Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Blaue Augen: Band 5
Blaue Augen: Band 5
Blaue Augen: Band 5
eBook467 Seiten5 Stunden

Blaue Augen: Band 5

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Clique um Alexei Gromow und Ivan Morosow lebt sich allmählich in der »Pralinenschachtel« in Brooklyn ein. Gemeinsam mit Haushaltsvorstand Alexander »Sanya« Medwedew einigen sich auch Dimitri, Nikita, Andrei und Shura auf Regeln innerhalb der eher ungewöhnlichen WG. Schließlich läuft ihnen auch noch der Tänzer Daniel Goldberg über den Weg, der zu ihrer Gruppe passt wie ein fehlendes Puzzleteil.

(Die Clique ist ausgewandert und baut sich gemeinsam Neues auf.)
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Feb. 2024
ISBN9783384019967
Blaue Augen: Band 5
Autor

N. Jakob

Schon über ein halbes Leben schreibt N. Jakob (Pseudonym, geboren 1986 in Mittelfranken), um Figuren aus dem Kopf herauszubekommen. Das begann um die Jahrtausendwende noch zur Schulzeit und nahm in den vergangenen zehn Jahren zum Bewältigen des Arbeitsalltags als Pflegefachperson zu. Sie fühlt sich in Drama und Phantastik wohl und greift gerne queere und psychosoziale Themen auf und lebt mit der Familie in Mittelfranken, arbeitet weiter im Gesundheitswesen und schreibt in ihrer spärlichen Freizeit.

Ähnlich wie Blaue Augen

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Erotik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Blaue Augen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Blaue Augen - N. Jakob

    Zentrale Figuren im Band

    ALEXEI BORISSOWITSCH GROMOW, ALJOSHA, DONNER

    Zu Beginn der Geschichte Juniorsershant (Unteroffizier) im Einsatz, eigentlich jedoch Anwärter für eine Spezialeinheit, später Sershant, schließlich tätig innerhalb des Sicherheitsdienstes der UN-Vertretung und des Konsulats.

    IVAN VIKTOROWITSCH MOROSOW, VANYA, BLITZ

    Ehemals Oberstleutnant der Russischen Föderation, organisiert jetzt Abläufe innerhalb der UN-Vertretung und des Konsulats.

    DIMITRI ROMANOWITSCH SUCHANOW, DIMA, JÄGER

    Leutnant der Russischen Föderation, Mitglied der Spezialeinheit (aus dem aktiven Dienst ausgeschieden), war in der internen Ermittlung des GRU tätig, nun für den Sicherheitsdienst der UN-Vertretung und des Konsulats zuständig.

    NIKITA SERGEJEWITSCH PADORIN, NIKA, OKTOBER

    Schwuler Freund und Kamerad von Aljosha, anfangs ebenfalls Juniorsershant und Anwärter bei derselben Spezialeinheit, später Sershant bei der Spezialeinheit, jetzt ausgeschieden, Mitbewohner in der Wohngemeinschaft. Gitarrist und Sänger.

    ALEXANDER ALEXANDROWITSCH MEDWEDEW, SANYA, BÄR

    Ehemals Oberst und Kommandeur der Spezialeinheit, nun für den Sicherheitsdienst der UN-Vertretung und des Konsulats zuständig. Haushaltsvorstand der Wohngemeinschaft.

    ALEXANDER VIKTOROWITSCH FOMIN, SHURA

    Dragqueen und Mitbewohner. Schlagzeuger.

    ANDREI IVANOWITSCH ANDROPOW

    Partner von Shura und Mitbewohner in der WG. Bassist.

    DANIEL HASSAN GOLDBERG, DANNY

    Anfangs einfach nur irgendein Tänzer.

    IOSIF VLADIMIROWITSCH VOROSCHILOW, SOSO, FUCHS

    Bester Freund und Kamerad von Aljosha, ebenfalls Juniorsershant und Anwärter bei derselben Spezialeinheit, später Sershant bei der Spezialeinheit.

    DEMYAN IGOREWITSCH RIMSKIJ, YAN, GEISTESBLITZ

    Enger Freund und Kamerad von Aljosha, ebenfalls Juniorsershant und Anwärter bei derselben Spezialeinheit, später Sershant bei der Spezialeinheit.

    MISS MASH

    Dragqueen im HOUSE OF YES

    KIRILL SERGEJEWITSCH SACHAROW, GOSPODIN

    Oberst, Kommandeur der Wölfe, ehemaliger Ausbilder für Fitness, Überleben und Durchschlagen.

    ANNA ROMANOWNA SUCHANOWA, ANYA

    Dimitris Schwester, Ivans Cousine, Unterleutnant

    AMALIYA YAROSLAVNA MIRONOWA, AMY

    Feste Freundin von Max, Pflegerin in einer Klinik

    VERA SERGEJEWNA CHODTSCHENKOWA

    Flirt von Demyan, Pflegerin in einer Klinik

    VIKTOR ANDREJEWITSCH MOROSOW, VITYA

    Ivans Vater, Generaloberst

    ROMAN DIMITRIJEWITSCH SUCHANOW, ROMA

    Dimitris Vater, Generaloberst

    MIKHAIL BORISSOWITSCH GROMOW, MISHA

    Alexeis älterer Bruder, Captain der US-Army

    Begriffsliste

    Slangbegriffe

    In jeder Sprache gibt es einen eigenen Slang. Das gilt auch für die Muttersprache der Figuren.

    BLAUE (EIGENTLICH HELLBLAUE)

    Bezeichnung für Schwule im russischen Kulturkreis.

    PINDOSY

    Saloppe Bezeichnung der Russen für Amerikaner, die im Ursprung aus dem Griechischen kommt und sich auf einen Berg bezieht.

    SCHAKAL

    Bezeichnung für Offiziere.

    Genutzt innerhalb des Militärs.

    Dienstgrade

    Russische Dienstgrade und der Versuch einer Einordnung im NATO-Rangcode.

    СЕРЖА́НТ, SERSHANT, FELDWEBEL

    Grob gleichzusetzen mit dem deutschen Stabsunteroffizier oder den amerikanischen Sergeant.

    ЛЕЙТЕНА́НТ, LEUTNANT

    Leutnant bzw. Second Lieutenant

    КАПИТА́Н, KAPITAN, HAUPTMANN

    Hauptmann bzw. Captain

    МАЙО́Р, MAJOR

    Major bzw. Lieutenant Commander

    ПОДПОЛКО́ВНИК, OBERSTLEUTNANT

    Oberstleutnant bzw. Commander/Lieutenant Colonel

    ПОЛКО́ВНИК, OBERST

    Oberst bzw. Colonel

    ГЕНЕРА́Л-ПОЛКО́ВНИК, GENERALOBERST

    Generalleutnant bzw. Lieutenant General

    Örtlichkeiten

    Die genannten Bars und Clubs sind allesamt in Moskau existent.

    Bei der Recherche gab es ein paar Hindernisse, doch sie wurden nach bestem Wissen und Gewissen erwähnt.

    Das NASHE CAFÉ (Наше кафе) gibt es in Moskau ebenso wie THREE MONKEYS (Три обезьяны).

    Das HOUSE OF YES in Brooklyn existiert ebenfalls.

    Kapitel 1 Ankunft

    Das Ankommen oder Eintreffen an einem Ziel, zum Beispiel nach einer Reise.

    Mitbewohner

    Nach dem langen Flug und der Ankunft am Haus hatten sie es erst einmal in Augenschein genommen. Alexanders Bezeichnung dafür war seltsam passend gewesen. Die Pralinenschachtel war tatsächlich ein wenig verschachtelt und hatte etwas Altehrwürdiges an sich.

    »Die Buntglasfenster im Treppenhaus sind schön«, hatte Shura verkündet, nachdem sie sich die Wohnungen nacheinander angesehen hatten. »Die Feuerleitern finde ich allerdings irgendwie schräg. Dima, nicht, dass du dann meinst, durch die Fenster linsen zu müssen!«

    »Ich würde ja vorschlagen, wir lassen die Schlüssel draußen stecken und ziehen sie ab, wenn wir Privatsphäre wollen«, hatte Nika gemeint und sich einmal mehr nach dem langen Flug gestreckt. »Müssen wir heute echt noch den ganzen Kram reintragen?«

    »Ich würde schon sagen, dass wir die Möbel, die wir dringend brauchen, ins Haus schleppen und auch einen Teil der Kartons«, war Alexanders ernste Antwort gewesen. »Ich bin zu alt, um auf dem Boden zu schlafen und zu vögeln und wir haben dann den gesamten November Zeit, alles auszupacken und es uns gemütlich zu machen. Lasst uns am besten mit den Betten anfangen!«

    Genau so hatten sie es gemacht. Zum Glück hatten alle Wohnungen eine vollständige Küche, weshalb sie sich damit nicht auch noch herumärgern mussten. Einige der Nachbarn sahen im Vorbeigehen neugierig dabei zu, wie die Gruppe Männer am Sonntag zumindest erste Kartons ins Haus trug. Den Rest hoben sie sich allerdings für den Montag auf. Der Container stand ja immerhin recht praktisch in der Einfahrt.

    Bis zum ersten November hatten sie ihn tatsächlich komplett ausgeräumt und die Kisten stapelten sich ordentlich sortiert in der unteren Wohnung, in der noch ziemlich viel zu machen war.

    »Ich soll hier also wie eure Ameisenkönigin sitzen?«, fragte Alexander beim gemeinsamen Abendessen. Einen großen Tisch hatte Ivan zum Glück auch besorgt.

    »Halte ich nur für angemessen«, antwortete der Dunkelblonde gelassen. »Du hältst uns ja irgendwie alle zusammen. In irgendeiner Form bist du wohl doch unsere Mutter, auch wenn Alexei es dieses Jahr schon einmal in Zweifel ziehen wollte.«

    Argwöhnisch hob der Ältere die Augenbraue. »Was muss ich da hören, Sershant?«, fragte sein ehemaliger Kommandeur ihn grimmig. »Willst du dreißig Liegestützen oder was sollte das werden?«

    Genervt rollte Alexei mit den Augen und schüttelte den Kopf.

    »Kontext, Vanya! Ernsthaft!«

    »Es ging darum, dass ich immer zu dir gerannt bin, anstatt selbst mit ihm zu reden«, führte der es aus. »Dennoch bist du der, der uns alle verbindet.«

    »Und Nika?«, fragte Shura sofort dazwischen. »Der hängt doch da genauso mit drin. Oder Aljosha. Letztlich kleben wir doch eh alle aneinander. Irgendwer hat doch eh mit irgendwem zu tun. Ich bin einer von Nikas besten Freunden, genau wie Andrei, obwohl wir irgendwie echt erstaunlich lange aneinander vorbei gelebt haben. Dima ist Nikas Freund und Vanyas Cousin. Dann sind die beiden irgendwie auch noch Aljoshas Onkel, was ihn aber auch nicht davon abhält, mit Vanya eine Beziehung zu führen. Du bist deren bester Freund seit bestimmt zwanzig Jahren. Wenn wir uns darüber unterhalten, wen du in diesem Raum noch nicht hattest, sind wir wahrscheinlich auch schneller fertig, nicht wahr, Sanya?«

    »Andrei, Dima und dich. Hätte es als deine Dragmother aber auch unangemessen gefunden, muss ich zugeben.«

    »Ob die in Moskau überhaupt ohne dich klar kommen?«, meinte Shura nachdenklich. »Gut, sie haben auch noch Verka, aber so ganz ohne Sanya stelle ich mir die Szene schon seltsam vor. Ich fühle mich gerade wieder wie ein Scheidungskind, muss ich gestehen.«

    »Ach, Quatsch!«, meinte Sanya. »Eine räumliche Trennung wie diese macht uns ja nicht gerade zu geschiedenen Leuten. Wir sind eine große Familie und bleiben das auch, ganz egal, wo wir wohnen.«

    »Ich bin schon irgendwie neugierig auf die Szene da draußen«, gab Shura zu. »Nur weiß ich nicht, ob ich mich da direkt als Dragqueen rein traue. Ich denke, wir sollten uns das erstmal in Zivil ansehen und einen Überblick verschaffen, bevor uns irgendwer blöd anmacht. Was man so hören konnte, sind die hier schon sehr anders als bei uns.«

    »Wie ist eigentlich dein Englisch?«, wollte Nika vom anderen wissen. »Für Lippen synchron sein hat es ja gereicht, doch wie ist das Sprechen?«

    »Ich scheitere regelmäßig an der Grammatik«, antwortete Shura verlegen. »Das wird schrecklich werden, fürchte ich. Zum Glück habe ich ja euch. Da bin ich irgendwie nicht ganz so allein.«

    Das ist heute aber ziemlich viel irgendwie, irgendwas und irgendwer von dir, Shura, dachte Alexei schmunzelnd. Du kannst aber wenigstens längere Sätze als ich.

    »Da wir die Möbel jetzt ja alle aufgebaut haben, können wir jetzt endlich auch alles aufräumen«, warf Alexander in die Runde. »Die ganzen Kartons überall nerven mich tierisch. Nur müsst ihr mir verraten, wie genau ihr euch das vorstellt. Das wird schon eine ziemlich schräge WG, wenn wir uns hier unten immer zusammensetzen wollen.«

    »Wir könnten zumindest an den Wochenenden gemeinsam bei dir essen«, warf Ivan ein. »Oder abends, wenn wir heimkommen. Dass jeder von uns seine eigene Küche in der Wohnung hat, ist nett, aber wollen wir wirklich jedes Mal jeder für sich sein eigenes Süppchen kochen? Da geht mir schon etwas die Effizienz flöten. Wir haben doch ohnehin fast alle denselben Tagesablauf. Gut, die Mädels fallen da raus, aber die könnten ja bereits für uns kochen, bis wir von der Arbeit kommen.«

    »Gleich drei brave Hausfrauen zuhause? So stellst du dir das vor?«, fragte Nika sarkastisch auf Englisch. »Warum fragst du uns nicht erst einmal, ob wir darauf überhaupt Lust haben, Vanya? Glaubst du etwa, wir sind nur mitgekommen, damit wir euch den Haushalt schmeißen? Ich dachte eigentlich schon, ich könnte hier ein wenig Musik machen.«

    »Arschloch«, zischte Shura. »Ich habe außer Hausfrau, Haushalt und Musik überhaupt nichts verstanden. Kannst du nicht wenigstens etwas langsamer sprechen, wenn du Englisch sprichst? Ich verstehe so echt kein Wort, Nika! Das ist mies von dir!«

    Andrei stand auf und küsste ihn auf die Schläfe. »Sei lieber froh, dass du nicht alles verstanden hast, Schatz. Du würdest dich nur noch mehr aufregen.«

    Dann sah er Ivan ernst an. »Ich helfe gerne beim Renovieren und sehe zu, dass alles im Schuss bleibt, doch die Putzfrau spiele ich nicht auch noch und euren Haussklaven mache ich genauso wenig. Wir können darüber reden, wie wir das alles aufteilen und das mit dem Kochen organisieren, doch eure treuen Hausfrauen mit der Schürze spiele ich nicht mit.« Er wandte sich Alexander zu. »Es bleibt dabei, dass wir draußen rauchen, ja?«

    »Ich bitte darum, Praline«, säuselte Sanya. »Ihr seid allesamt so unterschiedlich und dennoch irgendwie zum Anbeißen. Es ist zwar nicht für jeden von uns das Passende in dieser Pralinenschachtel dabei, aber zum Naschen findet jeder von uns etwas darin, nicht wahr?«

    Der große Alexander warf einen Blick auf den Kleinen. »Wir üben mit dir, Shura«, versprach er. »Das wird schon alles werden. Und wie du bereits gesagt hast: Du hast ja uns.«

    »Aber sag mal, Schätzchen«, meinte Nikita an seinen besten Freund gewandt. »Könntest du nicht wieder das Schlagzeugspielen anfangen? Würde einiges vereinfachen. So schlecht warst du doch damals gar nicht.«

    »Damit du dann nur noch einen Keyboarder suchen musst? Ich weiß ja nicht. Hab auch gar keines mehr. Müsste erst wieder eines kaufen. So günstig ist das nicht.«

    »Bekommen wir genauso hin«, meinte Ivan gelassen. »Ihr dürft eben nur dann proben, wenn wir nicht da sind oder kein Schabbat ist oder was weiß ich. Nicht, dass es noch Beschwerden gibt!«

    Andrei lachte und ging hinaus zum Rauchen.

    Erreichbarkeit

    Bis zum Samstag hatten sie dann raus, wer in der näheren Umgebung den jüdischen Glauben überzeugt lebte, da sich die Synagoge ja gleich ums Eck befand. Zudem hatten sie Pläne geschmiedet, um das Rauchen aufzuhören. Sie begannen erst einmal damit, ihren Konsum zu reduzieren. Das fiel ihnen schwer genug. Außerdem hing in Alexanders Reich, in dem ja ihr großer Tisch stand, ein riesiges Whiteboard, auf dem sie einen Haushaltsplan erstellt hatten. Zusätzlich zu einer Essensliste, wann was gekocht werden sollte. Beides war Ivans Idee gewesen.

    »Ich bin ja der Meinung, dass wir die Pralinenschachtel endlich standesgemäß einweihen«, verkündete Alexander beim Frühstück. »Wir schicken die Mädels einkaufen und dann kochen sie uns was Schönes. Im Anschluss begießen wir Pralinen unsere WG.«

    »Standesgemäß?«, wiederholte Alexei argwöhnisch. »Was verstehst du darunter?«

    Zur Antwort bekam er Alexanders Raubtiergrinsen. »Ich seh euch an den Gesichtern an, dass ihr alle in den letzten Tagen viel zu anständig wart. Ich weiß, dass es anstrengend war und ihr dementsprechend müde in eure Betten gefallen seid, aber so geht das echt nicht weiter hier!«

    »Du planst also eine Orgie?«, fragte Nikita zu gelassen für das Thema. »Etwa so wie vor einigen Wochen an Aljoshas Geburtstag? Oder nicht ganz so aufwendig inszeniert?«

    Verunsichert sah Shura zwischen ihnen hin und her und räusperte sich. »Wehe!«, entfuhr es ihm. »Das ist mir zu kinky!«

    »Dann geht ihr nach oben, wenn dir das zu heftig ist«, schlug Alexander ungerührt vor. »Trotzdem wird es Zeit, dass ihr wieder nascht! Dringend! Andrei wird schon wieder zickig!«

    »Werde ich nicht!«, fauchte der sofort und bekam heiße Wangen. »Oh, verdammt!«

    Alexander lachte darüber.

    »Habt ihr euch jetzt eigentlich schon etwas wegen der Band überlegt?«, fragte Dimitri, um das Thema zu wechseln. »Ihr habt euer Bass und die Gitarre eingepackt, das habe ich gesehen. Nur ist ein Schlagzeug auch nicht günstig. Wollt ihr einen Probenraum einrichten? Ein Tonstudio? Habt ihr euch da schon Gedanken gemacht? Das wird eine Stange Geld kosten.«

    »Wir haben überlegt, erstmal in Software zu investieren«, antwortete Nika leise. »Und texten und nehmen auf und dann einen Videokanal oder so.«

    »Also ja«, fasste Dimitri zusammen. »Könntet ihr ja drüben in den zweiten Teil der Wohnung machen. Zimmer genug haben wir ja. Am besten baut ihr es passend auf, damit die Nachbarn sich nicht aufregen können.«

    »Das ist Brooklyn«, erwiderte Nika cool. »Solange keiner von uns durch die Gegend ballert, ruft sicher niemand die Polizei.«

    »Es ist New York«, seufzte Alexander. »Es wird keiner die Cops anrufen, bis wir im Garten vögeln.«

    »Würde ich auf einen Versuch ankommen lassen«, meinte Ivan ernst. »Die Nachbarn haben einen Pool und ich denke, wir könnten uns schon überlegen, in diesen kleinen Schuppen einen Whirlpool zu stellen.«

    Dimitri kicherte albern. »Du wieder. Und wer macht den dann sauber? Shura?«

    »Sicher nicht«, zischte der verärgert. »Auf der ganzen Welt gibt es dafür nicht genug Chlor!«

    »Ist jetzt eh zu kalt«, entschärfte Alexander die Situation sofort. »Diese Diskussion vertagen wir besser.« Der Älteste erhob sich und öffnete einen der neuen Schränke im Raum, um etwas herauszuholen. »Ich habe euch übrigens Telefone besorgt. Mit euren von zuhause kommt ihr ja hier nicht weit und eventuell habe ich mich auch darum gekümmert, dass sie unsere Standards erfüllen.«

    »Häh?«, fragte Shura irritiert.

    »Dual SIM«, erklärte er. »Ich helfe beim Einrichten. Außerdem habe ich darauf geachtet, dass uns keiner so einfach hacken kann. Hübsche bunte Hüllen und Aufkleber müsst ihr euch dann selbst besorgen.«

    Es war sieben Mal dasselbe Modell.

    »Wir stellen es so ein, dass ihr eure alten Kontakte aus der Heimat für die Chats behalten könnt und sie euch weiter erreichen, aber für alles andere dann eben die richtige Funkzelle hier habt«, fuhr Alexander fort. »Das kam mir sinnvoll vor. Ansonsten wird das nämlich echt umständlich und für den Fall, dass ihr einen Abstecher nach Moskau macht, habt ihr eure alte Karte ja weiterhin.«

    »Wie bist du denn auf die Idee gekommen?«, fragte Dimitri ihn erstaunt. »War da mein Vater beteiligt?«

    »Auch«, gab der Ältere zu. »Außerdem hatte ich ein paar interessante Takte mit Misha zum Thema. Verka und ich haben natürlich genauso ausführlich über Trommeln gesprochen.«

    »Also, manche Tage ist euer Code alles andere als subtil«, stellte Andrei fest. »Das heißt, ich muss Abrasha und Fedya nicht meine neue Nummer geben, weil sie mich auf der alten noch erreichen können?«

    »Zumindest, solange du WiFi hast, ja«, antwortete Alexander. »Sonst wird es etwas teuer.«

    »Wir müssen hier im Haus echt noch am Signal arbeiten«, murrte Andrei. »Vor allem brauchen wir jemanden, der sich mit den Leitungen auskennt. Ich will uns nicht abfackeln, lass mir aber gerne etwas zeigen. Da sollten wir einen hiesigen Fachmann kontaktieren.«

    »Ich kümmere mich darum«, versprach Ivan und zog sich eines der Telefone heran, um es zu betrachten. »Da hast du dich ja echt nicht lumpen lassen, Sanya.«

    »Ja, die haben alle auch einen Irisscanner«, bestätigte Alexander. »Nur Fingerabdruck und Gesicht kam mir nicht richtig vor. Ich bin mir nämlich nicht so sicher, wie gut uns die Dinger dann geschminkt erkennen und der Fingerabdruck funktioniert je nach Situation ja eben auch nicht immer.«

    »Also, mit Gleitgel an den Fingern habe ich ja noch nie versucht, ein Telefon zu entsperren«, meinte Dimitri spöttisch grinsend. »Welche meinst du denn sonst?«

    »Nach dem Baden oder Duschen?«, erwiderte der Ältere. »Oder im Anschluss ans Abspülen? Die Dinger haben so ihre Defizite, Dima. Das solltest du eigentlich wissen.«

    Der große Braunhaarige rollte mit den Augen. »Ist der Einkaufszettel fertig? Ich geh die Mädels beim Einkaufen besser beaufsichtigen, denke ich. Wir schauen uns bei der Gelegenheit gleich Little Russia und den Weg dorthin an, damit Shura keine Angst bekommt, habe ich überlegt. Kann man euch drei so lange allein lassen?«

    »Du willst aber nicht mit denen hinlaufen, oder?«, fragte Ivan sofort.

    »Die zwei Blocks bis zum Bus schaffen sie bestimmt«, erwiderte Dima. »Also, kann ich euch allein lassen? Quatsch, anders: Wie lange soll ich euch allein lassen?«

    Alexei schüttelte amüsiert den Kopf. »Vergiss das Öl nicht!«

    »Ich denke sogar an Mehl!«, zischte Dimitri. »Ich habe nämlich keine Vorstellung davon, wie viel Vorsorge Alexander da getroffen hat.«

    »Ach, du…«, reagierte der lachend und winkte affektiert ab.

    »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihr nicht von Lebensmitteln redet«, nuschelte Shura verlegen. »Irgendwann bekomme ich das raus!«

    »Das wird deine neue Diät!«, versprach Nikita ihm gehässig und pflückte den Einkaufszettel vom Whiteboard.

    »Ich setze, während ihr weg seid, die Telefone auf«, erklärte Alexander ausgeglichen. »Den Spaß hebe ich mir dann doch lieber für heute Abend auf, damit Dima hinterher nicht weinen muss, weil er alles verpasst hat.«

    »Du mich auch!«, zischte der und trieb die jungen Leute zur Eile an.

    »Erklärst du uns unterwegs, über was ihr gerade gesprochen habt?«, fragte Andrei naiv.

    Alexei und Nika begannen sofort lauthals zu lachen. Der Blonde folgte ihnen prustend nach.

    Früher

    Bis die vier vom Einkaufen zurück waren, wollte Alexander mit Ivan die Telefone eingerichtet haben.

    Alexei beschloss, in der Zwischenzeit wenigstens ein wenig für seine körperliche Fitness zu tun und im Garten ein paar Eigenkraftübungen zu machen. Irgendwie war er sich dabei beobachtet vorgekommen, aber wer da aus einem der oberen Stockwerke nebenan gegafft hatte, konnte ihm ja eigentlich egal sein.

    Er begab sich wieder nach drinnen und ließ sich zufrieden auf einen der Stühle fallen.

    »Ich habe alle Telefone identisch eingerichtet«, erklärte Alexander, als er Alexei das zuschob, in das er seine SIM-Karte von zuhause gesteckt hatte. »Ich habe euch die Apps für den öffentlichen Verkehr installiert und den Messenger. Für alle weiteren Spielereien seid ihr selbst verantwortlich. Ich traue mich wetten, dass Dima und Nika ziemlich bald die Dating-Apps herausgefunden haben, doch da helfe ich den beiden nicht.«

    »Glaubst du?«, fragte Alexei skeptisch. »Trotz allem?«

    »Garantiert. Darf ich dich an deinen Geburtstag erinnern, böser Wolf? Bin ja gespannt, wann du das erste Mal auswärts isst.«

    Genervt rollte er mit den Augen. »Habe genug Ärger.«

    »Ja gut«, stimmte Alexander zu. »Vielleicht nicht gerade mit einer Frau. Sonst geht’s auf Dauer sehr ins Geld!«

    Grimmig sah Alexei ihn an, da er auf das Thema im Augenblick keine Lust hatte.

    »Da wir erst zum ersten Dezember anfangen, haben wir ja noch ein paar Wochen, in denen wir den Mädels Hell’s Kitchen, East Village, Greenwich Village, Chelsea, Midtown, Washington Heights, Brooklyn und Queens zeigen können. Nur fürchte ich, dass dafür vier Wochen eher nicht reichen. Fangen wir mit Brooklyn an?«, meinte Ivan.

    Da wurde Alexei hellhörig. »Wie oft? Deine Flugmeilen. Wie oft?«

    »Wie oft ich schon in New York war?«, erwiderte der Größere. »Kann ich dir gar nicht mehr so sicher sagen, fürchte ich.«

    Hilfesuchend sah er zu seinem besten Freund.

    »Dreimal waren wir hier«, antwortete Alexander. »Außerdem waren wir in Miami, auf Mykonos, in London und Paris. In Los Angeles warst du damals allein. Da hatten wir gerade andere Probleme.«

    »Stimmt«, erinnerte Ivan sich. »Dima war verletzt zuhause geblieben und du warst immer noch stinkig auf mich wegen Aljosha.«

    »Das blaue Auge von Misha hattest du verdient.«

    »Und sieh dir an, was daraus inzwischen alles für uns geworden ist«, lachte der Größere. »Jetzt sitzen wir alle hier in Brooklyn, das wir nicht mal geschafft haben, als wir damals hier waren.«

    »Stimmt«, grinste Alexander. »Das kennen wir noch nicht. Manhattan hatten wir gerade so durch und da hat sich sicher auch einiges geändert. Wir schaffen New York niemals dieses Jahr. Die Szene ist zu groß.«

    »Was hast du dir jetzt eigentlich wegen des Fernsehers überlegt, Sanya?«, fragte Ivan neugierig. »Kabel?«

    »Sowas von«, antwortete der Ältere. »Ich will unbedingt diese Drag-Show angucken und das ganze andere Zeug, das man bei uns nicht zu sehen bekommt natürlich auch.«

    Da kam Alexei nicht mit und deshalb blinzelte er sie fragend an.

    »Ach, es gibt hier ein paar Kanäle extra für Streusel«, erklärte Alexander schmunzelnd. »Hier eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Solange wir das richtige Paket buchen natürlich.«

    Alexei sah die beiden Älteren hartnäckig an.

    »Nicht ablenken«, verlangte er. »Was habt ihr damals gemacht?«

    »Außer die Szene unsicher und mit allen gevögelt, die nicht schnell genug weggerannt sind?«, konterte Alexander süffisant grinsend. »Ob es den Cruise Club von damals noch gibt, Vanya? Was meinst du? Saunen gibt es hier auch genug. Die Dance Clubs waren ohnehin alle der Hammer. Die Dragqueens hier finde ich allerdings schon sehr anders als daheim. Das werde ich mir genau anschauen müssen, bevor ich einen Zeh ins Wasser tauche.«

    »Hat Sanya Angst?«, fragte Alexei herausfordernd.

    »Wenn du nicht gleich aufhörst, beuge ich dich hier über den Tisch und lehre dich das Fürchten, böser Wolf!«, drohte der Crossdresser knurrend. »Ohne alles. Da kannst du noch so Farben brüllen! Ich habe keine Angst! Ich bin nur vorsichtig! Solltest du auch sein!«

    Seine Wangen wurden ob der Drohung heiß.

    »Alexander!«, murrte Ivan. »Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal testen lassen? Verrätst du mir das?«

    Der Ältere rollte mit den Augen und seufzte. »Ich war im Sommer Blut spenden, Vanya. Da machen die das gnädigerweise immer gleich mit.«

    »Unauffälliger geht’s nicht, hm?«, forderte der Dunkelblonde seinen besten Freund heraus. »Du bist manche Tage schon ein durchtriebenes Miststück!«

    »Kannst dich gleich neben Aljosha über den Tisch beugen, wenn du nicht still bist, Vanya«, zischte der Ältere. »Ich kann euch beiden noch einiges beibringen, davon bin ich fest überzeugt. Nur, weil wir die meiste Zeit gemeinsam unterwegs waren, heißt das nicht, dass ich nicht doch um einige Erfahrungen reicher bin als du.«

    »Auch nur, weil du älter bist«, erwiderte der ungerührt und Alexei sah ihn entsetzt an.

    »Bist du irre?«, fragte er leise. »Denk an das Echo!«

    »Oh, ich bin mir sicher, dass er das tut«, zischte Alexander verärgert. »Ich weiß nur nicht, ob er dann auch das bekommt, was er gerne hätte, böser Wolf. Vielleicht wird es einfach an der Zeit, dass ich wieder andere Saiten bei ihm aufziehe und er eine kleine Diät auf der Couch macht, während ich mich mit dir beschäftige.«

    Da wurde Alexei blass.

    »Du spinnst«, nuschelte er und blickte ihn warnend an. »Denk an deinen Schinken!«

    Der Ältere blinzelte irritiert und wandte sich Ivan argwöhnisch zu. »Ach, verdammt!«, fiel ihm nun selbst auf. »Ja, das könnte gefährlich werden.«

    »Vielleicht solltest du mir doch mal eine zweite Chance geben?«, grinste der Dunkelblonde angriffslustig. »Ist ja jetzt doch schon sehr, sehr, sehr lange her, Sanya. Ich habe seitdem so vieles dazu gelernt.«

    »Du kannst mich… nicht!«, zischte Alexander, dem der Beinahefehler selbst aufgefallen war. »Eher beuge ich euch nebeneinander über den Tisch, als dass das nochmal passiert.«

    Amüsiert schüttelte Alexei den Kopf und lachte darüber.

    »Irgendwann«, prustete er. »Müsst ihr das erzählen!«

    »Bevor oder nachdem er dir erzählt hat, wie unser Versuch damals war?«, kam es lässig von der Tür her. Alexei hatte die anderen vier gar nicht zurückkommen hören. Dennoch standen da auch Andrei, Nika und Shura mit knallroten Köpfen.

    »Ich bin mir nämlich recht sicher, dass die zwei bei weitem nicht so betrunken waren, wie Vanya und ich damals«, fuhr Dimitri fort. »Aber ich erinnere mich ganz gut, wie sehr die beiden danach gestritten haben und wie es weiterging und… ach… Meint ihr, den Cruise Club in Manhattan gibt’s noch?«

    »Darüber haben wir uns eben auch unterhalten«, war Alexanders kühle Reaktion darauf. »Ich denke, dass der noch lange nicht pleite gemacht hat.« Er sah Alexei ernst an. »Dahin habe ich Vanya damals entführt, als wir uns nach dieser Sache wieder vertragen hatten.«

    »Welcher?«, fragte er irritiert. Es gab zu viel Auswahl.

    »Der, über die ich nicht reden will«, murrte Alexander. »Was essen wir heute?«

    Also nach dem misslungenen Tausch zwischen euch?, überlegte Alexei.

    Sein Blick ging zum Wochenplan. »Habt ihr alles bekommen?«, fragte er das beladene Quartett.

    Shura strahlte. »Es gab einfach alles und noch viel mehr«, antwortete er und begann begeistert zu erzählen, was genau sie in Little Russia entdeckt hatten. Das Heimweh schien zumindest sofort kleiner geworden zu sein. Durch die zahlreichen Einwanderer im zwanzigsten Jahrhundert gab es dort genug Menschen, mit denen Shura auch Russisch sprechen konnte. Außerdem Geschäfte, in welchen sie so ziemlich alles aus der Heimat bekamen.

    Einweihungsfeier

    Abends standen sie dann gemeinsam in der geräumigen Küche der unteren Wohnung, weil der kleine Alexander Aufgaben verteilt hatte, während die Kartoffeln auf dem Herd köchelten. Er hatte Kartoffelsalat geplant. Das war als Grundlage für all den Alkohol, der später sicher auch noch fließen würde, bestimmt keine schlechte Idee.

    »Wodka zu finden war eine Herausforderung«, meinte Dimitri, nachdem er sich die Salzlake der Gurken abgewaschen hatte. »Alexander dürfen wir niemals in diesen Laden lassen. Der kriegt die Krise.«

    »Wieso denn?«, fragte der natürlich sofort und Alexei war sich im Moment nicht sicher, ob da er oder Sanya sprach.

    Die Grenzen waren fließend, da er je nach Situation entweder den einen oder den anderen Teil seiner Persönlichkeit herausließ.

    »Der Supermarkt war ja schon fürchterlich mit den dreien«, stöhnte Dima und zeigte auf Andrei, Nika und Shura. »Man hätte meinen können, die wären seit Wochen von zuhause weg. Man bekommt natürlich irgendwie alles dort. Wir leben in einer globalisierten Welt. Dann gibt es da noch diesen Delikatessenladen in der Straße, dessen Weinregal du sicher am liebsten komplett durchtesten möchtest. Außerdem gibt’s Geschäfte, die halal verkaufen gefühlt direkt neben denen, die koscher sind. New York ist echt verrückt.«

    »Und das erzählst du ihm auch noch?«, fragte Ivan stirnrunzelnd. »Willst du, dass er das nächste Mal mitkommt? Die Flaschen trägst du dann aber allein!«

    »Ich bin mir sicher, dass die auch liefern«, meinte Dimitri gelassen. »So Alexander, was hast du denn geplant außer Essen und Saufen? Mir ist schon aufgefallen, was für eine Couch du für hier unten besorgt hast.«

    »Genauso wie die Möbelpacker, oder?«, erwiderte Alexander mit einem listigen Grinsen. »Das Material habe ich aus praktischer Erwägung gewählt, da hast du schon recht. Trotzdem hatte ich nicht vor, in Nikas Geburtstag vergleichbar reinzufeiern, wie wir Aljoshas haben ausklingen lassen.«

    »Da bin ich aber enttäuscht«, meinte der gespielt beleidigt. »Dabei sah das so unterhaltsam aus.«

    Dimitri blickte den Blonden entsetzt an. »Bist du irre?«, fragte er aufgebracht.

    Alexei begann zu lachen, als er erkannte, was genau der andere gerade irre fand. »Wieso?«, prustete er. »Du magst die Idee.«

    »Ja, das Kopfkino kann er nicht leugnen«, schmunzelte Alexander. »Das Ergebnis zeichnet sich gerade sehr deutlich ab. Die Frage ist nur, wen von euch beiden ich in die Mitte nehme bei diesem Experiment und ob es nicht am Ende so ausgeht, wie an Aljoshas Geburtstag.«

    Anstatt auf Dimitris Schritt achtete er gerade mehr auf das Gesicht und allem voran auf den Gesichtsausdruck. Dort zeichneten sich Dimas Gedanken mindestens ebenso deutlich ab. Das entging den anderen völlig. Auch für die damals Unbeteiligten hatte er einen Blick. Shura bekam riesengroße Augen und rote Wangen und er sah sie alle nacheinander vollkommen fassungslos an. Andrei stand einfach nur perplex da und schwieg.

    »Moment?«, fragte der kleine Alexander. »In die Mitte? Was habt ihr da getrieben?«

    Sein Blick blieb an Alexei hängen, der nun tatsächlich selbst errötet war, da der andere die richtige Brücke geschlagen zu haben schien.

    »Ich könnte es dir vorführen, Shura«, bot der große Alexander ihm an. »Dafür müsstest du mir aber ziemlich sicher dein freches Tattoo zeigen.«

    Der jüngere Crossdresser lachte auf und schüttelte ablehnend den Kopf. »Nein, danke!«, lehnte er den Vorschlag ab. »Ich fürchte, das würde Andrei mindestens so sehr überfordern, wie Aljosha im Oktober.«

    »Aljosha im Oktober wird’s eher nicht geben«, nuschelte Nikita. »Das fangen wir besser gar nicht erst an.«

    »Guter Vorsatz«, meinte Alexander dazu. »Mal schauen, wie lange ihr den einhalten könnt.«

    »Den verstehe ich nicht, fürchte ich«, stellte Andrei verlegen fest.

    »Sie haben Padorin in der Spezialeinheit Oktober genannt«, half Dimitri mürrisch aus und sah Alexander scharf an. »Nur, weil der Gedanke daran mich anmacht, heißt das noch lange nicht, dass wir das in die Tat umsetzen müssen!«

    Der Ältere zuckte mit den Achseln. »Irgendeiner von euch wird dran glauben«, teilte er ungerührt mit und deutete auf Andrei und Shura. »Die beiden werden sich drücken, ungerade sind wir eh und ich spiele sicher nicht ›Hallo Hand‹.«

    »Wenn ihr nicht gleich 9-1-1 anrufen wollt, stellt ihr dieses Thema beim Essen ein«, murrte Andrei. »Wir haben zwar keinen Abrasha hier, doch ersticken will von uns sicher dennoch niemand, nicht wahr?«

    Alexei seufzte und öffnete den Schrank, um Teller herauszuholen.

    »Ich glaube, Aljosha hat sich gerade freiwillig gemeldet«, meinte Dima frech grinsend. »Ich weiß nicht, wie ich dieses Seufzen sonst deuten soll.«

    Entrüstet sah er den großen Braunhaarigen an und reichte ihm das Geschirr.

    »Nikas Geburtstag«, erinnerte er Dimitri knurrig. »Pass lieber auf! Sonst liegst du auf dem Tisch! Gleich! Als Vorspeise!«

    »Und jeder darf mal?«, fragte Andrei lachend. »Interessante Vorstellung. Ehrlich.«

    »Haltet die Klappe!«, fauchte Dimitri, stellte die Teller ab, schnappte sich die Zigaretten von der Theke und stürmte davon.

    »Oh«, sagte Nika. »Ich muss da, glaub ich, kurz hinterher.«

    Der Blonde flitzte ihm tatsächlich sofort nach.

    »Ja, leiste lieber mal schnell Abbitte, damit er wieder runterkommt und uns nicht alle umlegen will!«, rief Alexander ihm zu.

    »Umlegen?«, echote Alexei mit gehobener Augenbraue.

    »Über den Tisch natürlich«, zischte der Ältere. »Hast du die Beule etwa nicht gesehen?«

    Nun grinste er den anderen frech an. »Auf seine Hose habe ich nicht geachtet«, gab er langsam zu, weil er erstmal die richtigen Wörter suchen musste. »Dafür auf sein Gesicht.«

    »Und was hat dir das verraten?«, wollten Alexander und Ivan zeitgleich von ihm wissen.

    »Andrei und Shura müssen schnell weg«, antwortete er. »Gleich nach dem Essen. Nika schafft das nicht.«

    »So schlimm?«, fragte Ivan. »Sicher?«

    »Wie du«, erwiderte Alexei leise. »Auf der Terrasse.«

    Der andere bekam große Augen und einen rosa Schimmer im Gesicht, weil er seine eigene Reaktion an dem Abend nicht vergessen hatte.

    »Ach du Schreck!«, entfuhr es

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1