Rohrfrei 3: Kleine Geschichten für große Geschäfte
Von Angela Pundschus
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Buchvorschau
Rohrfrei 3 - Angela Pundschus
Angela Pundschus
Rohrfrei 3
Kleine Geschichten für große Geschäfte
UUID: 081e4005-dd70-4e16-9d95-b9ae1ca2b7d3
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.
Inhaltsverzeichnis
Meine Freundin Brigitte
Traumreise - Ich geb Dich frei
Strabuck's Coffee Junkie
Das kleine Schwarze
Meine Süchte
Ansichten eines ICEs
Da, wo Du jetzt wohnst
Die vier Seekamp-Jahreszeiten
Drachen steigen lassen
Alles hlrt auf mein Kommando!
Der letzte Tanz
Schaf, Menschlein, schlaf
Opa legt sie alle rein
Wo ist...?
Fressmachine
Fastenzeit
Haute Tricot
Buntes Treiben
Schiet Weihnachten
Meine Freundin Brigitte
Es geschah Anfang der 90er Jahre, als die ersten richtigen Computerarbeitsplätze auftauchen und Brigitte in unser Büro zog.
Brigitte ein Dos basierender PC mit schickem Gesicht in Form eines Bildschirms, auf dem die Dos-Befehle. Sie war unser ganzer Stolz, bekam einen besonderen Platz in der Sonne. Sie sollte sehen, wie schön die Welt draußen ist. Der Blick in den Raum gerichtet, uns anblinkend, stand sie dort in all ihrer Schönheit. Da ich DOS gelernt hatte, wurden mir die Befehle beigebracht, die zur Steuerung der Fahrkartenautomaten benötigt wurden.
Voller Freude setzte ich mich vor Brigitte auf den Bürostuhl, begrüßte sie freundlich, bevor ich meine Finger behutsam auf ihre Tastatur legte. Manche Frauen können zickig auf Berührung reagieren und Brigitte entsprach voll diesem Klischee. Die rechte Hand wanderte zum Power Knopf und sie startete das erste Mal ihre Arbeit. Vorsichtig rief ich das Dos-Programm auf, sie reagierte zickig, flackerte dreimal mit ihren grünen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund, bevor der Screen wieder komplett dunkel wurde.
Was war nun los, was machte sie? Das Surren und grüne Leuchten verschwunden, ein schwarzer Bildschirm schaute mich ohne jegliche Regung an.
Ein leichtes Rütteln an Brigittes Adern, den Kabeln zum Monitor und zum Herz und Hirn, dem Computer, ein sanftes Streicheln der Bildschirmwangen und ein leises Surren ertönte, dann lächelte sie mich wieder, mit ihren grünleuchtenden Ziffern, an. Sie lebte wieder.
Behutsam gab ich die ersten Buchstaben und Zahlen ein. Es tat sich etwas. Kurze Kontrolle, Befehlszeilen schienen in Ordnung. Die große Frage danach speichern oder nicht speichern. Wie so oft in den ersten Tagen der Bildschirmarbeit traf ich die falsche Entscheidung. Ich gab weiter ein. Brigitte schickte mir einen freudestrahlenden grünen Blitz und der Bildschirm ist erneut ohne Leben.
Ich haute mit der Faust auf den Computer, rüttelte ihn hin und her, riss den Monitor über den Schreibtisch, die Herzmassage erweckte meine mittlerweile Freundin wieder zum Leben.
Das Ding hatte ein Eigenleben und lachte mich nun mit dunklem Blick an. Die ganze Arbeit dahin, alles weg.
Schnell hatte ich die erste Lektion des Computerzeitalters gelernt, immer mal etwas speichern.
Die Arbeit begann von vorn, diesmal jedoch schneller, man, sprich ich, hatte mittlerweile Erfahrung. Zeile eingeben, speichern und weiter. Brigitte hielt stand und machte keine Sperenzien mehr bis zum Schluss. Alles im System. So, was kam jetzt? Ach ja, Modem anwerfen und Daten übertragen. Ich wählte und sie spielte das Spielchen mit, brav übertrug sie die programmierten Zeilen und am nächsten Tag wurden diese in die Fahrkartenautomaten eingespielt, händisch und vor Ort mit einem Datenträger.
Nun sollte man nicht glauben, dass diese eigenwillige Freundin nach dem ersten Tag ihren Widerstand aufgab. Nein, immer wieder überraschte sie uns mit neunen uns unbekannten Reaktionen. Wir gewöhnten uns daran, sie morgens zu begrüßen, per Handschlag gegen den Monitor. Bis Anfang der 2000er Jahre stand sie bei uns im Büro, brachte uns an den Rand des Wahnsinns, aber wir lernten sie zu lieben. Diese einfache Comouterdame mit grünen Ziffern auf schwarzem Grund. Wir trauerten alle, als Brigitte in Rente ging, ihr gehörte unser Herz, mit ihr war Computerarbeit noch etwas vertrautes. Die Trauer dauerte nicht lange, denn dann kam Robert unser moderner Laserdrucker, der Spitzenleistungen im Versagen und uns an den Rand des Wahnsinns brachte.
Traumreise - Ich geb Dich frei
Es war eines dieser Wochenenden, die nicht zu Ende gehen wollen. Mit angezogenen Knien saß ich auf meinem Sofa, schaute durch das Fenster und beobachtete den Regen, der in Bindfäden vom Himmel fiel. Trostloser hätte die Welt nicht sein können, seit du von mir gingst. Ich konnte es nicht mehr ändern. Gestorben bei einem Verkehrsunfall. Aus dem Leben gerissen, als es anfing, Spaß zu machen. Die erste gemeinsame Wohnung bezogen, planten wir unsere Hochzeit und was passierte? Plötzlich und unerwartet musste ich ohne dich leben. Niemals zuvor hatte ich mich so einsam gefühlt. Bei dem Gedanken an dich liefen mir Tränen die Wange hinunter. Mit dem Ärmel meines Pullovers wischte ich diese fort. Ich musste raus aus dem ehemals gemeinsamen Heim, ansonsten bestand die Gefahr, dass ich an meiner Trauer erstickte. Eilig warf ich mir meinen echten Ostfriesennerz über, schlüpfte in die Gummistiefel, schnappte mir die Schlüssel und rannte hinaus in den Regen. Die Tränen des Himmels fielen, verbunden mit einem leisen Plopp, auf die Außenhaut meiner Jacke. Ich hatte das Gefühl, sie spielten eine Melodie; unser Lied. Fast unhörbar begann, ich mitzusingen. „Softly whispering I love you".
Es befanden sich kaum Menschen auf der Straße. Zurückgezogen, in die eigenen vier Wände, wartete jeder auf das Ende des Regens. Die Einsamkeit meiner Wohnung verfolgte mich in die Außenwelt. Es regnete, als wir uns vor Jahren kennenlernten. Du fuhrst mit deinem Auto durch eine Pfütze und spritztest mich, von oben bis unten, nass. Wie ein begossener Pudel stand ich da im Regen, die Haare hingen platt an meinem Kopf herunter, das verflossene Make-up hinterließ seine Spuren auf meinem Gesicht und was war deine Reaktion? Du öffnetest die Wagentür und fragtest, ob du mich nach Hause bringen könntest. Es machte dir nichts aus, dass ich die Sitze deines Wagens einnässte und verschmutzte. Es tat dir nur unendlich leid, dass ich durchnässt war. Als Entschädigung bekam ich eine Einladung zum Essen von dir. Aus einem Dinner erwuchs ein Kinobesuch, dem noch viele folgen sollten. Stets warst du aufmerksam, zärtlich, mit dir konnte