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DAS PARADIES DES BÖSEN: Ein Kriminal-Roman
DAS PARADIES DES BÖSEN: Ein Kriminal-Roman
DAS PARADIES DES BÖSEN: Ein Kriminal-Roman
eBook167 Seiten2 Stunden

DAS PARADIES DES BÖSEN: Ein Kriminal-Roman

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Über dieses E-Book

Heute bin ich endlich in das Haus gegangen, wo die anderen sind: die reichen Amerikaner. Sie leben dort inmitten unserer tristen Vorstadt von Paris wie auf einer hellen Insel der Freude. Ich bot ihnen meine Dienste an. Man hat mich zunächst abgewiesen. Aber dann hat man mich doch geholt, und ich habe beinahe geweint vor Glück – dabei hätte ich bittere Tränen des Schreckens vergießen sollen. Aber was wusste ich schon vom Leben – mit meinen siebzehn Jahren? Wie sollte ich wissen, dass sich hinter einer glänzenden Fassade das Böse verbergen kann?

Wichtig war für mich nur die Liebe. Dafür war ich bereit, alles zu ertragen: Schande, Scham und Schmerzen...

Das Paradies des Bösen von Frédéric Dard erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1964. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der französischen Kriminal-Literatur.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum28. Mai 2019
ISBN9783748705727
DAS PARADIES DES BÖSEN: Ein Kriminal-Roman

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    Buchvorschau

    DAS PARADIES DES BÖSEN - Frédéric Dard

    Das Buch

    Heute bin ich endlich in das Haus gegangen, wo die anderen sind: die reichen Amerikaner. Sie leben dort inmitten unserer tristen Vorstadt von Paris wie auf einer hellen Insel der Freude. Ich bot ihnen meine Dienste an. Man hat mich zunächst abgewiesen. Aber dann hat man mich doch geholt, und ich habe beinahe geweint vor Glück – dabei hätte ich bittere Tränen des Schreckens vergießen sollen. Aber was wusste ich schon vom Leben – mit meinen siebzehn Jahren? Wie sollte ich wissen, dass sich hinter einer glänzenden Fassade das Böse verbergen kann?

    Wichtig war für mich nur die Liebe. Dafür war ich bereit, alles zu ertragen: Schande, Scham und Schmerzen...

    Das Paradies des Bösen von Frédéric Dard erschien erstmals im Jahr 1959; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1964. Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der französischen Kriminal-Literatur.

    DAS PARADIES DES BÖSEN

    Erstes Kapitel

    Unser Vorort hat einen auffallenden Namen und ist merkwürdig angelegt. Er heißt Leopoldville und wurde angeblich von einem Belgier erbaut. Ich kenne Belgien nicht, und ich glaube allmählich, dass ich niemals von hier fortkommen werde; aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die belgischen Städte unserem Vorort gleichen. Wer zu uns kommt - und die aus dem Boden schießende Industrie zieht immer mehr Leute an - findet sich anfangs schwer zurecht. Denn alle Straßen sind schnurgerade angelegt und gehen von runden Plätzen aus. Das erinnert an die Pariser Place de l'Etoile, nur dass der Are de Triomphe fehlt und dass sich am Ende jeder Allee wieder ein runder Platz befindet, und so vermeint man, durch ein Labyrinth zu wandern. Mit der Zeit orientiert man sich an der Eisenbahn, an der Seine und an der Kirche, doch das ist nicht ganz einfach!

    Unser Wohnviertel liegt jenseits der Bahnstrecke, wo die Straßenzüge nicht mehr von dem bewussten Belgier angelegt wurden. Auf einer von hohen Fabrikschloten umsäumten Fläche reihen sich bescheidene Häuschen ziemlich willkürlich aneinander. Der Rauch der Fabriken zieht in langen, dichten Schwaden darüber hinweg, bevor er sich über dem Häusermeer des Vorortes niederschlägt. Ich finde das hässlich. Es muss aber nicht so schlimm sein, denn einmal hat sich ein Maler mit seiner Staffelei hinter unserem Garten niedergelassen. Er ist sogar mehrmals wiedergekommen. Als ich einmal von der Arbeit zurückkehrte, warf ich einen Blick auf die Leinwand.

    Ich fand, dass die Gegend auf seinem Bild noch trostloser wirkte. Ich empfand sein Produkt geradezu als beunruhigend, als ein Armeleute-Begräbnis, an dem kaum ein Mensch teilnimmt. Ich hatte gehofft, dass er zur Aufheiterung der Landschaft ein wenig Sonne hineinmalen würde, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand dieses Bild kaufte, um es ständig vor Augen zu haben. Aber der Maler ließ keinen Sonnenstrahl auf sein Bild fallen. Er setzte sein Signum in die untere Ecke, verschwand mit seinem Werk und kam nicht mehr wieder. Mich aber betrübte die Vorstellung, dass er uns den Sonnenstrahl, den er uns hätte schenken können, ebenso verweigert hatte, wie der liebe Gott es tat.

    Wozu erzähle ich das alles? Ist es wirklich so wichtig? Es soll verständlich machen, warum und wieso alles so kommen musste, wie es kam.

    Man wird mir entgegenhalten, dass man sich an ein Land, in dem man aufgewachsen ist, mit der Zeit doch gewöhnen und es sogar liebgewinnen müsse. Aber so ist es eben nicht. Ich habe immer einen Abscheu vor Leopoldville gehabt, wahrscheinlich, weil ich es nie anders sehen konnte, als es ist: trostlos und unnatürlich. Städte dürfen nicht in einem einzigen Wurf und von einem einzigen Mann errichtet werden, denn das gibt ihnen das Gesicht eines Kaninchenstalles, dessen Bewohner zwangsläufig einen kaninchenhaften Ausdruck annehmen.

    Unser Häuschen ist am weitesten von der Stadt entfernt. Es grenzt fast unmittelbar an Gemüsefelder, die sich zwischen den Industrieanlagen noch behauptet haben und die sich bis zur Hauptstraße erstrecken.

    In langen Reihen stehen hier Porree, Mohrrüben oder Kohlköpfe... Die Kohljahre sind bei uns zu Hause gefürchtet, weil dann die ganze Gegend nach verdorbenem Sauerkraut stinkt. Dieser Geruch dringt sogar durch verschlossene Fenster. Ich liebe die Natur, aber ich hasse die Gemüsepflanzer, weil sie keine richtigen Bauern mehr sind. Sie haben Traktoren und tragen Bluejeans zu Fliegerstiefeln, die sie in Pariser Ausrüstungsgeschäften kaufen. Sonntags fahren sie in neuen Autos zum Wetten auf die Rennplätze, und auch ihre Frauen haben eigene Wagen. Es ist unglaublich, was der Porree einbringt, wenn er vor den Toren von Paris wächst.

    Über unser Häuschen ist noch zu sagen, dass es sich um ein ziemlich armseliges Gebäude handelt. Es ist ein sehr altes Haus, älter als die Stadt, und von seinen Mauern bröckelt überall der Putz. Meine Mutter ersucht den Verwalter von Zeit zu Zeit durch eingeschriebene Briefe, die notwendigen Reparaturen durchzuführen, aber die Eigentümer wollen nichts davon wissen. Sie haben diese Hütte von einem alten Onkel geerbt, stehen untereinander in keinem guten Einvernehmen und lassen daher alle Briefe unbeantwortet.

    Ich weiß wohl, dass meine Mutter sich an die Gerichte wenden könnte, aber wir sind zu oft mit der Miete im Verzug, vor allem wenn Arthur, ihr Freund und gewissermaßen mein Stiefvater, keine Arbeit hat oder einige Tage feiert.

    Meinen richtigen Vater habe ich niemals kennengelernt, und ich glaube, dass auch meine Mutter ihn nicht mehr wiedererkennen würde. Sie war ihm vor siebzehn Jahren auf einem Tanzvergnügen begegnet. Sie meint, dass er Italiener oder so etwas Ähnliches gewesen sein müsse. Tatsächlich bin ich ein dunkler Typ. Die Leute behaupten, Italiener seien leidenschaftliche Tangotänzer. Ich kann also verstehen, dass meine liebe Mutter am Ende des Abends ganz durchgedreht war. Die beiden haben dann wohl in den Gemüsekulturen geschäkert, und daher mag es kommen, dass sie nach Anbruch der Dunkelheit den Kohlgeruch nicht vertragen kann.

    Als ich zur Welt gekommen war, hatte sie mich zu ihrer Mutter gegeben, die auf dem anderen Ufer der Seine bei den Steinbrüchen wohnte. Dort blieb ich bis zu meinem sechsten Lebensjahr. Dann starb Oma, und ich kam zu Arthur nach Leopoldville. Von ihm ist nicht viel zu berichten. Er gehört zu jenen Leuten, die auf Gruppenaufnahmen immer ganz hinten stehen und deren Gesicht stets halb verdeckt ist, weil irgendein dicker Wichtigtuer sich vor ihnen breitmacht. Er ist halt ein guter Kerl, bescheiden und schüchtern. Aber gleich vielen schwachen Menschen trinkt er sich von Zeit zu Zeit Mut an, und wenn er getrunken hat, dann beschimpft er auch Personen, die er in normalem Zustande respektiert. Und das ist der Grund, warum er so oft arbeitslos ist.

    Mama und Arthur leben schon bald fünfzehn Jahre zusammen. Sie haben kein Kind miteinander. Ich glaube, Arthur hätte gern ein eigenes Kind gehabt, aber Mama wollte es nicht. Vielleicht werden sie eines Tages heiraten; Mama legt zwar keinen Wert darauf, aber Arthur bekommt mit zunehmendem Alter bürgerliche Anwandlungen - vor allem seit er sich einen Fernsehapparat zugelegt hat, um die Nachbarn zu ärgern.

    Bevor alles passierte, arbeitete ich in einer Fabrik. Und es wäre besser gewesen, wenn ich niemals den Einfall gehabt hätte, eine Stellung als Hausmädchen anzunehmen.

    In dieser Gegend findet man keine Dienstboten mehr. Auch Ärzte oder Unternehmer müssen sich ihre Hausangestellten aus der Bretagne holen. Sie setzen Anzeigen in die Zeitungen von Morbihan oder vom Kap Finistère, und dann sieht man die dicken, rotbackigen Mädchen mit ihren neuen Pappkoffern ankommen. Sie bleiben vielleicht ein oder zwei Monate in ihrer Stellung, bis sie blasser geworden sind und sich dem hiesigen Leben angepasst haben; dann verlassen sie ihren Dienst und gehen in die Fabrik, weil sie dort mehr verdienen und nach sechs Uhr frei haben.

    Nun, mich hat gerade diese Freiheit bedrückt. Jeden Tag die gleiche, trostlose Straße mit den Scharen von Mopedfahrern, die jedes Mädchen mit ihren frechen Zurufen belästigen. Das Gedränge im Fabriktor. Die Zudringlichkeiten der Arbeiter. Arthurs baufälliges, kaum möbliertes Haus. Und Arthur selbst, lang und hohl wie eine Rübe, mit seinem spitzen Kinn, dem ungepflegten Schnurrbart, den Fetzen von Zigarettenpapier auf seinen Lippen!

    Nein, ich konnte es wirklich nicht mehr aushalten. Ich suchte mir einen anderen Heimweg, er führt durch das Zentrum von Leopoldville. Die Gegend ist nicht weniger trübselig als das Land, aber sie wirkt wenigstens nicht so ärmlich. Die Häuschen sind aus Sandstein gebaut und von Rasenflächen umgeben, die abends von Springbrunnen benetzt werden.

    Und so entdeckte ich das Haus der Roolands.

      Zweites Kapitel

    Auf den ersten Blick unterschied es sich nicht von den anderen Häusern. Es war ein zweistöckiges Gebäude mit einem hohen Dach, das von einem Türmchen mit einer Porzellanspitze gekrönt wurde, kleine Fenster mit bunten Karos hatte, eine kleine Terrasse und hellblau gekachelte Türumrahmungen. Und doch unterschied es sich von den Nachbarhäusern. Ein seltsames, schwer zu erklärendes Fluidum umgab es. War es auch ein Gartenhaus von hier, so stand es doch gewissermaßen auf einer unbekannten Insel, einer winzigen, geheimnisvollen Insel, auf der es sich gewiss herrlich leben ließ.

    In der mit rotem Sand bestreuten Zufahrt stand ein prächtiger, grüner amerikanischer Wagen mit blitzenden Chrombeschlägen und weißen Sitzbezügen, die mich an einen Salon erinnerten, den ich einmal in Paris von der Hochbahn aus gesehen hatte. Es war nur eine flüchtige Vision von einigen Sekunden Dauer gewesen, und doch träumte ich seitdem von diesem Salon und stellte mir vor, dass das höchste Glück auf Erden darin bestünde, in großen, weißen Ledersesseln zu sitzen.

    Neben dem Hause befand sich ein kleiner Rasenplatz, und hier war unter einem blauen Zeltdach eine märchenhafte, breite und mit bunten Kissen belegte Hollywoodschaukel aufgestellt. Auch das sah nach Glück aus. Darin ruhten Monsieur und Madame Rooland sich aus, wenn die Abenddämmerung hereinbrach. Vor ihnen standen dann Gläser mit Whisky auf tulpenförmigen eisernen Gestellen, und ein Radioapparat mit großer Antenne spielte Jazzmusik. Man kann sich kaum vorstellen, wie verführerisch die Atmosphäre dieses Gartens war.

    In der ersten Zeit begnügte ich mich damit, ganz langsam an dem weißen Zaun des Grundstückes vorbeizugehen. Aber bald fühlte ich mich so gefesselt, dass ich vor dem Hause immer wieder auf und ab spazierte. Man nannte seine Bewohner die Amerlocks.

    Er war ein mittelgroßer, rotbrauner Mann mit Sommersprossen auf der Stirn und auf den Armen. Er mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein und arbeitete im Shape von Rocquencourt. Wenn er das Haus verließ, trug er naturfarbene oder bräunlich-gelbe

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