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Das erste Mal: Science Fiction Kurzgeschichten
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Das erste Mal: Science Fiction Kurzgeschichten
eBook158 Seiten1 Stunde

Das erste Mal: Science Fiction Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Die Story von den Myriaden Parallelwelten …
Die Story von den gestressten Bewohnern des Hyperraums …
Die Story vom kannibalischen Bewusstsein …
Und noch weitere 15 Storys.

Coverbild: Tithi Luadthong/Shutterstock.com

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum21. Mai 2019
ISBN9783730950975
Das erste Mal: Science Fiction Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    Das erste Mal - Jürgen Müller

    Zum Buch + Durchgangszimmer

    Zum Buch

    Jürgen Müller

    Das erste Mal

    Science-Fiction-Storys

    Die Story von den Myriaden Parallelwelten …

    Die Story von den gestressten Bewohnern des Hyperraums …

    Die Story vom kannibalischen Bewusstsein …

    Und noch weitere 15 Storys.

    Coverbild: Tithi Luadthong/Shutterstock.com

    Durchgangszimmer

    Er war überall, hier wie da, und alles zur gleichen Zeit. Und überall, hier wie da, zwickte es ihn, flogen gelbe Klumpen und blaue Kugeln an ihm vorbei oder mitten durch ihn hindurch. Zum Glück nur, dass er sie nicht hörte! Ein ständiges Zischen und Brausen, Summen und Brummen, das hätte ihm noch gefehlt!

    Er hatte es satt. So etwas hatte es zur Zeit der Alten nicht gegeben! Nicht einmal in Ruhe schlafen konnte man mehr, von nachdenken gar nicht zu reden.

    Mer Lybal richtete sich auf und schaute zornig nach vorn und hinten, links und rechts. Und da waren sie: Seltsame Schemen und Funken, diffuse Farbkleckse und Lichtschweife nahten von allen Seiten, unwirklich, wie nicht von dieser Welt, und änderten ständig Form und Farbe.

    Es schienen immer mehr zu werden. Manche glitten mitten durch ihn hindurch, ohne dass er Schmerz verspürte oder auch nur den kleinsten Ruck. Sehr selten nur war ihm, als streifte ihn ein Hauch. Aber das war nur Einbildung. Und dennoch störten sie, konnte man wahnsinnig werden.

    Das muss anders werden, sagte er sich. Wir müssen etwas dagegen unternehmen.

    Über Gedanken verständigte er sich mit allen, die er kannte. Ihnen ging es ähnlich, alle waren sie am Ende ihrer Geduld. Jeder befragte jeden, und bald wussten sie, woher die Störenfriede kamen: Von draußen.

    Nun – draußen war von ihnen noch niemand gewesen. Dieses Draußen brauchte keiner. Man konnte gut und gerne darauf verzichten, wenn es Schuld an der Misere war. Man konnte es abdichten.

    Sie dichteten den Übergang nach draußen ab.

    Buntgewürfelt waren die Insassen des Hyperraumbusses. Vom Rigel kamen sie und von der Wega, menschenähnlich oder völlig anders geartet, hatten sich wie er in Capellas Disco-Stadt amüsiert und wollten nun ins irdische Sonnensystem zur Mondausstellung. Auf ihn jedoch wartete morgen früh das Gymnasium. Aber wenigstens hatte er zuvor richtig abgetanzt.

    Noch fünf Minuten bis zum Start. Utz Biernacki freute sich auf die Rückreise. Vom Hyperraum war er schon als Kind fasziniert gewesen. Seine Mutter hatte ihn oft mitgenommen, wenn sie Freunde oder Verwandte in anderen Sternsystemen besuchte. Schon mit vier hatte er sämtliche Typen von Hyperraumfahrzeugen anhand ihrer Erscheinungsformen in der fünften Dimension zu unterscheiden gelernt. Ohne sich je zu täuschen erkannte er in den gelblichen Klumpen, den blauen Kugeln und sonstige Formen den Typ bereits von fern, und wenn sie näher herankamen sogar den Hersteller und selbst das Baujahr. Nicht einmal diffuseste Farbkleckse und Lichtschweife vermochten ihn zu beirren, da konnten sie Form und Farbe wechseln, so oft sie nur wollten – er kannte sie alle. Kein Gefährt, dass die Abkürzung durch die höheren Dimensionen benutzte, war ihm unbekannt, nicht einmal die erst geplanten.

    Noch zwei Minuten. Utz schnallte sich an. Von der hintersten Sitzbank aus betrachtete er versonnen all die verschiedenen Aliens vor ihm. Manche hätte man eher für einen Strauch gehalten oder einen Fels.

    Noch drei Sekunden. Zwei. Null. Der Andruck presste ihn in die Lehne.

    Ein Warnschrei des Piloten ertönte. Doch kam er zu spät. Im nächsten Augenblick wurden die Insassen in die Gurte geschleudert, als sei der Hyperraumbus gegen eine Mauer gerast. Alles fluchte, peitschte mit den Tentakeln, glomm feurig auf oder stöhnte.

    Als Utz wieder Atem bekam, fuhr er mit den Händen unter den Sicherheitsgurt und massierte die schmerzende Brust. Ein Fehler des Piloten konnte es nicht gewesen sein – zu viele Systeme des Gefährts waren automatisiert. Also eine Panne. Und zwar eine gehörige: Sie waren noch draußen, im Einsteinschen Raum, der vierdimensionalen Raumzeit. Das war noch nie passiert. Utz glaubte kaum, dass der Pilot sie beheben konnte.

    Und richtig: Schon strebte der Bus mit Unterlichtgeschwindigkeit zum nächsten Dock.

    Nicht ein Platz war frei. Wie aufgefädelt schwebten vor ihnen Dutzende und Aberdutzende Raumbusse und -taxis. Und noch mehr nahten. Mit Unter-, Licht- und Überlichtgeschwindigkeit, so zuckelten sie heran. Utz sah alle Typen, die er kannte, und sogar noch ein paar neue, derzeit noch in Erprobung. Der Werkstattbesitzer schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

    Bald wusste man: Allen war das Gleiche passiert, keiner war in den Hyperraum gelangt, nicht mit dem stärksten Antrieb und nicht mit der unübertrefflichsten Form. Jeder wollte der Erste sein, bestand auf Dringlichkeit oder versuchte den Werkstattbesitzer zu bestechen. Es herrschte Chaos.

    »Sicher ein Herstellerfehler«, sagte der Pilot. »Er wird gleich gefunden sein. Entschuldigen Sie die kurze Verzögerung, verehrte Passagiere. Ein Modulaustausch, wahrscheinlich der String-Kupplung, und schon geht es los. Sie kommen rechtzeitig ins Sol-System.«

    Ein Herstellerfehler? Utz schüttelte ungläubig den Kopf. Aber doch nicht überall zur gleichen Zeit, und schon gar nicht bei verschiedenen Herstellerfirmen – bei allen Herstellerfirmen, so weit er sehen konnte. Nein, der Pilot versuchte nur, sie zu beruhigen, glaubte selber nicht an das, was er sagte – so war das!

    Vor Morgen kam er hier nicht weg, selbst wenn es nur an der String-Kupplung liegen sollte.

    Utz legte die Hände in den Nacken und versuchte zu schlafen. Was weder er noch der Pilot noch der Werkstattleiter zu dieser Zeit wussten – überall in der Galaxis herrschte das gleiche Bild, war jedes Weltraumdock belagert, der Weg in den Hyperraum versperrt ... und blieb es auch.

    Nichts zwickte ihn noch, flog an ihm vorbei oder mitten durch ihn hindurch. Einige Zeit spürte Mer Lybal Erschütterungen, als wollte jemand von draußen herein, dann wurde es ruhiger und ruhiger. Schließlich hörten sie ganz auf. Befriedigt versank er in Sinnen und Dösen. Endlich war die Welt wieder, wie von alters her gewohnt: ruhig und still.

    Verlassen

    Felder und Gärten, all die Äcker und Parks waren verschwunden, das Unkraut hatte gesiegt. Selbst Großstädte wurden von dichtem Urwald überwuchert, die Dörfer waren es längst. Weltweit auf der Erde sah es so aus. Nur die höchsten Türme und Hochhäuser schauten aus dem Blätterdach, bemoost und flechtengrün. Die Scheiben der Gebäude waren zerbrochen, Vögel hausten in den Räumen, Fledermäuse und allerlei Getier. Bis hinauf in Penthouse-Höhe war jede Nische besetzt. Nur eines sah man in ihnen nicht – Menschen: Sara und Martin kamen sich einsam vor.

    »Seit zwei Wochen haben wir keinen Fremden mehr getroffen«, sagte sie. »Sind wir die Letzten hier?«

    Er antwortete nicht, schaute sich nur um, deutete seitwärts. »Dort drüben«, sagte er.

    Sie schlenderte ihm nach, wie schon so oft.

    Seine Erfahrung hatte ihn nicht getäuscht. Wie auf Bestellung fand er jeden Abend und im größten Dickicht einen Unterschlupf, eine Datsche oder ein Einfamilienhaus, dessen Dach noch dicht war. Sie wäre achtlos daran vorbeigegangen ohne ihn, hätte im Freien schlafen müssen.

    Wie immer fanden sie Konserven, deren Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen war, und stärkten sich. Engumschlungen schliefen sie ein.

    Im Traum hatte sie Freunde und Familie, Bekannte und Kollegen, lachte und scherzte mit ihnen, war glücklich. Das Aufwachen, als die menschenleere Weite nach ihr griff, war schrecklich. Sie warf sich schluchzend an seine Brust, und er streichelte sie, redete begütigend auf sie ein. Dann frühstückten sie, nahmen etwas Wegzehrung mit und wanderten weiter, wie an jedem Tag.

    »Sind denn alle fort«, fragte sie, »restlos alle?«

    »Wir müssen uns damit abfinden«, sagte er. »Die Jungen finden das Leben auf der Erde uncool, fliegen zu den Kolonien, und die Alten sterben aus.«

    Vor vier Generationen eroberten erste Abenteurer fremde Welten und besiedelten sie. Gutbetuchte Familien folgten ihnen und die Raumfahrtprogramme der Länder schlossen sich an. Später nahmen schon Halbwüchsige Kredite auf, um der ›drögen‹ Erde zu entfliehen. Bald war sie so gut wie unbewohnt. Nur wenige Verspottete wie Sara und Martin hingen an ihr, verließen sie nicht. Und sie waren entschlossen zu bleiben, allen Widrigkeiten zum Trotz. Außerdem war es für einen Flug längst zu spät; kein Raumschiff gab es mehr hier, alle waren sie unterwegs oder längst auf einem fremden Planeten gelandet.

    Letztes Jahr, selbst vor Monaten noch, hatten sie des Öfteren Gleichgesinnte getroffen, miteinander gelagert und sich Geschichten erzählt. Jetzt schien es sie nicht mehr zu geben, lag das Land wie ausgestorben da. Sara erschauerte, schmiegte sich an Martin. Ihr war nach Heulen zumute. Kino, Zirkus, Feste – nichts davon gab es mehr. Liebespärchen, Kinder, Babys – leere Worte. Eine Menschenansammlung? Was war das? Bald würde sie erschrecken, sollte sie jemals auf mehr als drei Leute treffen. Ein ganzer Planet nur für sie beide, das war zu viel. Das war einfach nicht auszuhalten. Sie schluchzte erneut, ließ sich zu Boden sinken und reagierte auf nichts. Martin hockte sich hilflos neben sie.

    Ein Schatten schreckte ihn auf, drüben am anderen Waldrand. Das Knacken von Zweigen drang herüber. Schritte. Menschliche Schritte, die es eilig hatten, sich schnell entfernten.

    »Hallo«, rief er und richtete sich auf. »Hallo. So warten Sie doch!«

    Stille. Nichts rührte sich. Nur Sara sah mit neuer Hoffnung auf zu ihm. »War da jemand?«

    »Ja«, rief er. »Verdammt noch mal – ja!«

    Gemeinsam liefen sie über die Lichtung, nach kurzem Suchen fand Martin die Fußspuren. Er hatte sich nicht geirrt, war keiner Täuschung unterlegen. Hier war jemand gegangen. Sie folgten der Spur, riefen erneut, doch niemand antwortete. Der Unbekannte musste inzwischen weit voraus sein. Den ganzen Tag lang liefen sie ihm nach und erreichten ihn doch nicht bis Abend. Es war schon duster, als Martin Rast befahl und einen Unterschlupf samt Nahrung fand.

    Mit Bangen legten sie sich schlafen.

    »Wenn nur kein Regen oder Sturm die Spur verwischt«, bangte Sara.

    »Wir kennen die Richtung«, sagte Martin, »er geht stetig geradeaus. Hab keine Angst, wir verlieren ihn nicht, holen ihn bald ein.«

    Ein Dröhnen erklang in der Luft, ein greller Lichtschein traf sie, huschte weiter. Das Dröhnen verklang.

    Sara richtete sich ungläubig auf. »Das war schon das fünfte Raumschiff heute. Hätte nie gedacht, dass noch so viele Leute auf der Erde sind. Das heißt, waren.« Tränen traten ihr in die Augen.

    »Wenn das so weiter geht«, sagte er, »sind wir wirklich bald die Letzten. Gestern waren es nur drei. Es werden immer mehr der Verbliebenen, die der Erde nun doch den Rücken zu kehren scheinen. Woher sie nur die Raumschiffe haben? Ja, bald werden wir wohl ganz allein sein.«

    Das Gefühl des Verlassenseins ließ ihre Mägen zu harten, schweren Steinen werden. Stumm warteten sie auf den Schlaf.

    Am nächsten Tag war es dann soweit. Sie hörten Stimmen weit voraus, Gelächter, Streit: Es mussten Dutzende Menschen sein, nicht nur einer.

    Sara glaubte

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