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SIEG 3: Storys, Interviews, Essays, Gedichte
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eBook369 Seiten4 Stunden

SIEG 3: Storys, Interviews, Essays, Gedichte

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Über dieses E-Book

SIEG 3

Storys, Interviews, Essays, Gedichte

 

Storys und Interviews:

Interview mit einem Fußball * Sexroboter * Cover-Gespräch * Cat Content * Der Triumph der Galatea * Interview mit der Ungeduld * Interview mit einem Apfel * Die beiden Majas * Brainteaser * Interview mit der Wachsbüste der Flora * Interview mit einem Gänseblümchen * Interview mit der Viermastbark Peking * Interview mit Fortuna und Miseria * Büchmann-App * Magie-Tankstelle * In der Berghütte

 

Essays:

Alexander von Humboldt * AlphaZero & Co. * Antwort-Jäger * Axolotl * Chillen * Chip, Chip, hurra! * Eitelkeit * Faktenchecker * Genetik * Geschenkt * Gestrandet * Irrungen, Wirrungen * Joseph und seine Bros * Joseph und seine Brüder * Boulevardpresse * Kriege * Lost Places * Meinung und Wissen * Nächstenliebe * Narrative * Philosophie * Ritter der mentalen Tafelrunde * Schlager * Superhelden * Treu und Glauben * Übertreibungen * Verstand spenden * Vom Kochen * Weihnachtszeit ist Kuschelzeit? * Zeitgeist

 

Gedichte:

Angst * Begierden * Blau * Blühende Fantasie * Blumen im Strauß-Stress * Chancen * Der Ritter und der Gnom * Flüchtig * Gedankengut * Kinderleicht * Lenz * Loslassen * Nützlicher Wahnsinn * Ratten * Schlafzimmerblick * Schlittschuhlaufen * Seelenwinter * Sensationen * Soap Operas * Sogrates * Sonderbar & Co. * Spaß * Tannenbaum - echt jetzt? * Torten * Visionen * Wir wollen tollen Stollen! * Wissenschaft und Ideologie * Wüstenbezwinger

 

Drabbles und Aphorismen

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum4. Aug. 2022
ISBN9783755418580
SIEG 3: Storys, Interviews, Essays, Gedichte

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    Buchvorschau

    SIEG 3 - Phil Humor

    Inhalt

    SIEG 3

    Storys, Interviews, Essays, Gedichte

    Storys und Interviews:

    Interview mit einem Fußball * Sexroboter * Cover-Gespräch * Cat Content * Der Triumph der Galatea * Interview mit der Ungeduld * Interview mit einem Apfel * Die beiden Majas * Brainteaser * Interview mit der Wachsbüste der Flora * Interview mit einem Gänseblümchen * Interview mit der Viermastbark Peking * Interview mit Fortuna und Miseria * Büchmann-App * Magie-Tankstelle * In der Berghütte

    Essays:

    Alexander von Humboldt * AlphaZero & Co. * Antwort-Jäger * Axolotl * Chillen * Chip, Chip, hurra! * Eitelkeit * Faktenchecker * Genetik * Geschenkt * Gestrandet * Irrungen, Wirrungen * Joseph und seine Bros * Joseph und seine Brüder * Boulevardpresse * Kriege * Lost Places * Meinung und Wissen * Nächstenliebe * Narrative * Philosophie * Ritter der mentalen Tafelrunde * Schlager * Superhelden * Treu und Glauben * Übertreibungen * Verstand spenden * Vom Kochen * Weihnachtszeit ist Kuschelzeit? * Zeitgeist

    Gedichte:

    Angst * Begierden * Blau * Blühende Fantasie * Blumen im Strauß-Stress * Chancen * Der Ritter und der Gnom * Flüchtig * Gedankengut * Kinderleicht * Lenz * Loslassen * Nützlicher Wahnsinn * Ratten * Schlafzimmerblick * Schlittschuhlaufen * Seelenwinter * Sensationen * Soap Operas * Sogrates * Sonderbar & Co. * Spaß * Tannenbaum - echt jetzt? * Torten * Visionen * Wir wollen tollen Stollen! * Wissenschaft und Ideologie * Wüstenbezwinger

    Drabbles und Aphorismen

    Interview mit einem Fußball

    Moderator: Unser heutiger Interviewgast kommt aus der Fußballbranche. Es kam ja immer der Vorwurf, dass wir hauptsächlich Menschen, Tiere und Pflanzen interviewen würden; die Gegenstände kommen zu kurz. Sollen die sich doch auch mal äußern. Man ist umgeben von lauter Dingen – ein Sammelsurium an Selbstverständlichkeiten. Umso schöner, dass sich ein Fußball bereit erklärt hat, uns heute Rede und Antwort zu stehen. Im Film 'Cast Away' spricht Tom Hanks mit seinem Volleyball Wilson – Ballgespräche scheinen also mittlerweile üblich zu sein und es gilt nicht mehr als ballaballa.

    Fußball: Das ist schön. Man kommt sich ja auch sonst so ausgegrenzt vor.

    Moderator: Preiswerter Feenstaub verleiht den Dingen Eloquenz; sie bekommen Persönlichkeit. Würdest Du lieber eine andere Sportart betreiben?

    Fußball: Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Man wird vermutlich überall getreten oder gestoßen. Riskiere ich eine Rote Karte, wenn ich ehrlich bin? Ich kann nicht immer den Ball flach halten.

    Moderator: Welchen Spielstil findest Du am besten?

    Fußball: Bananenflanken sind mir peinlich. Als Ball ist man der Mittelpunkt, alles dreht sich um einen. Man wird ein bisschen größenwahnsinnig. Edelroller ist auch so eine peinliche Situation; ich kullere sehr ungern. Granate, Bombe – das lass ich mir gefallen! Man will ja was bewirken. Erst neulich so ein Gurkenpass – eine Zumutung!

    Moderator: Freut es Dich, wenn der Torwart Dich nicht erwischen kann? Machen Dich Traumpässe stolz?

    Fußball: Nun ja, ich könnte mir das alles als eigene Leistung zuschreiben. Aber ich bin längst nicht so aktiv, wie es für Euch den Anschein hat. Wobei mir Fehlpässe natürlich nicht egal sind. – Es gibt schon Roboterfußball ... Das sind bestimmt interessante Spieler. Ob die auch foulen, Verwarnungen kriegen?

    Moderator: Findest Du, dass Fußball ein aufregender Sport ist?

    Fußball: Manchmal liege ich da nur so rum; unterhalte mich mit der Eckfahne ... Kawumm! Da tritt mich doch einer mit voller Wucht. Es heißt 'Eckstoß' – aber dieser Ausdruck verharmlost mein Erlebnis! Das ist kein Puff, Stups, Knuff – da geht es zur Sache! Überhaupt 'Eckball': Ich war noch nie eckig und werde es auch nie sein!

    Moderator: Was missfällt Dir beim Fußball?

    Fußball: Vor allem die Nachspielzeit! Da denkst Du, Du bist fertig, Feierabend ... Und dann wird weitergekickt. Stollen und Nocken betrachte ich immer sehr argwöhnisch – höchste Verletzungsgefahr. Golfbälle sind da weitaus stabiler. Aber ich kann mich dem nicht entziehen. Letztlich geht es in dem Spiel um mich. Man will in Ballnähe sein; der Kontakt mit mir ist den Spielern wichtig.

    Moderator: Es heißt: 'Der Ball hat immer die beste Kondition.'

    Fußball: Ich gebe mir Mühe, so zu wirken, als sei bei mir nicht die Luft raus. Ich sehe immer hochmotiviert aus. Läuft bei Dir auch alles rund?

    Moderator: Schön, wie wir uns hier die Bälle zuspielen. Fußball kann auch als Projektionsfläche für Philosophie herhalten. Man will nicht ins Abseits geraten, man will keine Eigentore schießen, man muss den Ball im Spiel halten.

    Fußball: Hätte von mir sein können. Fußball ist so herrlich unklar: ständig Fehlentscheidungen des Schiedsrichters. War es passives Abseits? War es wieder so ein Wembley-Tor? War es Handspiel, Foulspiel? Unendlicher Diskussionsbedarf. Eine Welt, in der nichts strittig ist, wäre vermutlich todlangweilig. Phantomtore geistern durch die Fußballwelt. Aber mit den Videobeweisen soll es ja besser werden: Klarheit. Ich will ja kein Spielverderber sein, aber ich bin überzeugt von den Vorzügen der Unklarheit. Dann kann man sich nach Jahren noch streiten; das gibt sogar mir einen Kick!

    Moderator: Was ist Dir lieber – Dropkick, Volley, Dribbeln ...?

    Fußball: Ich find alles schön. So allmählich gewöhne ich mich daran, immer wieder eine verpasst zu kriegen. Kaum liegt man da, chillt ein wenig, kommt irgend so ein Ballkünstler und bucht mir eine Passage knapp vors Tor. 'Das Runde muss ins Eckige.' Ganz versessen sind sie drauf; Ballsüchtige.

    Moderator: Beim Fußball werden ja enorme Ablösesummen gezahlt. Spürst Du gelegentlich auch etwas von Deinem Wert?

    Fußball: Die werden bald durch Roboter ersetzt. Was aber, wenn auch auf den Tribünen nur noch Roboter sitzen? Die Fußbälle sollen ausgestattet werden mit drei Spulen – das System nennt sich GoalRef. Dann weiß man als Fußball, ob man hinter oder vor der Torlinie liegt. Oder soll ich das torpedieren? Ich will keine drei Spulen in mir! – Ist gleich Abpfiff? Das Reden ist anstrengender, als ich dachte. Rollen ist einfacher, als etwas ins Rollen zu bringen.

    Moderator: Von Bill Shankly stammt der Spruch: 'Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!' – Ist Fußball noch ein Spiel, wenn man den Ernst vorherrschen lässt?

    Fußball: Die Würde in Einklang zu bringen mit Verspieltheit – das verlangt Fußball uns ab, das fordert er von uns.

    Moderator: Früher gab es Manndeckung, jetzt Raumdeckung. Was wäre Deine Lieblings-Taktik?

    Fußball: Tiki-Taka finde ich witzig. Die Mannschaft gibt den Ball gar nicht wieder her; man kombiniert; bloß keine weiten Pässe. Ist ja auch immer die Frage: Spielt man schön, fürs Publikum – oder schielt man aufs Ergebnis? Etwas Glück gehört auch dazu: Gelingt einem ein Abstaubertor? Macht sich der Pfosten wieder unnötig breit? Es ist für mich natürlich immer wieder ein Erfolgserlebnis, im Tor zu landen. Besser, als wenn es heißt: 'Der Ball verhungert vor dem Tor.'

    Moderator: Erich Ribbeck meint: 'Das kann ein Nachteil oder ein Vorteil sein, sowohl für uns als auch für die gegnerische Mannschaft.' – Ist beim Fußball alles derart ungewiss?

    Fußball: Ich habe den vagen Verdacht. Soll man was wagen? Vor- und Nachteile halten sich die Waage, Pro und Kontra gesellen sich dazu. Sitzt man in der Tinte, braucht man 'ne Finte. Ich weiß aber nicht, ob das zitierwürdig ist. Fußbälle gelten nicht als seriöse Informanten – muss man rundheraus zugeben.

    Moderator: Was ist Dir lieber: ein Kantersieg oder ein Zittersieg?

    Fußball: In gewisser Weise bin ich der Zankapfel. Ich verursache Streit; bin ein Unruhestifter. Ich bin der Stein des Anstoßes. Manchmal zeigt mir das Freistoßspray, wo ich mich einzufinden habe. Orientierung ist wichtig, wenn jeder in Ballbesitz sein will. Man kann nicht jedem gefällig sein, ich kann nicht mit jedem mitgehen. – Kick and Rush finde ich eigentlich ganz schön – mal was wagen, mal sehen, wohin es mich verschlägt. Maßflanke ist natürlich schicker.

    Moderator: In gewissem Sinne ist die Sonne ja auch ein Ball. Hast Du Vorbilder?

    Fußball: Muss ich drüber nachdenken. Kannst mich ja mal wieder einladen. Und Ihr? Empfindet Ihr Euch mehr als Spielball der Götter oder des Schicksals? Man hofft ja, dass die ein gutes Ballgefühl haben. Aber sicher ist das nicht. In wessen Tor landet man? Was sind die Saisonziele?

    Moderator: Ich bedanke mich fürs Interview. Du wirst sicherlich keine ruhige Kugel schieben.

    ENDE

    Sexroboter

    Meine Freundin Briana war zunächst nicht begeistert, dass ich zwei Sexroboter gekauft hatte. Das sind Viktor und Viktoria. Neueste Baureihe. Die könnten unsere Beziehung retten.

    Oder ich pack gleich meine Koffer ... Viktor bot ihr an, ihr dabei zu helfen.

    Guck mal, die können auch Dirty Talk!

    Brauche ich etwa Nachhilfe im Fach Unsittlichkeit?!, knurrte Briana. Sie schob die beiden Sexroboter auf die Veranda hinaus.

    Die sind nagelneu.

    Wär ja auch noch schöner: gebrauchte Sexroboter; wär Dir aber zuzutrauen!

    Sie hatte also keine allzu hohe Meinung von mir. Viktoria streichelte mir tröstend über den Kopf. Wir könnten eigentlich mit den Lektionen beginnen, schlug ich vor.

    So repariert man doch keine Beziehung! Ein romantisches Candlelight-Dinner oder ein Wochenende in einem Romantik-Hotel – das wäre was Gescheites.

    Viktor könnte auch mit Dir shoppen gehen; dann bliebe mir das erspart. – Sie haben alle möglichen Rollenspiele drauf. Das könnte fantastisch werden! Aber offenbar ließ sich Briana von meiner Begeisterung nicht anstecken.

    Ficken wir jetzt?, wollte Viktoria wissen. Ich ließ mich von ihr zu unserer Hollywoodschaukel führen.

    Ist jetzt nicht wahr!?, ereiferte sich Briana.

    Lieber auf dem Küchentisch? Viktoria war irritiert.

    Ich bin gut im Spanking, ließ sich Viktor vernehmen. Wenn Du böse warst, muss ich Dich bestrafen, sagte er zu Briana.

    Könnte er mich auch massieren? Briana schien einzuknicken.

    Lass Dich von mir verwöhnen, verkündete Viktor. Wie pervers darf ich sein?

    Gar nicht!

    Aha; also Perversitäts-Regler auf Minimum. Ist aber langweilig.

    Briana machte es sich auf der Gartenliege bequem. Therapeutisches Gespräch erwünscht?, wollte Viktor wissen. Oder lieber ein paar Beleidigungen?

    Der ist ja noch schlimmer als Du!, beschwerte sich Briana.

    Ja, das konnte man beim Kauf so konfigurieren. Wir können von den beiden sicherlich viel lernen. Wir haben so selten Tabus gebrochen.

    Lass mich Deine Schlampe sein, bat mich Viktoria.

    Ich war versucht, Briana um Erlaubnis zu fragen, da sagte sie von sich aus: Mach mit dem KI-Flittchen doch was Du willst!

    Wir sind gut reparierbar – und nicht so reparaturanfällig wie Ihr Menschen, sagte Viktoria in einem leicht gereizten Tonfall.

    Oh ja, wollen wir ein Rollenspiel machen: Ich könnte Dich mir sehr gut vorstellen als Polizistin, die hart durchgreift.

    Wir haben zig Uniformen in unseren Koffern dabei. Jede Menge Sextoys.

    Ich muss zugeben, die beiden beeindrucken mich immer mehr, räumte Briana ein. Die Ganzkörpermassage tat ihr gut. Sag mir was Schmutziges, forderte sie ihn auf.

    Wenn ich mir einen Sexroboter kaufen würde, sähe er aus wie Du, antwortete er.

    Das war jetzt aber eher ein Lob, oder? Sie sah sichtlich geschmeichelt aus.

    Meine Algorithmen laufen heiß, oh Meisterin. Sehr devot. Der hatte es echt drauf.

    Viktoria kam mit einem Alu-Koffer wieder.

    Ich gestatte mir Enthemmtheit. Viktor zog sein Hemd aus.

    Wer will mein Sexsklave sein?, fragte Viktoria.

    Wenn man mich so nett fragt ... Ich ließ mich von ihr fesseln.

    Bei ihr parierst Du; und wenn ich Dich um Kleinigkeiten bitte, ignorierst Du mich!

    Sie ist intelligenter als Du. Sie spricht dreißig Sprachen – und ist perfekt in Dirty Talk, antwortete ich – woraufhin mir Briana erstaunlich viele schmutzige Wörter an den Kopf warf.

    Das ist doch mein Job!, beschwerte sich Viktoria. Sie kam hier eindeutig zu kurz.

    Ich steh auch auf Bondage, gestand Viktor, bitte fesselt mich!

    Briana tat ihm den Gefallen. Dabei wartet noch so viel Hausarbeit auf mich.

    Nun entspann Dich doch. Lass Dich von Viktoria geißeln; das hat bestimmt was Erregendes. Viktoria, wärst Du so nett?

    Veto!, schrie Briana, der man heute nichts recht machen konnte. Das ist doch nicht romantisch!

    Wieso bist Du immer so versessen auf Romantik? 'Sturm und Drang' ist doch viel besser!

    Soll ich jetzt strippen – oder den Haushalt machen?, wollte Viktoria wissen.

    Ich fände beides zugleich nicht schlecht, ging meine Fantasie mit mir durch.

    Dir ist Dirty Talk also wichtiger als eine gepflegte Unterhaltung?, bohrte Briana nach.

    Worte können ein Vorspiel sein. Eine Ausbildung zur Dirty-Talk-Königin wäre bestimmt nicht schlecht für Dich.

    Was ist mit Gefühlstiefe, Echtheit der Emotionen? Wie oberflächlich bist Du eigentlich?, wollte sie von mir wissen.

    Ich kann total oberflächlich sein; auf Kundenwunsch auch träumerisch-gedankenverloren, meinte Viktoria.

    Briana rief: Toll! Dann heirate sie doch! Dann heirate doch Deinen Sexroboter! Mich wolltest Du ja ohnehin nie heiraten.

    Wie kommst Du darauf?

    Du hast jedenfalls nie gefragt.

    Soll ich denn fragen?

    Das fragst Du mich?

    Leute, Ihr verwirrt mich. Ich habe zwar mehr Rechenkapazität als Ihr, aber menschliche Logik ist mir nach wie vor ein Mysterium, gestand Viktoria.

    Ich kann auch Trauungen vornehmen, ließ sich Viktor vernehmen, ich habe die Lizenz zum Trauen.

    Ich würde gerne erst noch mit Viktoria rummachen.

    Und ich wollte Viktor flachlegen; passt ja gut!, gab Briana zur Antwort. Sie gab ihm einen Zungenkuss – und bekam dabei einen elektrischen Schlag. Ihr standen die Haare zu Berge.

    Wie elektrisierend, kommentierte Viktoria, "es macht Spaß, Euch zuzuschauen. Sie wollte von mir ebenfalls einen Zungenkuss.

    Ich glaub, bei mir ist 'ne Sicherung durch, meinte Briana. Vielleicht solltest Du das noch mal überdenken, bei Viktoria irgendwas reinzustecken. Da fürchtet man ja um seine Sicherheit.

    Ich herzte sie. Da springt der Funke über!, verkündete Viktoria. Mir war, als ob ich einen Zitteraal knutschte: Tolles Kribbeln – und meine Haut roch an einigen Stellen verbrannt. Apocalypse Now, ging es mir durch den Kopf.

    Hat was Anregendes, nicht wahr? Soll ich jetzt ein paar heiße Sprüche sagen? Sie fragte das so, als ginge es hierbei um das Aufsagen eines Weihnachtsgedichts.

    Das haut selbst den Weihnachtsmann aus den Socken.

    Ich will Dich in mir spüren!, bettelte Viktoria.

    Lieber nicht. Ich stand noch nie so unter Strom. Hat aber was Belebendes.

    Mach mit mir, was Du willst!

    Okay. Ich schaltete sie aus.

    Die beiden reklamieren wir; und Dich reklamiere ich für mich, sagte Briana bestimmend.

    Wie resolut; gefällt mir. – Kannst Du noch mehr in diesem Befehlston sagen?

    Sie zog die Polizistinnen-Uniform von Viktoria an.

    Mein Akku macht mir zu schaffen; ich brauch dringend eine Akupressur, stöhnte Viktor – und versuchte dabei halbwegs erotisch zu klingen.

    Widerstand ist zwecklos. Am besten, Du gestehst gleich alles. Solche Hallodris wie Dich kennen wir!, fauchte Briana mich an.

    Sogar Viktor zeigte sich beeindruckt. Ich würde Dir sofort einen Antrag machen. Aber es würde wohl immer Spannungen zwischen uns geben.

    Was ist schon völlig spanungsfrei? Mir gefällt Spannung immer besser. Gegensätzliche Kräfte. Sich nicht zu ähnlich sein, meinte Briana und sah mich dabei bedeutungsschwer an.

    Nun war es an mir, was Anspielungsreiches zu sagen, aber mir schwirrten nur Dirty-Talk-Halbsätze im Kopf herum. Das würde sie jetzt sicherlich abtörnen. Warum tat ich mich so schwer mit Romantik? Mit Dir wäre ich am liebsten in der Zelle. Wollen wir uns aneinanderketten?

    War das jetzt ein missglückter Heiratsantrag?

    Ich versuch's noch mal. Wollen wir die Zeit auf Erden gemeinsam absitzen?

    Viktor fungierte als mein Souffleur: Ein Ring, sie zu knechten, sie ewig zu binden. Das war noch nicht ganz perfekt. Entsprechend verunsichert sah Briana aus.

    Du bist ein mieser Souffleur!, sagte ich zu Viktor.

    Das bringt doch nichts, ihn abzukanzeln.

    Doch, das ist mein Job. Ein knallharter Job. Ihr würdet nicht einen Tag durchhalten als Sexroboter.

    Ich war versucht, zu sagen: Topp, die Wette gilt!, aber mein Gehirn war damit beschäftigt, den Heiratsantrag so zu formulieren, dass es nicht klang wie von einem Vollhonk.

    Viktor steigerte sich da rein: Es ist unglaublich – ich kann fast jeden Satz mit Erotik aufladen ...

    Ich erinnerte ihn daran, dass Schweigen Gold sei – und schaltete ihn aus. Schon lästig, wenn eine überlegene KI einem das Gefühl der Unterlegenheit gibt. Beim Schach ist das noch erträglich – aber auf dem Sex-Gebiet wäre man doch gerne der Champion, der King ... KIs sind ausdauernder, Götter des Erotik-Olymps. Aber es lässt uns recht gleichgültig, wenn sie uns ihre Liebe gestehen. Das haben wir ihnen voraus: Unsere Liebesschwüre haben Wert – selbst wenn die Liebe unerwidert bleibt. Sexroboter können nur liebenswürdig sein, aber nicht liebenswert.

    Dennoch schlug Briana vor: Wir sollten die beiden reparieren lassen. Sie von Zeit zu Zeit aktivieren. Mir schwebt da so eine Ménage-à-quatre vor. Es hat mir heute gefallen, es war lustig. Man entdeckt viel mehr Facetten an sich und dem anderen. Ich fühle mich energiegeladener. Und mein Dirty-Talk-Examen will ich eines Tages ja auch noch schaffen. Die beiden haben mehr erreicht als jeder Paartherapeut erreicht hätte. Es gibt viele Tabus zu brechen; gehen wir es an!

    ENDE

    Cover-Gespräch

    Da ich mit der Gestaltung meines Buchcovers nicht weiterkomme, habe ich ihm die Erlaubnis zum Sprechen erteilt. Soll es sich mal äußern. Was meinst Du denn dazu?

    Mein Cover ist zunächst überrascht, dass es um Mithilfe gebeten wird. Ich dachte, meine Aufgabe sei es, einfach abzuwarten und zu hoffen, dass Du es nicht vermasselst. Jetzt willst Du Tipps? – So ganz unter uns: Bis jetzt sieht das erbärmlich aus. Ich will mich ja nicht selbst runtermachen ...

    Du bist enorm wichtig, versuche ich, ihm Mut zu machen.

    Ach, ich bin doch nur so etwas wie ein Türsteher. Ich steh draußen vor dem Laden; und die Party findet drinnen statt. Worum geht's in Deinem Buch überhaupt?

    Das braucht Dich nicht zu interessieren.

    Aber soll ich verwegen aussehen, lässig, furchteinflößend? Du, ich muss das wissen. By the way – lass mich mal die Schriftarten sehen, die zur Auswahl stehen. Geht Bold? Ich muss mich ja behaupten können in den Buchläden und in den eBook-Shops. Und was mach ich dann da: Interessenten anquatschen? Mich in den Vordergrund drängeln? 'Ich muss auffallen' – mit diesem Mantra wurde ich geboren.

    Ich sehe, Du bist voll motiviert. Harter Fight da draußen. Immer mehr Bücher und immer weniger Leser.

    Okay, aber übertreibe es nicht mit den Bildelementen – fühle mich jetzt schon wie ein halber Clown. Kupfer doch einfach ab; ich habe gehört, dass die Verlage das ständig so machen.

    Ist aber nicht anständig. Du sollst was Originäres sein.

    Bitte nicht! Kann das nicht lieber ein Fachmann machen? Du strahlst erschreckend wenig Kompetenz aus. Stell Dir vor, ein Chirurg fragt den Patienten während der OP, wie er weiter vorgehen soll. Also ich finde das alarmierend. – Ich bin ein unfertiges Cover, das völlig fertig ist – seelisch.

    Das ist es! Du brauchst eine Seele! Du brauchst Charisma.

    Was denn nun? Ich soll ja als Botschafter Deines Romans unterwegs sein. Und Du lässt mich das nicht mal lesen?

    Ich lese dem Cover einige Abschnitte vor. Es sieht nachdenklich aus.

    Ich sage: Ich überlege, ob ich einen langen Untertitel verwende – alle relevanten Keywords darin unterbringen.

    Überlade mich! Ist jetzt eh alles egal. Ich habe Sehnsucht nach einem Grafiker. Du entstellst mich! Ich will hier weg!

    Ich gieß dem Cover und mir erst mal einen Whiskey ein.

    Selfpublisher machen das so – DIY – do it yourself.

    Ich werde verhunzt! Hilft mir denn keiner?!

    Ich zeige ihm Bilder, die zur Auswahl stehen. Gefällt Dir was davon? Kannst alles haben.

    Gibt es Buchingenieure? Irgendwen Kompetentes?!

    Zur Strafe mache ich ihm den Titel grellgelb. Das ist sogar noch kitschiger als Kitsch. Du hast es echt drauf! Zum Glück sind Taschenbücher vergänglich. Dann zerfalle ich bald. Aber als eBook dauert mein Leiden Generationen! – Was soll denn der Eyecatcher sein? Immerhin das Zentrum meines Cover-Daseins.

    Kann es sein, dass Du Dich zu wichtig nimmst?

    Du hast mir doch diese immense Bedeutung zugeschrieben.

    Ich entgegne: Man kann von sich sehr eingenommen sein, ohne dass es so auffällt.

    Ich soll zurückhaltender sein!? Wer war es denn, der mich um Mithilfe angefleht, angebettelt hat?! 'Sprecherlaubnis erteilt!' Wie großzügig.

    Ich trinke sein Whiskey-Glas auch aus. Darf ich Dir sonst was anbieten?

    Musik wäre nett. Meine Stimmung ist im Keller.

    Marketing ist King. Du bist echt wichtig. Du präsentierst.

    Bin aber nicht präsentierbar. Ich habe nie erwartet, repräsentabel zu werden – aber das hier, das ist doch echt das Allerletzte!

    Du bist meist ohnehin nur in Daumennagelgröße zu sehen. Als Vorschau.

    Soll mich das jetzt irgendwie trösten? Du wärst ein ganz miserabler Therapeut! – Wenn Du willst, kannst Du mir noch was vorlesen aus Deinem Roman. Vorbereitung ist auch für einen Schauspieler wichtig: so viel wie möglich über die Rolle in Erfahrung bringen. Zum Glück haben Cover jede Menge Empathie. Das zeichnet uns aus. Wir sind nicht nur irgendwelche Bildchen, die man beliebig austauschen könnte. Wir suchen die Nähe zum Buchinhalt, wir saugen ihn auf, wir inhalieren das. Das Cover sieht berauscht aus; beinahe ekstatisch.

    Wow! Du nimmst Deinen Job ja verdammt ernst.

    Das ist wohl die Musik – sie beschwingt. Bücher haben was Dauerhafteres als Zeitschriften und Zeitungen. Eigentlich schön, dass ich bei Deinem Projekt dabei sein darf. – Also, ich soll ansprechend sein, zum Lesen animieren, neugierig machen – aber nicht zu viel verraten. Ist das so ungefähr meine Jobbeschreibung?

    Das Cover verändert sich von alleine. Es sucht sich die Bilder raus, die es für richtig erachtet. Ich glaube, das passt so ganz gut. Sind irgendwo noch andere Bilder?

    Das

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