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Meine 3 1/2 Leben: Erinnerungen
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Meine 3 1/2 Leben: Erinnerungen
eBook286 Seiten1 Stunde

Meine 3 1/2 Leben: Erinnerungen

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Über dieses E-Book

In diesem Buch wird von Erinnerungen und Erfahrungen erzählt, die der Autor seinem Enkel Julius in geschriebener Form weitergeben möchte.
In jungen Jahren schon Vollwaise, meistert der Autor sein Dasein mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten, als Musiker, als Experte für Unternehmenskommunikation in einem Weltkonzern, als Künstler, Maler und Dozent.
Er liebt die Herausforderung und wertet Misserfolge bei der Erreichung seiner Ziele lediglich als Zwischenergebnisse.
Er möchte alles, was sich ihm bietet, wenigstens einmal gemacht haben, wenn möglich gleich.
In glücklicher Ehe seit fast 50 Jahren genießt er seine Familie.
Seit Ende seines Berufslebens zwingen ihn nun außergewöhnliche Krankheiten in die Knie.
Allein die in diesem Teil beschriebenen Erfahrungen sind es wert, dieses Buch zu lesen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. Okt. 2015
ISBN9783739294988
Meine 3 1/2 Leben: Erinnerungen
Autor

Charly Walter

Dipl.-Designer, Dozent und Künstler, ehem. Manager für Unternehmenskommunikation und Musiker. 1943 geboren, 1963 Studium für Gebrauchsgrafik, 1966 Design-Studium, 1967 Grafiker in amerikanischem Unternehmen, 1969 Werbemanager in Bayer. Unternehmen, 1970 -2008 Manager für Unternehmenskommunikation in Schweizer Unternehmen, seit 1950 Maler und Dozent der Aquarell- und Acrylmalerei

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    Buchvorschau

    Meine 3 1/2 Leben - Charly Walter

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Kindheit und mehr

    Studentenzeit und sonst was

    Beruf und anderes

    USA, Russland und sonstwo

    17 Tage, 16 Städte

    Events und was dazu gehört

    Musik ohne Tabus

    Hobbies und was Spaß macht

    Kochen und Gaumengenuss

    Ein Haus und ein Zuhause

    Malen und die Kunst

    Krankheit, eine Welt der Eindrücke

    Vorwort

    Warum schreibe ich dieses Buch überhaupt?

    Eigentlich sollte ich mich in meinem Alter und bei meiner Krankengeschichte der letzten Jahre auf Entspannendes, auf Erholung beschränken.

    Aber es drängt mich, für meine Freunde, die Familie und meinen nun 1 Jahr alten Enkel Julius ein paar Erinnerungen an gewisse Meilensteine und Erlebnisse meines mehr als turbulenten und facettenreichen Lebens festzuhalten.

    Nein, nicht nur 1 Leben, sondern 3 ½ oder eigentlich noch mehr Leben waren es. Doch, bescheiden wir uns auf eben mal 3 ½ :

    Kindheits- und Berufsjahre

    die Jahre als Musiker in Studios und auf Bühnen

    die Zeit als Künstler, Maler und Dozent und

    schließlich die Zeit ab dem Tag, als ich in den sogenannten Vorruhestand ging, und als dann meine verdammte Krankengeschichte begann. Wie verwünsche ich diesen Tag oder sollte ich ihn lieben?

    Die wunderschönen Jahre in und mit meiner Familie hier in diesem Buch zu erzählen, habe ich auf Grund der Fülle des Erzählenswerten entfallen lassen.

    Kindheit und mehr

    Auf Pritsche 12 des Flüchtlingslagers, nähe Bahnhof Nord, einem der beiden Eisenbahnhaltestellen in Peiting, lag ich nun mit meinen 3 Jahren im Sommer des Jahres 1946. Was war geschehen? Meine Familie war, wie tausend andere, aus ihrer Heimat, dem Sudetenland, vertrieben worden.

    Sudetenland? Was ist das? Was war das?

    Ein kleiner geschichtlicher, unvollständiger Exkurs sei mir hier an dieser Stelle erlaubt.

    Die Sudetendeutschen besiedelten bis 1946 mehr als ein Drittel der böhmischen Länder. Die Geschichte der deutschen in Böhmen, Mähren und Sudeten-Schlesien begann aber sehr viel früher. Schon um das Jahr 1000 gehörte das Bistum Prag zur Diozöse Regensburg. Später dann, unter Kaiser Karl IV. im 14. Jahrhundert, erreichten die böhmischen Länder eine bis dahin unerreichte Blüte. Als bedeutendster europäischer Regent seiner Zeit baute Karl IV. Prag faktisch zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches aus. Husittenkriege, der 30-jährige Krieg und der 1. Weltkrieg beutelten das Sudetenland hin und her.

    1939 marschierten Deutsche Truppen ein, und Hitler erklärte das tschechische Gebiet zum Reichsprotektorat. Der von Hitler eingesetzte Reichsprotektor stand hierarchisch sogar über dem tschechischen Staatspräsidenten. Es folgten die furchtbaren Auswüchse des Zweiten Weltkrieges. 1945 dann, nach dem Tod Hitlers, wurde der größte Teil Deutschlands von den Alliierten besetzt. In Tschechien zog im Mai, nach kurzen Straßenkämpfen mit den dort verbliebenen deutschen Einheiten, die Rote Armee ein. Im tschechischen Rundfunk war zu hören: „Wehe den Deutschen! Wir werden sie liquidieren!" In Prag beschloss die Regierung die Vertreibung der Deutschen. Sie wollten die Grenzgebiete, wie sie es nannten, von den Deutschen säubern. Die drei Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, die USA, Großbritannien und die UdSSR, berieten sich in Potsdam über den Umgang mit den Deutschen. Man erzielte folgendes Abkommen: die Deutschen werden aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn ausgewiesen.

    In den eineinhalb Jahren von Mai 1945 bis Dezember 46 wurden etwa 2,8 Millionen der dort 3,2 Millionen Sudetendeutschen vertrieben. Entgegen aller Versprechen wurden auch die Nazigegner enteignet und vertrieben. Wenigen wurde angeboten, in der Tschechei zu bleiben; doch kaum einer nahm dieses Angebot an. Mein Vater arbeitete damals als Baureferent in der Stadtverwaltung von Tepltz-Schönau an der Nordwest-Grenze Sudetenlands.

    Wie alle in der Verwaltung, musste er die tschechische Sprache beherrschen. Das half ihm sehr bei der Vertreibung. Ein tschechischer Kollege und Freund war ihm bei der Flucht behilflich. Er besorgte einen Lkw. Gemeinsam wurden all unsere Möbel verstaut und mitgenommen, wie es im Glücksfall den Antifaschisten erlaubt war. Zusammen mit Mutti, meiner älteren Schwester Gerlind und mir gings dann Richtung Grenze. Das Angebot, hier zu bleiben, war für Papa Nonsens. So kamen wir schließlich gemeinsam nach dem Passieren zweier Zwischenlager endlich im Flüchtlingslager in Peiting im schönen Oberbayern an.

    Und nun endet auch mein kleiner Exkurs in „die Zeit davor".

    Jetzt hieß es, auf die Beine kommen, das Beste draus machen und hier im Alpenvorland Fuß fassen. Meine Schwester und meine Mutter versuchten, sich im Lager nützlich zu machen.

    Mein Vater weißelte in Kreut bei einem Bauern ab und zu einen Hühnerstall. Dafür bekam er dann ein paar Eier. Welch Abwechslung auf unserem kargen Speiseplan!

    Seine Papiere und Zeugnisse als Baureferent ließen lange auf sich warten. Endlich, nach vielen Wochen, waren sie da. Nun konnte er sich im Bauamt der Gemeindeverwaltung Peiting bewerben und vielleicht auf eine Wohnung hoffen. Als wir endlich eine kleine Bleibe bekamen, waren wir überglücklich. Im Gehöft der Familie Schmid, einem Bauernhof mit Sägewerk und Mühle, wies man uns ein paar Zimmer der Knechte und Müller zu. Die neue Wohnung war feucht und hatte ihre Macken, aber wir waren endlich unter uns.

    Wenn ich in der Nacht aufs Klo musste, wandelte ich schlaftrunken die Außentreppe hinunter, über einen kalten Hof hinein in den rutschigen Kuhstall des Gehöfts, vorbei an stinkenden Kühen und einem schnaubenden, Angst erregenden, pechschwarzen Stier.

    Auf dem Plumpsclo war die Öffnung so groß, dass ich gut und gerne hineinpasst hätte. Also aufgepasst! Als ich die Tür wieder öffnete, entleerte sich gerade das schwarze „Ungeheuer", das Hinterteil mir entgegen streckend. Ich stank, war über und über bespritzt. Dennoch schnell, schnell zurück in die hoffentlich noch warmen Federn --nein, Federn oder geschweige denn Daumen waren es nicht!

    Als nach längerer Zeit, ich weiß nicht wie lange, vielleicht ein paar Monate, dann auch meine Großeltern mütterlicherseits hierher kamen, war das ein Lichtblick für mich.

    Endlich wieder in Omas Bett Burg bauen dürfen. Mein Vater hatte es wieder mal möglich gemacht!

    Jeden Sonn- und Feiertag waren Oma und Opa selbstverständlich bei uns zum Essen. „Rudi, können Sie mir bitte noch etwas von den Paradeisern geben?". Ich erfuhr nie, ob der Umgang zwischen den Großeltern und ihrem Schwiegersohn Respekt oder gewollte Distanz waren.

    Ja, mein Vater mit seiner Gegenwart und seinem Geist füllte jeden Raum. Er war belesen, gebildet, gutherzig, streng, korrekt, fordernd und ist mir bis zu seinem Tod keine Antwort auf meine vermutlich oft dämlichen Fragen schuldig geblieben. Auch in der Zeit, als er uns ein wohliges, neues Eigenheim schaffte und meine Schwester und mich in den ersten Jahren ins Internat nach Kaufbeuren steckte, war er immer für mich da. Die meisten Jahre meiner Oberschulzeit war ich in der Folge als Fahrschüler nach Kaufbeuren mit dem Bimmelzug unterwegs. Bestimmt war ich kein Vorzeigeschüler. Ganz bestimmt nicht! Ein Jahr vor dem Abitur wurde ich ins Direktorat gerufen.

    An einem langen Konferenztisch saßen Direktor Thiele und mein Vater. In der Mitte des Tisches stapelte sich ein Berg von Zetteln. Es waren die Entschuldigungen, die ich in der Arztpraxis beim Vater meines Freundes Peter Crell in Bad Wörishofen mit ärztlichem Stempel versehen hatte. Eigentlich war das strafbar, und die Strafe folgte auch zugleich. Direktor Thiele gab mir Demissionsandrohung, die er einige Wochen später in die Tat umsetzte. Unglaublich, wie ich meinen Vater enttäuscht hatte.

    Ja, ich war kein Vorzeigesohn. Doch ich schätzte meinen Vater über alle Maßen.

    Meine Mutter sah zu ihm auf, fügte sich immer drein und liebte ihn abgöttisch…Leider! Das zeigte sich später, als mein Vater bedauerlicherweise sehr früh, viel zu früh, ganz plötzlich starb.

    An diesem Tag kam ich schlaftrunken, mit 18 waren die Nächte oft lang und feucht, am späten Vormittag ins Wohnzimmer. Da saßen Mutti und Papa gemütlich auf dem Sofa. Er las, wie oftmals am Sonntagmorgen, meiner Mutter die neuesten Zeitungsberichte vor und versuchte, das Gedruckte auf seine Weise seiner Frau leichter verständlich zu machen.

    Es war immer schön zu beobachten. Kinder fühlen sich eben geborgen, wenn Eltern sich offensichtlich gut verstehen. Leider ist das nicht immer so. Aber ich hatte eben dieses Glück! Jedoch in diesem Moment wirkte sich dieses Gefühl verstärkend auf die Empfindungen der nächsten Minuten aus.

    Ich kam, wie gesagt, gerade ins Zimmer, als mein Vater kurz und tief nach Luft japste, drei kurze Laute heraus presste und dann zurück viel. Der Schrei meiner Mutter sitzt mir bis heute in den Knochen: „Hol schnell Doktor Krupa - schneeeeeelll!" schrie sie bittend und flehend. Ich rannte barfuß, noch im Schlafanzug, dem Bahngleis entlang, von Peiting Nord nach Ost. Wahrscheinlich hätte ich bei diesem Tempo jeden 3000m-Lauf gewonnen.

    Telefon hatten wir damals, wie die meisten Leute, leider keines.

    Der schon ziemlich kahlköpfige Arzt, mit Stetoskop über meinen Vater gebeugt, stellte nur noch den Tod fest.

    4. Nov.1962. Das wars dann!

    Alle meine Kindheitseindrücke sausten wie im Formel-1-Rennen an mir vorbei: was hatte Papa alles für mich möglich gemacht. Ich durfte mir einen kitschigen Partyraum einrichten, manchmal auf meinem blauschimmernden Trixon-Schlagzeug üben, vorrausgesetzt die Schulnoten waren gerade nicht im Keller. Auch bekam ich schon als Vierjähriger zwei elegant geformte Holzbretter. Heute nennt man sie Skier. Ja, vieles wurde mir möglich gemacht!

    Ich durfte mir ein Instrument selbst aussuchen. Blödersinniger Weise wählte ich Zither. Wie kann man nur so blöd sein! Immer Blasen an den Fingern vom Zupfen der Bass- und Akkordzeiten. Mitleidiges Lächeln meiner Schulkameraden war oft der Lohn!

    Aber ich hatte ja auch das Schlagzeug, das mein Vater oftmals konfiszierte. In solch einem Fall holte ich mir beim Metzger eine noch feuchte Schweinsblase und bespannte damit einen Persil-Karton. Wenn das Fell getrocknet war, konnte man ganz prima drauf trommeln, es sei denn, ein etwas zu fester Schlag in die Mitte des Schweinsfells ging ins Tiefe. Kommt Zeit, kommt neue Schweinsblase!

    Und weiter rasten die Erinnerungen an den vielen Kindheitserlebnissen vorbei.

    In den Nachkriegsjahren hatten wir Kinder alle gleichmäßig wenig und freuten uns über die einfachsten Dinge. Ein weich getretener Fußball löste da manchmal schon ein Glücksgefühl aus. „Räuber und Gendarm" spielen, an den Marterpfahl fesseln, die Freundin ausspannen und sich verprügeln, waren die üblichen Beschäftigungen.

    Wir hatten alle nicht viel, aber es wurde von Tag zu Tag ein bisschen mehr.

    Fernsehen gab es schlicht weg nicht. An Handys, Computer und andere Kommuniktionsgeräte war nicht zu denken, da sie ja erst 30 und mehr Jahre später auf den Markt kamen. In dieser Zeit, nach dem Krieg, waren wir Kinder dennoch nicht unzufrieden. Wir waren ja alle in der gleichen Lage.

    Halt, Moment mal! Bei mir war es doch ein bisschen anders! Ich hatte nämlich einen Vater, der mir, bei all seiner Strenge und Pedanterie, so einiges „Mehr" ermöglichte.

    Damals hing eine James-Dean-Jacke und später auch eine schwarz-rot-karrierte Elvis-Presley-Jacke in meinem Schrank. Meine Moped-Flausen wurden von ihm weggefegt, als er mir sagte, dass ich mir in München in der Bayerstraße beim Fahrradgeschäft„X", an dem wir manchmal vorbei geschlendert waren, zum

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