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Schmerzeslust
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eBook246 Seiten3 Stunden

Schmerzeslust

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Über dieses E-Book

In kurzen Abständen werden in Wien bestialische Morde verübt, die selbst die erfahrenen Kriminalisten Marbaum und ihr Team schockieren. Die Opfer, die sich alle innerhalb gewisser BDSM-Kreise bewegt haben, wurden vor ihrem Tod auf grausamste Art und Weise gefoltert. Nach und nach gelingt es den Kriminalisten, sich Zutritt zu den Kreisen zu verschaffen in welchen BDSM als Lebensphilosophie angesehen wird. Dabei erfahren sie, dass in der Szene, neben der offiziellen noch eine andere, eine abgeschottete existiert zu der nur exklusive Mitglieder Aufnahme finden und in welcher sie sich auf die Suche nach dem Monster in Menschengestalt machen. Immer tiefer geraten sie bei ihren Ermittlungen in eine Welt, die sie zusehends schockiert und gleichermaßen fasziniert.....,
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. Mai 2021
ISBN9783753188782
Schmerzeslust

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    Buchvorschau

    Schmerzeslust - Helmut G Götz

    Roman

    Schmerzes Lust

      H.G.GÖTZ

                    Inhaltsangabe

    Noch nie gesehen……………………………………………………………………Seite 4

    Ins Gehirn gebrannt……………………………………………………………Seite 13

    Die Besprechung………………………………………………………………………Seite 24

    Abartig……………………………………………………………………………………………Seite 33

    Ein Gemetzel………………………………………………………………………………Seite 43

    Nichts………………………………………………………………………………………………Seite 54

    Lehrstunde……………………………………………………………………………………Seite 63

    Das dritte Opfer……………………………………………………………………Seite 79

    Die Party………………………………………………………………………………………Seite 102

    Unverhofft kommt oft…………………………………………………………Seite 135

    Erkenntnisse………………………………………………………………………………Seite 155

    Tote Seelen…………………………………………………………………………………Seite 166

    Sandra………………………………………………………………………………………………Seite 181

    Die Aufnahme………………………………………………………………………………Seite 201

    Anders wie geplant………………………………………………………………Seite 209

    Der nächste Tag………………………………………………………………………Seite 240

    Das Verhör……………………………………………………………………………………Seite 246

    Der Marquis de Sade vertrat unter anderem die Ansicht,

    dass das Verbrechen, die Seele der Lust sei.

    Zudem meinte er, dass nicht die Prasserei, auf welche Art und Weise diese auch immer angewandt würde, es sei,

    die Spaß macht, sondern die Idee des Bösen.

    Unerwähnt ließ er, was passiert, wenn die Idee aufhört, bloße Idee zu sein!

    Noch nie gesehen

    Schon beim Eintreffen vor dem kleinen Vorstadthäuschen das am Rande von Wien lag, wusste sie, dass sie hier mit etwas konfrontiert sein würde, dass sie bis dato noch nicht gesehen hatte.

    Das Haus, typisch für diese Gegend, sauber und gepflegt, mit kleinen Büschen und Blumenbeeten vor dem Haus, einer Rasenfläche die gerade groß genug war, um den Kauf eines Rasenmähers zu rechtfertigen, hatte alles was man sich unter dem vorstellte das man unter den Begriff gutbürgerlich kannte.

    „Morgen Maria", begrüßte sie einer der Kollegen am Eingang.

    „Morgen Stefan, grüßte sie ihn zurück. „Wo ist die Leiche, fragte sie ihn.

    Selbst ihr, die diese Frage nicht das erste Mal gestellt hatte, kam es seltsam vor, in welch selbstverständlichem Ton sie (wieder einmal) danach gefragt hatte.

    So, als wäre sie im Supermarkt, um eine der Regalbetreuerinnen zu fragen, wo der Zucker steht.

    War das wieder einer jener Tage, an denen sie ihren Job – solche gab es mitunter – Scheiße fand? Sie verwarf die Frage so schnell wie sie aufgetaucht war.

    Stefan rückte nicht gleich mit der Sprache raus. Er wirkte bedrückt, fast geschockt.

    Maria wunderte sich.

    „Siehst ganz schön grün um die Nase aus", sagte Maria.

    Eigentlich kannte sie ihren Kollegen als toughen Typen. Nicht umsonst hatte er über 15 Jahre erfolgreich und

    ohne abgestochen zu werden, als verdeckter Ermittler überlebt. In Wien eine reife Leistung, wie sie selbst zugeben musste.

    „Was ist", fragte sie ihn.

    Stefan sah sie an, als hätte er einen

    Geist gesehen.

    „So was hab ich noch nie gesehen", meinte er kopfschüttelnd.

    Ja, er war grün um die Nase.

    „Also, wo ist sie", fragte sie ihn nochmals.

    Er wies mit dem Daumen nach rechts, in Richtung der Eingangstür.

    „Da unten im Keller!"

    Maria sah ihn noch einmal an und begann dann die Treppe hinunter zu gehen. Kaum hatte sie die ersten Schritte gemacht, stieg ihr ein Gestank in die Nase, der ihr nicht neu war.

    Verwesung! Hier lag schon seit Längerem ein toter Körper. Sie hasste diesen Geruch, an den sie sich auch nach 20 Jahren noch nicht gewöhnt hatte. Sie kramte in den Taschen ihrer Jeans nach einem Taschentuch und fand eine angebrochene Packung Papiertaschentücher. Sie blieb auf der Treppe stehen, zog eines aus der Packung und hielt es sich vor die Nase.

    Unten angekommen, wünschte sie sich, dass sie endlich das Vorhaben in die Tatsache umgesetzt hätte, sich ein kleines Parfümfläschchen einzustecken, mit dem sie das

    Taschentuch betupfen konnte.

    Die Spurenfahndung war bereits vor ihr eingetroffen. Die Kollegen hatten einen hellen Scheinwerfer aufgestellt, der es ihnen erlaubte, den dunklen Keller bis in den letzten Winkel auszuleuchten. Der Erste der sie begrüßte, kaum dass sie unten angekommen war, war Markus. Wie sie ein alter Hase und von dem sie wusste, dass er auf sie abfuhr.

    Was er nicht wusste, war das sie nie im Leben darauf eingehen würde.

    „Morgen Maria", grüßte auch er sie.

    Sie hob nur die Hand, erwiderte den Gruß nicht. Stefan hatte Recht gehabt.

    Das, was sie sah, verschlug ihr augenblicklich die Sprache.

    Ihr fiel augenblicklich auf, dass der Raum anders aussah, wie ein normaler Keller. Hier wurden keine Kartoffel und Äpfel gelagert. Dieser Keller diente anderen Zwecken.

    Bei dem Anblick, der sich ihr plötzlich bot, als sie ihren Kopf in die linke hintere Ecke des Raumes wandte, geriet das Aussehen des Kellers in den Hintergrund. Zumindest für den Moment. Der Keller war kaum 30 Quadratmeter groß. Alles in ihm war in Schwarz gehalten. Die Wände, die Decke, selbst der Boden. An den Wänden hingen seltsam altmodisch wirkende Leuchter, deren Glühbirnen ein flackerndes Licht abgaben und das der Umgebung ein geheimnisvolles, fast schon schauriges Flair verlieh.

    „Der Besitzer dieser Gruft sollte sich mal dringend von einem Innendesigner beraten lassen", dachte sie sich.

    Sarkasmus war immer noch ein gutes Mittel, um über die Runden zu kommen.

    Von der Decke hing ein Kronleuchter. Nur dass dieser nicht mit elektrischen Glühbirnen funktionierte. Irgendwer hatte Kerzen, anstatt der Glühbirnen, in die Fassungen gesteckt. An der rechten Wand befanden sich eiserne Handhalterungen, Fesseln gleich. In einer der Ecken sah sie einen Käfig, der gerade groß genug war, um einen Menschen darin einzusperren. Unweit davon ein schwarzer Tisch auf dem allerlei Peitschen und Handschellen lagen. Das Beeindruckendste jedoch an diesem Raum, dass sie sah, war ein riesiges Andreaskreuz, vor dem sie nun stand. An diesem hing jene Leiche, die diesen bestialischen Gestank von sich gab. 

    Doch was sie tatsächlich schockierte war der Zustand des Körpers der daran hing.

    Sie war zu schnell, zu nahe an das Kreuz herangetreten. Augenblicklich verspürte sie jenen Würgereiz, den sie unmöglich verhindern konnte. Nicht dass dies ihre erste Leiche gewesen wäre. Die hier hing aber schon länger hier. Dementsprechend der Verwesungsgeruch, der von ihr ausging.

    Den Gestank würde sie wieder nur schwer aus den Klamotten bringen!

    Die Frau die so grausam hier unten gestorben war, war um nur wenigere Jahre jünger wie sie selbst. Welches sie, ohne das Gesicht gesehen zu haben, schon bestimmen konnte. Der Körper, die Haut – so viel davon noch übrig war, zeigte jene Straffheit, die jüngeren Frauen zu eigen ist. Keine Altersflecken, keine Falten an den Knien oder dem Hals. Das blonde Haar - das grelle Licht des Scheinwerfers half ihr dabei dies bestimmen zu können, schien natürlich zu sein.

    Sie hätte gerne das Gesicht der Leiche gesehen, brachte es aber nicht über sich, das Haar auf die Seite zu streichen. Auch an diesem, es schien als wäre es total verschwitzt, klebte Blut. Nein, das Gesicht würde sie noch früh genug sehen. Das was sie im Moment sah, reichte.

    Trotzdem, es half nichts. Sie musste näher ran. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht vorstellen könnte, dadurch etwas noch genauer erkennen zu können, als sie es ohnehin schon tat.

    Nicht zuletzt deswegen, weil kaum ein Zentimeter an diesem Körper, heil zu sein schien. Selbst an den Beinen konnte sie nur wenige Stellen entdecken, die nicht von tiefen Narben bedeckt waren. Die Striemen, Schnitten nicht unähnlich, hatten mittlerweile eine dunkle, fast schwarze Färbung angenommen. Sie schienen so tief zu sein, dass man eine Fingerspitze darin stecken konnte. Die Haut um diese Narben herum, hatte jene Bleiche angenommen, die typisch für einen Leichnam war.

    Sie mochte sich nicht vorstellen wie er Rücken oder das Gesicht aussah

    Markus musste sie zweimal ansprechen, bevor sie reagierte.

    „Maria, sagt er. „Maria. Erst dann reagierte sie auf ihn. Entgeistert sah sie ihn an, fragend und verwundert.

    Markus fasste sie sachte am Arm.

    „Ich hab auch eine Zeit lang gebraucht um mit dem Anblick klarzukommen", gestand er ihr. Er wandte für einen Augenblick den Kopf, sah auf den Leichnam.

    „Willst du dich setzen", fragte er sie.

    Sie nickte nur.

    Markus sah sich um, suchte nach einer Sitzgelegenheit für sie.

    „Komm, meinte er. „Setz dich hier auf die Stufe. Sie tat, was er ihr vorgeschlagen hatte.

    Maria legte sich ihre Hände auf beide Wangen, hielt dabei das Taschentuch vor ihre Nase gepresst.

    Manchmal blinzelte sie. Der stechend scharfe Geruch, ließ ihre Augen tränen.

    Markus setzte sich neben sie auf die Stufe und legte einen Arm um sie.

    „Was…!" Mehr war sie nicht imstande zu sagen.

    Markus, der ihr mit einer beruhigenden Bewegung über den Rücken strich, sagte: „Tja, es sieht so aus, als hätten wir es hier mit einer BDSM-Anhängerin zu tun. „BDSM, wandte sich Maria verwundert an ihn.

    „Ja", meinte Markus bestätigend. „Du weißt schon,

    Peitschen, Fesseln, Handschellen und so weiter."

    Maria wies auf den Leichnam und sagte: „Das waren doch keine Peitschen."

    Markus ging nicht weiter darauf ein. „Sophie Brandtner,

    Alter 32", sagte er.

    „Hat sich das Häuschen hier vor rund drei Jahren gekauft. Arbeitet als Sekretärin für ein Notariat in der Innenstadt. Und sie ist BDSM Anhängerin!"

    „Verzeihung, war", fügte er hinzu.

    „Woher weißt du das, wollte Maria von ihm wissen. Nur weil sie da oben hängt, bedeutet das nicht, dass sie…!

    Markus unterbrach sie.

    „Und warum denkst du, hat sie in ihrem eigenen Keller ein Andreaskreuz stehen", wollte er von ihr wissen.

    „Außerdem haben wir in einem Wandschrank im oberen Stock mehrere Tools gefunden die eindeutig darauf hindeuten. Peitschen, Fesseln, Nadeln, Masken aus Latex, Videos und so weiter…", sagte er.

    „Glaub´ mir, dass sind keine reinen Sammlerobjekte!"

    Maria starre weiter auf den Körper.

    „Das hat doch mit BDSM nichts mehr zu tun", sagte sie protestierend.

    „Die Frau ist einfach nur gefoltert worden. Sieh dir mal den Körper an", forderte sie ihn auf, wobei sie mit einer Hand auf die Leiche wies.

    „Was haben die Klugscheißer von der Spurensuche bis jetzt herausgefunden", wollte sie von ihm wissen.

    Langsam gewann sie wieder ihre Fassung.

    „Hmm, begann Markus. „Die sind ja noch dabei, wie du sehen kannst. Tatsache ist, dass sie massiv Blut verloren hat. Sie rätseln aber noch herum ob sie aufgrund der…, Behandlung gestorben ist oder aufgrund eines Herzinfarktes, ließ er sie wissen.

    „Kein Mensch kann so was überleben", sagte Markus.

    „Manche der Wunden sind derart tief…"; setzte Maria erneut an.

    „Das bringt man doch nicht mit einer Peitsche zustande!"

    „Das glauben die Meds auch nicht", bestätigte Markus ihr.

    „Sie meinen, dass man derartige Wunden nur mit etwas Scharfem, Metallischen, verursachen kann.

    „Manche an der Seite sind so tief, dass man die Rippen sehen kann. Genaueres werden wir aber erst erfahren, wenn sie auf dem Tisch war."

    Mein Gott, sagte Maria.

    „Wer tut denn so was" fragte sie ihn bestürzt.

    „Ich hab keine Ahnung, sagte Markus. „Aber der, der das getan hat, hat seiner Wut freien Lauf gelassen!

    Markus sah, wie sie ihn entsetzt ansah.

    Es vergingen ein paar Minuten, bevor Maria sich von dem

    Anblick abwenden konnte.

    „Ich muss hier raus, sagte sie zu ihrem Kollegen. „Ich bring dich hoch, erwiderte Markus.

    „Bis die Spurensicherung fertig ist, dauert es eh noch eine Weile."

    An der frischen Luft angekommen, beugte sich Maria nach vorne, stemmte dabei ihre Hände auf die Oberschenkel. Sie versuchte Luft zu bekommen, merkte, dass sie jeden Moment ihr Frühstück wieder hergeben würde. Zum Glück hatte sie an diesem Morgen außer einer Tasse Kaffee und einem alten Croissant, das noch von gestern übriggeblieben war, nichts gefrühstückt.

    Wieder griff sie sich das Taschentuch, um sich den kalten Schweiß von ihrer Stirn abzuwischen und war dann endlich wieder in der Lage, sich aufzurichten.

    Markus sah sie besorgt an.

    „Warum fährst du nicht zurück ins Büro und ich halt dich auf dem Laufenden", fragte er sie.

    „Die Spurensicherung wird hier noch ein paar Stunden zugange sein. Wenn wir dann alles beisammenhaben, komm ich auch rein und lass dich wissen, was wir haben."

    Marias Blick war starr nach vorne gerichtet.

    Noch immer hatte sie den Zustand des Leichnams vor Augen.

    „Ja, begann sie. „Das mach ich auch. Wir sehen uns dann im Büro.

    Mit langsamen Schritten begann sie die Stufen nach oben zu nehmen, um zu ihrem Wagen zu gehen.

    Kaum hatte sie sich in ihren Dienstwagen gesetzt, ergriff sie mit beiden Händen das Lenkrad.

    Wieder sah sie starr nach vorne. Als es ihr endlich gelang, ihre Fassung zurückzugewinnen, startete sie den

    Wagen und fuhr los.

                    Ins Gehirn gebrannt

    Als Maria zurück im Büro angekommen war, setzte sie sich in ihren Stuhl und schnaufte zum ersten Mal richtig durch. Der Anblick des halb verwesten, geschundenen Körpers hatte sich in ihr Gehirn gebrannt. Sie suchte den Raum nach etwas ab, dass sie ablenken würde. Doch nichts in dem hatte sich seit einer Ewigkeit verändert.

    Wie sollte es auch?

    Die beiden anderen Schreibtische ihrer Kollegen, Markus und Philipp sahen so aufgeräumt wie immer aus.

    „Wie können Männer nur so ordentlich sein", fragte sie sich zum hundertsten Mal.

    „Ist ja fast schon ekelhaft", dachte sie sich insgeheim deren Ordentlichkeit bewundernd.

    Betrachtete sie hingegen ihren eigenen …!

    An den Wänden hingen Urkunden die Zeugnis von den Errungenschaften gaben die sie und ihr kleines Team im Laufe der Jahre gesammelt hatten. Ergebnisse von Wettbewerben, Zeitungsausschnitte, in denen sie und ihr Kollege Markus erwähnt wurden, weil sie den einen oder anderen Mörder gefasst hatten. Ihre Ernennung zum Chefinspektor.

    Ihr Blick fiel auf den Kleiderständer, der neben der Tür stand und der aussah, als hätte ihn jemand aus einem Alt Wiener Kaffeehaus mitgehen lassen. Darauf hing noch immer eine Jacke, die sie irgendwann einmal dort vergessen hatte. Hundert Mal hatte sie schon vorgehabt diese wieder mit nach Hause zu nehmen. Ihr Blick fiel auf die uralten Stühle, die schon in diesem Büro standen, als sie den Job angetreten hatte.

    „Die könnten sie auch wieder mal austauschen", dachte sie sich. Tränen waren darauf von jenen vergossen worden, die darauf Platz nehmen mussten. Flüche und Drohungen waren auf diesen gegen sie und ihre Kollegen ausgestoßen worden. Der eine oder andere hatte sogar den Versuch unternommen aufzuspringen und zu fliehen.

    Jedes Mal ergebnislos.

    Wie viele Verdächtige, Verhaftete sie darauf schon hat sitzen sehen? Fast wäre sie versucht gewesen, die Zahl schätzen zu wollen, gab es jedoch auf.

    Zu viele waren es gewesen.

    Ihr Blick fiel auf den Linoleumboden.

    „Billig", dachte sich Maria mehr zum hundertsten Mal. Er erinnerte sie an den Fußboden, den sie zuhause hatten, kurz nachdem sie von Niederösterreich nach Wien gezogen waren, weil es ihrem Vater nicht gelungen war am Land einen Job zu finden.

    Kaum in der Stadt angekommen, hatte sie diese Stadt auch schon zu hassen begonnen. Der Verkehr, der hier damals schon herrschte, die Unfreundlichkeit der

    Menschen, der Dreck auf den Straßen. In den zehnten Wiener Gemeindebezirk waren sie damals gezogen. In jenen Bezirk, in dem man auf den Namensschildern der Häuser vor allem Namen wie Mikulic, Ibrahimowitsch und Suleiman lesen konnte. Sie, damals zehn Jahre alt, hatte gerade die Volksschule beendet, sah sich einem Kulturschock ausgeliefert, der größer nicht hätte sein können.

    Vom ländlichen Retz mit seinen umliegenden Weinbergen, seinen schmalen Gassen, der Gemütlichkeit die diese Stadt atmete, dem kleinstädtischen Flair, hatte das Leben sie in jenen Bezirk geführt, der selbst unter Wienern, als der hässlichste aller Wiener Bezirke galt.

    „Wie viele Jahre ist das schon her", fragte sie sich selbst.

    Erschrocken stellte sie wieder einmal fest, dass sie die magische Vierzig überschritten hatte. Noch ein Grund warum sie an diesem Tag schlecht drauf sein konnte. Je mehr desto besser!

    Da war sie wieder. Diese Angewohnheit, die sich wie ein Virus in ihr Unterbewusstsein geschlichen hatte und der immer dann zum Vorschein kam, wenn ein Tag so wie der heutige begonnen hatte. Immer dann, wenn sie vor einer Leiche gestanden war – sie hatte sich mittlerweile abgewöhnt sich daran erinnern zu wollen, wie viele sie schon gezählt hatte – konnte sie an nichts ein gutes Haar lassen. Alles und jeder war ihr recht, um mit ihrer Grantigkeit bedacht zu werden. Sie hatte es mit dem Gym versucht, war Joggen gegangen. Hatte schon daran gedacht, sich in die Hände eines Therapeuten zu begeben. Ein Gedanke den sie, so wie alles andere, schnell wieder fallen ließ.

    Bis sie dahintergekommen war, dass es einfacher (und billiger) war, im Stillen herumzugranteln, anstatt sich ein zeit- und energieaufwendiges Hobby zu suchen. Oder einen Therapeuten.

    Schließlich, ihre Muffigkeit hatte sich bis auf ein Minimum verzogen, fiel ihr Blick auf den kleinen Wandspiegel, der gleich neben der Tür hing.

    Ihr Alter war ihr wieder in den Sinn gekommen!

    Einen Moment lang sah sie diesen an, überlegte sich, ob sie sich getrauen sollte, zu diesem hinzugehen, um ihr Gesicht darin zu betrachten.

    „Verdammte, ich hab die Vierzig hinter mir", hallte es in ihrem Kopf.

    Welches letzten Endes der Grund dafür war, aufzustehen, um zum Spiegel zu gehen und sich darin zu betrachten. Endlich stand sie auf, ging zu diesem hin und betrachtete sich darin.

    „Siehst doch gar nicht so schlecht aus", sagte sie zu sich selbst.

    Irgendwie musste sie sich ablenken. Und wenn es mit ihrem

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