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Rabenschreck: Eine Geschichte aus alter Zeit
Rabenschreck: Eine Geschichte aus alter Zeit
Rabenschreck: Eine Geschichte aus alter Zeit
eBook78 Seiten49 Minuten

Rabenschreck: Eine Geschichte aus alter Zeit

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Über dieses E-Book

Aus der Perspektive einer jungen Dienerin wird die Geschichte um einen gewieften Dieb erzählt, der eine ganze Stadt in Atem hält. Abergläubische Vorstellungen gehen davon aus, dass nur ein Gespenst oder der Teufel selbst in der Lage sein kann, alle an der Nase herumzuführen. Als er schließlich doch überführt wird, gibt es immer noch Unbelehrbare, die ihren Glauben an Hexen und Geister nicht aufgeben...
Der Geschichte vom Ende des 17. Jahrhunderts liegt ein Geschehen zugrunde, das sich tatsächlich zugetragen hat.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum25. Feb. 2024
ISBN9783384157119
Rabenschreck: Eine Geschichte aus alter Zeit
Autor

M. H. Brueckner

M.H. Brueckner (Markus Helmut Brückner) Geb. 1952 in Königswalde/Erzg. Maler, Kunsthandwerker, Heimatforscher, Schriftsteller. Lebt in Annaberg-Buchholz. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Erzgebirgsregion und Sachsens, u.a. „Der Tod am Tor“ (2014) „Dorfgemeinschaft“ (6 Bde./Sächs. Landespreis f. Heimatforschung 2019) „Wallfahrt zum Volksfest“ (2020) "Lahl = Figuren" (2022) Freie Prosa (Auswahl): „Im Blauen Haus oder Bevor die Welt zur Kugel wurde“ (2022) „Glut in Frösten. Erinnerungsbögen aus vergessenen Provinzen“ (2022).

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    Buchvorschau

    Rabenschreck - M. H. Brueckner

    1

    Unsere Stadt war damals noch von einem Ring meterdicker Mauern umschlossen, höher als so mancher Dachfirst der Handwerkerhäuschen am Stadtrand. Durch fünf Tore rumpelten jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Fuhrwerke, so dass es überall heftig nach Pferdeäpfeln roch. Sie brachten Gurken und Sellerie, Pflaumen und Boskop-Äpfel, Leder und Stoffe für die Schneider, tönerne Kannen und Töpfe für die Küchen, Bier für die Wirtshäuser, Spankörbe, Bauholz, aber auch Gänse, Enten und Hühner. Ohne das alles wären die Läden der Handwerker, die Speisekammern der Bürger, aber auch der Wochenmarkt leer geblieben.

    Draußen vor den Toren führten holprige Straßen nach allen Himmelsrichtungen. Sie waren so ausgefahren, voller Steine und nach jedem Regen schlammig, dass den zart gebauten Kutschen der feinen Damen und Herren nicht selten ein Rad brach – den Stellmachern ging zu ihrer Freude die Arbeit nie aus.

    Jedes der Stadttore hatte unten eine im Winter beheizbare Torstube für die Wächter und in luftiger Höhe eine Brücke mit Schießscharten. Wenn sie nicht gerade fremde Wagen kontrollierten, genossen die Torwächter im Frühling und Sommer aus dieser luftigen Höhe gern den Ausblick auf die Hügel und Täler. Beim Blick in die Stadt aber machten sie sich nicht selten einen Spaß daraus, die Krämer der umliegenden Läden zu necken, die sich wie so oft grundlos über zu wenig Kundschaft beklagten. Das konnte manchmal durchaus ein Grund sein, ein Weilchen stehenzubleiben und dem Spektakel zuzuhören.

    Von den Toren gelangte man über Kopfsteinpflaster unweigerlich zum Markt in der Stadtmitte, wo schon von weitem das Plätschern des kleinen Brunnens zu vernehmen war, wenn sich nicht gerade ein paar Marktfrauen lauthals stritten. Eine halbe Breitseite nahm dort das Rathaus ein. An seinem Dachtürmchen schlichen tagaus-tagein die Zeiger der Turmuhr im Kreis und darüber hing wie in einer Hundehütte schwarz die kleine Feuerglocke. Anders als bei den schweren Glocken der Stadtkirche war jeder froh, wenn sie schwieg, da sie vom Ratsdiener nur bei höchster Gefahr geläutet werden durfte… aber nein: musste!

    Wer es eilig hatte, zur wuchtigen Kirche mit ihren grauen Stützpfeilern hinaufzugelangen, konnte in einer der beiden Kirchgassen schon einmal außer Puste geraten und viele Besucher fragen sich noch heute, warum unsere Stadt ausgerechnet an einem Berghang gebaut werden musste. Die engen Gassen mit den aneinandergereihten Häuschen der einfachen Leute aber sind klugerweise nicht gerade, sondern verwinkelt und gebogen angelegt. Damit bremsen sie damals wie heute Wind und Schneetreiben, und davon gab es schon immer genug. Strebt man aber aus Richtung eines der Stadttore dem Markt zu, so wird man noch immer bemerken, dass die Häuser höher und stattlicher werden, je näher man dem Markt kommt. Kann man sich weiter außerhalb noch leicht den Kopf an den Dachrinnen stoßen, so türmen sich bei den Wohn- und Mietshäusern der Ratsherren, der reichen Krämer, der Gold- und Silberschmiede schon einmal drei oder gar vier Stockwerke übereinander. Eins dieser stattlichen Häuser zwischen Markt und Tor – ja, genau das, in dem sich heute die Apotheke befindet! – gehörte damals dem Stadtpfarrer Zobel.

    Der Pfarrer lebte schon lange in der Stadt. Dieses schmutzig-gelbe Mietshaus auf halbem Weg zwischen Markt und westlichem Tor aber hatte er erst vor wenigen Monaten erworben. Alle wussten, dass er es eigentlich nicht brauchte, weil er mit seiner Frau im prächtigen Pfarrgebäude neben der Kirche wohnte. Er hatte nur einfach dem sehr günstigen Kaufpreis nicht widerstehen können, als es ihm von seinem besten Freund, seinem Amtsvorgänger Rab, angeboten wurde. Seitdem kassierte er Miete von einer wohlhabenden Witwe, für die mit ihrer Dienerin Sophia viel Platz darin war.

    Es war ein Eckhaus. Früher befand sich im Untergeschoss ein Kramladen, aber seit dem schlimmen Stadtbrand vor wenigen Jahren gab es dort nur noch muffige Abstellkammern, den Hasen- und den Hühnerstall. Im Hinterhaus am Innenhof aber hauste die Kahleis. Sophia hatte nicht lange gebraucht, um zu merken, dass die immer zerzaust herumlaufende Alte zwar vor ihrer Herrin stets unterwürfig dienerte, ihr selbst aber gern Arbeiten auftrug, die eigentlich ihre eigenen waren. Zumindest aber wagte sie es nicht, wenn die Herrin in der Nähe war. Darum mochte sie sie nicht besonders.

    2

    Wie jedes Jahr reiste die Herrin im Sommer für zwei Wochen in einen Ort, wo es eine Badeanstalt mit kühlem, spritzigem Wasser gab. Eigentlich hatte Sophia

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