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Sternenkill: SF-Roman
Sternenkill: SF-Roman
Sternenkill: SF-Roman
eBook237 Seiten3 Stunden

Sternenkill: SF-Roman

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Über dieses E-Book

Panik breitet sich aus unter den Menschen der Bewohnten Welten. Erst schrumpft die Wega und vergeht zu Nichts, dann der irdische Mond. Alle Sterne verschwinden, finster wird das All.

Was ist nur mit dem Universum los?

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum21. Mai 2019
ISBN9783739631844
Sternenkill: SF-Roman

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    Buchvorschau

    Sternenkill - Jürgen Müller

    Zum Buch

    Covergestaltung: Vivien Stennulat, KreaTiVi-Production

    www.kreativi-production.de

    Bildmaterial des Covers wird mit Lizenz von Shutterstock.com verwendet:

    Rashevskyi Viacheslav

    maryo

    burnel1

    Jamen Percy

    nienora

    Nicht 1000, nicht 1 Million – nein alle 4 Trilliarden Planeten des Universums an einem Ort, Atmosphäre an Atmosphäre und ohne das grässliche Vakuum dazwischen, sodass man von einer Welt zur anderen springen kann – das ist der Planetenpulk!

    Wie es dazu kam, schildert Band 1 „Sternenkill".

    Achtung! Diese Serie ist nicht für Leser geeignet, die auf die Einhaltung der gegenwärtigen Naturgesetze bestehen! Denn in „Sternenkill" und den geplanten Nachfolgeromanen greifen die unglaublichen Phänomene der Quantentheorie vom Mikrokosmos auf den Makrokosmos über. Das heißt, man braucht selbst als eingeschworener SF-Leser eine gehörige Portion Vorstellungskraft, um sich mit den geschilderten Gegebenheiten abzufinden – oder sogar anzufreunden. Wenn Sie glauben, eine solche Vorstellungskraft zu besitzen, dann greifen Sie jetzt zu! (Falls nicht – Finger weg! Es gibt noch genügend andere Bücher.)

    Band 2 der Serie, „Snake World", erscheint Anfang 2017.

    KAPITEL 1 – Ein Stern spielt verrückt

    „Mama? Kann die Wega ausgehen?" Hell und nervig drang die Kleinmädchenstimme in das Meeresrauschen.

    Saranda Uttsch hielt die Augen stur geschlossen. Warum nur kamen Kinder nicht stumm zur Welt und begannen erst mit 18 zu sprechen, wenn sie das Haus verließen? „Nancy! Die Wega kann nicht ausgehen. Sie ist ein Stern und hat keinen Schalter. Heute Abend geht sie unter und morgen früh wieder auf genau wie die Sonne daheim. Komm, spiel mit dem Zauberwürfel oder den andern Kindern oder geh baden. Aber jetzt lass mich bitte die zwei Stündchen bis zum Kaffeetrinken in Ruhe."

    Ein paar Sekunden herrschte Stille. Sie wusste, dass Nancy wie immer bei solchen Gelegenheiten eine Weile auf den Zehen wippen und dabei eine nachdenkliche Schnute ziehen würde, um dann ernsthaft „ja doch, „mach ich oder „in Ordnung, Mama" zu sagen.

    „Mach ich, sagte Nancy. Die versprochenen zwei Stündchen Ruhe jedoch währten keine zwei Minuten. „Mama? Die Wega geht wirklich nicht aus?

    Nun öffnete sie doch die Augen, vor Empörung und zunächst nur spaltbreit. „Nein, mein Kind, das tut sie nicht. Wie kommst du nur auf diese völlig absur–" Sie stockte. Riss die Augen auf. Schleuderte die Sonnenbrille vom Gesicht, als hätten deren Bügel zu glühen begonnen. Saß kerzengerade da. Sah sich ungläubig um.

    Erschreckend düster war es geworden, als stünde eine Gewitterwolke vor der Wega oder eine stockdustere Nacht bräche herein. Nur war gerade Mittag vorbei und der Himmel über dem Südstrand der Ein-Kontinent-Welt Neu-Hanoi im Sternbild Leier während der Hauptsaison generell wolkenlos. Nancy, den halbgelösten Zauberwürfel in der Hand, starrte bleichen Gesichts zur Wega empor. Sie ahnte, dass sie ihrer Tochter an Blässe in nichts nachstand.

    Und die Wega, bis vorhin noch goldorange, schien ebenso bleich zu ihnen herunter. Ein fahles Ocker, mehr war das nicht. Und auch das verlor an Farbe, verblasste während der nächsten Minute, in der sie den Blick nicht von ihr wenden konnte, erst zu Hellgelb und dann zu Aschgrau. Der Fixstern erkaltete sichtbar. Es sah aus, als hätte ihn jemand mit einem Dimmer heruntergedreht.

    Aschgrau wurde auch ihr in diversen Sonnenstudios Terras herzhaft gebräuntes Gesicht. Wenn sie sich mit Himmelskörpern auch nicht besonders auskannte – eines wusste sie genau: So große Helligkeitsschwankungen besaß kein Stern. Sie war Zeuge einer Ungeheuerlichkeit.

    Ratlos schaute sie in die Runde.

    Die Schar der anderen Badegäste wirkte ebenso geschockt. Niemand redete, niemand rührte sich. Aus allen Gesichtern sprach unverhohlene Angst. Der goldgelbe Sand, der türkisblaue Ozean, der freundliche hellblaue Himmel – alles wirkte nun düster und bedrohlich. Kaum dass man noch die Umrisse der Edelpalmen erkennen konnte.

    Obwohl überzeugte Atheistin, betete sie jetzt voll Inbrunst, dass diese so absonderlich sich gebärdende Wega wieder aufflamme und heller werde.

    Das kann doch nur eine vorübergehende Erscheinung sein, dachte sie. Gleich, gleich wird alles wieder so sein wie immer!

    „Mama? Kann die Wega schrumpfen?"

    „Aber nein, Nancy! Weshalb sollte –" Der Rest der Frage blieb ihr im Hals stecken. Während der letzten Viertelminute, in der sie nicht nach oben geblickt hatte, hatte das Gestirn etwa ein Achtel an Größe eingebüßt, und ständig nahm sein Umfang ab. Trotz Hochsommer wurde es spürbar kalt. Kälteschauer jagten über ihren Leib.

    Erst jetzt brach Panik aus.

    Wie allen Menschen auf den Besiedelten Welten waren auch ihr im zweiten Lebensjahr organische Sende- und Empfangszellen ins Gehirn transplantiert worden. Zahllose Rufe auf der allgemeinen SOS-Welle dieses Kopffunks, der über Relaisstationen weltweite Verbindungen von Mensch zu Mensch ermöglichte, schossen ihr nun durch den Sinn. Es war ein unverständliches Wörterwirrwarr.

    Schreiend und wild gestikulierend stürzten die Menschen davon. Sie schloss sich ihnen ebenso schreiend und wild gestikulierend an, stockte, kehrte um und riss die achtjährige Nancy mit sich, die zu keiner eigenen Bewegung mehr fähig schien.

    Die Wega, nur noch ein Punkt am Firmament, verschwand nunmehr gänzlich, löste sich vollkommen auf. Das Verschwinden, vom ersten zögerlichen Verblassen bis hin zur Nichtexistenz, dauerte keine zehn Minuten. Den Menschen kam alles wie ein Spuk vor. Nicht einmal explodiert war das Gestirn. Es schien, als hätte niemals ein Stern namens Wega existiert. Zeitgleich verging auch das von der Wega ausgestrahlte trübe Restlicht.

    Für einen Moment brach Schwärze herein, dann flammte automatisch und kunterbunt die Promenadenbeleuchtung auf. Verschiedenartige Lampen und Leuchten in den Häusern gingen an und hier und da eine flackernde Kerze. Stabtaschenlampen blitzten auf, Streichhölzer, Feuerzeuge und Laternen. In Gärten und Vorgärten zündeten offene Feuer. Neu-Hanoi wirkte auf einmal fremd und geheimnisvoll. Doch niemand besaß dafür noch den geringsten Sinn.

    Unerbittliche Kälte zwackte und biss. Die Arktis war nichts dagegen. So jedenfalls kam es ihr vor.

    Nancy wimmerte. Sie stoppte ihren Lauf, riss Nancy empor. Eng an sich gedrückt, rieb sie ihr Rücken und Arme. Nancy weinte an ihrer Brust.

    Die Angst der Menschen steigerte sich in Richtung Wahnsinn. Nicht wenige drehten durch. Einige wenige hetzten zum Meer, um sich zu ertränken, andere schlugen auf jeden ein, der ihnen begegnete. Manch einer warf sich zu Boden, vergrub den Kopf zwischen den Armen, rührte sich nicht mehr und versuchte, das Unbegreifliche zu ignorieren. Die Meisten aber rannten schreiend und dem Irrsinn nahe weiter.

    Mit Nancy im Arm stolperte sie die Böschung hinauf und hastete dem noch dreihundert Meter nahen, aber jetzt viel zu fernen Vier-Sterne-Hotel entgegen, dessen Beleuchtung soeben aufflammte und als hochwillkommener Wegweiser diente. Ihr Verstand hatte auf Tunnelblick geschaltet. Sie nahm nur die nächsten paar Meter Boden vor sich wahr und hin und wieder zur Orientierung das Hotel. Und gerade wegen dieser gelegentlichen Blicke weit voraus trat sie mit dem linken Fuß in eine Glasscherbe. Irgendein Angetrunkener hatte wohl aus purer Lust eine leere Flasche zerschlagen. Zwischen großer und zweiter Zehe blutend, humpelte sie weiter.

    Immer beängstigender wurde die Szene. Der Boden Neu-Hanois strahlte unvermittelt ein intensives rotes Leuchten aus. Das Licht sengte und blendete nicht und wärmte sogar wohltuend Füße und Leib. Trotzdem lief sie nur umso schneller weiter und trug Nancy mit sich.

    Endlich waren sie im Hotel. Sie wähnte sich in Sicherheit und atmete auf.

    Was haben wir Menschen auf fremden Planeten verloren, dachte sie, nachdem sie hastig die Verletzung desinfiziert und bepflastert hatte. Wäre ich bloß auf der Erde geblieben, da wäre das nicht passiert. Unsere Sonne scheint immer und macht so etwas nicht.

    KAPITEL 2 – Sonnenuntergang

    Der erfolgreichste Film aller Zeiten war aus. Der Abspann verblasste, die Titelmusik verklang. Die elektrischen Kerzen der Kronleuchter flammten auf. Die Kinobesucher schnellten aus ihren Sitzen und strebten zum Ausgang. Belinda Keil ließ die drängelnden Menschen an sich vorbei. Als Letzte schlenderte sie aus dem Saal.

    In ihrem Handspiegel überzeugte sie sich, dass die Perücke mit den nussbraunen Ringellocken noch saß. Niemand durfte sie erkennen oder gar ein Foto von ihr schießen. Dank der Prominenz ihres Mannes war sie bekannt wie ein Fernsehstar. Das Bild würde bestimmt augenblicklich mit einer entsprechenden Anspielung versehen ins Besiedelte-Welten-Netz eingestellt. Peer würde nie verstehen, dass sie sich diesen Film angeschaut hatte, und vor Eifersucht vergehen. Dabei war ihr Marcos schon lange egal. Seinen Film wollte sie dennoch sehen. Immerhin waren sie als Teenager ein Jahr lang miteinander gegangen und es interessierte sie weiterhin, was er so trieb. Jedenfalls wenn das, was er trieb, so erfolgreich war wie dieser Film.

    Ideen hat der Mann, dachte sie, während sie das Spiegelchen zusammenklappte und in ihrer Handtasche versenkte. Ein abendfüllender Trickfilm über den Alienjungen F’fljusch, der mit seinem Kinderraumschiff auf der Erde abstürzt und sich nach seiner fernen Heimatwelt sehnt. E.T. lässt grüßen.

    Der Film lief seit Wochen und war ein Straßenfeger. Vor allem die Kinder strömten in die Vorstellungen und ließen sogar für zwei Stunden ihre heiß geliebten Zauberwürfel in Ruhe. Viele hatten den Streifen schon mehrfach gesehen und diskutierten heftig über den Inhalt. Auch viele Erwachsene waren begeistert und sogar die dem Kommerziellen gegenüber ansonsten skeptischen Jugendlichen. Marcos hatte den Nerv der Zeit getroffen. Über drei Jahre arbeiteten er und sein Team an dem Film, aber es hatte sich gelohnt.

    Der Inhalt war banal oder genial, je nachdem, wie man es sah: F’fljusch gewinnt viele irdische Kinder als Freunde. Er erzählt ihnen von seiner märchenhaft schönen Welt, die ob des zerstörten Raumschiffs für ihn unerreichbar geworden ist. Bald schon beginnt er davon zu träumen, dass alle Planeten des Universums ganz nahe zueinander stehen, mit ein paar Dutzend Meter Abstand nur und ohne dieses grässliche Vakuum dazwischen, sodass man mit kurzem Anlauf von einer Welt zur anderen springen kann. Und er weiht seine irdischen kleinen Freunde in diese Tagträume ein.

    Die Mädchen und Jungen erzählen ihren Eltern und Verwandten davon, Freunden und Bekannten, allen, die sie treffen.

    Als dann alle Kinder und die meisten Erwachsenen auf der Trickfilm-Erde von so einer Welt sprechen, über sie reden, sie für möglich oder sogar für besser als die bestehende halten und nachts oft von ihr träumen, formt sich ihr Universum wunschgemäß zu einer ebensolchen Welt um: Alle Sonnen, Monde, Gasriesen und sonstigen Himmelskörper verschwinden. Übrig bleiben nur die erdgroßen Planeten, und diese hängen auf engstem Raum und Atmosphäre an Atmosphäre im ansonsten leeren All. Einige Naturgesetze verändern sich, sodass es zwischen den Planeten nicht zu gravitativen Auswirkungen wie Erdbeben und Überschwemmungen kommt. F’fljusch aber verabschiedet sich unter Tränen von seinen irdischen Freunden, nimmt Anlauf und springt von Planet zu Planet heim zu seinen Eltern. Und dort lebt er glücklich und zufrieden noch immer auf seiner märchenhaft schönen Welt, die plötzlich gar nicht mehr so weit entfernt ist, sondern relativ nah.

    Das Trickfilm-Universum behält diese Form bei, und Hochspringer, Weitspringer, Dreispringer und vor allem die Stabhochspringer müssen bei Freiluftwettkämpfen höllisch aufpassen, um nicht urplötzlich auf dem Nachbarplaneten zu landen statt auf der Matte oder in der Sandgrube. Disziplinen wie Kugelstoßen, Speer-, Diskus- und Hammerwerfen jedoch werden generell verboten.

    Marcos hatte sogar eine wissenschaftliche Erklärung für diese Weltveränderung in den Film eingebaut: Intention – der Geist formt die Materie. Immer das, was der Großteil der Menschheit für wahr oder wünschenswert hält, geschieht, und sei es auch der größte Schwachsinn.

    Marcos’ Meinung nach war die Erde früher tatsächlich eine Scheibe. Erst als die meisten Menschen glaubten, sie wäre rund, formte sie sich um. Das Atom war wirklich einmal ein unteilbares Teilchen. Erst als die Wissenschaftler von kleineren Bestandteilen der Materie redeten und nach ihnen suchten, entstanden die Quarks. Das Higgs-Boson oder sogenannte Gottesteilchen wurde auch erst real, nachdem die Wissenschaftler über vier Jahrzehnte lang verbissen nach ihm forschten. Ohne diese Sucherei wäre es nie entstanden. Und so weiter und so fort. Es gab zahllose Beispiele.

    So ein Schmarren, dachte sie. Damit erobert Marcos mich nicht zurück. Dass der Inhalt des Films auf sie gemünzt war, war ihr klar. Marcos wusste nur zu gut, wie sehr sie die Sterne liebte.

    Nicht, dass er je eine Chance hätte. Sie hatte sich für Peer entschieden, und basta. Stundenlang konnte sie mit dem Fernrohr in den nächtlichen Himmel schauen, die Sternbilder und die Milchstraße und vor allem die farbenprächtigen filigranen planetaren Nebel bewundern. Marcos war ein Träumer, hatte ihr in zärtlichen Stunden versprochen, die Sterne für sie vom Himmel zu holen, und nichts getan. Peer, der bekannte Astronom, zeigte sie ihr wenigstens hin und wieder im Teleskop.

    Sie durchquerte das Foyer und trat hinaus auf die Straße. Die Nacht war klar und lau. Der Mond stand am Himmel und viele Sterne. Silbriges Licht überflutete die Straßen, Häuser und Plätze Groß-Berlins. Obwohl das Kino weitab vom Zentrum lag, konnte sie die Spitze des antiken Fernsehturms sehen, das alte und neue Wahrzeichen der gigantischen Stadt.

    Zwei Stunden vor Mitternacht. Sie beschloss, noch etwas durch den angrenzenden Park zu bummeln, hin und wieder in die glitzernde Sternenpracht zu schauen und von Peer zu träumen. Übermorgen sah sie ihn wieder, kam er endlich von seinem Kongress zurück. Derzeit weilte er auf der anderen Seite der Erde. Wahrscheinlich stand er gerade vom Frühstückstisch auf. Mit Mühe unterdrückte sie das Verlangen, ihn spontan kopfanzufunken. Bestimmt bereitete er sich gerade auf die nächste Rede vor und wünschte, dabei nicht gestört zu werden. Man musste Abstriche machen als Ehefrau einer Koryphäe.

    Trotz der späten Stunde war der Stadtpark belebt. Sie erblickte viele Liebespärchen, und wieder dachte sie voller Sehnsucht an Peer. Drei Wochen war er schon weg. Drei, vier Mal im Jahr kam das vor, und immer wieder tat es ihr in der Seele weh. Mitkommen konnte sie aber wegen ihrer Arbeit nicht. Von Peer aus wäre das kein Problem gewesen. Er hätte sie gerne bei jeder Reise an seiner Seite gehabt, der Gute.

    Ein Gefühl drohenden Unheils schreckte sie aus ihren Gedanken. Etwas hatte sich verändert, war auf unbegreifliche Weise anders geworden.

    Unsicher schaute sie sich um.

    Die Pärchen waren noch da und knutschten auf den Bänken, sie erkannte es im schummrigen Licht der Laternen genau. Einigen unverkennbaren Geräuschen zufolge taten hinter Hecken und Büschen manche von ihnen noch weit Intimeres. Nichts Ungewöhnliches also. Und dennoch ...

    Plötzlich wusste sie es. Das silbrige Mondlicht fehlte. Und zwar fehlte es schon eine ganze Zeit.

    Na toll, dachte sie, Wolken. Die Wetterfritzen haben doch eine klare Nacht vorhergesagt.

    Enttäuscht blickte sie nach oben. Und schrie gellend auf.

    Wie angekündigt stand nicht das kleinste Wölkchen am Himmelszelt. Dafür aber auch nirgendwo der Mond. Weg war er. Einfach weg! Sie zitterte unkontrolliert und zweifelte an ihrem Verstand.

    Noch einmal spähte sie in die Runde. Mit Entsetzen bemerkte sie, wie ein Stern nach dem anderen verblasste und erlosch. Minuten nur, während derer sie gebannt dastand, und der Himmel war leer und schwarz.

    Dafür strahlte auf einmal der Boden auf. Alles, das Gras zu ihren Füßen, die Erde in den Rabatten, das sanft rauschende und glucksende Wasser eines nahen Baches – alles leuchtete rot. Zu allem Überdruss strahlte das seltsame Licht auch noch Wärme aus. Mit der linden Frische der Nacht war es vorbei. Nacht? Dank des intensiven roten Lichtes war es inzwischen taghell. Wenn es auch ein ziemlich rötlicher Tag war.

    Jetzt endlich merkten die anderen, dass etwas nicht stimmte. Angstschreie erfüllten die Stadt: „Ein Vulkan bricht aus! – „Quatsch, Vulkan! Ich sage euch, das ist Radioaktivität, pure Radioaktivität ist das. Los, bloß nichts wie weg von hier, sonst werden wir zerstrahlt! Chaotische SOS-Rufe des Kopffunks überschwemmten ihren Geist.

    Nichts wie weg? Gut gesagt. Aber wohin? Bis zum Fernsehturm und darüber hinaus, in jeder Richtung, wohin sie auch sah; überall drang das rote Leuchten aus dem Boden. Nirgendwo gab es ein Entkommen.

    Sie konnte jetzt nicht allein sein und strebte eiligen Schrittes auf die Hauptstraße zu. Vortrag hin, Vortrag her – sie brauchte jetzt Peers Stimme, sonst drehte sie durch. Gedanklich aktivierte sie die gemeinsame Privatwelle des Kopffunks. „Der Mond ist weg, überfiel sie ihn mit der unglaublichen Nachricht, kaum dass er sich meldete. „Und alle Sterne.

    „Ich weiß", hörte sie ihn langsam und bedächtig in ihrem Kopf denken. „Die Sonne auch. Ist erst immer schwächer geworden und dann immer kleiner, bis sie gar nicht mehr da war. Dafür

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