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Daniel@Bruns_LLC: Katzenmenschen
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Daniel@Bruns_LLC: Katzenmenschen
eBook308 Seiten3 Stunden

Daniel@Bruns_LLC: Katzenmenschen

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Über dieses E-Book

Was haben ein Panther und ein Chihuahua gemeinsam? Anfangs nicht viel …
Daniel fühlt sich inmitten des Löwenrudels pudelwohl, obwohl er jetzt neben seinem besten Freund Marc als einziger Mensch unter den Gestaltwandlern lebt. Wenn da nur nicht seine heimliche Obsession für den griesgrämigen, humorlosen schwarzen Panther Ric wäre, der leider überhaupt nicht über seine Späße lachen kann.
Ein gemeinsamer Abend in einem Nachtclub und eine gefährliche Mission bringen die beiden jedoch einander näher - viel zu nahe, für den Geschmack des Panthers …
SpracheDeutsch
Herausgeberdead soft verlag
Erscheinungsdatum8. März 2015
ISBN9783944737935
Daniel@Bruns_LLC: Katzenmenschen

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    Buchvorschau

    Daniel@Bruns_LLC - Bianca Nias

    Bianca Nias

    Daniel@Bruns_LLC:

    Katzenmenschen

    Teil 3 der Bruns LLC

    Impressum

    © dead soft verlag, Mettingen 2015

    http://www.deadsoft.de

    © the author

    Cover: Toni Kuklik

    TK Arts

    Bildrechte:

    © Volodymyr Burdiak – shutterstock.com

    © Eric Isselée – fotolia.com

    © DTEurope – fotolia.com

    1. Auflage

    ISBN 978-3-944737-92-8

    ISBN 978-3-944737-93-5 (epub)

    Inhalt

    Was haben ein Panther und ein Chihuahua gemeinsam? Anfangs nicht viel …

    Daniel fühlt sich inmitten des Löwenrudels pudelwohl, obwohl er jetzt neben seinem besten Freund Marc als einziger Mensch unter den Gestaltwandlern lebt. Wenn da nur nicht seine heimliche Obsession für den griesgrämigen, humorlosen schwarzen Panther Ric wäre, der leider überhaupt nicht über seine Späße lachen kann.

    Ein gemeinsamer Abend in einem Nachtclub und eine gefährliche Mission bringen die beiden jedoch einander näher – viel zu nahe, für den Geschmack des Panthers …

    Widmung

    Für T. und L. - meine großartigen Jungs.

    In Gedenken an „Brutus von der Weinerde"

    (30.10.2005 – 18.11.2014)

    Deine Pfotenabdrücke werden für immer in

    unseren Herzen sein.

    1. Kapitel

    „Unsere Kamera hat den Läufer mit der Nummer 1 eingefangen: Ricardo Emerald José de Fuego Otoronga, kurz Ric „The Black Panther genannt, befindet sich auf den letzten Kilometern. Der Halbmarathon hat bereits Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Der Berliner mit brasilianisch-amerikanischer Abstammung kämpft. Um sein Ansehen, um seine Würde. Wird er es schaffen, die Bestzeit des Wolfes zu unterbieten?

    Daniel hielt sich eine der Kurzhanteln wie ein Mikrofon vor das Gesicht und ging langsam um ihn herum.

    Ric stöhnte gequält auf und stellte das Laufband eine Stufe höher. Die letzten fünf Kilometer seines morgendlichen Trainingslaufs wollte er eigentlich wie üblich mit einem Schlusssprint krönen. Doch Daniel schaffte es mal wieder, ihm gehörig auf den Keks zu gehen. Der Lauf half ihm immer, seine Energie ein wenig loszuwerden und einen klaren Kopf zu bekommen. Aber so konnte er sich beim besten Willen nicht aufs Joggen konzentrieren. Mit einem frustrierten Schnaufen schaltete er das Laufband ab, schlang sich ein Handtuch um den Nacken und griff nach seiner Wasserflasche.

    Mann, was ging ihm Daniel auf die Nerven! Sobald sie beide in einem Raum waren, musste er sich diese blöden Sprüche anhören. Und Ric konnte alles leiden, nur keine dämlichen Sprücheklopfer. Nicht, dass alle anderen ihres „Rudels", wie Jon es so gerne bezeichnete, vor Daniels Spötteleien sicher waren – aber der Mensch schien ihn als seine liebste Zielscheibe ausgemacht zu haben. Manchmal fühlte er sich regelrecht verfolgt. Wie heute Morgen. Kaum hatte er angefangen zu laufen, war Daniel in den Trainingsraum gekommen. Ric trank einen Schluck und wandte sich dem Fenster zu.

    Draußen graute erst jetzt der Morgen, obwohl es bereits fast 8 Uhr war. Der Regen wollte einfach nicht nachlassen. Unaufhörlich prasselten die Tropfen gegen das Fenster. Ric lehnte den Kopf an die kühle Fensterscheibe und starrte verzweifelt hinaus, sein Atem ließ die Glasscheibe beschlagen. Wenn das Wetter sich nicht langsam besserte, würde er hier noch am Rad drehen. Warum nur hatte er seine eigene Berliner Wohnung, seinen gemütlichen Rückzugsort, gegen dieses Penthouse getauscht und war hier eingezogen? Jon hatte zwar einige gute Argumente vorgebracht, wie zum Beispiel den gegenseitigen Schutz, den dieses Zusammenleben versprach. Und auch die enge Zusammenarbeit mit ihm und Tajo, die dadurch um einiges einfacher wurde. Aber letztendlich war es wohl der Luxus gewesen, der ihm die Entscheidung erleichterte und der ihm hier kostenfrei geboten wurde: ein vollständig eingerichteter Fitnessraum, ein großzügiges Zimmer mit einem traumhaften Bad, ein Jacuzzi auf der Dachterrasse zum Entspannen, täglich warmes und köstliches Essen, das Keyla zubereitete – das hatte schon etwas für sich. Nur die nervige Quasselstrippe hatte er nicht auf der Rechnung gehabt.

    „Warum gehst du nicht … uff … einfach mal raus und läufst … uff … draußen eine Runde? Uff … scheust du dich … uff … vor dem bisschen Wasser?", ertönte Daniels Stimme jetzt hinter ihm.

    Ric drehte nur leicht den Kopf und sah zu, wie Daniel die Kurzhanteln wieder zurück in die Halterungen an der Wand hängte. Der Mann atmete angestrengt, ein leichter Schweißfilm hatte sich auf seiner Haut gebildet, dabei sah er Ric weiterhin durchdringend an. Ach ja, er hatte etwas gefragt.

    „Ich mag den Regen nicht. Jedenfalls nicht diesen kalten Regen."

    „Aber in deiner Heimat Brasilien regnet es doch auch oft, nicht wahr? Oder hast du nur schon lange keinen mehr weggesteckt, dass du in den letzten Tagen kaum noch ’ne Minute stillsitzen konntest?", bohrte Daniel süffisant lächelnd weiter nach.

    „In Brasilien ist der Regen wärmer. Ric seufzte genervt auf. Die letzte Frage ließ er geflissentlich unbeantwortet. Der Grund, warum er seit Tagen am liebsten die Flucht ergriffen hätte, ging nun zur Hantelbank hinüber und packte ein paar zusätzliche Gewichte auf beide Seiten. Dann ließ sich Daniel mit dem Rücken auf die lederne Bank nieder, langte nach der Stange und korrigierte nochmals seinen Griff, bevor er die Backen aufblies, die Hantelstange mit einem Ächzen aus der Halterung nahm und begann, diese in die Höhe zu stemmen. Automatisch zählte Ric in Gedanken mit. Dreizehn … vierzehn … fünfzehn. Beim letzten Hochdrücken der Stange bemerkte er Daniels leises Keuchen. Ein angestrengtes Zittern lief durch dessen Oberarme und Ric trat schnell hinter seinen Kopf, um notfalls das Gewicht aufzufangen, bevor es auf ihn herunter krachte. Aber er musste nicht eingreifen. Daniel mobilisierte nochmals letzte Kraftreserven und schob die Stange in die Halterung zurück. Zufrieden schnaufend sah er zu Ric hinauf. „Danke, aber ich schaff’ das schon. Bin ein großer Junge. Frag meine Mama!

    „Mann, ich wollte dir nur helfen." Seine Stimme klang blöderweise genauso genervt, wie er sich fühlte. Dabei hatte er sich geschworen, Daniel gegenüber keine noch so kleine Gefühlsregung zu zeigen. Und genervt zu sein war eindeutig eine Gefühlsregung. Denn wenn ihn die letzten drei Wochen etwas gelehrt hatten, dann, dass er Daniel niemals irgendeine Emotion zeigen sollte – der sprang nämlich sofort darauf an, um so einen lästigen Spruch loszulassen.

    Daniels Augen funkelten verschmitzt und Ric wusste, dass jetzt wieder etwas folgen würde. Also nahm er mit einer Hand die Hantelstange aus der Halterung und hielt sie Daniel auffordernd über die Brust. „Deine Verschnaufpause von einer Minute ist um. Los, mach den nächsten Satz!"

    Den verblüfften Gesichtsausdruck des unter ihm liegenden Mannes ignorierte er. Daniel nahm die Hantelstange mit einem leisen Ächzen entgegen und drückte sie hoch.

    „Wie kannst du das mit einer Hand halten? Das sind 80 Kilogramm!", rief er überrascht.

    „Eins …", zählte Ric ungerührt. Daniel schnaufte und senkte das Gewicht wieder, um es erneut hochzustemmen.

    „Zwei …", zählte Ric weiter. Als er bei zwölf angekommen war, merkte er, wie verbissen Daniel kämpfen musste.

    „Auf, weiter, nicht schlappmachen! Noch drei!", forderte er unnachgiebig.

    Daniel stöhnte beim Ausatmen, während er die Hantelstange noch einmal nach oben drückte. Dort verharrte er kurz, sein Atem ging stoßweise.

    Ric beugte sich ein wenig über ihn und starrte ihn herausfordernd an. „Na, gibst du auf?"

    „Niemals", stieß Daniel zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, hielt seinem Blick stand und senkte das Gewicht auf seine Brust hinunter. Seine Brustmuskeln waren bis aufs Äußerste angespannt, als er das Gewicht leicht schwankend, aber stetig nach oben drückte.

    „Gut so. Und noch einen Letzten!" Unverwandt starrte er in Daniels braune Augen, die sich vor Anstrengung verengt hatten, ihn aber weiterhin ansahen. Sein Gesicht war rot angelaufen, seine Beine zitterten, aber mit letzter Kraft brachte er das Gewicht erneut nach oben. Ric erlöste ihn, nahm ihm sicherheitshalber die Hantelstange ab und legte sie in die Halterungen.

    Daniel keuchte angestrengt und ließ seine Arme einfach seitlich herabbaumeln. Kopfschüttelnd wandte sich Ric ab und griff erneut nach der Wasserflasche. Prima, offenbar war dies die einzige Art und Weise, um Daniel die Luft für seine bescheuerten Witzeleien zu nehmen. Das sollte er sich merken. Allerdings fand er dessen Trainingsmethode mehr als seltsam. Wenn nicht sogar gefährlich. „Du solltest nicht so viel Gewicht draufpacken."

    „Wie viele Kilo schaffst du?", fragte Daniel atemlos.

    „Ich weiß es nicht. Habe es nie ausprobiert", erwiderte Ric abweisend.

    „Warum nicht?"

    Ric wandte sich der Tür zu. Er brauchte jetzt vor allem eine erfrischende Dusche. „Ich trainiere nicht auf Kraft. Das würde zulasten der Ausdauer und Geschicklichkeit gehen."

    „Oh – okay. Mit deiner Wendigkeit könntest du es im Kampf sogar mit einem Löwen aufnehmen, nicht wahr?" Daniel starrte an die Decke, langsam beruhigte sich seine Atemfrequenz wieder.

    Ric nickte verhalten. „Ja. Die Löwen und Bären haben vielleicht mehr Kraft, aber ich bin schneller."

    Daniel schwieg nachdenklich. Ric warf ihm einen letzten Blick zu und verließ den Trainingsraum. Unglaublich, in den letzten zwei Minuten hatten sie tatsächlich so etwas wie ein vernünftiges Gespräch führen können. Das erste Mal überhaupt. Er sollte Daniel öfter an seine körperlichen Grenzen bringen, vielleicht hatte er dann Ruhe vor ihm.

    ***

    Frisch geduscht und umgezogen machte sich Ric auf den Weg in die Küche. Hunger hatte er zwar nach seinem Trainingslauf noch nicht, aber er hatte gehört, dass Jon im oberen Stockwerk des Penthouses war, das von einem großen Wohnzimmer, einer offenen Küche und einer Dachterrasse eingenommen wurde. Die morgendlichen Gespräche mit Jon über die Planung des Tages waren zu einer festen Angewohnheit geworden. Der Löwe hatte schnell Vertrauen zu ihm gefasst, nicht zuletzt, weil Devon sein bester Freund war und sie Luke vor den Wölfen gerettet hatten.

    Jon stand mit Luke an der Terrassentür, gegen die noch immer der Regen prasselte, und drehte sich lächelnd zu ihm um. „Guten Morgen, Ric! Na, bist du deine 20 Kilometer schon gelaufen?"

    „N’ Morgen. Nee, waren heute nur 15", brummte er und versuchte zu ignorieren, dass sich Luke von hinten an Jon anschmiegte und ihm einen Kuss zwischen die Schulterblätter hauchte. Ihm machte es eigentlich nicht viel aus, hauptsächlich von schwulen Männern umgeben zu sein. Aber dabei zusehen, wie sie immer wieder Zärtlichkeiten austauschten, wollte er dann doch nicht. Allerdings konnte er das kaum verhindern, da sich das frisch verliebte Paar ständig irgendwo berührte oder sich knutschend in eine Ecke verzog. Marc und Tajo waren da etwas zurückhaltender in der öffentlichen Bekundung ihrer Liebe, was aber wahrscheinlich eher auf Marcs menschliche Gewohnheiten, nicht vor aller Augen über Tajo herzufallen, zurückzuführen war. Leider hatte es sich für Ric als schwierig herausgestellt, die nächtlichen Lustschreie und eindeutigen Geräusche aus Marc und Tajos Zimmer zu überhören, das direkt neben dem seinen lag. Zu seinem Glück waren die beiden vor einigen Tagen nach Holzhausen abgereist, um dort in der Nähe des von ihnen überwachten Mohammed Al`Bektas zu sein.

    Nicht, dass Luke und Jon auf der anderen Seite des Flures wesentlich leiser waren. Ric hatte sich daher kurzfristig mit ein paar Ohrenstöpseln und einem Kopfhörer für seinen Fernseher versorgt.

    Wie aufs Stichwort zog Jon Luke in seine Arme und küsste ihn heftig. Seine Hand wanderte zu Lukes Hintern und kniff aufreizend hinein, was Luke mit einem tiefen, aber eindeutig erregten Brummen kommentierte.

    Ric wandte sich schnell ab und ging in die offene Küche hinüber. Mann, war das nervig. Ein vernünftiges Gespräch konnte man glatt vergessen, wenn die Löwen ständig ihre Zungen irgendwo reinschieben mussten. Er füllte den Wasserkocher und stellte ihn an. Aus dem Schrank suchte er seine Lieblingstasse heraus und bereitete eine Teekanne vor. Mmh, englischer Earl Grey war für heute Morgen die richtige Wahl. Kaffee verabscheute er, als Einziger in ihrer so merkwürdigen Wohngemeinschaft. Die Kaffeemaschine lief hier eigentlich den ganzen Tag. Kein Wunder, dass die Männer vor lauter Koffein dermaßen aufgedreht waren und kaum Schlaf fanden. Er selbst hatte in seinem Leben lediglich ein einziges Mal Kaffee probiert – um anschließend so wuschig zu sein wie ein Eichhörnchen auf Ecstasy.

    „Wo sind Keyla und Judd?", rief er zu Jon hinüber, ohne sich umzudrehen.

    „Die holen Anna vom Flughafen ab", kam es etwas nuschelnd zurück. Jon hatte seinen Mund wohl noch immer irgendwo vergraben. Wo genau wollte er gar nicht wissen.

    „Anna kommt? Was will sie hier?", fragte er nur mäßig interessiert. Keylas Zwillingsschwester war ihm nur vom Hörensagen bekannt. Der Wasserkocher klickte und Ric konnte sich endlich seinen Tee aufgießen. Gewissenhaft stellte er den Timer seiner Armbanduhr auf die perfekte Zeit ein, die sein Tee ziehen musste.

    „Weiß nicht. Hat gestern angerufen", murmelte Jon abgelenkt.

    Ric entfuhr ein leiser Seufzer. Prima, noch so eine Bruns. Die Löwen vermehrten sich hier rasant. Nun gut, wenigstens eine Frau. Wer weiß, vielleicht … er hatte wirklich schon lange keinen mehr „weggesteckt", wie Daniel das vorhin so nett ausgedrückt hatte. Und die Löwinnen mit ihren langen schlanken Beinen und blonden Haaren waren meistens richtige Granaten. Wenn sie auch alle stets ein Stück größer als er selbst waren. Das hatte ihn jedoch niemals wirklich gestört. Die meisten Frauen sahen gerne darüber hinweg, dass er keine zwei Meter groß war, wenn er ihnen zeigte, was ein Panther zu bieten hatte …

    ***

    Jon löste sich widerstrebend von Luke, als er hörte, wie die schwere Eingangstür sich öffnete und vielfaches Stimmengemurmel in der Diele die Ankunft seiner kleinen Schwester verkündete. Schwer atmend schob er Luke ein Stück zurück, nur um sich dann erneut einen kleinen Kuss von seinen Lippen zu stehlen. „Anna ist da." Er seufzte und lächelte liebevoll, als er bemerkte, wie Luke krampfhaft versuchte, sich wieder zu sammeln. Sein Partner atmete tief durch und der leicht glasige Ausdruck in Lukes Augen verschwand. Jons Blick wanderte nach unten. Uuih, die deutliche Beule in Lukes Jeans war allerdings immer noch da.

    „Na, so kannst du sie nicht begrüßen gehen." Ungeniert legte er seine Hand an Lukes Schritt und drückte leicht zu. Sein kleiner Löwe stöhnte leise auf und ging ein wenig in die Knie. Hastig schubste er Jons Hand weg.

    „Lass das, wie soll ich damit vernünftig die Treppe runterlaufen!" Luke grinste dabei jedoch schelmisch und strich seinerseits mit dem Handrücken nachdrücklich über Jons Hose, in der sich ebenso deutlich abzeichnete, wie sehr ihn Luke anmachte. Ein wohliges Kribbeln breitete sich an der Stelle aus, an der ihn Luke flüchtig berührt hatte.

    „Jon?" Annas nicht gerade sehr leiser Ruf schallte von unten herauf. Er seufzte wiederum verhalten und grinste. Seine Schwester schien vergessen zu haben, dass sie sich nicht mehr auf der Farm in Südafrika befand und daher nicht über die nächsten drei Kilometer nach ihm brüllen musste, damit er sie hörte. Der Weg die Treppe hinunter blieb ihm erspart, denn Anna stürzte ihnen bereits entgegen und warf sich in seine Arme.

    „Hallo, da bin ich!, rief sie und lachte ausgelassen. Sie drückte Jon ein quietschendes und zappelndes Etwas in die Hand und wandte sich Luke zu, um ihn ebenfalls heftig zu umarmen. „Hallo Luke! Gut siehst du aus!

    Jon sah auf das kleine, freudig fiepende Wesen in seiner Hand herab. „Was ist das?", fragte er erstaunt und versuchte, der schlabbernden Zunge auszuweichen. Er drehte es in seiner großen Hand und musste sich bemühen, das hellbraune strampelnde Vieh festzuhalten, ohne allzu fest zuzudrücken.

    „Was willst du mit einem Meerschweinchen?", fügte er hinzu, um endlich Annas Aufmerksamkeit zu bekommen.

    „Pah, Meerschweinchen! Das ist Brutus, mein reinrassiger Chihuahua!", erklärte sie stolz.

    „Ein Hund? Was willst du denn mit einem Hund? Auch wenn ich bezweifle, dass daraus mal ein Hund werden soll – hast du den Verstand verloren? Du hast weder die Geduld noch die Ausdauer, dich um ein lebendiges Wesen zu kümmern! Jon hielt das kleine Mistvieh, das immer noch begeistert über seine Hand leckte, am ausgestreckten Arm von sich. Zum Glück, denn ein feiner, aber dennoch druckvoller Strahl hätte fast seine Schuhe getroffen. „Iieeh, es tropft! Hastig drückte er den kleinen Hund in Annas Arme. „Das machst du aber wieder weg!"

    Anna seufzte und strich dem Hund zärtlich über den Kopf. „Hey, er ist noch ein Welpe! Leider habe ich ihm das noch nicht abgewöhnen können. Immer wenn er aufgeregt ist, pinkelt er los. Aber ansonsten ist er schon fast stubenrein!"

    „Fast?", wiederholte Jon verärgert. „Was heißt hier fast? Und hör auf, ihn zu streicheln, du bestätigst ihn damit noch und er wird es niemals lernen!" Er starrte in die schwarzen Knopfaugen des Hundes und fixierte ihn drohend. Der winzige Welpe erwiderte seinen Blick und fing leise an zu knurren. Jons Mundwinkel hoben sich amüsiert und er fauchte zur Antwort. So ein Anstarren konnte kein Hund leiden.

    „Hör sofort damit auf!, schimpfte Anna ungehalten. Sie wandte sich mit dem Hund auf dem Arm ab und streichelte ihn unablässig. „Lass dich von der bösen Katze nicht einschüchtern, murmelte sie zärtlich.

    ***

    Ric betrachtete die blonde Löwin neugierig, die den winzigen Hund nun auf den Boden setzte und sich ihm zuwandte. Sie sah Keyla wirklich zum Verwechseln ähnlich, strahlte aber eine unbändige Energie und Lebensfreude aus, während Keyla immer eher besonnen und in sich ruhend wirkte.

    Ihr Blick glitt abschätzend über ihn, bevor sie ihm die Hand reichte. „Hi, ich bin Anna. Du musst Ricardo sein, Devons Freund."

    Er ergriff ihre Hand, drehte sie leicht in seiner und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken.

    „Ric genügt. Freut mich, dich kennenzulernen, Anna."

    Ihr hübscher Mund verzog sich zu einem strahlenden Lächeln. Super, sie entzog ihm nicht ihre Hand. Das fing doch schon mal gut an.

    Der Zauber des Augenblicks wurde von polternden Schritten auf der Treppe und einem kleinen Aufschrei unterbrochen.

    „Ach, ist der süüüüüß! Ja komm, kleines Hundchen, komm zu Papa!"

    Daniel. Das musste doch jetzt nicht sein! Ric rollte genervt die Augen. Die wandelnde Nervensäge – nur mit einem Muskelshirt und der knappsten Jeans-Shorts bekleidet, die Ric je an einem Mann gesehen hatte – schmiss sich bäuchlings neben dem Hund auf den Teppich und streichelte mit einem Finger den Hals des Chihuahua. Der kleine Hund warf sich sofort begeistert auf den Rücken und bot der kraulenden Hand seinen Bauch dar.

    Ric schnaufte verächtlich. Typisch Hund. Auch wenn sein bester Freund Devon ein Wolf war, konnte er einer solchen kleinen Töle nichts abgewinnen. Hunde waren so leicht zu lenken. Ein paar Streicheleinheiten und schon sanken sie zu den Füßen eines jeden nieder, der noch nicht einmal ihr Herrchen sein brauchte.

    Anna lachte fröhlich auf und entzog Ric nun doch ihre Hand. „Hallo Daniel, ich bin Anna. Und das ist Brutus, mein neuer Freund."

    Daniel erhob sich rasch wieder, um sie angemessen zu begrüßen und die von ihr dargereichte Hand zu schütteln. „Hallo Anna! Brutus? Toller Name für den kleinen Krümel! Schön, dass du gekommen bist und ich dich auch kennenlernen kann. Keyla meinte, du willst ein paar Tage bleiben?"

    „Ja, mein Dad glaubt, ihr könntet hier noch Unterstützung gebrauchen. Sie wandte sich grinsend zu Ric um. „Aber wenn ich sehe, was hier schon an Verstärkung eingetroffen ist, frage ich mich, ob meine Eltern mich lediglich mal für eine Weile los werden wollten.

    Ein pikiertes Räuspern von Jon ließ ihren Kopf herumfliegen. Der warnende Blick, den Jon seiner Schwester zuwarf, entging Ric nicht. Autsch. Der große Alpha-Löwe war wohl von ihrem kleinen Flirt nicht gerade angetan. Zumal bereits Keyla sich ausgerechnet in Judd, einen Kodiakbären, verguckt hatte.

    „Wir treffen uns in einer halben Stunde hier oben zu einer Lagebesprechung. Jons Stimme hatte den gewohnten Befehlston angenommen. „Anna, komm mit, ich zeige dir dein Zimmer. Und wehe, der Hund macht sein Geschäft hier in eine Ecke. Du bist für ihn verantwortlich!

    „Na, dann hat wenigstens Daniel noch Zeit, sich fertig anzuziehen", murmelte Ric missmutig und erntete ein gleichermaßen belustigtes Grinsen von Anna wie auch von Daniel selbst. Verdammt. Da waren ihm die Worte entschlüpft, bevor er sie zurückhalten konnte. Annas fragendem Gesichtsausdruck konnte er genau entnehmen, was sie dachte. Seit wann hatte ein Gestaltwandler Probleme mit ein bisschen nackter Haut? Schließlich waren sie es gewohnt, dass ihresgleichen vollkommen nackt herumliefen, da vor oder nach einer Verwandlung keine Kleidungsstücke mehr am Körper waren. Warum also sollte er sich an dem Anblick eines spärlich bekleideten männlichen Körpers stören? Seine hirnverbrannte, unbedachte Äußerung hatte Daniel zudem überdeutlich gezeigt, wie er ihn provozieren konnte. Und dass ihn seine Provokationen alles andere als kalt ließen.

    ***

    Kurze Zeit später hatte Jon es geschafft, sie alle um den Fernseher im Wohnzimmer herum zu versammeln. Daniel setzte sich neben Luke auf die Couch und ließ den Blick über ihre kleine, merkwürdige Gruppe schweifen. Er mochte sie alle sehr gerne. Sogar Ric, die alte Spaßbremse, der ihm jedoch meistens auswich und so gar nicht über seine Scherze lachen konnte. Sauertöpfischer Panther. Komisch, dass er oftmals vergaß, mit wem er es hier zu tun hatte und dass seine neuen Freunde keine Menschen waren. Aber schließlich liefen die anderen – zu seinem Bedauern – nicht ständig in ihrer Tiergestalt herum. Nein, tatsächlich hatte sich niemand mehr vor ihm verwandelt. Nicht, seitdem Jon wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, nachdem er zwei Tage lang als Löwe bewusstlos gewesen war und seine Verletzung auskuriert hatte. Mit Luke verstand er sich nach wie vor am besten, aber auch der hatte seine vielfache Bitte, sich für ihn zu verwandeln, vehement abgelehnt. Unter anderem mit den Worten: „Das ist doch keine Zirkusnummer!" Wirklich schade.

    Ric hatte sich in größtmöglicher Entfernung zu ihm niedergelassen, Jon blieb weiterhin neben dem Fernseher stehen und Anna setzte sich mit dem kleinen Hund auf dem Arm gerade zu Keyla und Judd. Die Hand des großen Bären war mit der der jungen Löwin verschränkt. Wie festgetackert klebten die zwei die meiste Zeit aneinander. Ein echt schönes Paar. Marc war zurzeit mit Tajo, Hank und den beiden Löwinnen Liz und Paula in Holzhausen und so hatte Jon den Laptop an den Fernseher angeschlossen, um eine Webcamverbindung zum Konferenzraum der hessischen Firmenzentrale zu schaffen.

    Auf dem Bildschirm erschien nun Marc und grüßte strahlend in die Runde. „Einen schönen guten Morgen nach Berlin!"

    Daniel war froh, seinen alten Kumpel bei so guter Laune anzutreffen. „Hey Marc, Alter, hast du zugenommen oder zaubert dir nur die Kamera fünf Kilo mehr drauf? Keyla ist ja schließlich hier bei uns und du musst gerade selbst kochen!"

    Marc lachte hell auf und schien sich ebenso sehr zu freuen, ihn zumindest via Internet zu sehen. „Danke für die Blumen, du Penner! Na ja, so gut wie Keyla kann wirklich niemand kochen. Aber Liz und Paula sind zum Glück ja auch noch da und der Pizzaservice hat uns wohl bereits auf seine VIP-Liste aufgenommen. Hallo Anna, wandte er sich nun ihrem Neuzugang zu, „hattest du einen guten Flug?

    „Ging so. Zum Glück durfte ich Brutus während des Fluges in seiner Tasche auf dem Schoß halten. Aber der ganze Papierkram rings um seine Einreise nach Deutschland war nicht ohne." Sie strich dem Welpen, der sich auf ihrem Schoß zusammengerollt hatte, über den Kopf.

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