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Schneeflockenwalzer in Paris
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eBook143 Seiten1 Stunde

Schneeflockenwalzer in Paris

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Über dieses E-Book

Zwei Sonderlinge. Zwei Winter. Ein Herz.

Anna liebt Weihnachten. Als ein Schneechaos ausbricht und ihr Häuschen einschneit, ist sie glücklich. Doch dann quartieren sich zwei gestrandete Franzosen bei ihr ein und bringen ihre geliebte Weihnachtsroutine durcheinander. Zu allem Überfluss stellt einer von ihnen, Julien, auch ihr Herz auf den Kopf. Doch als sie abreisen, bleibt Anna allein zurück. Erst ein Jahr später erhält sie einen mysteriösen Brief aus Paris, mit der Aufforderung, sofort anzureisen. Und der ist nicht von Julien.

Duftende Plätzchen, dampfender Tee und tanzende Schneeflocken: Ein Kurzroman über den Zauber von Weihnachten und die Stadt der Liebe.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Okt. 2018
ISBN9783743882553
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    Buchvorschau

    Schneeflockenwalzer in Paris - Nadine Roux

    Prolog

    „Bitte finden Sie sich in Paris ein, 15. Dezember um 16 Uhr am Gare du Nord. Die Adresse ist diesem Umschlag zu entnehmen. Hochachtungsvoll, Aurélie Marchand."

    In der Tat fand sich hinter dem Nachnamen ein Punkt und das „Hochachtungsvoll wirkte wie fehl am Platz in dieser weißblauen Landschaft aus Papier und Füllfederschrift, die mit aller Hast gezeichnet worden war. Anna las diese kurzen Sätze erneut und alles um sie herum wurde unwichtig. Das hier war ein Ereignis, das ihren Alltag durchbrach und jenseits ihrer Vorstellungskraft lag. Dass es ein solches überhaupt geben konnte, brachte sie aus der Fassung. Es half auch nicht, dass sie wie jeden Abend Heißwasser für Kamillentee aufsetzte und sorgsam einen gestrichenen Löffel Honig abmaß, zweimal, dreimal tunken und drehen, bis die stets identische Menge darauf haften blieb. An diesem Abend musste sie den Hebel des Wasserkochers dreimal umlegen, um das kalte Wasser wieder neu zu erwärmen, denn während sie darauf wartete, drehte sie immer wieder die Karte in den Händen. Ein Umschlag aus Paris, unzweifelhaft, Poststempel logen nicht. Eine schief aufgeklebte blaue Marianne, eine Adresse am Montmartre als Absender. Es war alles wahr. Trotzdem schien es ihr unmöglich und geradezu absurd. Warum sollte sie, Anna, hier in ihrem winzigen Haus in der Einöde der Elbmarsch an einem windigen Dezemberabend einen Brief aus Paris bekommen? Einen, der unvorsichtig auf eine amerikanische „Happy Thanksgiving-Karte gekritzelt war. Und von einer Fremden stammte. Alles war rätselhaft, äußert rätselhaft. Bis auf ein Detail. Marchand – der Name war ihr nicht unbekannt und als ihr langsam dämmerte, dass diese ganze Sache wohl genau damit zu tun hatte, wurde ihr ungemütlich in der Magengegend und als sie das vierte Mal das Wasser zum Kochen brachte, tauschte sie den Kamillentee gegen Anis-Fenchel-Kümmel aus. Sicher war sicher, vielleicht war es eine Magenverstimmung. Hoffentlich war es nur eine Magenverstimmung. Und hoffentlich verschwand der Brief in der Nacht und stellte sich als Albtraum heraus. Zu sehr hatte sie im Laufe eines Jahres versucht, die Erinnerungen an letzte Weihnacht auszulöschen, sie zu überwinden wie einen Berg, den es hier im Flachland natürlich nicht gab. Es gelang ihr nur so halbgut und schuld daran war tatsächlich ein französischer Name.

    Erstes Kapitel

    Letztes Jahr

    Im Jahr zuvor hatte Anna nicht einmal einen Gedanken an französische Namen verschwendet und hätte man sie nach einem gefragt, wären ihr mit Glück jene von Präsidenten oder Schriftstellern eingefallen und sie wäre ganz besonders stolz darauf gewesen, sich noch an den der Familie aus ihrem Schulbuch zu erinnern. Sorel. Grünes Buch, mit einem Chanson pro Schuljahr am Ende. Gelächter der Schüler, wenn die Schmonzetten aus dem Kassettenrekorder schallten. Das war fast fünfzehn Jahre her. In der Zwischenzeit hatte sich Anna die Zeit vertrieben mit Studieren, Jura, und Arbeiten, als Rechtsanwältin für Verkehrsrecht. Ihre Kanzlei lief gut, an Unfällen und Rasereien mangelte es hier auf dem Land nie. Das Büro war ein Dorf weiter strategisch an einer Landstraße gelegen, direkt hinter dem fest installierten Blitzer. Das jedoch war schon Annas einziger Coup, ihre einzige gerissene Idee, die sie je gehabt hatte. Sie machte Verkehrsrecht, weil es nach festen Mustern ablief. Einspruch einlegen, Messung anzweifeln, Einstellung erwirken. Oder Unfälle: Akte anfordern, mit Kunden besprechen, Geld von Versicherungen erhalten oder eben nicht. Selbst Gerichtsverhandlungen waren stets gleich. Sie liebte es.

    Am Freitag vor Weihnachten war ihr letzter Arbeitstag und nur wenige Mandantengespräche standen in ihrem Terminkalender. Dafür sorgte sie immer und es machte ihr ausnahmsweise nichts aus, Termine abzulehnen, wenn es um Weihnachten ging. Ein Glück, dass sie keine Sekretärin hatte, die es sich womöglich noch erlaubte, auf Bitten und Flehen verzweifelter Kunden ein Gespräch am Freitag vor Weihnachten und nach 15 Uhr in den Plan zu schreiben. Während Anna selbst überaus anfällig war für derlei Maschen und immer Mitgefühl mit ihren Mandanten hatte, war sie in Bezug auf Weihnachten rigoros.

    Gedankenverloren zupfte sie an dem kleinen Gesteck aus Tannenzweigen herum, das sie zwischen die ordentlich Ecke-auf-Ecke gelegten Papierstapel gestellt hatte. Draußen schneite es seit Stunden. Die Vorgärten des kleinen Dorfes wurden eins mit der Straße, nur hin und wieder versuchte sich ein Fahrzeug daran, Reifenspuren auf das Weiß zu bannen. Zehn Minuten später als geplant traf der letzte Mandant des Tages ein und schüttelte schon draußen angenervt Schneeflocken von seiner Mütze.

    „Hey Willy, flüsterte Anna dem Rauhaardackel zu, der faul in seinem Körbchen in der Ecke des Büros lag. „Kundschaft! Und danach geht es nach Hause. Bei den letzten Worten fiepte Willy ganz aufgeregt und klopfte mit dem Schwanz auf das kuschelige Polster seines Korbs.

    Anna machte sich auf ein Klopfen gefasst und setzte schon an, um „Herein" zu rufen, als die Tür aufflog.

    „Ich habe keine Zeit und dann schneit es auch noch wie blöde. Ein Sauwetter." Arno Matthis aus Hamburg, las Anna in ihren Unterlagen. Verkehrsunfall mit Blechschaden. Das Auto, das vor ihrer Kanzlei parkte, sah jedoch intakt und neu aus. Jedenfalls war er gleich bei ihr unten durch, denn Anna liebte Schnee. Der Mandant ließ sich auf den Stuhl fallen und Schneebrocken spritzten aus seiner Jacke heraus. Erst dann fiel ihm auf, dass er die gebotene Hand seiner Anwältin zur Begrüßung annehmen sollte.

    „Haben Sie gut hergefunden, Herr Matthis?"

    „Ja ja, alles bestens. Er musterte sie und Anna sah, dass er schwankte, sie als kompetent oder inkompetent zu beurteilen. „Is‘ ja nicht weit von Hamburg hier in die Provinz. Ihr Mandant Stefan Winkelmann hat Sie empfohlen.

    Die Empfehlung überhörte sie. Provinz. Typisch Großstädter. Anna hätte mit den Augen gerollt, wäre sie nicht bei der Arbeit gewesen. Immerhin war das hier ein zahlender Kunde.

    „Sie hatten den Unfallhergang am Telefon schon kurz geschildert. Sie waren auf dem Weg nach Lüneburg zum Weihnachtsmarkt, als Ihnen auf der Landstraße bei Glatteis ein Kleinwagen ins Heck fuhr. Ist das korrekt?"

    „Ja, so war es. Ich möchte auch gar keine Welle machen deswegen, wissen Sie, Frau... Er las das Namensschild, das für Fälle wie diesen auf ihrem Tisch stand. „...Windt. Der Schuldige hat gestanden und schon alles seiner Versicherung gemeldet, es sollte kein Problem geben. Er versuchte sich an einem gewinnbringenden Lächeln, aber es wurde schief und verhuscht.

    Anna nahm die Lesebrille ab und faltete die Hände. „15.000 Euro Sachschaden sind nicht gerade wenig." Sie suchte sein Gesicht nach Spuren des Ärgers ab, den ein solcher Unfall unweigerlich mit sich brachte, aber Fehlanzeige. Seine Genervtheit schien sich nur darauf zu beziehen, dass es draußen schneite und er wohl auch etwas Besseres vorhatte, als hier bei ihr in der Kanzlei zu sitzen.

    „Ach, das passiert. Er machte eine abwehrende Geste. „Alles halb so schlimm. Er hat ja gestanden, betonte er erneut.

    „Zeugen?"

    „Nein. Er hat gestanden. Das reicht doch."

    „Post von der Versicherung?"

    „Noch keine."

    Anna sah auf ihre Uhr. Es war längst drei und sie wurde nervös. Noch nie hatte sie am letzten Arbeitstag vor Weihnachten so lange in der Kanzlei gesessen. Der Gedanke an warmen Kakao und Vanillekipferl drängte sich in ihr Bewusstsein.

    „Gut, Herr Matthis. Ich kümmere mich um alles. Bitte unterschreiben Sie die Vollmacht hier und überlassen alle Korrespondenz mit der Versicherung und Sachverständigen mir. Ich boxe Sie da raus." Anna hatte zu Beginn ihrer bescheidenen Karriere als Wald- und Wiesenanwältin einen Kommunikationskurs gemacht, um ihre Schüchternheit zu überwinden, die in ihrem Beruf keinen Platz hatte. Dort hatte sie allerhand Metaphern gelernt, die sie stets in ihre Gespräche einstreute und die verblüffenderweise immer Wirkung zeigten, wo sie sich selber als unempfänglich für derlei Plattitüden bezeichnen würde.

    „Großartig!" Das Lächeln auf Arno Matthis‘ Gesicht war endlich echt und er verabschiedete sich beinahe überschwänglich.

    Anna faxte in aller Eile ihr Anspruchsschreiben an die gegnerische Versicherung und löschte dann alle Kerzen. Nichts war weihnachtlicher als der herbe Geruch erloschener Kerzen. Sie schloss die Tür ihres Büro und seufzte. Jahresende. Weihnachten. Pause.

    Zweites Kapitel

    Heute

    Nun war es ein Jahr später, Weihnachten stand vor der Tür und die Dekoration ihres kleines Häuschens schien Anna plötzlich viel zu grell und kitschig zu sein. Der mit einer Lichterkette geschmückte Korbschlitten im Garten. Die Paillettenkugeln am Fenster. Die Wattebäusche im Fensterkreuz. Alles erschien ihr dumpf, die Weihnachtsstimmung wollte in diesem Jahr nicht aufkommen. Das hing nicht nur mit dem ominösen Brief zusammen, sondern auch mit dem anderen, den sie auf ihrem Schreibtisch im Schlafzimmer seit einigen Tagen hin- und herschob und der immer noch wirkte, als würde er brennen. Egal wohin sie ihn schob, immer drängte er sich in ihre Augenwinkel. Es war das Protokoll ihres Scheiterns, ihr Ende, ihr Tod. Gegen diesen Giftbrief von der Staatsanwaltschaft war die Thanksgivingkarte aus Paris nichts. Natürlich hatte sie sofort Einspruch eingelegt und in einer sehr persönlichen Antwort dargelegt, weshalb sie unschuldig war. Aber leider war ihr eigener Beweis nur eine Beteuerung, die wie eine Ausrede wirkte. Wegen Weihnachten. Sie habe ihren Job schlecht gemacht, nicht aufgepasst. Wegen Weihnachten. Weil sie nach Hause wollte und natürlich auch, weil diese Unfallgeschichten immer gleich waren, wer denke denn da an Böses? Und Herr Matthis habe so freundlich gewirkt (Das war gelogen, das wusste sie), dass sie es nicht für möglich gehalten habe, dass er ein Betrüger sei, mit dem sie unter einer Decke stecken sollte. Es war wie im Film, ihr fiel nichts anderes ein, als der Spruch „Ich war es nicht, ich bin unschuldig." Das war eine unfassbar dünne Argumentation und in noch schwächeren Momenten als sowieso schon, seitdem der Brief ins Haus geflattert kam, sah sie sich vor ihrem geistigen Auge in einer Zelle sitzen und als Highlight des Tages Jutebeutel zusammennähen. Matschige Eintöpfe aus Blechnäpfen essen. Mit Blick in den Hof nur durch

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