Marielle: Die Sternenbücher Band 18
Von Walter Gerten
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Über dieses E-Book
Der Todesplanet Profundus beheimatet nur noch leere Städte, wasserlose Wüsten, eine giftige Atmosphäre. Pflanzen und Tiere, alle Lebewesen sind seit Jahrtausenden tot. Nur die Gebäude, Maschinen, die Infrastruktur, die ehemaligen Anlagen, die Siedlungen und urbanen Strukturen sind noch intakt.
Das Geheimnis des Todes auf Profundus ist Inhalt und Aufgabe von zehn Forschungsreisen zu dem Planeten. Diese ist die abschließende. Die schwierige Rekonstruktion einer oder mehrerer ehemaliger Kulturen offenbart Schritt für Schritt unerwartete Ähnlichkeiten mit der Erde. Dann kommt es zu einem entscheidenden Fund und zu einem hinterhältigen Betrug.
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Marielle - Walter Gerten
I M P R E S S U M
Die Sternenbücher Band 18
Marielle
von Walter Gerten
© 2018 Walter Gerten.
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Walter Gerten
info@smg-gerten.de
Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne
Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.
Text, Zeichnungen, Bilder und Fotos von Walter Gerten. © 2018 Walter Gerten
Der Autor:
Walter Gerten lebt seit vielen Jahren in der ländlichen Südeifel. Als Autor betätigt er sich seit dem Jahr 1999. In der Anfangsphase, ab 2000 bis 2003 nahm er an einer intensiven Schreibwerkstatt teil, es folgten Lesevorträge. Daneben betreibt er seit dem Studium Malerei und Grafik, die ebenfalls teilweise als Illustration Einzug in seine Schriftwerke findet.
Weitere Romane:
Manfred Wilt und der Tote am Fluss
Manfred Wilt und die Rocker
Der Bote des Zarathustra
Monte Nudo
Unterwegs mit Tom Kerouac
Ich bin ein Schiff
Die Sternenbücher 1 Professor Montagnola
Die Sternenbücher 2 Akba
Die Sternenbücher 3 Die dunkle Seite des Mondes
Die Sternenbücher 4 Der Sinn des Lebens
Die Sternenbücher 5 Planet der Phantome
Die Sternenbücher 6 Das Nichts
Die Sternenbücher 7 Tod eines Springers
Die Sternenbücher 8 Paradise2
Die Sternenbücher 9 Solitan
Die Sternenbücher 10 Das Symbol für Solitan
Die Sternenbücher 11 Das Ubewu
Die Sternenbücher 12 Ich und Es
Die Sternenbücher 13 Der dreizehnte Stern
Die Sternenbücher 14 Die Raumzeit
Die Sternenbücher 15 Selbst Ich
Die Sternenbücher 16 Vergehen und Werden
Die Sternenbücher 17 Die zweite Reise zum JETZT
Das Buch
Der Todesplanet Profundus beheimatet nur noch leere Städte, wasserlose Wüsten, eine giftige Atmosphäre. Pflanzen und Tiere, alle Lebewesen sind seit Jahrtausenden tot. Nur die Gebäude, Maschinen, die Infrastruktur, die ehemaligen Anlagen, die Siedlungen und urbanen Strukturen sind noch intakt.
Das Geheimnis des Todes auf Profundus ist Inhalt und Aufgabe von zehn Forschungsreisen zu dem Planeten. Diese ist die abschließende. Die schwierige Rekonstruktion einer oder mehrerer ehemaliger Kulturen offenbart Schritt für Schritt unerwartete Ähnlichkeiten mit der Erde. Dann kommt es zu einem entscheidenden Fund und zu einem hinterhältigen Betrug.
Inhalt
I M P R E S S U M
Inhalt
1 Marielle
2 Profundus
3 Misbehaviour
4 Arpogon
5 Psychanarchie
6 Der Chronist
7 SR333
8 Gopragon
9 Das Verhör
10 Intermezzo
11 Wasser
12 Interstellar
13 Mars
14 Erde
15 Montagnola (wieder einmal)
16 Symbolik
1 Marielle
Ich wusste nicht, ob unser Antriebsaggregat noch genügend Treibstoff hatte. Die Instrumente, die seine Funktionen überwachen sollten, waren ausgefallen. Es war mir klar, dass die Sonnensegel nicht genügten, um die Energiespeicher aufzufüllen. Es gab zwar genügend Lichteinfall und mehr war kaum zu realisieren, selbst wenn ich ausschließlich die optimalen Positionen eingenommen hätte.
Doch mein Bestreben war nicht unbedingt nur die größtmögliche Effizienz beim Vorankommen. Es machte keinen Sinn mehr, in diesem Zustand den Schub von früher zu erwarten. Es ging vielmehr darum, jeden Zwang, jede Fremdbestimmtheit zumindest zeitweilig zu eliminieren. Ja, es ging um ein Atemholen, bevor man zu einer Form des Agierens getrieben wurde, die nur noch Planerfüllung sein würde.
Ich war aufgeweckt worden; aus dem Tiefschlaf in den sogenannten Normalzustand zurückgeholt worden. Das bedeutete, dass es triftige Gründe geben musste. Die Hypergeschwindigkeit musste dafür unterbrochen werden. Vermutlich ein Treibstoffproblem. … Ob die Umsetzung von Wasser in Wasserstoff nicht mehr regulär arbeitete? Ich war wegen der anstrengenden Aufwachphase noch immer verwirrt. Das Herauskommen aus dem „Lichtaspekt" war mental schwierig zu bewältigen. Marielle war ebenfalls wach. Ich hatte sie ein paarmal nackt und schwankend herumtapsen gesehen.
Wir waren zu viert. Natürlich! Wie immer war auch dieses Mal die Anzahl auf den vermeintlich besten Umfang festgelegt worden. Und das entsprach nach meiner langen Erfahrung als Raumpilot auch meiner Einschätzung. Es war bei dieser Anzahl zwar mit der Herausbildung von kybernetischen Funktionen in der Art von Alpha, Beta und Omega zu rechnen, aber bei erfahrenen Astronauten erfolgte keine zwanghafte Fixierung auf diese Rollen. Sie waren valide. Sie konnten getauscht, abgelöst, modifiziert oder eliminiert werden, je nach Erfordernis.
Manche Systeme wuchsen über die hierarchische Orientierung hinaus, auch unseres, an Bord der „Misbehaviour". Vertrauen in unsere Fähigkeiten, - auch der zwischenmenschlichen, war stattdessen die Grundlage. Doch manchmal, wenn die Technik oder die Interaktion uns Probleme bereitete, zog sich jeder und jede ein wenig in die Schmollecke zurück. Vermutlich war der geheime Grund für dieses Verhalten eine Unsicherheit. Solange alles gut lief, war es einfacher, sich zu integrieren. Bei Schwierigkeiten neigte der Mensch, auch der Astronaut, zur Verlagerung des Problems auf Andere. Und gleichzeitig erwuchs eine geheime Angst, selbst Ziel solcher Verlagerungen, Übertragungen zu werden.
„Misbehaviour" drohte stecken zu bleiben in schwierigem Fahrwasser. Es war mehr als eine Flaute, denn wir wussten wie gesagt nicht, wie weit uns der Treibstoff noch tragen würde. Die Solarenergie erlaubte nur langsames Dahinschleichen. Das Schiff war einfach zu groß für sparsames Reisen. Deshalb hatte ich selbst sie von Anfang an abgelehnt.
Meine Gedanken schweiften ständig ab und ich musste mich zwingen, hart an der Frage nach dem Sinn der Fahrtunterbrechung zu bleiben. Stattdessen rutschte ich immer wieder in eine Art Wachschlummer ab.
Eine seltene Form von Lethargie hatte sich bereits lange vorher ausgebreitet. In einer Grundstimmung von latenter Ratlosigkeit hatten wir die Rückreise begonnen. Der Einsatz war beendet. Wir wollten nachhause. Kurz nach den letzten Kurskorrekturen hatte ich als verantwortlicher Pilot die Umstellung auf den „Lichtaspekt eingeleitet und die Beschleunigung vorprogrammiert. Dann hatten wir uns voneinander verabschiedet und unsere jeweiligen Kabinen aufgesucht für den Schlafprozess. Die Gurte hatten sich geschlossen und wir konnten uns auf den überwachten Transformationsmodus einstellen. Ich erinnerte mich, dass ich dabei noch an Marielle gedacht hatte, weil es ihre erste Heimreise im „Lichtaspekt
war.
Und jetzt war ich wieder wach.
Nicht alle waren gleichzeitig aus dem geweckt worden; Brandon und Megan schliefen offenkundig noch. Ich hatte von ihnen noch keine Impulsdaten. Nur ich und Marielle; wir schlichen in einer hoffentlich vorübergehenden Ratlosigkeit herum und plagten uns mit der körperlichen Anpassung an den veränderten Arbeitsmodus; - und gleichzeitig auch noch mit der Problematik der Störungssuche. Warum waren wir von „Misbehaviour" aufgeweckt worden?
Normalerweise wäre nur ich alleine, der Pilot, in den Wachzustand versetzt worden, nachdem das Schiff heruntergebremst hatte. Doch dieses Mal war vieles anders als üblich. Ich strich mir mit der Hand über die Stirn und versuchte, meine Verwirrtheit zu verscheuchen. Ich verließ die Steuerungs-Kabine mit den vielen verwirrenden Informationen auf den diversen Displays und Instrumenten und ging zurück in meine Schlaf-Kabine. Ich knöpfte das Hemd auf und legte mich auf das Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und betrachtete versonnen den Sternenhimmel hinter dem kleinen Fenster.
Wir hatten fremde Welten gesehen. Unser Auftrag hatte eine klar umrissene Kontur gehabt. Man hatte uns losgeschickt mit der Hoffnung auf die Erfüllung ganz konkreter Vorstellungen, die plausibel und erfolgversprechend ausgesehen hatten. Doch die Welten, zu denen man uns geschickt hatte, hatten sich nicht um unsere Erwartungen geschert.
Dort herrschte eine andere Plausibilität; - und unsere Motivationen, die Motivationen des Raumfahrtdezernates Berlin, verloren bereits nach kurzer Zeit an Gewicht. Es war nicht mehr wichtig gewesen, was man erwartete. Ganz einfach!
Vielleicht war sogar da bereits die Grundlage für unser jetziges Desaster gelegt worden. Wir hatten dort aus Übermut, aus mangelnder Sorgfalt oder aus Kurzsichtigkeit zu viel Energie verbraucht, ohne die Rückreise einzukalkulieren. Wieso gab es dafür keine Algorithmen an Bord? Oder hatten wir sie ignoriert?
Marielle kam in meine Kabine. Ich kannte sie seit meiner zweiten Reise zur Erforschung der Zeit; wir hatten uns ineinander verliebt. Sie war immer noch nackt. Auch diesmal überraschte mich ihre Körperlichkeit. Vermutlich war sie nicht mit der Vokabel „klassische Schönheit" gewürdigt; sie war stattdessen in einer erotischen Ausdrücklichkeit sie selbst, jedenfalls körperlich, dass sie ihre unbeabsichtigte Wirkung nie verfehlte. Doch nun, in der merkwürdigen und unerwarteten Flugphase, die wir noch nicht verstanden, war eine gewisse Unbeholfenheit in ihre Bewegungen getreten. Sie war erotisch wie immer, aber etwas unsicheres, phlegmatisches nahm die Sicherheit aus ihrem Gang, wie sie hereinkam, sich zu mir auf das Bett legte, verträumt auf meinen Bauch sah, den ich für zu dick hielt, beiläufig ungegenwärtig ihre Hand über meine Brust gleiten ließ und ihr Bein in meinen Schritt drängte.
Nein, ich wusste, ich war abgelenkt und unkonzentriert. Mehrere Denkmuster rasselten herab wie Jalousien. Achtung: Versagensmöglichkeit! Vorsicht: Eigendynamik mit begrenzter Beeinflussbarkeit! Also ging ich über zu einem Ablenken in die emotionale Harmonik.
Marielle ging spontan darauf ein und umarmte mich. Ich genoss es, ihren Po zu streicheln, der allzu verlockend genau in meine Handflächen glitt. Doch dann trat ein abgeschwächtes, lustreduziertes Wohlgefühl in unsere bislang stumme Wahrnehmung.
Sie sagte, dass sie es mochte, so neben mir zu liegen. Ich bestätigte dieses Gefühl und streichelte ihre Schultern. Ich hoffte, dass meine Zurückhaltung, meine Lustlosigkeit, kein Problem darstellen würde. Und ich begrüßte es, als sie meine Zärtlichkeit erwiderte und sagte:
„Es ist aber auch irgendwie beunruhigend, dass das Schiff nicht mit genügend Informationen zum Status der Maschinen aufwarten kann. Was erwartet ‚Misbehaviour‘ denn von uns?"
„Keine Ahnung. Ich kann mir den derzeitigen Modus nur mit extremer Treibstoffknappheit erklären. Aber soviel haben wir doch gar nicht verbraucht!"
Marielle war zum ersten Mal Mitglied einer Crew. Bis dahin hatte sie nur Flüge zum Mond und im Heimat-Planetensystem unternommen. Deshalb betrachtete sie diesen ihren ersten Langzeitflug als große Chance.
Für mich war es Routine. Bald würde ich wohl nicht mehr ins All geschickt werden. Die Flüge im „Lichtaspekt" über lange Strecken waren speziell wegen der Aufwachphase eine hohe körperliche und mentale Belastung. Nicht dass man schneller alterte, aber die Gefahr von emotionaler Orientierungslosigkeit nahm zu und man stellte tatsächlich an sich selbst gewisse Defizite fest. Diese verflüchtigten sich zwar wieder, sobald man die gewohnten Routinen wieder aufnehmen konnte, aber das dauerte jedesmal länger.
Ich vermutete, dass Marielle in einer erotisierten Stimmung geweckt worden war und dass sie noch eine langanhaltende Nachwirkung verspürte. Da sie diese spezielle Sequenz des Reisens zum ersten Mal erlebte, kannte sie noch nicht die Phase, in der die Figuren des Schlafzustandes sich noch wie präsent verhielten und sich mit dem realen Geschehen mischten.
Ich selbst befand mich bereits in einem unruhigen, alarmierten Zustand, weil ich klar erkannt hatte, dass etwas mit dem Schiff nicht stimmte; - sonst hätte es uns nicht geweckt.
Die anderen beiden, Brandon und Megan, hatte ich noch nicht gesehen oder gehört. Vielleicht wurden sie überhaupt nicht aufgeweckt.
„Misbehaviour hatte ihren Namen nicht durch Zufall erhalten. Sie hatte zunächst nur eine Nummer als Bezeichnung gehabt. Nun klebte diese „Ungezogenheit
wie eine unauslöschliche Vorbestimmung an ihrer hässlichen Außenhaut. Auch diese jüngste Aktion sah für mich verdächtig nach einem passenden Beispiel für den Charakterzug des alten Kastens aus.
Es schwirrten bereits einige Wartungsroboter draußen herum. Einer von ihnen sah gerade durch mein Kabinenfenster herein und glotzte auf Marielles nackten Oberkörper. Sie hatte wunderschöne Brüste und ich konnte gut verstehen, dass der Anblick magisch wirkte. Mir ging es genauso und ich geriet in Versuchung, die Stimmung auszunutzen. Auch ihre Hüften, ihr Po und die Oberschenkel zogen meine Hände wie magnetisch an. Wenn sie sich zu mir drehte und dabei diese unbewusst weiblichen Bewegungen langsam und genüsslich dehnte, dann war ich froh, nicht ebenfalls nackt zu sein. Es war ganz einfach nicht der richtige Zeitpunkt und außerdem drückten mich Selbstzweifel. In dieser Art von Konstellation, mit den Erwartungen, die fast greifbar in der Luft schwebten, befiel mich manchmal die übliche männliche Versagensangst.
„Misbehaviour" sah aus wie zwei Schuhkartons, die übereinander geklebt waren. Der obere ragte um die Hälfte hinten über, der untere