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Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga
Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga
Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga
eBook154 Seiten2 Stunden

Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga

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Über dieses E-Book

Noch einmal gehe ich durch die Zeit. Ich kehre zurück nach Mykene. Fragen blieben ungeklärt. Ich will Antwort für sie.

Hier und jetzt werde ich sie nicht finden. Ich muss die Reise noch einmal wagen, dorthin, wo die Vergangenheit noch unverändert, unberührt ist von Wissen und Mode.
Dort will ich die Menschen sehen und hören, deren Schicksal ich bestenfalls erahne.

Namen kommen mir in den Sinn: Klytaimnestra – Gattenmörderin, Ehebrecherin! Andere Namen folgen: Iphigenie, Elektra, Oresthes und Agamemnon auch.

Wir hörten deren Geschichten und Bruchstücke sind schnell zur Hand, die abwinken will nur zu leicht. Alt sind diese Geschichten. Oft und immer wieder gleich erzählt: die Axtmörderin, ihr Buhle und die unversöhnlich trauernde Tochter.

Warum so? Warum kennen wir sie nicht anders? Hier und jetzt will ich sie erzählen, getreuer vielleicht der Wirklichkeit. Ich kann es nicht wissen. Ich muss es hoffen.

 

Auszug – Klytaimnestra:

Nicht ohne Überlegung handelte ich und nicht ohne Abwägen. Was Iphigenie weckte in mir und er mir androhte dafür, zwang mich zur Entscheidung. Was ich für mich erkämpfte, nicht ohne Widerstand, das galt es zu schützen.

Ich nahm den Kindern den Vater, das ist wahr. Aber was war er für ein Vater? Was war Agamemnon für ein Mann und was war er mir für ein Gemahl? Niemand mehr fragt danach. Nicht einer will noch wissen, was und wie er war in Wahrheit. Mein Opfer haben sie aus ihm gemacht und wenn es auch wahr ist, bleibt es nur ein Teil der Wahrheit. Niemand, scheint es, will noch wissen, wie er uns und Mykene beherrschte.

Blinde Wut und grundlosen Hass hat man mir später zugedichtet. Seinen Teil verschweigt die Zeit. Bestenfalls eine trauernde Mutter gestattet sie mir zu sein, die ihr Kind rächte. Halbe Wahrheiten sind auch halbe Lügen.

Nichts Schlechtes soll man sagen über Tote. Nicht nachreden denen, die nicht mehr Antwort stehen können. Die ins Reich der Schatten reisten, sollen sicher sein, vor übler Rede für immer. Was ist aber mit mir? Wann habe ich dieses Recht verloren?

SpracheDeutsch
HerausgeberWolf Kunert
Erscheinungsdatum11. Feb. 2024
ISBN9798224806300
Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga

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    Buchvorschau

    Rückkehr nach Mykene - Eine Klytaimnestra-Saga - Wolf Kunert

    Wolf Kunert

    Rückkehr nach Mykene

    Eine Klytaimnestra Saga

    Rückkehr nach Mykene

    Eine Klytaimnestra Saga

    Gewidmet, wie immer

    Und immer Derselben

    Copyright © 2024 Wolf Kunert

    All rights reserved.

    Rückkehr nach Mykene

    Noch einmal gehe ich durch die Zeit. Ich kehre zurück nach Mykene. Fragen blieben ungeklärt. Ich will Antwort für sie.

    Hier und jetzt werde ich sie nicht finden. Ich muss die Reise noch einmal wagen, dorthin, wo die Vergangenheit noch unverändert, unberührt ist von Wissen und Mode.

    Dort will ich die Menschen sehen und hören, deren Schicksal ich bestenfalls erahne.

    Namen kommen mir in den Sinn: Klytaimnestra - Gattenmörderin, Ehebrecherin! Andere Namen folgen: Iphigenie, Elektra, Oresthes und Agamemnon auch.

    Wir hörten deren Geschichten und Bruchstücke sind schnell zur Hand, die abwinken will nur zu leicht. Alt sind diese Geschichten. Oft und immer wieder gleich erzählt: die Axtmörderin, ihr Buhle und die unversöhnlich trauernde Tochter.

    Warum so? Warum kennen wir sie nicht anders? Hier und jetzt will ich sie erzählen, getreuer vielleicht der Wirklichkeit. Ich kann es nicht wissen. Ich muss es hoffen.

    Klytaimnestra

    Er ist wieder da, der Schmerz in meinem Leib. Und nichts kann ich dagegen tun. Die Erinnyen erlauben mir nicht, mich gegen sie zu wehren. Seit Aigisthos seltener mein Bett aufsucht, besuchen sie mich umso häufiger. Es ist immer quälend gleich und wenn ich auch weiß, dass es ein Traum ist, so ist er von beängstigender Wirklichkeit.

    Ich liege in meinen schweißfeuchten Laken bewegungslos und starr. Ich weiß, durch die Male zuvor, dass ich die Dienerinnen nicht rufen kann, aber ich versuche es dennoch auch dieses Mal wieder. Ein Reflex, dem ich mich nicht erwehren kann. Wie immer bleibt mein Mund auch diese Nacht stumm und wieder kann ich nicht vor dem fliehen, was die Rachegöttinnen mich schon viele Male erleiden ließen.

    Er besucht mich in den Nächten, in denen ich allein bin, in meinem Gemach. Er kann nicht ruhen in seinem Grab. Der will mir den Frieden nicht lassen, den ich tötete, um meines Friedens willen. Die Erinnyen erwecken ihn, um mich zu strafen. Nicht für seinen Tod. Weil ich keine Reue empfinden kann. Weil ich keine Schuld fühle, ihm gegenüber. Ich durchleide immer und immer wieder den gleichen Traum, den gleichen Schmerz und die gleiche Hilflosigkeit. Er zehrt noch immer von mir und will mich nicht loslassen. Auch jetzt noch viele Jahre später.

    Was aber blieb mir, als derart zu handeln? Was blieb mir, als mich zu entscheiden für meine Kinder, für mich und Mykene.

    Nicht ohne Überlegung handelte ich und nicht ohne Abwägen. Was Iphigenie weckte in mir und er mir androhte dafür, zwang mich zur Entscheidung. Was ich für mich erkämpfte, nicht ohne Widerstand, das galt es zu schützen.

    Ich nahm den Kindern den Vater, das ist wahr. Aber was war er für ein Vater? Was war Agamemnon für ein Mann und was war er mir für ein Gemahl? Niemand mehr fragt danach. Nicht einer will noch wissen, was und wie er war in Wahrheit. Mein Opfer haben sie aus ihm gemacht und wenn es auch wahr ist, bleibt es nur ein Teil der Wahrheit. Niemand, scheint es, will noch wissen, wie er uns und Mykene beherrschte.

    Blinde Wut und grundlosen Hass hat man mir später zugedichtet. Seinen Teil verschweigt die Zeit. Bestenfalls eine trauernde Mutter gestattet sie mir zu sein, die ihr Kind rächte. Halbe Wahrheiten sind auch halbe Lügen.

    Nichts Schlechtes soll man sagen über Tote. Nicht nachreden denen, die nicht mehr Antwort stehen können. Die ins Reich der Schatten reisten, sollen sicher sein, vor übler Rede für immer. Was ist aber mit mir? Wann habe ich dieses Recht verloren?

    Wie würde er antworten, wenn ich ihm Fragen stellte? Würde er auch jetzt noch lügen, wie er es oft tat zu Lebzeiten? Ich bin mir dessen sicher.

    Keine Wahl hätte er gehabt damals auf Aulis. Keine Wahl? Waren es nicht seine Entscheidungen, die uns am Ende hierherführten? Die uns, nein mich, zu meinen Schritten zwangen? Würde er mich zurechtweisen wieder, als sein ihm gehöriges Weib, wie er es oft tat? Selbst wenn er sich im Unrecht wusste, widersprach er mir oder verbot mir das Wort. Sicher würde er das wieder tun. Das tat er immer.

    Geschützt war er durch seinen älteren Bruder Menelaos, aber immer nur zweiter durch ihn. Das hatte seinen Charakter wohl verdorben über die Jahre. Im Schatten seines Bruders aufgewachsen, schmückte er sich nicht selten mit Taten, die andere vollbrachten. Wie er sich auch zum Sieger über Troja erklärte, als großer Heerführer, obwohl jeder wusste, dass es Odysseus List war, die den Sieg schlussendlich brachte.

    Nach all den erfolglosen Kämpfen und Schlachten in den Jahren zuvor verlor er an Ansehen unter den Griechen. Schlachten, die unzähligen Männern den Tod brachten. Große Helden waren verloren auf beiden Seiten durch ihn. Sinnlos in den Kampf geführt durch die Gier nach Macht, Gold und Ruhm. Da kam der Sieg noch rechtzeitig für ihn und rettete seinen Ruf im letzten Moment.

    Er musste sich mit dem Platz zufriedengeben, den sein Bruder ihm zuwies und ihm in allem folgen. Dafür schützte der ihn gegen alle Zweifel. Zwar durfte er sich Heerführer nennen, aber sein Bruder war auch vor Troja sein König. Das machte etwas mit diesem Mann, der Erster gern wäre um jeden Preis und jede Lüge. Das verdarb ihn über die Jahre und ließ ihn die guten Sitten vergessen und seine Furcht wachsen, dass er nicht als mannhaft gesehen würde.

    Auch Helena, meine Schwester, erwählte seinen älteren Bruder. Für sie wäre er ebenso zweite Wahl bestenfalls gewesen, dessen bin ich sicher. Mich bekam er nur durch Mord und Gold.

    Seine Tochter Iphigenie wurde den Göttern geopfert auf Aulis, wegen seines Frevels. Hermione nicht, die Tochter seines Bruders. Der wäre nicht unbeherrscht in diese Situation geraten oder er hätte beizeiten dem Priesterspruch des Kalchas Einhalt geboten, dessen bin ich gewiss.

    Mit einer Lüge nur wusste Agamemnon mich nach Aulis zu locken. Niemals sonst wäre ich seiner Aufforderung gefolgt und bloßgestellt hätte ihn meine Weigerung vor den anderen. Das wusste er und das fürchtete er mehr als den Zorn der Götter.

    Ich tat bei seiner Rückkehr aus Troja nur, was geboten war durch ihn allein. So will ich verstanden werden und wieder würde ich derart handeln. Heute mehr noch, als damals.

    Nach meiner Rückkehr von Aulis war ich nicht die, die zuvor zur Insel reiste. Ich trennte mich von meiner Duldsamkeit, die zu lange schon mein Leben bestimmte und nahm mir zurück, was Agamemnon mir genommen hatte an Mut und Freiheit.

    Nicht ohne Folgen war mein Handeln und der Preis am Ende hoch. Immer zahlen Frauen, wenn sie das Spiel der Männer spielen. Die Götter lieben es nicht, wenn wir deren Regeln erlernen. Nur Männern, wie Agamemnon, scheint es, erlauben sie Macht ohne einen Preis. Doch änderte ich diese Regeln und ließ ihn zahlen für sein Tun.

    Ich machte mir die Spiele der Männer zu eigen und bestimmte sie neu. Ich eignete mir Macht an und, ja, ich hatte alles Recht dafür. Niemand stellte sich mir ohne Folgen in den Weg. Er, Agamemnon, war der Verursacher all dessen. Er war der eigentliche Grund für mein Handeln.

    Meine Kinder hatte ich am Ende verloren durch ihn. Meinen ersten Sohn und Iphigenie an den Tod, Elektra an den Hass und Chrysothemis an die Dunkelheit. Den Sohn Oresthes verlor ich zweimal sogar. An die Fremde zuerst und später, wie Elektra, an den Zorn.

    All das, was mir nachgesagt und nachgeschrieben wurde später, hatte Agamemnon allein ausgelöst in mir. Nicht ohne Folgen blieben meine Jahre in Mykene für mich, nicht die, in denen er anwesend war und auch nicht jene, in denen er vor Troja kämpfte.

    Freudlos zumeist und ohne jede Liebe war meine Zeit neben ihm. Meine Kinder später, gaben mir wieder Sinn und Aufgabe, aber Liebe vor allem anderen. Sie konnte ich lieben, von ganzem Herzen. Jedes einzelne war mir nahe. Auch Elektra, die schwer nur zu bändigen war, erhielt meine mütterliche Wärme. Besonders sie, schien es mir, benötigte meine Zuwendung. Ich habe sie ihr gegeben und nie gefragt, was an Zuneigung zurückkommt zu mir.

    Aufgeben, sterben, war mir nicht gegeben. Dieser Gedanke wurde mir nicht anerzogen in Sparta und dennoch gab es Momente, da ich Thanatos, den Tod, herbeisehnte. Als Mutter später stand mir dieser Gedanke nicht mehr zu.

    Mein Vater lehrte mich zu erdulden, wenn die Zeit dafür war und zu kämpfen, wenn die Gelegenheit gegeben. Und er lehrte mich, dass der schwerste Kampf die Zeit des Duldens war. Diesen Kampf führte ich viele Jahre gegen mich selbst zuerst. Ich erduldete und schwieg über diesen König und über diesen Vater.

    Der Schmerz reißt mich erneut aus meinen Gedanken. Die Bewegungen im Leib werden heftiger. Es ist, als rührte jemand in meinen Eingeweiden. Ich kann die Dienerinnen vor meiner Tür schwatzen und lachen hören. Sie ahnen nichts von meinen Träumen. Ich will nicht zu ihrem Tratsch werden. Sie müssen nicht wissen, was ich erdulde in solchen Nächten. Nur hoffe ich, dass meine Stimme mich aus dem Traum erlösen könnte. Mich selbst wachrufen, das will ich versuchen. Ich will sie nochmals rufen, aber das bleibt mir verwehrt, wie die Male davor. Nur mein Stöhnen ist vernehmbar und ich weiß nicht, ob es zum Traum gehört oder zur Wirklichkeit. Wie eine Niederkunft fühlt es sich an, was es nicht ist. Das weiß ich, ich weiß ja das ich im Schlaf bin. In einem grausamen und ermüdenden Schlaf. Nicht nur Schmerz, auch Furcht ist in mir. Wie oft ich diesen Traum auch erdulde, immer ist da die Angst, dass ich nicht rechtzeitig aufwache, dass er dieses Mal zu Ende führen kann, was die Erinnyen ihm womöglich erlauben.

    Elektra fällt mir ein. Ihre Geburt war die schwerste. Fast hätte sie mich getötet, aber ich entkam dem Tod mit Mühe und überstand das schwere Fieber danach. Schon zu ihrer Geburt hatten die Götter ihr den Trotz eingegeben, schien es mir. Dennoch liebte ich sie nicht weniger als meine anderen Kinder.

    Elektra war des Vaters Liebling von Anfang an. Sie verwöhnte er. Mit ihr umgab er sich gern. Bei ihm sah sie, dass man mir straflos spotten konnte, dass man mir folgenlos widersprechen durfte. Aufbrausend

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