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Autoparadies: Autofahrer - nicht ganz ernst betrachtet
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Autoparadies: Autofahrer - nicht ganz ernst betrachtet
eBook188 Seiten2 Stunden

Autoparadies: Autofahrer - nicht ganz ernst betrachtet

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Über dieses E-Book

Familie Onko ist Pferdestärken-verliebt. Das Auto - das Ziel und der Sinn des Lebens. Das Auto ist alter Ego, es sybolisiert das Leben, es ist SEX!
Nur welches Gefährt ist wirklich chic? Rot oder weiß? Benz oder Porsche? Cabrio oder Großraum?
Tauchen Sie ein in die Welt des Automobils und finden Sie urkomische Kurzgeschichten um die skurrile, spießige und mafiöse Familie Onko - und die besten Tipps zur (Automobil-)Filmgeschichte.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Feb. 2017
ISBN9783742797193
Autoparadies: Autofahrer - nicht ganz ernst betrachtet

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    Buchvorschau

    Autoparadies - Ghyslyn Pomsel

    Anstoß Eintracht gegen Sportclub

    Ich kann mir nicht helfen: Aber ein weißer Benz sieht irgendwie - nicht so toll aus.

    Die Farbe wirkt daneben, sozusagen.

    Sieht auf unbestimmte Weise, tja, falsch aus.

    Nicht gerade Taxifarbend, das nun nicht gerade, aber nahe dran: in peinlicher Nähe zum taxifarbenden Gemeingut.

    Ein Benz hat nämlich SCHWARZ zu sein. Er hat Klasse und Würde zu zeigen für all den Abgasmist, den er in unsere Welt und auf uns drauf bläst.

    Mit Stolz hat er die Farbe zu tragen – von Mozzarellas Beerdigungsinstitut¹. Contenance-Schwarz nämlich. Wir bleiben doch gefasst, nicht wahr?

    Nun, der Benz von Onkos ist mal leider - WEISS.

    Wiederum kann ich mir nicht helfen – aber vor meinem inneren Auge sehe ich stets bei diesem weißen Benz, egal, wer ihn chauffiert, am Steuer einen künstlich gebräunten Pseudomittdreißiger, dessen stark behaarter Arm unter hochgekrempeltem Hemdärmel aus dem geöffneten Fahrerfenster lugt und eine arg güldene Armbanduhr nebst Hamdgelenkkettchen desselben Metalls sehen lässt.

    Auch wenn Onkos Gattin in der Kiste hockt, wandelt sich vor meinen Augen ihr Tubenblond in das ölige Schwarz stenziger Haarsträhnen, und eine überproportionierte Goldkette blitzt in ihrem Dekolletée.

    Neulich fuhr Onkos Tochter.

    Auch sie passierte mich mit üppigem Brusthaar im aufgeknöpften Ausschnitt eines zuhälterfarbenden Oberhemdes und trug in den schlagartig glanzschwarzen Haarsträhnen eine spiegelnde Sonnenbrille über der niedrigen Stirn eines Preisboxers.

    Kein schöner Anblick, muss ich gestehen.

    Und ich weiß, dass es das Wort farbend nicht gibt.

    Ebenso wenig wie nackend. Oder ebent. Oder rötest.

    Rötest jedoch lodert der Neid in Onkos Seele: Neid, Neid, Neid.

    Sie wären nämlich gern wie – Kanzlers.

    Und? Was ist so toll mit Kanzlers?

    Nun, rein äußerlich nichts umwerfend Besonderes: auch Kanzlers wohnen in der Erbsenstraße und haben dort ein frikadellenflaches Häuslein (allerdings ein Eckmodell, das sich ein wenig abseits des Caravan-parkenden Trubels des Haupttriebes der Erbensstraße seitlich in einen alten Haselbusch schlägt).

    Auch Kanzlers zogen die vorgeschriebene Kinderzahl groß und machen, seit die Bälger nicht mehr mit ihren Bobbycars die Erbsenstraße zermöllern, Kreuzfahrten und Safariflugreisen in allerlei unwegsame Gebiete unserer schönen Erde (solange das noch geht). Neulich hatten sie sogar einen echten Eisbär vor der Linse ihres Erste-Sahne-Smartfons, und das will was heißen, weil diese Riesenviecher eigentlich schon aussterben, so alt sind sie.

    Kanzlers sind nette und wenig aufregende Leute, die aus Gesundheitsgründen nicht mehr rauchen und auch nicht mehr allzu heftig saufen, sondern nurmehr sparen und verreisen. Sie schwimmen im Geld und halten ihre erwachsenen Kinder knapp, damit sie lernen, wie hart das Leben sein kann.

    Nicht allzu viel also unterscheidet Kanzlers von Onkos.

    Nicht viel, nur eine winzige Kleinigkeit:

    Fred Onko stammt nicht aus der Eichenallee.

    Fred wuchs auf am Unteren Weg, an der Ecke zur Durchgangsstraße des Ortes.

    Die Eichenallee allerdings ist keine Durchgangsstraße, sondern war mehr oder weniger die einzige echte alte Wohnstraße dieses Stadtteils, bis die Wohnsiedlungen kamen.

    Inzwischen gibt es hier Unmassen von Wohnsiedlungen – angefangen mit den jüngsten Schöpfungen der Wohnraumbaukunst (die jeweils eine kleine raupenförmige Bebauung von fünf Wohneinheiten in winzigste Baulücken zwängt) über die mittelalten Durchschnittsanlagen mit Häuschen zwischen Stücker 40 bis 80 und aufgehört bei den frühen Reihenhäusern, die noch schön waren und mit Ziegeln.

    Die Raupen kriegen heutzutage schon gar nicht erst Straßennamen, sondern lediglich eine Handvoll Kleinbuchstaben zu vorhandenen Hausnummern der richtigen Straßen, deren minderwertige Ableger sie von Hausnummernamts wegen sind.

    Die Riesenwohnanlagen mittlerer Jahre wurden durch naturnahe Straßennamen (die Erbsenstraße ist eine davon) als 'billig' gebrandmarkt und warten auch mit keinerlei architektonischen Feinheiten auf – im sichtbaren Unterschied zu den antiken Modellen, die unbezahlbar sind und begeistert ererbt werden.

    Die Eichenallee etwa beinhaltet eine Lese solcher Häuser, und es ist sinnlos zu hoffen, dass man jemals ein solches auch nur mit einem der Nobelmakler besichtigen darf.

    Arthur Kanzler stammt aus direkter Nachbarschaft solch alter Häuschen mit ihren Mäuerchen im Vorgarten und den alten Bäumen nach hinten raus.

    Seine Eltern bewohnten jedoch noch ein echtes Haus nach dem individuellen Zuschnitt eines Architekten, der es einst auf dem Höhepunkt seiner wie des Bauherrn beruflichen Wirkens für Arthurs Vater errichtete.

    Nicht, dass Arthur irgendetwas an architektonischer Schönheit oder gar an Gärten läge: Für ihn waren solcherart Dinge selbstverständlich und sind von daher auch heutzutage – nicht weiter wichtig. Er verfolgt seine eigene berufliche Karriere in etwas, was keiner kapiert, und hat eine muntere Frau, die seine wenige Freizeit anfangs mit Lebhaftigkeit und Sex füllte und heute mit nervtötender sprachlicher Betriebsamkeit, weshalb Kanzlers oft verreisen, damit sie mit anderen sprechen kann.

    Arthur bedeutet Wohnen nicht viel, vorausgesetzt, es ist für eine funktionierende Sauna, für optimale Klimatisierung und eine gewaltige Kühlanlage von Essen und Trinken gesorgt sowie für einen komfortablen Sessel vor einem ebensolchen Fernsehbildschirm.

    Fred Onko wuchs anders auf, besuchte aber dieselbe Grundschule wie die beiden Kanzler-Jungs, von denen Arthur eindeutig der friedfertigere (man könnte auch sagen: temperamentlosere) war. Fred war nicht friedfertig, nein, das lässt sich nur schwer behaupten.

    Schon der Grundschullehrerin machte er mit dümmlichen Clownerien das Leben schwer und bewies auf der weiterführenden Schule mehr Interesse an echten oder gefärbten Blondinen als an Lernstoff. Zum Glück konnte sein Vater einen Treffer landen und (mittels diverser Bekannter aus Kneipe wie Kirche) seinen grobmotorischen Sohn bei einer Reparaturfirma unterkriegen.

    Fred fuhr gern Moped, möglichst mit einer Blondine hinten drauf, die züchtig ihren kurzen Rock über die Beine hielt. Als er die mit dem Rock geschwängert hatte, heiratete er sie und richtete mithilfe seines Vaters und ihrer Eltern eine Wohnung ein.

    Zum Glück starben ihre Eltern früh und rasch hintereinander beide an Lungenkrebs, so dass sie ihrer Tochter, die unterdessen Kinder und einen Job als Bürokraft bewältigte, etwas hinterlassen konnten. Es reichte für die Anzahlung von einer der billigsten Schnitten in der Erbsenstraße – natürlich mittendrin in der preiswerten Reihe, was Heizungskosten spart und lustig ist, wenn die Nachbarn nett und locker sind.

    Sind sie nicht.

    Fred kuscht vor Ärzten, Rechtsanwälten und vor – Geld.

    Lehrer hingegen sind für ihn der letzte Dreck, wie früher in der Schule, wo Fred an seinen Lehrern die Wut ausließ, die sein Vater regelmäßig wiederkehrend erzeugte.

    Freds Vater war im Zorn gefährlich, und Fred, wiewohl gerade auch in der Pubertät ein rechter Kotzbrocken, brüllte höchstens mal im Weggehn Widerworte oder eine Ungehörigkeit, letztere aber schon an der Tür, wofür er sich dann später, so verlangte stets die Mutti, entschuldigte bei Vati. Die Lehrer hatten es dann immer schwer und auch die Mädels, die er zu Zeiten väterlichen Zorns besonders aggressiv bedrängte.

    Fred wohnt nun heute zwischen einem Unternehmensberaterfritzen und einem Lehrer; nach rechts bemüht er sich zu tun, als wäre er ein Techniker und Heimwerkspezi (wovon der Geldsack rechts nämlich nicht die allerkleinste Ahnung hat), nach links, wo nur der Lehrer wohnt, der auch noch viel zu viele Kinder hat, als ihm der Anstand eigentlich erlaubt (er hat nichts anderes zu tun, vermutet Fred am Sommerfest, hähä), nach links ist Fred natürlich unverschämt und, wo es geht, brutal.

    Wenn er es selbst nicht auf die Reihe kriegt, schickt er seine Söhne, von denen einer grob und blöd und der Ältere ein raffinierter Foltermeister ist. Die beiden sind nicht nur bei den Lehrerkindern, sondern bei allen Kindern in der Erbsenstraße in höchstem Maße unbeliebt; nur einer, selber mindermutig und von zu Hause unbestimmt verrückt, bewundert jenen Folterquäler, und nutzt ihn gern als Terrorinstrument für kleine Kinder, die danach nur flennend zu ihren Eltern rennen und nicht beim Namen nennen können, wer ihnen was womit angetan hat.

    Arthur ist angestammter Hausbesitzer. Ihm sagt ein Haus zu haben eher wenig.

    Fred ist neu in dem Geschäft, und obendrein verdankt er seine Schnitte einer Erbschaft seiner Frau, weshalb er ihr, da sie in Wirklichkeit noch viel brutaler ist als er, sehr dankbar ist und sie mit Vorsicht (nicht Respekt) behandelt.

    Manchmal darf er seine Frau sogar beglücken, vorausgesetzt, dass er gebadet ist und ein Handtuch unterm Kissen bereit hält für den Siff.

    Über Arthurs Sex, da weiß ich nichts. Er war mal gar nicht ohne (fand ich jedenfalls) und ließ sich gern begeistern: wild und lustig und beweglich, das lag ihm. Mehr ist auch nicht nötig bei einem netten Weibsbild, oder seh' ich da was falsch?

    Arthur ist eigentlich angestammter Limousinenfahrer.

    Sein Vater, der vor Jahren schon dem Herzinfarkt erlag, chauffierte nicht mal selbst, dafür mit einem von Geschwindigkeit beseelten Elfchen auf dem Kühlerwasserdeckel.

    Arthur selbst probierte alles aus, was Schnelligkeit bedeutet. Nun hat er ein Coupée, wohinein er allen Erstes sein Übergewicht verstaut, was man von der Straße aus allerdings nicht sieht. Da sieht man lediglich sein freundliches Profil und manchmal auch zwei Finger, mit denen er sehr lässig oberhalb des Lenkrads grüßt.

    Fred fuhr zunächst ein Firmenwägelchen, dem manche Mittelklassekiste folgte. Inzwischen hat er (siehe oben) jenen Benz. Privat. Geleast. Für sich und seine Crissi.

    Weiß ist er, der Benz.

    Und oberpeinlich.

    Nur - Fred, der weiß das nicht.

    Der glaubt, er hat es nun geschafft – den Sprung in Arthurs Liga.

    Das hat er leider nicht.

    Arthur fährt ein schwarzes Benz-Coupée.

    Gestern hatte Fred den Arthur beim Schlafittchen: Arthur wuchtete seinen Leib aus dem Coupée, als Fred gerade seinen weißen Benz geparkt und abgeschlossen hatte.

    Spricht der Fred mal eben Arthur an, wie es so geht. Man kennt sich ja, sein alter Klassenkamerad, nicht wahr:

    „Hey, Arthur, alles klar bei dir?"

    Arthur klickt seine schwarze Flunder ab.

    Dann sagt er mit der wunderbar gleichmütigen Gelassenheit, die Bewohnern von Eichenalleen von Natur aus mitgegeben ist – und von Leuten wie dem Fred sofort verstanden wird:

    „Okay."

    Und ist schon weg.

    Besch..zwei-drei-vier. Kein Sex für Mr. Onko.

    Fred Onko ist eingefleischter Zweirad-Freak.

    Nun darf man unter Zweirad beileibe, bitte, nicht ein Fahrrad missverstehen.

    Ein Fahrrad ist etwas für Frauen und Behinderte. So wie die Frau vom Lehrer nebenan, die, Kleinkind hinten drauf und den Hänger hinten dran, mit insgesamt dann drei von ihren vielen Bälgern durch die Straßen kriecht, mal stelle sich das bloß mal vor.

    Nein, nein, Fred ist - Motorradfahrer.

    In seiner Jugend fuhr er Moped, das war klasse.

    Heute fährt er BMW, wenn er nicht mit seinem weißen Benz herum kutschiert (was er neulich leider eine Weile lassen musste, weil Scheiß-Bullen ihn kassierten, als er grade gut in Fahrt über eine Brücke preschte. Hinten in der Straße wohnt auch einer von der Bullensorte, den er, wenn er dürfte, mal so richtig würde, echt, die Herren, Klartext, bitte sehr.)

    Für Fred liegt die Betonung auf dem ersten Wort von dem Kompositum: Motor-Rad.

    Heutzutage fährt er hobbymäßig mit dem Motor-Rad der Marke, wofür die Leser einer Zeitschrift angeblich votierten, als es um die Wahl zum Motor-Rad des Jahres ging (ich persönlich glaube, dass die Zeitschrift lediglich der mit Bildchen aufpolierte Werbe-Flyer ist von der

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