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Ich werde keine Hure!
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eBook99 Seiten1 Stunde

Ich werde keine Hure!

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Über dieses E-Book

Mit elf Jahren hat Cora ihre erste Regelblutung. Ihre Mutter will sie sofort von der Schule nehmen und zur Prostituierten ausbilden.

Cora hat andere Pläne für ihr Leben und wagt die Flucht.

 

Die Handlung ist frei erdacht. Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen wären rein zufällig.

 

Das Coverbild malte Nicole Fabert.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Dez. 2020
ISBN9783736882898
Ich werde keine Hure!

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    Buchvorschau

    Ich werde keine Hure! - Jürgen Müller

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    Mit elf Jahren hat Cora ihre erste Regelblutung. Ihre Mutter will sie von der Schule nehmen und zur Prostituierten ausbilden.

    Cora hat andere Pläne für ihr Leben und wagt die Flucht.

    Die Handlung ist frei erdacht. Ähnlichkeiten mit lebenden Menschen wären rein zufällig.

    Das Coverbild malte Nicole Fabert.

    1. Das Nuttenbalg

    Cora schmeckte Tränen und Blut. Straßendreck knirschte ihr zwischen den Zähnen. Wenigstens die waren heil geblieben. Schmährufe und hämisches Gelächter verklangen in der Ferne.

    Cora rappelte sich auf. Spuckefladen bedeckten Hose und T-Shirt. Angewidert wischte sie sie weg. Alles tat ihr weh: die Nieren, der Hinterkopf, die Nase. Wie sie den Weg nach Hause schaffen sollte, wusste sie nicht.

    Jeder Schritt schmerzte. Cora brauchte länger als sonst. Als sie daheim ankam, schlug es 18 Uhr. Ihre Mutter saß vor dem Wandspiegel und schminkte sich Glut, Hingabe und Lust auf Wangen und Mund. Sie duftete stark nach Parfüm – entgegen ihrem Familiennamen war Helene Heilig alles andere als fromm. Cora glaubte längst nicht mehr, ihrer Mutter täte etwas weh, schallten wieder einmal gekünstelte spitze Schreie und ebenso falsches Stöhnen durchs nächtliche Haus. Draußen hingegen war nichts zu hören. Ihr Heim besaß die dicksten Mauern der Hafenstadt, automatisch schließende und den Schall schluckende Fenster und Türen. Sonst würden sich, vor allem wenn Mutter zu Orgien lud, die Anwohner beschweren.

    Nur kurz schaute Helene Heilig vom Spiegel weg.

    Gleich wird sie toben, weil ich ihr Verbot übertreten und den Wandertag mitgemacht habe. Ein paar Schläge, eine Woche Hausarrest, Fernsehverbot, Leitungswasser und trocken Brot, wie schon so oft ...

    „Du, Mutti, ich ..."

    Endlich registrierte Helene Heilig das blutverkrustete Gesicht der Tochter.

    „Wie siehst du wieder aus? Glaubst du, ich schicke dich zur Ganztagsschule, damit du herumläufst wie ein Lump?"

    Sie hat es vergessen! Sie weiß nicht, dass heute Wandertag war und ich mitwollte. Sie glaubt, ich war ich der Schule. Ich bin ihr so wichtig wie ein geleertes Flakon.

    „Priska und Charlene haben mich gestoßen, geschlagen und Nuttenbalg genannt, sagte sie stockend, da die Mutter auf eine Antwort wartete, „und alle haben nur zugesehen, gejohlt und sie noch angefeuert. Niemand hat mir geholfen. Keiner. Nicht mal die Erwachsenen.

    „Dann schlag endlich zurück! Wie lange willst du dir noch alles gefallen lassen? Seit der Einschulung geht das so. Kaum ein Tag, an dem du nicht mit blauen Flecken und voller Schrammen heimkommst. Eines Tages lässt du dich noch totschlagen und hebst nicht einmal schützend die Hände vors Gesicht dabei; ich sehe es schon kommen! Wehr dich, und du wirst merken, sie lassen dich bald zufrieden, bekommen Respekt vor dir, scheuen vor weiteren Übergriffen zurück. Menschen stammen von den Affen ab, von Raubtieren. Wer auf dem Boden liegt, ist Beute. Wenn du dir alles gefallen lässt, brauchst du dich nicht zu wundern, dass jeder auf dir herumtrampelt. Und jetzt geh und wasch dich. Aber pass auf, dass kein Blut auf den teuren Teppich tropft. – Apropos Blut. Bevor ich heute Morgen zu Bett ging, fand ich ein zusammengeknülltes, ehemals weißes Nachthemd im Waschautomat. Nach Nasenbluten sah es nicht aus. Über Nacht zur Frau geworden, ja?"

    Coras Gesicht wurde noch röter, als es schon war; auf dem ihrer Mutter breitete sich tiefe Befriedigung aus.

    „Also doch! Wie habe ich auf diesen Tag gewartet! Damit das klar ist: Heute warst du das letzte Mal in der Schule. Ab morgen lerne ich dich an. Ich habe diese haarigen Ungeheuer satt. Es wird Zeit, dass du mich ablöst."

    Jetzt schon? Sie hatte geglaubt, erst mit 18, wenn sie volljährig war, nicht mehr auf ihre Mutter hören musste und wegziehen und ein eigenes Leben führen konnte, eins ohne Freier ... und ohne sich für ihr Tun schämen zu müssen. Nach Australien hatte sie auswandern wollen, auf eine Farm zusammen mit ihrem Liebsten, einem treuen Burschen, den sie bis dahin gewiss kennenlernte, er als Viehzüchter, sie als Landschafts- und Portraitmalerin.

    Der Schock ließ sie aufschreien.

    „Mutti, ich bin elf!"

    „Und wenn du neun wärst! Ab morgen machst du die Beine breit, und keine Widerrede! Drei Monate werden wir gemeinsam praktizieren, dann ziehe ich mich aus dem Geschäft zurück."

    „Ich werde keine Hure, rief Cora. „Eher laufe ich weg! Ich glaub das nicht! Was bist du nur für eine Mutter ...

    „Eine mit Geschäftssinn. Helene Heilig lächelte kalt. „Hör zu, sagte sie eindringlich. „Die meisten Freudenmädchen verwenden viel Zeit darauf, schlank und attraktiv zu bleiben. Sie verlängern und färben ihr grau und stumpf werdendes Haar und hungern sich die Pfunde ab, damit sie noch mit 40 schlank und jugendlich wirken. Sie pilgern reihenweise zu Schönheitschirurgen und -farmen. Sie lassen sich Fett absaugen aus Bauch und Oberschenkeln und die Lippen aufspritzen.

    Du bist von Natur aus knabenhaft schlank und schön, eine Kindfrau, wie sie im Buche steht. Auf dich fahren die geilen alten Böcke ab. Jetzt! Nicht erst in sechseinhalb Jahren. Diese Zeit gilt es auszunutzen, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Besser wir kriegen es als ihre schwachköpfigen Erben – gesetzt den Fall, die tauben Säcke haben je welche gezeugt.

    Und was dein Alter betrifft ... Mein Gott: Weltweit gibt es Kinderverlobungen und Kinderehen, vor Tausenden Jahren im alten Griechenland und jetzt im Islam – was ist schon dabei? Die Natur hat sich gewiss etwas dabei gedacht, dass sie dir so früh schon Titten gab und Haare auf der Pflaume. Also stell dich nicht so an und nutze es aus! Was man besitzt, muss man gebrauchen. Wozu sonst wäre es da?!

    Nun guck nicht so verstört! Es ist keine Gefahr dabei. Ich schicke dich nicht auf den Babystrich, nachts im Finstern und auf dich allein gestellt. Du wirst keine Straßendirne, keine ‚Bordsteinschwalbe‘. Niemand zerrt dich je ins Auto, fährt dich hinaus auf ein einsames Waldstück und erschlägt dich, solltest du schreien, mit einem Felsblock. Du arbeitest wohlbehütet im Haus und hast allen Schutz der Welt und jeden Komfort, den du dir nur wünschen kannst."

    „Ich werde keine Hure, sagte Cora noch einmal, kaum hörbar jetzt, aber genauso entschlossen wie eben. „Ich will Malerin werden, und nichts sonst.

    „Malerin? Helene Heilig lachte abfällig auf. „Malen willst du? Und ich dachte, dieses Gekleckse oben in deinem Zimmer sei nur so zum Zeitvertreib. Das aufgesetzte Lächeln in ihrem Gesicht verschwand. Helene Heilig wirkte plötzlich aus wie ein Trainer, der seinen groggy Schützling zurück in den Boxring treibt. „Vergiss es! Jetzt liegt Wichtigeres an – der Ernst des Lebens. Vielleicht später mal, wenn du im Ruhestand bist. Vorerst schwingst du andere Pinsel!"

    „Pinsel?"

    „Morgen

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