Frühlingsmord auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi
Von Julia Brunjes
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"Wer soll den denn umgebracht haben? Der hat doch nur Bücher verkauft!" In der Frühlingssonne Langeoogs macht Kommissarin Fenja Bruns gerade ihre morgendlichen Yoga-Übungen am Strand, als sie plötzlich eine Rauchsäule vom Ort her wahrnimmt, gefolgt von den Sirenen der Feuerwehr. Statt Strand-Yoga wartet auf die Kommissarin nun ein neuer Mordfall! Denn wie sich herausstellt, ging die Buchhandlung Bekaan nicht nur in Flammen auf, auch der Leichnam des Besitzers Ubbo Bekaan befindet sich in dem Gebäude. Und offensichtlich sollte mit dem Brand der Mord an dem Buchhändler vertuscht werden, wie die Stichwunde in der Brust des Opfers beweist. Fenja Bruns und ihr Kollege Jonte Visser finden heraus, dass Ubbos Lebenstraum einer eigenen Buchhandlung auf seiner Heimatinsel Langeoog längst zu einem Albtraum geworden war. Außerdem stoßen die Ermittler auf den skrupellosen Immobilien-Hai Ontje Cammenga, der aus der Buchhandlung am liebsten lukrative Ferienwohnungen machen würde und Ubbo seit geraumer Zeit massiv unter Druck setzte …
Ähnlich wie Frühlingsmord auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi
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Rezensionen für Frühlingsmord auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi
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Buchvorschau
Frühlingsmord auf Langeoog. Ostfrieslandkrimi - Julia Brunjes
Kapitel 1
Kriminalkommissarin Fenja Bruns setzte sich im Schneidersitz auf die Yogamatte, die sie am Oststrand von Langeoog ausgebreitet hatte. Dieser Strandabschnitt lag recht weit von der Siedlung auf der Insel entfernt und war um diese frühe Uhrzeit noch nicht ansatzweise so stark frequentiert wie der Hauptstrand.
Fenja kam in letzter Zeit öfter hierher, um in den frühen Morgenstunden ihre Yogaübungen zu machen. Die letzten Tage war es immer wärmer geworden, doch morgens war sie bei den frühlingshaften Temperaturen hier noch weitgehend allein. Hier gab es wenig Publikum, das sie beobachtete, und was sie besonders genoss, war die freie Aussicht.
Hinter ihr erhoben sich die Dünen und vor ihr gab es nur den endlosen, weiten Strand, der überging in das hell funkelnde Wasser der Nordsee, das sich bis in alle Ewigkeit zu erstrecken schien.
Sie genoss die Ruhe und Abgeschiedenheit hier, bevor ihr eigentlicher Arbeitstag beginnen würde.
Die Sonne war am Horizont schon komplett aufgegangen, doch Fenja hatte noch etwas Zeit. Sie hatte aktuell nichts besonders Dringendes zu erledigen, und die Überstunden ihrer letzten Fälle hatten sich so sehr angehäuft, dass sie ein wenig später zur Arbeit kommen konnte.
Sie veränderte ihre Position und stand auf, um die Baum-Haltung einzunehmen. Ihre Augen waren geschlossen und sie genoss den kühlen Wind auf ihrem Gesicht. Als sie die Haltung wechselte und sich auf ihr anderes Bein stellte, öffnete sie kurz die Augen und ließ sie geöffnet: Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
»Was zum …«, murmelte sie, als sie eine Rauchsäule vom Ort her aufsteigen sah.
Da wurden auch schon die Sirenen der Feuerwehr vom Wind herangetragen. Die Feuerwehrleute gehörten auf der Insel zu den wenigen, die mit Autos unterwegs waren. Mochte Langeoog auch stolz auf seine Luftqualität sein, ein Brand konnte die doch mehr in Mitleidenschaft ziehen als ein Feuerwehrauto.
Fenja schloss erneut die Augen und wollte noch eine andere Übung machen, doch irgendwie war ihr die Lust vergangen. Sie schaffte es nicht so recht, sich auf ihre Übungen einzulassen. Fenja sah noch einen Augenblick auf das Meer hinaus und hörte den Möwen beim Kreischen zu. Zwei von ihnen stritten sich nicht weit entfernt am Strand um eine Lebensmittelverpackung, die irgendjemand liegen gelassen hatte.
Dann rollte Fenja schließlich ihre Yogamatte auf und klopfte den Sand ein wenig ab, bevor sie die Matte auf ihrem Fahrrad befestigte und zurück zur Polizeiwache fuhr. Die war auf Langeoog untergebracht in einem kleinen Einfamilienhaus in der Straße An der Kaapdüne. Während sich im Erdgeschoss die Polizeiwache befand, gab es im Obergeschoss eine Dienstwohnung, in der Fenja lebte, seit sie auf die Insel gekommen war.
Sie parkte das Fahrrad neben dem Eingang der Polizeiwache, als ihr Kollege Jonte Visser zu ihr herauskam.
»Moin, Fenja«, grüßte der zweite diensthabende Polizist der Insel sie.
»Moin, was ziehst du für ein Gesicht?«, wollte Fenja wissen.
»Hast du dein Handy nicht dabei?«, fragte er.
»Nein, wieso?«, gab sie zurück.
»Weil ich versucht habe dich anzurufen und dir eine Nachricht hinterlassen habe«, sagte Jonte. »Wir müssen los. Es gab einen Todesfall.«
»Bin sofort da, erzähl mir alles Weitere unterwegs«, sagte Fenja. Sie beeilte sich, in ihre Dienstwohnung zu kommen, zog sich ihre Uniform an und war kurz darauf wieder bei ihrem Fahrrad. Währenddessen hatte Jonte offenbar den Tatortkoffer bereits geholt und in seiner Fahrradtasche verstaut.
»Können wir?«, fragte er. Fenja nickte, und während er die Polizeiwache abschloss, setzte sie sich auf ihr Fahrrad.
»Wohin geht es?«, fragte Fenja.
»Kennst du die Buchhandlung Bekaan?«, fragte Jonte und setzte sich ebenfalls auf sein Fahrrad.
»Ich glaube ja, liegt die nicht irgendwo in der Barkhausenstraße, an deren Ende?«
»Nicht an deren Ende, dafür geht die Barkhausenstraße zu weit«, sagte Jonte und fuhr los. »Aber die Buchhandlung ist da, wo die ganzen Geschäfte anfangen. Oder aufhören, je nachdem, wie man das sehen will.«
Fenja fuhr neben ihm und bog in die Straße Am Wasserturm ein. Von dort aus ging es in die Barkhausenstraße, bis diese auf die Gartenstraße traf.
»Die Feuerwehr hat uns gerufen«, sagte Jonte unterwegs. »Sie haben einen Toten gefunden und Dr. Loos ist auch schon da.«
Sie brauchten nur wenige Minuten, bis sie da waren. Schon von Weitem sahen sie die beiden Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, die neben dem Gebäude standen. Hier ist der Rauch also hergekommen, dachte Fenja. Die beiden Polizisten stellten ihre Fahrräder ab und Jonte nahm den Tatortkoffer mit. Dann gingen sie zu einem Feuerwehrmann.
»Moin«, grüßte der. »Felix Ibben, wir hatten noch nicht das Vergnügen. Ich komme eigentlich vom Festland und bin als Vertretung des Einsatzleiters hier. Der macht natürlich Urlaub, wenn es den einzigen großen Brand im Jahr gibt.«
»Ist manchmal so«, meinte Jonte und stellte erst seine Kollegin und dann sich vor.
»Was ist geschehen?«, fragte Fenja dann den Mann.
»Kommen Sie mal mit und ich zeige es Ihnen«, sagte Felix Ibben. Er ging vorbei am Einsatzwagen.
»Brauchen wir einen Helm?«, fragte Jonte. »Das Gebäude sieht nicht besonders beschädigt aus.«
»Ich denke auch, dass das Feuer nicht so schlimm war, weil wir schnell genug eingegriffen haben. Aber streng genommen war kein Statiker drin. Sie können einen Helm haben, wenn Sie drauf bestehen.«
»Wir verlassen uns auf Ihre Einschätzung«, meinte Jonte. »Dann berichten Sie mal.«
»Wir bekamen vor einer Stunde einen Anruf«, sagte Felix Ibben dann und führte sie zur Eingangstür des Ladens. »Wir sind sofort losgefahren. Eine Nachbarin hat Rauch gesehen, eine Frau Sofia Beninga. Die arbeitet da in dem Blumenladen.« Er deutete auf das daneben liegende Gebäude.
»Was geschah dann?«, fragte Fenja. Felix Ibben ging derweil mit ihnen zum Ladeneingang.
»Rauch kam aus einem Fenster im Obergeschoss und wir sind sofort reingegangen. Nach Klärung, um was für einen Brandherd es sich handelt, haben wir sofort den Löschvorgang eingeleitet und versucht bei den Nachbarn zu erfahren, wie viele Personen sich normalerweise im Laden aufhalten. Nach dem Löschen stießen wir dann auf einen Toten. Dr. Loos, der Inselarzt, war bereits anwesend. Er wurde sofort von uns alarmiert, als klar war, dass wir Löscharbeiten einleiten müssen. Ich wollte nicht auf ihn warten müssen, sollten wir mehr brauchen, als meine Ersthelfer leisten können.«
»Sie gingen davon aus, dass Sie einen Arzt brauchen?«
»Es ist unter der Woche nach sechs Uhr«, sagte Felix Ibben. »Irgendwer konnte ja schon im Laden sein, oder?«
»Stimmt natürlich«, gab Fenja zurück.
Sie folgten Felix Ibben durch die Eingangstür der Buchhandlung Bekaan in einen kleinen Vorraum. Es roch verkohlt. Fenja kannte den Laden nur von außen. Dort, wo sonst volle Regalwände voller Bücher gestanden hatten, waren die Wände rußgeschwärzt. Viele Bücher waren verbrannt. Der dicke Teppichboden hatte schwarze Spuren, und Fenjas Schritte wirbelten Asche auf, als sie Felix Ibben durch den Vorraum mit der Kasse hinterhergingen.
Von hier aus folgten sie Herrn Ibben durch einen schmalen Gang in den zweiten größeren Raum des Ladens. Hier im hinteren Bereich standen noch mehr Regale, einige U-förmig inmitten des Raumes, um zusätzliche Regalfläche zu schaffen.
»Wir gehen davon aus, dass ein Brandbeschleuniger verwendet wurde«, sagte Felix Ibben. »Sie sehen, dass der Teppich und die Bücherwände unregelmäßig angeschwärzt sind. Feuer können sich in so einem Raum voller Brennmaterial zwar gut ausbreiten, aber das sieht für mich alles aus, als hätte ein Teil schneller und vor allem heißer gebrannt als der Rest.«
»Was, denken Sie, war der Brandbeschleuniger?«, fragte Fenja. Im hinteren Verkaufsraum gab es eine große weiß gestrichene Tür mit eingelassenen milchigen Fenstern.
Die Tür war offen und der Feuerwehrmann führte sie in einen Hausflur. Es gab eine Treppe ins Obergeschoss. Dorthin folgten sie ihm.
»Wie Sie sehen, gibt es hier im Hausflur keine Spuren des Feuers«, sagte Felix Ibben. »Allerdings, wenn wir nun oben sind …« Am oberen Ende der Treppe schloss sich ein kurzer Flur mit drei Türen an.
Alle drei Türen standen offen und die Räume dahinter hatten geschwärzte Wände und verkohlte Möbel.
»Es gab zwei Brandherde«, schloss Jonte, »die unabhängig voneinander waren.«
»Ja, ich denke also, dass hier mit einem Brandbeschleuniger hantiert wurde. Ich habe früher schon gesehen, wie Brandstiftung aussieht, und das könnte hier gut der Fall sein.«
»Gibt es Möglichkeiten, das nachzuweisen?«, fragte Fenja.
»Ja, wir haben bereits Proben genommen. Allein für die Versicherung wollte ich das haben, irgendwer wird es genau wissen wollen. Dann fanden wir allerdings ihn hier.« Felix Ibben deutete auf den hintersten Raum.
Die beiden Polizisten folgten ihm in den Raum.
»Moin«, grüßte der Inselarzt Dr. Rickmer Loos die Neuankömmlinge.
»Moin, Dr. Loos«, grüßte Fenja, und Jonte nickte dem Mediziner zu. »Sie denken, es ist Mord?«, fragte die Kommissarin.
»Jo, und das kann ich ganz ohne Gerichtsmediziner sagen«, gab er zurück. Er trat zur Seite.
Ein verkohlter Leichnam lag in der Ecke des Raumes. Der Geruch, der Fenja entgegenschlug, war unangenehm, aber sie wusste, dass es zu ihrem Beruf gehörte.
»Was ist das da an seiner Brust?«, fragte sie erstaunt. Fenja beugte sich etwas vor. »Ist das in seiner Brust eine Einstichstelle?«
»Ja, durch das Feuer sieht er nicht mehr so gut aus, aber die Verbrennungen sind nur oberflächlich. Man kann in die Wunde hineintasten«, erklärte Dr. Loos. »Ich