten Hand funkelte, als sie Christina die Hand entgegenstreckte.

    „Freut mich. Die Lektorin ergriff die Hand und drückte sie. „Christina Cullen, gute Freundin der Frau Ihres Cousins, aber das wissen Sie ja eigentlich schon.

    Gladis lachte. „Ich freue mich immer wieder, Frauen aus England kennenzulernen. Manchmal bekommt man den Eindruck, seit Anna hier vor über dreizehn Jahren angekommen ist, werden es in unserem schönen Städtchen immer mehr. Vor allem seit sich Clarissa entschieden hat zu bleiben und dann dieses wundervolle Buch herausgebracht hat. An englischen Touristen hat es uns in den letzten Jahren wahrlich nicht gefehlt."

    „Ich hoffe, meine Landsmänner und –frauen haben alle einen guten Eindruck hinterlassen.", sagte Christie scherzhaft.

    „Die meisten schon. Gladis zwinkerte ihr zu. „Aber natürlich tragen vor allem Anna und Clarissa zum positiven Bild der Engländer bei.

    „Das kann ich mir vorstellen. Die Frau aus London trat einen Schritt zurück. „Ich werde mich jetzt auf den Weg nach oben machen. Mein Körper schreit nach etwas Erholung.

    „Natürlich. Sie haben sicher eine lange Reise hinter sich. Die Rezeptionistin machte eine fahrige Handbewegung. „Wie gesagt, melden Sie sich einfach.

    „Mach ich." Christina ging zum Aufzug, stieg ein und machte einen weiteren imaginären Haken in ihrem Kopf hinter den Punkt, dass die Leute in Lake Havasu City tatsächlich immer freundlich und aufgeschlossen waren, vor allem aber immer Zeit für ein Schwätzchen fanden, wenn man sich traf.

    Selbst, wenn man sich das erste Mal traf, setzte Christie noch hinzu.

    Mit einem Seufzen lehnte sie sich an die Aufzugwand und schloss die Augen, bis das leise Pling ertönte, das ihr sagte, dass sie im dritten Stock angekommen war. Sie folgte den Anweisungen von Gladis und ging den Flur bis ganz zum Ende hinunter, dort blieb sie vor der letzten Tür stehen, nahm den Schlüssel von Jack und steckte ihn ins Schloss. Da er passte und die Türe sperrte, war sie wohl richtig und mit Schwung öffnete sie die Türe nach innen, trat über die Schwelle und stellte ihren Trolly und die Reisetasche an der Wand ab, bevor sie die Türe hinter sich wieder schloss.

    Ein schmaler Gang, in dem nur ein hohes Regal mit einer elegant gestalteten Schüssel für Schlüssel, Post oder Ähnliches stand, führte in einen offenen Raum, der automatisch jeden zum Staunen brachte. Vor Christina stand ein großer Esstisch mit acht Stühlen direkt ein paar Meter vor einer breiten Glastüre, die hinausführte auf einen kleinen Balkon, von dem aus man auf den See und die Allee blicken konnte. Rechts war der Wohnbereich mit einer großzügigen Couch aus schokoladenbraunem Leder, einem dazugehörigen Sessel und einem kleinen Tischchen aus hellem Holz. Die Regale an der hinteren Wand waren aus demselben hellen Holz und der Fernseher, der in einem der Regale stand, war nicht zu verachten, für eine Wohnung in der Größenordnung. Die Küche befand sich in einem kleinen Durchgang rechts vom Wohnbereich, wie Christina aus Clarissas Erzählungen wusste, doch erst einmal wandte sich Christina dem Schlafbereich zu, der links lag und über drei kleine Stufen zu erreichen war. Das große, breite Bett, das vor einem hohen Bücherregal stand und frisch bezogen war, wirkte einladend und viel zu verlockend, um an etwas anderes als an Schlafen denken zu können. Nicht einmal der Gedanke, dass Clarissa mit Jack bereits unzählige Male in diesem Bett geschlafen hatte, dass sie hier sogar ihr erstes Mal mit ihm erlebt hatte, konnte sie davon abhalten, zielstrebig auf das Bett zuzugehen. Und auch nicht der Gedanke, dass Gerry, ihr Ex-Freund, Clarissa damals hier in dieser Wohnung abgefangen hatte, um sie anschließend in die Wüste zu verschleppen und zu töten, würde sie davon abhalten.

    Christina zögerte mitten in der Bewegung und sah sich etwas unruhig im Raum um. Beinahe erwartete sie, noch ein Zeichen dieses Überfalls damals irgendwo hier zu entdecken. Aber natürlich war das Unsinn, schließlich waren ihre Freundin und deren Ehemann seither unzählige Male hier gewesen und hatten mit Sicherheit längst alle Spuren beseitigt, die hier noch zu finden gewesen waren.

    Als ihr Telefon in der Tasche klingelte, sprang sie vor Schreck einen Schritt zurück und klammerte sich am Geländer fest, das den Schlafbereich vom restlichen Raum trennte, während ihr Herz wie wild in ihrer Brust schlug.

    „Dummkopf.", schalt sie sich, dann zog sie ihr Handy aus ihrer Tasche und sah auf das Display.

    Ein zweites Mal geriet sie aus dem Gleichgewicht, als sie den Namen auf dem Display sah und wusste, wer der Anrufer war. Mit zittrigen Beinen stakste sie zum Bett hinüber und ließ sich auf der Kante nieder, während das Engegefühl in ihrer Brust immer stärker wurde. Tief durchatmend ließ sie sich zurückfallen und schloss die Augen, doch das permanente Klingeln, das einfach nicht aufhören wollte, ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Panisch fasste sie sich ans Herz, als sich ihre Brust noch mehr zusammenzog und ihr Herz komplett außer Takt geriet. Japsend griff sie nach ihrer Tasche, tastete sich mit unruhigen Fingern zu der kleinen Innentasche vor und holte die Tabletten heraus, die sie nun immer bei sich trug. Beinahe hätte sie es nicht geschafft, eine der Pillen aus der Verpackung zu drücken, so nervös war sie, doch als sie sich endlich löste und in ihre Handfläche purzelte, atmete sie erleichtert auf und nahm sie in den Mund. Mit dem Wasser aus der Flasche, die in ihrer Tasche steckte, spülte sie die Pille hinunter und legte sich im Anschluss wieder zurück aufs Bett, wo sie fühlte, wie das Engegefühl langsam weniger wurde und ihr Herzschlag sich wieder normalisierte. Auch das Klingeln des Telefons hatte mittlerweile aufgehört, wie sie erleichtert feststellte, und schluchzend drehte sie sich auf die Seite, während der Schmerz des Verlustes, den sie in letzter Zeit so oft empfand, sich wieder rücksichtslos in ihr ausbreitete. Als sie merkte, dass Tränen in ihre Augen stiegen, schloss sie diese und rollte sich zusammen wie ein Fötus im Mutterleib.

    Sie wusste nicht, ob ihr Leben, das in tausend Stücke zerbrochen schien, sich je wieder reparieren ließ. Und sie wusste nicht, wie sie die nächsten Tage hier überstehen sollte, ohne Clarissa darüber aufzuklären, was genau eigentlich geschehen war. Denn eigentlich wollte sie das nicht mehr.

    Ja, es war falsch gewesen, hierher zu kommen und zu denken, ihre Freundin könnte alles wieder richten, was bei Christina in den letzten Tagen kaputt gegangen war. Es war falsch gewesen und das hatte sie in dem Augenblick gewusst, in dem sie Clarissa dort im Krankenbett erblickt hatte, strahlend vor Glück, umgeben von Liebe, gesegnet vom Leben. Ihre Freundin konnte ihr nicht helfen, weil ihre Freundin nicht verstand, was in Christinas Leben, was in ihr vorging. Die Zeiten, in denen Clarissa diejenige gewesen war, die unzufrieden, unglücklich und unausgefüllt gewesen war, waren längst vorbei.

    Die Zeiten, in denen Christina Clarissa beistehen, sie trösten und ermutigen hatte müssen, gab es nicht mehr. Clarissa war nun eine glücklich verheiratete und immer noch verliebte Ehefrau und Mutter von zwei wunderbaren Mädchen. Und genau deshalb wollte Christina auch gar nicht, dass ihre Freundin ihr half. Sie wollte das Glück und die Zufriedenheit von Isa nicht zerstören, indem sie ihr eine Hiobsbotschaft nach der anderen überbrachte. Sie wollte die Frau, die ihr so viel bedeutete, nicht traurig machen, indem sie ihr erzählte, was bei ihr in letzter Zeit alles schief gegangen war. Es wäre nicht fair. Es wäre nicht richtig. Christina würde sich wie ein furchtbarer Mensch fühlen. Christina würde sich schlecht fühlen.

    Christina würde sich wie eine Verräterin fühlen. Und nichts anderes war sie doch.

    Wie hatte sie nur überhaupt auf den Gedanken kommen können, zur Weihnachtszeit zu ihrer hochschwangeren Freundin zu fahren und sie mit ihren Problemen zu belasten? Selbst, wenn Clarissas Tochter noch nicht geboren worden wäre, wäre es unverantwortlich gewesen, sie mit ihren Schwierigkeiten zu konfrontieren. Selbst, wenn Clarissa nicht strahlend vor Glück dort im Krankenbett gesessen wäre, hätte sie es kaum verantworten können, an Weihnachten mit solchen Nachrichten anzukommen. Am besten wäre es, sie würde so schnell wie möglich wieder abreisen. Am besten wäre es, sie würde gleich heute noch einen Flug buchen und wieder zurück nach London fliegen. Und dann?

    Christina spürte wie die Tränen aus ihren Augen strömten und rollte sich noch mehr zusammen.

    Wo sollte sie dann hingehen? Was sollte sie in London noch tun? Was gab es dort im Moment für sie? Was, außer Schmerz, Verrat und ein Damoklesschwert, das bedrohlich über ihr schwebte?

    Nein, zurück nach England konnte sie im Moment auch nicht. Das würde sie noch weniger ertragen, als ihre Freundin in den nächsten Tagen zu belügen, sich selbst für ein paar Tage zu belügen, und so vielleicht zur Ruhe zu kommen. Weit weg von ihren Sorgen, weit entfernt von ihrem Kummer, unendlich weit getrennt von ihrem Schmerz und ihren Problemen.

    Die Lektorin drehte sich auf den Rücken, streckte die Arme und Beine weit von sich und atmete tief durch.

    Ja, das wäre im Moment wahrscheinlich die beste Lösung. Das war im Augenblick das Beste, was sie tun konnte.

    Sie atmete tief durch und versuchte ein Lächeln. Versuchte, die Ruhe und Zufriedenheit, die mit dieser Entscheidung einhergehen mussten, in sich nachzuspüren. Und als es ihr tatsächlich gelang, als sie es tatsächlich fühlen konnte, verschwanden alle noch vorhandenen negativen Gedanken aus ihrem Kopf und ließen die Müdigkeit gewinnen. Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, einem entspannten Seufzen und dem Lösen ihrer zur Faust verkrampften Hände, glitt sie hinüber in einen traumlosen Schlaf, während die Vögel vor dem Fenster zwitscherten und die Sonne ihre warmen Strahlen auf sie herabsandte.

    Kapitel 3

    Ein lautes Klopfen riss Christina aus ihrem friedlichen Schlaf und ließ sie so schnell hochfahren, dass ihr Herz sich automatisch wieder beschleunigte und ihr ein wenig schummrig im Kopf wurde.

    „Scheiße, scheiße, scheiße!" Sie sah auf die Tabletten, die noch neben ihr auf dem Bett lagen, entschied sich mit einem raschen Kopfschütteln dagegen noch eine zu nehmen und verstaute sie stattdessen wieder in der Innentasche ihrer großen Handtasche.

    Als es abermals klopfte, stieg sie langsam aus dem Bett, prüfte, ob ihre Beine sie einigermaßen trugen und fuhr sich durch ihr blondes Haar, das durch seinen praktischen Stufenschnitt Gott sei Dank so gut wie nie dermaßen durcheinander geriet, das sie nicht mehr vorzeigbar war. Ein Blick in den Spiegel, der im Flur hing, bestätigte ihr zudem, dass sie einigermaßen gut und gepflegt aussah, und beruhigt ging sie zur Tür und öffnete diese.

    „Nein, das ist nicht dein Ernst!" Christina seufzte vernehmlich, als sie Eddie erblickte, der mit einem Grinsen vor ihrer Türe stand.

    Er hob sofort seine Hände. „Ich komme nur im Auftrag von Clarissa, die sichergehen will, dass du noch unter den Lebenden weilst."

    „Was? Wieso?" Christie sah sich um und bemerkte erst jetzt, wie dunkel es mittlerweile war.

    „Weil es mittlerweile nach acht Uhr abends ist, Clare seit fast neun Stunden nichts mehr von dir gehört hat und du versprochen hattest, dich später noch einmal bei ihr zu melden.", beantwortete Eddie ihre Frage.

    „Nach acht Uhr abends? Die Blonde sah auf ihre Uhr, nur um festzustellen, dass diese noch nach Londoner Zeit ging. „Ernsthaft?

    „Jap." Eddie trat kurzerhand in die Wohnung und knipste das Licht an.

    Christina kniff die Augen zusammen, als das Licht ihre noch vom Schlaf empfindlichen Augen traf.

    „Und da ich mir schon dachte, dass du Opfer deines Jetlags geworden bist, habe ich Clarissa versichert, ich würde nach dir sehen und dich wieder aufpeppen." Eddie ging einfach weiter Richtung Esszimmer.

    „Äh, stopp, warte doch mal." Christina lief ihm nach und sah ungläubig zu, wie er Essensbehälter und Thermoskannen aus einem Rucksack zauberte, der ihr zuvor gar nicht an ihm aufgefallen war.

    „Wir können auch im Bett essen, wenn dir das lieber ist." Er schenkte ihr kaum einen Blick, als sie zu ihm trat.

    „Ich kann mich nicht erinnern, dich eingeladen zu haben oder dich um Essen gebeten zu haben."

    „Hier in der Wohnung wirst du nichts Essbares finden und da du heute bestimmt nicht mehr Einkaufen gehen willst, war es für mich keine Frage, darum gebeten werden zu müssen. Nun hob er den Kopf. „Und du hast doch bestimmt Hunger, oder?

    Da in dem Moment ihr Magen deutlich vernehmbar knurrte, traute sie sich nicht widersprechen und schnaubte stattdessen. „Ich bin aber durchaus fähig, alleine zu essen. Sie ging in Richtung Schlafbereich. „Was kriegst du dafür? Ich bezahle dir das Essen selbstverständlich.

    Eddie wandte sich ihr zu, überkreuzte die Beine, stemmte die eine Hand am Tisch ab und die andere in seine Hüfte, wobei er sie mit einem Blick ansah, der ihr deutlich sagte, was er von ihrem Vorschlag hielt.

    „Okay, okay. Dieses Mal hob sie die Hände und kehrte wieder um. „Ich wollte nur höflich sein und keine Missverständnisse aufkommen lassen.

    „Geht es bei den Missverständnissen zufällig um Sex?", fragte er ganz unverfroren.

    „Ich habe nichts gegen Sex.", konterte sie genauso schamlos.

    „Ach, sieh einer an."

    Angelockt von dem köstlichen Duft, der aus den Behältern drang, trat sie an den Tisch und schnappte sich eine Teigtasche. „Wenn er gut ist und zwei Menschen sich gut verstehen, ist Sex eine sehr schöne und angenehme Sache."

    „Hört sich an wie aus einem Sachbuch abgelesen." Er sah zu, wie sie weiterhin das mitgebrachte Essen sondierte.

    „Wie würdest du denn Sex beschreiben, wenn du schon so schlau bist?"

    Er verschränkte die Arme und sah sie durchdringend an. „Sex kann eine Offenbarung sein. Wenn zwei Menschen sich treffen, die sowohl körperlich als auch seelisch zusammenpassen, kann es wie reine Magie sein. Sex ist manchmal wie ein romantischer Tanz oder wie ein guter Wein, der mit dem Alter immer besser werden kann. Er kann eine völlig neue Erfahrung sein, wenn etwas dabei passiert, was man noch nie zuvor erlebt oder gespürt hat, und obwohl eine gewisse Erfahrung, ein bisschen Routine in dem Bereich natürlich auch nicht schlecht anmutet, ist das Unerwartete, das Überraschende immer noch das Beste und Erstaunlichste. Sex muss erfüllt sein von Leidenschaft, muss eine gewisse Unbezähmbarkeit besitzen, und trotzdem gepaart sein mit Sanftheit und purer Zufriedenheit. Sex muss deinen ganzen Körper, deine Seele und dein ganzes Denken einnehmen. Nur dann ist er auch gut. Und nur dann ist er ein unvergessliches Erlebnis."

    Für einen Moment war Christina sprachlos. Die gefüllte Paprikaschote, die sie hatte essen wollen, schwebte vergessen vor ihrem Mund, und ihre Augen hatten sich sichtbar geweitet.

    „Hast du so etwas schon einmal erlebt?" Obwohl er die Frage direkt an sie stellte, wandte er sich ab und öffnete die Thermoskanne.

    „Ich…ich…." Die Lektorin legte die Paprikaschote wieder ab und wischte sich die Finger an einer Serviette, die er ebenfalls mitgebracht hatte.

    „Entschuldigst du mich kurz. Ich muss schnell ins Badezimmer. Ich bin gleich wieder da."

    „Klar." Eddie drehte sich um und sah ihr nach, wie sie zum Badezimmer eilte.

    Ihm war nicht entgangen wie sie ihn plötzlich angesehen hatte. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Finger plötzlich gezittert hatten. Und ihm war nicht entgangen, dass ihre Entschuldigung das Bad aufsuchen zu müssen, nur vorgeschoben war, um vor ihm flüchten zu können. Um sich wieder fangen zu können. Um ihm hinterher wieder selbstbewusst gegenüber treten zu können.

    Diese selbstsicher und forsch auftretende Frau hatte irgendein Geheimnis, irgendein Problem, das sie mit sich herumtrug und tief unter ihrer Oberfläche verbarg. Und wenn er wetten müsste, würde er sagen, dass es etwas mit einem Mann zu tun hatte. Oder mit mehreren Männern.

    Auf jeden Fall war sie ziemlich hübsch. Hübsch und heiß. Ihre Kurven in der eng sitzenden Jeans und der eigentlich biederen weißen Bluse, würden jeden einigermaßen empfänglichen Mann den Schweiß auf die Stirn treiben. Ihre langen wohlgeformten Beine verlangten nach ungeteilter Aufmerksamkeit.

    Mit hohen Schuhen war sie fast so groß wie er selbst, was nicht unbedingt unmöglich, aber bei Frauen trotzdem eher selten war. Anna war bisher eine der wenigen gewesen, die ihn mit hohen Schuhen beinahe überragte – und Anna war einen Meter fünfundsiebzig, soweit er wusste. Wie groß mochte Christina Cullen also sein? Eins dreiundsiebzig? Eins vierundsiebzig?

    Eddie schüttelte den Kopf und ging in die Küche, um Teller und Gläser zu holen.

    Christina Dorothea Cullen gehörte auf jeden Fall zu der Sorte Frau, die einem Mann gefährlich werden konnte. Im doppelten Sinne. Und er liebte die Gefahr. Er liebte es, nicht zu wissen, was passieren würde und was er bekommen würde. Er liebte es, den Weg zwar vor sich zu sehen, nicht aber die Abzweigungen, die jederzeit kommen und genommen werden könnten.

    Er liebte die Gefahr, die mit der Ungewissheit, mit dem Unerwarteten kam.

    Er liebte die Spannung und er liebte die Funken, die fliegen konnten, wenn die Gefahr ein Feuer entzündete.

    Viele, die ihn kannten, sagten, er war ein Draufgänger. Andere wiederum behaupteten, er war ein romantischer Träumer. Ein Mann, der Comichefte zeichnete und sich zuweilen in seiner Fantasiewelt verlor. Er glaubte, dass von allem etwas in ihm lebte. Manchmal war er ein Draufgänger, manchmal war er ein Träumer. Manchmal war er romantisch und manchmal war er fantasievoll. Aber alles in allem liebte er die Realität, die durch viel Fantasie zu einem großartigen Erlebnis gestaltet werden konnte. Und seine Fantasie sagte ihm, dass diese Realität hier, mit dieser Frau zusammen, mehr als großartig werden könnte.

    Als Christina aus dem Bad zurückkam, hatte er nicht nur den Tisch gedeckt und Kerzen angezündet, die Köstlichkeiten waren zudem fantasievoll auf Tellern angerichtet worden und in langstieligen Gläsern sprudelte eine orange Flüssigkeit, die zwar ungewöhnlich aber trotzdem lecker aussah.

    „Voilà. Eddie machte eine umfassende Handbewegung. „Es ist angerichtet.

    Christina trat langsam näher. „Ist das ein Versuch, mich zu verführen?"

    „Nein. Wieso? Er grinste. „Habe ich dich auf den Geschmack gebracht?

    Ohne eine Antwort darauf zu geben, ging sie zum Schlafbereich. „Ich sollte jetzt erst einmal Clarissa anrufen und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist."

    „Ich denke, das hat Zeit. Schließlich weiß sie, dass ich bei dir bin."

    „Und zieht daraus hoffentlich keine falschen Schlüsse. Scheiße! Sie warf ihr Handy zurück aufs Bett, als sie sah, dass der Akku leer war. „Akku im Arsch.

    Eddie musste wieder grinsen. „Das ist ein Zeichen. Du solltest zuerst essen.

    Mit mir."

    Mit verkniffenem Gesichtsausdruck kam Christina zurück zu ihm und beäugte die Köstlichkeiten. „Wer hat das alles gemacht?"

    „Ich. Wer sonst?"

    „Du kannst kochen?" Ihre Überraschung war mehr als echt.

    Er zuckte die Schultern. „Ich habe viele Qualitäten."

    Sie schnaubte. „Willst du mir vielleicht noch von deinen Qualitäten im Bett erzählen?"

    „Wenn du das möchtest. Er setzte sich. „Da Eigenlob allerdings stinkt, könnte ich dir einfach die Nummern einiger Verflossenen geben und du könntest dir von ihnen Informationen über meine Bettqualitäten holen.

    „Das ist echt geschmacklos. Trotzdem musste sie lächeln. „Kann man das gefahrlos essen?

    „Du hast doch vorhin schon von den Teigtaschen probiert. Und die Paprikaschoten wären auch schon beinahe an der Reihe gewesen. Allerdings scheine ich dich mit meiner Beschreibung von gutem Sex ziemlich aus dem Konzept gebracht zu haben."

    „Du hast mich nicht aus dem Konzept gebracht. Sie nahm sich stoisch von den verschiedenen Sachen auf den Tellern. „Ich wollte dir nur nicht sagen, welchen Quatsch du redest.

    „Habe ich nicht."

    „Ach, ich bitte dich." Die Paprikaschoten waren wirklich köstlich. Ebenso wie die Teigtaschen und die seltsam aussehenden Chips.

    „Hier, probier die Chips mal mit dem Dip. Er schob ihr eine kleine Schüssel hinüber und beugte sich dabei nahe zu ihr. „Ich könnte dir beweisen, dass ich keinen Quatsch geredet habe.

    Christina, die sich gerade von dem Dip genommen und abgebissen hatte, verschluckte sich und hustete heftig. „Scharf." Sie wedelte mit der Hand vor dem Gesicht und versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die kamen.

    Schmunzelnd lehnte sich Eddie zurück. „Ja, das dachte ich mir auch gerade."

    Sie nahm ihr Glas und trank die orange

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