Das letzte Abenteuer: Die Sternenbücher Band 20
Von Walter Gerten
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Über dieses E-Book
Nach zwanzig Reisen wird es schwierig, das Älterwerden zu verdrängen. Mehr als vierzig Jahre Dienst im Raumfahrtdezernat Berlin. Die letzte Reise zum Mars wird zum Abenteuer mit explosivem Ausgang. Eine Forschergruppe in den Labors einer Marsniederlassung trifft auf einzigartige Lebewesen, doch diese werden zum Spielball im Ringen um Individuation. Die letzte Mission des Raumpiloten führt ihn zu einem weiteren Ort, dem Mars-Vulkan Elysium. Der Name ist Programm, denn eine Gruppe Wahrheitssuchender begibt sich dort in das 'Letzte Abenteuer'.
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Das letzte Abenteuer - Walter Gerten
I M P R E S S U M
Die Sternenbücher Band 20
Das letzte Abenteuer
von Walter Gerten
© 2019 Walter Gerten.
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Walter Gerten
info@smg-gerten.de
Dieses E-Book, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne
Zustimmung des Autors nicht vervielfältigt, wieder verkauft oder weitergegeben werden.
Text, Zeichnungen, Bilder und Fotos von Walter Gerten. © 2019 Walter Gerten
Der Autor:
Walter Gerten lebt seit vielen Jahren in der ländlichen Südeifel. Als Autor betätigt er sich seit dem Jahr 1999. In der Anfangsphase, ab 2000 bis 2003 nahm er an einer intensiven Schreibwerkstatt teil, es folgten Lesevorträge. Daneben betreibt er seit dem Studium Malerei und Grafik, die ebenfalls teilweise als Illustration Einzug in seine Schriftwerke findet.
Weitere Romane:
Manfred Wilt und der Tote am Fluss
Manfred Wilt und die Rocker
Der Bote des Zarathustra
Monte Nudo
Unterwegs mit Tom Kerouac
Ich bin ein Schiff
Die Sternenbücher 1 Professor Montagnola
Die Sternenbücher 2 Akba
Die Sternenbücher 3 Die dunkle Seite des Mondes
Die Sternenbücher 4 Der Sinn des Lebens
Die Sternenbücher 5 Planet der Phantome
Die Sternenbücher 6 Das Nichts
Die Sternenbücher 7 Tod eines Springers
Die Sternenbücher 8 Paradise2
Die Sternenbücher 9 Solitan
Die Sternenbücher 10 Das Symbol für Solitan
Die Sternenbücher 11 Das Ubewu
Die Sternenbücher 12 Ich und Es
Die Sternenbücher 13 Der dreizehnte Stern
Die Sternenbücher 14 Die Raumzeit
Die Sternenbücher 15 Selbst Ich
Die Sternenbücher 16 Vergehen und Werden
Die Sternenbücher 17 Die zweite Reise zum JETZT
Die Sternenbücher 18 Marielle
Die Sternenbücher 19 Arkadien
Die Sternenbücher 20 Das letzte Abenteuer
Die Philosophie der Lust
Die Philosophie des Königswegs
Das Buch
Nach zwanzig Reisen wird es schwierig, das Älterwerden zu verdrängen. Mehr als vierzig Jahre Dienst im Raumfahrtdezernat Berlin. Die letzte Reise zum Mars wird zum Abenteuer mit explosivem Ausgang. Eine Forschergruppe in den Labors einer Marsniederlassung trifft auf einzigartige Lebewesen, doch diese werden zum Spielball im Ringen um Individuation. Die letzte Mission des Raumpiloten führt ihn zu einem weiteren Ort, dem Marsvulkan Elysium. Der Name ist Programm, denn eine Gruppe Wahrheitssuchender begibt sich dort in das Letzte Abenteuer.
Inhalt
I M P R E S S U M
Inhalt
Reise zum Mars
Ankunft auf dem Mars
Claire
Metatypus
Wendigor
Manus
Die Abenteurer
Physik
Elysium
Der Stoneman
Die Prozedur
Reise zum Mars
1. Reise zum Mars
Ich bildete mir nicht ein, den Kosmos zu kennen. Der uns bekannte Bereich erstreckte sich nur auf einen marginalen Anteil des Universums. Wir hatten die Erreichbarkeit entfernter Himmelskörper zwar erheblich erweitern können durch die Technik des Lichtaspektes, aber die Erforschung des Löwenanteils am Sternenhimmel' war nur durch Apparate möglich. Im Schnitt hatte ich pro Reise zwei Jahre benötigt und darin eingeschlossen waren die langen Monate der Vorbereitungen und der abschließenden Analyse einer jeden Erforschung. Zweifellos würde ich irgendwann, vermutlich eher früher als später, als Raumpilot abtreten müssen.
Durch das Näherkommen jenes Momentes geriet peu à peu auch das eigene Ableben in die Betrachtung, wenn auch noch nicht bewusst. Und dann?
Als meine letzte Reise Konturen annahm, wurde mit ihr auch die Begrenztheit des eigenen Lebens immer deutlicher. Komischerweise gab es, für mich überraschend, sogar einen thematischen Zusammenhang zwischen dieser Perspektive und dem Inhalt der Unternehmung. Meine Missionen hatten manchmal nur wenige Monate gedauert, andere aber auch einige Jahre. Alles, meine Reisen, meine Abenteuer, meine Begegnungen, meine Partner, die Orte, die durchlebten Zeiten, die Erfahrungen, - alles war Bestandteil meines Lebens, meiner persönlichen Welt.
Tatsächlich war das Thema meiner letzten Mission erstaunlicherweise eher ein philosophisches als ein astrophysikalisches. Es ging um, ja, - es war für das Raumfahrtdezernat Berlin erstaunlich -, es ging um die Zusammenarbeit mit einer Organisation, die sich mit dem Leben nach dem körperlichen Ableben, mit der Frage der Wiedergeburt beschäftigte.
Ob übernatürliche Fähigkeiten, mutante Eigenschaften oder andere unerklärliche metaphysische Charakteristika einen Blick über den Horizont des Todes hinaus ermöglichten, spielte dabei überhaupt keine Rolle. Es ging immerhin um nachvollziehbare Logik, nicht um Fantasie.
Es gab im erreichbaren Umkreis der Erde einen Himmelskörper, den man historisch wegen der Eigenarten, die man auf ihn projizierte, Planet des Todes getauft hatte. Es sollte einst Leben auf ihm gegeben haben. Doch nun, - und das war ebenfalls Teil der Mission -, wurde mit lebensähnlichen Objekten dort geforscht. Fragen hatten sich aufgetan hinsichtlich der Vergleichbarkeit dieses Lebens. Es war nicht in unserem Sinne lebendig.
Entschuldigung, diese Einleitung in die Kernsubstanz der Mission war in hohem Maße irritierend und ich gebe zu, dass ich diese undeutliche Betrachtung benutzt habe, um in den thematischen Bereich der Mission überzuleiten. Sowohl dem Chef des Dezernats als auch seinen freien Mitarbeitern ging es um den Grenzbereich des Lebens: - den Tod.
Gab es irgendetwas, das blieb, nach dem Zerfall des Körpers? Irgendetwas, das mehr war als Umwandlung der Lebensenergie in andere Lebensformen, also Enzyme, Nährstoffe, Mineralien, Fette, Kohlenhydrate als Nährboden für neues Leben? Wiederum Entschuldigung für die Pietätlosigkeit!
Ich war gewohnt, mich selbst als stabil, unveränderlich, überdauernd zu empfinden, als den wichtigsten, entscheidendsten Kern in meinem Körper. Durch die Forschungen in diesem Bereich der menschlichen Psyche war eine solche Betrachtungsweise seiner selbst fragwürdig geworden und zumindest einer kritischen Neubetrachtung übergeben, der ich mich schon seit einiger Zeit nicht mehr verweigerte. Es gab für mich gute Gründe, an der herkömmlichen Denkweise zu zweifeln, die das Ich als unabhängig, nicht als Bestandteil des lebenden Organismus wahrnahm, wie das Herz oder die Lunge.
Bin ich das, was da ist oder bleibe ich das, was bleibt, wenn ich nicht mehr da bin? Was bleibt, wenn ich nicht mehr da bin? Das, was ich zu Lebzeiten diesbezüglich plane?
Hoppla, was wäre, wenn es außer den Vorstellungen, die Überlebende über meine Daseinszeit pflegen, außer Illusionen nichts gäbe? Würde es mich enttäuscht zurücklassen?
Ist es notwendig, sich in Erinnerung, ins Gespräch, in die Historie zu prägen als Ich, oder sollte ich das besser bleiben lassen?
Nun, ausgerechnet das Dezernat bot mir in dieser Frage, die mich seit einiger Zeit beschäftigte, ein Arbeitsfeld an.
Ich hätte es nicht unattraktiv gefunden, ähnlich den Gebräuchen einiger indianischer Stämme einfach inkognito irgendwo auf der Erde oder im Kosmos zu verschwinden, unauffindbar zu bleiben für die Überlebenden, die Hinterbliebenen, die Freunde und Anverwandten. Man musste nicht unbedingt eindrucksvolle Spuren hinterlassen, Fußabdrücke, in die mutmaßlich niemand sonst hinein passen würde. Oder Werke, die die Lebenszeit überdauerten, ein Persönlichkeitsbild prägten und den Ruf, den Ruhm, die Wiedererkennung weitertrugen, obwohl die Person nicht mehr länger auf der Erdoberfläche verweilte. Jeder schien sich ein Weiterleben nach dem körperlichen Tode zu wünschen, in welcher Form auch immer. Es gab Geschäftsmodelle, die sich mit dem Speichern, Konservieren, Archivieren von Persönlichkeitsmerkmalen beschäftigten, - und durchaus bemerkenswerte kommerzielle Erfolge vorweisen konnten.
Kaum jemand wollte unbemerkt entkommen.
Der Chef des Raumfahrt-Dezernates, mittlerweile ein junger Bursche, Nachfolger meines langjährigen Vorgesetzten, hatte ein Projekt angekündigt, das schon länger auf Realisation wartete. Es ging um Perspektiven für die ethische und moralische Orientierung in der Gegenwart. Nicht zum ersten Mal war eine Kommission im Dezernat vorstellig geworden, die sich diesem Themenkreis widmete. Man hielt Astrophysiker und Weltraumforscher offenbar für kompetent oder zumindest für aufmerksam. Möglicherweise wegen der Distanz, die sie berufsbedingt körperlich und gedanklich zur Erdbevölkerung einnahmen. Oder spielte da auch noch die Verklärung des Himmels als Jenseits, als Paradies eine Rolle? Jedenfalls stellte sich auch in diesem Kontext die Frage nach dem Verbleib jenseits des Todeshorizontes, es tat sich die Frage nach dem Nachtod auf.
Eine beunruhigende Fragestellung und Wortwahl.
Unser Chef, George, tat sich schwer mit der Artikulation des Projektes innerhalb des Dezernates. Er suchte Freiwillige für eine kleine, zeitlich eng begrenzte Mission, die zunächst recht langweilig klang. Es zeigte sich, dass tatsächlich nur wenige, ältere Mitarbeiter sich meldeten.
Jener Planet des Todes, wie er sich im Sprachgebrauch eingebürgert hatte, genoss seit seiner Entdeckung einen gewissen Kultstatus. Schon vor vielen Jahrhunderten hatte es wilde Spekulationen über ihn gegeben. Schon immer hatte man vermutet, dass es dort Leben gegeben habe, - wenn auch nicht mehr im neuen Jahrtausend. Erst jüngst, seit wenigen Jahren, gab es wieder Meldungen in dieser Richtung. Wie bereits angedeutet beherbergte er eine Daseinsform, die wir, also die irdischen Menschen, nicht unbedingt gewohnheitsmäßig als Leben bezeichnen würden. Unsere Definition von Leben bestand vorwiegend aus dem Aspekt der Reproduktionsfähigkeit. Zwar konnten auch Kristalle wachsen und sich in gleicher Form vervielfältigen, aber unsere Definition von Leben bezog sich auf zellulare Systeme, die sich durch Teilung materiell fortpflanzten. Alles andere war für uns tot.
Allen Menschen war ab einem ungewissen Alter klar, dass ihr materieller Körper eines fernen Tages dem finalen Zerfall anheim fallen würde. Dagegen hatte die Technologie noch immer kein Mittel gefunden, obwohl es eine Vielzahl an Ersatzteilen und Methoden gab, den Tod hinaus zu zögern. Man tröstete sich traditionell mit einer bunten Palette an Fantasien, die sich auf ein Leben NACH dem Tod stürzten, um es auszumalen. Die Erwartungshaltung war entsprechend hoch und trotzdem war bislang keine Mitteilung greifbar, die bestätigen konnten, dass die Erwartungen erfüllt oder übertroffen wurden.
Natürlich war auch mir diese beliebte Tätigkeit nicht verborgen geblieben und auch mir stellte sich frühzeitig die Frage, was ich angesichts dieser Tatsache vom Entwickeln eigener Fantasien hielt und zu tun gedachte. Ein Teil von mir forderte dazu eine Stellungnahme und ein anderer Teil von mir verweigerte sich aus Entschluss- oder Fantasielosigkeit, während ein dritter Teil die greifbaren Angebote zu prüfen versprach. Es war eine Farce. Ich versagte an diesem Punkt in allen meinen Teilen. Ich reagierte auf die Lage mit Verschiebung, Verlagerung, Verdrängung. Bis -, ja, bis jenes Projekt publik wurde und meine Neugier antriggerte. Der Planet des Todes war mir als Faktum unseres menschlichen Gesellschaftsspiels geläufig und ich fragte mich anfangs, was er im Kontext ernsthafter Astrophysik zu suchen habe.
Was ich über ihn wusste, beschränkte sich auf eine Modefraktion, die sich kostenaufwändig und partiell nicht nachvollziehbar mit Reisen zum Sterben befasste und diese Destination buchte. Und doch, soviel war mir geläufig, gab es auf jenem Planeten Leben, - oder zumindest eine zweifelhafte Form von Dasein, die sich unserer irdischen Definitionstätigkeit verschloss und, so munkelte man, eine hohe Attraktivität für Sterbende oder vom Sterben bedrohte darstellte.
George hatte uns als Team konditioniert auf eine Beobachtung jener Daseinsform (denn diese war im Fokus der Mission) und ihrer Anziehungskraft auf jene Fraktion. Ich war der Pilot. Der Weg war kurz und einfach zu bewältigen, denn – ja, es klingt lächerlich -, es ging nur bis zum Mars. Man benötigte keinerlei hochentwickelte Technik; es gab keinerlei Anforderungen bezüglich der Orientierung und Navigation. Man hätte quasi auch völlig ohne Piloten das Ziel kaum verfehlen können; wir mussten uns um die Mühsal des Reisens keine Gedanken machen, denn abseits der optischen Wahrnehmbarkeit hatte sich auf der etwas ruhigeren, von Stürmen nicht so geplagten Teilfläche des Planeten eine kleine und merkwürdige Kultur herausgebildet, die so tat, als sei sie auf einem entfernten, von der Erde optisch und informell völlig getrennten Himmelskörper platziert.
Natürlich stand ein Geschäftsmodell dahinter. Auch die Herausbildung von Kult, von der Gebrauchstüchtigkeit einer bestimmten Fantasie, stand im Verdacht, geschickt lanciert zu sein, - von den Vermarktern. Uns als Mitarbeiter des Raumfahrtdezernates interessierte allerding dieser marketingrelevante Bereich überhaupt nicht. Wir waren unterwegs zum Mars in einer sehr wissenschaftlichen Frage. Wir, - das waren drei Personen außer mir, - Steve, der Psychoanalytiker, den ich neu kennengelernt hatte, - Marie-Jaune, die Französin aus Lyon, die sich zellbiologisch mit dem Prozess der Vergänglichkeit beschäftigte und Marla, eine zweifache Mutter von den Shetland-Inseln, die metaphysische Physik als Fach angab.
Unsere Fragestellung? Ja, das war alles andere als eindeutig. Diese merkwürdigen Formen von Dasein, die sich definitionsbezüglich im Grenzbereich von Leben und Tod befanden, - vermutlich hätte jeder Wissenschaftler, der sich im biologischen oder physikalischen Bereich hatte ausbilden lassen, von Mineralien gesprochen -, jene Daseinsform zeigte untypisches Verhalten, was die Kriterien betraf, die man zur Unterscheidung benötigte. Es waren wohl Übergangsformen zwischen reinen molekularen Strukturen und primitiven, atypischen zellularen Strukturen. Und abgesehen davon wusste man so gut wie nichts über ihre Entstehungsphase, möglich, dass sie Äonen zurücklag, vermutlich, oder besser gesagt mehr geraten als gewusst in der Zeit, als der Mars noch Träger einer eigenen Atmosphäre gewesen war.
Alle Menschen, die von einem Leben nach dem Tod des physischen, materiellen Körpers ausgingen, stellten sich ein Geistwesen vor, das entweder aus den geistigen, emotionalen, prägenden, ich-bildenden Episoden der Lebenszeit bestand, welche ihrer Vorstellung nach nicht unter das Diktat des natürlichen Verfalls fiel, oder eben einer sowieso schon quasi-göttlichen Substanz, die jedem materiellen Lebenskörper innewohnte. Beide Instant-Qualitäten wohnten in den lebenden Substanzen, benutzten sie, liebten sie und belebten sie durch ihr Dasein, - so die Vorstellung. Kein Leben ohne diese Essenzen – lautete die Theorie, die als Wahrheit und erlebtes Wissen von den Praktikanten des Kultes verfochten wurde. Alle Energie des Lebensprozesses entsprang dieser Essenz. Es gab für sie eine Flamme, die nie verlosch und deren Wirken sich dummerweise dem konventionellen Wissenschaftler nicht offenbarte, nur dem Kult-Gläubigen.
Doch auch wir, die wir dem Kult nicht, - bisher nicht -, gefolgt waren, wurden von den Gedanken rund um das Vergehen, die Vergänglichkeit, heimgesucht. Welche Alternativen gab es? Nur die eine, dass alles mit dem Tod der körperlichen Zellen, mit dem Verfall des Organismus endete, auch das Seelenleben?
Ich war unleugbar alt, - konkret zu Beginn der Mission 67 Jahre, schon weit am oberen Ende der Raumfahrtzunft angekommen und mir dieses Umstandes durchaus bewusst. Die Defizite körperlicher Leistungsfähigkeit hatten längst zugeschlagen. Steve, Marie-Jaune und Marla waren erheblich jünger. Aber sie waren genau wie ich schon jenseits des Alters, in dem man blöde Witze über das Altern machte. Uns alle beschäftigte die Frage, was von uns bleiben würde, - danach -, und unsere bevorzugten Vorstellungen orientierten sich an Wahrscheinlichkeiten, nicht an Wunschdenken: ja, wir waren verdammte desillusionierte Skeptiker.
Steve hatte vor zwei Jahren seine Partnerin durch einen Unfall verloren, Marla war eine Existentialistin, trocken, unverblümt und direkt, - mit dem Anspruch des ehrlichen Realismus, was immer das sein mochte.
Marie-Jaune war die Jüngste. Ihr volles braunes, ins Gelbe changierende Haar, - es war tatsächlich ungefärbt, das hatte ich auf den zweiten Blick festgestellt, umwallte ihr rundes, optimistisches Gesicht wie ein Symbol ungebremster Vitalität, und sie hatte dabei eine unverhoffte Wirkung auf meine Fantasie. Sie repräsentierte in unser Team die Kompetenz für tiefenpsychologische Vorgänge der selbstmotivierenden Todesangst. Ihrer These nach gab es keine natürliche Angst vor dem Tod, nur eine generierte.
Die Hoffnung auf Wiedergeburt, - wie auch immer, in einem Paradies, in einem von Halbgöttern bevölkerten Intermedium, in einem weiteren okkupierten Körper, in einer rein seelischen, immateriellen Existenz, in einem Zwischenstadium, wie es auf dem Planeten des Todes vermutet wurde, oder in einem vergangenen, zu korrigierenden Zeitalter, all das war scheinbar besser als die desillusionierte Vorstellung des kompletten